Darlington Memorial Library
REeılere
durch ee der mittlern und füdlichen
ee Sereinigten
— *
nordamerikaniſchen Staaten |
nach Oſt⸗Florida und den Bahama⸗Inſeln
unternommen in den Jahren 1783 und 1784
von
Johann David Schoͤpf
d. A. W. D. Hochfuͤrſtl. Brandenb. Onolzb. und Culmb. Hof⸗ und
Militär s Medikus, Landphyſikus, des Mediz. Colleg. zu Bayreuth Rath
und der Geſellſchaft naturforſchender Freunde au Berlin Mitgliede.
Zweyter Theil,
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Erlangen
bey Johann Jacob Palm. 1788.
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— Botrede. —
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We⸗ ich über die Beranfaflung * den naͤ⸗
hern Zweck meiner Reife durch Nordame⸗
rika bereits in der Vorrede zum erſten Theile
erinnerte, habe ich Urſache auch hier zu wieder⸗
holen. Nach der fage aller Umſtaͤnde wollte ich
weder noch konnte ich mir vorſezen, eine voll⸗
ſtaͤndige Beſchreibung aller amerikaniſchen Merk⸗
wuͤrdigkelten zu liefern. In dieſer Hinſicht, bitte
ich ferner nicht unbemerkt zu laſſen, daß die
Reiſe durch Virginien, Nord» und Suͤdkarolina
in den für naturhiſtoriſche oder oͤbonomiſche Bes
obachtungen ungünftigen Wintermonaten gefchas
be, und dann — oder gar nicht — gefchehen
mußte. Nach diefen Verhaͤltniſſen werden, wie
ich hoffe, billige Leſer mic) entfchufdigen, wenn
ich den Wunſch, fie durch ein angenehmes Mans
cherfey von unterhaltenden oder belehrenden Ges
genjtände zu befriedigen, nicht ihrer Erwartung
gemäß, erreichen konnte. Sch befchlieffe Diefe
Heilen
— >
VWorredee
Reiſebeſchreibung a meiner Ankunft if Eng
fand. Den dem groffen Vorrath von Nachrich⸗
ten und Bemerkungen über dieſes Reich und ans
dere Örgenden, welche ich auf der Ruͤckkehr in
mein Baterfand berühret, würden die meinigen
hier überflüffig feyn.
Zur weitern Erklaͤrung deſſen, was hin und
wieder in dieſer Reiſe uͤber das Veraͤnderliche
und Wider ſinnige des Klimats von Nordamerika
geſagt iſt, hielt ich es fuͤr zweckmaͤſſig, ein
Fragment eines Schreibens uͤber dieſen Gegen
ſtand anzuhaͤngen, welches ich ehemals an mei⸗
nen verehrungswuͤrdigſten Lehrer und Goͤnner,
Herrn geheimen Hofrath Delius, gerichtet,
und welches bereits ins 7te und ste Stuͤck
von Herrn Hofrath Meufels biftorifchen Kirteras
tur aufgenommen, und auc) der Fleinen Anzeige
vom Gebrauch des Mohnfafts in venerifchen
Krankheiten, beygefügt war. Die in diefem
Schreiben erwähnten groffen Abftuffungen von
Hize und Kälte werden noch durch bie neueften
meteorologifchen Beobachtungen beftätiger, wel
de zu Cambridge in Neuengland, mit Mannheis
mer Safteumenten, von Herrn Williams im
Jahr
* *
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DBorrede
Jahr 1785 angeftellt , und in den Ephemerid.
‚Soeietat. Meteorolog. Palatinae Anni 1735 mit,
geheilt find. Denn auch aus diefen ergibt ſichs,
daß die Atmosphäre daſelbſt groffe Deränderun _
gen und Abmechslungen feide; Daß Das Jahren,
Heitifche Thermometer oft 14° unter o fen und
manchmal auf 99° fleige, und bismwellen inner,
halb nur 12 Stunden auf 30 Grade varfire.
Es wird wahrſcheinlich auch Feiner Ent
ſchuldigung bedürfen, daß ich einige aus neuern
deutſchen Philadelphifchen Zeitungen (welche das
ſelbſt unter dem Titel: Gemeinnüzige Phila⸗
delphiſche Korrefponden;, in Hrn. Melchior
Steiners Verlag erfiheinen) entlehute Artikel
als Beylagen am Ende diefer Reiſebeſchreibung
bengefügt habe. Zur Erläuterung und zum Bes
weis deſſen, was ich gefegenheitlich über aͤhnli⸗—
che Gegenftände gefagt, wählte id) vorzüglich
ſolche Artikel, welche die Beförderung und Er
richtung einiger Lehranſtalten, Die zu verbeſſern⸗
de Erziehung der Jugend in Städten und auf
tem $ande, und die gewünfihte Verbreitung des
Eifers für MWiffenfihaften überhaupt betreffen.
Man wirb aus denfelgen erfehen, wie ſehr man
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Borrede
bie Nothwendigkeit ſolcher Vorkehrungen
Amerika fuͤhlet, und wie ſehr nach dem eigenen
Geſtaͤndniſſe einheimiſcher Deutſchen dieſe Nation
insbeſondere bisher hierinnen vernachlaͤſſiget war.
Endlich habe ich noch zu Berichtigung einl⸗
ger Mißverftändniffe zu erinnern, daß das dem
eriten Theile diefer Neifebefchreibung beygefügte
Ehärtchen keineswegs zur Erläuterung der batins
nen erzählten Reiſeroute geſtochen worden fen.
Es foll blos dazu dienen, Die neuerlich gemachte
Eintheilung des Annenfandes der vereinigten
Staaten von Nordamerifa, und die tage der das
felbft auffeimenden und Fünftigen neuen Provins
jen daraus zu erfehen. Einig und allein zu
diefem Behuf und zur Erläuterung der Beylage
Nro. H. des erſten Theils iſt ſolches nad) eis
nem in der nemlichen Abficht in Bayley’s Pocket-
Almanac, Philadelphia 17395, mitgerbeiften
Chärtchen genau Fopirt worden. — Bayreuth,
im Oftober 1788. —
Fragment
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Neuyork am zoflen Dec. 1780.
eber das Klima, und die Witterung des weftlichen
Welttheils hat man, ſeitdem er den Europaͤern
bekannt worden iſt, ſo vieles gefagt und gefchrieben, -
"daß ich mir weder ſchmeicheln kann noch darf, etwas
wichtigeres und neueres hinzu zu thun. Da man aber
in unſerm Vaterlande weniger damit bekannt iſt, und
in der That weniger ſich darum bekuͤmmert, als die
mit dieſem Welttheil durch Handel und Kolonien r⸗
bundene Nationen; ſo werden Sie mir ©
ich die Bemerkungen, die ich uͤber die Eigenſchaften
des Klima's des noͤrdlichen Amerika, waͤhrend 4 Som⸗
mern und 3Wintern, zu machen Gelegenheit gehabt,
wenigſtens als Beftätigung des fchon Befannten, Ihnen
bier mittheilen darf. Allgemeine Anmerkungen über dag
gganʒe noͤrdliche Amerika ſcheint zwar ſeine auſſerordent⸗
+ lie, Ausdehnung von Hudſons-Bay bis an die Flos
rida's nicht zuzulaffen; unterdeſſen vereinigt fich doch
die erfe und auffallendfie Bemerfung aller Neifenden
und Beobachter, nicht nur ber nördlichen, fondern auch
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w Klima ind
der ſuͤdlichen Hälfte YAmeriko’s, dahin: daß alle die Er⸗
fahrungen über Klima und Witterung, in den drey als
ten Welttheilen, fich im geringften nicht auf den neuern
anmenden laffen. Kälte hat bier die Oberhand. —
Noch immer habe ich aber nur einen fehr unbeträchtlis
chen Theil des Ganzen, längs der Küfte, von der Da
laware» Bay bis zu Rhod⸗Island, und einen kleinen
Theil der daran floffenden Provinzen ’ Penfylvanien,
Oſt⸗ und Weſt-⸗ Jerſey, Neuyork, Connektikut und
Rhod⸗Island, zu ſehen Gelegenheit gehabt, folglich
muß ich mich hauptſaͤchlich nur darauf einſchraͤnken.
Dieſer kleine Strich erſtreckt ſich vom 3uſten zum 42ſten
Grad noͤrdlicher Breite, und iſt nicht nur an ſich ſchon
ielem Betracht verſchieden, ſondern giebt auch Ge⸗
Denheit, Betrachtungen über den ganzen noͤrdlichen
Melttheil zu machen und zu beftätigen. — Vergebeng
fhmeichelte ich mir, als wir ung erſt der Kuͤſte von
Neuyork naheten, ein ähnliches fruchtbätes, mildes
und angenehmes Klima zu finden, als die in Europa
unter ber nemlichen Breite liegenden Länder gewaͤh⸗
ren-— aber bald murde ich überzeugt, daß der |
ſtand zwiſchen beiden auſſerordentlich auffallend iſt. Ein $
> Theil vom Kirchenftaate, der nördliche Theil Neapelg,
die füdlichen Provinzen von Franfreich und Spanien,
und eben fo vorzügliche Länder in ber Levante, haben
die
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bie nemliche Somenhöhe mit den Provinfet in. Ameris
fa, bie, ich genennt habe. Aber alle die Annehmlich⸗
keiten, alle die Vorzüge, die Stalien den Namen des
Gartens von Europa erworben haben, alle die vor⸗
treflichen Weine, die ‚guten Kornfrüchte, die Menge
anderer auserlefener Früchte, Mandeln, Citronen, Feis
‚gen, Dliven, die in Europa in der nemlichen Parallele,
und noch weit nördlicher im blühendeflen Ueberfluſſe
find, werden hier vermiſſet, und auch in noch füblie
‚ern Provinzen, finden fie nicht eine ihnen angemefs
fene, freundliche, gleichförmige Heimath. Statt der
| um Neapel gemäffigten Sommer und milden Winter,
haben wir hier in beyden Jahreszeiten Bise und Kälte
aufferorbentlich ſtrenge, und nichts das ben Produkten
jener Gegenden entgegen zu fegen wäre. Die beugen
Karolinasg und Floridas, unerachtet fie die füdlichften
Provinzen und den, heiffefien Sommern unterworfen
find, fühlen Fichte deſto weniger alle Jahre, mehr oder
weniger, fuͤr eine Zeitlang, alle Wuͤrkungen eines
oft heftigen Winters. Noch auffallender werden dieſe
ER Vergleichungen, im Verhaͤltnis mit den noͤrdlichern Ge⸗
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‚genden Amerika's. N Sm 4sften, 49ſten, zoften Grabe
| Er genieffen. wir in unferm Vaterlande noch eines milden
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gemaſſigten Klimats, warm genug um gute Weiner
Kornfrüchte und vortrefliches Obſt zu liefern. Ein
13 Land
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vi | Klima und Witterung |
Land von faſt ewigem Froſt und Schnee füllt die nem⸗
liche Breite in Nordamerika. Neu⸗ « Schottland , Neu⸗
Fundland, Canada und Neubrittanien, ſind den ihnen
in Europa parallel liegenden Gegenden ſo ungleich, als
beynahe Winter und Sommer; dieſe, Labrador und die
Gegenden um Hudfonsbay, find beynahe mehr als die
Hälfte des Jahre im Eis und Schnee eingehüllet, fü
dag auch die unter ähnlicher Breite wohnenden Eur
ropaͤer, ſich da anzubauen noch nicht getvagt haben. Der
Verfaſſer der Recherches philoſophiques ſur les Ame-
ricains ſchaͤzet den Unterſchied der Waͤrme in der alten
und neuen Welt auf zwoͤlf Grade, und haͤlt die Gegen⸗
den der alten Velt unter dem zoſten Brad für eben fo
warm, als die amerifanifchen unter dem 18ten; und
nd andere fezen den Unterfchied auf 14 und 15 Grade.
Neuyork und Philadelphia lechzen in ‚den Sommers
Monathen oͤfters viele Tage nach einander unter einer
Hize, die nach den Empfindungensund Zeugniß der Neir
fenden ſowohl, als nach dem Wärme: Maag, fo groß
iſt, als in Weftindien und den ſuͤdlichſten Theilen des |
feften Landes, nur daß fie nicht fo ununterbrochen
und fo viele Monate lang fortdauert, ale dort. Faſt
alle Sommer wird das Fahrenheitiſche Wärme, Maas
ein» und mehrmalen auf 95 — 95 — 97 Grad bes
merft.
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in Sortamert. —— vi
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merft. — des nne und Julus 1778
rend die brittiſche Armee ſich von Philadelphia durch
4 Jerſey zuruͤckzog, blieb es faſt acht Tage nach ein⸗
ander zwiſchen 97 — 96, und am 28ſten Junius, an
welhem Tage die Bataille bey Monmouths Courthoufe
vorfiel, war es 96. Auf Nhod- Eyland, dag wegen
feiner offenen Lage an der See einen gemäfligten Soms
mer hat, fahe ich dag Dueckfilber im Junius, Julius
und Auguſt öfters zwiſchen 84 — 90. Und in dem dies⸗
jaͤhrigen Sommer hatten wir eine auſſerordentliche und
anhaltende Trockene und Hize, im Julius und Auguſt.
Die Hoͤhe des Fahrenheitiſchen Thermometers war taͤg⸗
lich um Mittag im Schatten 84 — 88 — 90 — 92 — 96
Grade. Der Sonne unbedeckt ausgeſezt, ſtieg es
zu 106, 110, 116.26, In der Sonne und mit einem
dünnen, ſchwarz ſeidenen Bande bedeckt, um das Zu⸗
ruͤckwerfen der Sonnenſtrahlen zu verhindern, fuͤllte
| der Merfurius in meinem Thermometer die volle Länge
bes Glaſes aus, die aber nur unter 123° iſt. Hinge⸗
gen fahen wir D. Nooths Thermometer, die mit vielem
Fleiß und Nichtigkeit verfertigt find, und über den fie«
denden Waſſerpunkt hinaufgehen, oft wenn fie bedeckt
der Sonne ausgeſezt, oder auf einen Stein, der von
der Sonne erwaͤrmt war, gelegt wurden, auf 128 — 1357
und einmal, den 2aſten Auguſt, 146 Grade. In der
a4 Nacht
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‚Nacht, fand ur Fi, — Toge
79 ⸗ 82 — 88 — 90; kaum ſahe ich es durch dem
ganzen. Auguſt, weder Abends noch Morgens unter
78°. — Mehrere mit dieſen uͤbereinſtimmende Beobach ⸗
tungen ſind von verſchiedenen andern Perfonen gemacht
worden — nur mit dem Unterfchied dag die Höhe des
Queckſilbers im Schatten, nach der verfchiedenen Fühler
zen, ſchattichtern, oder dem Waſſer naͤhern Lage der
Häufer, bie und da um ein oder zwey Grade verſchie⸗
ben war. Die in ſuͤdlichern Provinzen gemachten Ber
merfungen, 4 €. bie Burnaby's Reifen angehänge ⸗
ten von Virginien, überfleigen diefe nicht (x); und wie
\ i ẽ ich
— —
(*) Zu einer Bergleichung der, biefigen Sommer: ‚Wärme
mit der von andern Gegenden, mag folgendes dienen. Nach⸗
„richt, die Inſel Sumatra betreffend, von Charles
„Miller, Sohn des vormaligen botaniſchen Gaͤrtners, fo
„ſich zu Fort Marlborough bey Bencoolen niedergelafs
„fen. ©. Philoſoph. Transad. Vol. LXVIII. part, ıma,
„fuͤr das Jahr 1778. — Das Clima ift bey weitem nicht
„ſo heiß, als man es gemeiniglich macht, oder als man
„es wegen feiner Nachbarfchaft an der Linie erwarten fols
tes das Thermometer, woruͤber ich feit, einem Jahr ber
zein Verzeichnis geführt, if Morgens um 6 niemals
„niedriger denn 699%, oder höher denn 76°. Um Mittag
„wech⸗
iX.
*
ei — eine is dag. — in Welindien,
Br noch in den Floridas ıc. ihnen die He, wo nicht’ges
maͤſſigter, wenigſtens nicht ſchwerer obgleich anhaltens
berugekhipnen- br
ungleich widerſprechender aber, und noch unerwar⸗
teter, iſt die zu der Breite der Lage und der Som⸗
merhize underhaͤltnißmaͤſſige Kaͤlte des Winters. Der
—— der Witterung zufolge, ſollte man glau⸗
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—
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wechſelt es von 79 — 88, und um 8 Uhr Abends von
„73 — 78 — 30. Nur einmal babe ich es auf 90° ger
ev ſehen, und in der Gegend don Batta, unmittelbar unter
‚der Linie, hab ich es öfters des Morgens um 6 hr bis -
„auf 61 herab gefehben. Wir haben täglich die Seewinde
„von 9 Uhr bis Spumen Untergang, und ziemlich friſch;
"dies mäfiget die Hise fo ſehr, daß ich niemals, auch
„nicht in der heiffeften Tageszeit, mehr Inbequemlichkeiten -
J —9 davon Zefuͤhlt, als ich häufig an einem Sommertage in
* „England empfunden.,, D. Blane, Medikus bey Lord
Rodneys Flotte in Weſtindien, verficherte mich, daß in den
—* weſtindiſchen Gewaͤſſern, am Bord des Sandwichs, das
Thermometer, ſo in der Sterngallerie im Schatten hieng,
nie uͤber 380 war, aber hingegen auch ſelten unter 330
waͤhrend der heiſſen Jahreszeit. |
: Sri und Meng. —
*
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ben, daß dieſer Erdſtrich aahelich m. unter der Den
nach dem Nordpole"verfest würde. ange fchon hatten
ſich die leichtglaͤubigen Amerikaner geſchmeichelt, —*
durch den ſtark fortſchreitenden Anbau und Entwaldung
des Landes, ihr Klima ſeit Jahren her viel gemildert,
und die Strenge ihrer Winter gemaͤſſigt worden ſey.
Nichts deſtoweniger war es eine gemeine Erfahrung,
das Queckſilber beynahe jaͤhrlich bis auf o herab, und
drunter, zu fehen. Der vergangene Winter aber hat
auf einmal diefe zu frühe Hoffnung widerlegt.
Eines ähnlichen Winters in Anfehung der Strenge
und Dauer der Kälte, des Froftes, und der Menge des
gefallenen Schnees, wiſſen fich die mehreſten Einwoh⸗
ner nicht zu entſinnen. Schon ſo fruͤhe, als Ende
Novembers und Anfang Decembers, fieng anhaltender
Froſt an, fiel haͤufig Schnee, und blieb durchaus lie⸗
gen — welches in den gewoͤhnlichen Wintern erſt um
4 — 6 Wochen fpäter zu geſchehen pflegte. Tiefer im
Lande fiel im verfchiedenen Schneeſtuͤrmen eine folche
Menge, dag man mit Schlitten über alle Einzäununs
gen wegfuhr. Gegen und im Januar, fieng die firengfte
Kälte an fich zu aͤuſſern. Der North» und Eafl, River
gefroren fo dicke, daß über beyde Schlitten mit Laften
getrieben wurden. — Alle Ablöfungen nach Powles⸗
Hook, Erpeditionen, alle Gattungen von Provifionen
und
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und a — Geſchuͤze, —— vier
„Wochen lang auf dem Eife hin und bergebeacht, Gchlit
‚ten "olöihen von bier nach Staaten: Eyland, nach Long.
Eoland, und von einer diefer Inſeln zur andern. Fiir
fchen Opfer - Bay und Weft»Chefter, giengen Leute
bey 20 Meilen über dag Eis. In Philadelphia wurde
das gewöhnliche Dchfenfeft auf dem Delaware gehal⸗
ten; dieſer Fluß aber war bis an die Bay herab ge⸗
froren. Die Lage der füdlichern Provinzen fchüzte folche
diesmal fo menig als fonft, fir dem Ungeftim des
Winters. Der James» und PorkKiver in Virginien, un⸗
ter dem 37°, waren fefte gefroren, und die Cheafapeafs
| vol Eis. Die Flüffe in Karolina und Georgien
unter 33° und 32°, waren mit zolldickem Eis bedeckt.
Hin und wieder find vorjährige Beyſpiele, von
den aufferordentlichen Wirkungen der Kälte in den ſuͤd⸗
lichen Provinzen angezeichnet. Den 7ten Febr. 1747
fror e8 fo hart in Charlestomn, daß zmo- Bouteillen,
die jemand voll Waſſers mit ing Bett genommen , des
Morgens zerborften und dag Waffer in einen Klumpen
Eis verwandelt gefunden wurden. Sn einer Küche, wo
Feuer gehalten wurde, fror nichts deſtoweniger dag
a in’ einem irdenen Gefäß, worinnen ein lebendis
ger Aal aufbehalten wurde, big auf den Boden. Den
sten Sanuae 1765 beobachtete Hr. Bertram eine fo
auffers
4 Nordamerifa. —
*
nen — in St. ar 30°, ah
in einer Nacht ber Boden länge St. Zohn’s River
einen Zoll dick gefroren war, und alle bie Citronen⸗
und Banana» Bäume, um St. — — die Bike
— (*). |
Der berühmte Winter 1740, und einige andere,
% waren nach der Ausfage und dem Gefühle der Einwoh»
ner, dem leztern (**) an Kälte gleich; ‚aber obſchon
ſolche oft fo grimmig war, daß der beſte Weingeiſt in
weniger als 15 Minuten fror, ſo hielte ſie doch nie
über 4 — 5 — 6 Tage in dem nemlichen Stade an,
- fondern hatte immer wieder gemaͤſſigtes und Thauwet⸗
‚ ter dazwiſchen. Den Bemerkungen, die vor dem Kriege
von den Herren am Neuyorker Collegio gemacht wor⸗
den; zufolge, Bar man öfters in einem Winter dag
‘ ei Queck⸗
(*) Robert’fons hiftory of America. Vol. Il. p. 331.
(** Benrerfenswürdig ift es, daß verfchiedene Nachrichs
ten, von Canada, New: Fundland, News Seotland, des
vergangenen Winters, als eines mildern als gewöhnlich,
erwähnten. — Das nemliche ereignete fich im Winter
1783 — 84, welcher fehr frenge in den mittlern und füds
lichern Gegenden, hingegen ungewöhnlich gelinde in den
bier genannten nördlichen war.
* J— * Nordamerlta xm
—* — GV ober 38 ei unter dem
unkte gefehen; und im vergangenen war: dies
— gewoͤhnliche Erſcheinung. Mein Thermometer er⸗
Aitect ſich nur bis auf © — ich konnte alſo keine Be⸗
merfungen über den tieferen Stand des Queckſilbers mas
chen, obgleich ich verſchiedenemale die Roͤhre ganz da⸗
von entledigt geſehen. — Auch muß ich geſtehen, daß
ich aus verſchiedenen Umſtaͤnden durch die Kälte ver⸗
hindert worden bin, Bemerkungen uͤber die Kaͤlte zu
machen, Um den Mangel zu erfegen, rücke ich folgen,
den Auszug von Beobachtungen bier ein, die in ber
Nachbarfhaft von Neuyork gemacht, und in den vr.
lichen Blättern mitgetheilt worden find.
Hoͤhe des Merkurius in Tahrenheits Thermo⸗
n meter: j
Be: Sonnen» Aufg. Nachmitt. 2 Uhr.
16 Io 27
.17 17 32
18 12 21
19 13 unter o 14
20 Na
21 6 unter 0 *
DU ls. 5 29
9 3u gancafter in Penſylvanien, bemerkte Hr. P. Muͤh⸗
lenberg, den zten und aten Februar 1785, die größte Kälte
ebene *
XIV Klıma und. Bean
Pr Der Morgen des — war um einen en. Grad
„kälter ‚ als jeder andere Morgen dieſes Win ⸗
‚unters. Der Nachmittag des 2oſten war der kaͤl⸗
„teſte den wir jemals hatten. ——
Ich zweifle, ob irgendwo auf den — Theilen
der bewohnten Erde, ein auffallenderer Abſtand von
Hize und Kälte beobachtet worden, als in dem hieſi—
gen, von Sranflin fo gepriefenen Klima. Von 13 uns
ter 0, zu der Wärme. im Schatten 96°, iſt der Unters
ſchied 109 — und ju der größten Sonnenhize von 1469
beträgt der Abfland 159 Grade, da hingegen unter eis
ner nördlihern Lage das Klima von England fo gemäfe
ſigt iſt, daß der Abſtand von der größten Kälte zu der
größten Märme im Schatten nicht über 65° beträgt (#).
Noch nicht genug, daß die äufferfien Gränzen von
Wärme und Froſt einen fo auflerordentlichen Abſtand
gegen
CH) Die größte Kälte, die jemals in England empfunden
wurde, iſt 15 — Die größte Hize im Auguft 1779, war 70.
In dem LXIX, Vol.der Philofoph. Transad, eingerücte Ber
obachtungen des Thermom. zu Briftol bemerken den aͤuſſer⸗
ſten Stand des Queckſilbers im Haufe 75 und 313 auſſer⸗
halb 79 und, 30. Zu Lyndon im Rutland im Haufe 734
und 325 bemerken den aͤuſſerſten Stand des Queckſilbers,
aufferhalb 85 und 181 —
in Nordamerifa, u
gegen, einander haben. — Nicht genug/ daß in ununter⸗
brochener Wiederkehr von Jahrhunderten eines des an⸗
dern Wirkungen zernichtet, und daß das Land, das al⸗
len Unbequemlichkeiten der heiſſen und der kalten Zonen
ausgeſezt iſt, dennoch die Vortheile von beiden nicht
genießt — um es alle Unannehmlichkeiten eines un⸗
freundlichen Himmels fühlen zu Iafien, muͤſſen plözliche
und oͤftere Veränderungen in entgegen geſetzten Wit⸗
terungen noch das Ihrige beytragen. Schnelle Veraͤn⸗
derungen von Hize und Kaͤlte ereignen ſich hier beſtaͤn⸗
dig alle 3 — 4 — 5 Zage in dieſen Gegenden, Ju
den noͤrdlichern Theilen ſcheint die Witterung etwas
fläter zu feyn. In den Monaten Februar und März .
fommen fehon häufig ſehr warme Tage, bie immer wies
der mit ſehr falten , Froſt und Schnee abwechſeln Sn
der Mitte des Aprils, und öfters noch im May, friert
es. Im Winter 1778 wurden in Philadelphia Leute
mit erfrornen Zaͤhen nach dem Hoſpital gebracht, da
om Tage das Thermometer 70° ſtande, und. fie nur,
die vorhergehende Nacht den Froſt erlitten, Wir has
ben im Februar ohne Feuer bey ofinen Thüren und
Senftern. gefeffen, und waren hingegen ‚manchmal in
ber, Mitte des Sommers des Feuers froh. Am 25ffen
Der 1773. bielt id zu Schiffe, im Sund, einen der
graͤulichſten Nordſtuͤtme aus, dag Queckſilber Hand vers
fchiedes
—æS ——
*
Pr Slna und AO.
*
ſchiedene Tage lang zwifchen en *
auf brachte ung der Uebergang vom alten zum neuen
Jahre die angenehmffe Srühlingemwitterung, von 45 —.68°, :
Im Monat Julius 1779, fielen nad) vorhergegangener
geoffer Wärme, mit Sflihen und nordöfilichen Winden,
häufige Regen und fo fühle Tage ein, daß empfindliche
Perſonen Feuer haben mußten. Das Thermom. ſank
bis 50°, und dies wird gar. nicht unter die feltenen Er⸗
ſcheinmgen gezählt. — Ueberhaupt fan man hier im
Durchſchnitte, Faum 4 ganze — * Feuers gaͤnz⸗
lich entbehren.
Nach einer langen Reihe von heiſſen Tagen ſahen
wir vergangenen zoften Auguſt, auf einmal dag Ther⸗
mometer 63°, am 2a4ſten 920. — Es iſt unglaublich,
welche unangenehme Empfindungen im Körper, dieſe
plözlichen Abfprünge verurfahen, der häufigen Krank
heiten nicht zu gedenfen. Auch fogar die zarten Ges
soächfe , Melonen, Kukumern ıc. zeigten Marfen ziem⸗
licher Kälte, beynahe von Froft, an ſich — von da an.
fchon verlohr fih an den Pflanzen das lebhafte Gruͤn
amd viele Bäume hatten abgeſtandene Blätter. Wenn
fih der Nuffe aus feinem Schwizbade unmittelbar in
den Schnee, oder in den mit. Cie bedeckten Fluß fürs
get, fo glaube ich Faum, daß er halb fo viel Teidet, als
—
wir durch die unaufhoͤrlichen Abwechslungen der Wite
' terung.
«in Nordamerifa, es wen
y E *
—
— — —
terung · Am lezten Oktober hatten wir einen ziemlich
warmen Nachmittag; Abends zwiſchen 5 — 7 uhr bliste
und donnerte es in einiger Entfernung — und nichts
war. unerwarteter, als den nächften Morgen, am ıflen
November, alles um ung ber mit zofltiefem Schnee
bedeckt zu ſehen, und doch mar um 8 Uhr des Mor
gens, das Queckſilber ſchon wieder auf 48°. Wehnlihe
widerfinnige Beränderungen, koͤnnte ich eine Menge
durch alle Monate bemerken, wenn es nicht fhon ohnes
bin eine durchgängig befannte Erfahrung wäre. Wenn
Ymerifa einft einen Thompſon haben follte, (bis jezt
bat es noch feinen erträglichen Dichter geliefert,) fo
weiß ich nicht, welche von den ZJahrszeiten er der
- Mühe werth finden wird zu befingen. | |
Die einzigen erträglich angenehmen Monate find
der September und Dftober: Die Reize des Frühlings
find unbekannt und ungefühlt. — Ein beftändiges Aprile
fetter berrfcht durch die Monate März, April und
May — ein abwechslender Sommer und Winter. Und
- dann mit einemmale tritt unmäffige Hize ein, zwifchen
der ung die oͤftern und Fühlen nördlichen Winde an’
ben kaum vergangenen Winter erinnern. - Das Plans
zenreich lebt um einige Wochen fpäter auf, als in Eng⸗
land, und nicht früher Als in Teutſchland. Wir haben
‚ feines von ben frühen Gartengewächlen eber, als wir
ru b ge⸗
gewohnt find es zu baden. Mit mißtrauifcher Hand
fireuet Faum noch im April die Flora hie und da einige
Anemonen, Violen ꝛc. aus, und häufig. verhindern .
Nachtfroͤſte, oder zerſtoͤren die Bluͤten der —
im May (). — —
Die
— Der Eintritt des Fruͤhlings in — und Penſyl⸗
vanien iſt zwar abaͤnderlich, aber doch, nach der geographi-
ſchen £age der Gegenden, gemeiniglich ziemlich fpate. Ges
woͤhnlich finden fich in den lezten Tagen des Maͤrzes nur
noch geringe Spuren der wiederauflebenden Vegetation. Das
Dracontium foetidum L, iſt immer die erſte, aus der oft
noch befchneyten Erde empor fproffenden Blume. Ihr folz
gen Saxifraga nivalis und Anemone hepatica L. — Bir
fhe und Bäume find noch und bleiben noch lange unbe—⸗
Yaubt; die allermeiften bleiben es bis Anfangs Mays. —
Im April erfi blühen Anemone thalitroides, Anemone
thalitroides, Anemone quinquefolia, Saxifraga penfyl-
vanica, Gnaphalium obrufifolium und plantaginifolium,
Viola canadenfis, Acer rubrum &c. Es ift ein feltener
Fall, wenn diefe noch im März erfcheinen. Im der zweyten
Sälfte, oder gegen das Ende Aprils, blühen gewöhnlich
erft folgende beiden Welttheilen gemeine Pflanzen: Lamium
. amplexicaule, Thlafpi Burfa Paftoris, Leontodon Taraxa-
cum, Fragaria vefca, Caltha paluftris, Erythronium &c.
Dom May an und dem übrigen Sommer hindurch bleiben
fih die Blütezeiten ziemlich gleich. — Gras ift felten vor
der Mitte Aprils fp lang, um Pferden einige frifche Weide
zu gewähren. — Man vergleiche mit der hiefigen duͤrftigen
Srüblingsflora, die vielen vortreflichen Gewaͤchſe, welche in
u
AR ® ” vn * 2 — Bit . Bi
Re „EA NOF Dame fa. | —
Die herrſchenden Winde | und ‚die aufferordentliche _
Ausdehnung des feften Landes in Amerifa, werden ger
meiniglich als die vorzuͤglichſten Urſachen dieſer unglei⸗
‚chen und unſtaͤten Witterung angegeben. Ein Schrift⸗
fieler, von dem man glauben fan, daß er mit diefem
Sande bekannt fen, führt ähnliche Urfachen zur Erklaͤ⸗
zung des Falten nordamerifanifchen Klimats. an. Dicfer
Welttheil, fagt er, erftreckt fich nach aller Wahrſchein⸗
lichkeit bis unter den Pol, wenigſtens hoͤher als Europa
und Aſien, und noch hat man deſſen Ende nicht gefun⸗
ben, ob es gleich bis an ben Soffen und gaflen Grad
geſucht worden. * Eben fo unermeßlich iſt die Ausdeh⸗
nung Amerika’s von Dften nach Welten, in.diefen nord»
lichen Theilen. Beides, Grönland und. Spizbergen,
ſcheinen Theile des feften Landes zu ſeyn, oder kommen
ihm wenigſtens in dieſen gefrornen Regionen ſehr nahe.
Nordamerika dehnt ſich demnach durch den groͤßten Theil
der kalten Zone aus, und iſt aus der Urſache beſtaͤndig
mit Froſt und Schnee uͤberdeckt; da hingegen Europa
b2 und
—
‚gleicher Breite, um Nom, theils fchon im Februar, theils
im Merz, volblüben. ©. Serbers Briefe aus Wälfchl.
‚6.208. — Beiteg im Lande ift der Frühling noch ſpaͤter,
‚als hier an der — Sn England fangt man im Februar
an die Gärten zu befiellen, hier wird vor Ende März nicht
daran gedacht, —
*
xx Klima und Witterung
und Aſien ſich ohngefaͤhr in dem »often Grad verlieren.
Beide find gegen Norden von Gemwäffern umgeben, die
einen Theil des Jahres durch offen find, und went fie
auch mit Eis bedeckt find, fo iſt dem ohngeachtet der
Wind nicht fo auſſerordentlich kalt, als der, ſo in der
aͤhnlichen Breite uͤber Land wehet. Dieſer Theil des
fetten Landes, welcher ſich fo weit gegen Norden ers
ſtreckt, ift von dem Aufferften Theil an, fo weit man
es in Baffing» Bay entdeckt hat, beynahe nichts anders,
als eine Gruppe-von hoben Gebuͤrgen, durch das ganze
Jahr mit Schnee und Eis bedeckt. Dieſe Gebürge, vers
breiten ſich nach allen Gegenden, und bis Neuengland
herab, und alle die Landſchaften, die zwiſchen dieſen
Gebuͤrgen und noͤrdlich von Neuengland liegen, ſind faſt
eben ſo in beſtaͤndigen Schnee, Eis und Nebel einges
huͤllet. Und von hier verbreiten ſich zu allen Zeiten des
Jahres, und uͤber alle Theile des feſten Landes, Win⸗
ter und Kaͤlte. Gm ganzen nördlichen Amerika iſt es
eine bekannte Bemerkung, daß die Kälte von den Wins
den abhänget, und daher find auch nordweſtliches und
kaltes Wetter durchaus gleichbedeutende Worte, Nord⸗
liche Winde find zwar überall Falt, fie mäffen es aber
um fo mehr feyn, wenn fie mit Heftigfeit über folh
einen unermeßlichen Falten Strid) Landes mehen. Die |
‚vielen und geofien canadifchen Seen, die fih auf 12 — 1300
Meis
\
1
in Noͤrdamerlka. VXKE
Meilen 9 egen Nordweſt erſtrecken, vermehren die Kaͤlte
und Stͤrke der uͤberherſtreichenden Winde, und beſtim⸗
men am. meilten ihre Richtung. Nord weſtliche Winde
ſind daher die dieſen Welttheilen eigenen Winde, und
wehen mit einem Ungeſtuͤm, das alle andere uͤbertrift.
Sie ſind allen Jahreszeiten gemein, doch am haͤufigſten
und heftigfien im Herbſt, Winter und Fruͤhling. Ges
‚meiniglich halten fie eine Zeitlang, befonders im Wins
ter, öfters big 8 und 14 Tage an, und dann.erfirecken
fie ſich ſtets über den größten Theil. des Eontinentg;
Auffern oft tief unten in PBirginien und Karolina ihre
Macht , und bringen Winter über diefe wärmern Kolo⸗
nien. Man weiß, daß fie oͤfters ganz über den atlan⸗
tiſchen Ocean weg bis nad) Europa wehen, und. die
nördlichen: Kuͤſten von den weſtindiſchen Eylanden em⸗
pfinden ſie haͤufig. Auf ſie gruͤndete Columbus haupt⸗
aͤchlich feinen Beweis für bag damals unhekannte Das
ſeyn eines weſtlichen Welttheils.
Man rechnet gemeiniglich, daß die —2 vou
Nordamerika durch drey Viertel des Jahrs wehen —
nemlich der N. — N. W. — W. und W. S. W. —
und dieſe beſchleunigen daher die Ruͤckreiſe aller Schiffe
nach Europa, welche immer in der Haͤlfte der Zeit ge⸗
ſchieht, die ſie zum Kommen noͤthig haben. Von Eu-⸗
ropa hieher muͤſſen ſie, wenn ſie ihre Fahrt verkuͤrzen
b3 wols
xxn Klima und Witterung
* jenen ausweichen, und ſo weit ſuͤdlich gehen,
als nöthig iſt den Handelsrwind zu befommen. Eins
zelne und Kauffahrten. Schiffe gehen daher öfters big
auf 30 und 26 Grad füdlicher. Breite herab, und fonts
men dann in einem halben Zirkel wieder nach der biefis
gen Höhe herauf. Transporte thun es nicht fo. gerne
und häufig, um nicht die Truppen der gröffern Hize,
zumal, wenn die Sonne in der nördlichen Hälfte ift,
augzufesen.. Die Wirfung der Sonne, auf die unter
den Wendezirfeln befindliche Luft, erregt befanntlich ei⸗
nen flärfern Strom von der Fältern, nördlichern dort
bin; weil aber durch den größten Theil des Fahre die
über fo ungeheuren Schnee ind Eiggefilden des feften
Landes von Amerika gegen N. W. ftehende Luft, fälter
und dichter iſt, ale die des umgebenden atlantifchen
Meeres, fo befommt der Wind feine Richtung mehr
von diefer Gegend, und der Nordweſt ift dem zufolge
ber berrfchende. Während der heiffern Sommermonate
empfinden die nördlichern Gegenden von Canada, Nova
Sfotia rc. auch einen merflichen Grad von Hize; dag
fefte Land wird durch die längern Tage und den noͤrdli⸗
chern Stand der Sonne waͤrmer, als der angraͤnzende
Ocean, und am dieſe Zeit ſind die oͤſtlichen Winde am
haͤufigſten, oder wenigſtens haͤufiger als die weſtli⸗
chen
in Nordamerika. XXI
chen CO. Me dieſe Landwinde ſind insgemein trocken
und kuͤhl oder kalt — die von der See kommenden ge⸗
b4 meinig⸗
SEE Sr a. —
CH Folgende Vergleihung der Oſt- und Weffeite von
Amerika zu denfelben in der alten Welt, findet fich in den
amerikan. »hilofopb. Abhandl. ıfier Theil. - „Wenn wir
„den Nachrichten der Reifenden Glauben beymeffen dürfen,
„ſo findet fich eine groffe Uebereinſtimmung, in Abficht auf
„Boden, Klimat, Temperatur der Luft, Winde, Wetter
„und mancherley Naturproduften, swifchen einerlen Paralz
zielen der Breite der öflichen Küfte von Amerika und Afien.
„Und dieſelbe Uebereinſtimmung laͤſſet fich zwifchen der
„Weſtſeite der alten Welt und der Weſtſeite von Amerika
bemerken; da hingegen die Oſt- und Weftfeitegg der nem⸗
„lichen Welttheile ſehr unterfchieden find. Die neueften
„und befien Nachrichten lehren uns, daß Kamtſchatka und
„die nordöfliche Kuͤſte von Afien, in beynahe jedem Betracht
„der Küfte von Labrador in Amerika fehr ähnlich iſt; fehr
„verſchieden hingegen von den im gleichen Warallelen Lie:
‚genden Gegenden von Europa. Philadelphia Liegt unterm
4often Grad nördlicher Breite, gerade fo wie Pekin in
jr China, und beynahe gleich, liegen Madrid in Spanien,
„und der Theil von Californien, von welchem Sir Franz
„Drake Befiz genommen hat. Philadelphia und Pekin lies
» gen an den nemlichen Seiten der zwey Welttheile, nems
„lich der Ben die Winter find Ealt und die Sommer
„ſehr warm. An beiden Drten bringen die nemlichen Winde
1 diefelben Wirkungen hervor; in beiden find die Nordweſt⸗
„Winde kalt und durchdringend; die Suͤdweſte warm und
„trocken; die Nordoſte kalt und feucht; die Suͤdoſte feucht,
„aber warm. In beiden Gegenden herrfchen die Nordweſt⸗
” Bun im Winter und die Suͤdweſte im Sommer. Ans
vr ders
N
4
*
u
*
%
xxIv Klima und Witterung
na
—
meiniglich das Gegentheil, feucht und warm. — RD. *
und D. Winde bringen Regenſtuͤrme. N. O. if öfters
anhaltend und häufig. Schnee fommt mit I. und
RD — SW. if unbeſtaͤndig, kommt aber oft mit
ploͤzlichen Stoͤſſen. ©. if felten ſtark, und verliehrt
ſich gemeiniglih in Windftillen; mit ihm oder während
der Windftillen Eommt das heiffefte Wetter. - Man hat
bemerft, daß die heftigſten Stürme gemeiniglich auf der
Seite anfangen, da der Wind hingehet (to leewaard);
fo bricht z. €. ein RD. Sturm um einen Tag früher
in Virginien aus, denn in Boſton. — Die Urfache dar
von if Jar: wenn nemlich in den füplichern Theilen die
Luft burchgsiegeid eine Urſache verbünnet iſt, fo wird
bie dichtere Luft aus den naͤchſten Gegenden ſich zuerſt
gegen den verdünntern Drt bewegen, und fo einen Zus
flug von den mehr nördlichen Gegenden, nur nad) und
nach;
„ders verhält es fich aber in Madrid und in Californien,
„obgleich diefe Gegenden übrigens meiſtentheils mit einans
„der übereinftiimmen. Solche Aehnlichkeit geiget fich nicht
„nur in dem Klima und der Witterung, fondern auch in
„der Landesart und dem natürlichen Erzeugniffen. Toback,
„„Phytolaeca, der Perſimon und Maulbeerbaum, und vers
„ſchiedene andere Pflanzen, find einheimifch in China for
„wohl, als in Amerika. Ginſeng wird weſtlich von Pekin
„geſammlet, und diefe Pflanze wisd in Feiner andern Ges
„gend der Welt gefunden, als unter den nemlichen Gra⸗
„den der Breite in Amerika: ,,
|
* en Nordamerika. xxV
But De ú üñ — ——
— — — Und daher iſt auch nördlicher Wind,
wenn’ er; nach einige ‚Zeit lang angehaltenen Süd» und
Siswelichem Wetter einfällt, nicht gleich fo Falt, als
er es 24 Stunden nachher, und je laͤnger mehr wird.
Auſſer dieſen allgemeinern Winden finden ſich noch
laͤngſt der Kuͤſte von Nordamerika im Sommer, und
während: der heiffern Tagsjeit/ die ſogenannten Sea- bree-
zes — gemshnlicher und beftändiger aber an den mehr
füdlichern Küften. Wenn die Sonne von dem Mors
gen an bis gegen Mittag ftärfer auf dag Land wir
fet, und dieſes einen groͤſſern Grad der Waͤrme an⸗
nimmt, als die benachbarte See, ſo ergießt ſich die
Seeluft bald in ſtaͤrkern, bald in ſchwaͤchern Stroͤmen
von allen Seiten nach dem Lande zu. Sie erſtrecken
ſich aber auf keine groſſe Weite in das Land. Phila⸗
delphia, dag tief im Lande liegt, empfindet nichts das
von and die Hize iſt ſchwer und druͤckend; Boſton am
Ende einer tiefen Bay fuͤhlt ſie nur wenig. Von Neu⸗
vork werden ſie einigermaſſen durch die Hoͤhen von Long⸗
und Staaten - Eylanden abgehalten: unterdeſſen verfeh⸗
Ien fie faft niemals, mit der anwachfenden Flut nad)
der Stadt zu kommen; am deutlichften Auffern fie ihren
Einfluß auf Rhod⸗Eyland, dag wegen feiner unmittels
baren Lage an der See im Sommer gegen die Mittags»
zeit beynahe immer durch fie von der übermäfligen Hize
»% b 5 gekuͤhlt
— —
xxvi Klima und Witteruung
gefühlt wird, die auſſerdem oft’ fo. „unerträglich. ſeyn
wuͤrde, als in den benachbarten Gegenden, die ihrer
entbehren. Aus dieſen und andern Urſachen wurde die⸗
ſes Eyland beſtaͤndig fuͤr Pe angenehmen und gefune
den Sommeraufenthalt gehalten , und häufig begaben fi ch
wohlhabende Leute aus Weſtindien und den ſuͤdlichen
Provinzen dahin, den Sommer da zuzubringen. - ‚Die
Land» breezes, die in den weſtindiſchen Eyländern und
den mehreften wärmern Gegenden, mit den Sea⸗breezes
abwechſeln und die Naͤchte kuͤhlen, indem ſie vom Lande
gegen die See wehen, find hier nicht fo deutlich, we⸗
nigfteng nicht immer, wahrzunehmen: fie fpringen manchs
mal gegen Mitternacht und fpäter auf, find. gemeinige -
lich nur. ſchwach, und vergehen gegen Sonnenaufgang.
Morgens und Abende im Sommer ift gemeiniglich Wind»
file. Diefe und die. Seewinde am Tag haben öfters
fegelfertige Schiffe mehrere Tage aus dem Hafen von
Newport zu fommen verhindert. : Eine. andere, an dies
fen Küften gewoͤhnliche Art Witterung find flarfe und
dicke Nebel, die fehr Häufig, mitten im Sommer ent
fiehen, und eine Aufferft unangenehme Schwüle und
dumpfe Hize verurfachen und nach fich läſſen. Oft find
fie fo dick, daß fie die Kleider naß machen; und auf
Rhod/-Eyland, wo ich fie amı häufigften gefehen, mar
es manchmal unmöglich, Bücher, Lederwerk, und mag
1— ſonſt
J
in Nordamerika. | xXVI
Wirku — einer feuchten Luft ausgeſezt iſt,
, und ohne Schimmel zu erhalten. Man fieht fie
öfters des Morgens in Geſtalt ſchwerer Wolken, uͤber
der Oberflaͤche vr See ‚, deren nächtliche Yusdünftung
folche erzeugen, nach dem Rande zu vollen , wo fie nicht
felten lange bleiben, big fi ie durch Winde oder die Somne _
zerſtreut werden. Die Einwohner halten ſolche für ums
fhädlich; welches in fo ferne wahr ift, als fie nicht
ſchaͤdliche Ausduͤnſtungen von ſtehenden Waſſern und
Suͤmpfen, ſondern blos reines, in der Luft aufgeloͤßtes
Seewaſſer enthalten. Dies gilt aber nicht von denen,
die durch Landwinde nach der Kuͤſte gebracht werden.
In den Monaten Februar, März’ıc. mo immer einem
ſchoͤnen Tage ein Falter folgt, find folhe am häufigfien,
und unter ähnlichen Umftänden auch manchmal zu ans
dern Jahrszeiten.
Es iſt dine Lieblingsmaxime der Amerikaner, daß
ſie ſich einbilden, die uͤberwiegende Kaͤlte ihres Landes
werde hauptſaͤchlich durch den in ihren ungeheuren Wal⸗
dungen lange liegenden Schnee dem Winde mitgetheilt.
Sie ſtuͤzen dieſe ihre Meynung auf eine truͤgliche Er⸗
fahrung. Sp babe ich verſchiedene alte Einwohner bes
baupten hören, daß die lestern Winter bey weitem nicht
fo firenge kalt mehr wären, als die vor 20 — 30 jahr
zen; feit welcher Zeit eine groſſe Menge Waldungen ab⸗
getrie⸗
hi
xxvm Klima und Witterung
‚getrieben torden.. Da fich diefe Meynung aber blog -
auf Eörperlihe Empfindungen ‚gründet, und das 66
daͤchtniß, in Vergleihung dei Empfindungen von ver
fchiedenen Jahren, zu fehr truͤgt — da die Witterung
des Landes fo gar ungleich — da fit dem Hierſeyn ber
Arnieen und des Kriegs von beyden Seiten noch uns.
‚gleich mehr Hol; in der Nachbarfchaft abgetrieben wor,
den, und dem ohngeachtet der vorige Winter firenger
war, als viele der vorhergehenden — fo erfordert dies
andere Beweife. 7, Diefe Kälte ift fo wenig den Wal
dungen zusufchreiben , fagt ein ſchon ermähnter Schrift
„ſteller, daß vielmehr die Hälfte des Landſtrichs, von
„woher fie kommt, "nicht nur Eeinen Wald, fondern
nicht einmal einen Buſch, oder einen Baum hat. Es
gift der Mangel der Waldungen und die ungeheuren
s’ Seen, wovon jene wütende Winde entfliehen, welche
„ſehr viel duch Waldungen geſchwaͤcht werden. In
„Waͤldern kann man diefe kalte Winde noch ertragen, _
zı aber auf freyem Lande find fie für Dienfhen und Vieh
z unerträglich, und. dies fo gar in den füdlichen Kolonien,
», Wenn daher die Holzungen jener Landfchaft ausgerot⸗
riet würden, fo würde Canada und Seit. Schottland
To Falt als Hudſons⸗Bay — die nördlichen Kolonien
To Ealt als Granada, und die füdlichen wie die noͤrd⸗
nlihen werden. Man fehmeichle fih ja nicht mit dem
neiteln
in Nordamerifa. XIX
4
eiteln Gedanken, die Natur verbeſſern zu wollen, oder
* dieſe unfreundlichen Gegenden milder zu machen, wel⸗
Iches blos dadurch wuͤrde geſchehen können; daß man’
N wenigſtens 20 Grade von dem noͤrdlichſten Lande ab⸗
n fehnitte und bie unzähligen Schneegebürge: ſchleifte,
„von welchen 2 Urſachen die Kälte, von der die Rede
niet, entitehet. „, UT
Es iſt zu erwarten, a bie — nnd in
veränderlihen und fo ſehr entgegengefesten Himmels⸗
ſtriches, auf eine: oder die andere Art die Wirkungen
davon empfinden muͤſſen. Mehr oder weniger Schwaͤche,
Weichlichkeit, Unthaͤtigkeit u. ſ. w. zeichnen alle die
Nationen aus, die entweder unter einem ſehr heiſſen
oder fehe falten Klima leben. Nur milde, gemäffigte
und "gleichförmige Gegenden erzeugen thaͤtige, arbeits
fame und mit den nöthigen Kräften zu groffen Unter
nehmungen verfehene Einwohner. Ich bin zu wenig
oder faft gar nicht mit den urfprünglichen Amerikanern
befannt, um aus eigener Ueberzeugung zu fprechen;
aber aug gefammleten Erfahrungen und Urtheilen, fagt
Nobertfon: „die Amerifaner find merkwuͤrdiger wegen
„ihrer Geſchwindigkeit, als Staͤrke. Sie gleichen
„Raubthieren mehr als Laſtthieren. Sie find nicht
„nur harter Arbeit abgeneigt, ‚fondern auch. unfähig
dazu; und werden fie durch Gewalt von ihrer ange
bohr⸗
xXX Klima und Witterung
bohrnen Indolenz aufgeweckt und zur Arbeit getries
ben, fo finfen fie unter Unternehmungen, die die Eins
wohner der alten Welt mit der größten Leichtigkeit
A würden vollzogen haben. Das unbärtige Geſicht und
die glatte Haut des Amerikaners ſcheint einen Man⸗
Agel von Kraͤften anzuzeigen, der durch irgend eine
„Anordnung in feinem Bau veranlaſſet wird. Ihm
„mangelt eines der aͤuſſerlichen Zeichen von Mannbar⸗
keit und Staͤrke.„Unlaͤugbar tragen auſſer den na
türlichen Urfachen auch politifche und moralifche das
ihrige dazu bey. Allein auch die hiefigen europäifchen
Abkoͤmmlinge fcheinen im Ganzen die nerpichte Stärfe)
die feftere Bildung und den männlichern Bau der Natio⸗
nen, von denen fie abflammen, verloreu zu haben.
Schlank, ſchwaͤchlich, ſchwammicht, blaß % ohne dag
blühende und volle Anfehen einer jugendlichen Geſund⸗
heit, und ähnlicher einem fehnell auffchieffenden Rohre,
als der langſam zu währender Staͤrke aufwachſenden
Eiche. Es koſtet beynahe nur einen Blick, um den Ame⸗
rifaner und Europäer zu unterfcheiden; und hat jener
einmal die durch die anfängliche Veränderung des Kli⸗
mag verurfachte Befchwerden überffanden; fo trozt er
nachher für immer, unter ähnlichen Umftänden, dem
gebohrnen Amerifaner. Sch weiß nicht, wie viele und
wie alte Leute es in Amerika geben mag: die mehreſten
aber,
in Mordamenta ER. —0—
—
aber Fahnen, und die eineg 70 — gojährigen
* Alters wegen merkwuͤrdig waren, waren entweder Eu⸗
ropaͤer / oder noch von europaͤiſchen Eltern geboren, von
denen fie eine beſſere Konſtitution erbten. Die ameri⸗
kaniſchen Truppen, obgleich fie unter dem Himmel fech⸗
ten, zu dem ſie von Jugend an gewoͤhnt ſind, litten
beſtaͤndig von den Ungemaͤchlichkeiten der Witterung,
Maͤrſchen, Fatiguen ; fo viel und mehr, als die koͤnigl.
europäifchen Truppen. Waren ja unſere "Truppen -
kraͤnklich, fo waren es die ihrigen doppelt; und oͤfters
waren fie eg, wenn die unfrigen der beften Geſundheit
genoffen. So gar hier, in und um Neuyorf, hefrfchen
oft zahlreiche. Krankheiten unter den Einwohnern, wenn
die» Hofpitäler der Armee beynahe gänzlich leer find.
Die Urfache diefer -fo allgemein merfbaren Schwäche
fcheint mie wenigſtens in ber aufferordentlichen Ungleich»
beit und oͤftern Abwechslung der Wärme und Kälte zu
” fiegen. Sene erfchlafft und ſchwaͤcht ihre Fibern über
die Maaſſe, und dieſe auf der anbern Seite macht fie
beſtaͤndig ſproͤde und muͤrbe — bis ſie, gleich einer oft
hin und her gebognen Feder, zulezt kraftlos werden.
Beſonders gilt das von den ſogenannten mittlern Kolo⸗
nien. Virginien, ob es gleich eine von den ſuͤdlichern
Provinzen iſt, bringt nichts deſto weniger geſuͤndere
und ſtaͤrkere Menſchen ſowohl als Pferde hervor. Die
Hize /
NE TR u 2 *
xxxu Klima und Witter. in Norbomenifa,, |
—
Bier ber es wegen ſeiner ſuͤdlichen —* Aanterworfen
wäre, wird duch häufigere Seewinde, zahlreichere u
Fluͤſſe, und die nahen. Gebürge beträchtlich. gemildert.
Der Winter aber iſt wegen ſeiner mittaͤglichen Lage im
Ganzen milder; J und ſo genießt es, im Vorzug aller
übrigen Provinzen, durch das ganze Jahr einer ‚ges
maͤſſigtern, gleichfoͤrmigern Witterung, die den thieri⸗
ſchen Koͤrpern einen groͤſſern Grad von Starte und zu⸗
gleich Lebhaftigkeit giebt. N 2
4
Reife von Philadelphia nach Charleston.
Penſylvanien.
8 war um dag Ende, Novembers als ih in
der Abſicht, bie füdfichern Kolonien zu beſu⸗
hen, Philadelphia zum zweytenmale verlies.
Ich hatte mie vorgeſetzt, mit einem der beſtaͤndig von
hier nach, Charleston wechfelnden Paqueiboote, bie
Keife dahin zur See zu machen ; und es war nicht für
wohl die in ‚diefer fpäten Jahrszeit gemeiniglih unan⸗
genehme und öfterg langweilige Waſſerfahrt, als dag
Zureden einiger verehrungsmwürdiger Männer, und: ihre
Vorftelungen von mancherley Vortheilen und ‚dem Vers
gnügen mannichfaltiger unterrichtender Gegenſtaͤnde,
welche eine Reiſe zu Lande gewaͤhren wuͤrde, was mich
Schoͤpfs Reu.Th.— a | zur
t
EP er
=
=‘ | N ! Penſylvanien.
zur Tegtern beflimmte. Ich beſchloß daher, ı von Phila⸗
delphia über Lancaſter, und von da uaͤngſt der Gebuͤr⸗ |
ge, den fogenannten hintern Weg (back road) durch
Virginien nach Nordkarolina zu nehmen, auf welchem
ich viel Merkwuͤrdiges zu finden hoffen konnte. Aber
die mit dem herannahenden Winter ſich verſchlimmern⸗
den Straſſen jener Gegenden, noͤthigten mich nachher,
ſie zu verlaſſen, und laͤngſt der Kuͤſte zu reiſen. Leider
aber fand ich in dieſer todten Jahreszeit nicht die ges
hoffte Entfchädigung für den langen Weg, welcher im
Srühlinge oder Sommer mit jedem Schritte nüzliche
und angenehme Unterhaltung gewähren müßte.
Bon Philadelphia aus paſſirt man die mittlere
Faͤhre des Schwylfills über eine ſchwimmende Brücke,
welche aus groffen und langen, mit flarfen eifernen
Klammern vereinigten Blochen befiehet. Damit fie bey
der Ebbe und Fluth fich mit dem Waffer heben und fallen
fönne, hat man in gehörigen Entfernungen, flarfe ei:
ferne Gemerbe in den Querhoͤlzern angebracht. — Die
Ufer, befonders der Weftfeite diefes angenehmen Flufs
ſes, zeichnen fih durch ſchroffe und nackende Felſen⸗
waͤnde fchön aus. ES find Granitfelfen, in welchen
man aber den SFeldfpat meiftentheils vermiffel. Die
Veberlage if die gemeine söthlichte fandicht » thonichte
Erd»
Swedes / Ford. 3
Erdart; eini ge Meilen weiter aber iſt eine bloſſe Thon⸗
Schieferart i Decke der Felſen; und hin und wieder
zeigten ſich Bruchſtuͤcke einer Llaulicht- ſchwarzen Dich.
ten Felsart, hier der blaue Stein (blue ftone) ge⸗
nannt. Indem man die gerade weſtliche Straſſe nach
Lancaſter etwa 11 Meilen verfolgt, wird ſchon die
ſtuffenweiſe zunehmende Erhoͤhung des Grunde, gegen
die zuruůckgelaſſenen Gegenden, von Zeit zu Zeit merkli⸗
cher. Ich wandte mich aber hier rechts von der Haupt⸗
ſtraſſe ab, und kam bey Gulfmill durch einen engen
Daß, zwiſchen zween hohen, anſcheinlich gewaltſam ges
trennten Felſen, nach einigen Meilen wieder an den
Schuylkill, und laͤngſt dieſem nach Swedes ⸗ Ford. Es
begegneten uns viele mit Kalch, der Stapelwaare dies
ſer Gegenden, beladene Magen. Ein Strich von Kalch⸗
und Marmorgebürge ziehet fih von Whitemarfh, Chess
nuthill und Plymouth hieher, und diefes find die näch«
fin Orte, welhe Philadelphia mit Kalch verfehen.
Das Kalchbrennen gefchiehet hier durchgängig nicht in
aufgemanerten Defen, fondern in vieredichten, in die
Erde vertieften Gruben, welche, doch auch nicht immer; .
mit feuerfeften Steinen ausgeſetzt find. Aus verſchiede⸗
nen Urfachen ziehet man todtes Holz, oder abgeftandene
Stämme, dem frifchen zum Kalchbrennen vor, und rech⸗
net ungefähr 15 Eord Holz, um 5 — 600 Bufpel Kalch
42 zu
u | Sucdes / gord
x - * N
zu — fuͤr noͤthig. Das Holz wird auf dem Stamm
gekauft, und 5 Schillinge Venſylo. Current, (7 Spani⸗
ſche Thaler,) fuͤr die Cord, ſchon fuͤr theuer gehalten.
Nach dem verſchiedenen Preiſe des Holzes, Abtreibes
und Fuhrlohn, kan der Bufpel gebrannten Kalcheg,
von 8 bis 13 Pence Penfylv. Current verfauft werden.
Der meifte zwar wird nach der Stadt gebracht, ſehr
viel wird aber auch von den Landleuten hiefiger Ges
gend, ald Dünger verwendet. Da fie in der Nähe eis
nes. guten Marktes find, und ihre Länderenen fchon |
lange bearbeitet haben, fo kommt ihnen diefe Art der
Verbeſſerung ihrer Felder ganz gemächlich zu flatten.
Geringes und trocfnes hohes Land, finden fie, verträgt
nicht über 15 — 20 Bufhel auf den Acker; ihre fetten
thonichten niedrigen Ländereyen aber, mehr als noch
‚einmal fo vie
Um Swedes⸗Ford find fehr anſehnliche Marmors
Brüche. Der ſchon erwähnte Strich vom Kalchgebürge
ift auf der Dfifeite des Fluſſes umd dichte am Ufer
fteil und fchroff abgebrochen ; da das weftliche Ufer bins
gegen niedrig if. Die ganze Breite dieſes Kalchſtein⸗
ſtriches, welcher in oͤſtlicher und nordoͤſtlicher Richtung
den Fluß durchſchneidet, betraͤgt eine bis zwo Meilen
ypd vielleicht mehr. Der meiſte Marmor wird hoch
oben
Swedes/ gord. 5
oben am Berge genommen, wo er in dicken Schaalen
ober Lagen, die in einem Winkel von etwan go Graben
oftwärts fallen, fich darſtellet. Durch) verfchiedene Ritzen
und Spalten ſowohl, als auch durch die abgeaͤnderten
Farben, zeichnen ſich dieſe beynahe ſenkrecht ſtehenden
auf» und aneinander gelehnten Strata ſehr deutlich aus.
Schwerlich kan dieſes ihre urſpruͤngliche Richtung ſeyn;
es if vielmehr wahrſcheimich, daß fie eine gewaltſame
Abaͤnderung in ihrer Lage erlitten haben. Es ſind
uͤbrigens dieſe Marwor nicht die feinſten, nehmen auch
"wicht die feinſte Politur an, und ſpringen unter dem
Meiſſel fehaalenweife ab, Ihre Hauptfarben find weis
und grau, verfchiedentlich gemiſcht.
*
Auf den niedern Huͤgeln an der Weſtſeite des Fluſ⸗
ſes, die ebenfalls aus Kalchfels beſtehen, finden ſich
in groſſer Menge loſe Quarzſtuͤcke umher verſtreuet,
welche haͤufig mit ſchoͤnen Kryſtallen beſezt ſind. Be⸗
ſonders häufig trift man fie auf Hrn. Rambo's Laͤn⸗
dereyen an, welche auch. durchgehends auf Kalchgebuͤrge
gegründet find. Die nemliche Bemerkung, daß Kryſtal⸗
len, two nicht immer, doch gar gewöhnlich, auf Ealchiche
ten Boden angetroffen werden, habe ich-noch durch
mehrere Benfpiele vieler anderer Gegenden in Amerika⸗
beftätiget gefunden. Re #
Eger 43 Der
5 Swedes / Ford
De Schuylkill if Hier gewoͤhnlich nicht viel tiefer,
als daß man durchreiten Fan; daher, und von einis
‚gen fehmebifchen Familien, welche vormals diefe Ges
genden anbauten, kommt der Name Swedes-Ford
(Schweben-Zurt). Die Nachkommenſchaft jener Schwe⸗
den bewohnt noch die zerſtreut liegenden Hoͤfe ihrer
Vorfahren. Sie haben eine eigene Kirche in der
Naͤhe, und der Prediger der ſchwediſchen Gemeinde zu
Philadelphia kommt um die dritte Woche und haͤlt Got⸗
tesdienſt / aber in engliſcher Sprache. Die Schwebeny
von welchen die Nede ift, waren in biefer Gegend nie
ſehr zahlreich; durch Entfernung von ihren Landsleu⸗
ten, durch Umgang und Heirathen mit englifhen und
deutfchen Familien, find fie faft ganz von ihrer Mut
terfprache abgefommen, und viele wiſſen fich kaum
darinn auszudrücken, und ‚bedienen fich allgemeiner der
englifchen Sprache. Den meiften 3 Deutfchen würde eg
in Amerifa nunmehr wohl eben fo ergangen ſeyn, waͤ⸗
re nicht ihre ungleich gröffere Anzahl, und der immer -
erneuterte Zuwachs von Europa aus, zur Erhaltung ih⸗
ter Sprache behülflicher gemefen. ,
%
Zwiſchen Smebes« Ford und Valley » Forge, trift
man viele zum Kalchbrennen vorgerichtete Gruben an;
auf der Oberflaͤche des Landes ſahe man doch nur ge⸗
meine -
>
ii, Ballen Forge. 7
— Quarje und Sandſteine. Die Hoͤl — an deren
Fuß Ballen» Forge lieget, war mit einer Menge har⸗
ter ſchiefrichter Sandſteine uͤberſtreuet, in welchen ſich
hie und da kleine ſchwaͤrzlichte Spizchen von ſchoͤrlar⸗
tigem Anſehen zeigten. Der gegenſeitige Huͤgel beſtund
faſt gaͤnzlich aus braunem, mit Glimmer gemiſchtem
Eiſenmulm. Dieſe ſonſt ſehr unbedeutende Schlucht
wurde der Welt bekannter, durch die WinteDuartiere,
welche 1778 General Washington fer bielte, Die zum
Hammer gehörigen Werke und Gebäude find im Kriege
niebergebrannt worden. Das Eifenerz, welches hier
geſchmolzen und verarbeitet wurde, bricht in einem nah
gelegenen Thale. :
Die: Hügel, über: welche der Weg, weiter fort
gieng, fchienen noch größtentheild aus braunem Eiſen⸗
mulm, oder einer diefem ähnlichen Erdart zu beſtehen
In einem der Thaͤler fand ſich Kalchſtein. Es hat ſich
aber dieſe ganze Gegend, weit umher, keines beſondern
| fruchtbaren Bodens zu rühmen; man bauet wenig Ges
traide, und hat Mangel an Wiefen, die ſchmalen und
niedern Strecken laͤngſt dem Schuylkill ausgenommen,
welche alle dag gute Land ausmachen, dag man in
biefer Gegend fuchen Fan. Deſto ergiebiger ift fie. bins
‚gegen an Eifenerzen, wodurch die Anlage von mehrern
A4 Huͤt⸗
F . N x N be > 25 —
— Balley⸗Forge. —
— d Haͤmmern veranlaſſet Wworden. Die Wal⸗
dungen ſind überall dünne, und haben junges ſchwaches
Holz; denn eben die vielen Eiſenwerke mußten bey der a
hiefigen unordentlichen Forſtwirthſchaft, betraͤchtliche
Verheerungen der Mälder, zu ihrem eigenen Nachteil
anrichten. Das beffere Land wird zum Ackerbau ano ⸗ |
*
gelegt, und das ſchlechtere, wo man Holz ſtehen laͤſſet, R
gewaͤhret dieſem
Es iſt auch das Ms in. biefen Gegenden fehr haus
fige Wild meiftens verfheucht, und man wird auffer
einigen Phafanen (Terrao Umbellus & Cupido L.), Reb⸗
huͤnern (Tetrao virginianus L.), Eichhoͤrnern und Haa⸗
fen, wenig andere Thiere mehr gewahr. Da jedermann
volle Freyheit bat zu fehieffen, fo viel er fan und mag,
fo: wird das gröffere Wild im den angebauten und bes
wohntern Gegenden aufgerieben, und eg bleiben ihm
die hintern, am längfien oͤde liegenden Gebürge y zum
einzigen Zufluchtgort. Die Landleute, welche zwifchen
und auf diefen Hügeln wohnen, fcheinen nicht die wohl,
babendften zu ſeyn, auch find ihre Wohnungen nicht
die beften. Dennoch aber find fie in der Auflage der ”
Zaren nicht vergeffen worden; ein mittelmafliges Haus
„ & mit 105 dazu gehörigen Morgen Landes, bezahlte
für dieſes Jahr 20 Pfund Penfplo. Current. Der Bes
figer davon, ein Deutſcher, wuͤnſchte daher lieber auf
einem
weder fehnellen noch ſtarken Wuchs.
einem: BR zu wohnen, doch bezeugte er eine
ii wunderliche Abneigung gegen die geruͤhmten Gefilde
Kentucky am Ohio, wohin zu ziehen ihn einige
"au Sreunde bereden wollten. Er hatte gehoͤret, daß
> man in’ Kentucky Eeinen rechten Winter habe; wo man
aber feinen Winter hat, argumentirte er, da wird man
Jahr aus, Jahr ein, arbeiten muͤſſen, und das zu
Re thun war nicht ſeine Neigung, denn ihm waren zu
ſeiner Gluͤckſeligkeit, Winter, warmer Ofen und fau
* unentbehrlich. RE" Be *
—*
Coventry, ein andrer Eiſenhammer, 15 Meilen von *
Valley⸗Forge, gehoͤtet einem Hrn. Pott. Auf dem
Wege dahin fand ſich noch immer der Eiſenmulm, bald
weich, bald hart, und verſchiedene andere Felsarten,
ſchaalichte Sandſteine, Q Quarze, und Breccien mit Sand
und Eifen gekuͤttet; die Hauptgebuͤrgsart aber war gneis
fichtes Geftein. Der Eifenhammer zu Coventry liegt |
‚einem engen Thale, welches von Dfien nad) Weften
a Es find 3 Herde. und. 3 Hämmer. Die
Haͤmmer liegen mit der Welle parallel, und die Zapfen
der Welle greifen an den Hälm kurz hinter dem Ham⸗
br mer felbft ein, und heben ihn alfo mit einer geringern
| Gewalt. in die Höhe, } *
*
—— ur
As Die,
——— Warwick Mine, holes.
Die Blasbaͤlge ſind von Holz, und beſtehen aus
zwey in einander geſteckten chlindriſchen, ſich genau an⸗
ſchlieſſenden Faͤſſern, die zwiſchen vier hoͤlzernen Pfoſten
ſich auf und ab bewegen. Der Wind gehet erſt durch
einen ledernen Schlauch in ein eiſernes Rohr und in
den Herd. Dieſe einfachen Blasbaͤlge haben den Vor⸗
zug, daß ihre Vorrichtung weder muͤhſam noch koſtbar
iſt, daß fie weniger Reparatur brauchen, und doch
dauerhaft ſeyn ſollen. Das beſte Staabeiſen wird der⸗
Malen hier, der Centner zu 38 Schilling Penſylv. Cur⸗
rent, oder ungefähr 5 Pence das Pfund, verkauft.
Eier ſowohl als überall, behauptet man, daß dag amer
rifanifche Eifen, dem beften europäifchen um nichts nach»
ſtehe. Hr. Pott, der Eigenthlimer des Hammers, war
abmwefend, aber dennoch wurde ung von feiner Familie
mit ausgezeichneter Höflichkeit begegugt, und unfern Bes
dürfniffen mit: fo viel vorfommender Bereitwilligfeit abs
geholfen, dergleichen man in den fogenannten Sffentlis
chen Häufern auch für ſchwere Bezahlung, leider nur
zu oft vermiffer.
Fünf Meilen weiter, über trockene, fteinichte,
mwaldichte, und unbewohnte Hügel, famen wir zu Wars
wie Mine -»holes, welches, in diefem Bezirk ſehr ber
rufene Eifengruben find. Das Erz liegt bier, wie es
fo
Warwick Mine, Bolen. Az au
fo allgemein in Amerika zu thun pflegt, in Hügeln aufe
gehäuft, und feicht unter der Dammerde. Die Ober
fläche diefer Hügel decket ein eifenfchüfliger Sand; zu⸗
naͤchſt lieget eine braune Ochererde mit untermengten
kleinen Eiſenſteinen, und darunter ein nicht tiefes Bette
von rothbraunem, grobem, und gemeiniglich muͤrben
Eiſenſtein; tiefer kommt eine weislichte thonichte Lage,
noch mit etwas eiſenſchuͤſſiger Erde gemiſcht. Die groͤßte |
Tiefe, zu der man gegraben hat, beträgt nicht über
20 Fuß, denn man findet gemeiniglich ſchon hinläng«
lichen Vorrath in geringerer Teufe. Alle Bergwiſſen⸗
ſchaft iſt hier überflüffig, wo man weder Schacht noch
Stollen zu treiben hat, und blos zu Tage oder in
groffen breiten Gruben arbeitet.
Wir werfehlten von bier aus den ung vorgeſchrie⸗
benen Weg, und kamen durch ungebahnte Waldungen
und Huͤgel, nach dem Hauſe eines Quaͤkers, wo wir
genoͤthiget waren, um einige Erfriſchungen anzuhalten,
die man uns auch nicht verſagte; dahingegen liehen wir
auch der Frau des Hauſes ein geduldiges Ohr, und
vernahmen mit vielen Umſtaͤnden, wie ihre Mann, wäh-
vend des Krieges, dutch weile Benuzung eines Poſtens
im Landamt (Land - Ofice), fich ein anfehnliches Vermoͤ⸗
gen erworben, damit fieben Plantagen erfauft habe, und
num
——
nun Er Welt auslache. u bat um. fo *
dazu, da der Ankauf ſeiner Guͤter mehrentheils mit
Papiergeld geſchehen, deſſen Unwerth er zu rechter Zeit
einſahe, und die Leichtglaͤubigkeit feiner patriotiſchen /
Landsleute zu feinem DVortheil benuzte. Wir trachteten
von hier aus wieder in die ordentliche Straſſe nach
Lancaſter zu kommen, machten aber noch einen kleinen
Umweg, um auch Jones's Mine/-holes zu beſehen,
welches von den vorhergehenden wenig unterſchiedene
Eiſengruben ſind. Brauner ſandichter und muͤrber Ei⸗
ſenſtein lieget ebenfalls ſeichte unter der Oberflaͤche, iſt
aber ſehr ausgiebig; 3000 Pfund Erz ſollen 2000 Pfund
Eiſen geben. Unter und uͤber dem Eiſenſtein liegt eine
Lage von grauer, weicher, thanichter Erde, welche von
den Arbeitern Seifenſtein (Soapftone) genannt wird.
Die) Arbeit wird hier auf die vorige Art getrieben. —
graͤbt nehmlich ‚hie, oder da, wo man am bequemſten
N, zufommen fan, tiefe und weite offne Gruben, und
wenn diefe der Tiefe, der Waſſer, oder anderer Um⸗
fände wegen, unbequem „werben, nimmt man wieber
eine neue auf, Eine Meile von diefen Gruben, fanden
wir ones» tavern, an der Hauptſtraſſe nach Lancaſter.
Die Welfh » Mountains ftofen bier. mit. verfchiedenen
andern Hügelreihen zufammen, und zwifchen ihnen iſt
der Anfang oder dag Ende eines beträchtlichen Kalch«
thalg
chals & welches ſich von hier über — York x.
bis nah dem Potowmack fortziehet. Auf dieſen Huͤgeln
entſpringen der Coneſtoga⸗ French⸗ und Brandywine⸗
Creeck welche nach ganz entgegengeſezten Gegenden
e firömen. "Jones, tavern liegt in der Ecke von Berks—
County, wo diefe an Chefter» County graͤnzet. Die
Landmeffer, indem fie die Gränzlinien dieſer beyden
Counties vor Kiniger Zeit bezeichneten "überfahen eine
Strecke Landes von ungefähr 300 Morgen, welches
zwiſchen beiden lieget und nun zu Feiner von beiden ges
hört. Der Eigentümer diefed Landes ermangelt nicht
dieſes Ueberfehen zu benuzen, und bezahlte weder im
Kriege, noch jest, einige Tape, weil es nicht entſchie⸗
"den iſt, welche County ihn taxiren fol. Zwiſchen die⸗
ſen Hügeln, befonders gegen Reading bin, find noch
* verſchiedene Eiſengruben, Oefen und Haͤmmer. Auf
dem Wege von Philadelphia her, ſahen wir faſt keine
| lebendige Creatur, als einige Kraͤhen, verſchiedene
Spechte (Picus villoſus, principalis &c. L.), eine
Sitta, den Schneevogel (Emberiza nivalis L), und
var 2 eini⸗
> - a 2
CH Sch verftehe darunter ein mit Kalchfteinflöszen ers
fülltes Thal, oder Wertiefing zwiſchen Gebürgsreihen von
andern Fel n, und vermeife deshalb auf 7
Beytraͤge zur Kenntniß von Nordamerika.
Zone Me er
14 Jones
—
N J
—V —
& > *
verrre
einige NRebhuͤner (Tetrao virginianus L.), Das Wetter |
war angenehm und warm, aber alle Baͤume laͤngſt ents
1
laubt, And nur bie oder da fand noch eine verfpätete
Sternblume; alle übrige Gemächfe ſchlummerten.
— \
Die Straffe nach Lancaſter gehet durch das erſt⸗
erwähnte Kalchthal, welches eine, fruchtbare, abwech⸗
felnde und wohlangebaute Gegend ift. Längft der Straffe
wird man wohl nur meift geringe Hütten gewahr, denn
die befiern Häufer der hieſigen wohlhabenden Kandbe«
fizer, find alle etwas vom Wege abgelegen. Diefeg,
und die Gewohnheit immer etwas Gehölze zunächft der
Straffe fiehen zu laffen, macht, daß Reiſende glauben
‚fie zögen durch lauter Müfteneyen, da doc) zahlreiche
Plantagen und Wohnungen überall umher im Gebüfche
verfterft find. Ich redete ale Menfchen, die mir auf
* Er
diefer Straffe begegneten, Deutfch an, und mir wurde _
von allen in der nenlichen Sprache geantiwortet. Sehe
viele Wiedertäufer wohnen in biefer Gegend;. gufe
freundliche Leute und wackere Unterthanen, die biee
eben ſowohl als in Deutfchland, die Liebe ihrer Nach»
barn und die Achtung ihrer Obrigkeit fih erwerben.
Der Kalchftein dieſes Thals iſt noch immer ber
nemliche ſchwarzgraue und grobe, wie aberall, und
haͤu⸗
Neu ⸗ Holland. 15
— —
haͤufig zu Tage ET Da biefes Kalchthal for
wohl, als das mittlere: und bintere groffe Kalchthal,
fruchtbares Land enthalten, fo fragt fi ſich: Macht kalchich⸗
ter Boden uͤberall fruchtbares Land ? und durch welche
Verbindung? Oder ift es blos die tiefere Lage die⸗
ſer Thaͤler, welche die vorzuͤglichere Frucht arteie be⸗
guͤnſtiget?
Auſſer den zerſtreuten Plantagen und Wohnhaͤu—
ſern, kamen wir nur durch ein Dorf von 40 — 50
Haͤuſern und einer Kirche, Neu-Holland genannt,
13 Meilen dieſſeits Lancafter, wo wir Abende, noch
vor einem. heftigen Schneeſturm, eintrafen. Diefer
Sturm müthetes mit ungewöhnlicher Heftigfeit, längft
der Küfte von Nordamerifa ‚ und war von einigen Erde
* erſchuͤtterungen () begleitet, welche in Philadelphia |
ſowohl, ald in Neunork deutlich gefühlt worden.
* Verſchiedentlich hoͤrte ich auf dieſem Wege uͤber
die Laſt der Taxen, unter der neuen Regierungsver⸗
| faffung
CH Su der Bay sn Neuyork lagen gerade Damals die
lesten brittiſchen Schiffe zur Abreiſe fertig; und es fehlte
nun nicht an frommen Seelen in Amerika, welche dieſe
Erderſchuͤtteruns und Sturm als ein vielbedeutendes Zei⸗
chen, bey der Abreiſe ihrer Feinde, anſahen
a faffung, klagen. Wenn ſolche aber ſchon hoch —
ſind ſie doch nicht willkuͤhrlich angelegt. Nicht die Men⸗
ge des Landes, ſondern deſſen Beſchaffenheit, Güte,
> - otaneaflen.
a CE
—
Kultur und Ertrag und der. dazu gehörige Viehſtand,
iſt die. Mansgabe der Auflage In jedem Bezirk
(Township) find geſchworne Männer aufgeftellet ‚sum
das Eigentum und deſſen Werth zu fchäzen und miß
verhältnißmäffigen Abgaben | zu belegen. Der Landmann,
wenn er glaubt unbillig angelegt — ſeyn, hat Freyheit
Gegenvorſtellungen zu machen. Don dieſer Einrichtung
entitehet eine anfcheinlihe Ungleichheit der Abgaben, im
Verhältniß zur Menge des Landes, welches einer oder
der andere befizet. Die Männer, weiche bie Zaren bes
fiimmen (Aflizers), haben nichts mit ber Einfoderung
au thun; dazu find Collektors aufgeftelt, welche Mühe
und boͤſe Worte genug haben, ehe fie die Abgaben
fammlen Eönnen, um folche an die Einnehmer (Recei-
vers) der County zu liefern. Es müffen gegenwärtig
auch die Geiftlihen Taren bezahlen, wenn fie Landeigen⸗
thum und Defonomie befizen; hingegen hat man die
ehemalige Gemohnheit Fahren laffen, Procente von ih⸗
rer Einnahme (eine Art Gewerbſteuer) zu fordern.
*
Cancaſter iſt unter ben innlaͤndiſchen Staͤdten
von gan Nordamerika, die betraͤchtlichſte. Sie enthaͤlt
| ſchon
Fre, k —
J 111
Enbaſter | "7 |
— —
—
ſchon 900 Häufer, und ei ſind kaum 80 — ihrer
Anlage yerfloffen. Sie hat feinen Fluß in der‘ Nähe,
‚welcher ihr ſchnelles Wachsthum durch Vortheile des
Handels beguͤnſtiget haͤtte die Susquehannah fließt
16 Meilen ſuͤdlich von ihr, und der kleine Coneſtoga
> Meilen oͤſtlich. Es ſollte zwar anfänglich dieſe Stade
ander Susquehannah angelegt werden, und wirklich
waren ſchon ein hoͤlzernes Courthouſe und Gefaͤngniß
bey Wrights⸗ ⸗Ferry erbauet; aber Hamilton, ein an⸗
—— Rechtsgelehrter, wußte es durch feinen Ein⸗
7 6%
fluß dahin zu leiten, daß bie Anlage der neuen Stadt
auf dem ihm zuſtaͤndigen Grund und Boden unternom⸗
men wurde. Seine Samilie befiget noch die Grundherr⸗
hhfeit und beziehet an Grund⸗ Renten ein jährliches
Einkommen, von wenigſtens 1066 Pfund Sterling.
= Diefe Grund» Renten find ungleich, nachdem die vers
ſiedenen Antheile (Lots) früher ober ſpaͤter aufgenom⸗
ten wurden, und in einem oder dem andern Theile
der Stadt liegen; denn die beym erſten Anfang der
Siodt aufgenommenen Antheile bezahlen am wenigſten,
wie ſich die Stadt aber nach und nach vergroͤſſerte, ſo
wurde der Preis der Antheile erhoͤhet. Die Stade iſt
regelmaͤſſig angeleget; das Stadthaus ſtehet auch hier
in der Mitte, wo ſich die zwo Hauptſtraſſen durch⸗
reuzen, welches dem guten Anſehen derſelben ſehr hin⸗
CHR. NE B der⸗
—
x
.
vr.
*
*
u
18 ancaſter.
derlich iR. Es follen nicht ‚über so per Samilien
bier wohnen; alle übrige find Deutſche; dennoch aber
ift die engliſche Sprache, zwar. nicht die herrſchende,
aber doch die gerichtliche. ‚Die Einwohner treiben Acker⸗
bau, Handwerke und Handel. Lezterer iſt dennoch nicht
ſehr beträchtlich, weil die Stadt noch zu nahe an Phi⸗
ladelphia (73 Meilen) liegt. Es ift eine ſchoͤne lutheri⸗
ſche Kirche, und eine Isle Schule (*) bier.
RER — De
*
Laneaſter hat dermalen auch eine hobe a. *
Auszug eines Schreibens aus Philadelphia,
nn „zum Beften der deutſchen Nation, welche aus ‚eir
„nem oder. dem andern Vorurtheile bishero immer unter-
„laſſen hatte, (— ausgenommen in Philadelphia —) ſich
„mit ihren englifchen Mitbürgern in irgend einer Erz
» siehungsanftalt zu vereinigen, hat die Affembly im Herbſte
1,1786, einen Freyheitsbrief und 10,000 Morgen Landes,
„sur Errichtung eines Collegii in Lancafter bewilliget. Die⸗
„ſes Collegium wird Dr. Franklins Namen führen, wels
„cher folches reichlich beſchenket hat. Die deutſche Nation
„iſt uͤber dieſe Anſtalt ſehr erfreuet. Der Eifer und die
Sreygebigkeit, womit fie ſich die Beförderung einer jeden
y guten Sache angelegen ſeyn laffen, welche Bezug auf ihre
| Nation und Religion hat, läßt hoffen, daf diefes Col⸗
a, as in wenigen Jahren, an Reichthum und Aniehen,
| den
4
nr
b
— | + MO
J—
Das anyüglichfe für mich in ae war bie
ſehr angenehme Bekanntſchaft. welche ich mit dem Pre⸗
— diger der hieſigen lutheriſchen ‚Gemeinde, (und nunmehr
er ‚ae Peincipal ber neuen hohen Schule dafelbit,). Herrn
' Heinrich muͤhlenberg, zu machen das: Vergnügen
hatte. Diefer vortrefliche Mann hat durch eigenen Fleiß
ſich betraͤchtliche Kenntniſſe in der Naturgeſchichte er⸗
worben, und iſt unermuͤdet in der unterſuchung der
Thiere, Pflanzen und Mineralien feiner Gegend. Daß ſei⸗
‚ne Bekanntichaft mie fo fpäte und nur auf kurze Zeit zu
Sheil wurde, babe ich Urfache zu. bedauren: fie ‚mußte
mir ‚aber um fo fchäzbarer, und fein Andenken, ‚wird mie _
um fo. werther fenn, da unter den eingebohrnen Ameri⸗
2 Et ‚mern Rn
_ — —
„den aͤlteſten Collegien in Amerika gleich fiehen werde. ,, —
Dieſe deutfche hohe Schule, I laut eines Schreibens, von
Sen. Pf. Muͤhlenberg, von dafiger Obrigkeit, ı unterm 6ten
Suniusga7e7 twirflich errichtet worden, und hat dermalen
fünf Lehrer. Hr. Pf. Müplenberg if Principal; Hr. Paſt.
Hendel, Viee⸗Prineipal; Hr. Vaſt. Melzhaimer, Profeſſor
der deutſchen, lateiniſchen und griechiſchen Sprache; Hr.
Reichenbach, Prof. der Mathematik, und der engliſche Pre⸗
diger, Hr. Hutchins, lehrt englifche Sprache ind fchöne -
Wiſſenſcha ſten. (S. allgem. Litt. Zeit. 1788. Pro. 14.) —
Die Affembly von Wenfylvanien hat auch feit kurzem erft
beſchloſſen eine öffentliche Schule in Pittsburg anzulegen:
\
*6 &
x
80. tancafter. _ A
A — 4 * * —— *
kanern er ber eimjige war, ben ich al Liebhaber der
Naturfunde Fennen lernte und erfragen konnte. Fäns
den unter feinen Landsleuten fich mehrere von ſeinem
muſterhaften Fleiß und Streben nach Kenntniſſen, fo
wuͤrde Amerika bald ſeine eigenen Produkte beſſer ken⸗
nen, imd die Naturgeſchichte um vieles bereichert wer⸗
den. — Seine angefangene Sammlung von inländis
(ben Mineralien ift zwar noch Flein, aber um nichte
| defto weniger merkwuͤrdig, da man nirgends eine beſſere
antrift. Sie enthält unter andern: Schoͤrle, aus der
Nachbarſchaft von Lancaſter, in Quarzen und in Sands
fieinen ‚eingefprengt. Eatnedfe und anbere gefärbte Kier
rel, an "der Coneſtoga. Terebratuliten, aus der Ge⸗
gend von Middletown, welche von den Landleuten für
verfteinerte Hicfory » Rüffe gehalten werden Schönen
Bley⸗ Spat von Pequeg⸗Creeck in Penſylvanien,
Tonne dieſes Erjes gab 1500 Pfund Bley und noch
‚einige Unzen Silver; der Aufſeher bey dieſer Grube
verlangte von den Theilhabern den 13ten D der
Ausbeute als Belohnung; man ſchlug es ihm ab, er
fürte die Grube. auf und "das Werk blieb ‚liegen,
SteinFoblen und Schiefer von verſchiedener Güre,
von der Susquehannah. Schwarze feinförnichte
Scleif. und Probierfteine, deren fich "die Gold⸗
ſchmidte mit gutem Nuzen bedienen, aus der Nachbar
ſcchaft
Ne 2
Hr
*
* M AN ;
*
ſchaft von Lanecaſter. Stinkſteine, Rauchtopafe,
ſchoͤne Kryſtalle, wuͤrflichte Markaſite, acht⸗
eckicht kryſtalliſirtes Eiſenerz (Minera ferri $-edra.
Cronik), ſchwarze Kreide, aus hieſiger Gegend;
Blingelſtein Gaxum tinnitans Lo von Pottegrove;
'Seifenfteine, und andere damit verwandte weiche
‚Steinaten ‚vom South - Mountain; braungefleckte
| Marmor, einen pörpbyrartigen Stein mit Schoͤrl,
vielerley Thon⸗ und Mergelartige Erdarten der um⸗
liegenden Gegenden, und. viele andere Erze und Stein,
‚deren Erwähnung zu mweitläuftig werden würde,
Einen andern einfichtevollen und wuͤrdigen Mann
dernte ih an Heren Williom Henry (Judge of the’ co-
— kennen. Bey ihm ſahe ich einen ziemlich
reinen Bergkryſtalt, von wenigſtens > Bfund- Ges.
wicht, aus der hiefigen Gegend. Bleyerz von der
Juniata¶ welches zugleich Gallmey enthaͤlt; in den
Rauchfaͤngen unter welchen das Bley ausgefchmelzt
wurde, , festen fich Zinkblumen in geofler Menge an. —
Unter andern Merkwürdigkeiten aber war mir eine
— Heine Mafchine angenehm zu fehen, von welcher Here
‚Henry ber Erfinder, und eine gefellihaftlihe Difpute,
über die Möglichkeit, eine ſich gegen den Wind bewe⸗
gende Maſchine zu verfertigen, die Veranlaſſung war.
D3 ‚ Sie
*
Lancaſter. *
/
ar
Sancafter. \ *
on
Sie iſt ſehr eine und leiftet volfommen bie vet.
langte Wirfung. Ein blechernes Fluͤgelrad, wie man
ſich ihrer bey den Ventilatoren in Fenſtern bedienet,
hat zu ſeiner Axe eine eiſerne ſechszollige Spindel.
Diefe Spindel lieget auf einem Geftelle, welches aus
| jiveen, nach vorne, ober mach dem Fluͤgelrade zu,
in einen fpizigen Winfel, oder Dreyecke, vereinigten
eifernen Stäben beſtehet, deren jeder ‚an dem bintern
Ende auf einem glatten Raͤdgen ruhet; unter der Vers
einigungsfpize aber iſt ein’ gröffereg doppelt gezähntes
Rad angebracht, Auf diefen 3 Rädern ruhet und bee
weget ſich die Mafchine. An der Spindel, kurz hinter
dem Fluͤgelrade und gerade, über: dem vordern doppelte
gezähnten Rade, ift eine boppelte fhraubenförmige
Kerbe angebracht, von "welcher ein Faden fo um das
untere Rad gefchlungen iff, daß wenn die Spindel
durch das in Bewegung gefeste Flügelrad umgedrehet
wird, diefes vorwärts fich bewegen muß, Wenn dar
ber durch Wind, oder. Blafen mit dem Mund, bag
Fluͤgelrad fich umdrehet, fo beweget die ganze Mafchine
fich dem Luftitrome fehnurgerade entgegen, und zwar
mit einer verhältnißmäfligen Gefchmwindigfeit zur Stärfe
deffelben. Es ift aber diefe Mafchine nur auf einer
harten —2 anwendbar, im welche das untere
gezaͤhn⸗
gezähnte — kan. Doch verſichert Herr
Henry/ daß er noch eine andere Maſchine zu verfer⸗
tigen im Stande ſey / welche, wenn ſie auf einem Boote
| angebracht wird, dieſes dem Strom eines Fluſſes ent⸗
gegen bringen muͤſſe und auch blos von dem entgegen
kommenden Strom und Wind in Bewegung geſezet
werde. Dieſe Maſchine aber will er nicht eher be⸗
kannt machen, bis er ſich fuͤr ſeine Erfindung belohnet
ku werden boffen dürfe, indem er. verfichert iſt, daß
durch biefelbe die mühfame Gegenfahrt auf dem Ohio⸗
und Miffiffippi- Steome, zum Vortheile feines Vaters
| landes betraͤchtlich erleichtert werden koͤnnte. Nach
Maasgabe der erſtern Maſchine moͤchte es aber nicht
ſchwer ſeyn, die Einrichtung der leztern zu errathen.
Ich uͤbergehe mehr andere, magnetiſche und elektriſche
Verſuche welche die Nebenſtunden Herrn — auf
eine nuͤzliche und angenehme Art ausfüllen, und in wel⸗
chen er ſich als einen denkenden und —
Mann zeigt.
Die ſehr uͤble Beſchaffenheit des Weges und der
ne waren mir, nebft andern Hinberniffen, ent
gegen, Ephrata, den Siz eines religisfen Voͤllchens,
zu — welches in der Naͤhe von Lancaſter faſt un⸗
bemerkt lebet, und doch um ſeiner auszeichnenden Sitten,
8 4 Mey⸗
— Eyhrata
——— und FREE willen, —— wer⸗
den verdient, als es ſelbſt in Amerika, in geringer Ent⸗
fernung von ſeinem abgelegenen Aufenthalt iſt. Die
Nachrichten, welche ich hier mittheile, ſind entlehnet,
aber bie vollſtaͤndigſten, fo ich erhalten konnte, und
haben einen getreuen und aufmerkfamen Beobacheer
sur Berta. ü —
—— oder ——— Town iſt ein Doelchen von
mittlerer. Groͤſſe; lieget in einem kleinen aber deſto an⸗
genehmeren Thale, und an einem kleinen Fluſſe, 1x Mei⸗
len von Lancaſter. Nebſt einem Theile der umliegenden
Laͤndereyen, iſt es das Eigenthum einer kleinen Geſell⸗
ſchaft von Menſchen, welche fi) Dunkards oder Duns
kers nennen, und groͤßtentheils von deutſcher Herkunft
ſind. er Ort iſt in Geſtalt eines Dreyecks angele⸗
get, und hat einen groſſen Obſtgarten in der Mitte, \
Der Heine Bach, welcher den größten Theil des Orts
umflieffet, ift ihm eine natürliche Schuzwehre von der
einen Seite, fo wie es ein mit Obfibäumen bepfianz⸗
tee Damm und Graben von ber andern if. Den Nas
men Dunfard haben fie, mie man fagt, von der Art, ”
ihre Neubefehrte zu taufen; fie tunfen oder tauchen
diefe nemlich in einem Fluß umte:, wie es auch bie
Wiedertäufer im Gebrauch: ij von denen fie fich aber
übrie
=
*
— —
ein Deutſcher, welcher vor 40 oder mehr Jahren ſich
— ‚Gegend niederlieh , wo Ephrata nachher erbauet
worden, welche damals aber noch auf: viele Meilen
umher dicke Wildniß mar. Zufrieden und einfam lebte
SE * hier viele Jahre, und indem er feine wenigen Be
| duͤrfniſſe ſich durch feinen eigenen Fleiß verſchafte, fo
„ Tonnte er fih um fo mehr der Gemeinfchaft mit der
2 ietigan Welt entziehen. Nach und nach aber wurde
um ihn ber die Gegend bewohnter, und mehrere Deut—⸗
ſche kamen, ſich da anzubauen; verſchiedene von dieſen,
bewogen durch die exemplariſche Lebensart dieſes Man⸗
nes, und gereist durch ein Gefühl ähnlicher Geſinnun⸗
‚gen, vereinigten fih mit ihm, und gründeten eine Ges
felifchaft, welche durch den Zutritt neuer Mitglieder
bald anfehnlich und zahlreich wurde. Es war alfo nicht
„eine ſchon gebildete Sekte, welche fich von einem ans
dern Orte aus hieher verſezt hätte; fie entfprung da,
wo fie noch iſt, und hat fich nicht weiter ausgebreitet.
Es fol aber ihre Gefellfchaft gegenwärtig in Abnahme
ſeyn / und faum gegen 200 Mitglieder zählen, welches
eine unbeträchtliche Zahl gegen dad, mas fie ehemals
war, if, Männer und Weiber leiden fih im Som⸗
mer in meifles innen, und im Winter in weiſſes
Wollengeug, Ihr Habit befiehet in einem weiten, lan⸗
DB 5 gen,
e — * Der Stifter diefer Sefte er
—
* *
—
°F
Ih “am ie. auf bie Rudel - berabflieſſenden ⸗
ER (Tunie), der um die. Lenden geguͤrtet, und mit einer
Kapuze zur Bedeckung des Hauptes verſehen iſt, denn
Huͤte tragen ſie nicht. Unter dieſem Leibrock tragen ſie
ein grobes Hemd und Unterkleider. Die Weiber ver ⸗
beten, wenn fie ausgehen. ihr Geficht unter der, Ras
puze. Die Männer laſſen ihren Bart lang wachen,
ſchneiden aber die Haare des Kopfs kurz. Sie find ein
fleiffiges, freundliches und erfindſames Voͤllchen; ſind
gaſtfrey und wohlthaͤtig. Ihre vorzuͤgliche Nahrung
beſtehet in Pflanzen und Wurzeln, denn des Fleiſches
enthalten ſie ſich als zweckwidrig der buͤſſenden Enthalt⸗
famfeit, welcher Chriſten ſich befleiſſigen ſollen. Es iſt
auch ihr hageres und blaſſes Anſehen Buͤrge, daß ſie
nicht des Leibes pflegen. Nur bey Gelegenheit der
Feyer ihrer Liebesfeſte (love-feaft) erlauben fie ſich
Fleiſch, und zwar Hammelfleiſch; dann verfammlen fich
Hrüder und Schweftern in einem groſſen Saale, und
fpeifen in Gemeinfchaft. Andere Ergszlihkeiten, als
die Abwechslung ihrer Keligiongübungen und. häuslichen
Gefchäfte, Fennen fie nicht. Zmwenmal des Tages, und
eben fo oft des Nachts, verſammlen ſie fid zur Er⸗
bauung. Nur Kranfe liegen auf Betten; die übrigen
auf harten Bänfen, und. haben einen Kloz zum Haupt⸗
fiffen. Männer und Weiber leben in abgefonderten
Mohr
—— ‚ante‘ — Geſezen. Die
—
jude fuͤr Bruͤder und Schweſtern ſind von Holz /
aber geräumig, und jedes. mit einem Speifefaal und
Betzimmer verfehen, denn fie halten ſich auch die meifte |
Zeit bey ihren Religionsuͤbungen abgeſondert. Dieſe
Gebaͤude ſind in Zellen abgetheilet, beten jede groß ge⸗
niug iſt, eine Perfon zu beherbergen; fie find ‚ohne Vers
sierung „% ‚aber nett und reinlich. Zwiſchen Brůͤdern
und Schweſtern findet Fein Umgang ſtatt, als den bie
Beforgung ihrer Sfonomifchen. Angelegenheiten erfor
zauch nicht einmal durch Heyrathen. Wenn aber
doch ein Paar dieſem Geſeze ſich entziehen und in den
Eheſtand treten wollen, fo werden fie nicht laͤuger als
vollfommene Mitglieder der Gefellfchaft angeſehen, auch
wird ihnen nicht laͤnger verſtattet, unter den unverhey⸗
ratheten zu wohnen Pi ſondern fie müffen nach Mount
Sion, eine: Meile von Ephrata, oder fonft in der
Nähe wohin ziehen, und erhalten die Erforderniſſe zu
ihrer Einrichtung und Haushaltung aus dem öffentlie
den Ahaze. Linterdeffen fahren fie aber doch fort dier
felde Kleidung zu tragen, werben als Verwandte der
Gemeinde angefehen, und überlaffen diefer in der
Folge ihre Kinder zur Erziehung. e
Die vornehmften Religionsgrundfäge dieſer Duns
fers find Opngefäbe folgende: daß zufünftige Glückfelige
leit
4*
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28 3 Eyhrata.
keit einzig und allein durch Buſſe und aͤuſſerliche Zůch⸗
tigung des Fleiſches in dieſem Leben zů erwerben ie;
Pie
RER! 4 *
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und ‚daß, wie Chriſtus, durch: fein verdienſtliches Leis
den ‚die Erloͤſung des menfchlichen Gefchlechts im All⸗
gemeinen bewirkte, alſo auch jeder einzelne Menſch
durch Faſten, Maͤſſigkeit, Entſagung alles Ueberfluſſes
in Kleidung , Vergnuͤgungen uf w. fine eigene Selig.
feit erwerben muͤſſe. Daher find Demuth, Keuſchheit,
Maͤſſigkeit und chriſtliche Tugenden überhaupt , der. all»
gemeine inhalt ihrer Unterredungen. Sie glauben und
behaupten, daß ein Menſch mehr ſeligmachendes Ver⸗
dienſt ſich erwerben moͤge, als er fuͤr ſeine eigene Red’
nung brauche, und daß demnach der Ueberſchuß ſeiner
guten Werke einem andern, zur Erlangung der Selige
keit, zu flatten fommen fönne. Sie halten das Sakra⸗
‚ment des Abendinahle und der Taufe; lezteres vollziehen
fie abee nur an erwachfenen Perfonen, durch Unten
- tauchen. Sie läugnen die Erbfünde und lehren ben
freyen Willen. In ihren Augen ift jede Gewalt, Süns
de; fogar Selbftvertheivigung gegen Gefahr und Rechts⸗
ſtreitigkeiten, wenn fie auch dazu durch erlittenen Bes
trug, oder gewaltfame Entreiſſung ihres Eigenthumg
aufgefordert. werben follten. Sie fenern den jübifchen
Sabbath; bedienen fich bey ihrem Gottesdienft Feiner
Gebetsformeln, fondein beten und predigen aus unmit⸗
telba⸗
14
h telbarer Empfindung. Sie glauben, daß der Henland
das "Evangelium auch. den Todten predige, und daß, ſeit
feiner Auferſtehung die Seelen der Gerechten damit
beſchaͤftiget waͤren, ſeine Lehre ſolchen abgeſchiedenen
Seelen fund zu machen, welchen fie bey ihrer Lebens⸗
geit unbekannt blieb. Sie verwerfen die Ewigkeit der
Hoͤllenſtrafen und glauben, daß der juͤdiſche Sabbath/
das Sabbath - Jahre und das Zubels Jahr, die Vorbe⸗
deutung von gewiſſen Verioden ſeye, welche nach dem
groſſen Weltgericht werden gehalten, nach welchen die
ı Seelen derjenigen, ſo nicht gleich in den Genuß der
Seligfeit eintreten, allmählich gereiniget, von ihrer
Verderbniß befreyet, und früher oder fpäter zur ewigen
Gluͤckſeligkeit zu gelangen ar werden — Hr
a — — Be He .
Auſſer den fchon Preis gröffern > span
ben, fiehet man in Ephrata noch mehrere kleinere Ge⸗
baͤude „welche hauptſaͤchlich für verſchiedene Manufaktu⸗
ren eingerichtet ſind. Denn ſo ſehr auch ihre Einrich⸗
tung, und einige ihrer Grundſaͤze, dem Geiſte des
WMoͤnchthums ſich ‚nähern, fo mollen fie doch nicht blog
beten, fich maͤſten und müflig gehen, fondern beten
und arbeiten. Wie dein auch die nemliche Denfunge-
art alle übrige in Amerifa anzutreffende Sekten beles
bet, und zu nüzlihen Bürgern machet. Es werden in
Ephra⸗
Ephratn 29
30 Eu Es
9
Ephrata allerley —S— mit Fleiß und Sericlih«
feit betrieben. Es find hier eine: gute Delmüple, Dar
piermüßle und eine Druckerey. Es werden Pergament,
Leder, wollene und leinene Zeuge gefertiget, mehr als
die Geſellſchaft felber bedarf. Die Schweſtern beſchaͤf⸗
tigen ſich mit Verfertigung von Wachslichtern ‚ kuͤnſtli⸗
chen Blumen und andern ihnen angemefjenen Eleinen.
Arbeiten und ERROR rg fie. an die er
den tag, verkaufen. = BR Re
4 [3
A > * 5 3
’ ERS Na
Bor vielen Jahren fchon hatten ſich wegen einer
Zwiſtigkeit in Lehre und Gottesdienſt, vier oder fuͤnf
Bruͤder von der übrigen Gemeinde geſchieden, und wohn⸗
ten in einem eigenen Haufe beyfanmen. Ob biefe gleich
nicht mehr in vollfommener Gemeinſchaft mit den uͤbri⸗
gen Dunfers waren, fo behielten fie doch ihre Rechte
auf ihren Antheil des Ertrags der Gemeingäter, wel
ches mit dem, was ihr eigener Fleiß erwarb, zu ihrem
Unterhalt hinlänglich war. Sie trugen nicht mehr den
langen Leibrock, fondern kuͤrzere aufgegürtete Röcke und
Hüte. Man war ihnen übrigeng, ihrer felbfigewählten
Form wegen, nicht gebäflig , Aueh übte die Liebe und
Geduld gegen fie, welche die Srunbfäge diefer Ges
meinde empfehlen. — ,
*
Der
Lancaſter. hi By
a Winter erlaubte: feinen Iangens Aufs
tl in ae; es war. ‚die beyden Tage Mers
—— eine Menge Schnee gefallen , und die falten
Winde lieſſen beforgen, daß wir vielleicht an der Ueber⸗
fahrt uͤber die Sus quehannah ur: verhindert. wer⸗
den. Bon Lancaſter ſind es to Meilen nach Weightes
Ferry an jenem Fluſſe / welcher daſelbſt an zwo Meis
len: breit, zwar nicht ſehr tief, ‚aber von verfchiedenen -
—* und kleinen Edlanden durchſchnitten iſt,
che den aufs oder ‚abwärts geheffden Booten nur
u fehmale Paſſagen zur. Durch» und Ueberfahrt
übrig laffen ſo daß hohe Winde, ſtarke Fluthen, oder
Eis, die Neifenden oft viele Tage verfpäten, wie es
auch uns würde begegnet. feon, wenn mir um nur einen
Tag fpäter gefommen wären. Der ganze Meg von
Lancaſter hieher , und weiter big York, gehet über huͤge⸗
üchtes Kalchland, oder vielmehr in einem breiten un⸗
ebenen Kalchthal welches rechts von der Kette des
South Mountaing, und feiner Aeſte, wovon der Eos
dorus, Mountain feiner der unbeträchtlichften ift, links
‚aber von den Fortfäzen der Welfh - Mountaing gebildet
wird, Es iſt überall gut bewohnet und angebauet,
wie denn überhaupt die Graffchaft- Lancafter für die
fruchtbarfte in Penfplvanien geachtet wird, deren Aecker |
bie Ausfaat 20 — Zofältig wieder geben. Aber frenlich
‚erfhien
: dor
— in dieſer Jahrszeit das Land nicht
Vorheil. — ae ER. der — ——
liegt
are Kae EN 120 575
„Nor in sa ein — el
Städtchen, von etwa 300 Käufern, und fünf verfchies
denen gottesdienftlichen Gebäuden. Erſt feit 40 Jahren
wurde die Anlage gemacht, und man hat auch hier das
Rathhaus (Court-houfe) in die Mitte der fich durch.
freuzenden Hauptſtraſſen geſezet. Der Codorus ein
kleiner nicht ſchiffbarer Fluß, läuft durch die Stadt.
Die Einwohner ſind groͤßtentheils Deutfche: Ihre Ber
dürfniffe an fremden, hauptfächlich weftindifchen unent⸗
behrlihen Waaren, als Rum, Zucker, Molaffes, Koffee
u. dergl. holen fie von Baltimore in Maryland; nicht,
weil ihnen dieſe Stadt näher ift, oder fie beſſern Marft
für ihr Mehl, Korn, oder Vieh daſelbſt faͤnden; ſon⸗
dern um die Unannehmlichfeiten und das Ungemwiffe der
Heberfahrt über die Susquehannah zu vermeiden. Es
balten fich wielerley Handwerker und Künftler in dieſem,
und andern: dergleichen Landflädtchen auf; beſonders
fcheint ed, daß viele Wand» und Stockuhren hier ge⸗
fertiget werden, wenigſtens ſahe ich in den meiſten
Haͤuſern laͤngſt der Straſſe ſehr gut gearbeitete —*
mit der Aufſchrift dieſes Orts.
Solgen
dorf. 8
— — ereignete ſich in hieſiger Nachbar⸗
ſchaft, und verdient als ein Beytrag zu andern aͤhnli⸗
chen Geſchichten- und als ein Beweis, angemerkt zu
werden / wie öfters kleine Veranlaſſungen den eine Zeit⸗
lang umterbeichten Gebrauch des Verſtandes wieder in
feine vorige Freyheit und gefimde Thaͤtigkeit ſezen koͤn⸗
nem. Michael Car, der Sopn eines Landmanns aus
hieſiger Gegend, war in dem vorlezten Kriege verſchie⸗
dentlich mit gegen die Franjoſen und Indianer zu Felde
gezogen. Ungluͤckliche Liebe aber verutſachte, daß er
erſt melancholifh und dann rafendtol wurde, und vers
ſchiedene Jahre in dieſem Zuſtande im penſylvaniſchen
Hofpitale au Philadelphia zubrachte. Man führte ihn,
da er etwas ruhiger geworden, zu feinen Eltern zurück,
umd es waren nunmehr 20 Jahre verfloſſen, feitdem
er im tiefften Bloͤdſinn, zu jeder Arbeit und Geſellſchaft
unfähig, als ein Gegenftand deg Mitleideng von feinen
| Freunden ernährt wurde. Don ungefähr zog im Iep
tern Kriege ein Werber mit Trommelfpiel und fliegen»
der Fahne dem Ort feines Aufenthalts vorbey. Kaum
hoͤrte er die ihm vormals gewohnte Kriegsmuſik, als
e ploͤzlich aufſprang, feine Lumpen von ſich warf ‚mie
aller vernünftigen Befcheidenheit um Kleiter bat und
dem Werber folgte. Denn von diefem Augenblick an
Schoͤpfs R. 11. Th. € bate
34 York:
hatte und behielt er den vollfommenen Gebrauch. feiner
Verſtandeskraͤfte wieder. N we
Wagen und Pferde, die uns auf dem Wege hier⸗
her begegneten, waren alle in vortreflicher Ordnung;
dieſen Vorzug bat Penſylvanien, und die hintern Ges
genden von Maryland und Virginien, vor den übrigen
Provinzen und den vordern Diftriften voraus, weil der
Mangel an infändifcher Bootsfahrt auf Erhaltung
befferer Landfuhrwerke aufmerkſam macht. Man hat
hier eine flarfe und groſſe Zucht von Pferden, die wohl
gehalten werden, und daher immer gefund und rüflig aus⸗
fehen, wenn die Gerippe von Pferden an der Kuͤſte
zum Umfallen mager find. Die penfplvanifche Zucht
liefert fhöne und anfehnliche Kutfchenpferde ; aus Mans
gel an anhaltender Arbeit aber find diefe ſtarken penfuls
vanifchen Pferde zu langen Neifen und ungewohnter An⸗
firengung doch nicht dauerhaft genug, und werden leicht
gichtifeh (gouty) und blind. Ploͤzlichen Entkräftungen
(foundering) find überhaupt, oder follen vielmebe
alle amerifanifche Pferde mehr unterworfen feyn, als
« die europäifchen; es fällt aber die Schuld davon wohl
oͤfter auf Die aͤuſſerſt ſorgloſe und unmitleidige Behand⸗
lung derer, ſo ſich ihrer bedienen, als auf die vorge⸗
gebene ſchwaͤchere Beſchaſſenheit der Thiere ſelbſt. Die
Fracht⸗
MEallifterstown. 35
Frachtwaͤgen der penfplvanifchen Landleute find ſtark ges
bauet; bie Border. und Hinter» Räder ſtehen nahe
beyfammen; das Geſtelle des Wagens iſt ſtark nach
vorne abhängig, fo, daß mit Beyhuͤlfe der ſehr hohen
Vorderräber, ‚ber belafiete Wagen fic) leichter über
die Unebenheiten bed Weges und andere Hinderniffe
weg beweget. Gewoͤhnlich find diefe Wägen ale durch
ein grobes über Reife gefpanntes Tuch bedeckt, und
dienen ihren Führer auf der Reife zur Wohnung.
Von Dorf aus befommt man rechts die Pidgeons
hills ins Geficht, welche ziemlich hoch zu feyn fcheinen,
und zum Got, Mountain gehören; in ihren Wal.
dungen halten fih noch Bären und Wölfe auf, und les
gen Öfterd unangenehme Befuche auf ben Plantagen in
<hale ab, durch welches die Straffe noch immer über
Kalchſteinfloͤzzen fortgebet. m
M Calliſterstown, 13 Meilen von Dorf, ein
Städtchen von ungefähr 200 Häufern, und etma 30
Sabre alt; und noch 6 Meilen weiter ein groffes Dorf,
Veterlittle’stown, find die lezten Drte in Penſylvanien.
Die Nothmwendigfeit folher lecken, wo Krämer und
Handwerker ſich fammlen, und den übrigen zerftreut
und fporadifch mohnenden Landleuten die’ erforderlichen
ea Bequeme
36 MeEalliſterstown.
— —
Bequemlichkeiten, Kleidungsartifel, Geraͤthſchaften und
Berürfniffe des Luxus, für die Produkte feines AIckers
und feinek Heerde geben, fällt am mehreften da auf,
wo man fie nicht hat, und der einfame Landmann, von
Städten und Märkten zu fehr entfernt, bey dem Ueber⸗
fluß an ſelbſt erzeugten Lebensmitteln, Mangel an mans
cherley andern Nothwendigkeiten leiden, und manches
Vergnügen fich verfagen muß, indeffen ihm das, mos
durd) er ſich das eine oder das andere verfchaffen koͤnn⸗
te, auf verfchiedene Weife und unbenuͤzt verlohren
gehet (X. Man war daher von jeher in Penfplvanien,
N si und
(*) Unterdeffen haben doch auch folche einzelne und gem
fireute Niederlaffungen ihr Gutes, und alle die Vorzuͤge,
welche dergleichen fporadifche Wohnungen überall und zu
allen Zeiten hatten, finden auch bier fiatt. Diefen, der
Natur, den alten Sitten und dem Nuzen gemäffen Anbau,
ſchildert Möfer vortreflich.. „, Die einzelnen Wohnungen
‚haben Bortheile und Rechte, welche man anderwaͤrts und
„izt wieder einzuführen wuͤnſchet. Sie haben ihre Aecker,
zr Wiefen und Gebölse, ringe um ihre Däufer, beſtellen ihr
„Land nach eigenen Gefallen, und finden sur Zeit ber Noth
‚noch immer etwas in Ihren Bezirken, woraus fie eine
Beyhuͤlfe ziehen konnen. Brand und Seuchen verbreiten
„ſich bey ihnen nicht fo Teiche; im Kriege liegen fie vers
„ſteckt,
— MCalliſterstown. 37
und einigen, andern Provinzen , fleiſſig darauf bedacht,
die Anlegung folder einlaͤndiſcher Städtchen zu befoͤr⸗
dern / und mit Vergnügen bemerkt man überall. aus dem
ſchnellen Anwuchſe derfelben, daß fie zu dem Wohlſtande
der Einwohner einen groſſen Theil beytragen. Ich habe
aus der Urfache, alle, durch welche ich gefommen bin,
angemerkt, um fo mehr, da man nirgendwo ein volle
fommenes Verzeichniß von ihnen antrift, ‚Diefe Land»
ſtaͤbtchen der Hintern Gegenden haben meiftend ganz
das Anfehen von unſern deutſchen Marktflecken; die
Haͤuſer ſind nach dem Geſchmack ihrer Innhaber bunt⸗
ſcheckicht gemahlt, und in ihrer innern Einrichtung auch
wenig von jenen abweichend; denn der groͤßte Theil ih⸗
rer Bewohner ſind Deutſche. Hin und wieder ſind auch
irrlaͤndiſche Familien darunter, uͤber welche aber die
Deutſchen mit einem eigenen Stolze und anmaßlichen
Vorzuge, als beſſere und ordentlichere Wirthſchafter
herabſahen. Deutſche Gaſtwirthe haben uns auch im⸗
mer wieder andere deutſche Wirthe, laͤngſt der Straſſe
get € z empfohs
wi;
steckt, und wenden auch im Frieden nicht su viel auf
sr Blänzende Sachen, um keine Nauber zu locken. Ihre
„, Entfernung von einander und von der Dorfſchenke ver-
- srbindert überdem manche Verſuchung, a. und Ge⸗
„rlegendeit.,,
38 —— —
empfohlen, und es iſt — ——— und ihueu
von beynahe jedermann zugeſtanden, daß man ſich amt
beſten bey ihnen befindet; wenigſtens, wenn es bey
einem oder dem andern zu ihrer Empfehlung dienen
moͤchte, trift man überall in den beutfchen Haͤuſern ei⸗
nen warmen Dfen, gutes Bier, und um biefe Jahrszeit
auch Würfte, Schweinefleifch und Sauerkraut an, wel
* alles ſie als Ka rear — *
Maryland. wi u
Die Grenzen zwiſchen Penſylvanien und Maryland
werden durch eine in den Waldungen breit ausge⸗
hauene Linie bezeichnet. Tonnytown, ein Flecken von
ungefaͤhr 150 Haͤuſern, 9 Meilen von Peterlittletown,
war der erſte Ort in dieſer Provinz. Von bier führte
uns die Straffe über den Pipe» Creeck; der in einem
tiefen Bette fih nach der Susquehannah ziehet, und
vortreflihes Land an beyden Seiten hat; und weiter
bin, über den Monacafy , einen Eleinen Fluß, 4 Meis
len von Fredericktown. Ben 110 Meilen waren mir
nun immer in demfelben Kalchthal gereifet, deffen Ans
fang ich oben bey Jones⸗ Tavern bemerfte. Die höhere
Släche davon Fan als eine fortgefezte Ebene angeſehen
werden, in welchem die verfchiedenen Hügel und Uns
gleichheiten, nur durch die Fluͤſſe entfliehen, welche es
ſchraͤ⸗
ſchraͤge —ã— indem ne von dem —
dem Ocean ihren Weg nehmen, Daher iſt jeder
Abhang, den man in diefem Kalchthale bemerfet, nat
Oſten oder Suͤdoſten abfallend. Es gewähren aber
diefe tiefern Stellen den vortreflichfien Wiefenboden, und
der auggebreiteten Viehzucht diefer Gegenden vortheil⸗
hafte Nahrung. Der Boden an den hoͤhern Stellen
hingegen iſt noch immer dieſelbe einfoͤrmige roͤthlichte
Erdart, die in trockner Jahrszeit den beften, und bey
no. per den ſchlinmſten Weg machet.
peter. Es war zum zweytenmale, daß
mein Weg durch dieſe Stadt traf. Ueble Witterung
verurſachte einen Aufenthalt von einigen Tagen; aber
diesmal fo wenig, al das erſtemal, hätte ich dag Vers
gnügen, Geſellſchaft von Gentlemen genieffen zu koͤn⸗
nen. Die Geiftlichfeit, und einige andere, deren Bes
kanntſchaft ich fuchte, twaren jedesmal abtvefend , und
die übrigen Deutfchen und allerley Einwohner find bie
unmanierlichften Gefellen, die fich weit und: breit ans
treffen laſſen. Ueber Mangel an harten Gelbe, und
über bie Sffentlichen Aufligen, wird hier, twie überall,
laut und viel geklaget. Krämer und Handwerisleute,
welche ihre Waaren in Baltimore baar bezahlen müffen,
geben 15 — 20 Procente Intereſſen, um Vorlehen zu
4 | befonts
betommen; d denn —— — und —
dorzůglich nur in den Seeſtaͤdten, von wo aus es in
Menge von den Sciffen für ‚eingebrachte Waaren weg⸗
gefüpret, wird. Vor dem Kriege waren 6, Procente
ſchon ein hohes Intereſſe es iſt daher fein Wunder,
wenn die Landleute uͤber die immer ſteigenden Preiſe
der fremden Waaren Klagen » Ändem-fie durch jene: hoben,
Zinfen, mit, beläfiget. werden, und, für,ipren, Theil big«
| ber, nicht d ben. nemlichen Abſaz ihret Landesprobufte, ges
noſſen, welcher, durch den — — Handel nach
Weſtindien gehemmt iſt. Die € Zaren betragen in Marys
land ein, und, „ein halb Procent, von allem, bewegli⸗
hen. und, ambetveglichen, ‚Vermögen; un, es wird ſogar
dermalen Hausgeraͤthe angeſchlagen. Viele koͤnnen
ſchlechterdings nicht, und noch mehrere, haben, nicht,
Luft, Zaren zu ‚bezahlen, bis fie nicht, ernſtlich dazu ges
nöthiget werden, welches man denn auch zu thun nicht,
unterlaflen wird. Die hieſige Landwirthfchaft und. Er⸗
zeugniffe find die nemlihen, als in den bintern Gegen⸗
den des benachbarten Penſhlvaniens und Virginien, |
vorziglich nemlich Walzen, Days und Bieh, Ehe⸗
mals wurde eine betraͤchtliche Menge Hanf gebautz,
man wählte dazu altes wohlgeduͤngtes Land, in Vor⸗
zug vor ganz friſchem, worauf man ihn anderwaͤrts
ſaͤet. Ruſſiſche Schiffe haben aber dieſes Jahr Hanf
und
und, wu wohlfeiler nach, Sale eek
es hier zu haben iſtt.. Inmdon
ee mar len un
Auſſer den uͤberall — Veranlaſſungen zu
Rechtsſtreitigkeiten, iſt Maryland noch mit einer ganz
eigenen Duelle von Prozeſſen geſegnet, und dieſe iſt die
Abweichung der, ¶ Magnetnadel , nenn. nicht vielleicht
Fehler des Inſtrumentes, ‚oder Ungeſchicklichleit derer, fo
damit umgehen, mit Theil daran haben. Landeigenthum
wird,in den Kaufbriefen, ſeinen Umfang nach „fo. ber
ſtimmt, ‚daß von. einem, begeichneten: Baum / Fels, oder
anderem Gegenſtand an zu rechnen, ſo viele Ruthen nach
dieſem „Striche bed, Kompaſſes, dann wieder ſo viele
Ruthen nach, einem. ‚andern ‚Striche, und ſo fort an—
bis wieder zur erſten Landmarke herum gemeſſen wer⸗
den. Nach einiger Zeitlaͤnge koͤnnen nun, durch die in⸗
mittelſt ſich ergebenden Abweichungen der Nadel, die
ehemals damit geſuchten Linien nicht wieder auf die
nemlichen Punkte ‚zutreffen, und die Abweichungen der
neuen Winkel von den alten, muͤſſen bey groſſen Stre«
den Landes, um: defto „beträchtlicher ausfallen; und fo
geſchiehet es nicht felten, daß. eine nach Verfluß von
mehreren. Jahren neu vorgenommene , Meflung, ı ein
Stuͤck angebautes und urbares Land, von den Beſizun⸗
gen des Nachbars abichneibet ‚ und ihm, dafür auf einer
C5 BR andern
>
andern Ecke, vieleicht ein Stuͤck Wald, Sumpf oder
anderes unfruchtbares Land überläffet: Dadurch ent
ſtehen denn nachbarliche Irrungen, Prozeffe und Ver⸗
gleiche, woHon die Sachwalter den beſten Nutzen
ziehen. In andern Provinzen wird die Gelegenheit zu
ähnlichen Irrungen vermieden, indem man ‘dag Eigen
thum durch mehrere fefigefegte Land -Marfen bezeichnet,
und die Grenjen nicht der"Veränderlichfeit ‘der Magnet⸗
nadel uͤberlaͤſſet, die unterdeffen durch genaue‘ Beobach⸗
sungen; Berechnungen, auch leicht verbeffert werden
koͤnnten. Man fühle das Unbequeme diefer Einrichtung,
und wird die nöthigen Aenderungen durch gefejlihe Ans
ordnungen treffen, ; wenn nicht,‘ wie ich einige ‚Sande
leute beforgen hörte, die Rechtsgelehrten Herten es zu
bintertreiben, und diefe ergiebige Duelle von Proseffen
noch Tänger offen zu halten ſuchen.
Der Hintere Weg , welcher von Fredericktown aus,
jwifchen dem South» und North Mountain, nach Ka
rolina führet, mar nach allen Nachrichten in dieſer
fpäten Jahrszeit nicht ohne groffe Beſchwerlichkeiten
zu bereifen; anſtatt alfo jene Straffe zu verfolgen, wie
es die Abficht war, mußten wir dieffeits des South⸗
Mountains bleiben. Auf dem Wege nach dem Pos
tommack behielten wir demnach diefeg Gebirge zue
Rech⸗
Rechten, und "eine andere Neihe niederer Hügel’ zur
Linken, welche fih aber in der Nachbarfchaft jenes
Sluſſes auf einmal in einen hohen abgeriffenen Gipfel
endigte, der unter dem feiner Geftalt entſprechenden
Namen Sugar - loaf- Mountain » weit herum fichtbar iſt.
Breifhen dieſen beyden Gebuͤrgsreihen fireicht' noch
immer das vorige Kalchthal fort. Schon ein’paar
Meilen, bevor wir die Ufer des Potommads erreich⸗
sen, wurde dieſes Kalchthal abhängiger, und überall
umher zeigten ſich im Waſſer abgerundete Steine, und
. andere Beweife, daß das Bette des Fluſſes, vor Zei⸗
ten, ſich weit über feine gegenmwärtigen Grenzen aus⸗
. gebreitet Hatte. Die Ufer auf mehr als eine halbe
Meile vom Sluffe, beftehen aus reichem, fettem, ſchwar⸗
gem Boden, der ein Jahr um dag andere alle ihm ans
vertraute Früchte mit groſſem Gewinn wieder giebf,
ohne jemals gedüngt zu werden. Nowles⸗ Ferry, bie
Gegend, wo wir über den Fluß zu ſezen haften, iſt
weit überhalb dem Fall des Potowmacks (*), und der
Fluß
IE) Daß man in Virginien und Marvland darauf
Bedacht nahm, die Hinderniffe zu heben, welche dieſer
Fall der innländifhen Schiffahre entgegen feste, babe
Ich bereits im erſten Theil erwaͤhnet. Nach neuern
Nach⸗
44 Fredericktown.
Fluß daher weniger reiſſend; die Fluch ſteigt nicht
herauf, und er enthaͤlt nur friſche Waſſerfiſche, unter
welchen groſſe fette Aale von 53 — 6 Pfunden Gewicht
nicht ſelten ſind. Goldoperſche und- Fullfiſche werden
hier ebenfalls gefangen, und ihr Wohlgeſchmack ge⸗
ruͤhmt; ich habe ſie aber nicht geſehen. Der Fluß iſt
hier eine Meile breit, feine Ufer hoch, welche nebſt eis
nigen kleinen Inſeln mit ſtattlichen Baͤumen beſezt ſind,
und mit der ſchoͤnen Ausſicht nach den entfernten Ge⸗
buͤrgen, in einer beſſern Rn eine herrliche Lande
re re EZ IK?" Ra
ee hat man diefes — na
begonnen; und man findet, daß die zu überwindenden
Schwierigkeiten geringer find, „als man anfänglich, beforgs
te. De anfcheinende gute Fortgang dieſes Gefchäfts ges
wahrt den Landbeſizern, überhalb des Falls des Pototomacks,
fröhliche Ausfichten. Eine Privargefellfcaft betreibt das
Werk, unter Beguͤnſtigung der Regierung und unter An⸗
Teitung General Wasbingtons. Zur weitern Beförderung
des Innländifchen Kommerzes hat man von einem der bins
terſten Tchiffbaren Arme des Potowmacks, eine Straffe durch
das Gebürge, 53 Meilen lang, nach Morgands ton am
Monanghahela ausgehauen Dies gefchahe auf Unkoften des
Staats von Virginien, welcher fomit eine fehr Leichte und
bequeme Kommunikation zwiſchen den Einwohnern an der
Weſt⸗ und Oſtſeite der Gebuͤrge eröffnet bat.
*
— ** Die Breite von Maryland in
dieſer hintern Gegend, von Tonnhtown bis an den Pos
towmack, der diefe Provinz von der ſolgenden ſcheidet,
beträgt 43 Meilen. ar de
de Ai BE. Ur at >> en
PR PTR NER ” Birginen, —
is — — iſt dag erſte virginiſche Städtchen an
dieſer Straſſe; hat aber nur wenige und geringe hoͤl⸗
zerne Haͤuſer· Wegen feiner hohen, angenehmen und
gefunden Lage, har man den Vorſchlag gethan, eine
lateiniſche Schule Hier anzulegen, und es mar diefe
Anſtalt in einem befondern Anſchlage an ber Thüre deg
Wirthshauſes, dem Publiko beſtens empfohlen, welches
fie auch! allerdings zu ſeyn verdient, indem es noch
überall auffer den Hauptftädten, an gehörigen Schul
‚und Erziehungsanftalten in Amerifa mangelt. Man
hat nicht durchgehende die Gewohnheit Schilder vor die
Wirthshaͤuſer auszuhängen, fie find aber dennoch leicht
‚an der groffen Menge von allerley Papieren und Ans
zeigen zu erkennen, womit man die Wände und Thuͤ⸗
ren dieſer Öffentlichen Häufer bekleiftert; je mehr man
‚deren von auffen erblickt, defto beſſer pflegt geneinig.
lich das Haus zu ſeyn. Reiſende haben den Vortheil
einer mannichfaltigen Unterhaltung davon, und Finnen
ſich belehren, wo die Taren fchmwer eingehen, mo die
Weis
EN 1
Be | een
Beier entlaufen, wo man Pferde, Met, , odet wo ein
neuer * angekommen.
Vom Ufer des Dotormmacte bis nach, Leesburg,
(12 Meilen) und einige Meilen weiter, it man noch
immer in der von jenfeits des Fluſſes fortfegenden
Släche des Kalchthals, wenn man die breiten Vertie⸗
fungen des alten und jezigen Flußbettes wegrechnet.
Auch bleibt der Kalchſtein, wo er dieffeits in Virginien
zum Vorfchein kommt, noch immer der fchon öfters ers
‚wähnte einfache und graue, Es kamen fehr groffe und
kleine Stücen Breccien vor, aus abgerundeten Kie⸗
fein und Sand, durch Kalchtheile gefütter. Der Boden,
zwifchen dem Fluffe nad) und um Leesburg, fehien gut
und fruchtbar zu feyn; und enthielt einen flarfen Ans
theil eines rothen eifenfchüffigen Letteng, der zuweilen
auch für ſich in verhärteten Stücken vorfommt, die
man der tiefen Farbe nach, für Blutſteine halten ſoll⸗
te. Naͤher um Leesburg wurden die Spuren des
Kalchſteines ſeltener, es zeigte ſich aber ein rother Sand⸗
ſtein. Die Reihe von Huͤgeln, welche uns jenſeits des
Potowmacks zur Linken war, wurde nun immer niedri⸗
ger; wir famen ihr 6 Meilen von Leesburg näher,
wo fie eine imeiffe feinförnichte quarzichte Felsart
(Grindftone) enthalten. In diefer Gegend paffirten
mir
”
senhurg. 47
wir, eben „Gonfe- Ereec welder 7 ziemlich
tief). breit und reiſſend war. Aus verſchiedenen Um⸗
ſtaͤnden ſchien es mir nachher, daß wir in dieſer Ges
gend unbemerkt ſuͤdoͤſtlich ab, und ganz uͤber die immer
niedriger und unmerklicher werdende Reihe jener nur
erſterwaͤhnter Huͤgel gekommen waren, welche bie das
ber die Fortſezung der ſuͤdlichen Grenze des Friedrich⸗
towner Kalchthals bezeichneten; denn weder. von den
einen noch den andern Felsarten, Fam weiterhin etwas
mehr zum Vorſchein, wir hatten hingegen viele Mei⸗
len weit durch den gewöhnlichen rothen md dermalen
naſſen und zähen Letten mit, Mühe und Verdruß zu
reiſen. A
-
Es war auf diefem Wege nicht wenig befremdend,
ſo viele Wiltnig und neuangebautes Land zu bemerfen,
nachdem man nur eben die fehr bewohnten und wohl _
‚Eultivieten Gegenden Penfplvaniens und Maryland ver-
laſſen hat. Die Urfache liegt nicht in einer fchlechtern
h Beſchaffenheit des Landes, welches jenem kaum nach»
ir ſiehet, fondern darinn, daß einzelne Perfonen fehr groffe
und weitläuftige Bezirfe von Ländereven befizen, von
‚welchen: fie nichts verfaufen wollen, um ihren Familien
deſto gröffere Güter hinterlaffen zu koͤnnen. Sie find
zwar ſaͤmmilich geneigt, Anıheile davon zu Lehen zu
Be ws
ie ne nee — — an
verlaffen, und wuͤnſchten das: ihnen zuffändige Eigen
thum , "fo wiel möglich, von Beſtaͤndnern bebauet und
bewohnet zu fehen; dieſe finden fich aber’ nicht leicht,
fo fange noch irgendwo Land kaͤuflich zu uͤberkommen ift.
Diefe Politik, welche der Nachkommenfchäft folcher reis
hen und angefehenen Familien allerdings vorteilhaft
ſeyn wird, hat in der Nachbarſchaft von Neuyork und
in andern Gegenden dem Anbau und der Bevoͤlkerung
vielfach im Wege geſtanden, indeſſen die hintern Ge⸗
genden von Penſylvanien, Maryland, und auch eines
Theils von Virginien, mo kleine und arme Familien
‚auch; Fleine Antheile Landes eigenthümlich haben konn⸗
ten, gefchtinder befezet und bevslkert wurden. Das
kleinſte Eigenthum hat für jedermann mehr Reis, als
das beträchtlichfte Lehen. Auſſerdem aber find auch die
Virginier der vordern Diftrifte fehr bequemliche und
laͤſſſge Landwirthe. Vieles und fehr gutes Land, wel
ches einer arbeitfamen Familie reichlichen Unterhalt ges
währen würde, bleibt ungenuͤzet liegen, wenn es eins
‚mal etwas erfchöpfet ift, denn an Dingen und andere
Perbefferungen wird zur Zeit noch nicht gedacht: Man
nimmt neues Land auf, das befte, welches man in feis
nem Bezirke findet; bauet 3 — 4 Jahre Toback darauf,
und dann indianiſches Korn, fo lange etwas wachfen
will, Iſt endlich der Boden völlig ausgezehret, fo fängt
. man
geesbutg. | 49
man es auf die nemliche Art mit einem andern Stücke
von vorne an. Auf dem alten Lande wächfet unterdefe
fen wieder Hol; auf, und auf dem neuen rottet man
es mit Mühe aus; und dag alles, um ſich des Din.
| gene, und aller der Mühe zu überheben, welche, um
allenfalls auch nur Dinger zu erhalten, zu einer forge
fältigern Verpflegung des Viehes erforderlich wäre.
Ungeachtet fir noch nicht weit in Virginien vor
geruͤcket waren, fo ließ ſich doch ſchon ein beträchtlicher
unterſchied in der Anlage der Plantagen, und dem Cha⸗
rakter der Landleute dieſſeits des Potowmacks zu denen
jenſeits, wahrnehmen. Eine Plantage in Virginien, und
auch in den niedern Gegenden Marylands, hat oͤfters
mehr das Anſehen eines kleinen Dorfes, wegen der vie⸗
len einzelnen kleinen Gebaͤude, welche zuſammen genom⸗
men doch oft kaum mehr ausmachen, als ein einziges
geräumiges und bequemes Haus. Hier find Wohn-
zimmer 7 Schlafgemach, Aufenthalt fuͤr Fremde, Vor⸗
rathskammer Kuͤche, Wohnung für die Sflaven, und
wer weiß was alles, gemeiniglich eben fo viele vers
ſchiedene Eleine und fchlechtverwahrte hölzerne Hütten,
ohne Glas in den Fenftern, von der Struktur und
Solidität eines Kartenhäuschense, Diefe Einrichtung
iſt nicht ſowohl die Folge eines befondern Geſchmacks,
Schoͤpfs KR. 11. Th. D als
40 kein:
als der Notwendigkeit. Bey der Anlage einer neuen
Plantage iſt man zufoͤrderſt nur um die nothduͤrftigſte
Wohnung bekuͤmmert, und begnuͤgt ſich mit einem in
der Eile erbauten Blockhauſe; nach und nach aber, bey
unehmender Familie, Vermehrung des Geſindes und
Erweiterung. der. Wirthſchaft, muß auch für mehrere,
Bequemlichkeit geſorgt werden. Dadurch wird denn
die allmaͤhlige Erbauung mehrerer einzelner Haͤuschen
und Huͤttchen veranlaſſet, welche gemeiniglich ohne
Beyhuͤlfe von Zimmerleuten, durch die Landleute und
ihre Neger ſelber zuſammengeſtoppelt werden. Da die⸗
ſes gemaͤchlicher und leichter geſchehen kann, als ein
groſſes Gebaͤude mit einemmale zu errichten , fo fiehet
man oft auch da noch immer fich folhe Häuschen vers
mehren; wo es weder an Materialien: noch Vermögen
gebricht, fie in ein folides Haus zufammenzufchmelzen. —
Su. folhen Hütten nun, um welche her man: alle Merk
male der Nachläffigfeit gewahr wird, iſt es dennoch
nichts ſeltenes, die Dame vom Hauſe, oder uͤberhaupt
Frauenzimmer mit aller Sorgfalt gekleidet und geſchmuͤ⸗
cket zu ſehen; denn das ſchoͤne Geſchlecht in Amerika
kan dem Hange, ſich ſchoͤn zu machen, nicht wider⸗
ſtehen, wenn ſie auch auf einſamen abgelegenen Land⸗
fen Des Vergnuͤgens von jemand andern, als zufaͤllig
Reiſenden, bewundert zu werben, entbehren muͤſſen.
Wir
| Moores Tavern. 51
Wir waren viele Meilen durch lauter Wald gereiſet,
hatten blos einige elende Hütten geſehen, und erreich⸗
ten endlich ein uns bezeichnetes Haus, welches von den
uͤbrigen keine groſſe Ausnahme machte, keine ganze
Scheibe in den Fenſtern, und weder Rum noch Brandte⸗
mein noch Brod hatte, wo alles windig und leer aus,
ſahe; dafür aber hatten wir dag ganz unerwartete Vers
guügen, einigen Damen, in Seide gefhmadvol ge,
Hleidet und mit Federn gefchmückt, unfere Aufwartung
zu machen. E83 muß aber auch angemerft werden, daß
in der Prunfliebe die Schönen der. füblichern Provinzen
jene ber. nördlichern weit übertreffen, und daß man
ähnliche Exrfcheinungen unter ähnlichen Umftänden in
Penfolvanien nicht zu erwarten hat; fie denn auch)
die enfgegengefeste Sorglofigfeit dee Männer in ihrem
Aufzug, eben fo auffallend iſt, als die Eitelkeit ber
Weiber.
Hinter Moore's Tavern, und dem rotben Haufe,
(30 Meilen von Gooſe⸗Creeck) fam und wieder eine
hoͤhere Reihe von Hügeln zu Geſicht, welche ung num
zue Rechten lagen und ſuͤdweſtliche Richtung bielten,
Es waren die Bull-run - Mountains ; zwifchen ihnen und
dem South. Mountain iſt Kalchftein ; sitlich von ihnen
aber findet man ‚feinen, Dieſer Umſtand macht es
D 2 wahr⸗
J
Buolirginien.
wahrſcheinlich, daß die Bull-run- Mountains dielleicht
bie wieder erhoͤhete Fortſezung der lezten niedrigen
Zuͤgelreihe ſeyn möchten, welche um Gooſe⸗Creeck ſich
nur zu verlieren ſchien. — In dieſem Gebuͤrge halten
ſich noch viele Rehe (Deers) auf. Eines, welches vor
wenigen Tagen geſchoſſen ward, wog gegen 190 Pfund;
man hielte dies fuͤr ein ſehr ſeltenes Gewicht dieſer
Thiere. So erzehlte man auch in einem ber Wirths⸗
haͤuſer, wo ung die Ueberbleibfel eines wilden welfchen
Hahns zu Theil wurden, daß derfelbe ohne Federn und
Eingeweide 23 Pfund gewogen babe, welches hier eben
auch ungewoͤhnlich ift, ob man fie.gleich in den füblis
cheren Gegenden big zu 40 Pfund ſchwer antriffl. —
Die Waldungen beflanden, fo viel ſich in ihrem bläte
terlofen Zuftande erfennen ließ, noch immer aus ben
mehr noͤrdlichen Holzarten, menigfiend dem größten
Theil nah. — Indem ſich unfere Straffe immer mehr
oftwärts lenkte, brachte fie ung zugleich in weniger
bügelichte Gegenden, und wir näherten ung allmäplig
den eigentlichern Tobackgefilden. Es wird zwar auch
Toback weiter weſtwaͤrts zwifchen dem Gebürge erzie⸗
let, der nicht fchlecht ift; aber der Gewinn wird fehr
verringert, weil man ihn über lange und beſchwerliche
Wege auf der Are nach den Plägen zu bringen hat, wo
es von den europäifchen Schiffern fan in Empfang ge
nommen
Birginien. 53
nommen erben. In den hieſigen Gegenden wurde
durch einen Nachtfroſt, im vergangenen Auguſtmonat,
eine ſehr groſſe Menge Toback verdorben, und man
hat erfahren, daß der nemliche Schaden um die nem⸗
liche Zeit auch die hintern Gegenden von Karolina bes
troffen habe. Dies ereignet ſich bie und dort um fo
leichter, weil viele Pflanzer vorzüglich nur Sweet-
fcented Tobacco bauen, telches eine kleinere und
zärtlichere Pflanze if, die aber zwey und einen halben
Schilling im Ceutner, oder 25 Schilling . Eurrent
im. Hogshead, mehr einträget:
Wir brachten eine Nacht auf einer Plantage qu,
wo man nach der hiefigen Gewohnheit, und unter dem
Titel von Private Entertainment, Reiſende gegen Bes
zablung beberberget , ohne Wirthshaus zu halten. Mit
den Öffentlichen Käufern fieht es in Virginien und den
übrigen füdlichen Provinzen fchlechter aus, als in ben
nördlichen. Der Vortheil des Unterfchiebs zwifchen
Private und Public Entertainment iſt auf der Seite der
Landleute, melche fich damit abgeben, und fogenannte
Drivathäufer halten, um die Abgaben für die Er
laubnig, Rum und andere Öetränfe ausfchenfen zu
dürfen, zu erfparen, umd um nicht mit lärmenden
Trinfgelagen geplagt zu fenn. Aus Ermangelung ans
D 3 derer
RU.
3 a
54 | Birginien.
derer öffentlicher Häufer find Reiſende gensthiger und
froh, dieſe zu finden und zu fürchen. Hier fpeifet man
denn mit der Familie dicken und binnen Homany, (ein
Gericht aus indischen Korn,) trinft Waſſer nach Belies
ben, bat nicht Freyheit zu verlangen und nicht Recht
zu erwarten, was man wuͤnſchet, bezahlet aber dennoch
eben fo viel als anderwärtd, wo man nach eigenen
Gefallen Iebt, beſſer bedient und nicht gensthiget iſt,
beym Kommen und Gehen fehr verbindlich für die Aufs
nahme zu ſeyn. Auf ber andern Seite hat man aber
den Vortheil in diefen Privathäufern nur einmal von
der Familie ausgefragt zu werden, da man ſichs hin,
gegen in den Tabernen von jedem NHereinfommenden
gefallen Taffen muß , meil man nirgends einen abgefons
derten Aufenthalt haben Fan, um fich der Neugierde zu
entziehen, oder ſich mit etwas zu befchäftigen. Unſer
Wirth hatte eine zahlreiche Familie; um fie zu verſor⸗
gen, wuͤnſchte er einen Käufer zu feinem Land zu fin
den, welches in guter Ordnung war, und viel gereis
nigten Wiefengrund hat. Der Acer Land wird in
diefer Gegend von 25 big zo — 60 Scillinge virgin.
Current verfauft; für baar Geld würde er das feinige
für 40 Schilfinge geben, und mit dem Erlöfe über dag
Gebürg nach Kentucky ziehen, um dafür dort fo viel
mehr Land zu Faufen, ale jedem feiner Kinder einen
hin⸗
Virginien. 55
— ⸗ —
dinlanglichen Umrerhalt verſchalfen - kounnte · Denn die
Landleute ſind durchgehends darauf bedacht, ihre Kitts
der mit liegenden Guͤtern zu verſorgen, welches in den —2
vordern Gegenden ſchwer haͤlt, und daher beſtaͤndige # )
Auswanderungen nach ben bintern Gegenden veran⸗
laſſet. Es war dieſes eine ausgezeichnet gutherzige und
arbeitſame Familie, welche durch befondern Fleis und
Aufmerkſamkeit, beynake alle ihre Nothwendigkeiten
ſelbſt erzeugte und bearbeitete; denn das Land und die
Viehzucht lieferten ihr hinlaͤngliche Materialien dazu
Man hatte Flachs, Baum⸗ und Schaafwolle, welche
zu Kleidungsſtuͤcken verwebet wurden; Haͤute zu Schuhen
und andern Beduͤrfniſſen. — Es gebrach nicht an man⸗
cherley Gattung von Fleiſch⸗Nahrung; und zum Ge
traͤnke lieferte der Obſtgarten etwas fairen Cyder und
Whiskey, und ein füßlichtes nicht unangenehmes Bier
| wird aus dem Perſimons, (den Fruͤchten des Dioſpyros)
bereitet. Es werden nemlich die zerſtoſſenen Fruͤchte
mit Waizenkleyen zu einen Taig gemacht und gebacken,
und dieſes Brod nachher abgekocht und zur Gaͤhrung
hingelegt. Dieſes Getraͤnke ward beſonders für
die bevorſtehenden Weyhnachsfeyertage zurechte ges
macht. Der Mays iſt naͤchſt dem Toback das wich⸗
tigſte Landesbrodult / und der Hauptgegenſtand der 1%
wirtelbaten Nahrung der Zamilie, der Neger, des
Ni 4 großen
-
56 Virginien.
groſſen und. kleinen Viehes; denn alles lebt davon.
Der Toback endlich beftreitet die übrigen Beduͤrfniſſe
bes Lupus und des Zufalls; Toback bezahlt bie Taxen/
Sur
Ya
Br *
fchaft die den Weibern unentbehrliche Seite, Spigen |
unb andere auslaͤndiſche Waaren, Koffee, Shee, Zuder,
—“ und alles, was man nicht ſelbſt erzielen und
verfertigen kan oder will. Ohngeachtet der vorzuͤg⸗
lichſte Wohlſtand der hieſigen Pflanzer aus dem Toback⸗
bau entſpringt, ſo iſt ihnen doch der Mays nicht weni⸗
ger wichtig. Mißwachs dieſes allgemeinſten und
wichtigſten Nahrungsartikels CH) ſezet den Pflanzer
in
CH, Bon dem, für die amerikaniſche Landwirthſchaft ſo
wichtigen Mays, fehe man Hrn. Kalms Defchreibung
som Mayskorn in Nordamerifa, deffen Pflege und Nuzen;
in den Schwed. akadem. Abhandl. ızten Band. — Es ift
das Getraid der Trägen. — jeder Stengel hat gemeinigs
lich 2 — 3 Aehren, und jede Aehre 3 — 500 Körner. Es
ift ein Mißjahr, wenn man nicht das zoote Korn der Aus⸗
faat bekommt. Zwey Bufchel Saat find für ein groffes
Saushalten genug. Es verträgt viele Ungemaͤchlichkeiten
der Witterung. Die Blätter find dem Vieh angenehm. —
Mays allein giebt nicht gutes Brod, aber mit Koch oder
Waizen gemengt. — Suppen und Brey von Mays, heißt
bey den Engläudern Homany, bey den Franzoſen Sagamicc,
und
J—
Vitginien. 57
Er die: Nothwendigkeit, ihn u, in. — — oft
weit her zu holen, wenn er feine Sklaven: und fein
Vieh nicht will darben laffen; ‚dadurch verliert er zu⸗ |
weilen mehr als den Gewinn, welchen ihre Arbeit
beym Tobackbau abwirft. Es find. hauptſaͤchlich die
fehr trocknen Sommer, welche dem Mays fchaden.
Von hier ‚aus, verfeblten wir den rechten Weg,
wurden es aber nicht gewahr, „weil ung einen ganzen
halben Tag ‚lang, ‚auf ‚einer, groffen breiten Straffe,
niemand. begegnete , als einige unwiſſende Neger , des
ten Geographie ſich felten weiter erſtreckt, als auf die
Plantage ihres Heren. ‚Wir paflirten Cedar-run an
einer Stelle, die wegen tiefer, Köcher hätte können ger
fährlich werden, wären, wir ‚nicht, fo. glücklich. gewefen,
von Ungefähr. die rechte aber ‚Schmale Fuhrt su treffen.
Um ung wieder.in die rechte Straffe zu bringen, ſchickte
man uns durch ungangbare Waldungen und Suͤmpfe
umher, wo wir endlich wuͤrden ſtecken geblieben ‚feyn,,
bätte ung nicht noch zu rechter Zeit ein guter alter
YA Dann,
und bey den Indianern Sapaan, Vom Maysgrüge und Ahorn⸗
auder bereiten die lestern ihre Quirzera,. eine Kraftfpeife,
deren fie fih auf langen Reifen bedienen. —
— —
den iſt/
—————— deſſen Haus, ee fagte,
jedem Reiſenden offen ftehet, und ber felber den Frem⸗
den verbimden iſt, wenn fie bey ihm anrüffen wollen.
Nach einem Tagelangen befchwerlichen und vergeblichen
umherirren erreichten wir endlich dieſes gelobte Haus,
welches auf einem fehr angenehmen Hügel Tag, und
fehe Viel 'öffenes Sand um fi ch ber Hatte. Die ges
woͤbnlichen Regerhutten und andere wirthſchaftliche
Gebaͤude bildeten zuſammen ein kleines Dorf, in wel⸗
chem das ſchonere und gröffere Haus des Kapitains
ſich gut ausnahm Wier klagten dem Kapitain unfere
Ebenitheuer, und“ baten nothgebrungener Weife um Ers
friſchnngen und Nachtherberge welche er, jedoch mit
der Bemerlung/ daß fein Haus Fein — fey,
zufagte. Eine Erinnerung, welhe man in einem gaſt⸗
freyen Haufe ,. (wie er nachher von fich felber und feis
nem durch das ganze Land bekannten Namen ruͤhmte)
nicht erwartet, und die ſich auch nicht durch Heu,
Maysbrod, Waſſer und Fiſche, deren man 2000 auf
einen Zug fängt, womit man ung und unfere .
bewirthete, gut — ea u⸗
Ein
Ra,
F
Birginten. 35
— —— — — — ——— ,
¶Ein ſonnenheller / warmer und se Sin
zwar eine gute Vorftellimg von ber angenehmen Witte ⸗
zung biefer Gegenden zu erlauben; aber ebe ben diefe,.am
sten Decehiber fo angenehme kan ft, hatte man
iulige Jahre vorher, * ‚am Toten Junius RE u mit Schnee
— geſeben / und in dem nemlichen dahre halte man
foger noch weit füplicher bey Hellow⸗Ciffs in Rord⸗
faroline 1 Kup tiefen Schnee i im Monat May angetsoffen.
Diefe veränderlihen Witterungen verhindern das Ges
beihen der Obſtbaͤcme in dieſen Gegenden, wo die war
men "rfplinge ihre Bluthen fehr feüßzeitig hervor
locken, und durch ſpaͤte heimtuͤckiſche Rachtfroͤte eben
ſo oft befehäbiget werden @). Cyder if baher in Vir⸗
ginien
*
— 4 Ir ge i 554 Me | * 34 J
Die fpäten Behhtingsfrönt, welche in den mittlern
und füdtichen Provinzen fi gar oft unerwartet einfinden,
verderben. gemeiniglich die Hoffnung des Landmannes, und
berauben ihn der Fruͤchte, bie ihm feine‘ vollblůͤhenden
Bäume verfprachen. Xufmerkfamere £andwirthe haben ins
deſſen diefer unangenehmen Ereiguiß dadurch und nicht ohne
guten Erfolg vorzubeugen heſucht, daß ſie fuͤr ihre anzu⸗
J— Obſtgaͤrten eine nordweſtliche Lage wählten, im
er die Bäume bei ane"vidfer Himmkisnegend wehen⸗
den haunere ren und Fälteren Winden ansgefet find. Auf
diefe de wan den u fruͤhen Anstreiben derfelben Eins
N halt
R-
60 Virginien.
sinien nicht mehr ein fo allgemeiner ‚Trank, als in dem
'
——— und Penfplvanien.
ic
Bon 4000 Morgen Bandes, welche der Kapitain
beſhet, iſt nur ein ſehr kleiner Theil urbar gemacht;
denn ee felder fan durch feine Neger unmöglich alles
bearbeiten und benusen laffen. Er hat einige kehns⸗
leute „(Leesholders) (*), und wunſchte deren mehr zu
—
halt gethan, und die Abſicht erreicht, daß die Bluͤthen for
ter und dann erſt ſich entfalten, wenn die meiſte Gefahr
der ſchaͤrferen Fruͤhlingsfroͤſte voruͤber iſt. Andere Land⸗
wirthe nehmen ſich auch wohl, wenn ſie Urſache haben
eine froſtige Nacht zu befuͤrchten, die Muͤhe, groſſe Hau⸗
fen von Reiſſig oder Stroh an der Winterſeite ihrer Obſt⸗
gärten anzuzünden, und man verfichert, daß diefe Vorficht
in ſehr vielen Faͤllen genuͤzet, und die Bläthen der Bäume
erhalten habe, welche im benachbarten, nicht alfo beſorg⸗
ten Obſtgaͤrten, gänzlich getödet wurden. — Einer ahnlis
chen Vorſicht bedient man fich in Ungarn, um die Wein
fiöcke gegen Manfröfte zu bewahren.
. CO Diefe Lehnsleute, oder Beſtaͤndner, müffen das übers
nommene Land allmählich urbar machen, und von 100 Mor:
gen. ungefähr 1000 Pfund Toback abgeben. Ein Morgen
neues und gutes Land wirft wohl alleine ein Hogshead
/ oder
Birginien. | 61
haben, weil man durch fie ohne Mühe reich with,
Deurfche wären ihm die liebiten gebnötente aber ſo
lange es Land im Innern von Amerika zu kaufen giebt,
werden dieſe kluͤger ſeyn, und lieber ihren Schweiß auf
ein eigenes, obſchon noch ſo kleines Guͤtchen verwenden.
Es baben auch aus andern Urfachen, die fo häufig
berüber gebrachten Deutfchen und iriſchen Dienftboten,
ſich von jeher gar ungern, weder in Virginien noch in
Karolina, auf beftimmte Dienftjahre wollen verfaufen
laffen ; fo wie fie auch fonft, wenn fie nicht beträchtlie
ches Eigenthum haben, und felbft Sklaven kaufen koͤn⸗
nen, fehr ungern fih hier anfäffig machen. Sie haben
zu vielen Stolz mit und unter den Negern zu arbeiten,
welche in Virginien und Karolina faſt nur allein arbei⸗
Ki tende Menfchen find. Denn die Virginier an und für
ſich find ein laͤſſiges hochmuͤthiges Volk, deſſen Dich⸗
ten und Trachten blog dahin gehet, den Lord zu ſpie⸗
Ien, groſſe Strecken Landes und zahlreiche Sklaven⸗
heerden zu befizen. Irgend ein Mann, wenn er nur
2 — 3 Neger aufbringen fan, ſchaͤmt fich jeder Ars
beit, und laͤßt fih im Müffiggang von feinen Sklaven
ernaͤh⸗
*
oder 000 Bund Toback ab, deffen mittlerer Werth ıo Gui⸗
neen find. Die Lehen werben nur auf Eure Zeit verlaffen,
and dann wieder erneuert.
. 6 u Birginien,
x —*
ermäßsen. „Die Einführung ber Neger hat daher für
gar die moralifchen Grundfäze der. Einwohner biefer
Provinzen verderbt, hat fie träge, und hochmuͤthig ger
macht and ße: fie Durch ie Nafpodie Gemalt, mise
fie über ihre Sklaven haben, zum Theil auch graufam
werben... Auch iſt der blos durch Neger ‚betriebene
Landbau nicht der vortheilhaftefte, welches man zwar
einfiehet und ihrer los zu ſeyn wuͤnſchet, aber wohin
mit ihnen, und woher andere arbeitende Hände?
‚
*
7 A
u, ?
An den- ausgewafchenen Ufern eines Fleinen Fluſ⸗
N)
feg, auf dem Lande des Kapitains, hat man eine
ſchmale Ader von Kupfererz entdeckt, welches nach eis
ner in Philadelphia damit angefteliten Probe 25 — 30
Hund im Tentner halten fol. Es if zur Zeit. nur
noch wenig davon gefördert worden, denn der- Eigen.
thuͤmer iſt willens den vorfichtigen Weg einzuſchlagen,
und durch ſeine Neger, wenn ſie ſonſt nicht angeſtellt
ſind, ſo viel Erz graben zu laſſen, als moͤglich, (wel⸗
ches nicht ſchwer ſeyn duͤrfte, da ihm der Gang ganz
ſeichte unter der Oberflaͤche hin zu ſtreichen ſcheinet) und
dann erſt Anſtalten zum Schmelzen zu treffen. Die
ganze Gegend umher iſt mit einem feſten rothen Letten
uͤberleget, welcher dem Jerſeyiſchen ſehr viel aͤhnlich
iſt. In einem Brunnen, welcher auf der Anhoͤhe nahe
am
ipalelen, -
h ß —
am — worden, fand man — Erdart
bis auf die Tiefe von zo Fuß, mit mehr oder weniger
Sand vermifchet. Auf einem. andern benachbarten
Flecke findet ſich ein feiner und feſter Quaderſtein
(Freeftone) von rother Farbe, welcher dem ganz aͤ
lich iff, defien man fich um Reading und in Jerfen zur
Aufmauerung der Eifendfen bedienet. Die bier noch
berrfchende rothe Bodenart verlor fich erſt nach mehre⸗
— Meilen, die wir von hier aus oſtwaͤrts machten,
um in die Hauptſtraſſe nach Fredricksburg zu kom⸗
— men, und nachher kam ſandiges Land, welches aber
noch nicht die eigentlichen Sandflaͤchen ausmachte, ſon⸗
dern noch huͤgelicht, und zugleich beſſer bewohnt und
bebaut war, als die Gegenden, welche wir zulezt durch⸗
zogen. Die Pechkiefer (Pinus foliis ternis), welche
fih weiter zurück nur hie oder da auf fandichten Stel
len, und ‚einzeln + batte wahrnehmen laffen, fand fich
num in groſſer Menge ein, und machte ganze Waldun⸗
gen, welche die Gegend grün, und mit Hilfe eines
warmen Tages (69° Fahren. den ıöten December,)
den Weg durch fie angenehm machte; angenehmer we⸗
nigſtens, ald er durch bie vorigen eh und mo»
raftigen Wälder war. x
- Wir famen über Acquia-Creeck und nach dem
Rappahannock durch allerley Wege, nicht ohne fie jeun
weilen
—
64 | Frederickeburg.
weilen zu verfehlen; denn bie alfgemeii-2 Antwort, wel
he man auf die Nachfrage, die Wege betreffend, er⸗
haͤlt, heißt: Bleibt in der Hauptſtraſſe, oder: gerade
fort; — weil jedermann in ſeiner Heimath die Wege |
fennt, fo glaubt man, daß auch Fremde bie gerade
Straffe leicht finden müffen, die doch gemeiniglich ſehr
krumm find. Der Rappahannock, welcher an Groͤſſe
dem Jamesfluſſe und dem Potowmack nachſtehet, ent
fpringt am South» Mountain; iſt aber für die innläns
diſche Bootsfahrt wenig brauchbar. Eine und eine halbe
Meile über Fredricksburg, bey Falmouth, macht er eis
nen Zal über die Granitreihe, und wird erft von da
an big zu feiner Mündung in die Bay fchiffbar, wel
ches eine Länge von 90, von feinem Urfprung an aber
zu rechnen, gegen 200 Meilen betragen mag. Hier if
er etiwa eine halbe Meile, und an feiner Mündung
nicht über 4 Meilen breit. Schiffe von groffen Laſten
koͤnnen doch nicht ganz big Fredricksburg heraufkommen.
Fredericksburg. Dieſe mittelmaͤſſige Stadt iſt
zum Theil an dem niedern Strande des Fluſſes, und
zum Theil an der zunaͤchſt dahinter ſich erhebenden Ans
höhe, (welche dag alte Flußbett machte,) erbauet. Die
öffentlichen Gebäude der Stadt, Kirchen, Markthaug,
Courthaus, liegen dermalen in Ruinen, und das aus
keiner
Brent a
feiner andern —— ‚alß. ‚teil man wäbrend: es
Krieges es für unnsthig fand, fich ihrer zu bedieneny
and fie daher vernachläffigte; - denn es kamen feine
- feindlichen Truppen hieher, die folche hätten zerſtoͤren
können. Die biefige Toback» Niederlage enthielt eben
jego ſehr groſſen Vorrath. Hier und in Alerandrien
war der’ Preiß diefer Waare dermalen nur 25 Schill.
virgin. Current für den Centner. Die europäifchen
Schiffe waren ſchon alle weg, die: Zeit, in. welcher die
Landleute ihre Taren zu begahlen haben, war nahe, und
die Kaufleute, bedienen fich daher diefer Gelegenheit, die
niedrigſten Preife dafür zu bieten.
Eines der betraͤchtlichſten und ſchoͤnſten Eiſenwerke
von Nordamerika, iſt in der Nähe des Rappahannock⸗
Sans, oberhalb Falmouth. Es ſollen jährlich ‚mehr.
al8 6 — 800 Tonnen Eifen daſelbſt verarbeitet wer⸗
den. Herr Hunter ift Befizer davon. 8 zeichnet fich
übrigens. dieſes Werk ‚noch durch eine Rolling» und
Slitting- Mil aus, dergleichen big jezt nur zwey oder
drey in Amerifa anzutreffen find, weil dergleichen Vor⸗
richtungen unter der vorigen brittifchen Regierung an⸗
zulegen verboten waren. Die Rolling - Mitt iſt ein auf
die DVerfertigung von Eifenbleh angewandtes Streck⸗
werk, wo nemlich. in einer Mafchine, zwiſchen zween
Schoͤpfs R. ll. Th. E glat⸗
*
*8
u Siedetltsbutg
ü————— —
ac — —*— das Blech —
ter und gleichfoͤrmiger gedehnt wird, als unter Haͤm⸗
mern. Die Slitting⸗Mill iſt eine andere kuͤnſtliche
Vorrichtung, breite eiſerne Staͤbe auf einmal in meh⸗
tere ſchmale Stäbe zu ſpalten, welches nach der ges
woͤhnlichen Weife weit langfamer unter dem’ Hammer
gefchiehet. Es war mir leid, erſt ald es zu fpät war, x
Nachricht von dieſem merkwürdigen Eifenwerfe zu er⸗
halten; denn meines beſtaͤndigen Nachfragens ungeach⸗
tet, hoͤrte ich im dieſer Stade ſelbſt ihrer nicht erwaͤh⸗
hen. Ueberhaupt ift es in Amerifa ſchwer, Nachrich-
‚ten über irgend etwas zu erhalten. Die Neugierde der
Amerikaner beſchaͤftiget ſich mur mit Handels- und
Staats. Angelegenheiten; alles übrige um fie her fchei-
het ihnen aus Gewohnheit unbeträchtlich, ob fie gleich
immer von den entfernten Wundern anderer —*
ſchwazen.
Die Huͤgel dichte um Fredricksburg und am Fluſſe
beſtanden hauptſaͤchlich aus Sandſteinen von verſchiede⸗
nen Farben. Es fanden ſich aber auch Bruchſtuͤcke
von ſchoͤnen Graniten, welche Felsart eigentlich die den
Fall des Rappahannocks verurſachende Felsreihe aus
machet. Sie beſtanden aus Quarz, Feldſpat und Glim⸗
mer mit hin und wieder eingeſprengtem Schoͤrl. Die
Baͤn⸗
# ” *
Fredericksburg. 67
Baͤnke des Fluſſes, zwiſchen hier und der Bay, enthal⸗
ten an vielen Stellen Wallfiſchknochen, Hayzaͤhne,
.. und andere Mufchelfehaalen. “
KV u
RER nannte man einen Fifch, welcher
1; on den ganzen Winter durch in diefem und ben uͤbri⸗
gen’ virginifchen Flüffen findet, und in groffer Menge
in Nezen gefangen wird. Er ſoll aber von dem eis
gentlichen Shad (Clupea Alofa L.), der nur im Fruͤh⸗
linge erſcheint, ſehr berſchieden ſeyn. Ich babe ihn
une geſehen.
Unweit Fredricksburg hatten wir die Ehre mit eis
nem amerifanifchen General zu fruͤhſtůcken, deffen Klei⸗
dung auffallend bunt war; ein groſſer weiſſer Hut, ein
blauer Roc, eine braune Weſte und grüne Beinkleider
bedeckten die kurze dicke Perfon. — Bon hier aus kommt
man eine Strecke durch ebene und offene Gegenden, in
welcher der Anblick vieler, durch fehr gute groffe und
zum Theil geſchmackvolle Wohnhäufer verfchönerte
Landſize, doch einige Unterhaltung gewaͤhret. Noch zahl
teichere und angenehmere Landfize aber liegen taͤngſt
den ſchoͤnen Ufern des Potowmacks und der uͤbrigen
Fluͤſſe, es hat daher eine Reiſe auf dieſen Fluͤſſen weit
mehr Abwechslung fuͤr das Auge, als die gemeinen Land⸗
E 2 ſtraſ⸗
* ——— — N
—
Fredericksburg.
ſtraſſen. Die reichen Virginier, welche ſeit fangen Zei⸗
ten des Luxus und der Prachtliebe wegen, bey ihren
ſparſamern noͤrdlichern Nachbarn in uͤbelem Ruf ſtehen,
leben im allgemeinen lieber auf dem Lande, als in den
Staͤdten und ſparen nichts, ihre Wohnungen nach
Beſchaffenheit der Umſtaͤnde und Gelegenheit, von auſſen
ſowohl als innen annehmlich zu machen.
Es zeigten ſich hin und wieder weitlaͤuftige mit
MWaizen beſaͤete Felder. Man hatte bereits verfehiedene
Sabre vor dem Ausbruch des Kriegs, den Anbau dies
ſes Getraides in dieſen Gegenden mit mehr Eifer zu
betreiben angefangen, nachdem nemlich der Profit des
Tobacks durch die in England davon zu bezahlenden
fchmweren Auflagen fehr verringert wurde, und überdies
die fchon erfchöpften Laͤndereyen nicht mehr fo ergiebige
Tobackerndten abmwarfen, welche nun aber durch ben
ebenfalls einträglichen Waizenbau einen neuen und groͤſ⸗
ſern Werth erhielten. Man ſaͤete hier, wie auch in
andern Gegenden von Amerika, den Waizen in die vors
jährigen Maysfelder, ohne diefe erſt von den alten
Stengeln zu reinigen. Ein befonderes Inſekt, Weevil (*)
ger
(*) In den anerifan. philof. Abhandlungen befinden fich
ugrfihiedene Aufſaͤze, dieſes ſchaͤdliche Juſekt betreffend; es
N ift
x Na
— E
Frederitsburg. 69
-
genannt, ‚Sekbäblgetinber oft den Waizen ——
lich, und vorzüglich dann, wenn das Getraide lange
im Stroh liegen bleibt, und nicht bald genug ausges
droſchen wird; in dieſem Fall foll ihm aber auch durch
dazwiſchen geftreuten Kalch Einhalt gethan werden toͤn⸗
nen. Die Waizenfelder werden uͤbrigens auch durch
ſchadhaften Waizen und mancherley Unkraͤuter (darnel,
falfe-grain, ‚cheat,) verunreiniget; um diefen zu fleuren,
empfiehlt man das Einmweichen des Saamens in eine
ſtarke Salzlauge, von welcher die oben auf (hwimmene
den leichten Körner abgefchöpft, die guten und ſchwe⸗
rern aber mit —— untermengt, ausgeſaͤet wer⸗
den ſollen.
— Schmetterlinge lieſſen ſich noch jezt in
dieſer ſpaͤten Jahrszeit ſehen. Von Voͤgeln wurden
wir keine andern gewahr, als einige Geyer⸗ und
Spechtarten, die Motacilla Sialis, Loxia Cardinalis,
und das virginiſche Rebhun (Partridge, Tetrao virgi-·
€3 niana
Er t
iſt aber im feinen deffen eigentliches Geſchlecht beſtimmt;
und der Name Weesil und Grub bezeichnen überhaupt nur
einen Wurm oder Made, die fich in andere Körper einfrißt.
‚Vielleicht iſt es der aus Europa hinuͤbergebrachte Curculio
granarius L. oder eine ihm verwandte Art?
—
ir En
79 Frederickbburg.
— —
niana L.). Bon leztern fol jede Henne 17 — 20 Eyer,
und alle zu einer Kütte gehörigen Hennen in ein ges
meinfchaftliches Neft zufammenlegen, in welhen man
bisweilen 2 — 300 Eyer will beyfammen gefunden has
ben. Die Hähne der leztern unterfcheidet man durch
weiſſe Federn, welche fie an der Kehle und am Kopf,
da, wo die Kennen gelbe, haben. — Eine überra,
fchende Erfcheinung waren ung auf Diefer Straffe zween
deutſche reiſende Handwerkspurſche, ganz auf deutſche
Manier mit Wanderbuͤndeln ausgeruͤſtet; es waren
Gerber⸗Geſellen aus Elſaß, die mit einem franzoͤſi ſchen
Schiffe in Cheaſapeakbay angekommen, und nun ihr
Gluͤck in dieſem Lande zu ſuchen willens ſind. Ein
Reiſender zu Fuß iſt in Virginien eine ungewoͤhnliche
Erſcheinung; nur Neger gehen zu Fuſſe; Gentlemen
reiten. — Weil nun aber das ganze Land nur von
Gentlemen und ihren Negern bewohnt wird, und faſt
keine andere Abtheilung ſtatt findet, ſo iſt es immer
etwas auffallendes, einem weiſſen Fußgänger zu bes
geguen. — Die Tavernen, oder Drdinaries, wie man
fie in Virginien nennt, find nur zur Aufnahme von
Gentlemen eingerichtet, beſonders in den untern Ger
genden, mo felten einige Landfuhrleute und Wägen reis
fen, welche immer ihre Lebensmittel und Pferdefutter
‘ bey fich- führen und fich im Buſch lagern. - Längft den
Haupt⸗
5
Fredericksburg. —
Hauptſtta ſen And biefe Ordinaries bequem genug, wenn
nicht zu viele Gaͤſte auf einmal kommen. Kaffee, Shin.
fen und Eyer machen gemeiniglich die ganze Bewirthung
aus. Schinken und Schweinefleiſch find. eine groffe
Delikateffe für-die Virginier, ohne welche Fein Haus ·
. beſtehen zu Finnen ‚glaubt.
Von Fredricksburg nach Richmond Pi wir
79 Meilen zu machen; die eigentliche Entfernung be⸗
trägt nicht fo viel, die üble Beſchaffenheit der Wege
aber, und die vielen zerbrochenen Bruͤcken, machten
Ummege nothwendig. Die Straffe nach zurücgelegter
erfier Hälfte führte größtentheils wieder durch weit⸗
läuftige , hauptfächlih aus ‚dee Pechfiefer (Pitchpine)
befiehende Waldungen, zwiſchen welchen aber die
fumpfichten Stellen häufig mit Stechpalmen, Kalmien
und der glatten Winterbeere (Prinos glaber. L.) ange
füllt waren. Diefe Sümpfe, ‚welche oft von groflem
Umfang find, enthalten gutes Erdreich, und verdienten
nicht, fo vernachläfliget zu werden, da ben dem mehr _
reſten die Austrocknung nicht ſchwer zu bewerkſtelligen
feyn wuͤrde. In diefen Waldungen liegen ebenfalls
viele Pflanzungen zerfireut, die von der Strafle and
nicht immer bemerkt werden. Der Pamunky und Mat⸗
tapany ſi nd in dieſer Gegend zwey noch unbeträchtliche
Ey Fluͤſſe,
R
7 Frederidsburg
Fluͤſſe, welche aus dem South⸗Mountain kommen,
und durch ihre Vereinigung den Pork-River bilden.
An ben Ufern des erſtern Tagen verfchiedene franzoͤſi⸗
ſche metallene 24pfuͤndige Kanonen, mit ihren Namen,
3. 3. l’Advocar, le Demoniaque &c. alle aber mit dem
Motto: Ultima ratio regum, bezeichnet. Man hatte
fie im Jahr 1781. zu Waffer hieher geflüchtet, wo fie
von einem Theil der Cornwalliſchen Truppen gefunden,
vernagelt und in den Fluß gewaͤlzet wurden, aus wel⸗
chem man fie num wieder hervorholet. — Zwey Mei⸗
len vom Pamunky kamen wir nach Hannover + Courte
boufe. Wie es ehemals in Europa gewöhnlich war,
ben abgelegenen Kirchen und Kapellen, zur Beförderung
der Andacht, Schenken anzulegen, fo findet man in
Amerika, zu Beförderung der Gerechtigfeit, die Court⸗
oder Gerichtehäufer auch niemals ohue diefelde Ber
quemlichfeit. Man leget diefe Gerichtshäufer, in mels
hen die monatlichen und vierteljährigen gerichtlichen
Berfammlungen für jede County gehalten werden, gerne
in ber Mitte der County an, und menn nicht. irgend
ein Städtchen biefe Lage hat, fo werden fie für fich allein
im Walde gebauet. An einem ſehr warmen Mittage
(den 18. Decemb.) fanden wir hier einen ſchoͤnen Kreig
von Damen, in Seide gekleidet und geſchmackvoll auf
Hefest, um den Kamin ſizen. Dies war nım eigentlich
J
denmortonn. .
r
— — =
fo aufferorbentlich, nicht; er daß einige. Par eüffige
Negerjungen, ganz in ihrer. natürlichen Blöfe um und
vor dieſen Damen, ohne, Xergerniß zu geben, herum⸗
taumelten, war mir ein neuer Auftritt. —
Hannovertown, ein kleiner Flecken an einem Creed‘,
welcher ſich in den VYork River ergießt, war das erſte
und einzige Staͤdtchen auf der Straſſe von Fredericks⸗
burg nach Richmond. Virginien (und ſo die übrigen
füdlichen Provinzen) hat ungeachtet feines groffen Um⸗
fangs, doch gegen die nördlichen Provinzen eine ge
ringere Anzahl von Dörfern oder Landflädten. — An
den Ufern diefes und anderer Creecks, welche in den
Er
York» Niver fallen, und deren tief ausgewaſchene Bänfe
mehrentheils aus einer feften, rothen, thonichten Erde
beſtehen, finden fih Wallfiſchknochen und andere Ueber ·
bleibſel von Schaalthieren in groſſer Menge. Der
Toback, welchen dieſe Gegenden erzeugen, wird ſchon
für beſſer geſchaͤzt, als der noͤrdlichere, und mit 5 — 6
ſpaniſchen Thalern im Centner bezahlt; ſo wie uͤber⸗
haupt Guͤte und Preis dieſer Waare in den ſuͤdlichern
— (*) ſich erhöhen. Hier, und in andern Plaͤ⸗
| € 5 der
c6 Nach einem im Jahre 1786, zwiſchen den General⸗
ae ‚von Scanereid und Hrn. Robert Morris,
' ehe⸗
74 Hannovertown.
zen, laͤngſt der ſchiffbaren Creecks und Fluͤſſe, finden
ſich nun wieder, wie ehemals, engliſche Faktoren ein,
welche ihre Manufaktur» und andere Waaren den Pflan⸗
zern gegen Toback und Holzgeräthfchaften uͤberlaſſen;
doch haben auch hie und da die reichern Pflanzer eigene
Waarenlager, aus denen fich ihre Nachbarn ihre Bes
dürfniffe holen. Zum Toback wird auch hier noch ime
mer neues Land aufgenommen, wenn das alte erfchöpft
iſt, ob man gleich zugiebt und weiß, daß altes wohl⸗
gebüngtes Land eben fo vortheilhaft fenn wuͤrde; aber
die Mühe, Wieſen anzulegen, Winterfutter zu ſamm⸗
len, um dag Vieh in Ställen oder in. Horden zu hals
ten, und Dünger zu ſammlen, bält man für beſchwer⸗
licher, als Bäume umzuhauen und Stöcke auszurot⸗
ten; und laͤßt das Vieh lieber in den Waldungen und
Suͤmpfen umher irren, um ſich ſeine nothduͤrftige Nah⸗
rung
ehemaligen General⸗Financier der vereinigten Staaten,
abgeſchloſſenem Kontrakt, hat lezterer ſich anheiſchig ges
macht, Toback zu folgenden Preiſen, in franzoͤſiſche Haͤfen
abzuliefern:
Beſte Qualitaͤt von James⸗ und York⸗River
den Centner a 38 Livres.
VPotowmack⸗ und Rappahannock⸗Toback a 36 —
Marpländifchen Tobad 23 —
Richmond. 75
rung im Winter zu fichen. In der hiefigen Gegend
fahen mir auch zum erfienmale einige Maulthiere; die
beliebt zu werden anfangen, teil fie fich fo ganz zur
amerifanifchen Haushaltung ficken, und mit geringer
Wartung und fchlechtem Futter vorlieb nehmen. Sie was
ren vor groſſe Tobackfäffer gefpannt, welche auf dem bloſ⸗
fen und ebenen Sand weg, von den Plantagen nach den
Niederlagen Meilen weit gefchleppt wurden.
Um nach Nihmond zu fommen, mußten wir bie
vordern fandichten Flächen verlaffen,, und kamen, indem
wir und der Granitreihe näherten, wieder in die ihr
vorliegenden-imebenen und higelichten Bezirfe, wo fich
auch in den Waldungen wieder Eichen und andere
Laubhoͤlzer einfanden, und nur hie oder da auf niedern
und fandichten Stellen Nadelhoͤlzer erfchienen.
Richmond Tiege an den huͤgelichten Ufern des
James⸗Rivers, und gerade vor dem Falle diefes Fluſ⸗
ſes, wo er etwa eine halbe Meile breit if. Die Haus
fer diefes vor kurzem noch unerheblichen Staͤdtchens
find faft durchgehende von bloffem Hole erbauet, und
unordentfich auf zwey Anhoͤhen zerfireuet, welche ein
Kleiner Bach, der Shokoes, trennt; ihre Zahl ift wer
— h ' der
5.7 8
m ———
ber groß CH), noch find fie an fich ſelber ſchoͤn. Was
bem Drte aber Ruf und Anfehen verfchaft, find der
Fall des James» Rivers, und der bieher * Si
ber ige Ka RAR IE
or Fall des — war der fe —
meiner Neugierde. Das untere Ende davon liegt zu⸗
naͤchſt an der Stadt; es erſtreckt ſich aber die ganze
Breite oder Ausdehnung deſſelben bey 7 Meilen den
Fluß aufwärts, bis nah Weſtham, einem Fleinen
Städthen, und in diefer Weite beträgt der gefammte
ſenkrechte Sal des Waffers doch nur 71. Fuß, wie man
durch genaue Meſſung will beſtimmt Haben. Es ift da
ber der Sal an und für fich umbeträchtlich, und man
erwartet vergeblich hohe Felswaͤnde zu ſehen, uͤber
welche das Waſſer ſich ſenkrecht herabſtuͤrzte; aber eine
unuͤberſehbare Menge groſſer und kleiner Felsſtuͤcke er⸗
füllen, fo weit das Auge. reichet, das Bette des Flufs
ſes, und durch diefe nimmt der Strom mit ſchaͤumen⸗
den Getöfe feinen Weg. Mit Hülfe der gefrümmten
Ufer, und der an beyden Seiten befindlichen Waldun⸗
sen,
(*) Neuerlich wurde die Zahl der Häufer von Richmond
auf 280, und die der Einwohner, auf ungefähr 2000 ges
ſchaͤzet.
gen, macht die Ueberficht des ganzen dennoch einen
groffen und. gefallenden Eindrud. Das Getöfe des Fal⸗
les verbreitet fich nicht mir, beſonders des Nachts,
N Über die ganze Stadt, ſondern auch vor dem Winde
auf verfchiedene Meilen umher. Es iſt die ſchon mehr
erwähnte Granitreihe, welche längft des größten Theile
der oͤſtlichen Küfe von Nordamerika herabläuft, und
die meiften, wenigſtens die der See zunächft liegenden
Faͤlle veranlaßt, die auch diefen verurfacht. Dieſe Gras
nitreihe flreicht von Nordoften nad) Suͤdweſten quer
durch daB Bette des von Weften nach Oſten ſtroͤmen⸗
den Fluffes. Der größte Theil der Felgmaffe ift wahr
zer, aus Feldfpat, Quarz und Glimmer im verfchiede
nem Verhältnig gemifchter Granit; aber eben fo hä
fig trift man groffe unvermifchte Maſſen diefer einzel
; en Beftandtheile an. Beſonders finden fich hin und
wieder mächtige, ganz aus fchönem vofenfarbenen Feld»
fpat beftehende Trümmer, welche: fi in groffe, über
Zoll lange Rhomben ablöfen laffen. In den aus dem
Waſſer emporragenden Felsftücen erblickt man fehr
häufige‘ Riefentöpfe oder Löcher, von verfchiedenem
Durchmeffer und Tiefe; diefe Aushslungen find inwen-
dig ganz glatt, und meiftens von gröfferm Umfang, als
ihre Defnung if. Here Kalm und Bartram erklären
ihre sanfte ſehr mwahrfcheinlich aus dem Abſchlei⸗
Y fen,
— Richmond.
fen, welches. Feine, Steinchen, die man rn
darinnen findet, in einer anfänglich unbeträchtlichen
Vertiefung verurfachen, wenn fie. durch die wirbelnden
Zluthen - darinn kreisfoͤrmig beweget werden... Aufler
den Granitfelfen, welche die eigentliche » Gebürgsant
ausmachen, findet man denn auch durch den Strom
herbeygefuͤhrte und hier abgelegte und abgefchliffene Pros
ben aller der weiter zurückgelegenen Gebürgsarten.
—RA— * ee AR
Der James » River. if von feiner Mündung in der
Bay an. einer der größten und der fchönften amerifa,
nifchen Flüffe, und wegen des, einträglichen Tobackhan⸗
delg, den er erleichtert und befördert, einer der, reich»
fien. Fuͤt gröffere Kauffahrtenfchiffe it er bis 3 Meis
len unterhalb Richmond, oder unterhalb des Falls zur
gänglich. Ebbe und Fluth ſteigen bie an den Faß.
heran. Hinter dem Fall, von Weſtham an, fan er
nur; von Slatbooten und Canoes befahren werden, und
auch das nur. bis an einen andern Fall, den er im
South» Mountain macht. CH. Er — * im Als
— —
Er) Man iſt neuerlich damit ini, die Hinderniffe
der -innländifchen Schiffahrt im Tamesfluß aus dem Wege
au räumen, und eine Verbindung zwiſchen dieſem und dem
groſſen
leghany + Gebürge, unter, dem Namen Shuviana, und
erhält aus ‚ven South» Mountain einen. beträchtlichen
Zuwachs durch den Riviana. Seitwaͤrts und unterhalb
Kichmond;, macht er noch einen andern kleinen Fall
„ ben Petersburg über die nemliche Granitreihe. Beyde
diefe Fälle find fehr vortheilhaft für die Fiſcherey; denn
ed werden bier die den Strom aufwärts. fireichenden
Sifche, durch diefe ihnen im Wege ſtehende Felsreihen,
weiter zu. gehen verhindert, ſammlen fih in, unzähligen
Haufen, und werden eine leichte Beute. Bald im Fruͤh⸗
jahre, und: zuweilen ſchon im. Februar und März, fine
den ſich die Heringe und Schäbs: hier ein, welche erſt
in ber Mitte des Aprils und im May im Delaware und
Hudſon anfommen; mit welchen Fluͤſſen die virginiſchen
Gewaͤſſer auch noch andere Fiſche gemein haben.
Der Zall, indem er unaufhoͤrlich eine Menge Waſ⸗
fers zerftäubet und in die Luft wirft, wird daher ale
m * ’ die
Mmc— re
groſſen Kenhawafluß, an der Weitfeite der Gebürge, herzu⸗
fielen, welche beyde Fluͤſſe nur ein Landiveg von 23 Meir
len trennt. Dadurch wird eine leichte Kommunikation
gwifchen dem James⸗ und Obiofluffe eröffnet werden. —
Auch hat General Washington eine anderweitige Verbin—
bung des Potowmadss und Jamesfluſſes (vermuthlich durch
den Shannandgre) in Borfchlag gebracht. —
Es
die Urfache der ‘vielen Nebel‘ 'angefehen , ——
hier haͤufiger als anderwaͤrts, wo aͤhnliche Umſtaͤnde
nicht ſtatt finden, bemerken will; auf dieſe Nechnung
ſezet man es ferner, daß Richmond nicht ſo ganz ge⸗
(ind, als feine übrige Lage folte vermuthen Taffen, fon
dern den Herbſt⸗ und Wehfelfiebern fehr unterivorfen
fey. Da aber dieſe Krankheiten der ganzen übrigen
Küfte eben fo gemein find, fo kan wohl der Fall deg
Fluffes nicht als die vorzuͤgliche Urſache derfelben ans
geklagt werden, eben fo wenig als der allgemeine Ge—⸗
nuß des Schmweinefleifches, deflen ich fchon gedacht.
babe; mit mehr Recht hat man die fehr vielen. ftehen
den Waller und Sümpfe "des Landes —* die Re
jener EN PEN J —
Richmond war nicht von jeher, mag eg ſeit vier
Jahren die Ehre zu ſeyn hat, der Siz der Regierung
des Staats von Virginien. Vor der Erbauung von
Williamsburg, war Jamestown, welches nunmehr
ganz verfallen iſt, die Hauptſtadt der Provinz. Nach⸗
dem aber der Anbau und die Bevoͤlkerung des Innlan⸗
des immer mehr zunahm, fand man es fuͤr bequem
And zutraͤglicher, auch Williamsburg zu verlaſſen, und.
"von Sig der Regierung in dem 60 Meilen weſtlicher
liegenden Richmond anzulegen. Noch jest aber iſt es
| befchwer«
— — bie Delegirten der eitferhten
Grafichaften diefer weitläuftigen Proving, hieher zur
Aſſembly zu reiſen; denn Virginien, mit Inbegriff des
jenſeits der Gebuͤrge gelegenen Landes, (von welchen es
naͤchſt Neuyork den anſehnlichſten Theil anfprüchig
macht,) iſt der groͤßte von allen den vereinigten Staa⸗
sen, und zählet 72 Grafſchaften (X). Aber ſchon ber
oſtwaͤrts
n Virsinien zaͤhlte im Jahr 1783 folgende Grafſchaf⸗
ten: Aceomack, Amelia, Amherſt, Albemarle, Auguſta,
Bedford, Berkeley, Botetourt, Brunſwick, Buckingham,
Caroline, Charles Eity, Charlotte, Cheſterfield, Culpepper,
Cumberland, Dinwiddie, Elisabeth Eity, Eier, Sairfar,
Sarquier, Fluvannah, Frederik, Glouceſter, Goochland,
Greenbrier, Hallifar, Hampfhire, Hannover, Henry, Heu⸗
rico, James City, Kentucke, King George, King und
Queen, King William, Lancaſter, London, Louiſa, Lunen⸗
burg, Meklenburgh, Middleſex, Monanghahela, Montgos
mern, Nanſemond, News Kent, Northampton, Northum⸗
berland, Norfolk, Ohio, Orange, Pittſylvanig, Powhat⸗
tan, Princeß Anne, Prince Edward, Prince George, Prince
William, Nihmond, Rockingham, Rocdyridge, Shenandoah,
Southhampton, Spotſylvania, Stafford, Suffer, Washings
ton, Warwick, Weftmoreland, Isle of Wight, Williams:
burgh, Yahogany, Dorf. —
Schoͤpfs R. 11.Th. mg
a
F
RG —F
Sigma. —
X
oſtwaͤrts * — liegende Antheil ie von geoffem
} Umfange / und beträgt von dem obern Theil des Po⸗
towmacks bis an die Graͤnze von Norbkarolina, eine
Länge von ungefähr 250 Meilen, und von der Küfte
nach dem Fuß der Gebürge, eine Breite von 180 Mei⸗
len, bis an die aͤuſſerſten weſilichen Graͤnzen am Ohio
aber, gegen goo Meilen. Bey dieſem groſſen Umfang
des Staates, und der gegenwärtigen Einrichtung deſſel⸗
ben, entfiehen daraus mancherley Unbequemlichkeiten
für die. von dem Size der Negierung und der hoͤchſten
Gerichte zu weit entfernten Einwohner. Wenn diele
4. B. Proceſſe von Wichtigkeit abzuthun Haben, welche
vor den General» Court gebracht werden muͤſſen, der
nur in Richmond gehalten wird, fo find fie gensthiget
mit ihren erforderlichen Zeugen ein paar hundert Meis
len dahin zu reifen (X); denn es ift in Virginien nicht,
wie in Penfyloanien, Neuyorf, Karolina und andern
| Provinzen, gewöhnlich, daß die Richter die ihnen ane
getviefenen Graffchaften bereiten, um die Kechtsuorfale
lenhei⸗
>
Co) Auſſer den gewöhnlichen County + Courts, welde
monatlich in jeder Graffchaft gehalten werden, halt Virgi⸗
wien jährlich zwey General: Eourts, jeden zu 24 Tagen ;
zwey Courts of Appeal, jeden zu 6 Tagen, und zwey High
Courts of Chancery , jedem zu 18 Tagen. y
| lenbeiten in den. verſchiedenen Grafſchaften felber abju⸗
thun / und dadurch den unterthanen weite Reiſen, Zeit⸗
perluſt und. Unkoſten zu erſparen, als wodurch viele ab⸗
geſchreckt werden, ein erlittenes Unrecht, einen Dieb⸗
ſtahl 2c. gerichtlich zu belangen. So erinnere ich mich,
in dem obern Theil. von Virginien, eines Falles, wel.
hen ein Mann von fich felber erzählte. Ihm war ein
Pferd von grofiem Werth geſtohlen worden; er glaubte den
Thäter zu wiffen, und. genugfame Zeugſchaft gegen ihn
ba ) n; aber. mit dieſen Zeugen 140 Meilen nad)
moi nd zu reifen, würde mit den übrigen Unkoſten
v erlittenen Verluſt verdoppelt haben; er unter⸗
ließ daher lieber die ganze Klage. Die eigenen Ge⸗
richte der Grafſchaften, (County. « Couets,) erkennen nur
in geringen Schuldſachen, und andern ‚weniger bedeu⸗
tenden Streitigkeiten. — Die Aſſenibly⸗ Deputirten
aus den am Ohio * Kentucy gelegenen Grafſchaf⸗
ten, fühlen es laͤſtig 600 Meilen hieher, an ihrem Beſtim⸗
mungsort, zu reifen, ob fie gleich ihre Taggelder das
vi beziehen; wie vielmehr befchmwerlich muß es den
Privatperſonen jener Gegenden werden, wenn eigene
Angelegenheiten fie nach dem erflen Size der Gerech⸗
ngteit und der Regierung rufen? — Sie fuͤhlen es
nicht nur ſchon, ſondern ſprechen auch allbereit von der
Nothwendigkeit, fuͤr jene entlegenen Gegenden ein eignes
52 Gouver⸗
a
BE DRRNDn,
u Dr
Gonvernement zu beſtellen, oder wenigſtens einen eige⸗
nen Gouverneur dahin zu fegen: wie es der Fall auch
in der Provinz Neuyork iſt, welche auffer einem Gou—
verneur in Neuyork fel6ft, noch einen andern, der Ent
fegenheit halber und zu Erhaltung befferer Ordnung, in
dem 160 Meilen von der Hauptſtadt entfernten Albany,
bat. Nach der gegenwärtigen Verfaffing und den herr⸗
fehenden Gefinnungen aber, iſt es höchft wahrfcheinlich,
dag wenn jene hintern Gegenden von Virginien erſt
einmal einen eigenen Gouverneur haben, fie leicht einen
Schritt weiter gehen, und fih von dem vordern oder
öftlihen Virginien unabhängig zu machen, bemuͤhet
feyn werben; wozu fie. ſich ſchon dadurch gewiſſermaſſen
berechtiget zu ſeyn glauben, daß fie von der Natur fels
ber, durch breite und unwegſame Gebürge, von den vor,
dern Gegenden getrennt find. Ihr politifches und
Handlungs+ Intereſſe wird es in der Folge ohnehin
notwendig machen — und was das wichtigfte iſt, fo
halten fie fich für eben fo ſehr berechtiget, eine Unabs
hängigfeit zu verlangen und zu behaupten, alg jede der .
übrigen Provinzen, fo bald fie fich ſtark genug fühlen
und es vortheilhaft finden, fich dahin zu erklären.
| "Die gefezgebende Gewalt des Staats von Virgi⸗
nien theile fich in den Senat und das Haug der Des
legir«
Richmond. 208
legirten (Houfe of Delegates) oder die Affembly. Die
Mitglieder der Aſſembly werden von den dazu berech⸗
tigten Landbeſizern alle Jahre, und die des Senates
alle vier Jahre neu erwaͤhlet. Die ausuͤbende Gewalt
iſt in den Händen eines Gouverneurs, welcher jährlich,
und feines. geheimen Raths, welcher alle drey Jahre,
von der Aſſembly und dem Senate, gewählt werben.
Die Aſſembly war gerade nun zu ihren Winter, halb»
jährigen Sizungen verfammlet, wozu ihnen ein Fleines
hoͤlzernes Gebäude dienet , welches gelegentlich auch, mit
Beränderung der Scenen, zu Dällen und oͤffentlichen
Mahlzeiten gebraucht wird. Dean fagt von der Affembly :
Sie ſiget; ich finde diefes aber fehr uneigentlich gefagt,
denn die anweſenden Glieder zeigen fich in jeder andern
möglichen Stellung mehr, als in der eigentlichen mit
Anftand und Aufmerkfamfeit ftile figenden. Eine Ver
fammlung von Männern, welche die ernftliche und wich»
tige Abfiht, Gefeze zu machen, zum Endzweck bat,
follte doch ein gewiffeg Decorum beobachten ; aber Un⸗
gebundenheit herrſcht auch hier. Während den Beſuchen,
welche ic) da machte, ſahe ich diefe ehrmürdige Ver⸗
ſammlung feine 5 Diinuten ruhig; einige gehen , andere
fommen, bie meiften unterhalten fih von unbedeutens
den oder fremden Angelegenheiten, und von der Gleich—
gültigfeit und Unachtfamkeit der meiften Geſichter zu
83 urthei⸗
heilen, ur es um Geſeze zu machen eine —
fuͤgige Sache ſeyn. An der offenen Thuͤre des Saals
ſtehet ein Thuͤrhuͤter, welcher beynahe unablaͤſſig und
mit lauter Stimme ein Mitglied um das andere heraus⸗
rufet. Im Vorzimmer iſt eben ein ſo unaufhoͤrliches
Getoͤſe; hier unterhaͤlt man ſich mit gleichviel Eifer von
Pferderennen, von entlaufenen Negern, vom geſtrigen
Spiel, von Staatsangelegenheiten, oder treibt Handel
und Wandel. "Man muß auch nicht erwarten, dieſe er,
Tauchten Verfanimlungen etwa fo gefleidet zu fehen, mie
es die Etiquette in andern Ländern, unter ähnlichen
Umftänden erheiſchen wuͤrde. In der nemlichen Klei-
dung, in der man auf bie Jagd gehet, oder feine To—
backfelder bereitet, fan man auch im Senat oder in
der Affembly ſizen. Da find Stiefeln, Tromferg,
Strümpfe und Indian Leggings; groffe Ueberroͤcke, or
dentliche Röcke und Furze Safetd, nach eines jeden
Willkuhr und Gemächlichkeit, gleich ehrwuͤrdig.
Das Tagegeld der Affemblyglieder ift feit kurzem
auf 18 virginifche Schillinge, oder 3 fpanifche Dollarg,
feftgefezet worden; welches file 175 Mitglieder, (ihre
volle Zahl,) dem Staate eine tägliche Ausgabe von
525 Dollars mache, und ihre Verfammlungen währ
ren zuweilen 4 — 6 Wochen, ohne die Zeit der Hins
und
HIRR: | 87
und. Herreiſe· Ehemals war ihre tägliche Bezäbliing
nur 10 Schilinge. Im Kriege aber, da blos Papier ·
geld im Umlauf war, wollten die Mitglieder ‚lieber
so Pfund Toback per diem nehmen, als fich mit ihrer
eigenen Nine bezahlen laſſen. Der Gouverneur bat
jährlich 1000, und der Sprecher ber Aſſembly 500
Pfund. — So wenig aber die Mitglieder ſich ſelber zu
vergeſſen pflegen, ſo unbillig ſcheinen ſie gegen andere
geſinnt zu ſeyn. Es wurde an einem dieſer Tage eine
Bill eingebracht ‚ um denenjenigen Officiers, weiche in
Anliegenheiten der ſaͤmmtlichen virginiſchen Truppen an
die Aſſembly deputirt waren, zu Beſtreitung ihres Un⸗
terhalts, die taͤgliche Summe von 3 Dollars, ab»
fhläglih nur auf ihre vieljährige guthabenbe Bezah⸗
lung, angebeihen zu lafien ; diefem ſehr billigen Geſuche
wiederſezten ſich alle anweſende Mitglieder, bis General
Lawſon ſi ch erhob, und die Nothwendigkeit und Gerech⸗
tigkeit der Forderung mit Nachdruck eroͤrterte. — Wie
in jeder andern oͤffentlichen und Privatgeſellſchaft immer
einige Menſchen zu ſeyn pflegen, welche das groſſe
Wort führen und für ‚den Übrigen Haufen denken und
ſprechen, fo iſt es auch im diefen Aſſemblys. Unter
den biefigen Nednern ſcheint ein gewiſſer Kerr Henry
ben meiften Einfluß über das Haus zu haben. Er hat
einen ſchwuͤlſtigen und dreiſten Vortrag, mehr Worte
4 als
J Richmond.
als Gründe, und war noch) vor che langer Zeit ein
Schulmeifter auf dem Lande. Männer von dieſem
Schlage, welche entweder eine natuͤrliche Redſeligkeit
beſigen/ oder ſie vermoͤge ihrer anderweitigen Berufs⸗
geſchaͤfte, wie z. B. die Advokaten, erwerben, machen
immer den thaͤtigern und wirkſamern Theil dieſer Ver⸗
ſammlungen aus; die uͤbrigen, groͤßtentheils aus Land⸗
leuten, ohne belle und verfeinerte Begriffe, ohne Welt»
Fenntniß und Erziehung, beftehenden Mitglieder, find
blos da um ihre Stimmen zu geben, weldye man ihr
nen denn, wenn fich das Haus in Partheyen theilt,
durch Ueberlegenheit an zweckmaͤſſigem Vortrag und ans
dere Wege abzugeivinnen fucht. *
rc 4 4
Penn die Gefinnung des Haufes über eine debat-
tirte Frage zu vernehmen ift, fo fordert det Sprecher
erft die Ayes, und dann die Noes ab, welche von den
anweſenden Gliedern zufammen und laut ausgefprochen
werden, und mit einem fritifchen Ohr beurtheilt der
Sprecher aus der Stärke des Geraͤuſches, die Mehr
beit der bejahenden oder verneinenden Stimmen. Wenn
aber die Stimmen fo getheilt find, daß dag Ohr fie
nicht deutlich unterfcheiden fan, fo wird eine Theilung
(divifion) des Haufes verlangt, und die Glieder tre-
ten auf zwey Haufen und zählen fi.
Die
Richmond. 89
he Die Einfürfte diefes Staates wurden. dermalen
auf ungefähr 230000 Pfund Current gefchäzet; und ents
fiehen aus einer Abgabe von 2 Procent des Vermögens,
von einer Auflage von 1Pfund auf jebes Paar Näber;
10 Schillinge Neger KRopffteuer , dann von der Auflage
von 5 Procent auf eingeführte Waaren, (von defien
‚Ertrag die Hälfte dem Kongreß beftimmt if) u. f. w.
Davon nimmt die Unterhaltung des: Gouvernements
gegen zoooo Pfund weg; andere 40000 Pfund gehen
auf die Bezahlung und die Intereſſen von dem den
Provinzial Truppen ſchuldigen Gehalt, und bas übrige
größtentheild auf Kriegsſchulden * und deren Ver⸗
zinſung.
Man barf — und oh, A e Wahrheit zu
nahe zu treten, behaupten, daß die Negierung dieſes
Staats (fo tie der meiften übrigen) in einer ſchwachen
und ſchwankenden Lage fen, und daß ihre gegenmwärs
tige Verfaſſung fie nicht für Lünftigen Unruhen und. ins
nerlichen Zerruͤttungen ſchuͤzen koͤnne. Die geſezgebende
Macht dur ſich noch nicht in dem Anfehen befeftiget,
55 wel
CH) BVirginien wurde 1781 mit einem jährlichen Beytrag
von 1,307,594 Dollars zu den allgemeinen Kriegskoſten bes
leget. j
welches fie haben müßte,‘ um durch ihre Verordnungen
und Anſtalten nuͤzlich zu werden. Man ſpricht fogar in
Öffentlichen Gefelichaften mit unſchicklichen und unan⸗
ftändigen Ausdrücken von ihren Mitgliedern. Die Se
fhäfte in den Aſſemblyen werden durch eigennuͤzigen
und oft niedrigen Partheygeiſt betrieben. Jede neue
Verſammlung entwirft andere, und widerruft die von
der vorhergehenden gemachten Geſeze. Wenig werden
ihre Gefeze gelefen s und noch weniger befümmert man
ſich um ihre Volziehung. Wer fih die Mühe nehmen
wollte, Anekdoten zu ſammlen, twürde vielfache Beweiſe
darüber auffinden. Man bat um fo weniger Urfache,
diefe Mängel einer Regierung zu bezweifeln, wenn felbft
die angefehenften Männer des Staats gegen Fremde
ſich darüber zu erklären nicht ſcheuen. Es mar in einer
Gefelfchaft die Rede von den übertriebenen Forderun⸗
gen, welche die Gaſtwirthe auf dem Lande fomohl, als
felbft unter den Augen der Regierung in der Haupt⸗
ſtadt, von Reiſenden zu erpreffen pflegten, ungeachtet
alle Gattungen von Lebensmitteln in fehr niedrigen Preis
fen fünden. „Es find zwar Gefeze dagegen vorhan⸗
den, erwicderte ein Mann von hohem Range, und
nfefte billige Preife beftimmt, die Herren aber, deren
nDbliegenheit es ift, über Erfuͤllung diefer Drdnung
iu wachen, befümmern ſich darum fo wenig, ald man
„ſich
x
ichmond. 1% MR
Pr Pr — Geſeze und ——* bekuͤm⸗
Fi merk. Als einen Beweis der fehr milden, glimpf⸗
lichen und nachſichtigen Regierung führte man an, daß
die Defertion unter den virginifchen Truppen ſehr haͤu⸗
fig geweſen ſey; daß man ohne Unterlaß in dem Lande
umher Rekruten geworben, und folche zur Armee ges
ſchickt babe, die aber gemeiniglich gleich nach den erften
paar Wochen wieder heimkamen. Obgleich nun bie Re⸗
gimenter Mangel an Leuten hatten, obgleich die Diſtrikte
und einzelne Perſonen beſtaͤndig genoͤthiget waren, ihre
Beyträge zu wiederholen, um die Werbunkoften zum
Erfaz der Defertion zu beftreiten, und obgleich mare
cherley Unordnung dadurch entftanden , fo waren doch
die Obrigkeiten ſo menſchenfreundlich, die in ihren
Diſtrikten betroffene meineidige Fluͤchtlinge, weder zu
Reh noch fie zur Armee —
fi Ye
Das ganze — von Virginien war von jeher
beynahe gaͤnzlich in den Haͤnden europaͤiſcher Handels⸗
häufer, welche ihre Niederlagen und Kommiſſionnairs
bier hielten. Don den Pirginiern haben fich wenige
weiter damit abgegeben, als daß fie hie und da Fleine
Kramlaͤden hielten, und noch jezt ſind in der ganzen
Provinz kaum einige Haͤuſer, welche groſſe Geſchaͤfte
zu unternehmen geneigt oder im Stande waͤren. Es
hat
a Richmond.
bat auch ganz DVirginien feinen Handelsplaz, welcher
in dem Umfange der Gefchäfte mit Philadelphia, Nette
vork Boſton, Baltimore oder | Charleston zu verglei⸗
den wäre; die natürliche Lage und Beſchaffenheit jener
Provinzen, vereinigt in ihren Hauptſtaͤdten beynahe
den gefammten Handel: ihres Innlandes, da er binge-
gen in Virginien wegen ber vielen fehiffreichen Fluͤſſe,
welche bag Sand burchfchneiden, ſehr zertheilet iſt;
and ed werben daher in vielen kleinen virginifchen
Städten zufammen Faum.fo viele Gefchäfte gemacht, als
in einer einigen jener Hauptftädte; obgleich der ges
fammte Werth ber von Birginien ausgeführten Maas
ten den Betrag der Ausfuhr jeder andern Provinz
überfieigt. Die Ausfuhr der rohen Produkte Virginieng
gefchiehet noch big jezt faſt ganz alleine durch europaͤi⸗
fche Schiffe und Matrofen, welche zugleich europäifche
Manufakturen und andere Handelsartifel dafür einbrins
gen. Denn Virginien ſelbſt, wenn man die Fleinen
- Rüften » Fahrzeuge, und einige Weſtindien⸗Fahrer, welche
ebenfalls nicht groß find, abrechnet, befizet feine eis
gene groſſe Schiffahrt und wenige Seeleute. Der Tor
backhandel allein befchäftigte ehedeffen einige hundert
englifche Schiffe, und einige taufend englifche Matro⸗
fen, und war daher fchon von bdiefer Seite ein Gegen»
fand von der äufferfien Wichtigkeit für Großbritannien,
- beffen
—
Richmond. 2
ET *
deſſen Borteile es nun mit andern Nationen
muß. Es werden zwar in Virginien viele Kauffahrteh⸗
ſchiffe gebaut, aber meiſtens auf den Kauf, und fie find |
wegen ihrer vorzüglichen und eigenen Bauart, als gute
und fehnellfegelnde Schiffe beliebt und befannt. Von
den euzopäifchen Kaufleuten, welche vor dem Ausbruche
der Unruhen bier etablirt waren, als brittiſche Unters
thanen aber waͤhrendes Krieges ſich entfernen mußten,
famen biefen Frühling und Sommer verfchiedene mit
Sadungen in Virginien an, in der Hoffnung, ihre Ges
fehäfte wieder unter ihren vorigen Freimden und Yes
kannten, wie ehemals, zu treiben. Die Regierung von
Virginien, noch vol bittern Grolles, verfagte ihnen
die Freyheit zu landen, und nöthigte fie, fich mir ih«
ren Waaren weiter zu begeben, und andere Märkte zu
füchen, welche fie auch bald und in der Nähe fanden.
Virginien hingegen litte Mangel an europäifchen Waa⸗
ven, und mußte eben diefelben mit Verluſt von Phila⸗
delphia und Baltimore beziehen, welche man hier zuerſt
ausgeboten hatte. Auch die Schiffe anderer europaͤi⸗
fhen Nationen, gegen welche man feine Einwendung
hatte, wenn fie in der Bay anfamen , mollten fich
nicht erft die Mühe nehmen, unter den wenigen Bie
imd da zerftreuten Kaufleuten, Abnehmer ihrer Ladun⸗
gen aufzuſuchen, ſondern giengen lieber gerades Weges
nach einem der obigen pie wo a einen ge⸗
ſchwindern Abſaz rechnen konnten. Die Virginier wa—
ren uͤberdies auch gemeinet auf langen Kredit zu han⸗
deln, wie ſie und alle ihre Nachbarn es von jeher
mit den brittiſchen Kaufleuten zu thun gewohnt waren;
aber weder. Franzofen, noch Holländer, bezeigten ſich,
wo es auf Borgen ankam, fo: gefälig als jene; und
hatten. vielmals Urfache, es zu bereuen, wenn fie es
waren. Virginien uͤbernimmt und verbraucht ehemals
und noch, ‚mehr auslaͤndiſche Artikel, als es durch ſeine
eigenen Produlte bezahlen kan, und war daher von je⸗
her an. die brittifchen Kaufleute, verfchuldet , deren Nache
ſicht und Zutrauen beynahe keine Graͤnzen hatte. Da
man gegenwaͤrtig nun den nemlichen unbeſchraͤnkten Kre⸗
dit nicht bey den Kaufleuten der uͤbrigen Nationen fin⸗
det, ſo fuͤhlet man dermalen ſchon, was man vorhin
nie ſo merklich fuͤhlte, den Mangel an baarem Gelde,
um die Balanz des europaͤiſchen Handels, welcher. ges
gen Virginien iſt, auszugleichen. Dan behilft fich zwar
gegenwaͤrtig noch mit dem, was durch den Krieg im
Lande iſt verbreitet worden; wird aber dieſe Quelle
nach und nach erſchoͤpft ſeyn, ſo wird jene Verlegen⸗
heit mehr und mehr zunehmen, wenn ſich nicht neue
Kanaͤle eroͤffnen, Gold und Silber aus den ſuͤdlichen
Gegenden von Amerika zu erwerben, oder der Betrag
hair der
der. Sanbesprodufte vermehrt mid, deſſen der Soden
— fäbig iſt.
“
23 Pan. ſhiet aber den Mangel an baatem Gelbe
nicht ‚allein in. den Gefchäften der Handlung, fondern
auch in der Sammlung der ‚öffentlichen Einkünfte, und
ed war daher die. Regierung genöthiget, durch eine Akte
zu erklaͤren, daß Toback, Hanf, Mehl, Getraide und
Thierhaͤute, von den Landleuten zu Bezahlung ihrer
Abgaben ſollen angenommen werden. au dieſem Be⸗
huf find beſondere Magazine, und Auffeher angefielkt
worden, wodurch dem Staate neue Unfoften zuwuchſen.
‚Und die Regierung, indem ſie die Verrichtungen eines
Kaufmanns uͤbernehmen muß, muß auch dem Unterthan,
welcher nicht im Stande iſt, ſeine Abgaben baar zu er⸗
legen, entweder mehr abnehmen, zur Beſtreitung der
Unkoſten, welche durch Niederlagen, Aufſeher, und an⸗
dere ie —— „ober ſelber Fran leiden.
‚Richmond — — nur ein he AR Statt, woͤ⸗
chentlich zwenmal: und ſo viel ich weiß, ift dieſes auch
nur noch das einzige, welches in ganz Virginien er⸗
ſcheinet. Dem ohngeachtet ſtehet es in jedem Betracht
dem geringfien der. Philsdelphifhen Blätter nach und
enthält im. Vergleich zu jenen nur ſelten einige Auf⸗
ſaͤze
96 | min,
ſaͤze von Wichtigkeit; fo wie — Dip Posi
arm ift an litterarifchen Produkten. Man konnte mie
6108 einen Heren Jefferfon, welcher hegenwaͤrtig ein
Mitglied des Kongreſſes iſt, als den Verfaſſer einiger
vorzüglichen politifchen Brochuͤren nennen, mit deren
Inhalt doch niemand bekannt zu ſeyn ſchien. Die Kon⸗
ſtitution von Virginien erwaͤhnt zwar auch der Preß⸗
freyheit, als eines ſeiner Grundgeſeze; demohngeachtet
aber wurde zu Anfang der Revolution, durch ein eige ⸗
nes Gefez, ‚, irgend etwas gegen bie Independenz zu
reden und zu fchreiben, gänzlich verboten. Wenn aber
auch in Virginien wenig gefchrieben wird, fo wird defto
mehr gefprochen, denn die Virginier find fehr rebfelig.
Sie rühmen fi), daß vor allen amerifanifchen Kolonien
die englifche Sprache am reinften und. vollfommenften
bey ihnen ſich erhalten habe, welches man ihnen auch
nicht ganz abfprechen fan (*). * Aber doch haben fich
hier und da einige Negroismen eingefhlichen, und den
Miſchmaſch der englifhen Sprache hat man bier fogar
N noch
— —
CH) Ueberhaupt aber find die Muundarten der engliſchen
Sprache in den verfihiedenen amerikanifchen Kolonien nicht
fo abfiechend und auszeichnend gegen einander, als ſie es
in den verſchiedenen Diſtrikten und Grafſchaften von Eng—
land ſelbſt ſind.
Richmond, 97
noch: durch aſtuanine Worte bereichert; von welchen
liche als berdienſluche wirlliche Bereicherung bet
sprache angefehen werben, wie 3. Eder Neger⸗
edrne töad, etwas auf der Schulter RS wofür
man fein anderes englifches Wort Ani
Es in nur eine, und nur kleine Siehe, in ges -
mond, aber immer geräumig genug. für alle ame
bächtige Seelen des Drts und ber. Gegend. Wenn die
Virginier es auch nicht felber frey und⸗ oͤffentlich be⸗
kennten, daß dermalen der Eifer für Religion , oder
die Religion überhaupt ſehr ſchwach ‚begründet fen, fo
fönnte man es leicht auch aus andern Umftänden als
wahrſcheinlich annehmen. Fuͤr den Umfang des Staa⸗
tes erblickt man nicht nur eine geringere Anzahl von
gottesdienſtlichen Gebaͤuden, als andere Provinzen auf⸗
zuweiſen haben, ſondern auch dieſe meiſtens in einem
verfallenen und zerſtoͤrten Zuflande; und die Geiſtlich⸗
feit größtentheils verftorben, verfprenget und‘ ihre)
Stellen unbeſezt. Virginien geftatfete zwar auch von
jeher vollkommene Gewiſſensfreyheit, es waren aber
doch ehemals in dieſem Staate die wenigſten Diſſentlen⸗
ten, und die engliſche Kirche konnte beynahe als die
herrſchende angeſehen werden: num aber nicht mehr,
indem eines Theils andere Glaubenspartheyen ſich ſehr
Schoͤpfs R. II. Th. G aus⸗
8
98 — Mc
ausgebreitet: — Zahl. gugenonmen; md andern
Theils die engliſche Kirche viele der vorhin gehabten
Beguͤnſtigungen entbehren muß Die waͤrmern Ans
bänger der engliſchen Kirche, haben unterbeffen ‚doch
auch in Birginienz unter. dem. Antrieb einiger. ebrfüche
€
i tigen Geiſtlichen, den feuchtlofen Verſuch gemacht ‚ bies
fer Kirche wigder- rechtliche Vorzüge zu erwerben; die
Geſinnungen des Publikums waren aber ſtark dagegen, und
begründeten den Saz: daf in einem Frevſtaate die Re⸗
gierung, keine Kirche noch ihre Diener vor den uͤbrigen
zu beguͤnſtigen, auch nicht wegen der etwa groͤſſern
Anzahl der ſich dazu bekennenden Glieder, berechti⸗
get ſe.
— ı gun 3
So wenig man in ber — atn Fin
BE will, und fo fehr man überhaupt: die
Gleichheit aller» Stände im bürgerlichen Leben: beguͤn⸗
ſtiget und vertheidiget, eben ſo wenig ſind im Gegen⸗
theil die hieſigen Damen geneigt, etwas von den Vor⸗
zuͤgen des Rangs fahren zu laſſen, zu welchen ſie ſich
durch dien Ehrenſtellen ihrer Männer berechtiget glau⸗
ben. Die Nachricht: von dem fürzlich in Amerifa ange⸗
fommenen ‚Definitiv» Traftatey' veranlaßte in Richmond
Erleuchtungen/ Feuerwerke ; Schmaufereyen,, und zulezt
einen Ball bey welchem die Ehre deg eriten Tanzes
N g: der
Dunn. 9 i
| saren To Tochter eines fehr ehrbaren: en Schuler
ure en zufiel Daß man dieſe Ehre aber auf
18 $ 08 änfommen ließ / war die Urſache eines groſſen
Mißfal für die Damen von des Gouverneurs Fa⸗
alien und Verwandtfhaft, und der, Gegenſtand aller
Geſpraͤche des naͤchſtfolgenden Tages, in welchen man
—
— —
aber einſtimmig die Rechtskraͤftigkeit des Looſes gegen
alle Ranganſoruͤche vertheidigte, und auch dem Schönen,
Geſchlechte feine andern Ausnahmen - von ‚ders allgemein.
genehmigten Gleichheit der. Stände zuerfanfitey als die
es ſich durch perſoͤnliche — —— er⸗
x werben würde. — —— rt Aue eo
BR LLERBETEE TE ds 4 — star An ae
Mach den Geunbfägeni einer REED
—— ‚man ſich auch in unferm Gaſthofe, welcher eis
nem morgeunlaͤndiſchen Caravanferal nach ſeiner Einrich⸗
tung ziemlich gleich kam. Herr Formicola, ein Neapo⸗
litaner ‚von Geburt, trieb hier Wirthſchaft. "Das ganze
Haus enthielt nur zwey groſſe Zimmer an der ‚Erde,
und zwey eben fo groſſe/ ‚mit vielen dicht zuſammenge⸗
rückten Betten befejte Kammern, unterm Dache; welche
Zimmer and Kammern den ganzen Tag für jebermann
para Hier fo wenig; ’ als in den meiſten uͤbri⸗
oͤffentlichen Haͤuſern von Amerika, läßt man
oe einfallen, daß man Zimmer zu einem andern '
62 1077
16
>
100 Richmond. Nr,
Gebrauch als blog zum Schlafen, Eifen und Trinken,
nöthig haben koͤnne. Man ift daher gezwungen , den
ganzen Tag lang unter allerley Geſellſchaft zu: ſeyn/
und auch des Nachts in groſſer Geſellſchaft zu ſchlafen,
und Reiſende muͤſſen beynahe durchaus in Amerika auf
das Vergnügen, fich zu ihrer Bequemlichkeit oder ihrer
| Geſchaͤfte halber, von laͤrmender, ſtoͤrender, oder neu⸗
Bieriger Geſellſchaft abſondern zu koͤnnen , Verzicht thun,
es ſey denn, daß man bey einem laͤngern Aufenthalt
an einem Orte, ſich eine eigene Privatwohnung mierhe
Die gegenwaͤrtig verſammlete Aſſembly veranlaßte einen
ſtarken Zuſammenfluß von Fremden und Gaͤſten in Rice ⸗
mond, und unſere Herberge war jeden Abend ſehr vol
Da waren Generale, Dberfien, Hauptleute Senato⸗ Pr i
ren / Affemblyglieder, Richter, Doktors, Clerks, und
Schaaren von Gentlemen, von allerley Gewicht und
Kaliber, welche in bunter Reihe um das Feuer ſaſſen
und tranken, ſchmauchten, ſangen und Zoten ſchwaͤzten
Daruͤber hat man nun eben nicht auſſerordentliche Urs
ſache zu klagen, weil dieſelbe Geſellſchaft zu andern
Zeiten auch ſehr angenehm, unterhaltend und unterrich⸗
tend ſeyn kan; aber die undelikate Gewohnheit, ſo viele
Betten in einem Zimmer beyſammen zu haben, iſt um
ſo befremdender, da man ſonſt in Amerika auf Anſtand
und
Richmond. ... 208
| und — viel Hält, diefe aber unter folcher Eis
richtung ters — werden. Di
——
Die Sufammenfunft fo vieler Bentlemen ans ber
ganzen Probinz, brachte eine groffe Menge ſehr ſchö ⸗
ner Pferde hieher. Man Fonnte beynahe-glauben, ſich
in einem arabifchen Dorfe zu befinden; ben ganzen lan⸗
gen Tag fiehet man an allen Ecken und Enden gefat-
telte Pferde ſtehen, und in den wenigen kothigen Straß
fen der Stade wimmelt es immer von Reutern, denn
man fezet ſich zu Pferd, um eine Prife Toback über
der Gaffe zu holen; Karoffen Hingegen, welche in den
groͤſſern Städten ſchon alle Straſſen erfchüttern, ſahe
man bier nicht. — Pferde find ein Lieblings⸗Gegenſtand
der Virginier; fie richten aber ihre ganze Aufmerkſam⸗
RK:
feit vorzüglich ‚nur auf Wettrenner und Jagdpferde,
von welchen fie auch unftreitig in Amerifa die fchönften
Roſſe haben, und ſolche ehemals durch Einfuhr engli⸗
fiber Hengfte und Mutterpferde forgfältig verbefferten
und unterhielten. Die Stammregifter der Pferde wer
den daher auch mit aller Genauigkeit fortgefuͤhrt. Vir⸗
ginien lieferte die beſten und ſchoͤnſten Pferde für die
amerifanifche Kavallerie, und die virginiſche leichte
Reuterey übertraf alle andere an G ewandheit und Ge⸗
ſchicke. Über tuͤchtige Zug >» und Ürbeitspferde hat diefe
83 VPro⸗
RNichmon d
Provinz nicht, fo mie ihre Landfuhrwerke, in dem vor⸗
bern Theile wenigſtens , überhaupt aͤuſſerſt elend find.
Man erblickt uͤberall kleine magere Thiere an Waͤgen
geſpannt, welche durchaus von Hol; find, und an wel⸗
hen man ‚vergeblich. nach dem mindeſten Stuͤck⸗
chen Eifen ſuchen würde, Ein von Stroh geflochtenes
x Kummer, und ein paar rohe lederne Riemen, ober von
Baumeinde gewundene Stränge, machen dag ganze Ges
ſchirre. Die vielen Fluͤſſe und Creecks erfegen frenlich
ben Abgang der Landfuhrmwerfe an einigen Orten; uͤbri⸗
gens aber liegt es blos an der aͤuſerſten Sorgloſigkeit,
mit welcher die Virginier und alle Amerikaner ihre
Dferde ſowohl, als ihre übrigen Nuzthiere behandeln,
daß fie nicht in durchgehende. befferm Zuſtande find.
Sjene Pferde auggenommen, auf welche man ald Wett,
renner einen hoͤhern Werth fezet, laͤſſet man die uͤbri⸗
gen in den Feldern und auf der Weide umherſtreifen,
ohne ihnen im haͤrteſten Winter (auch in den noͤrdli⸗
chern Provinzen, Penſhlvanien, Reuyork, Rhodeyland)
einigen Schuz gegen die Ungemaͤchlichkeiten der Witte⸗
rung zu verſchaffen, und viele dieſer armen Thiere ſind
ſogar genoͤthiget unter Eis und Schnee ihre wenige
Nahrung zu ſuchen Es ſcheint aber auch, daß die
meiſten amerikaniſchen Pferde die Delikateſſe des Gau
mens nicht beſizen, mit welcher die europaͤiſchen ſchlech⸗
tes
102
tes — Suter — * — freſen ſie
alles ohne unterſchied das elendeſte Heu und fogar
Ähten eigenen Auswurf. Man hat bey der Armee viel⸗
mals Pferde geſehen, welche geſalzenes Fleiſch fraſſen,
und in Canada werden Pferde ſowohl/ als Hornoieh
den Winter durch mit ante Eleinen ** ge⸗
— —— aa; er ⸗
x .. F
JF
An der Suͤdſeite des James⸗ Rivers, Richmond
gerade gegen uͤber, lieget ein eigenes kleines Staͤdt⸗
chen Mancheſter genannt. Der Fluß zwiſchen dieſen
beyden Orten iſt nicht breit, und im Ueberfahren be⸗
merkt man kaum, woher der Strom kommt, weil die
vielen Felſen und kleinen Eylande, in und um den Fall,
in der Ferne ein zuſammenhaͤngendes Ganzes zu bil⸗
den ſcheinen. Ein Umſtand, den jemand zur Errichtung
einer Bruͤcke uͤber den Fall zu benuzen gedenkt; denn
dieſe Felſen haben ihren Eigenthuͤmer, welcher den
untern Theil des Falls, zugleich mit einem ſchmalen
Striche des beyderſeitigen Ufers, fuͤr einige hundert
Pfunde erkaufte, und num an dem Projekte einer groſſen
und ſchoͤnen Bruͤcke arbeitet, welches die erſte und ein⸗
zige ihrer Art in Amerika ſeyn wuͤrde, wenn er erſt
die Erlaubniß dazu, und das Recht, einen Bruͤckenzoll
zu erheben, von der uf embly erhalten Fan. In Mans
64 cheſter
Wander Dre 203
;
A
| RER na
24 nalen im Birgit.
dich beluchte ich — Jakob ER —*
Deutſchen, ‚welcher ehemals in Jerſey mit Berg⸗ und
Huͤttenwerken ſich beſchaͤftigte, ben dem Ausbruche des
Krieges aber in Virginien eine —— und war
die erſie in Amerika, errichtete. Den Salpeter dazu
gewann man im Gebuͤrge, der Schwefel aber wurde
von Europa geholet; ; denn ob man gleich Schwefeltiefe
in groſſer Menge und vielen Orten in Amerika findet,
ſo fand man doch, daß es langſamer hergehen und koſt
barer ſeyn wuͤrde, den Schwefel erſt aus zuſchmelzen.
Die Pulvermuͤhle konnte aber doch nicht vielen Vorrath
liefern, und wurde in der Folge von brittiſchen Truppen
zerſtoͤret. Here Ruͤbſaamen verſicherte, daß ſich bier
und da in Amerika Spuren von Antimonium finden,
und Zink ebenfalls nicht ſelten waͤre, ſondern vielmals
in und neben Bleygruben, beſonders in Chiſſels. Grube
in Virginien, vorkomme. Reiches Bleyerz findet ſich
in Menge und zu Tage am New-⸗River und Green⸗
Briar; Kupfer um den Noanofe; Eifenerze überall häus .
fig, unter andern ein ſehr gutes, 20 Meilen von bier
in ber Graffchaft Buckingham. Ein Steinfoplenflöz hat
man 12 Meilen von hier, an der Suͤdſeite des James⸗
Mivers, und oberhalb des Falls, entdechet, und zwar
bey Gelegenbeit eines vom Wind inngeworfenen Baums.
Die Gegend) liegt niedrig, und es iſt maßrfcheinlich,
daß
2
—
Kr 1
es, in ee m ;
— —
daß 25 Bet as der, bintep-bem Fall angeſchlemm⸗
* chserde ſich gebildet habe. Vier Fuß unter
der Oberfläche fommt man auf weiffen Thonfchiefer,
dem ein ſchwaͤrzerer, und endlich die Kohlen, folgen.
Man gräbt Gruben gerade hinab, und hat auf 26— 30
Fuß das Bette noch nicht durchgeſchlagen; da fich diefe
Gruben. bald mit Waffer fülen, fo öffnet man immer
wieder neuer ungeachtet man ſich diefe Mühe erleichtern
koͤnnte. Die Kohlen ſind aber nicht die beſten; ganz
Richmond flinft davon. Man verkauft. fie am Sluffe
zu 1 o. virgin. Current den Bufbel.
ae den virginifchen Gebürgen find verfchiedene
warme und kalte mineralifche Duellen, welche dem Ge
ſchmacke zufolge Hauptfächlich fehwefelichte und vitrioliſche
Beſtandtheile zu erfennen geben. Andere Salze ſchei⸗
ven fie eben fo wenig zu enthalten, als fire Luft, denn
man bemerkt fein Aufwerfen von Blafen oder Perlen.
Die befannteften find die (Augufta bot Springs) ware
men Düellen von Augufia, in der Graffchaft biefes
Namens. Es find deren verfchiedene, und unter bem
Damen der füffen, fauren, warmen und beiffen Quel⸗
len befaant. Die ‚füffen und heiffen Quellen (fweer &
hot Springs)" follen die eine go, und die andere gegen
110 — 115 Fahrenheitiſche Grad Wärme enthalten.
65 Sie
\
106 nes m Beim.
Sie find — — eo doch Bald —
lich zu trinken. Schwefelkieſe oder Markaſite findet
man dort uͤberall in der Nähe, von welchen man ge
neigt fr ihre Wärme herzuleiten. In jener Gegend
finden ſich auch ſchoͤne Bergkryſtallen und Amethyſten.
Die Schwefel ⸗Quellen (Sulphur-Springs) am Green⸗
Briar werden gegen die Kraͤze und andere Hautaus⸗
fchläge geruͤhmt und getrunfen. Man erwähnt nod) eis
nes andern Waſſers im Gebürge, welches fich von eis
ner Flamme entzünden und beynahe gänzlich verzehren
fol (x). Ueberhaupt fcheint die ganze Öraffchaft Aus
guſta, welche einen Theil des Nord⸗Mountains
oder Alleghany⸗Gebuͤrges umfaſſet, viele natuͤrliche
Seltenheiten zu verſprechen; die Gebuͤrge ſollen um jene
Gegenden am Jackſons⸗ Fluvannah⸗ und Green⸗Briar⸗
NRiver, ein rauheres, toilderes und fuͤrchterlicheres An⸗
ſehen haben, und vielleicht hoͤher ſeyn, als kein Theil
der nemlichen Kette weiter noͤrdlich; um deſto unange⸗
nehmer
— —
EI Vielleicht das nemliche, von welchem in einigen neuern
englifchen Blättern die Nachricht fund, Daß es von einem
Piſtoleuſchuß fich entzuͤnden, ganz verzehren, und eine fals
zichte Aſche zuruͤcklaſſen foll; die virginifche Grafſchaft Sins
eafle wird genennt, aber Fein genauer Beobachter ange
führt.
Dt — saß die äte und raube —
‚ch hindern mußte, ſie zu beſuchen; vielleicht haͤtte ich
mehr Entfhädigung für meine Mühe dort gefunden,
als auf dein Wege nach dem Ohio. Bon der Graf
Schaft Augufta iſt Stanton ber Hauptort, welcher ‚gar
nicht unbetraͤchtlich iſt, und vielen Handel nad) den
" bintern Gebürgsgegenden treibt. Er lieget in. dem
merkwuͤrdigen langen und fruchtbaren Kalchthale, wel—⸗
ches zwiſchen dem North ⸗ und South» Mountain ſich
durch den groͤßten Theil von Nordamerika erſtrecket,
und noch viele andere ſchon erwaͤhnte Staͤdte enthaͤlt,
als Libanon, Carlisle, und Shippensburgh in Penſol⸗
vanien, Wincheſter in Virginien, Hagarstown in Mas
roland wf to. Stanton hat fein. ſchiff bares Waſſer in
der Nähe, unweit dadon aber entſpringt der Shannan⸗
4 dore, welcher von bier aus einen fehr langen Weg
noͤrdlich macht, und ſich endlich in den Potowmack
ergieſſet. Es giebt keinen andern Fluß dieſer Gegen⸗
den, welcher fo ſehr ſich von der allgemeinern Richtung
der übrigen entfernte; und dieſer Umſtand mag viels
leit als ein Neben + Beweis für die angegebene höhere
Lage jener "Gegenden ſeyn. Suͤdwaͤrts von Stanton,
an einem Arm des Staunton» Nivers oder Noanofeg,
findet man die merfwärtige Selfenbrücke (Rock-
bridge
“
bridge (*), wo ſich nemlich diefer Fluß einen unterirdie
fhen Weg durch ein Kalchgebirge gegraben hat. Noch
if zu erwähnen, dag man in dem Kalchbergen jener
Gegenden, Cornua ammonis will gefunden haben, welche
in den noͤrdlichen Strichen des Gebuͤrges, in Penſyl⸗
vanien und Maryland nemlich, zur Zeit noch nicht an⸗
getroffen worden, ob fie gleich in Canada wieder häu-
fig vorfommen; und daß eine Menge Hslen dort ges
funden werden, unter welchen eine in der Graffchaft
Friederich, zwey Meilen von Fort Friederick, auf den
Heizungen Herren George Mine, für die geöffefte ri
ganzen Kontinente ausgegeben *
Richmond hatten ſich * paar frangsfifche
Abgeordnete aus den vormaligen franzsfifchen Nieder
loffungen am Illinois eingefunden, um Forderungen
bey der Aſſembly für Lieferungen zu betreiben, welche
fie im Kriege an amerifanifhe Truppen und Beſazun⸗
gen ber Forts am Wabash und am Miſſiſſippi abgege⸗
ben hatten. Nach der Kleidung und dem Betragen bies
fer Herten fowohl, als nad) andern Nachrichten, herr»
fchet in jenen entfernten, ung wenig befannten Gegen»
den,
&) ©. Beyträge zur mineraloeifchen Kenntniß des oͤſtli⸗
chen Theils von Stordamerifa, ©. 102.
Wo a in bubeirigsente.. Nach⸗
dem jener Thei von Lonifiana ‘an Großbritfannien dr
getretten wurde / haben: ſich viele der franzoͤſiſchen Ko⸗
loniſten auf die Weſtſeite des Miſſiſſippi begeben, und
ſind Unterthanen von Spanien geworden; viele ſind
aber auch dieſſeits noch um den Illinois geblieben, 100
fie verſchiedene nicht unanſehnliche Orte und. Städt:
bewohnen. Sie liefern ihre Produkte nach und erhal.
tem. ihre, Nothmwenbigkeiten von Neu» Orleans, und
haben feithero, mie es ſcheint, "ganz für, ſich gelebt,
ohne ſich um eine auswaͤrtige Herrſchaft zu bekuͤmmern.
Es find viele Deutſche unter ihnen, und noch immer
finden ſich neue Koloniſten bey ihnen ein, die ſich vom
Ohijio aus dorthin begeben ‚ wenn es ihnen hier nicht
laͤnger gefaͤllt. Die Landſchaften um den Illinois und
Miſſiſſippi ſind weit waͤrmer, und haben kuͤrzere und
gelindere Winter, als Andere, die mit ihnen unter ei⸗
ner Parallele an der Oſtkuͤſte von Nordamerika liegen.
Der Boden iſt fett und fruchtbar, und ‚ein neuer Ko⸗
loniſt/ der im Fruͤhlinge dort ankommt, kan ſich durch
34 gemächliches Auffragen und Beſaͤen des ebenen Bodens
zwiſchen den Bäumen, eine hinlänglihe Erndte von
Rüben, Mays und Pumpfing verfprachen, um das
erite Jahr davon beftehen zu koͤnnen. Weizen gebeihet
auf dem ſehr frechen Boden durchaus nicht in den erfien
Jah ·
Jahren, "onen hie — ————
eine Are Kuͤrbiſſe, dienen zugleich als Futter fuͤr die
Kühe, deren Milch fie vermehren und laſſen ſich bis
um nen hai aufbetwahren. >. — unr ſunvl
dia u a ers Mn.
RN n Einign "Tage war uns die fehr unfreundlicher Wit«
terung in der Fortſezung unſerer Reife hinderlich. Mit
dem erſten Sonnenblich machten wir uns auf. den Weg
nach Williamsburg. Die Huͤgel, an deren Fuß Rich ⸗
mond lieget cheinen aus Sand und. Fetten: zu⸗ be⸗
ſtehen. In den Hohlwegen, oder wo die Straſſen von
Bächen durchſchnitten ſind, zeigten ſich allgemein) fol⸗
gende Lagen: Sand, Sand und Letten Kieſel und an⸗
dere im Waſſer abgerundete Steine), von verſchiedener
Groͤſſe und manchmal in dicken Lagen, unter ihnen
wieder Sand und Letten. Auf der Oberflaͤche ſahe
man ſchon ſelten mehr einen Stein’, und nach etwa den
erften 10 Meilen verloren: ſich auch bie erwähnten unter
der Oberfläche begrabenen Steine ; und man erblickt
gar Feine mehr, es fey denn an den Ufern der Baͤche,
wo fie hie und da durch die Gewalt des Stroms herbey⸗
gefchleppet worden. Von bier an nun wird das Lande
nach Oſten oder nach der See bin, immer flächer ind
abhängiger , und blos von Sande bedeckt, welches da⸗
her zu der Sage Gelegenheit gegeben, dag in Virginien
gar
gar feine St
begrabene. und. abgerundete, Steine aber find ein Be⸗
Steit * —— aber ı nur, ‚von dem
’ Zheil wahr iſt. Jene in verſchiedener Tiefe
weeis, daß es nicht fo-gang kurz her ſeyn kan / ſeit die⸗
ſer Welttheil ſich aus dem Waſſer empor he: bat.
. s fi
.. A den Zames-iver,-t 6 Meilen unterhalb, Hiche
— lag ehemals bey dem kleinen Flecken Wars
wick ein nicht unbetraͤchtliches Eiſenwerk, welches aber
im Kriege zerſtoͤret worden. Weiter hinab am Fluſſe⸗
liegen Osborn's und Bermuda Hundred, ein paar an⸗
nehmliche/ aber kleine Orte. — Ein betraͤchtlicherer
Handelsplaz iſt die Stadt Petersbourgh, an der
Suͤdſeite des Jamesfluſſes und am Fall des Appamatox,
welcher einige Meilen unterhalb derſelben, ſich in den
erſtern ergieſſet. Petersbourgh fuͤhrt eine groſſe Menge
Toback und andere Produkte aus, welche nicht nur die
umliegenden virginiſchen Plantagen liefern, ſondern auch
von Nordkarolina herbeygebracht werden. Diefe Stadt
hat eine ſehr ungeſunde Lage; ihre Einwohner errei⸗
chen ſelten ein hohes Alter, und haben immer mit
Wechſelfiebern und deren beſchwerlichen Folgen zu
kaͤmpfen; demohngeachtet iſt fie groͤſſer als Richmond,
und man ſchaͤget gegen 300 Haͤuſer daſelbſt. Die Vor⸗
theile des Handels und der Schiffahrt locken immer
wie⸗
-
| wieder neue Einwohner Eu wenn fie, — —
heit, gegen Gewinnſt, vertauſchen zu müffen, voraus
ſehen können. In der Nachbarſchaft von Petersbourgh,
und folglich auch an der Süpfeite des James · Ribers,
ſind noch ein paar andere kleine Staͤdte, nemlich Bland⸗
ford und Pokahunta. Ueberhaupt aber liegen laͤngſt
dem noͤrdlichen und ſaͤdlichen Ufer des prachtvollen
James, eine groſſe Anzahl dee ſchoͤnſten und fruchte i
bariten Landfize, deren Anblit ung nicht: zu Theil
wurde; denn bie gemeine Landflraffe von. Richmond
nach Williamsburg, über Bottombridge, New Kent
Eourthoufe, Bird’8 ꝛc. gieng größtentheils durch lange
unfreumdliche Waldungen, in den fich nur bie und da
ein angebautes Stück Land ımd eine armfelige Hütte
geigte: Wer alfo DBirginien in feiner größten Pracht .
fehen will, der muß die Shüffe befahren.
Die Witterung war günfliig und angenehm. More
gen und Abende waren zwar kühle, oder auch: kalt, fo
bald aber die Sonne hoch Fam, fo hatte man Som
mer, ungeachtet e8 die lezte Hälfte Decemberg war.
Eigentlich ift aber die Witterung in Virginien eben fo
veränderlich, als am der ganzen übrigen. Kuͤſte von
Amerika. In den Sommer» Dionaten Junius, Julius
und Auguftus, pflegt das Zahrenheitifche Thermometer
| mehren.
\ 2
mehrentheils zwiſchen 89 — 90 - 95 Graden zu fliehen,
und dieſe beſchwerliche Hize iſt mit Sfteen, faſt täglie
chen und ploͤzlichen Abaͤnderungen, und ſchrecklichen Ge⸗
wittern begleitet. Die gewoͤhnliche ſtrengere Winter⸗
kaͤlte faͤllt vom Januar bis in die Mitte des Maͤrzes, ohne
doch lange mit gleicher Staͤrke anzuhalten: denn da
die Temperatur der Luft ſo viel von den herrſchenden
Winden abhaͤnget, ſo hat man ſehr angenehme und
warme Tage, mitten im Winter. — Die haͤufigen
und fuͤrchterlichen Gewitter der waͤrmern Jahrszeit
ſehen die Virginier, nicht ohne Grund, als eine mit⸗
wirkende Urſache der groſſen Fruchtbarkeit an, deren
fie ſich in den meiſten Gegenden ihrer Provinz zu ers
freuen haben. Den Gewittern folgen deö —— ſtarke
Regenguͤſſe; wenn aber auch lange kein Regen faͤllt,
fo erſezet doch, mie es ſcheint, bie niedrige Lage der
vordern Gegenden, die vielen Flüffe und Suͤmpfe,
welche das Land überall durchfreuzen, den Abgang der
Luftwafler. Wegen der häufigen Gewitter, welche zwar
bier und in Karolina vorzüglich toben, aber doch auch)
die Küfte von ganz Nordamerifa wenig verfchonen, und
überall groſſe Zerfidrungen anrichten, hat man beynahe
nirgends weder Koften noh Mühe gefpart, die Ge⸗
baͤude durch Wetterableiter, dieſe wohlthaͤtige Erfindung
des groſſen Fraͤnklins, zu ſichern. Man vermiſſet ſie
Schoͤpfs R.II. Th. H bey⸗
Petersbourgh. FE
— —
en
Er 4 — Perersboungh
— ee in den allen Städten, und nit
gends an den gröffern Häufern auf dem Sande .
Da der Toback die vorzuͤglichſte Stapelmaare dies
fer Provinz iſt, fo ift fie auch ein wichtiger Gegentand
der Aufmerkfamfeit der Negierung ; und diefe hat hier
eben fo, wie ich fhon von Maryland erwähner, vor
trefliche Anordnungen gemacht, dieſen Handelszweig in
Anfehen zu erhalten, und die Käufer für on zu
wahren.
Der James -Niver , Tobact wird zu den beften
Sorten gerechnet, welche Birginien erzeuget, und es
hält feinen Preis beynahe unveränderlich zu 6 ſpan.
Dollars der Centner. Beym Rauchen findet man auch
die hiefigen rohen Blätter ungleich flärfer und ange⸗
nehmer, als die des nördlichern Virginiens und der
Maryländer, welche milder und leichter auf der Zunge
find. In Maryland läßt man gemeiniglich die Pflanzen
auffchieffen, bis fie 8 — 10 — ı2 oder noch mehr Blaͤt⸗
tee haben, bevor man fie topp’d, oder die Spizen, um
dag meitere Wahsthum in die Höhe zu verhüten, ab»
bricht; in diefer Gegend aber macht man eg zur Regel,
die Pflanzen nur bis zu 6, hoͤchſtens 8 Blättern fonts
men zu laffen, und glaubt beſſern Toback dadurch zu
erbals
Deinen — 115
erhalten. ‚Man bouet hieherum viel — To: Ä
bacco, melder ‚guten und leichten Boden erfordert,
und, feiner flärfern Dualität wegen, vorzüglich auten
Schnupftoback geben fol, Long-green Tobacco hat
groffe, fette und lange Blätter, und liebt feften Boden.
Kitefoot ift eine angenehme leichtere Sorte, und ges
deihet am beſten auf leichten fandichten Boden. Varinas
bat feinen Namen von Varina, dem fchönen und präche
tigen Landſize eines Herrn Randolph am James. River,
Zum Kanafter fol fih der Toback befonders ausneh⸗
men, welcher um litele Frederick gezogen und Frederick
genannt wird. Andere Abarten biefer Pflanze find der
Oronooko, Iludfon, Thickjoint, Thickſet, shoeltring
und dergleichen mehrere, welche ihrem unterſchiede nach
blos den Pflanzern bekannt ſind, auf verſchiedenen Bo⸗
den gezogen und verſchieden behandelt werden wollen.
Boaumwolle, (Cotton, Goflypium herbaceum) wird
zwar fchon in Maryland bin und wieder gezogen, aber
doch weit häufiger in diefen füdlichern Theilen. Noch
wird nichts davon ausgefuͤhrt, fondern alles zum eignen
Gebrauch von den Landleuten verwandt. Diefe-einjähr
zige Pflanze erfordert entweder gutes, neues, ober
doch wohl gebüngtes Land. Weil die gelegten Saamen
- nicht alle auffommen, fo werden 6— 8 Körner im An
22 fang
fang des ak oder Eu wenn man vor sh
Era froͤſten ſicher zu ſeyn glaubt, in kleine 324 Fuß von
einander aufgeworfene Hügel geſteckt. Wenn fie auf⸗
gehen, werden die ſchwaͤchern Pflanzen auggeriffen,
um den etlichen übrigen mehr Nahrung zu erlauben.
Iſt die Pflanze bis auf einen oder anderthalb Schuh
angewachfen, fo muß die Erde wieder neu darum
angehäuft, und alles Unfraut ausgejätet werden; find
fie fo weit berangewachfen, daß fie vier oder fünf
Seitenäfte haben, fo werden die Spizen abgebrochen,
und wenn diefe Seitenäfte, jeder vier oder fünf Knofpen
angefezet haben, fo werden auch ihnen die Spizen abs
gebrochen, damit fie nicht in lange unfruchtbare Sten-
gel auswachfen; man iſt aber hierauf nicht uͤberall (be⸗
ſonders in Karolina) gleich aufmerkſam. Weiterhin
muͤſſen die Sauger oder jungen Seitenſproſſen abge⸗
pfluͤckkt werden. Dann aber läßt man die Pflanzen
blühen, reifen, und im Felde ftehen, bie man Zeit
hat fie heim zu nehmen, melches oft fpät im Dftos
ber gefchiehet. Die Blumen fichen nur zween Tage,
find am erften weiß, am zweyten werden fie gelb, und
fallen ab, und es folgt eine fchaalichte Frucht von
der Gröffe einer melfhen Nuß, welche fich endlich
Öffnet. Man hat von. diefer Pflanze zwo Abarten,
eine mit rauhen und die andere mit glatten Saamen,
an
an- deren Pflanzen ſelber aber ſich kein merflicher Uns
terfchied zeiget. Viele Landleute fuchen die glatten
Saamen forgfältig: aus, und pflanzen nur dieſe , weil
die. Wolle fich. leichter davon ſcheiden laͤſſet, welches
mittelft: einer Handmuͤhle, zmwifchen zwey leicht über
einander fich bewegenden. hölzernen Walzen; gefchiehet:
Die Ameifen vefchädigen öfters den Saamen in den
Erde; um fie ‚davon abzuhalten, ‚werden die Saamen
mit Aſche gemengt/ mit lauwarmen Waſſer begoſſen,
und eine Nacht ſtehen gelaſſen; ſie quellen dadurch
etwas auf, und ſollen von den Ameiſen nachher unan⸗
getaſtet bleiben. Man verſichert, daß auch ſiedend⸗
heiſſes Waſſer die keimende Kraft dieſer Saamen nicht
zerſtoͤre, und doch die meiſten darnach aufkommen. Vier
Pfund rauhe Saamen, werfen ungefähr 1Pfund Wolle
ab, Die Wolle mit, den; Saamen unauggemacht, wurde
ehehin hier und im Bethfanplinne für 446 8 Dence
hs ah merkanfhänkichnsste orig mega on Ch
ker UHREN RIES) udi EU RRBTI SEN.
ta — von Kurbiſſen werden
ig, Biesinien;,ie groͤſſerer Menge. und allgemeiner ges
bauet, als weiter noͤrdlich; man ‚hat ſchwarze, gelbe
und weiſſe, und ‚fie. werben als Zugemüfe genoſſen.
Ueberhaupt wird ;wieleicht in keinem andern Lande fo
viel lc von. ‚den Kürbis» und Melonen» Arten
23 ges
N ey
re 128 e —6
—
ae
gemacht, als in; Amerifa ; und man fan nicht ohne Be
Er wunderung im Sommer und Herbfl die groffe Menge
Waſſer⸗ und andere Melonen feheny welche in Neue
vorf und Philadelphia auf die Märkte gefchleppt, auf
dem: Lande verzehrt , und auf den Aeckern liegen gelaſſen
werden. "Sie empfehlen ſich, weil fie unter der wars
men ‚Sonne: gut fortfommen, ohne viel Aufficht oder
Wartung zu verlangen. Denn was mehr als recht ges
mächliche Arbeit‘ bedarf, ohne recht groffen Profit abs
zuwerfen, iſt nicht für den amerifanifchen Geſchmack.
Daher Fennt man iin Virginien kaum noch das Vergnüs
gen eines fchönen Gartens. : Es find vielleicht ein oder
etliche der erften Familien ,- welche einen Verfuch darinn
gemacht, allgemein aber begnuͤgt man fich etwas Kohl -
und Rüben in einer Umzaͤunung, unter dem Namen eis
nes Gartens zu pflanzen, und einige unanfehnliche
Blumen darunter zu mengen. Die Virginier find um
fo mehr wegen bdiefer Vernachlaͤſſigung einer Sache zu
tadeln, welche ihnen den Aufenthalt des Landes unter⸗
haltender machen / und ihre Landſize verſchoͤnern wuͤrde,
da ihre milden Winter und warmen Sommer ihnen
manche Vorzuͤge gewaͤhren muͤßten. Im Fruͤhlinge hat
man Brecherbſen, Bohnen und andere Gemuͤſe, ſchon
zu Ende des Aprils, oder doch zeitig im May, und um
6 Wochen oder zween Monate früher, als man fie in
Deus
1
=
u
Neupork haben fan. Die folgende Zeit wird fie aber
wohl ‚lehren, bie natürlichen Vortheile ihres Landes
beſſer zu benugen, als es jezo geſchiehet. Die Bigno⸗
nien erſcheinen hier ſchon als groſſe und ſtarke Baͤume.
Die Melia Azedarach (Bead- tree) pflanzt man haͤufig
vor den Thuͤren, und dieſer urſpruͤnglich oſtindiſche
Baum verträgt die Falten Winter recht gut. In eini⸗
‚gen Gärten hat man Theeftauden (*), welche recht gut
We Hp: for
CH Neuere Nachrichten verfichern, dag man ſich in einiz
gen Gegenden der vereinigten Staaten den Anbau der Thees
ffaude fehr angelegen feyn laſſen, und guten Erfolg davon
hoffe; hauptſaͤchlich aus folgenden Gründen:, China hat
wie die amerikanifchen. Staaten, eine ausgebreitete „Lands
ſchaft nah Weiten und Nordweſten; ‚es bat genau diefelbe
Lage gegen den füdlichen Oecean, wie die vereinigten Staa⸗
ten gegen den atlantiſchen; beyde Länder liegen unter
den nemlichen Breiten; und in benden Ländern, und
fon nirgendwo, ift die Ginfeng einheimifch „ welcher lez⸗
tere Umſtand vorzüglich fo viel Aehnlichkeit von Boden und
Elimat vermuthen Läffet, um daher dag gute Gedeihen der
CSheeſtaude hoͤchſt wahrſcheinlich unter dem amerikaniſchen Him⸗
mel hoffen zu dürfen, oder wenigſtens zu Verſuchen zu reis
gem. Uederdies mug man bedenken, daB das Zuckerrohr-
die Baſis des ganzen weſtindiſchen Handels, eben auch ur⸗
ferunglich ein Fremdliug aus Oſten war. —
— nt
Y se 2
120 — rg. er
R IE OR }
*
fortfommen, und ſich leicht vermehren laſſen. +
fonnte ich auffer dem Hibifcus Syriacus, der. babylonis
ſchen Weide, dem Buchsbaum ber Myrteund einer oder
zwo andern Pflanzen, in dieſer Jahrszeit nichts frem⸗
bes oder auslaͤndiſches erkennen, dag man einheimiſch
gu machen verfucht hätte. Und doch wuͤrde das vir gini⸗
ſche Klima Für viele nuzbare und angenehme Gemwächfe
eine fruchtbare und gedeyhliche Heymath werden koͤn⸗
nen; der zahme Kaſtanienbaum, die Manna- Eiche, der
europäifche Wallnußbaum, der Kirfchlorbeerbaum, Gras
natbaum ,. der ‚Lorbeerbaum, und. viele andere, mürden
fih bier. fehr wohl. befinden. — Von einheimifchen
Pflanzen war nirgend eine in der Blüte zu ſehen; die
immergrünenden Gewaͤchſe ausgenommen, war. alles
übrige entlaubt und im Winterfchlafe; und doch befanden
wir ung num unter dem 37 Grad der Breite, und alfo
4 Grabe füdliher als Rom, in deffen Gefilden man noch
um eben biefe Zeit manchetley Blumen pflücen ‚fan.
Ar en Wir erreichten eg in zwey Tage⸗
reiſen von Richmond aus. Die Entfernung iſt 63 Mei⸗
len. Es liegt auf einer angenehmen und offnen Fläche,
und empfiehlet fich dem Reifenden ſchon vom weiten
durch. einen. beſonders freundlichen und flattlihen An«
blick, dem auch das Innere der Stadt felber entfpricht.
2 n Man
MON... =
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Mi, * *
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a : - 1er
+ —9—
Man darf ſie unter die ſchoͤnern Staͤdte von Amerika
zaͤhlen/ wenn fie; gleich. nicht zu den groͤſſern gehoͤrt,
da ſie nur etwa 230 Haͤuſer enthaͤlt. Von der; Ehre,
welche : fie 'chemald genoß, Virginiens Hauptfiadt und
der Sig ihrer Regierung: gewefen zu ſeyn, iſt ihr nur
der Titel und der Rang einer City geblieben. Die
Haͤuſer ſtehen in fchieklicher Entfernung von einander,
haben ein gutes äufferlicheg, 'und tegen des allgemeis
nern weiſſen Anſtrichs, auch ein reinliches Anſehen.
Sie haben meiſtens nur ein Stockwerk uͤber dem Par⸗
terre z’ und. ſind, die oͤffentlichen Gebäude ausgenommen,
meiftend hoͤlzern. Die gerade und: breite Hauptſtraſſe
iſt beynahe einer Meile lang; einige Nebenftraffen,
welche nach Süden: und. Oſten liegen, find: in der Ges
fialt des Buchftaben W angelegt. Gepflaſtert ſind die
Straffen nicht, und daher im heiffen Sommer dem
Sußgänger , wegen des brennenden Sandes und: Stau⸗
bes ſehr laͤſtig. Sämtliche: Öffentliche Gebäude find
von Backſteinen, und, einige davon anſehnlich. Das
öftliche Ende der Hauptſtraſſe fchließt das Capitol, oder
Statehoufe, ein groffes. und modernes Gebäude, worinn
ehemals die Aſſembly, der Senate, der Privp-Commeil
und die General» Court ſich verfammleten, Es iſt ges
raͤumig und gut vollendet, und weil man dermalen feie
nen: beſſern Gebrauch davon zu machen weiß, fol eine _
25 latei⸗
\
, Te x |
222 Williamsburg. *
lateiniſche Schule darinn angelegt werden. Da Werke
der Kunſt eine ſeltene Erſcheinung in dieſem jungen
Lande find, ſo muß ich nicht unangemerkt laſſen, daß
in einem ber untern Zimmer eine fchöne-Bildfäule von
weiſſem Marmor, dem Andenken eines vormaligen Bow
verneurs, Norborne Berkeley Baron de Botetourt,
errichten ; befindlich ifl. Gerade entgegen dieſem Capi⸗
tol und am dem Weftende der Hauptſtraſſe ſtehet das
Collegium, zu Ehren deffen Eöniglichen Beförderern,
William & Mary-College genannt, Ein Gebäude von
zwey Stockwerfen, aber nicht fo gefchmackvoll als dag
erſtere. Dieſes Collegium dankt die Veranlaffung ſei⸗
nes Entſtehens dem Eifer eines’ Herrn James Blair,
einem Schottiſchen Geiſtlichen, welcher eine Subſcription
zu dieſem Behuf eroͤffnete. Wilhelm und Maria ber
ſchenkten es mit 2000 Pfund Sterling, und 20,000
Morgen Landes N nebft der Erlaubniß, Ländereyen big
zum Werth don 2000 Pfund jährlicher Renten anzufaus
fen und zu befisen, und widmeten ihm noch weiter den
Ertrag einer Abgabe von 1 Penny für jedes Pfund
Tobacks, welches von Virginien nach andern Kolonien
ausgeführt werden würde. Herr Blair, welcher felber
beträchtliche Wermächtniffe dazu gefliftet hatte, svar der
erite Präfident dieſes Collegiums, und füllte diefen Poſten
bey so Jahre lang. Die Abficht feiner befondern Ver
Ä maͤcht⸗
— x
4 I
Bu Wiltemsbirg 1 153
machtnite — die Errichtuſg einer —
für Indianer» Kinder, welche auch eine Zeitlang befol⸗
ger, aber als uhentfprechend wieder aufgegeben wurde.
Die Erfahrung hat nemlich gelehret, daß dieindianifche
Sugend, auf deren Unterricht und moralifhe Erjiehung
Mühe und. Zeit nicht-hne anfheinende Hoffnung, fie“
zu gefitteten Bürgern umjubilden, verwendet wurde,
dennoch‘ jede Gelegenheit ergrif, fich des Zwanges und
ber Anfficht zu entledigen, und mit Freude wieder zu
ihrer angebornen wilden, rohen und forgenfreyen Le⸗
bensart zuruͤckkehrte, welche ungleich mehr Anzuͤgliches
fuͤr ſie hat, als alle Vergnuͤgungen und Bequemlichkei⸗
ten, die ihnen in Städten angeboten werden. Ich
ſelber kannte einen Montreſor, einen Halb+ Indianer,
welcher feine Erziehung in dieſem Collegio empfangen
hatte, aber doch nachher lieber als ein ungefitteter
Taugenichts unter den Indianern herumſchwaͤrmte, als
eine ruhige Lebensart ergreifen wollte; feines gleichen
mußte man mehrere zu nennen, denn leichter gewöhnt
ſich der Europäer am die Lebensart der Wilden, als
dieſe an jener ihre. Dbgleich num diefe indianifche Er⸗
ziehungsanftalt als fruchtlog aufgegeben wurde, fo bes
fiehet doch noch das eigentliche Collegium, in "welchen
die hoͤhern Wiffenfchaften gelehret werden, und aufier
* man dermalen Fein anderes in ben uͤbrigen ſuͤd⸗
lichen
R
N ERS a
124 $ Billtamsburg, »
* —
lichen Kolonien hat. An dieſer uniberſttat — ge⸗
genwaͤrtig 7 Profeſſoren — ‚von welchen einer Theologie,
einer. Nechtsgelahrtheit,, einer Medicin,, und die, uͤbri⸗
gen, Sprachen, Philoſophie und mathematiſche Wiſſen⸗
ſchaften lehren. Lehrer der Arzneykunde iſt D. Maclurg,
der Verfaſſer einer ſchoͤnen Abhandlung von der Galle. —
Die Anzahl, der hiefigen Studirenden iſt ungefähr 50.
Einige davon mohnen in» ‚bequemen Zimmern. im Cole
legio, die, übrigen aber mohnen und haben Koſt in der
Stadt, für etwa 36 — 40. virginifche Pfunde jährlich. |
Die ganzen jährlichen Unkoſten eines Studirenden «mit
Inbegriff der Vorleſungen, koͤnnen jährlich mit den
maͤſſigen Koſten von, 100 ‚virginifchen Pfunden, (333
ſpaniſche Dollars,) beſtritten werden. Es werden
Dottores in allen Fakultaͤten graduiret; die meiſten
Studirenden vollenden aber dennoch ihre Erziehung auf
den engliſchen und ſchottiſchen Akademien, und laſſen
ſich lieber auf dieſen die hoͤchſten Wuͤrden ertheilen.
In der Mitte der Hauptſtraſſe ſteht auf der. Suͤd⸗
ſeite ein mit einer Mauer umgebenes kleines ſechseckig⸗
tes Gebaͤude, welches ehemals ein Zeughaus war; und
dieſem gegen uͤber das Courthouſe. Beyde Gebaͤude ſtehen
etwas von der Straſſe zuruͤck, um einen Pla; (Square)
zu bilden, von den aus. man die wichtigften Gebäude
und
L
* — Car a
a IM *
und den ſchönſten Theil der Stadt überficht. Der Pal.
laft der vormaligen Gouverneurs, auch auf der Nord⸗
feite der Hauptſtraſſe, liegt in Ruinen; es war ein
groſſes und ſchoͤnes Gebäude; gieng aber durch Noch⸗
läfligfeit der nach der Belagerung von York darinn ger.
legenen amerifanifhen Truppen im Brand auf, mie
wohl andere wollen, daß es durch Foyaliften fey ange
flecft worden. Dermalsn iſt Williamsburg ein armer
Det gegen feine vorige Herrlichkeit. Mit der Verlegung
der Regierung zogen fich zugieich Kaufleute, Nechteger -
lehrte , und andere anfehnliche Einwohner hinweg, und
fie ift faft von der Hälfte feiner vorigen Bewohner
entblöfet. Der Handel diefer Stadt war nie beträcht
lih, weil ihre von ſchiffbaren Waſſern entfernte Lage
nicht die lebhaftern Geſchaͤfte beguͤnſtigte, welche das
ber andern kleinern Stätte zufloſſen. Sie lieget zwi⸗
ſchen dem James und Porf, River; von jenem 7, und
von diefem 12 Meilen av. Die Einwohner diefer Stadt
und des ganzen vorbern Virginiens wuͤnſchen und be⸗
ſtreben ſich mit Macht, den Siz der Regierung wieder
hieher zuruͤck zu bringen; hauptſaͤchlich weil ſie fuͤrch⸗
ten, daß, auſſer dem ſchon erlittenen und ſchmerzenden
Verluſte, ſie auch noch Taxen zu kuͤnftiger Errichtung
der in Richmond erforderlichen neuen oͤffentlichen Stunts,
gebäude, werden beyzutsagen haben. Die Kaufleute
| der
# *
126 Willlamsburg. * Ba x
J
der benachbarten Gegenden pflegten ehedem eine jaͤhr ·
liche Zufammenkunft bier zu halten, um ſich über Hand»
- Iungsgefchäfte und die Anftalten zur Beförderung des Han⸗
dels zu bereden. Auch dieſes hat aufgehoͤtt. So erfahren
ſchon die Städte diefer neuen Welt das unftäte Schick
fal vergängliher Herrlichkeit, welches fo viele ältere
in Europa befeufzen.
In dem hieſigen Gaſthofe hat man ſehr gute, aber
auch ſehr theure Bewirthung. Schwarze Koͤchinnen,
Kellerinnen, Stubenmaͤdchen, machten ihre Verbeugun⸗
gen mit vielen Anſtand und Ehrbarkeit; waren niedlich
und modiſch aufgeſezt und gekleidet, und ſprachen noch
mit Entzuͤcken von der Politeſſe und den Galanterien
der franzoͤſiſchen Officiers.
Lebensmittel ſind ſehr wohlfeil; Rindfleiſch koſtet
2 Pence; Schweinefleiſch 3 Pence das Pfund; ein wel
ſcher Hahn 2 und einen halben Schilling; ‚eine welche
Henne 2 Schillinge; ein Duzend junge Hüner 6 Schils
linge.
Ge
za. der
Nork in Virginien, fonft auch Little Porf genannt,
lag zwar gang auffer dem Wege, doch entfchuldigte die
Neugierde, diefen merkwuͤrdigen Schauplaz eines ent
ſchei⸗
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Ba 3 —
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ſcheidenden kriegeriſchen Auftritts zu ſehen, eben fo wohl
als das Verlangen, die anſehnlichen Mufheibänfe zu -
fennen, welche dort jedem Fremden ein Gegenitand der
+ Bewimberung find, einen Seitenritt dahin. Don Wils
liamsburg geht der 12 Meilen lange Weg über Sands
fläche und durch beynahe lauter Wald. Es waren faſt
lauter zwen » und drepblätterichte Kobren, (Pinus foliis
geminis, & Pinus foliis ternis. Gron.) mit einigen vir⸗
ginifhen Wacholdern , woraus die Waldungen diefer fo
wie der übrigen niedern Küfte beſtehen. Laubholg ift
feltener ; doch fahe man hie und da einige Stechpalmen
(Agrifolium vulgare. Gron.) mit ihren roihen Beeren
prangen, nebfi dem amerifanifchen Spindelbaum, ber
Wachsſtaude und ber Sauerbeere. (Sower-berry, Cal-
licarpa americana L.) —
Auf dem halben Weg kamen wir eine Muͤhle vor⸗
bey; durch den da eröffneten Graben mar eine groſſe
Mufchelbank blos gelegt worden. Hier lagen Millios
men von Mufcheln und Schneden» Schaalen auf» und
durcheinander r, mit etwas Sand und fetten vermengt.
Sie ſind nicht verfeinert, vielmehr manche davon in
‚einem mürben vermitternden Zuſtand; viele noch ganz
und mwohlbehalten , ald würden fie eben erſt aus der
See genommen; andere zerbrochen und zermalmet. Noch
| andes
198 de 1
gelegt, indem fi) der die Zwifchenräume ausfülenbe ,
- wirklich diefe Kerne fchon fo weit verbärtet an, daß fie
andere, und befonders die dickern Schaalen der El
waren auf eine befonders niedlihe Art von der ‘ J
angegriffen; fie waren, fo zu fagen, ſteletirt; ihre groͤſ⸗
fern und ſtaͤrkern ſich nach der Länge und in die Quere nej ⸗ IR
foͤrmig durchkreuzenden Rippen oder Gefäffe waren blos“ ®
Kalchfioff verzehrt hatte; man fonnte hier alſo bie eis
gentliche Anlage und Struktur einer Mufchelfchaale er⸗
kennen, die man fonft nicht leicht gewahr wird. Eine !
Menge der Mufchelfchaalen lagen da, mit ihren beyden 2
Schaalen feſte gefchloffien, aber mit anderem ea
Muſchelſand oder Sand und Thon gefüllt, welhe Maffe
vollforımen die Figur und alle Eindrücke der Mateig
angenommen hatte, fo, daß man fie nur durfte hart -
werden laffen, um die fehönften Abdrücke oder Kerne 5
diefer Mufcheln zu haben. In vielen traf man auch 3
Behandlung vertrugen; mit der Zeit und unter günflis
gen Umftänden würden fie vollfommen erhärten und
ihre Matriy verlieren, melche zuweilen fchon fomürbe
ift, daß fie fih unter den Fingern zerreiben läffer.
Diefe Muſcheln find dennoch mit unverfehrtem Rande
fo fefte gefchloffen , daß es fchon zu bewundern iſt, wie
nur Waffer eindringen fönne, geſchweige denn, daß fie
mit erdichten Theilen fo voll und feſt gepropfet werden,
| welches
nn "4 2 7
* — —
je 3 ice mi Biele‘ Jahre — Wir fanden hier
at: auf dem Wege n ähnliche Spielwerfe,
ich von Clams, Pertiniten x. aus rother,
277 ‚eifenfchäfiger Tponerde zu bilden, mie ich fchon
ige, welche auch in einer Gegend am James» River
ee dev der Senkung eines Brunnens waren gefunden worden,
a Philadelphia gefehen hatte. Sonderbar ift eg,
daß⸗ viele, ja die meiſten, beſonders dickſchaalichten
Muſcheln, an einem oder dem andern Orte, mit einem
| u ‚genau runden und glatten Loche von 3 — 4 Linien im
er Durchmeſſer , durchbohrt find. Daß dieſes nicht neuer -
| ie geſchah, ift klar; mie aber gelchahe es in ihrem
N } vorigen Aufenthalt im Meere? und welche andere Crea⸗
tun iſt dee Bohrer? — Ih habe an den ähnlichen fri⸗
‚Schalen der Auftern, der Codled, und der .
— nie etwas dergleichen bemerket.
Bey genauer Unterfuchung fand es ſich, daß die
bi aufgehäuften Mufcheln und Schaalen feine andern
Gattungen enthalten, als folche, welche noch jest an
ber. oͤſtlichen Küfte von Nordamerifa beynahe überall,
und auch um Neuyork und Long - Island , angetroffen
werben. Folgende liefen fi) unter den Trümmern deut⸗
I, exfennen ;
' Oftrea; die gemeine amerifanifche aͤnglichte Auſter.
Ehre. UI. Th. bu EUR Oftrea
EEE,
=%
BER *
‚Oftrea Peines; Scollops.umd Cockles; mit ug — 20
Rippen; es fommen davon zwo deutlich untere
ſchiedene Arten vor; die eine mit glatten runde — —
lichten, die andere mit tiefer geferbten und
rauhen Streifen; und noch Fleinere mit weni⸗
vs gern Streifen. - | e
Venus Mercenaria. (Clams.) Mya arenaria? (Piffers.)
Solenes. Anomiae, Mytili, Arcae, Patella,,
Lepas Balanus (Barnacles); Dentalia, glatte: N
und einfache, und andere gewundene; Serpulae;
Schneckenſchaalen, wie fie ebenfalls um Longe
Island anzutreffen find; Trümmer von Madre⸗
poren; groffe Knochen » Bruchfiücde, vermuthlich
von Wallfifchen ; nebft unerkennbaren Ueberbleib⸗
feln mancherley anderer Schaalthiere. ı
Dieſe innländifche Mufchelbanf, fo weit fie hier
aufgegraben iſt, zeigt fih etiva 6 Fuß hoch, und liegt
unter einem Sandbette von wenigſtens 30 Fuß Höhe
und von röthlicher Farbe; welches ſchlechterdings Feine
Mufheln, aber einige Strata von grauen Thone ent,
hal. Wenn alfo einmal diefe Schaalthiere an dem
Stramde des Meeres fo lebten, wie ihre noch beſtehen⸗
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J Muͤhle 2 in ‚einer ausgefchiwenunten: Bestie
frag, und viel niedriger, als die allgemeine: Flaͤche die⸗
ſes Theils des feſten Landes, welche ich anderwaͤrts nach
ihrer Lage und Zuſammenhang beſchrieben habe (**).
Pr. All rn onen an nr pl Map
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— —
) Es findet ſich viele Aehnlichteit zwifchen diefen
nmiertkanifchen Mufchelbänten, und den Muſchelbergen in
Bohus, welche Lime als Wunderwerke jener
Propinz in feiner weſtgothiſchen Reiſe befchreibt.
Leitere liegen auf dem feſten Lande, an manchen Or⸗
„tem. fat ſchwed. Meile ‚von der. See, aber gleich unter
der ſeichten Dammerde; ihre Schaalen find (wie viele
der hieſigen) ganz rein, weiß und unveraͤndert; und be⸗
ſtehen ebenfalls aus ſolchen Arten, deren Originale noch
an der ſchwediſchen, norwegiſchen engliſchen und franzoͤſi⸗
ſchen Kuͤſte leben. In Schweden bedient man ſich dieſer
gegrabenen Schaalen zum Kaichbrennen und Tuͤuchen, und
auch zur Ausbefferung der Laadſtraſſen, welche eine niem⸗
liche Sefigkeit davon erhalten. — Zu dieſem Vehuf wir:
den al auch dieſe ameritanifchen zu gebsauchen Ten. - —
SAN
— ©. Beytraͤge zur mineralogiſchen genntniß des 9
tigen Theil von Amerika, 8.8.
Yehnliche ——— —* Pr ——
den hohen Baͤnken, und an den a
ten bes Dorf» Niverg, deffen indianifcher Name, Pas ;
munfa, hieß. Hier find die 30 — 40 Zuß hohen und
fenfrecht abgefchnittenen Wände, vom Slußbette an, big
ur Hälfte ihrer Höhe und druͤber, ganz eine Maffe
von zerbrochenen,, zermalmeten, mit Sand und Letten
gemifchten Muſcheln; “in der fich jedoch, und zwar am
deutlichſten am Fuſſe der Bänke, verfehiedene waage⸗
rechte Lagen, durch eine bald roͤthlichere, bald gelbere Far⸗
be, unterfcheiden laſſen. Von dieſen Lagen find einige
ſchon ziemlich hart, und Finnen als Steine ausgebros
- hen werden; und nicht etwa die unterſten, durch das
Gewicht der übrigen flärfer gepreßten Lagen find die
haͤrteſten, fondern biefe finden fich vielmehr in der Mitte
über anderen lockerern und mürbern aufliegend, fo, daß
alfo ihre feflere Bindung durch den Beytritt anderer
Materien mußte bewirft worden ſeyn.
*
Das kleine Staͤdtchen, Yorktown, deſſen Name
durch die merkwuͤrdige Belagerung verewiget worden,
lieget zum Theil dichte am Fluſſe, oder zwiſchen dem
Fluſſe und den erwähnten hohen Muſchelbaͤnken, der
beffere und groͤſſere Theil aber auf dem hohen: Ufer
ſelbſt. Es hat eine angenehme Ausſicht über den Fluß,
nach
ie en Krieges erholen; ————
no nicht zu ihren Wohnungen zurück gefommen.
Spuren der Zerſtoͤrung waren noch überall ſichtbar, und
verfchiedene Familien wohnten noch ist in den Ruinen
zerfchoffener Gebäude. Die zue Sicherheit ber Beſazung e
im Fluſſe verfenften Schiffe lagen noch an ihren Stel
Ten, und man hielt e8 gar nicht der Mühe werth, fich
mit dem Aufwiegen derfelden zu befaffen, da man num
nach: zwey Jahren alle Urſache zu vermuthen hat, daß
fie durch den Wurmfraas, welcher den Schiffen in dies
fen Gewaͤſſern fo ſchaͤdlich iſt, bereits unbrauchbar ge⸗
macht worden * ⸗ *
u : sr var {
ee Betwerafichen Tag nah Williamsburg
zuruͤck, um am nächffen Morgen unfere Reife nach Suͤ⸗
den fortzufegen. Auf dem Wege nach dem James-Niver,
und eine Meile von Williamsburg, Tag bey einer Muͤh⸗
le eine andere Muſchelbank bloß, unter einer Decke von
40 — 50 Fuß hohem, rothem Sand und Letten. Aus
diefen nun, und in. der Folge an mehr andern Orten
beobachteten uͤbereinſtimmenden Erſcheinungen, erhellt
es: ſattſam, daß alle dieſe Muſchelbaͤnke in einer ge⸗
wiſſen vn unter dem obern Lager ven Sand‘ und
il — Thon;
* —“ ei —— —
ſtreichen , aber mir da zum Vorſchein kommen / wo Bäche
und Fluͤſſe, auf ihrem Wege nach der See, die groſſe
abhängige Fläche tief genug durchſchnitten Haben; ieh
che Flaͤche, ohne diefe durch: die Waſſer beiwirfte Ver
tiefungen, eine zufammenhängende, gleichförmige und
fa nn . .. wuͤrden.
Sieben — * — Bor — kamen wir an
den James» River, aber ſchon "eine halbe Meile vor
dem Fluſſe von der hohen Saudflähe herab, im tiefeg
plattes Land. Der Wind war hoch, ud man trug
Bedenken uns uͤber den 3 Meilen Breiten Fluß zu fern,
‚ welcher zu Zeiten durch« fein eigenes‘ Strömen "und
bie entgegen fommende Meeresflut h, von jedem Winde
ſtoß um ſo mehr beunruhiget wird, da keine hohe Ufer
oder Berge da find, die Gewalt des Windes. zu bres
chen. In Hoffnung den Wind fich legen zu fehen, harr⸗
ten wir eine Zeitlang am Ufer, denn‘ weder an der
Fähre, noch zwifchen hier und der Stadt, iſt auf die⸗
fen Fall ein Aufenthalt zu finden, und der Eigenthür
mer der Fähre ift ganz unbefümmert, ob bey widrigen
Wind und Werter die Neifenden Dach und Fach haben
oder nicht, Wir ritten zu einigen Käufern in der
Nachbarfchaft, um den Ruͤckweg nach der Stadt zu
erſpa⸗
er endern
—
erhareny um {ber Ribe zu ſednn wenn BR der
inftiger werden wollte; wurden aber nirgends
eiigensmmen und nicht in Verſuchung gebracht, bie
hochgeruͤhmte virginiſche Gaſtfreyheit uͤbermaͤſſig zu lo⸗
ben. Man entſchuldigte ſich uͤberall mit dem Lord
Cornwallis; hier hatte er den Stall verbrannt; dort
—— das Haus niedergeriſſen, und an einem dritten Ort die
4 Betten geſtohlen. Wider Willen alfo , und nach langem
h Warten und fruchtloſen Verſuchen, mußten wir nach
der Stadt zurück, und am nächften Morgen den Weg
hieher noch einmal machen. Mit dem Aufgang der Sonne
kamen wir dag zweytemal bey der Fähre an Aum wel
che Zeit e8 gewöhnlich Windſtille zu feyn pfleget; aber
Lord Cornwallis diente ſchon wieder zur Entſchuldigung
für eine lange Verzögerung, die wir erfuhren; er hatte
den Warft ruiniet, und die Fluth war noch nicht hoch
genug, um ein mit Menſchen und: Pferden beladenes
VBoot am flachen Ufer flott zu machen.
© Unterhalb und nicht ferne von dem Orte der Ueber
‚fahrt, lag James⸗Island; melches ehemals nur eine
Halbinful war, in einem ſtarken Sturme aber, und
bey Hohen Waffer, brach der Zluß die fatal Erds
zunge durch. : Auf ihr liegt Be
; "N Jamestown, oder. eigentliher' nur die Nudera
einer alfo "genannten Stadt; denn ob ſie gleich noch
o
54 bin
Hin * — von ae als
von So — 100 Haͤuſern ‚angegeben wird; fo hat fie
Loc) gegenwärtig nicht über ein oder ein paar baufäls
lige Häufer aufzumeifen. Sie war. die ältefte Stadt
von DVirginien und ber erſte Regierungsſiz. Der be⸗
kannte Kapitain John Smith legte fie 1606 an, und
wählte einen Fleck dazu, wo vorher ein indianiſches
Dorf geſtanden hatte, und der Boden folglich. ſchon
etwas vorbereitet war. Dieſes indieniſche Dorf bieß
Paspahac, fo wie der James⸗River ehemals: —
tan. Hier ward die erſte Kirche in Nordamerika er⸗
bauet, von der aber eben ſo wenig eine Spur uͤbrig
iſt, als von der uͤbrigen Herrlichkeit der Stadt, die
aber dennoch ſich eine Ein nennt, eine Befondere Graf⸗
Schaft ausmacht, und ihren alten Privilegien «gemäß,
ein eigenes Mitglied zur Aſſembly fchickt, welches denn
der einzige Inhaber und Bewohner der ganzen Stadt,
und der ihm auch\größtentheils zugehörigen umliegen⸗
den Gegend, als Selbfiwählender und Selbſtgewaͤhlter
gu ſeyn pflege se
An der Südfeite des Fluſſes erhöbeten fich bie
Ufer erft in einiger Entfernung von dem gegenwärtigen
eigentlichen Flußbette, fo, daß man die abfluffenden
Vertiefungen des anfänglich ſehr breiten Flußbettes
deut⸗
erker on a —
ſten andern Fluͤſſen dieſer Gegenden. Beym Auf⸗
Reigen der Anhöhe nach der obern Sandfläher zeigte
ſich eine Muſchelbank unter einem Lager von thonichtem
Sand und Sand. Die Thonlage zeichnete ſich recht
deutlich durch Farbe * I — * aus. —
an ns Per MEY
£ Das mia an den OR und Kriks — Land
—— das theuerſte, und wird der Acer mit 4 — 5 = 6
—— virginiſche Current bezahlt (x); nicht Run, weil
es den fettefien: und ergiebigften: Boden: bat ſondern
auch, weil es, auſſer der groͤſſern Bequemlichkeit zum
Handel, noch den Vortheil hat, daß laͤſſige Ackerleute,
durch den ergiebigen Fiſch « Auftern» und Krabbenfang,
immer. ohne ſonderliche Anfirengumg einige Nahrungs,
miftel finden Finnen. Das höher liegende, von den
ren ee SFluͤſ⸗
CI Der Werth der Laͤndereyen in dieſen Gegenden iſt
verhaͤltnißmaͤſſig nicht fo geftiegen, als in den an den Ge
buͤrgen gelegenen Difirikten. In den Graffchaften Frederik,
Berkley Shanandoah, Auguſta ze. konnte noch vor 12 Jah⸗
zen ‚der, Acker des beſten Laudes für 2 — 3. Pfund erkauft
werden, und nun nicht uuter 6 — 8 — z20 Pfund. —
Dieſe Oraenden, find, ebenfalls (chen Lange und kärten, an⸗
gebauet als die vordern. —
%
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*
—
— x
in
BE Ba nie Tate
*
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Hi *
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Land, fälle in feinem Werth bis auf To — und 5
Schillinge herab. Der hohe ſandichte Boden iſt frey⸗
beyjutragen / wo man auch der arbeitenden Haͤnde ge⸗
* x
EEE ”
lich nicht der ergiebigſte aber doch giebt man ſich auch
feine ſonderliche Mühe, etwas zu ſeiner Verbeſſerung
nug hätte; denn ber Amerikaner erwartet alled von
ber Natur und will ihr micht vorgreifen. Man nannte
mir einen Mann; "welherian · dieſer ¶ Suͤdſeite · des
Fluſſes ein wei laͤuftiges Landeigenthum und verſchiedene
Hunderte von Negern beſizet, die aber dennoch mit
Muͤhe ſich und ihren: Herrn ernaͤhren. Das Land iſt
freylich ſandicht und arm; die Neger diebiſch und faul,
der Hausvater ſorglos und bequem; und an Verbeſſe⸗
rungsmittel und kluge Benuzung mancher natuͤrlicher |
Vortheile wird nicht gedacht, fo bald es entweder un
gewöhnlich, oder nur etwas mühfamer ſcheinet.
In dieſen vordern Gegenden Virginiens wird mer
nig oder fein Deu gemacht; der trockene Sandboden
giebt es ihnen nicht freywillig, und ihre unbenuzten
Suͤmpfe anzuwenden verſtehen ſie nicht. Man fuͤttert
die Pferde und die etlichen Kühe, welche der Milch
wegen um dag Haus’gehalten werden, mit. Maysſtroh,
fo lange ver Vorrath währet; dann aber mögen beyde
für
—
J
— ſich — —— md: wi
Stroh wied als anmize weggeworfen; erſt im Kriege
machten die Lendleute dieſer Gegenden, wenn penſylva⸗
mſche und marpländifche Fuhrleute mit der Armee vor⸗
beykamen, die wichtige und neue Bemerkung, daß
Ppferde auch Pleingefehnittenes Stroh freſſen / und
ich wurde in allem Ernſte gefraget, ob unſere deutſchen
— Pferde ſich auch zu dieſem Futter bequemten. Schweine⸗
und Hornvieh vermehret ſich auſſerordentlich/ aber fo
wenig Sorge traͤgt man fuͤr ihren Unterhalt, daß
auſſer dem was man fuͤr den Gebrauch der Familie
und zum Verkauf maͤſtet und einſalzet, doch noch mans
ches Stuͤck Vieh aus Mangel an gehörigen Futter um
kommt indem man es in den Wäldern und Suͤmpfen
ſeinem Schickſale uͤberlaͤſſet, wo es manchmal reichliche,
manchmal "auch kuͤmmerliche Nahrung findet, haupt⸗
ſaͤchlich aber mit Schilf und Rohr den Winter durch
ſich hinbringen muß. Der ganze Inbegriff der virgini⸗
ſchen Landwirthſchaft beſtehet darinn: zufoͤrderſt einen
guten Vorrath von Mays fuͤr die Familie des Pflan⸗
zers, feine Neger, und fein Vieh zu ziehen; Toback
und etwas! Waigen zur Aufrechthaltung des Wohlſtan⸗
des zw haben, und dann fürs übrige Jahr die Hande
in ben Schoog zu legen. Mißräth der Mays, ſo lei⸗
den bie, ‚Eigentümer vieler Neger, groſſen Vers
* luſt,
— a.
— a aus fonf im. — wenn er
im Winter ihren Vorrath fuͤr Getraͤnke hingegeben
Haben. Steigt der. Preis des Tobacks, ſo ſteiget auch
der Preis des Mays, der Schweine u. Kim. weil ſich
dann die MPflanzer durch Gewinnſucht verleiten laſſen,
das meiſte Land und Arbeit auf Toback zu verwenden
und bie‘ — zu rege
—R ii Kr: past the ap3 N. Be
5 Sin Meilen » vom 1 James Siver —
Courthouſe vorbens; wohin eine groſſe Menge Leute, und.
alle zu Pferde eileten, weil es Gerichtstag war. © Uns,
weit: bavon lag bey einer Mühle wieder eine Mufchels
banf offen, unter einem hohen” Lager von roͤthlichem
Sand, in welchem: die Thonlage auch horizontal vers
fehien.. Nach Nelfons Ordinary (11 Meilen) und noch
(10: Meilen) weiter bis nach‘ Smithfield oder ‚Isle of
Wighr-Courthoufe ; geht die. Straffe ducch lauter Nabel⸗
gehoͤlze; nur hie und da ſahe man eine‘ wenig ver⸗
forecheude Plantage, dagegen aber mehr Kirchen: auf
diefer Tagreife von Williamsburg nach Smithfield, als
auf irgendeiner andern amerifanifchen Tagreife zu fehen
find, nemlichfünfe, mit Inbegrif der zu ben beyden
leztgenannten Orten gehörigen; die andern drey fkuns
den einſam im Walde.
* “
5* —8 Smith,
*
de - *
Srxůthfield iſt ein kleiner Ort auf dem h
oben ufer
des Pequia⸗ Creeck, welcher fi) vielfältig kruͤnmet/ um
durch dieſe platten Gegenden ſeinen Weg nach dem
James · Niver zu finden.” Hier fund vormals ein in⸗
dianiſches Dorf, Capahowoſick, weiches mit den umliegen⸗
den Laͤnderehen / Vowhattan, ein angefehener Sachem ber
virginifchen Indianer, dem ohnlängft erwähnten Kapi⸗
tain Smith ob der zärtlichen Liebe ſchenkte, welche
# Powhattans Tochter, die ſchoͤne Pokahunta, gegen je⸗
nen Englaͤnder hegte. Von dieſer Pokahunta ſtammen
ein paar angeſehene virginiſche Familien, die Randolphs
und Bollings, ab, und beſizen noch die von ihr ange⸗
erbten beträchtlichen Güter un den Appamator; wo⸗
ſelbſt auch noch ein Städtchen, Namens Pokahunta,
das Andenken biefer Prinzeffin verewigt. — Hier ifl
man nun fchon der Kuͤſte näher, und auffer dem eigents
lichern Toback» Revier, welcher auf dem aͤrmern fans
digen Boden dieſer Gegenden nicht gedeihet, aber doch
von entlegenern Gegenden her gebracht wird; dagegen
gewaͤhren die weitlaͤuftigen Fohren » Waldungen einen
andern Nahrungszweig, nemlich Ther, Pech und
Terpentin, welche, nebſt geſalzenem Schweinefleiſch, die
vorzuͤglichſten Ausfuhrartickel dieſes Orts find. Ein
Barrel Ther zu 314 Gallon, koſtet dermalen 8—9
virginiſche Schillinge; ein Barrel Terpentin 18 Scile
Br $ ' t —*
ki x a3 Tinger
* und ein Bartel geſalzen — —
220 Pfund/ 50 * je DE. 77. a
* ER, Kara EIER
In Swithfielb — wir den Abend in der an⸗
genehmen Geſellſchaft einiger Herren aus der Nachbar ·
ſchaft hin. Man unterhielt ſich die meiſte Zeit von den
groſſen Vorzuͤgen, welche der virginiſche Staat vor
allen uͤbrigen Staaten aller Welttheile, und die Nation
vor allen Nationen voraus habe. — Man beſtund
darauf, daß die edlen: Virginier die geſittetſte und
manierlichſte Nation, (the moſt polished nation,) auf
Gottes Erdboden ſeyen, nur etwa die Herren Franzo⸗
fen ausgenommen. Zulaͤngliche Beweiſe blieb man frey⸗
lich ſchuldig, denn es war kein Widerſprecher da, wel⸗
cher dazu aufgefordert, und die Reihe von Schluͤſſen
unterbrochen haͤtte, womit man dieſe Behauptung eben
fo natuͤrlich bewieß, als jener: kleine Franzoſe die ſei⸗
nige: daß er der ſchoͤnſte Mann unter dem Monde ſey
Aus dem angenommenen uͤberwiegenden Vorzug, wel⸗
chen Virginien an Fruchtbarkeit, Groͤſſe, ſchiffreichen
Fluͤſſen u. f£ m. vor andern. amerikaniſchen Staaten
voraus hat, leitete man eine Menge Folgerungen ab,
welche diefen Vorzug auch in jeder andern Nückficht
gegen alle andere Staaten, aller andern MWelttheile,
geltend machen ſollen. — Wer in Amerifa duͤrfte es
hi wagen,
9
her. + i Smichfielb. 4 143
wagen, Ach dem al: Birginier ei u fhägen? — —
Der arme Neuengländer, der ſein Brod im Schweiß
feines Angeſichts gewinnt? oder der Penſylvanier, der
da buͤffelt wie ein Neger, und Butter. und Käfe zu
Markte führet? oder der: nordkaroliniſche Pechſieder ?
oder der Suͤdkaroliner mit ſeinem ewigen Reiß ? Ueber
alle dieſe erhebt ſich der Gentleman * Virginia , denn
er allein hat die ſchoͤnſten Pferde, die fhönften Hunde,
bie meiften Neger, das meifte Land , fpricht das befte
Engliſche, macht die zierlichſte Verbeugung, hat ben
ungestwungenen Anfland eines Weltmanng, und ift ein
Freyherr auf feinen Gütern, welche ihm alles tragen
und noch mehr fragen koͤnnten! — Welches Land, und
welche Nation in Europa, hätte ſich äpulstier Vor⸗
zuͤge, als die von Virginien · zu rühmen ? — Etwan
dag ‚abergläubifche und ſtlaviſche Spanien? oder das
tyranniſche Großbrittannien? oder das unterm Joch
und Bannſtrahl ſeufzende Italien? oder das ſeelenver⸗
kaufende Deutſchland? — Die übrigen nordiſchen bar⸗
bariſchen Nationen und ihre froſtigen Länder wurden
alle gemuftert und alle verworfen, weil man fie eben
ſco wenig kannte, ald die worbergehenden. — Als einen
Ku
Teweis einer angebohtnen hoͤhern Sittlichfeit führte
man any daß während des lejten fiebenjährigen Kries
ges, in welchem doc) weder die Geſeze des Staats,
J noch
noch der Neligion, in gehöriger Wirkſamkeit waren, ſich
doch fein Virginier eines Mordes (*) fchuldig gemacht
babe; denn daß freye Schügen von ihrer Armeeim
hohen Gras, oder zwiſchen Buͤſchen auf dem Bauch
herumtrochen um einen wehrloſen, einzelnen, unacht⸗
ſamen brittiſchen Krieger zu erſchleichen und zu toͤdten,
An \ 3 das
CH Etwas aͤhnliches ruͤhmen die Neuengländer, wie auch
die penſylvaniſchen Deutfchen von ſich; erfiere, weil fie in
einer Zeit von 2L, und lestere in einer Zeit von 17 Jah⸗
ven, niemand unter fich gehabt, der. fich einer Todesſtrafe
ſchuldig gemacht oder ſie erlitten habe. Man haͤlt es fuͤr
einen Beweis des beſſern und ſorgfaͤltigern Jugendun⸗
terrichts, welchen die presbyterianiſchen Neuenglaͤnder, und |
die deutfchen Lutheraner ihren Kindern in den Grundfägen
der Religion geben, und der Gewohnheit, fie früher zur |
Arbeit anzuhalten. Es kan aber wohl von ganz Amer a
rika gefagt werden, daß Todesftrafen fehr felten find, wovon 2
nicht allein die beffere Erziehung, deren fich ein Theil I
dem andern rühmer, fondern auch "die gelindere Juſtiz⸗
pflege, und vorzuͤglich die Leichtigkeit, mit welcher jeder
Mann fein ehrliches Brod durch den Ackerbau erwerben,
und fich und die feinigen ruhig ernähren Fan, Wie Urſache
feyn mag. — Auf, Nantuder hat feit Erbauung der.
Stadt, oder feit mehr als hundert Jahren, Feiner der daſi⸗
gen Einwohner , fein Leben gerichtlich verwirket.
/
*
* Smithſiſelt. 145
—
* —
das nenne man feinen Mord. — Man ſprach von
der Großmuth der Virginier; erwaͤhnte aber freylich
nicht der gar nicht ſeltenen Beyſpiele, daß Gentlemen
mit ihren Negreſſen Mulatten erzeugen, und ſolche
Kinder ihr anerkanntes eigenes Blut, als Sklaven an
andere verfaufen. — Man ruͤhmte die virginiſche Gafte
freyheit, geſtund aber, daß die Furcht fuͤr Blattern, und
andere Bedenklichkeiten, manchen Fremden ihre Thuͤre
verſchlieſſen; wie denn überhaupt dieſe geruͤhmte Gaſt⸗
freyheit gar nicht ſo unbedingt iſt, ſondern ſich auf
Bekannte und Empfohlne einſchraͤnket. Es ſchien wider⸗
ſprechend, wenn Herr Whitefield, unſer Wirth, zugab,
daß Reiſende 20 und mehr Meilen reiten mußten, um
ſein Haus zu erreichen, nachdem ſie an manchen andern
vergeblich angeklopft hatten, und doch die Gaſtfreyheit
feiner Landleute allgemein vertheidigfe. Noch widerfpres
chender aber ſchien es, wenn man dieſe belobte ſich
über alles erhebende Gefehfchaft die Nohheit der ameri⸗
aniſchen Indianer ſchildern hoͤrte, und hoͤrte, daß ſie
den angebornen, alle andere Nationen. geringfchäzenden
Stolz der Indianer, mit welchen fie die Weiffen, (die
edlen Virginier nicht ausgeſchloſſen,) nad) einem ihnen
eigenen Ausdruck, mit weiffem Hundskoth vergleichen,
als den deutlichften SE ihrer barbarifchen Begriffe
angaben. — i
Schoͤpfs R. I. K Ich
*
146 Sichel.
Ich Habe bey weitem nicht alles, und Fein Wort
mehr angeführt, ale was in diefer abendlichen Unter⸗
haltung wirklich erwaͤhnt wurde; aber es bedurfte auch
kaum mehr, um die Bemerkung, die man im allgemeis
nen über den Charafter der Virginier machet, zu bes
flätigen. „Die Virginier find ein luſtiges gaſtfrehes,
und im Ganzen ein manierliches Volk; einige von
ihnen beſchuldiget man einer beſondern Eitelkeit und
„Prahlerey, und dieſe Beſchuldigung iſt nicht ohne allen
„Grund,ſagt Guthrie — und das nemliche ſagen Bur⸗
naby und andere Reiſende, welche alle ſich der Epithe⸗
ten, careleſs, loitering about, ſociable, carouſſing,
proud, jealous, boashing, haughty u. f. w. bedienen,
wenn fie von ihnen fprechen. Wahr ift es, die Gent
lemen von Vermögen (und ihrer find viele) leben auf
ihren Landfizen forgenlos und unabhängig, wenn fie
nur ihre Taren bezahlt haben, und ihre Ausgaben
nah ihrem Einkommen abmeffen. Wenn nicht ein
Trieb zu politifhen Handeln fie aus ihrer Unthätigfeit
reiſſet, ſo bringen ſie ihre Tage im Muͤſſiggang und
ſolchen Ergoͤzlichkeiten zu, deren der Aufenthalt auf dem
Lande faͤhig iſt. Denn, daß fie etwa mit aller Ges
mächlichfeit der trägen Arbeit ihrer Sflaven nachfehen,
fan man felber nicht Arbeit oder Anfteengung nennen.
Den größten Theil der —— waͤlzen ſie ſich auf
wei⸗
l [2
0% . Smirhfied, 147
weichen Polftern (Pallet) unter Beyſtand von einem
oder etlichen Negern, welche ven Fliegen wehren, die
Pfeiffe anzůnden, den Punſch, Sangry, Toddy, oder. | Ä
Julap darreichen muͤſſen. Man tabele fie aber nicht
voreilig, fondern bedenfe, daß überhaupt der gröffere
ESdheil der Menfchen fich überall eben fo gerne die neme
9 lichen Bequemlichteiten erlauben wuͤrde, wenn nicht an⸗
N
dere Verhaͤltniſſe und Antriebe fie hinderten, oder ein
warmes, allgemein, zum Muͤſſiggang reizendes Klima,
und Fülle der Nahrung, fie eben fo dazu einlüde. Mit
fih ſelber vergnuͤgt, uͤberhebt fich der Virginier aller
unnöthigen Anfivengungen des Geiftes und Körpers,
die etwas anders als fein Vergnügen zum Zweck hät
ten. Er liegt, aber er ſtudiert nicht um mit Gelehr⸗
famfeit prangen zu Finnen, welche ihn weder durch
Titel, Rang, oder. einträglihe Aemter für durchwachte
Nächte entfchädigen würde. Der Aufenthalt. auf eins
famen Landfisen ift den Mufen günfig, wenn fie fich
dem Gemwühle der Städte und zerſtreuender Zirkel ent
ziehen, und den anderwaͤrts gefammleten Schaz von
Erfenntniffen in. philoſophiſcher Ruhe muchern und
Früchte bringen laſſen. Aber ungünfig ift er, Liebe,
für Wiffenfchaften,, Eifer und Nachahmungsgeiſt in jun⸗
gen Gemüthern zu entzlinden. Daher fähret die virgi⸗
niſche Jugend in der Lebensart ihrer Vaͤter, Ver⸗
na wandten
F
*
u Smiepfielh. EN
2*
wandten und Nachbarn fort, und waͤchſet ohne vielen
litterariſchen Unterricht auf, den fie theils aus Mangel
an Gelegenheiten entbehren müffen, theils auch für
- überflüffig halten. Ein virginifcher Yüngling von 15
i ‘Jahren if daher ſchon der nemliche Mann, In er
nah noch einmal fo viel Jahren feyn wird. Mit 15
Jahren giebt ihm der Vater ein Pferd und einen Ne⸗
ger, und num ſchwaͤrmt er im Lande umher, beſucht
alle Fuchsjagden , Nferderennen, und Hahnengefechte,
‚ohne weiter wag zu treiben; nur noch eine Frau iſt
feine einzige und naͤchſte Sorge. Ein Herr aus Pe⸗
tersburg ergehlte mir, daß er feinen Sohn nad) Edin-
burg ſchicken würde, um ihn einen Doftor werden zu
laffen, denn er verzweifelte, daß er jemals mehr heu⸗
rathen und eine Plantage zu uͤbernehmen ſich entſchlieſ⸗
fen würde, weil er ſchon 2r Jahre alt war. — Man
müßte aber fehr unbillig feyn, wenn man nicht zugeben
wollte, daß die Virginier helle und ducchdringende Vers
ffandgfräfte bey jeder Gelegenheit äuffern; nur ſchade
iſt es, daß der Geſchmack an Wiſſenſchaften noch nicht un⸗
ter ihnen fo allgemein worden, als unter ihren noͤrdli⸗
hen Nachbarn. Auch muß man befennen, daß bie
Virginier vieles Vorzuͤgliche in ihrem Aeuſſerlichen has
ben; fie find größtentheilg mohlgebildete, fchlanfe und
gewandte Figuren, mit gut modellirten Gefichtern, und
gewiß
“ - Smicbfiel.. 149
—tr — —— er
gewiß wird man ſelten Kruͤppel und gebrechliche
unter ihnen gewahr, ſolche ausgenommen,
Sein 5 Kriege oder durch andere Zufäle werden.
=
Negenwetter verhinderte unfere Abreife am nächften
Vormittag von Smithfield ; wir wollten aber nicht gerne
länger hier verweilen, ungeachtet, wir das nächte,
Wirthshaus, 20 Meilen davon, faum- erreichen Fonns
ten, ohne Gefahr in der frühen Nacht ung in den ewi⸗
gen Waldungen zu verlieren. Man nannte ung aber-
einen an der Straffe mohnenden , fehr gaftfreyen Mann
(a mighty hofpitable Man); und noch, voll des Nach⸗
klanges von der noch geſtern ſo hoch geprieſenen vir⸗
giniſchen Gaſtfreyheit, wollten wie unſer Heil ver⸗
ſuchen, ritten durch Sand, Sumpf und Waldung 12
lange Meilen nach einen Arm des Nanſemond⸗Creecks,
und hielten bey dem uns geruͤhmten Hauſe geziemende
Anfrage um Nachtquartier. Es war Nacht, und truͤber
unfreundlicher Weyhnachtabend. Nach wiederholten
Fragen, woher wir kaͤmen, wer uns her geſchickt u. f.
w., nach ebenmaͤſſig wiederholten Erinnerungen, daß
bier fein oͤſſentlich Haus gehalten, ſondern Reiſende
(die ſich wicht abweiſen laſſen) unentgeldlich beherbergt
wuͤrden; nach wiederholter Berathſchlagung zwiſchen
Mann und Frau, murbden wir endlich mit üblem As
83 | fand
° fland angenommen. Wir entfernten ung am nächften
a
* |
J
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„Morgen ‚gar gerne und bald. Unweit dem Haufe famen
wir über Eberits⸗ Bridge, nach dem Namen unſers
Wirte genannt, welcher fie mit Erlaubniß der Aſſembly
erbaut hatte, um die Straffe, welche fonft anderwaͤrts
Ing, ‚vor feinem Haufe und Kaufladen vorben zu leis
ten. Ohngeachtet er nun von dieſer Straſſenveraͤnde⸗
rung Vortheile erwartete und genoß, ſo hielt er ſich
doch nicht fuͤr verpflichtet, zugleich auch fuͤr das Unter⸗
kommen der 1 zu forgen.
Suffolc, war das nächfte, an einem andern Arm x
des Nanſemond⸗ Creecks, welcher gar nicht breit iſt,
gelegene Städtchen, 20 Meilen von Smithfield, ımd
etwas groͤſſer als lezteres. Diefer Ort trich ehemals
guten Handel mit Pech, <heer Holzgeraͤthe, und ans
dern Produkten dieſes Theils von Virginien und des
benachbarten Nordkarolina, deſſen Graͤnzlinie nur 22
Meilen von hier iſt. Von 100 niedrigen hoͤlzernen
Haͤuſern, die Suffolck hatte, ſtehen nur wenige; die
übrigen waren im May 1779 ton einer Parthey brit⸗
tifcher Truppen abgebrannt, melde eine Expedition
von Neuyork aus nah Virginien machte, und ohne
Widerſtand gefunden zu haben, mit reicher Beute von.
Toback ıc, zurück kam. Der feine und tiefe Sand fält
den
>
—
den Fußgänger in den. Strafen fehr unbequem ; Steine ‚
hat: man nicht, um fie zu pflaſtern; man bedient. ſich
daher eines andern Mittels, um vor den Haͤuſern we ⸗
nigſtens etwas feſtern Boden zu erhalten, indem — x
hinlaͤnglich Pech und Theer über und in den Sand mi⸗
ſchet, die Maſſe durcheinander ruͤhret und hart werden — 7
laͤſſet. — Der Nanſemond iſt fuͤr kleine Fahrzeuge
ſchiffbar bis hieher; eine hoͤlzerne verfallene Bruͤcke —
und ſeichtes Waſſer hindern ſie weiter zu gehen; eine
Meile von bier fan man durch den Fluß waden, wel⸗
cher nebft feinen andern Arm, bey Hampton «Road, ſich
in den James «River ergieffe. Die meilten Ausfuhr
Artickel diefer Gegenden, Theer, Terpenthin, Pech,
I Holzwerk, gefalzen Fleiſch vc. gehen nach Weftindien s
7 von moher bie biefigen Krämer und Kaufleute Zucker,
Mm Kaffee x. zurucknehmen, und mit geoffen Bora
theil an die Landleute gegen die erwähnten Landespro⸗
dukte vertauſchen. Dieſer weſtindiſche Handel wird in
kleinen Fahrzeugen, in Schaluppen von 20 — 30 — 50
. Tonnen beitieben, und folglich gehören Feine groffen
Kapitalien dazu, denn dee Weg iſt kurz, bie Ausruͤſtung
nicht koſtbar, und gemeiniglich find wicht mehr als
2 oder 3 Neger , nebſt einem Weiflen, an Bord. Salz;
it um diefe Schlachtzeit ein nothiwendiger und betraͤcht⸗
licher Doudlungg » Uesicel, zur Bereiiung des eigenen
8 4 Bine
I
152 Suffolck.
RR 1 *
— x
Wintervorraths, und des zur Ausfuhr beftimmten Flei⸗
ſches. Wenn die Schiffe, welche ed von Tortola,
Thurks⸗Island, und andern weftindifchen Inſeln holen
über die Zeit ausbleiben, fo fteiget e8 auf 3 — 4fachen
Preiß zum groffen Vortheil der Krämer, welche Vor⸗
rath Haben. Waͤhrendes Kriege, da die Schiffahrt fo
unficher war, litte man oft groffen Mangel daran, das
mals verfuchte man Salz an der Seefüfte zu bereiten,
aber die Verſuche, das Seewaffer in Gruben (Salt-
ponds) anfchieffen zu laffen, gelangen an diefer Küfte
unterm 36 und 37 Grab der Breite nicht, da ed doch
in Europa noch unterm 46 und Arten bewerfftelliget
wird, Wenn nicht die Witterung ſehr unguͤnſtig, oder
die Behandlung ungeſchickt war, fo fan feine andere
Urfache für das Mißlingen diefer Verſuche angegeben
werden, als die vielen groffen Landſtroͤme, welche das
Maffer des Deeans längft der Küfte weniger gefalzen
feyn laſſen. |
Bon Dorf in Virginien an big hieher, und noch
weiter, konnte man deutlich bemerfen y daß die füdlichen
Bänfe und Ufer aller Flüffe und Creecks, über die wir
famen, höher, oder vielmehr fleiler und fchroffer abge»
fhnitten waren, als die enfgegengefegten nördlichen,
welche durchgehende länger abhängend und abgefchlemm«
ter
M—
Portsmouth uud Norfolf. 153
—
N N
ter find; denn übrigens fan man nicht fagen, daß die
We
—*
nr
allgemeine Sandfläche , durch welche fie flieffen, ungleich
Norden, Nordoft und Nordweſt Fommenden Stürme -
feyn, die mehr Eindruck auf der Seite, von welherfie
Er
RR
fommen, machen? Es ift Hauptfächlich da bemerkbar,
wo die Creecks eine beträchtliche Krümmung haben.
Dreyſſig Meilen von Suffold, am Elizabeth⸗River
und nahe an deffen Ausfluß in Cheafapeafbay, liegen
an deffen beyden Ufern die Städte Portsmouth und
Norfolk. Lezteree war ehemals nicht nur ein ſehr
fehöner , foadern auch ein fehr volfreicher Ort, welchem
feine vortheilhafte Lage an ter Mündung der Bay (*)
| Rs viele
CH) Es iſt merkwürdig, daß das Waffer zur Flutbzeit an
der Mündung von Cheafapeafbay Faum 2 Fuß hoch fleiget,
da es hingegen an der Mündung des Delaware gegen
7 Fuß beträgt. Wenn man annimmt, daß eine gleiche
Menge Wafjers gegen dieſe beyde Mündungen angetrieben
wird, fo findet es wenigern Widerkand, und mehr Raum,
fich in Cheaſapeackbay zu vertheilen, als an der Mündung
des Delamarefluffes, wo es fich ſtemmen muß. Daher if
auch an der Mündung des Potowmacks höhere Fluth, als
an der Mündung von Chraſapeackbay.
#
wäre. Sollte das die Wirkung der haͤufigern on
ASS 1
5 Ag
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*
*
154 Der Dismal Swamp.
*
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— —
viele Geſchaͤfte zubrachte; aber der ganze Ort ward
gleich im Anfange der Unruhen in die Aſche gelegt.
Portsmouth hat zum Theil dag nemliche Schickſal ers
fahren. Beyde Drte aber haben Hoffnung wieder in
Aufnahme zu kommen; doch wird es Weile brauchen,
bis Norfolk feine 6000 Einwohner, die ed mit Inbe—⸗—
grif der Rieger gehabt haben fol, wieder fammlet, da
die Handlungsgefchäfte fich unterdeffen in andere Kanäle
vertheilet Haben. Dieſe Städte lagen auffer unferm
Wege, ich erwähnte ihrer blog um der Nachbarfchaft wil«
Ten, und weil ihre Namen fonft auch aus der RENNER.
deg — bekannt Tone
Eine beruffene Gegend, an welcher bie Straſſe
von Suffolk nach Cunningham's vorbeyfuͤhret, iſt der
Dismal Stwamp, auch great Dismal Swamp genannt,
zum Unterſchied deg Alligator Dismal Swamp’s , twelcher
unmeit von jenem in Nordfaroline zwiſchen Albemarle
und Pemtifoe» Sound lieget. Der erſte lieget zwiſchen
Norfolk und Suffolk, dem 6o Meilen von leztern ent
fernten Edenton und der Seekuͤſte, und iſt eine ſumpfich⸗
te, die, undurchdringkihe Wildniß, gegen 40 — 50
Meilen von Nord nah Süden lang, und 20 — 25
breit. An ihm halten fi die meiften norbamerifa-
niſchen Raub⸗ und andere wilde Thiere, Bären, Wölfe,
ber
Di a ne
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pr
4
Der Dim Swan. 155.
der hieft ige Tiger Eelis coneolor Schreb.), um
Opoſſums/ Rakoons, Fuͤchſe / Eichhoͤrnchen, und wer
weiß was alles, auf — denn wenige Perſonen wagen ſich
hinein, und noch wenigere kennen etwas davon, als
nom Hoͤrenſagen. Schlangen ſind in dieſen und an⸗
dern moraſtigen Gegenden ſelten. Als noch brittiſche
Beſazungen in Norfolk und Portsmouth lagen, wurde
von den Amerikanern ein Fußpfad durch einen Theil
dieſes Swamp's gehauen zum geheimern Weg für
Spione; es wurden nemlich groſſe Baͤume einer vor
den andern gefaͤllet, uͤber welche man ſpringen und
klettern mußte; wem der Fuß entglitſchte, der ſank bis
an den Hals in tiefen fetten Schlamm und Waſſer.
Unterdeſſen laſſen ſich aber doch hin und wieder ein,
zelne kleine und beſtaͤndig trockene Flecke finden, und
dieſe haben entlaufene Negerſclaven oͤfters zu einen
ſichern und vielaͤhrigen Aufenthalt benuzt, gegen alle
Nachſtellungen ihrer Herren, und auch der zunaͤchſt
um den Sumpf herumwohnenden Pflanzer, welche ſich
hüten ihm zu beſuchen. Solche Neger » Flüchtlinge leb⸗
ten- daher in Sicherheit und ohne Mangel, denk fie
bauten ſich Hütten, pftanzten ſich Korn, zogen Schweine
und Huͤner, die fie in der Nachbarſchaft geſtohlen hats
ten, und hatten natürlich auch freye Jagd in ihrem
- Gebiete. In der Mitte der Wüdniß iſt ein groſſer
En ? Teig
156 Der Dismal Swamp.
Teich von frifchem Waffer, der einige Meilen im Ums
fang und 2 — 3 Klaftern Tiefe haben fol. Eine Ger
fellfchaft, welche, unter dem Namen der Swamp Com⸗
pany, im Beſiz des größten Theils der an dieſen
Sumpf graͤnzenden Laͤndereyen, und bes Sumpfes ſelber
iſt, hatte Anſtalten gemacht, den Sumpf urbar zu mar
chen, und hauptſaͤchlich auf Reißbau zu benuzen, wozu
dieſe Gegenden allerdings wohlgelegen ſind. Beym
Ausbruch des Krieges gerieth aber ihre Unternehmung
ins Stecken, (indem die meiſten dabey angeſtellten Ne⸗
ger entliefen, oder ſonſt verloren giengen,) welche auſſer⸗
dem ſehr wohlthaͤtige Wirkungen wuͤrde gehabt haben,
indem ſie eines Theils die ungeheure Urſache einer
groſſen Kraͤnklichkeit der umliegenden Gegenden geho»
ben, als auch durch den ſehr vortheilhaften Anbau des
Reiſſes, einen neuen Handelszweig wuͤrde eröffnet has
ben. Eine fehr groffe Menge Vieh wird dortherum
gezogen, und das Nindfleifch dieſer Gegenden foll weit
beffee und fchmackhafter feyn, weil das Vieh fich von
Schilf und Rohr nähret, als anderwaͤrts, wo es auf
trocknen fandiaten Boden weidet. An der Auffenfeite
des Swamps, wo wir vorben famen, und welde
nichts gegen das innere deffelben ift, haften wir genug
zu hun, um durchzukommen, die Straffen waren vol
Wafler
ie u Bin i 1 157
Maffer und Schlamm, durch welchen unſere Pferde
— obue Muͤhe wadeten.
A die Rechnung dieſes und anderer Simofe, ee
—* man ohne Zweifel die vielen Fieber, welche
die Leute der naheliegenden Gegenden ausmergeln, und
ihre unluſtigen bleichen Geſichter, ſezen. Vor nicht gar lan⸗
ger Zeit verurſachte ein Nervenfieber (nach der Angabe
der Landleute) eine ſchreckliche Niederlage unter den
Negern und uͤbrigen Einwohnern; die. Krankheit be
gann mit aufferordentlicher Schwäche , Kopf» und Raͤ⸗
ckenſchmerzen, und wurde oft ſchon in den erſten
12 — 24 Stunden toͤdtlich. Die Landleute, welche auf
trocknem Sandboden und entfernt von Fluͤſſen und
Suͤmpfen leben, genieſſen gemeiniglich einer beſſern
Geſundheit, die Herbſtkrankheiten ausgenommen, welche
fich beynahe allgemein über die ganze Küfte verbreiten.
Die Virginier leben Übrigens ziemlich regelmäffig; mas
chen fih mit Keuten viele Bewegung, ‚find mäffig im
Efien, und auch im Trinken nicht allgemein ausſchwei⸗
fend. Ihre einheimiſchen Getraͤnke find ſaurer halb⸗
vergohrner truͤber Cyder, Perſimon⸗Bier, Aepfel⸗
und Pfirſich Brandtwein (Whiskey); ordentlich Bier
zu braunen, hat man im vordern DVirginien noch wenige
oder gar Feine Verſuche gemacht.
Nord;
158 Nordkarolina.
es Mordfarolina.
Eine gerade Linie, unter 37% 37! nördlicher Brei⸗
te, vom atlantifchen Meere an bis zum Miſſiſſippi,
oder vom 76ften bis zum hoſten Grad meftlicher Ränge,
ſcheidet Virginien und Nosdfarolina. Diefe Gränzlinie
it noch erſt vor kurzem in den hintern meftlichen Ges
genden gemeffen und abgeſteckt worden. Die Ausdehe
ming des Staats von Nordkarolina, von Morgen nach
Abend, betraͤgt daher an 720 Meilen; ſeine Breite
Hingegen, von der virginiſchen bis zur fübfarolinifchen
Graͤnze, oder von obengenannter nördlicher Breite bis
ungefähe zum 35° nördlicher Breite erſtreckt fih nur
auf etwa 110 Meilen. Es ift aber die Gränzlinie
zwifhen Nord» und Suͤdkarolina, befonders in und
Durch die weſtlichen Gefilde, zur Zeit noch nicht genau
Berichtiget und einigen Ötreitigfeiten unterworfen.
4
Bey einer neuern Berichtigung der Gränzlinie,
zwifchen Virginien und Nordfarolina, fand es fich, dag
folche unmittelbar hinter dem Wohnhauſe eines an dies
fer Straſſe ſeßhaften Mannes wegſirich, und feine
Ländereyen fo theilte, daß fie Halb in diefem, und halb
in jenem Staat zu liegen famen. Sein Wohnhaus
blieb noch auf virginifcher Seite; nun hatte er aber
den Einfall fich eigends eine neue Küche auf der nord⸗
karo⸗
Nordkarollna. 159
———
karoliniſchen Seite And ſo hinzuſezen, daß die Dach⸗
traufe recht auf die Graͤnzlinie fallen mußte. Er wollte
das Vergnügen haben, von ſich ſagen zu koͤnnen, dag.
er täglich die Mahlzeiten in Virginien verzehre, *
in Nordkarolina fuͤr ihn bereitet wuͤrden. 54
— dem TR der Hudccheft ändert ſich nichts;
alles bleibt Sandflaͤche und Fohrenwaldung; nur wird
man allzumal einige mehrere Eichen gewahr. Man
muß ſich dieſe von Virginien her durchreiſeten Gegenden,
eben ſo wie die vorhergehenden und nachfolgenden, als
eine einzige zuſammenhaͤngende unermeßliche Waldung,
als einen Ocean von Baͤumen vorſtellen, in welchem
man nur hin und wieder iſolirte angebaute Flecke von
mehr oder mindern Umfang, ober was man eine Plan⸗
tage (Plantation) nennet, antrifft. Ein beſſeres oder
fchlechteres Wohnhaus ſtehet gemeiniglich in der Mitte
der Felder; die Küche und andere geringe Nebengedäude
fiehen abgeſondert davon. In etwas weiterer Entfer⸗
nung ſtehen auf den Feldern der virginiſchen Toback⸗
plantagen, die zum Aufhängen und Trocknen des To⸗
backs, oder, wie in Sübfarolina, die zur Bereitung
des Indigo, beftimniten Hütten. Da aber in diefen
Gegenden von Nordfarolina zur Zeit weder dag eine
noch das andere erzielee wird, fo vermiffet man ber-
gleis
>
a t \ WELT
160 | Nordkarolina.
7
gleichen Nebengebaͤude, und es ſchraͤnkt ſich alles auf
ein paar Negerhuͤtten und Vorrathshaͤuſer ein, welche
felten dem Wohnhaufe des Heren an äuferem Unfehen
nachſtehen. Solche Plantagen ‚findet man nad) Befchafs
fenheit der Gegenden. in verfchiedenen Entfernungen zu
3 — 6 Meilen, und oft nur alle 10 — 15 — 20 Meis
len, in diefen Waldungen zerſtreuet.
Aber eben diefe Waldungen find eg, welche dem
dermaligen Einwohner von Norbfarolina nicht nur Uns
terhalt und Befchäftigung, fondern auch Erwerbsmittel
| zu einem bequemern Leben und nicht felten zu beträchte
lihen Vermögen gewähren. Denn die Produkte diefer
Fohrenwaldungen an und für ſich ſowohl, als auch der
in ihnen mit geringer, Mühe und Koften unterhaltene
zahlreiche Viehſtand, und. das hier noch ziemlich haͤu⸗
fige Wild, lieferten von jeher die wichtigfien Ausfuhrs
Artickel diefer Proving, welche ehedem groͤßtentheils
auf meftindifchen Märkten nahen und bequemen Abfaz
fanden. , | ii
Durch folche einfame Gegenden nun haften wir
von Suffolck bis nach Edenton 68 , oder von der Graͤnze
an 44 Meilen zu reifen. Die Langeweile der einförmis
sen Waldungen und des todten Winters wurden nur
durch
Nordfarofina, 161
durch wenige neue Gegenflände unterbrochen, melche
dieſer Provinz zwar nicht ausfchlieffend eigen find, Cine
dem fie von meiften Naturprodukte mit VBirginien von
der einen, und mit Suͤdkarolina von der andern Seite
- gemein hat,) aber: doch num etwas häufiger vorfamen.
SDer Buzzard (Vultur Aura L.) (*), iſt in den
J ‚Provinzen von Amerifa ein. fehr : gemeiner
Vogel. Er hat die Groͤſſe eines welſchen Hahnes, dem
er: ‚auch: in der Entfernung an Geftalt und Farbe nicht
ganz unaͤhnlich iſt, ſo dag Neulinge oͤfters einen fuͤr
den andern anſahen. Die Farbe des Körpers iſt
ſchwaͤrzlich braun; die nackte und runzlichte Stirne
und der Schnabel bis zur Spize ſind roth. Die
Augen groß, lebhaft und braͤunlicht; vor jedem der⸗
ſelben ſtehet eine mit kurzen Borſten beſezte groſſe und
weiſſe Warze. Seine langgeſchlizten Naſenloͤcher ſtehen
von beyden Seiten weit offen, und haben feine Scheis
van zwifchen ſich; die, Schleimhaut der Nafe ift
blich ſehr falticht, dicke und feucht. Durch diefe
ausgezeichnete Beſchaffenheit der. Geruchswerkzeuge wird. g
die Verſicherung/ daß er Aas auf viele Meilen weit
* Sara * sr u — rie⸗
| ‘(*) Buteo fpecie gallopavonis. Cat. Carol. I. tab 6. —
—
—
—
162. Rordkarolina
—
— re ee
riechen folk, ar, nicht beiwiefen ; aber doch wahrſchein⸗
lich gemacht. Die Zunge iſt gerinnt; der Rand davon
und der Gaumen rückwärts gezaͤhnt. Schenkel, Fuͤſſe
und Krallen ſind bey ihm nicht fo ſtark und nervicht,
wie bey andern ſeines Geſchlechts, welche ſich von
| lebendigen Raub nähren. Der Buzzard brauchte nicht
ſtark zu feyn, weil ihn die Natur blos auf todte Körper
angemwiefen hat, und er niemals, oder hoͤchſt ſelten,
fih) an Tebendige Thiere waget. Er begnügt ſich mit
Unrath umd Aeſern, deren Geftank in einem: ſo war⸗
men Lande fonft nachtheilig feyn würde. Aus diefer
Urfache wird er nirgend beleidiget, und überall, auch
fogar in bewohnten Städten, geduldet; es ift gefezlich
unterfage, ihn zu tödten, und daher iſt er auch gar
nicht (hen. Wenn er aber doch verwundet, oder feis
ner Freyheit beraubt wird, fo bezeigt er fich furchtſam,
und widerfezt fich nicht, wenn man ihn angreift; doch
wird man eben nicht fehr eingeladen, fich in der Nähe
mit ihm zu befaffen , denn feine Atmosphäre riecht: aas⸗
haft, und er hat immer den Mund vol regurgitirenden
dUnflath, welchen er, mie es ſcheint, aus Furcht oder
Angſt, wegbricht. Man ſagt, daß ſie menſchliche Leich⸗
name unangetaſtet lieſſen. Sie bruͤten in Felsloͤcher
und hole Bäume In Wäldern ſizen fie auf dem
Wipfeln der Bäume, und man wird ihrer öfters ſehr
viele
Nordfarolina. 163
viele beyſammen gewahr. — Die Breite von einer
Sligeifpige beträgt gemeiniglich von 5 und einen halben
‚bis 6 Fuß. — Die erſtern diefer Voͤgel bemerften wie
ſchon um den James⸗-River; es ſcheinet nicht, daß ſie
ſich viel weiter nach Norden begeben, nach Suͤden hin
aber werden ſie uͤberall haͤufiger und ſoreranen an⸗
getroffen.
Von den Zugvoͤgeln, welche zu Anfang des Win⸗
ters die noͤrdlichen und mittlern Provinzen von Ame⸗
rika verlaſſen, verweilen einige in diefem fchon etwas
gemaͤſſigtern Landesflrihe; andere begeben fich noch
weiter nad) Süden. , Auch wilde Enten und die meie
fien Waffervögel, welche im Fruͤhlinge und Sommer
auf. den nördlichern Seen und Fluͤſſen anzutreffen
ſind, uͤberwintern hier. — Man erwaͤhnte einer Art
Schwaͤne, welche den europaͤiſchen aͤhnlich, und auf
den hieſigen Fluͤſſen ſich aufhalten ſollen; ich bekam
aber keinen zu ſehen. — Wilde welſche Haͤhne ſind
nicht aur zahlreich, ſondern auch von anſehnlichem Ge⸗
wicht, in dieſen Waldungen anzutreffen. :
Die europäifche Biene ift in den meifien Waldun⸗
gen bon Amerifa, befonders aber in den füdlichen, bey»
nahe einheimifch . geworden. Die Amerifaner Fannten
ta, fie
SER Norbkarofin..
fie vorher nicht , und nennen fie die europäifche Stiege,
In den vielen holen Bäumen, und unter einem günftie
gen und für fie nabrungsreichen Klima, haben fie ſich
bald und Häufig vermehre. Es wird aber dennoch
wenig von ihrem Honig eingefammlet; die Bären ſpuͤh⸗
ren ihm nach, und finden eg durch ihren feinen Ges
euch; fie fchleichen um folhe Bäume herum, und bes
nagen fie — menn bie im Walde umherftreichenden
Säger dieſes bemerfen, fo wird ihnen gemeiniglich dag
Sell des Bären und das von ihm ausgemitterte Honig
zu Theil. °
Eine geoffe Plage find für die in diefen Wäldern
arbeitenden Menfchen im Sommer die Waldläufe
(Tiks, Seedtiks, Acarus americanus L.). Sie find zu
manchen Zeiten und an manchen Drten ſehr häufig;
ihr Biß verurfacht geoffe Schmerzen und böfe Beulen;
fie bohren mit ihrem Nüffel tief in die Haut, man muß
daher, wo fie fich feſt geſaugt haben, firhen fie ganz
herauszugraben. Bon diefer Plage hörte man zu meis
ner Zeit wenig in den nördlichen Gegenden, mo fie
doch, nach Herrn Kalms Bericht, in den Jahren 1748,
1749 und 1750 ebenfalls fehr häufig, und häufiger als
jemals vorher, gemefen find.
Don
Nordkarolina. 165
Von dem James · River ber, wurde nun die unter
bem gemeinen Namen des Moßes (Mofs) bekannte
Schmarogerpflange immer häufiger, und oft maren die
größten Bäume beynahe gänzlich damit überzogen.
Dieſe ſonderbare Pflanze hat dem erſten Anblick nach
viel ähnliches mit den hängenden Zlechtenarten ; fie bes
fiehet aus dünnen, weichen, weißwollichten und aͤſtigen
Faͤden, welche einen bis zwen und mehr Fuß lang von
Stamm und Aeſten der Bäume herabhängen. Es ift
die Tillanda ufneoides L. Man bemerfet fie ungleich
häufiger an Eichen » und anderem Laubholze, als am Nas
delholze; und oͤfter und überfchwenglicher auf todten,
als auf lebenden Stämmen. Ob diefe Pflanze auf den
erftern an fich beffer gebeihet und folche vorziehet , ober
ob ihr überhandnehmendes Wachsthum die Bäume
tödtet, will ich nicht entfcheiden. — Wenn man den
äuffern wollichten Ueberzug abſtreifet, welches leichter
an der trocknen Pflanze geſchiehet, ſo behaͤlt man
ſchwarze, biegſame, ſtarke Faͤden, welche ſich ſehr wohl
zu Matrazen, Polſtern u, dgl. brauchen laſſen, fo. wie
die ganze Pflanze ſich ſehr gut zum Packen zerbrechli⸗
cher Waaren anwenden laͤſſet. — Die friſche Pflanze
hat einen faden, etwas ſaͤuerlichen Geſchmack. Pferde
genieſſen ſie ungerne; das Rindvieh bequemt ſich nur
im Winter, aus Hunger und Mangel etwas beſſern,
dazu;
166 orbfarofina.
2 *
dazu; um denn dem im Walde ſich aufhaltenden Viehe
diefe Nahrung zu verfchaffen, fällen die Landleute bie
und da die am reichlichflen damit beladenen Bäume,
In den Suͤmpfen, an den Ufern der Fluͤſſe, und
andern niedrigen uͤberſchwemmten Stellen, mächfet
überall eine uͤberſchwengliche Menge Schilf oder Rohe
(Canes, Reeds), Die jüngern Blätter und zarten
Spizen davon, gewähren ebenfalls dem in den Wäls
dern fich ſelbſt überlaffenen Rindvieh, den hauptlaͤch⸗
lichften Theil feiner Winter Nahrung. Daher wird
dem Pflanzer die Viehzucht fo aufferordentlich erleiche
tert, indem er wenig zu beffen Unterhalt beyzutragen
oder aufzuwenden hat, als big er es zur Maftung eins
ftelfet. --- Diefe Rohre finden fih kaum nördlicher,
als um Sjames » und Pork-Niver, aber weſtwaͤrts im
Lande, auch jenfeits der Gebürge, find fie überall an
ähnlichen Stellen fehr häufig. Sie fchieffen in ſtarken
Dickichten cuf; die Rohre, melde 8 — 10 Zoll lange
Schoffen oder Gelenke treiben, werden ı — 2 Zoll und
drüber, im Durchfchnitte dicke. Ihre Höhe iſt gemeinig⸗
lich von 3 bis zu 12 Fuß, doch wachſen ſie an Stel⸗
len noch ungleich hoͤher. Ich habe keine Bluͤthe davon
geſehen, und getraue mich daher nicht zu entſcheiden,
zu welchem Geſchlechte (*) fie gehören.
\ —
Die
A) Vielleicht Zizania aquatica I. —
Nordkarolina. 167
Die meiften der nordamerifanifchen einheimifchen
wilden Thiere "find noch im dieſen weitläuftigen und
duͤnn bewohnten Waldungen der vordern Gegenden von
Nordkarolina anzutreffen. Wölfe, Bären, wilde Ras
jen; der braune Tyger oder Cuguar, fo wie auch dee
Biſon und das Orignal, laſſen fih in Nord» und Süd» |
farolina Sfters noch weit vieffeits der Oſtſeite der Ges
bürge betreten, 'wohin fie die gröffere Menge der Ein»
mohner in ben nördlichen Provinzen verſcheucht hat.
Der virginifche Hirſch, oder das fogenannte Deer (Cer-
vus virginianus), deffen ich fehon mehrmalen erwähnt _
babe, durchſtreift diefe Gegenden noch in groffen Her⸗
ben. Mir fahen Hin und wieder mehrere beyfammen
und ganz unbeforgt weiden. An Groͤſſe kommen fie uns
fern Damhirſchen am nächften. Ihre Farbe tft durch»
aus falb, oder fehr lichtbraun; bey gang jungen
Thieren aber aus dem Salben ſtark ing Graue fallend
und mit weiſſen Flecken eingeſprengt. Der flache
Schwanz reicht dem Thiere bis an die Knie. Sie
ſind aber höher und länger geſchenkelt, als die Dam⸗
hirfehe, und ſpringen mit gebogeners Ruͤcken. Die Ges
meihe find an ber Wurzel rund, und nur nach den
Enden zu fehr wenig oder gar nicht geflächet, aber
vorwärts nach der Stirne zu gebogen und mit verfchies
‚ denen Enden befeget. Die jährliche Ausfuhr von ihren
7 DR Haͤn⸗
168 Nordkarolina. |
Häuten-ift auch in diefer Provinz beträchtlich. Es mag
ein Beweis von der Menge dieſer Thiere ſeyn, daß
ein einzelner Mann am New ⸗River ſeit dem Fruͤh⸗
linge dieſes Jahres 175 Stuͤcke, und zwar blos der |
Selle wegen, fchieffen Eonnte. Ein Stuͤck Wild, wenn
man es nicht felber fchieffen fan oder will, wird ges
woͤhnlich mit. einem, oder hoͤchſtens zween fpanifchen
Dollars bezahlet, wofuͤr man. denn immer mehr als
einen Centner an Wildpret bat.
Bey ber forglofefien Behandlung hat ſich dag zahme
Vieh aufferordentlih ſchnell und Häufig vermehrt, Es
ift nichts ungewoͤhnliches, daß ein Mann. 100 und
mehr Stücke Rindvieh befizet; einige zählen ihre Heer⸗
den nach Tauſenden, welche aber alle frey in Wäldern
und Suͤmpfen herumfchweifen. Die Melfkühe werden
badurch, dag man ihre Kälber in einer Huͤrde ein
ſchlieſſet, und daß man ihnen ſelber täglich etwas Mays
vorwirft, dahin gewoͤhnet, daß fie fich von Zeit zu Zeit
bey dem Wohnhauſe einfinden, und ihre Milh Preiß
geben. Das jedem Hofe zugehörige Died wird durch
eigene und _befondere Einfchnitte in die Ohren (Ear-
marks) beym Mind» Schaaf» und Schwein» Dich bes
geichnet ; Pferde werden gebrannt. Das eigene Zeichen
eines jeden Pflanzers iſt gerichtlich vegiftriret, und gilt
daher
Nordkarolina. 169
daher als legitimer Beweis des Eigenthums, ſo wie
Vertilgung oder, Nachfaͤlſchung deſſelben als Kapitals
Verbrechen (Felony) angeſehen wird. — Rindfleiſch
wird zur Ausfuhr wenig eingeſalzen; has das hiefige
fol fh im Salse nicht gut halten, fondern hart und
mager werben. Ueberhaupt ift das Rindfleiſch, in allen
füdlich von Penfplvanien und Maryland gelegenen Pros
vinzen, von: feiner fonderlichen Güte; das Vieh an ſich
ſelber Hein und mager. Aber lebendig. wird es theils
nach Weftindien ven dem vordern Gegenden: ausge
- führt, von den hintern aber in groffen Heerden nad)
Penfplvanien getrieben, und dafelbft für den Philae
delphifhen Markt gemäftet. Aus dem Walde, und
mager; wie es iſt, wird ein Stück ins andere, für
3 bis 6 fpanifche Dollars an die Viehhändler verkauft ;
diefer Ertrag ift dem Eigenthümer, welcher fo wenig
-Unfoften und Muͤhe mit feiner Viehzucht hat, beynahe
reiner Gewinn. — Die Schweine halten fich ebenfalls
das ganze Jahr duch in den Wäldern auf. In den
vordern Fohren» Walbungen find die Saamen ber Pech⸗
kiefer, welche groͤſſer ſind als die der andern Arten,
ihre liebſte Nahrung; ſie wuͤhlen auch die jungen Wur⸗
zeln dieſer Kiefer auf, und freſſen die Rinde ab; aus
dieſer Utſache kommt die Pechkiefer, wo fie einmal ab»
getrieben worden, nicht wieder ſo leicht auf, als die
85 an⸗
I
andern Arten. Weiter im Lande finden die Schweine
unter den zahlreichern Eichen , Kaſtanien, Buchen und
Chinquapinseine noch beſſere Mafting. — Die traͤch⸗
tigen Schweine machen ſich im Walde ein Lager von
Fohrenzweigen und werfen barein; der Eigenthümer
ſucht fie auf, bringt fie in die Nähe feiner Wohnung,
giebt ihnen ein befferes Lager von Stroh und bezeichnet
die Ferfen. Um folche nachher an die Nachbarfchaft
der Plantage zu gewöhnen, werden fie täglich einiges
mal gelocket und mit Maysſtengeln gefüttert — Im
Herbfte, nad) eingebrachter Mayserndte, werden aus
dem Walde eine Anzahl Schweine zufammengeficht und
zur Maft eingeftelt. Ein Yufchel Mays wird für jede
Woche auf jedes Stück gerechnet, für 5 — 6 Wochen.
Der Ertrag dee Mayserndte beftimmt daher die Zahl
der zu mäftenden Schweine. Man hat gemäftete
Schweine von 3 bis zu 500 Pfund Gewicht: Im Han
del gehen die Tebendigen Schweine zu 3 — 31 fpanifche
Dollar der Centner. Nirgends, auf dem ganzen Con.
tinent, ift die Schweinezucht fo beträchtlich und vors
theilhaft, als .in Nordkarolina. Ohne was im Lande
felber verzehrt, eingefahen, ausgefuͤhrt und im Walde -
von Raubthieren gefreffen wird, werden jährlich noch
gegen 10 — 12000 Stuͤck Schweine, nad) Suͤdkarolma
ſowohl als nach Virginien, ausgetrieben. Die Nord
karo⸗
Nordfarofina. 171
foroliner diirfen daher auch nicht ſcheel ſehen , wenn fie
von ihren Nachbarn, Schweinemacher (Pork-makers),
gefcholten werden, denn fie bedienen fih, wenn von
ihrer Schweinezucht die Nede ift, felber des Ausdrucks:
Mie machen Schweinefleifh (We make Pork). Unter
diefen Umſtaͤnden aber, da ein Schwein fo viel ale
nichts Eoftet, als was zulezt auf deffen Maftung vers
wendet wird, innen auch die Norbfaroliner ihr gefals
zenes Schweinefleifch um ein Drittheil oder um die Hälfte
wohlfeiler zu Marfte ſchicken, als ihre Nachbarn in
den nördlichen Staaten, mo firengere Winter und bes
fchränftere Weidepläze den Unterhalt vertheuern. Hin
gegen aber fommt es auch diefem an Güte nicht gleich;
denn der Speck der Karolinifhen Schweine. ift weicher,
und halt fich nicht fo gut. Aber eg ift auch noch nicht
lange ber, feitdem man diefen Theil der Viehzucht mehr
zu benusen angefangen hat — vielleicht. laſſen fich noch
Vortheile zur Verbeſſerung defielden ausfindig machen.
Von allem dem in den Waldungen umher ſchweifen⸗
den Nindvieh, Pferden und Schweinen, entgehen denn
doch manche Stuͤcke ber Aufmerkfamfeit der Eigenthüs
mer, werden entiveder gar nicht bejeichnet , oder vers
laufen fich, werden von Naubthieren in Gegenden vers
fprenget, wo man ihre Marten nicht kennet, oder ver»
nich»
172 Nordkarolina.
mehren ſich ſo in noch unbewohnten Theilen des Lan⸗
des. Alle dieſe Thiere werden wilde genannt, und
ſind niemandens Eigenthum, als auf weſſen Land ſi
ſich finden laſſen. In einigen Gegenden aber iſt ein
ſogenanntes Waldrecht (Wood-righr) eingeführt, nach
welchem eine jede Plantage einen gewiſſen Antheil an
allen wilden Heerden hat, welche ſich in ſolchen Be⸗
zirken befinden; und dieſes Recht kan, wie anderes
Eigenthum, nach Belieben veraͤuſſert oder verkauft wer⸗
den. Am meiſten ſind die Schweine geneigt wieder
wild zu werden, folgen dann nicht mehr dem Ruf und
laſſen ſich nicht leicht zähmen. Ich konnte aber. nicht
genau erfahren, ob ſolche wieder verwilderte Schweine
und ihre Brut, dadurch den europaͤiſchen wilden Schwei⸗
nen wieder ähnlicher würden? ?
Edenton war nun bie erffe Stadt, die wir in
Nordfarolina zu fehen befamen, und fie it Feine von
den ſchlechteſten, ob fie gleich aus nur etwa 100 hoͤl⸗
zernen Haͤuſern befiehet, welche fämmtlich von einander
abftehend und mit Galerien (Piazzas) umgeben find.
Sie war ehemals eine Zeit lang die Hauptſtadt dies.
fer Provinz, und liegt an der Nordſeite des Albemarle
Sounds, welcher hier 13 Meilen breit iſt, und den
Handel dieſer Stadt immer befoͤrderte, obgleich der
| Hafen
Edenton. — ).
»
Hafen an und für ſich ſehr mittelmäffig, und die Schif⸗
fahrt in diefem ganzen Sund äufferft befchwerlich und:
Iongmeilig if. Der Weg, welchen die Schiffe durch
die fahrbaren und beften Kanäle von der See herauf
nehmen müffen, beträgt beynahe 190. Meilen," obgleich
die Stadt nicht über 35 — go Meilen in gerader Linie
von der See ablieget. Eine kuͤrzere Fahrt wuͤrben die
Schiffe haben, wenn der Roanoke⸗- und andere Einlaffe
(Inlets) für nur mittlere Schiffe zugänglich wären.
Bon der See aus haben Schiffe zuerft die Occacock⸗Bar
zu paffiren, wo fie bey hoher Fluth nur 13 Fuß Waffer
finden; nachher lieget ihnen noch eine andere 2 — 3
Meilen breite Banf im Wege, der Smash genannt;
welche aus hartem Sande beſtehet, und bey der hoͤch ⸗
fien Fluth nur 9 Fuß Waffer hat. Die Schiffe müffen
daher zum Ein» und Auslaufen oft 8 — ı2 Tage, ja
zuweilen Monate lang, auf die günftigften Gelegenheis
ten warten, und doch noch der langweiligen Mühe ſich
unterziehen, ihre Frachten weit von der Stadt durch
Lichter (Lighrer) ein. und ausladen zu laffen. Wenn
aber "ein auslaufendes Schiff zulezt auch beladen und
über alle die Hinderniffe weg ift, ſo hat es bald nach
feinem Eintritt in die See nfeder mit dem Gulfſtrom
zu kaͤmpfen, welcher in dieſer Breite ſich dem feſten
Lande ſehr naͤhert. Es vereinigen ſich alſo verſchiedene
Um⸗
*
174 Edenton. J
Umſtaͤnde, die Schiffahrt zu hindern und befchwerlich
zu machen, die man demohngeachtet aber zu Friedens⸗
zeiten durch Geduld uͤberwindet, und im Kriege zum
wahren Vortheil des Ortes benuͤzet. Durch dieſe be⸗
ſondere und unguͤnſtige Lage des Ortes geſchahe es,
daß waͤhrend des leztern Krieges der hieſige Handel
ungewöhnlich. lebbaft und bluͤhend wurde. Man mar
fiher, daß Feine feindlichen Fahrzeuge von Stärke ſich
über die Barre und den Swash wagen durften. Das
her flüchteten ſich die meiſten der amerifanifchen Hans
delsichiffe hieher, wo ſie in ſicherer Ruhe ihre Ladun⸗
gen ablegen oder einnehmen konnten; es lieſſen ſich
philadelphiſche Kaufleute bier nieder; die Virginier
brachten ihren Toback auf der Achſe hieher, und holten.
ſich weftindifche oder andere Waaren dafür, die man
im Ueberfluß damals hier antraf. Bey diefem Betrieb
des Handels befand fich Edenton fo wohl, daß feine
Einwohner den Frieden noch weit hinaus wuͤnſchten,
welcher” ihre Stadt nur wieder einfam und verlaffen
machte. Es Tagen, dermalen nur drey Schiffe (top-
fail Veflels) im Hafen, die in gutem Stande waren;
aber viele groffe und Eleine Fahrzeuge waren da, welche
bey dem Ausbruche des Krieges hieher gefluͤchtet wor⸗
den, und nun hald verfallen waren. Der Wurm thut
biee wenig ER denn das Waſſe er iſt nur halb
geſal⸗
Edenton. 175
RE
vr geſalzen (brakish), Es wird nun darauf ankommen,
ob, Edenton, ohne beſondere und vorzuͤgliche Aufmerk⸗
fomfeit. der Regierung, wieder zu dem Befiz feines vo⸗
rigen Handels gelangen werde, denn. es ſcheinet, daß
die, meiſten Sahrzeuge, welche in den Sund herauf fom-
men, die Stadt vorbey und) unmittelbar - nach Halifax
ad andern fleinen Städten. gehen, melde an den in
biefem, Sound fi re Fluͤſſen am
Man ee r 6; BON ee fer Lord
Cornwallis auf: feinem. Zuge, duch, Nordfarolina nach
Edenton kommen ſollte, dem er fi) einmal zu nähern
fhien. Es würde freplich Teiche geweſen ſeyn, ihn. hier
einzufchlieffen, weil von. der Landfeite zwiſchen fo. vielen.
Sümpfen und Kriks, die ſich in den. Sound ergieſſen,
nur Eine practicable Hauptſtraſſe iſt, die eine nach Vir⸗
ginien beſtimmte Armee nehmen Fünnte und zur Ueber⸗
fahrt uͤber den Sund waͤren eine groſſe Anzahl kleiner
Boote erforderlich geweſen, welche durch keine groͤſſere
bewaffnete Fahrzeuge, hätten. koͤnnen gedeckt werden;
in ‚beiden Fällen ‚wäre, der Verluſt der. Armee bey⸗
nahe unvermeidlich. geweſen. Aber Lord Cornwallis
kannte das Terrein fo gut als feine damals vor ihm
fliehenden Feinde.
*
nr ‚
SENAT
PR
beimifchen Thee behalte Es find die Blaͤtter wo
Ilex Caffine L. , eines mittelmäffig hoben, aber ſchonen
Baumes oder Strauches, welcher mit ſeinen
gruͤnen Slättern und rothen Beeren dieſe fandichten
Gegenden ſehr häufig zieret; weiter nördlich aber und: Ro
auch tiefer im Lande ift er feltener.’ Er wird hier ger
meiniglich Yapan genennt; diefen Namen aber führe
er gemeinfchaftlich mit der Cafline Peragua L.'(South-
Sea Tea-tree),; welhe ebenfals an den Katolinifchen
Küften vorfommt, und auch mit:ähnlichen Lobeserhebun⸗
gen zu Thee angewandt wird. Von den guten Eigen
fchaften des hieſigen zuerſtgenannten Dapans haben die
Landleute eine fehr vortheilhafte Meynung; fie bedienen
fich deffen nicht nur flatt gemeinen Boheas zum Frühe
ſtuͤck, fondern auch in beynahe allen Krankheiten. Nahe
an der Seeküfte, wo das Trinkwaſſer nicht ganz rein
iſt, iſt es ziemlich allgemeine Gewohnheit, ſolches vor,
her mit dieſen Blaͤttern abzukochen. Der Aufguß da⸗
von iſt nicht unangenehm, wenn gehoͤrig damit verfah⸗
ren wird. Einige hacken auf eine ſudleriſche Weiſe
die ganz friſchen Blaͤtter, Blattſtiele, Holz und Rinde
durcheinander; welches aber dem Waſſer einen widris
gen Gefchmack giebt. Sorgfältigere Dauswirthe laſſen
die
177
* Ben Rufe etwas abgedünftet haben. Alſo bereitet, vers
—* ext fich der Geſchmack durch das Aufbewahren, und
wird. nicht felten das Pfund mit einem oder anderthalb
Min: Dollar bezahlet. Man behauptet hier, daß diefer -
Yapan-tea ehemals auch in England angefangen habe.
fehr ‘beliebt zu werden, und das Pfund gerae mit einer
halben Guinee bezahlt worden fey; man babe aber die
Einfuhr deffelben verboten, aus Beforgniß, es möchte
der Abfaz des chinefifchen Thees dadurch verringert
werben. MR RE
* * — X f —J
Alle die — guten Eigenſcheften dieſes
— find aber doch nicht im Stande, der Kränfliche
keit der Einwohner vorzubeugen , welche hauptfächlich
in den niedrigen, uͤberſchwemmten und fumpfichten Ges
genden dieſer Landſchaften ſo allgemein iſt, und das An⸗
ſehen der Leute ſo bleich, verfallen und fruͤhzeitig
alternd macht. Es gilt dieſes nicht allein von dem Be⸗
zirke um Edenton, ſondern auch von den aͤhnlichen La⸗
gen der ganzen uͤbrigen niedern Kuͤſte, welche dieſen
SchörfeR.i.gp. M ke
Testen Herbſt von Virginien herab big nah Suͤdke
178 Edenton. — 5
lina mit zahlreichen Fiebern heimgeſucht war. Nur ie
in den tiefern und trodnern (*) Waldungen zerſtreuten/
und von groſſen Suͤmpfen mehr entferntern Landleute
genoſſen dazumal, und gewoͤhnlich immer, einer etwas
ſtandhaftern Geſundheit. Sie ſelber ſind geneigt, dieſe
ihre beſſere Geſundheit der wohlthaͤtigen Wirkung des
Pech⸗ und Thergeruchs, welchen ſie faſt immer einath⸗
weh und überhaupt den flüchtigen, balfamifchen Aus⸗
duͤnſtungen ihrer Nadelholzungen zuzuſchreiben; ſo wie
auch viele es fuͤr ausgemacht annehmen, daß ſtehendes
Waſſer in Nadelholzungen, wegen der ihm von dieſen
harzreichen Baͤumen zu Theil werdenden Eigenſchaften,
weniger zur Faͤulniß geneigt, und ſeine Ausduͤnſtungen
nicht ſo ungeſund ſeyen. Unterdeſſen ſcheinet doch da
wo groͤſſere Suͤmpfe in der Nähe find, die Pech⸗ und
Ther » Atmosphäre nicht fo allgemeinen Schuz gegen
die Fieber und andere Herbfifranfheiten zu gewähren,
’ Zu
A) Nah Hrn. Direkt. Achards Erfahrungen, (ehem.
Annal. 1786. 8tes Stuͤck, S. 108.) ift aber doch die Luft
an trockenen, von Moräften entfernten Orten, nicht gecade
die befie. — Es werden alfo zu genauerer Erklärung obis
ger Bemerkungen noch andere lokale und zur Zeit noch un—
befannte Umſtaͤnde und Urſachen aufzufinden fen. —
FAR:
Edenton. 179
Zu gleicher Zeit beftätiget fi aber auch diefe Erfahe
rung; daß die Suͤmpfe, fo lange fie noch mit Bäumen
und Gebüfchen befezt find, ver Gefundheit der anwoh⸗
| nenden Landleute weniger Nachthei bringen, als da,
wo ſolche entweder natürlich blog liegen, oder wo man,
der vorzunehmenden Kultur wegen, die fumpfichte und
feuchtbarere Erde von Holz zu reinigen anfängt. Die
pr
befannte luftverbeſſernde Eigenſchaft der Gewaͤchſe er⸗
klaͤret dieſe Erfahrungen, und hierauf gruͤndete auch
Franklin feinen Rath, die Waldungen in Virginien und
Karolina mit Vorficht auszubauen; fo, daß zwar ein Luft⸗
sug erhalten werde, die anzubauenden fruchtbaren Moe
räfte zu trocknen, aber auch hinlängliche Vegetation
übrig bleibe, die Luft zu reinigen, Weber den niedris
gen, unbedeckten, halbtrocnenden Suͤmpfen, welde
den Albemarle» Sound von vielen Seiten umgeben,
muß aufferdem die unbewegte heiffe Luft noch um fo
gefhwinder verderben, da Ebbe und Fluth hie: ſehr
unbeträchtlic. find, und die kuͤhlern Winde, welche
diefe Bewegungen des Waſſers fonft begleiten, meiften
theils vermifjer werden. Zu den gewöhnlichen gallich«
ten und MWechfelfiebern geſellte ſich im leztern Herbft
noch eine bösartige Braͤune/ welche in dieſen Gegen⸗
den viele Menſchen wegrafte. Sin einem fo kleinen
Drte, "als Eventon ift, hatte man einmal anf einen
M 2 Tag
> UN
T
—
RE —
Tag 9 Reichen zu begraben, — Die biefigen Landleute
‚find aber auch ſchon fo ſehr an den Glauben einer un⸗
twiderfiehlichen Nothiwendigkeit, öfters krank zu ſeyn,
gewöhnt, daß fie fich wenig Mühe geben, ihrer Plas
‚gen los zu werden, ımd es beynahe fire ausgemacht
halten, daß Fein Arzt ihre Mechfelfieber (fever and
ague) heilen Einne. Sie verſuchen vielleicht einige Dos
feg Chinarinde dagegen, und wenn bdiefe nicht helfen,
fo überlaffen fie fih dem Fieber, in der Hoffnung,
daß es mit herannahendem Winter doch aufhoͤren wer⸗
de. Merkwuͤrdig iſt es, daß unter dem Heere von Fie⸗
bern, doch Quartanfieber eine hoͤchſt ſeltene Erfcheis
nung bleiben. TER
BR oh
In dem nemlichen Haufe mit ung refidirte ein
Doktor, welcher, wie mehr Landärzte in Amerika, ſei⸗
180 Edenton.
nen ganzen: Arzneyvorrath auf dem Fenſter ausgeframt
hatte; denn dieſer war fehr ing’ Enge gezogen; und
enthielt wenig mehr als DBrechweinftein, Spiesglas⸗
Glas, Weinftein, Salpeter, Jalappa, perupianifche
Ninde, und einige andere gemifchte Sachen. "Er Elagte
über langweilige und geringe Bezahlung Man hat in
Amerika noch" Feine Medicinal»- Verordnungen , und eg
ift gewöhnlich, wenn jemand die Forderung feines Arz⸗
tes zu hoch glaubt, folche einem oder etlichen andern
‚benach»
4
— Edenton. a0
“
benachbarten Prakticis zur Einficht vorzulegen , welche
nach. Befinden der Umftände und dem Grade der Freund»
ſchaft oder des Grolls, den ſie gegen ihren Kollegen
haben, feine Forderungen billigen oder mäfligen. Uns
terdeſſen fan diefer dutch einen Eidſchwur gar leicht
feine Forderung gültig machen, wenn ihm Unrecht ges
ſcheben sang Br
—
* Sirginien Ash: als in Karolina, hat man
in den meiften Häufern Handmühlen, auf welchen ber
Mays, zu dem beliebten Homany, von den Negern
klein gefchroten wird. Die Mühlfteine, deren man ſich
daben bedient, find mehrentheils Mufchelfteine ; die aber
** pie erforderliche Härte haben müflen, und daher nur
von gewiſſen Orten geholet werden. Die hieſigen kom⸗
men meiſtens von einem Ort dieſſeits des Falls des
Roanoke; beym erſten Anblick ſcheinen fie gar nicht zu
ber, verlangten Abficht gefchickt zu feyn, denn die aus⸗ Ä
gewitterten Mufcheln laſſen groffe Hoͤlungen und Rise
zuruͤck; die Steine ſind aber doch feſt und hart, und
die Muſcheln durch einen feinen Sandkuͤtt verbunden,
ſo daß ſie an einigen Stellen mit Saͤuren aufbrauſen,
und an andern mit dem Stahle Feuer ſchlagen. Solche
Muͤhlſteine dauern 20 und mehr Jahre, ohne geſchaͤrft
zu werden, welches wegen der vielen Unebenheiten, die
M 3 von -
182 \ Edenton.
— — — — — —
von den Hoͤlungen entſtehen, uͤberfluͤſſig wird. Se
find leicht, und daher zu Handmüblen fehr bequem;
deren Vorrichtung überhaupt ſehr einfach ift, wie man
es von einer amerifanifhen ‚Gerächfchaft Urfache hat
zu erwarten. Das Mühlgebäude beitehet in einem aus
gehölten Bloch, etwa 3 Fuß hoch und 2 Fuß im Durch⸗
Schnitt ; in diefem liegt der untere Stein feſt; der oberer
dem Rande des Bloches gleich liegende, bewegt fich
auf einer eifernen, im untern befefligten Spindel, und
kan durch. einen angebrachten Keil’ höher ober tiefer ger
fiellt werden , nachdem man gröber oder feiner mahlen
will. Eine Hölerne Stange von 4 — 5 Fuß Länge, iſt
unten mit Eiſen beſchlagen; mit dem obern Ende wird
fie in ein über der Mühle befeftigres durchlächerteg”
Stuͤck Holz geſtecket, mit der imtern Spize greift fie
in eine. Grube am Nande des obern Steines, und ſo
drehet rein Neger den obern Stein luſtig herum, und
mahlet täglich einige Buſchel Mans. Ein paar Haud⸗
mühlfteine £often 53 — 6 fpanifche Dollars. Mit groͤſ⸗
fern Steinen, aber fait eben fo einfacher Vorrichtung,
werden bie und da Pferdemühlen angeleget.
Vier volle Tage wurden wir in Edenton aufgehal⸗
ten, bevor wir uͤber den Albemarle · Sonn ſezen konn⸗
ten: und zwar nicht durch Wind und Wetter, ſondern
durch
Edenton. 183
durch die uͤberarge Sorgloſigkeit des Mannes, welcher
mit Erlaubniß einer hohen Obrigkeit die Faͤhre beſorg⸗
te. Er hatte die dazu beſtimmten Neger mit dem Boote
auf die andere Seite bed Sounds gehen laflen, um
Feyertage zu Halten, ohne fich darum zu befümmern,
was aus ben Neifenden werden möchte, die unterdeffen
anfommen koͤnnten. Kein Volk fan fo auf Feyertage
halten erpicht feyn, als e8 hier Weiffe und Schwarze
find; und feines hat wohl weniger Recht dazu, denn
fie arbeiten zu feiner Zeit fo viel, daß fiereiner langen _
Erholung bedürften. — Es iſt ſchwer zu fagen, web
ches die beffern Gefchöpfe find, die hieſigen Weiffen
oder ihre Schwarzen, und welche von ihnen fich nach
den andern gebildet haben; aber ſchlimme Mufter find
bie einen für die andern. -Die weiffen Männer klagen
unaufhoͤrlich, daß die Schwarzen nicht arbeiten wollen,
und fie felber tbun nichts. Die weiſſen Männer Ela
gen ferner, daß fie ſich auf die treulofen Schwarzen
nicht verlaffen können, und fie felber geben ihnen we⸗
nig befjere Benfpiele. Wir lebten in einem regulirten
Bafthofe, wo man ung tagtäglich für 3 Perfonen und
3 Pferde eine richtige Rechnung von 5 fpan. Dollar
(12 fl. ehein.) machte, und vier Tage lang alte Ganfe,
Spanferkel und rohen Sallat vorfezte, deun Eſſig war
in der ganzen Stadt nicht aufjutreiben. Hier wer
M4 viel
184 Een.
viel Laͤrm um Nichte; ein halb Duzend Neger rannten
ben ganzen langen Tag im Haufe herum, und ‚bach ge⸗
fchahe nichts, was man nicht felbft beforgte. — Xeuffere
Hoͤfuchteitsbezeugungen nahmen nun mit der füdlichern
Breite zu; die Neger machen tiefe Verbeugungen, teile
aus Nachäffung ; theils auf Befehl ihrer Folgen Herren;
die Landleute, in den nördlichen Gegenden halten ihre
Bes nicht fo * an, weil ſie es — — co
=" US am. vierten a endlich dag zum —
der Pferde erwartete Boot ankam, ſo wurde der naͤchſte
Morgen zur Ueberfahrt beſtimmt, und alle. beftellet;
und ungeachtet wir nun Recht hatten, doch einmal
prompte Bedienung zu hoffen, ſo fanden wir ung, doch
wieder betrogen, ald mir des Morgens um 8 Uhr nach
der Mafferfeite :famen. Der Gentleman, welcher bie
Faͤhre bielte, lag noch ruhig zu Bette; wir mußten
ihn wecken, und dann warten), bis er ein Duzend Ner
‚ger zufammengeruffen hatte, um zwey andere zu ſuchen,
welche das Boot zu beforgen hatten, und nun erſt
daran giengen , e8 zurecht zu machen, welches wieder eine
geraune Weile währte — Ich erwähne dieſer ber
drüßlichen Verzögerung nicht vergebens, und darf auch
nicht vergeffen zu erinnern, baß biefes nicht bie einzige
war, bie wir erfuhren. Reiſende haben fich daher mit
einem
i
Albemarle/ Sound. 185
einem guten Vorrathe von Geduld zu rüften, um bey
der. aͤuſſerſten Sorglofigfeit, die ihnen fo oft hinderlich
und nachtheilig faͤllt, nicht: verdruͤßlich zu werden; ine
dem man keine Mittel hat / ſich dagegen zu beivahrem;
ober zusentfchädigen.; Man ſagte uns zwar, daß wir
ben. Pr der Faͤhre, des verurfachten Zeitver⸗
luſts und Unkoſten wegen, rechtmaͤſſig belangen koͤnn⸗
ten, und verſichert ſeyn duͤrften, Genugthuung dafuͤr
zu erhalten; wir haͤtten aber dann muͤſſen einen der
— monailichen Gerichtstage abwarten; machen der mie
— nicht werth war. ee —
ro In zwo Stunden Famen wir über ben . Somb,
—* viele groͤſſere und kleinere Landſtroͤme aufnimmt;
ie betraͤchtlichern ‘davon find; der Roanoke Chowan
ober Gouana ı (der an feiner Mündung 3 Meilen ‚breit
ift, ‚aber nicht weit-in das Land gehet,) dee Maherren;
Blackwater, Nottoway, und einige Eleinere, welche
alle dazunbeytragen, daß. das Wafler des Sounds bey»
nahe gam ſuͤſſe wird. Mit dem Dcean flehet zwar. ber
Sound durch verſchiedene Einlaſſe (Inlets) in Verbin⸗
bung / ſie ſind aber wegen der allen ihren Muͤndungen
quer vorliegenden Barren (Bars) (R, nur fuͤr gang
ae TR. ei⸗
( Diet Sandbaͤnke verändern ſich von Zeit zu Zeit;
füllen fick oft son anf, —T man —E— Fuſſes Darüber
wu gehen
'
186 Der Roanofe, |
Eleine Fahrzeuge, oder gar nicht fchiffbar. Unter allen
vorerwaͤhnten Flüffen ift der Noanofe der wichtigfle. Er
entfpringt im blauen Gebuͤrge, unter dem 37 Grad der
Breite, aus verfchiedenen Duellen (the heads of Roanoke),
und wendet ſich gleich fidöftlich. Um jene Gegenden iſt
es, wo das blaue Gebuͤrge anfaͤngt ſich merklich zu
erniedrigen, und in der Entfernung von nur einer oder
etlichen" Meilen von einigen’ der Quellen des Noanofe,
Finden ſich die Erſtlinge eines andern" Fluſſes dee
New» Riverd, welcher einen dem Noanofe enfgegenges
fezten Lauf nimmt, und feine Waffer nordweftlic unter _
dem Namen des groffen Kanhawa in den Ohio fuͤhret.
Der Roanofe ift bey feinem Eintritt in den’ Albemarles
Sound 5 — 5 Meilen breit; von da iſt er für Scha⸗
luppen ſchiffbar bis nach Hallifax, einer feinen Stadt,
die ebenfalls ihren guten Handel treiber. Acht Meilen
oberhalb: diefer Stadt hindert der Fall des Noanofe
ben meitern Fortgang der Fahrzeuge; der Fluß ift um
die Gegend des Falls breiter, als bey Hallifax ſelbſt,
und fällt an einer Stelle 15 Fuß fenfrecht. Hier ſchoß
ehemals das Waffer mit folcher Gewalt über, daß man
trocken unter dem Bogen, den eg machte, weggehen
j konn⸗
—
— —
gehen kan; öffnen ſich wieder nach einiger Zeit, und geſtat⸗
ten geöffern oder Eleinern Fahrzeugen freyen Zugang.
2 —
Der Roanoke. 187
konnte; es hat ſich aber vor einiger Zeit ein Stuͤck
Felſen losgegeben, und dieſe natürliche Seltenheit ver⸗
derbt. Sm Ganzen fol aber der Fall des Noanofe
nicht das prächtige Anſehen des Falls vom James.
Kiver haben, von welchem er 100 Meilen ſuͤdlich ent⸗
fernt iſt. ⸗ Ein Mann kam unlaͤngſt in feinem Cande
dem Falle von oben herab zu nahe, wurde von dem
Strome fortgeriffen und nicht mehr gefehen. — Sifche 4
verſuchen es doch über den Fall wegzuſpringen, wenn
ſie aber ihren Sprung verfehlen, fo werden fie gemei⸗ |
niglich von der Gewalt des Waſſers gegen bie Felſen
geſchleudert, und fallen tod herab. Im’ Frühlinge
ſammlet fich gegen das Ende Aprild und zu Anfang
des Mays eine folche unzählbare Menge von Fiſchen
vor dem Falle, daß fie in ihrem Gemwühle einander
ſelbſt Täftig und binderlih werden, und mit Stöcken
fönnen tod gefchlagen werben. Beſonders find eg bie
Rock» Baffes, welhe zu Millionen den Fluß herauf
fommen, um zu laichen, und bey dem Falle fich aufges
halten feben, wo fie fich denn unfereinander tummeln,
daß das Waffer davon ſchaͤumet. Diefer Auftritt dauert
gewöhnlich etlihe Tage, und wird dag Selfengefecht
(Rock -fighr) genannt. Die Sifchluftigen machen fich
diefe Gelegenheit wohl zu Nuze.
Hinter
288 Der Noanofe.
Hinter dem Fall erweitert fih das ‚Bette des
Sluffes, feine Waffer flieffen nun. fanft, und. es finder
fih nun für die innländifche Bootsfahrt feine Hindet ·
niß mehr, bis er ſich im Gebuͤrge in die kleinern Dad»
kin⸗ und Holſtein⸗ Flüffe vertheilt. Aber dennoch wird
et noch immer wenig befahren. Die Pflanzger aus den
entlegenen Gegenden bringen ihre Produkte lieber auf
der Achſe nach dem James⸗River, wo ſie eo ſich
vortheilhaftere Märkte finden. = LER SE
Laͤngſt den. obern Gegenden am — * |
deffen Armen, finden fich groſſe Strecken des beſten
Landes, welche oft 6 — 8 — 10 Zuß tief die fettefte
Gartenerde haben. Aber. auch in biefen vordern und
niederen Gegenden liegen längft den Slüffen und. Kriks
weitläuftige Strecken des beſten Bodens, und’ zwar
unbenuͤzt. Lieber nimmt man das höhere, trocknere
und unfruchtbare Land auf, weil dieſes ohne Unterholz
if, leichter urbar gemacht werden fan, und Eeiner Graͤ⸗
ben bedarf, um es zu trocknen. Das erfiere wuͤrde die
herrlichſten Wiefengründe liefern, oder auch durch an⸗
dere Benuzungsart zum Reißbau zugerichtet werden
Finnen, in welchem Fall jeder. Morgen diefer Laͤn⸗
dereyen 53 — 6 Öuineen werth werden wuͤrde. Zu
folchen Unternehmungen aber find die Norbfaroliner ent
weder noch nicht reich genug, oder noch zu träge.
Weil
Ei
RE
i
Der Roanoke. 189
Weil die erflen Anfiedler feine Wiefen angeleget
Haben fo läßt man es auch jezt noch baden bewenden.
Daher können ‘aber auch ‚die meiften Landwirthe, ob
fie gleich eine Menge Vieh im Walde haben,.oft kaum
eine Milchfuh beym Haufe überwintern, find gemeinige
fich um Milch und Butter verlegen, und müffen die
leztere wohl gar von den Hintern Gegenden Faufen, die
doch weniger Vieh, als fie felber, haben. An andern
Stellen find längft der Flüffe und Buchten lange niedrie
ge Strecken, welche fein Holz tragen, und nur mit
einem rauhen Sumpfgras bedeckt find. Diefe wären,
wie aus ähnlichen Benfpielen in den nördlichen Vro«
vinzen zu erweiſen iſt, noch leichter zum Grasbau zu⸗
zurichten, wenn man hier nicht auch dieſe Mühe ſcheue⸗
te, und fich fogar beredete, daß das hiefige Vieh an
fein anderes Futter zu gewöhnen wäre, ald was eg
auf den magern Waldweiden und in Sümpfen findet.
Die Mildy der in den Sümpfen meidenden Kühe iſt
manchmal gar nicht genießbar, und der üble Gefchmad
vergeht erſt, nachdem fie einige Tage mit Mays und
Maysſtroh und etwas Salz gefüttert worden.
Wie landeten an ber Süpdfeite des Albemarles
Sounds , in der Mündung eines Fleinen Fluſſes, deifen
niebere Ufer beynahe alle die verfchiedenen und fchönen
immer⸗
l
190 Albemarle · Sound.
immergruͤnen Gewaͤchſe vereinigte, welche wir vorher
nur zerſtreut hie und da antrafen. Der Anblick eines
ſo herrlichen gruͤnen Gebuͤſches konnte in der Tiefe des
Winters, (es war am zıflen December,) nicht anders
als angenehm feyn.: Solche immergrüne Gewaͤchſe
(Evergreens) find häufiger an ber Küfte, wo die Wits
terung im Ganzen doc) milder ift, als weiter im Lande
anzutreffen. Die vorzüglichften, welche wir. hier beys
fammen fanden, waren. folgende: Ilex Aquifolium,
(Holly). Ilex Caſſine (Carolinian Holly oder Yapan). _
Prinos, glaber, (Winterberry). — Myrica ceriferg,
(Candleberry - Myrtle). — Laurus Borbonia. ,..(Bay-
tree). — Bignonia fempervirens? (Yellow - Jasmine). —
Smilax laurifolia — und andere Arten diefes Geſchlechts,
welche aber ipre Blätter nicht forgut behalten, als die
erftern. Prunus luſitanica. (Evergreen-Baytree,) Kalmia
Ey
latifolia & angufifolia — und verfchiedene Andromedae —
welche bier ihre Blätter länger behalten, ale in den
nördlihen Gegenden. Hopea tindtoria — welche zum
Gelbfärben benuzt wird; die Blätter werden eine halbe
Stunde gekocht, dann die Zeuge in der abgegoffenen
Brühe eine Viertelftunde gefotten; die Farbe wird ein
ſchoͤnes Strobgeldb; Baumwolle nimmt fie beffer an,
als Linnen. — Juniperus virginiana. — (Red Cedar,) —
Cupreffus thyoides, (white Cedar) — welche oͤfters
Staͤm⸗
wa
Albemarle Sound. 191
Stämme von 60 — 100 Fuß Länge und von 12 —ı5
Fuß Umfang, am untern Stamm, liefert. Doch ers
zeichen. fie. diefe aufferordentliche Höhe nur in fetten
Suͤmpfen, und wo fie zwiſchen andern Bäumen gegen
beftigere Winde gefchüzet find, melchen ihre feichtere
Wurzeln nicht leicht widerftehen . fönnen. — Pinus
- Taeda, und. andere Arten dieſes Geſchlechts.
Aber auſſer dieſen durch ihr daurendes Laub ſich
empfehlenden und dem Auge angenehmen Baͤumen und
Sträuchern, finden ſich noch viele andere nuͤzliche und
ſchoͤne. — Cupreflus difticha (Bald Cypreßs) ift häufig
in diefen Sümpfen, und macht anfehnlihe Bäume.
Sie ließ eben ist ihre Saamen fallen; an dem Nagel
jeder Schuppe bes Saamenbehälterg ſizt ein Bläschen
vol eines. wohlriechenden und been Harzes, welches.
aber nicht benuzt wird. Das Holz if leicht und dauer⸗
haft, liefert daher die beſten Schindeln und Bretter. —
Callicarpa americana (Sowerbush) hieng noch voll von
ihren. blaßpurpuenen Beeren, welche eine belle Pur—⸗
purfarbe für. Baummollenzeuge geben. — Ein vortref
liher und für den Schiffbau ſehr nuzbarer Daum ift
bie immergrüne Eiche, Quercus Pheilos fempervirens,
Marsh. Amer, Grove — welche in. dieſen Gegenden
zuerft vorkommt, und fübwärts immer häufiger wird.
Man
—
* —8*
* ee
m Squlre 8...%.
Man findet fie auch in den weſtlichen Gegenden am
Dbio und Miſſiſſippi. — Andere gemeinere Bäume;
welche hier und überall ftehen, brauche ich nicht anzu⸗
führen. — Aber die Melia Azedarach (Bead -tree), der
Paternofter » Baum — welcher bie und da vor die Hält
fer gepflanget wird, verdient erwähnt zu werben. Cr
ift nicht einheimifch, gebeihet aber aufferordentlich, und
gehöret mit zu den ſchnellwachſendſten Bäumen. Man
zeigte ung in Edenton einen fünfjährigen aus dem Saas
ten gezogenen Baum von 9 Zoll im Durchmeffer,
welcher einen Schuß oder Trieb von einem Jahr,
11 Fuß lang, gemacht hatte. —
Dom Somb aus kamen wir nach zuruͤckgelegten
15 Meilen zu Sauire 9...’8, welcher Friedensrichter
in ſeinem Bezirk war. Wie groß das Anſehen eines
zeitigen Friedensrichters in Nordkarolina ſeyn mag, leh⸗
ret folgender Auftritt, welcher ſich unmittelbar nach
unſerem Abtritte daſelbſt ereignete. Ein junger Mann,
der nach uns zu Pferde ankam, bot einem andern, Ru
welchen er bier antraf, die Hand, die aber nicht ans
genommen wurde, weil lezterer von erfterem bey einer
andern Gelegenheit beleidigt zu fenn glaubte. Nach eie
nem kurzen Wortwechiel folgte eine Augforderung, und
beide junge Männer ruͤſteten fich in aller Eile, indem
fie
Swire Hr. - 193
fie ihre Kleider und. Hemden abwarfen, zu einem Fauſt⸗
kampf Woxing· mateh), welcher auch auf der Stelle
dem: Haufe und in Gegenwart des Friedensrich⸗
J erfolgte. Weiber, Kinder und Neger liefen zu⸗
ſammen; erſtere ſcholten uͤber die Geringſchaͤzung des
obrigkeitlichen Hauſes. Der Friedensrichter ſelbſt trat
mit geſchraͤnkten Armen und gelaſſenen Mienen herbey,
amd ‚gebot den Kämpfern Friede, zum erſten⸗ zweyten⸗
nu | —**
unnd dritteumale. Die Kaͤmpfer kehrten ſich an nichtd,
und der Friedensrichter, nachdem er ſeinem Amte durch
ein fruchtlos wiederholtes Friedensgebot, Genuͤge ge⸗
leiſtet hatte, gieng mit demſelben gelaſſenen Schritte
zuruͤck, und ſahe mit kaltem Blute zu. Ueber den
Ungehorſam entruͤſtet, trat die Frau des Friedensrich⸗
ters auf,. um. das unbeachtete Friedensgebot ihres
Mannes zu wiederholen; — wurde aber mit Schmaͤhun⸗
gen zuruͤckgeſchickt. Endlich kuͤhlten ſich die Streiter
ab, gaben nah Kämpfer, Sitte ſich einander die Hände,
und jeder ritte ſeines Weges. — „Mußten ſie, fragte
I" wich dann den Squire, nach den Gefegen nicht eurem
„Friedensgebote Gehorſam leiſten, und von ihrer Bal⸗
„gerey, in eurer Gegenwart wenigſtens, abfiehen?,, —
„Sie hätten folen,, (They fhould) war die Ant
„wort. — „Wohl! und koͤnnt ihr fie num nicht für
nihren Ungehorfam gerichtlich belangen, und zur Strafe
Schoͤpfs R. 11. Th. BE] brins
. y & ;
* TEN
194 | Wasfingten.
„bringen? — Ich koͤnnte 7, , (could) war die —
lakoniſche Antwort des gutmuͤthigen Friedensrichters,
welcher weit weniger aus dem Vorfall zu machen
ſchien, als ſeine entruͤſtete Gemahlin, und der Mey⸗
nung war; daß es der obrigfeitlichen Würde anfländis
ger fen, ſcheinbare Geringfhäzung zu überfehen, als
fiolje Rache zu nehmen, welche die beleidigte Eigen»
Hiebe fordern möchte, — Nach andern 33 Meilen, und
wieder durch lauter Sde Waldungen, Famen wir nach)
e Washington. am Tar/-River, welches noch ein
Eleines und neuangelegtes Städtchen von etwa 30 Haͤu⸗
fern if. Der Tar- River (*) kommt aus dem Ges
bürge, iſt bier eine Meile breit, umd ergießt fih in
Pemticoe» Sound, bey Bath-tomm. Der Eingang in
| Pemti⸗
CH Einige andere kleine Städte liegen. höher an dieſem
Sluffe hinauf; als Martinsburg, Tarburg se. Diefer lezte
Dre it am fich Elein und unberrächtlich; dennoch iurden
vor dem Kriege dafelbt alljährlich für 7 — 8000 Pfund
Sterling englifche Waaren eingeführt und verkauft; die
aber darum noch nicht alle bezahlt find. — \
An den Ufern des Fluſſes bis nach Martinsburg ze. fins
det man vieleriey Muſchelbaͤnke, voll Aufern und andern
Schaalen.
% di‘ Br
z ER
; — — *
Washington. 195
Pemticoe» Sound ift unterhalb Cape Hatteras durch
Occacock Inlet, und folglich der nemliche, den die
Schiffe, welche nach Albemarle» Sound, oder auch in
\ Neus +» River beftimmt find, zu nehmen haben, Die
durchaus beſchwerlichen und gefaͤhrlichen Zugaͤnge in die
Fluͤſſe und Bayen von Nordkarolina, welche die uͤberall
vor der ſeichten Kuͤſte herliegenden Sandbaͤnke, niedrige
Inſeln und Bars verurſachen, ſind eine groſſe Hinder⸗
niß für den Handel dieſer Provinz, und waren auch
die Urſache, daß er lange vernachlaͤſſiget worden war.
Der Handel von Washington iſt noch geringe; man
giebt fich aber befonders mit Erbauung Eleinerer Schiffe
und Fahrzeuge ab, welche ganz von Foͤhrenholz zuſam⸗
mengeſezt, und ſehr wohlfeil verkauft werden, aber
auch von keiner langen Dauer ſind; weil das hieſige
Holz gar bald unter dem Waſſer rottet, da es uͤber
der Erde hingegen gar lange gut bleibt. Sn dieſer,
und ſo auch in den meiſten uͤbrigen kleinen Staͤdten
von Nord» und Suͤdkarolina und Georgien, welche
noch feinen eigenen groſſen Handel zu treiben im Stande
find, werben die meiften ihrer Produkte durch die Neue
Engländer abgeholet, welche (mas die Holländer in
- Europa find) die Zwiſchenhaͤndler und Frachtſchiffer von
Amerika zu werden angefangen haben. Sie kommen
mehrentbeild im Herbſte in Eleinen Schoonern und
2% N 2 Scha⸗
Schaluppen in diefe füblichen Gegenden, bringen ger
woͤhnlich den ganzen Winter bier zu, entweder an eis
nem Orte, oder an mehrer; führen Cyder, Käfer
Aepfel, Pfefferkuchen (Gingerbread), Rum, Zucker,
Eifenwaaren und andere Kleinigkeiten mit ſich, welche
fie im Kleinen gegen Zelle, Beh, Ther u. dgl. uns
taufchen , und im Srühjahre damit zurückkehren.
Die Neiengländer find überhaupt betriebſame und
fleiffige Seeleute, und unternehmungsvoll für alles.
Der Wallfiſchfang, mit welchem fie ſich, und insbeſon⸗
“dere die Einwohner von Nantucket, befihäftigen „macht,
daß fie die entfernteften Meere und Gegenden von
Amerika fuchen. — Sie füchen ihren Gewinn bald an
der Küffe von Labrador und in der Davis · Straffe,
bald zwiſchen den weſtindiſchen Inſeln — und die Falk
lands » Anfeln haben fie fogar ſchon öfters befegelt.
Daß fie aber mit den Einwohnern von Nordfaroling
einen, wie es fiheint, etwas färfern Verkehr treiben, :
mochte auffer den für beybe Theile entfpsingenden Vor⸗
theilen und Bequemlichkeiten, auch noch dieſe beſondere
Veranlaſſung haben, daß ſehr viele Neuenglaͤndiſche
Emigranten ſich in Nordkarolina niedergelaſſen haben. —
Die eigentliche naͤhere und ſogenannte Poſtſtraſſe
nach Süden, führte ehemals von Duckenfield, an der
Sid
pe AT DR 4. Er Ba
* F %
$ it
2 en,
Washington. ® 7
Süpdfeite des Albemarle» Sounds, gerade nach Bathr
town an der Norbfeite von Pemticoe- Sound, (eine
Entfernung von 45 Meilen) — weil aber die Ueber⸗
; fahrt: über diefen leztern, 8 — 9 Meilen breiten Sound,
oͤfters durch Wind und Wetter, oder andere Hinder⸗
niſſe lange verzoͤgert wird — und auch in Bath toten,
welche Stadt kaum ein Dujend Häufer zählet, wenig
BHequemlichkeiten für Reifende zu finden waren — fo
wanbten fich seither die meiften lieber nach Washing⸗
ton, und hielten fich durch Vermeidung folcher Hinder⸗
niffe für den Umweg entfchädiger.
Den Raum zwiſchen dem Albemarle» und Pemticoe⸗
Sound füllet geößtentheils ein Sumpf von geoffer Fänge
und Umfang. Auch diefer wird wegen feiner ungefüns
den Nachbarfchaft Dismal Swamp genannt. Er trägt
aber auch den Namen Alligator Swamp, oder Krofos
bill» Sumpf, weil dieſe Tiere ſich daherum ſchon ziem⸗
lich haͤufig aufzuhalten pflegen. Man ſagt zwar gemein⸗
hin, daß der Alligator, oder das amerikaniſche Kroko⸗
dill, ſich nicht weiter noͤrdlich, als am Neus⸗River
antreffen laſſe; es iſt aber doch nichts ſeltenes, ſie
noch weit noͤrdlicher, nemlich um Cape Henry, in Vir⸗
Hinien, zu ſehen.
3 Auf
Washington.
——
198
— ID a
- Auf der Straffe von Edenton nach Washington
begegnete ung auch nicht reine Seele, und wir ſahen
nur wenige Wohnungen; eben fo einſam war der 40
Meilen lange Weg von Washington nach New « Bern.
Wir famen über Batchelor's Creeck und Neud» River,
und fahen die lezten 18 Meilen auch nicht einmal ein
Haus; aber doch Schaafe, Schweine und Rindvieh
genug, welches im Wald umber irret. Raubthiere has
ben freye. und volle Beute unter dieſen Herden: —
weil fie fich ftark vermehren und nichts koſten/ ſo ach⸗
tet dag niemand. N
Ein Vortheil ift ed, daß man nun mitten im Wins
ter, in diefen unermeßlichen MWaldungen beynahe die»
ſelbe Anſicht hat, welche der Sommer gewaͤhrt. Im
hoͤchſten Sommer nemlich iſt das wenige und magere
Gras, welches unter den Nadelbaͤumen und auf dem
duͤrren Sande aufkommt, von der Hize eben ſo welt
und braun, als es nun von den Fühlen Winternächten
gelb und ſaftlos if, Die Stipa avenacea I. ſchien hier
überall die Ueberhand zu haben; ein rauhes Gras, wel
ches vom Vieh nur im Frühlinge, fo lange eg noch
ganz zart iſt, genoffen wird. Auf den trockneren Stres
en findet fih zwifchen ben hohen Siefern ganz und
gar fein Unterhol; oder Buſchwerk, und da die Bäume
auch
"Washington. 0.299
v — J
auch gar nicht enge ſtehen, fo fann man weit zwifchen
ihnen binfehen. An jedem Bache aber, oder an jeder
etwas feuchteren Stelle, erblickt man alsbald ſchoͤne
Diei te von immergruͤnem Buſchwerk, welche ohne
Unterſchied Corbeern (Laurels) und dieſe Plaͤze daher
Lorbeer ⸗Suͤmpfe (Laurel- Swamps) genannt werden.
Die Yucca ——— L. (Silk - graßs) fam nun
häufig in den Wäldern vor. Ihre Blätter. laffen fich
Hin dünne und haltbare Fäden zerfchligen, deren ſich die
Landleute zu verfchiedenem häuslichen Gebrauch) bedienen.
Der zothbe Vogel und der blaue Vogel, (Red Bird
und Biue Bird, Loxia Cardinalis und caerulea L.) lieffen
fi) haufig herum blicken, nebſt andern, welche bier
übermintern, und nue im Sommer hinauf nach Penfyl-
vanien und Neuyorf wandern. Hier fommen die
Schwalbenarten fhon zu Ende des Märzes und zu An⸗
fang des Aprils aus Suͤden an, und verweilen bis
ſpaͤt im November. Sn Charleston find fie fait nur
vom December bis. zum Februar abwefend. Die in
Europa fo. lange ber bezweifelten Wanderungen und
Winteraufenthalt der Schwalben, wird von den ameris
Fanifchen bald genauer berichtiget werden fönnen.
4 New⸗
SE
PN. Be Ad a
— New Bern.
————————
* New ⸗Bern liegt auf einer Landſpize, vor wel⸗
N er: fih die Fluͤſſe Neus und Trent vereinigen. Die
Betten diefer Fluͤſſe find fehr ‚tief und niedrig, und hätte
figen Ueberſchwemmungen unterworfen. Daher hat fi ch
auch dieſe Gegend nicht der geſundeſten und reineſten
Luft zu erfreuen, und beynahe jeder Herbſt bringt
Krankheiten, welche viele Menfchen wegraffen. Auch
ſoll durchgehends die Sterblichkeit unter Kindern in
dieſer und andern ſuͤdlichen Gegenden, ungleich, ja beyr
nahe. doppelt gröffer feyn, als fie bey der nemliche
Anzahl von Kindern in nördlichern Staaten feyn wuͤr⸗
de. Der. Trent» River gebet nur einen kurzen Meg.
Landeinwaͤrts; der Neus aber fommt bey 200 Meilen
aus den Gebürgen herab, wo er in ber Nachbarschaft
des Berges Ararat entfpringt, und macht 70 — 30
Meilen weſtlich von bier einen Fleinen Fall; Pandeins
wärts von bier iſt er nur für ſehr Fleine Fahrzeuge
fchiffbar. Der Zugang für Schiffe von der See aug,
iſt durch die fehon mehr erwähnte Barren erfchwert;
ihr Weg gehet durch Occacock⸗Inlet, oder denfelben
Einlaß, welchen auch die nach dem weit nördlicher lies
genden Edenton beftimmten Schiffe nehmen müffen.
Die Stadt ift Elein und noch nicht reich, und beitehet
ganz aus hoͤlzernen Häufern. Ihr Handel befchränfet
fih auch allein auf die Produkte der Waldungen und
der
J
Nordkarolina.
bauet. Dieſer Pallaſt, mit welchem viel zu praͤchtigen
Namen man es beehrt, liegt dermalen beynahe in
Ruinen; die Einwohner der Stadt holten alles, was
ihnen an Tapeten, Glasſcheiben, Schlöffern , eifernen
Geräthfchaften u. dgl. brauchbar war, heraus ‚, bie
man zu fpäte erft Wächter hineinſezte ‚um das Weg⸗
fchleppen des Hauſes felber zu verhüten. ‚Der Staat
möchte es gerne verfaufen, es findet fich aber niemand,
der fich reich genug fühlte, ein feinernes Haus bes
mohnen zu können.
Die Regierung von Nordfarolina wurde bey Auss
bruch des Rrieges eine Zeit lang nah Brunſwick vers
legt; waͤhrendem Kriege hatte“ fie Feine bleibende
Stätte, zulezt aber erwählte fie die innländifche Stadt
Hillsborough, zur beffern Bequemlichkeit fiir die zahl
reicher bewohnten und bevölferten hintern Gegenden. —
Der Staat von Nordkarolina hat, um dem driis
ckenden Mangel an baarem Gelde abzuhelfen, fih ſchon
im vorigen Sjahre genöthiget gefehen, vom neuen zus
„5 Vers
der Viehzucht: Ehemals war fie der Sig der Negie
rung und für den lezten brittifchen Gouverneur, Ges N;
neral Teyon, war ein ſehr wiedliches Haus, und zwar se
dag einzige, von Backſteinen, am Ufer des Trent er⸗
Es
Verfertigung von Papiergeld feine Zuflucht zu nehmen,
und es find vermdge einer Afte der Affembly vom
ı7ten May 1783, 100,000 Pfund abgedruckt worden.
Andere Staaten werden ſich vermuthlich bald eben fo
‚gebrungen finden, dem Beyſpiele von Nordfarolina zu
folgen, indem dag baare Gold und Silber, welches
durch die brittifchen und franzoͤſſchen Armeen, und durch
den mährendem Kriege geführten, ſehr vortheilhaften
weſtindiſchen Mehlhandel, in die vereinigten Staaten
gebracht morden ift, fich nun fehr gefchwinde wieder
durch den europäifchen Handel zu verlieren fcheinet.
Sn Nordkarolina wird man jezt ſchon beynahe gar feis
nes harten Geldes mehr gewahr; nicht als ob alles
fhon nad) andern Gegenden ausgeführt wäre, fondern
weil die allgemeine Abneigung, welche man für dag
neue Papiergeld bezeiget, jeden geneigt machet, feine
harte Münze fo feſt zu halten, als er fan, und dag
empfangene, oder vielleicht aufgedrungene Papiergeld fo
geſchwind, ale möglich, wieder fortzufchaffen, aus Furcht,
daß es, wie das vorige, Fünnte-abgemürdiget werden.
Papiergeld wird überall mit Eckel und Widermillen ans
genommen, und nur die aͤuſſerſte Armuth und Zwang
geben ihm einigen Werth. In dem mittlern Theile von
Nordfarolina, um Hallifar und am Roanofe, wo vor⸗
züglich Toback erzielet wird, den man nach Petersburg
| in
7
5* Wr
Nordkarolina. 203
—
in Virginien für baares Geld abſezt, weigert man ſich
ſchlechterdings, Papiergeld current werden zu laſſen. —
Da das Papier, welches man zu dem neuen Gelde
nahm / ſehr fein und dünne iſt , fo bilden ſich die Leute
(auſſerdem / daß es ihnen aus vorigen Beyſpielen nicht
ſicher genug garantirt zu ſeyn fcheinet,) ein, daß man
abfichtlich fo dünnes Papier gewählt Habe, damit ein
Theil dieſer Bing vor der beſtimmten Einloͤſezeit, moͤch⸗
ten zerriſſen werden und verlohren gehen; welches
denn fo viel Gewinnſt für die Staatskaſſe ſeyn würs
de. — Dieſes Mißtrauen beweifet,, daß man nicht die
ehrenvollefte Achtung gegen die Negierung habe. —
Ein General , als er nordkarglinifhe Truppen in Pas
piergeld auszahlte, und diefe ſich meigerten, ſolche
Bild zu nehmen, die ſchon etwas beichäriget waren, |
riß und fchnitt daher von allen, noch ganz neuen, ein
Stuͤckchen ab, und warf es ihnen mit der Bedeutung
bin: daß, wenn fie nicht zerriffenes nehmen wollten,
fie gar Feines bekommen follten. —
Eine beſtimmte Summe dieſes neuen Papiergeldes
kommt in die Staatskaſſen, durch die Taxen zuruͤck,
welche zum Theil in Papiergeld, und zum Theil in ſol⸗
chen Schuldfcheinen (Ceriificates), ald der Staat für
die währendem Kriege von den Einwohnern geleifteten
Liefer
204
Lieferungen und Dienfle; an dieſelben ausgegeben bat,
bezahlt werden müffen. Auch diejenigen , welche keine
ſolche Schuldſcheine für ſelbſtgeleiſtete Lieferungen in
Haͤnden haben, muͤſſen dennoch einen beſtimmten An⸗
theil ihrer Abgaben in ſolchen entrichten; ein Theil der
Einwohner iſt daher gezwungen, dergleichen Certificate
von andern zu der Abſicht einzuhandeln. Dieſe werden
nun aber nicht gegen Papiergeld, wohl aber gegen hart
Geld oder Waaren, und dann um ein Viertheil oder
ein Drittheil ihres namentlichen Werths gar gerne hin⸗
gegeben; weil das Mißtrauen, welches die Einwohner
gegen ihre Regierung hegen, jedermann geneigt macht, ©
fih ihrer fo gut als möglich zu entledigen. Auf die⸗
ſen Umtauſch der Certificate hat die Regierung u
gewiſſermaſſen gerechnet, um ben Beytrag zu den im.
Kriege empfangenen Dienftleiftungen und Lieferungen
mit mehr Gleichheit unter die Einwohner su verthei⸗
len, und die in folchen Gertificaten eingehenden Suͤm⸗
men find als eine Extra-Steuer uͤber ben ordinairen,
sur Beſtreitung der Staats -Unfoften, erforderlichen
Detrag der Taren anjufehen, welche der Unterthan nuns
mehe um deſtoweniger fühlet, da diefe Schuldfcheine
noch vor furgem gar. nichtd werth waren, und jebers
mann-fie für völlig verloren achtete,
Fin
# — 8
Da übrigens: das — vurch die Geſeze un⸗
terſtuͤzet "wird, fo muͤſſen es auch die Kaufleute und
Krämer annehmen, und auch folche Waaren für Papier
bingeben, welche fie anders nicht, als fuͤr baares Gold
und Silber, erhalten koͤnnen. Der Betrag der Landes⸗
produkte, welches-von ihnen an Zahlungsſtatt von den
Landleuten angenommen wird, iſt nicht hinlaͤnglich, die
jaͤhrlichen Einfuhren zu verguͤten; und die zum Muͤſſig⸗
gang und Wohlleben geneigten Einwohner pflegen
ohnehin gemeiniglich mehr von den Kaufleuten und im
Voraus aufzunehmen, als der Ertrag ihrer Arbeit bes
u ablen kan. Die Kaufleute ſind daher genöthiget, und
— iſt einmal gewoͤhnlich, auf langen Kredit zu vers
kaufen, aber daher ſind ſie auch in beſtaͤndige Proceſſe
und Schuldklagen (*) verwickelt.
de
— —
or Die Planer in Nordkaroliua find gemeiniglich
Schuldner von den Kaufleuten; in Suͤdkarolina hingegen,
wo man Produkte. von geöfferem Werth erzielet, find noch
öfter die Kaufleute die Schuldner der Pflanzer. In Nord⸗
farslina find anfehnliche- Landbefizer, die 2.— 300 Neger,
und Doch oft nicht - fo. viel, Banrfchzft haben, um, ihre
Zaren zu bezahlen ; 5 ſondern maͤſſen Neger oder u 4
Faufen, um baar Geld zu uͤberkommen.
J
206 Nordkarolina.
> —
— —
Die uUnterthanen find dem Staate, der Staat den
Unterthanen, und dieſe ſich untereinander aͤuſſerſt ver⸗
ſchuldet. Da die Nichtbezahlung dieſer Schulden haupt⸗
ſaͤchlich von dem Mangel curſirender Baarſchaft, oder
deſſen gleichguͤltigem Subſtitut abhieng, ſo hielt man
auch um deswillen die erneuerte Einführung. des Pas
piergeldes für erfprießlich: Man verfihert, daß die
erſte Anregung dazu, durch angeſehene, aber fehr vers
ſchuldete Perfonen gemacht und betrieben, von andern
bann, welche Forderungen am Staate hatten, mit
Nachdruck fey unterfiüzt worden, obgleich gegen bie
Geſinnungen und‘ Neigung des Volks im Allgemeinen
Um nun eine Summe von 100,000 Pfund Papiergeld
deſto leichter in Umlauf zu ſezen; um das Papier ſelbſt
deſto annehmlicher zu machen, und um den Einwohnern
Zeit zu geben, ſich zu erholen und ihre Umſtaͤnde zu
ordnen, ſo hat man zu gleicher Zeit ein Geſez gemacht,
welches gerichtliche Forderungen und Belangung in
Schuldſachen auf ein Jahr lang unguͤltig machet.
Die dermaligen Taxen in Nordkarolina belaufen
fich, unter verſchiedenen Titeln, auf ungefaͤhr 14 Procent
von allem Eigenthum. Die Landtaxe iſt an ſich ſchon
gering, und nur auf 3 Pence im Pfunde beſtimmt;
aber noch überdies werden Ländereven ſehr niedrig,
und
— ia — J 4
a 2
—
Nordkarolina. 207.
und immer. weit unter dem wahren Werth eingefchäzet,
welches in jeder Graffchaft durch 9 gefchworne Männer '
(Affizers) gefchiehet. So wird z. B. von dem trocknen
Sohrenland (Pine- batren) der Morgen zu ı Schilling
angefchlagen,, 20 Morgen dieſes Landes bezahlen dem⸗
nach 3 Pence, oder 100 Morgen nur 15 Peuce. —
Eine ſo geringe Abgabe faͤllet daher auch denen gar
nicht beſchwerlich, welche ſehr groſſe Strecken Landes
beſizen; wie denn ein Mann in Nordkarolina 50,000,
und: viele andere zu 20» und 10,000 Morgen (*) Lans
des haben; ‚welches fie fo lange beyfammen zu behal
ten ſuchen, als. fie die Taren dafuͤr ohne Beſchwerde
aufbringen koͤnnen. Weil doch aber folche weitlaͤuftige
Beſizungen niemalen gehoͤrig benuzt und angebauet wer⸗
den, fo ſiehet man wohl auch ein, daß eine Erhoͤhung
ber. Landtage zur Vermehrung der Induſtrie und zum
Vortheil des Landes beförderlich feyn würde; aber der
ärmere Theil der Einwohner firäubt fi gegen jede
Erhöhung, und würde fich dadurch bewegen laffen, lieber
in andere Gegenden zu ziehen, wo Sand noch dermalen
mit feinen, oder doch fehr geringen Abgaben belegt if.
— Die
CA) Nach obiger Anlage beträst die Landtaxe für 10,000
Morgen Fohrenland nur 6 Pfund s Schillinge, welches un:
gefähr 37 fl. 30 Er. shein. gleich kommt.
ae
.208
Die Weife, fih anfällig zu machen / war ehemals
in Nordfarolina gewöhnlich. dieſe: daß man ſi ch ein
Stuͤck noch von niemand in Beſchlag genommenen Lan⸗
des ausſuchte, und, dieſes von der Krone ‚entweder, oder
den Eigenthuͤmern ber Provinz, gegen die Summe von
20 Pfanden fuͤr 1000 Morgen, und einen Schilling
jährlichen: Grundzins fie jede 100 Morgen, als freyes
Eigenthum (Freehold) übernahm.) Aufferdem aber konnte
man auch.gegen einen jährlichen Grundzins vom 1, Penny
für den Morgen, Land benuzen, fo. ‚viel und wo man
wollte.
Die Unterhaltung der Civillifte des Staats von
Nordkarolina ſoll ſich dermalen nur auf etwa 15000
Pfund belaufen. — Nordkarolina ſtellte im lezten Kriege
nach und nach 10 Negimenter, die aber genteiniglich
nur 300 Mann, und in den lejten Sahren noch weit
weniger zählten. Die Volfsmenge biefes Staates wur⸗
de vom Kongreß im September 1774 auf 300,000 See⸗
len gefhäet, unter welchen man 75,000 flreitbare Mäns
ner u ſeyn glaubte, welche Angabe aber era
viel su hoch it (X).
Die
CH) Nah einer nenern Zählung der Volksmenge in den
13 Provinzen, welche der Kongreß ſeit dem Frieden bekannt
mach,
a —
Er
# ; — *
BR; *
en Nordkarolina. 209
Die Rebteimasform diefes Staats weichet von der
in den meiften übrigen nicht wefentlich ab. Die ausübende
Macht (executive power) ift in den Händen des Gous
verneurs und des Staats-Raths (Council of ſtate),
welche jährlih von den Gliedern der Aſſembly gewaͤhlt
* werden. Der Gouverneur muß Landeigenthum von we⸗
nigſtens 1000 Pfund Werth beſizen, und fuͤnf Jahre
in der Provinz gewohnt haben. Die Aſſembly, oder die
geſezgebende Macht, theilet ſich in den Senat und das
Haus der Gemeinen; ein Senator muß ein Jahr in
der Provinz gewohnt haben, und 300 Acker, ein Mit⸗
glied des Unterhauſes wenigſtens 100 Acker Landes eig⸗
nen. Die Mitglieder der beyden Haͤuſer werden all⸗
jährlich gemählet; alle freve Einwohner, welche ein
Jahr im Lande gewohnt und ihre Taren bezahle haben,
geben ihre Stimme bey der Wahl für bie Glieder des
Unterhaufes ; zu einee Stimme bey der Wahl der Se⸗
natoren aber werden fie durch ein freves Eigenthum
(freehold) von 50 Morgen Landes berechtiget.
Von
mashte, werden für Nordfarolina nur 200,000 Seelen ans
gegeben. — Berfchiedene amerikaniſche Almanache von 1785
und 1786 prangen aber doch moch mit der Zählung von 1774,
welche gegen die Iestere, die sefammte Volksmenge, doch
wenigſtens um eine halbe Million überfejet. —
Schoͤpfs R. 1.Th. - 4 D
*
210 Rem ——
—
Bon New» Bern nach Sneadens » Ferry am New⸗
Niver find 53 Meilen, durch. lauter flaches ſandichtes
mit Fohrenwaldungen bedecktes Land. Gar wenige
Wohnungen waren zu ſehen. Der Sand hat doch ge⸗
meiniglich, wo er nicht durch Winde, Wetter, oder
Waſſer beunruhiget wird, eine Decke von einem oder
etlichen Zollen guter ſchwarzer Erde; wo aber das Holz
abgetrieben, geackert, oder die Oberflaͤche ſonſt gerührt
wird, gehet dieſe ſchwarze Erde bald verloren. Thon
liegt uͤberall, und oft in geringer Tiefe, unter dem
Sande, und: koͤnnte mit weniger Mühe zu deſſen Vers
befferung beraufgeholt werden. Indem wir auf diefem
Wege der Seekuͤſte näher kamen, fahen wir, daß ſtatt
des trocknen weiſſen und feinen Sandes hin und wieder
fhmärzerer und ſchlammichter Boden zum Vorſchein
kam; ſolche Stellen waren eigentlich groſſe eingetrock⸗
nete Suͤmpfe, und verdienten beffer benuzt ju werden.
Naͤher nach der Küfte hin bleibt auch die Landfchaft
nicht mehr fo einförmig flach , wie fie es weiter ab zu
ſeyn pfleget , fondern wird unebener, gebrochener, und
verfchiedene Neihen von ganz niedrigen Sandhuͤgeln
fiehen hinter» und durcheinander. Auch ſchon am New⸗
Niver bemerkte man, daß dag vorher ganz flache Land
ungleiche ward; ein natürlicher breiter und hoher
Damm lief längft dem, Bette des Fluſſes hin, und das
| hin⸗
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——— A — 2 — Bern. ER
hinter »diefem Damm gelegene Sand fehien tiefer, als
ſelbſt die Waſſerflaͤche des Fluſſes. Dieſer Umſtand,
— —
deſſen ich hier zwar zuerſt erwaͤhne, iſt auch in andern
Gegenden und an andern Fluͤſſen oͤfters zu bemerken,
und wird ben ploͤzlichen Anſchwellungen ber Fluͤſſe oft
gefährlich} wenigſtens gehet um den Noanofe, ben
Trent und andern Fluͤſſen, manches Stück des in bie,
fen niebern Wäldern mweidenden Viehes, durch fchnelle
Veberfhwenmungen verloren. Diefe Vertiefungen find
mit immergruͤnem Gebifche, und alten ehrmärdigen
Stämmen angefüllt, welche von dem allerwärts lang
ind dicht Herabhangendem Mooße (Tillandfia usneoides)
ein grauesz und veraltertes Anfehen haben. In biefen
befchatteten Zund nicht unfreundlichen Wildniſſen hat
man die reichſte Erndte der ſchoͤnſten und feltenfien ka⸗
roliniſchen Pflanzen zu erwarten, welche der duͤrre
brennende Sand nicht auffommen laͤſſet; — jejt aber
war leider alles und überall tod, —
Mitten in den ſandichten Ebenen und Waͤldern
find hie und da kleine Teiche (Lakes), #fters ziemlich
tief / und ohne einen anfeheinlichen Zuſammenhang mit —.
oder Zufluß von — andern Waſſern zu haben, In einie
gen biefer Teiche: fen Site angetroffen werben, die,
man weiß nicht woher, kommen. Das nemliche ift auch
Ds: ber
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212 Sneadens Fam.
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der Fall in Südfarolina, wo fih in verlaffenen Neiße
äcern Negenwaffer in groſſen Lachen fammlet, J
wohin kein Flußwaſſer kommt, aber doch Fiſche ans
getroffen werden. Die Leute glauben, daß der giſch⸗
faamen, mit dem Regen herab falle, und man hat Eei«
nen Verdacht auf die vielerley wilden Enten und an -⸗
dere Waſſervoͤgel, welche dieſe Pfügen befuchen. .
Gen Sneabeng + Ferry a man. eine frone RR
fiht über den Fluß und nach der offnen See. Nier,
und ſchon lange vorher, hörte man dag heftige umd ſtets
braufende Geräufh des Surfs, ober der am fefien
Land fich brechenden Meereswogen, ob es gleich nach
4— 5 Meilen big an den eigentlichen Strand. hin find«
Der New» Niver liefert, fo wie die übrigen Fluͤſe die.
ſes Landes, das ganze Jahr bindurch einen fiattlichen
Vorrath einer oder der andern Sorte von Fiſchen. —
Mullets Musil Albula L.) kommen im Herbſte, fo bald
die erften Falten. Nächte einfallen, in groffen Schaaren
aus der See, und flreichen den Fluß aufwärts, um zu
laichen. Es finden fi dann um jene Zeit viele Boote
und Schaluppen an den Mündungen der Slüffe, welche
mit geringer Mühe eine Menge diefer Fiſche fangen,
falzen, und nah Weflindien veaflänen. Die Mullets
halten ſich den ganzen Winter durch in den Fluͤſſen auf.
Mit
A
\
_ Steabens ’ Fern. 213
TE
> Mir ihnen kommen auch zahlreiche Schaaren einer Art
Forellen (Trouts) an, melche aber zärtlicher find, und
fo bald nur ein friſcher Nordweſtwind bläfer , ganz bes
raubt und fait tod aus dem — genommen wer⸗
ben fönnen.
Eine Kette fehmaler md niedriger Cilande lieget
dicht vor dem feflen Lande, laͤngſt Nord» und Suͤdka⸗
rolina hin, und bildet einen engen fahrbaren Sund.
Da der Boden unmittelbar an der Kuͤſte nicht ganz
ſchlecht und an manchen Stellen noch beſſer iſt, als weiter
Landeinwaͤrts, ſo locket dieſes viele Menſchen da zu
wohnen, wo fie nebſt dem Ackerbau doch auch Nah—
rung und Verdienſt durch Sifcheren finden. Die Ufer
follen daher ziemlich ſchon von Einwohnern befezt fenn;
und es war auffallend, nachdem ung auf dem ganzen
Wege von New⸗ Bern ber feine Seele auf der einfas
men Straffe begegnet war — hier verfihern zu ‚hören,
daß man durch einige Flintenſchuͤſſe, und in einer Stunde
Zeit, uͤber 200 Mann aus den umliegenden Gegenden
zuſammenruffen koͤnnte.
Der Alligator, oder das amerikaniſche Krokodill,
wird in dieſen Bezirken ſchon haͤufiger angettoffen.
In gegenmwärtiger Jahreszeit aber maren Feine zu
23 fehen,
214
fehen, denn fie halten ſich die drey Wintermonote in
ihren Schlupfwinkeln verborgen; nur an ſehr warmen
Wintertagen will man jezuweilen ihre Spuren auf
dem Sande erblicket haben. Es wird ihnen ein ſtarker
Biſamgeruch zugeſchrieben. Man hat ſie eben nicht
ſehr zu fürchten, als wenn man in den Flüffen:badet
oder fhwimmet. Ihrer Vermehrung thun bie ſchon ers |
waͤhnten Buzzards groffen Einhalt; dieſe fuchen bie
Eyer des Alligators im Sande auf, und freffen fie.
Sie nähren ſich vorzüglich von Fiſchen; ihre Gefräffige
keit aber verleitet fie, daß fie nad) allem fehnappen,
| was ihnen vorkommt, und man bat Stide Holz, fer
der und Eifen in ihren Mägen gefunden.
— Von Schlangen werden in dieſer und den benach⸗
barten Gegenden faſt alle bekannte nordamerikaniſche
Gattungen angetroffen, und zwar ziemlich häufig;
boch find wenige davon giftig, Nur in den grofen
Sümpfen halten fie fich feltener auf, weil fie in dem
feuchten Boden feine bequeme Schlupfwinkel finden,
und in Gefahr wären, im Winter in ihren Löchern ent«
weder unter dem Eife zu erfrieren, oder zu erfaufen.
Eine Schlange, der ſchwarze Laͤufer (Black Runner) ges
nannt, murde vor einiger Zeit getödet, und 12 Fuß
lang gefunden. —
Unſe⸗
—
Sneadens + Ferry. 215
Unſere Reiſe wurde durch eine Reihe heiterer und
warmer Tage (*) beguͤnſtiget. Die Froͤſche laͤrmten
uͤberall in ihren Suͤmpfen; Bienen flogen; Fledermaͤuſe
flatterten des Abends umher; Negerkinder ſpielten
nackend im Freyen. — Dieſes, in der erſten Woche des
Januars, ſollte einen eilenden Fruͤhling vermuthen laſ⸗
ſen; unterdeſſen wagt es doch aber kaum eine Pflanze,
ſich vor dem Anfange des Maͤrzmonats zu enthuͤllen,
als um welche Zeit faſt der eigentliche Fruͤhling dieſer
Gegenden beginnt. Fruͤhlingsfroͤſte fallen hier zuweilen
noch im April ein. Strenge und kalte Winterwitte⸗
zung (*20) iſt aber auch in dieſem unſtaͤten Klima nichts
O 4 unge⸗
CH) Die nemliche warme Witterung, welche wir in
Nordkarolina am aten sten und sten Jenner mit Suͤdweſt ⸗
wind hatten, wurde am sten und ztem in Philadelphia bes
merkt. Dort, wie bier, war fie die Wirkung des füdlis
chen Windes, welcher nur fpäter die nördlichen Gegenden
erreichte. Philadelphifche Zeitungen berichteten, daß das
mals das Thermometer im kurzer Zeit um 53 Grade ſtieg, |
und Schnee und Eis Dr ic tweofihmolien.
Cr) Die Strenge de Winter pflegt oft wun derbar zwi⸗
ſchen nördlichen und ſuͤdlichen Gegenden abzuwechſeln. Von
den bekanuten ſtrengen Wintern 1739 und 1741 merkt Linse?
ARı
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—
216 Sneadens / Ferrye
ungewöhnliches, und hält oft mehrere Tage an. Bor
dren Jahren war der Neus⸗River, bey New Bern
(unter 35 Gr. füdlicher Breite,) fo feſt gefroren, daß
Menfchen und Thiere über das Eid gehen konnten.
Die Iris verna L., bier Violet genannt, die Viola
‚pedara und palmata, Gomphrena flava, Lupinus peren=
nis, Sanguinaria‘ canadenfis, Sarracenia lutea und pur-
purea, Cypripedium Calceolus, Azalea vifcofa, Kalmia
latifolia, anguſtifolia und glauca, und andere Pflanzen,
ſchei⸗
an, daß man in denſelben Jahren in Norwegen, jenfeit
der Alpen, eine fehr gelinde Witterung gehabt; daß in
den Jahren 1745 und 1746, da in Schweden ein fehr leid:
licher Winter, in Montpellier hingegen eine heftige Kälte
war; daß im Winter 1735 und 1736, da in Schweden und
Holland fehr gemäffigte Witterung war, zu Neuyork in
Amerika der Brandtewein in den SKellern gefror. — Sp
verhielt es fich gleichfalls in den Wintern 1779 — 80 und
1783 — 84, welche über alle mittlere und füdliche Kolo—
nien von Nordamerika mit ungewöhnlicher Härte herrſch⸗
ten, in Neu: Schottland und Canada hingegen eben fo uns
gewonnlich gelinde waren. Aehnliche umgekehrte Werhälts
niffe bat man verfchiedenenale zwifchen den füdlichen Kuͤ⸗
fien von England und den nördlichften Gegenden von Schott:
land angemgrfet.
RT. r
Sneadenss Ferry. 217
fcheinen nad den unvollftändigen Nachrichten, welche
ic darüber erfragen Fonnte, zu den Erfilingen bes
Frühlings zu gehören, und blühen zu Ende des Februars
oder zu Anfang des Maͤrzes. Die merkwuͤrdige Dio-
naea Mufeipula L. (Fly-trap) gehört in diefe Gegenden
zu Haufe, fcheinet aber den menigften der Einwohner
betannt zu ſeyn. Auſſer ihr wird noch manche andere
.feltene Pflanze die Mühe ver Fünftigen Sorfeher bes
—*
Mays wird im hieſigen magern Sandboden bey
6 Fuß von einander gepflanzet. in Bufchel Saamen
. ift daher für 10 — 12 Morgen Landes gnug, und trägt
etwa 12 — 15 fältig, in neuaufgenommenem Sande aber -
mehr. Ein und derſelbe Acker wird für viele Jahre,
fo lange er nur etwas fragen will, und immer ohne
Dung oder Brache bebauetz bevor die Erde nicht voͤl⸗
lig erfchöpfe ift, macht man feine Anftalt, ein neues
Stück Land vorzurichten, denn das alte durch Dingen
verbeffern zu tollen, läffet fich niemand einfallen.
Nebſt dem Mays werden in Nord» und Sübfaro,
lina eine £leine Art Erbſen, unter dem Namen indiani
fche Erbſen (Indian Peas) fehr häufig gezogen. Sie
eae ſich ſtark, und erfeget in guten Jahren die
O 5 Aus⸗
218 Sneabens / Fern.
Ausſaat 40 — 50 fältig. Man ſtecket fie zu Ende des
Aprilg, oder zu Anfang des Mays, und die Erndte
erfolgt im Dftober. — Won den Battaten (Convol-
vulus Battatas L.) brennen bie biefi igen kandleute eine
ſchlechte Sorte Brandtewein.
Der Mangel und die Theurung des Salzes waͤh ⸗
rendem Kriege, da der Buſhel oft mit einem auch zween
ſpan. Dollars bezahlt werden mußte, verurſachte, daß
man an ber Küfte von Nord» und Suͤdkarolina anfieng,
Sal; aus Seemwaffer in Pfannen zu ſieden. Es ges
ſchahe damals mit gutem Erfolg und groſſem Vortheil,
wird nun aber wieder aufgegeben, weil man es haͤu⸗
fig und wohlfeil von Weſtindien erhalten kan. Da der
Werth des Holzes fuͤr beynahe nichts zu rechnen iſt,
ſo wuͤrde dieſe Salzbereitung ſich noch immer bezahlen,
wenn nur der Preiß des Buſhels Salz immer auf 3
eined Dollars bliebe, welches aber der Fall nicht if. —
Salz aus Seewaffer, durch Abduͤnſten in Gruben an
der Sonne, zu bereiten, hat man nicht verfucht. Der
Aufwand von Salz ift beträchtlich, und die Zufuhr bes
fhäftige viele Fahrzeuge. Auffer dem zum Poͤkeln der
Fiſche und des Zleifches bensthigten Salz, iſt eg in
den hintern und von der Küfte abgelegenen Gegenden
gewöhnlich, den Pferden und dem Rindvieh woͤchent⸗
lich
Sneadens/ Ferry. 219
lich einigemal etwas Salz zu geben, ſowohl in Abſicht
auf die Geſundheit des Viehes, als auch um daſſelbe
an die Häufer und Plantagen zu gewöhnen, und das
Vieh ift fehr begierig darnach. In der Nachbarfchaft
der Kuͤſte hingegen, auch da, mo das Vieh nicht mehr
zu Salzwaffer fommen Fan, ift es nicht fo lecker dar,
nad); es wird ihm auch kein Salz gegeben, weil die
Leute (aber irrig) glauben, die Luft felber und bie
fallenden Thaue feven mit dem vom Meere —
ſtenden Salze geſchwaͤngert.
Suͤſſes Waſſer findet man an der Ruͤſte faſt
uͤberall in geringer Tiefe. Wenn man in der Naͤhe des
Strandes auch nur mit Haͤnden eine Grube in den
Sand graͤbt, ſo fuͤllet ſich dieſe bald mit ziemlich rei⸗
nem Waſſer an. Wenige Meilen von der See ab fin⸗
det ſich Waſſer in der Tiefe von 2— 4— 6 Fuß une
ter dem Sande in der Thonlage Man bat aber auch
fehr gute und friſche natürlihe Quellen in diefen niedrie
gen Gegenden; mitten in den Suͤmpfen trift man ſtarke
und reine Quellen an, und gemeiniglich bahnen und
öfnen ihnen die von ausgefaulten Wurzeln ——
nen Loͤcher den De
Daß der größte und d wictigfte Teil der —
ren Waldungen dieſer vordern Gegenden aus Nadel⸗
ho
220 Sneadens ‚ Ferm.
holz beſtehe » habe ich ſchon verſchiedentlich erwaͤhnet.
Aber eben dieſe Holzart iſt es, welche dem Sandmann
beträchtliche Vortheile gewaͤhret, und ihn wegen des
allgemein ſterilen Bodens ſchadlos haͤlt, indem ſie ihm
auſſer ſchoͤnem Bau⸗ und Nuzholz einen betraͤchtlichen
Gewinn an Terpentin, Ther, Vech, Harz und Terpen⸗
tinoͤl abliefern. Die hieſige Pechkiefer (Pitch-pine) ift
daher für Nordkarolina der mwichtigfte und einträglichfte
FON,
ge
Terpentin wird befanntlih durch Einfchnitte in
ben Stamm erhalten. Diefe Einfchnitte, welche man
bier Büchfen (Boxes) nennt, werden anfänglich gang
am untern Stammende nur ı bi 2 Fuß über der Erbe
gemacht; in den folgenden Fahren eriveitert man fie
aufwärts, oder machet neue, oberhalb den erftern; doch
werden feine Einfchnitte höher hinauf ald Ss — 6 Schuh
von der Erde gemachet, ob es gleich thunlich wäre,
und nit Hülfe einer Eleinen Leiter, noch höher oben am
Stamme, Terpentin Fünnte gefammlet werden. Die
geoffe Menge des Holzes machet, daß man fich diefe
Mühe erfparet, und immer licher frifche Bäume ans
hauet. Es werden nah Maasgabe der Stärfe ber
Dame, 2, 3, und 4 Boxes in einem Baum gehauen;
und biefes gefäjiehet in der Mitte des Winterg, im
Som«
Sueadens, Jay 221
Sommer würde die Verwundung dem: Baum. tödlich
werden. ‚Der harzichte Saft-oder der Terpentin fängt
an im April, und fähret fort big im den September zu
flieffen. . Zweymal des Monats, und gewöhnlich um
die Zeit des Neu» und Vollmondes, wird der Ausflug
' gefammlet (dipped), oder von den. Einfchnitten abge
fraget, und eben fo oft werden die Boxes wieder nach
gehackt oder angefrifcht ‚(re-chip’d), weil ſonſt Staub
und der verbärtete Terpentin: ſelber, die Deffnungen
der Saftgefäfle verſtopfen, und ben Ausflug ‚hemmen
würden. Ein Mann fan bequem 3000 Boxes beforgen,
und fo.viele werden gemeiniglich. einem Neger „welche
faſt durchgehendg dieſe Arbeit verrichten muͤſſen, zuge⸗
theilet. In der beſten und waͤrmſten Zeit kan ein Ne«
ger leicht 15 — 20 Barrels Terpentin auf einen Tag
fuͤllen. In regnichtem und truͤbem Wetter iſt der -Aus«
fluß geringer und dann ſiehet man ſich auch nicht dar—
nad) um. Von 3000 Boxes rechnet man im Durche
ſchnitt den Sommer über 100 — 120 Barrels Terpen⸗
tin zu erhalten. Zu diefen 3000 Bores können etwa
12 — 15 Morgen Waldung erforderlich feyn, je nach.
dem bie Bäume enge oder weit fiehen, und ſtark ‚oder
nicht Fark find. — Ein Barrel Terpentin, zu 32 Gadong,
‚gilt dermalen 16 Schilling Current, oder 2 ſpaniſche
Dollars.
Ther
22 er. Edeen Bere.
ie
i Ther wird aus dem Holze dieſer und anderer Ar⸗
ten von Kiefern geſchweelet; doch ſammlet man fuͤr die⸗
fen Gebrauch hauptſaͤchlich und am liebften, alte Wind»
Brüche und abgeſtorbene Stämme der Pechtiefer, welche
am harzreicheſten iſt, und daher nichts verlieret,
wenn die Stuͤcken davon auch noch ſo lange der Luft
und Witterung ausgeſezt waren; denn nur der waͤſſe⸗
richte Saft verduͤnſtet, und der harzichte Theil bleibt
zurück, Diefes zum Sherbrennen beſtimmte todte Hol
heißt Lichtholz (Light - wood); und der davon bereitete
Ther wird todter Ther (dead Tar) genannt, zum Ans
terſchied vom grünen Ther (green Tar), welcher aus
frifchgefälten Bäumen, die man vorher einige‘ Fahre
auf Terpentin benuzt hatte, "erhalten wird. Lezterer
wird erſterem vorgezogen. Das Therſchweelen geſchiehet
in einer mit Letten ausgeſchlagenen Grube, in welcher
das Holz mit Erde bedeckt und durch ein Dampffeuer
verkohlet wird; der ausſchwizende Ther ſammlet ſich
am Boden, ind flieſſet durch hoͤlzerne Roͤhren in tiefer
eingegrabene Säller. Das Therſchweelen ift hier ein
Wintergefchäfte, und durch die Beruzung der Wind»
Brüche abgeftorbener und durch Abzapfung des Terpen-
eins ſchon benuzter Bäume, machen’ die Leute bevnahe
Geld aus Nichts; in Erwägung, daß. anderwaͤrts, mo
man diefes Gefchäfte nicht treibt, dergleichen Holz in
den
% #
5
* — N | R \ m
Sneadens, Fu 223
— —
den Waͤldern ungenuͤzt verrottet. Ein maͤſſiger Karren
voll Harzholz, oder ſo viel als zwey mogere Ochſen
ziehen koͤnnen, giebt, nach angenommener Schaͤzung,
ein Barrel, oder ein Faß Ther, an Werth 12 Schil⸗
linge, ober 14 fpan. Dollar.
Aus dem Ther wird Pech gebrannt; entweder
in groſſen eiſernen Keſſeln, oder noch gemeiner in
Gruben, welche 6 Fuß Tiefe, nnd fuͤnftehalb Fuß
im Durchſchnitt haben, und mit ketten ausgeſchlagen
werden, wenn man nicht ſchon einen lettichten Boden
vor ſich hat. Eine ſolche Grube fan so und mehr
Säffer Ther aufnehmen, Drey Fäffer Ther geben uns
gefähe 2 Faͤſſer Peh. Nun koſtet ı Faß her, ı2
Schillinge, vom Pech aber 20 Schillinge ; folglich were
den, indem man aus 3 der erfien, nur 2 der leztern
erhält, nur 4 Schillinge gewonnen. Aber dann erſpa⸗
ret man auch an Faͤſſern, welche das Stück zu 2? — 3
Scillinge angefihlagen werden, und man leidet feinen
Verluſt durch das Aufbersahren des Pechs, een
Re ein zehrender Artickel iſt.
Terpentinoͤl wird durch Deftilation des Terpenting
gewonnen, und der Ruͤckſtand ift gemeines Harz. Ein
Faß Zerpentin giebt ungefaͤhr 3 Gallon Terpentinoͤl,
und
224 Sueadens⸗Ferry
und 29 Gallon bleiben an Harz. Das Gallen Terpen⸗
tinoͤl koſtet einen halben, und ein Faß Harz 3 Thaler.
Alle dieſe Arbeiten geſchehen meiſtentheils durch
Negerſclaven, und der davon entſpringende Gewinn iſt
um ſo viel groͤſſer, da keine weitere Anlage, ols arbeitende
Haͤnde, zu deſſen Erwerb noͤthig ſind. Man ſchaͤzet
hin und wieder, daß jeder arbeitende Neger, durch —
und andere Benuzungsarten des Holzes, ſeinem Herrn
jährlich ein, bis zwey Hundert Pfund ‚Current einbrite
gen muͤſſe; welche Angabe aber doch faſt zu hoch
ſeyn moͤchte.
Von dieſen Fohrenwaldungen konnte man ehemals
100 Morgen für 4 — 5 Pfund Current (etwa 24 — 30 fl.
‚thein.) faufen. Wer 1. oder 200 Morgen aufnahm,
Henuzte gemeiniglich noch ſechs⸗ bie zehnmal ſo viel
neben. ber, weil unveräuffertes Holland in Menge da.
war. Gegenwärtig, weil man den Erloͤs aus verfauf
ten Ländereyen zu Bezahlung der Staatefchulden an⸗
wendet, hat man den Preiß von 100 Morgen Holzland
auf 10 — ı2 Pfund erhöher.
‚Die hier fogenannte Dechfiefer (Pitch-pine), wel⸗
che man am liebſten, und wo moͤglich allein auf Ter—
pentin
N
Sneadens ‚Fern. 225
nt enge 7 weit id am Harzreicheften iſt, hat drey
lar adeln in jeder Scheide; fe waͤchſt anſehn⸗
lich N TER lange nackte ab» und wieder aufmärtg
gebogene Weite, welche vorzüglich am äufferften Ende
nur einen langen aufftehenden Schopf von Blättern
haben. Sie ſcheinet faſt mehr mit der Pinus paluftris
- Mill. (x) als mit der Pinus Taeda L, überein zu foms
men, nur daß fie hier häufiger, und faft allein auf
trockenem ſandichtem Boden waͤchſt, und mehr nach der
Seekuͤſte hin angetroffen wird, als tiefer landeinwaͤrts.
Sie laͤßt ſich mehrere Jahre hintereinander ihres Ters
penting berauben, ohne fehr gefchwächt zu werben, und
man glaubt ſogar, daß fie durch diefe Abzapfungen nur
deito fetter werde, und sulest, alg Light-wood, mehr
Sher und Pech liefere, als vorher.
An den nemlichen Drten wählt, untermengt mit
ihr, aber doch noch haͤufiger weiter im Lande, die hier
ſoge⸗
(*) Pinus paluſtris foliis ternis longifimis, von Wans
genheims Beytraͤge, ©. 73. Marfhalls Amer. Grove,
©. 100. Erſterer ſagt, ſie ſchiene wenig harzichte Theile
zu enthalten. — Lezterer — fie ſey fo harzreich, als irgend
eine andere Art.
Schoͤpfs R.il.Ty. Y
226 Sneadens+ Ferm.
fogenannte Rosmarinkiefer (Rofemary-Pine) (*),
welche nur zwey Furze Nadeln hat; ungleich weniger,
und nicht fo lange Zerpentin giebt, als erfiere. —
Den Namen gelbe Kiefer (Xellow- Pine), giebt. man
bier zu Lande mehrentheils der lezterwähnten Roſsma⸗
rinfiefer; andere aber mollen damit eine befondere Abs
art der Pechkiefer bezeichnet wiſſen, welche fih durch
eine bünnere, glättere Rinde, durch weicheres gelblich»
teres Hol;, etwas kuͤrzere Blätter geradern und. weni⸗
ger aͤſtigern Wuchs, auch ſchon ganz jung unterſcheiden
und beſſeres Bauholz liefern ſoll. Aber wieder andere
nennen nur die ſehr altgewordene Pechkiefer eine gelbe
Kiefer, und glauben, daß ſie dann erſt zum Bau⸗ und
Nuzholz anwendbar werde. — Es iſt ſchwer, die hie⸗
ſigen vielerley Namen, Arten und Abarten gehörig aus—
einander zu wirren.
Da die Produkte diefer Bäume von jeher fehr eine |
teäglich für diefe Provinz waren, fo hatte man auch
immer von Obrigkeitswegen gefeste Auffeher, welche
die Güte und Reinheit des Terpenting unterfuchten und
/ bekraͤf⸗
— — —
(*) Pinus virginiana; Jerfey - Pine; two leaved Pitch-
Pine; von Wangenheims Benträge, ©. 74. Mar-
Shall’s Amer. Gr, ©. ı02.
RER 227
— |—
Befeäftigten. — Uebrigens "wird Po Holz diefer Wal⸗
dungen zu —— Geraͤthſchaften vorbereitet, zu Brets
tern, Schindeln, Faßtauben ꝛc. geſchnitten und ausge⸗
fuͤhret, und es ſind zu dieſen Abſichten ſchon ziemlich
viele Saͤgemuͤhlen im Lande errichtet. Durch ſo man⸗
cherley und ſo leichte Erwerbsmittel, welche ſich einem
jeden Eigenthuͤmer einer ſolchen Strecke Holzlandes
freywillig darbieten, wenn er nur arbeitende Sklaven
genug hat, haͤlt es freylich nicht ſchwer, ſich in’furzer
Zeit reich zu machen, wenn es ihm gleichgültig iſt, in
welcher Verfaffung er das Land feinen Erben überläffet,
Vom New» River nah Wilmington am Capes
Fear» River, find 42 Meilen lauter Wald und Sand.
Die vielerlen Pfade und Wege, welche ſich in diefen
Waldungen häufig durchfreuzen, laffen Reiſende oͤfters
in Verlegenheit. Man hat hie und da zwar Wegzeiger
aufgeſtellt, aber nichts darauf geſchrieben. Wir waren
einmal ganz von unſerer Straſſe abgefommen, und
würden, der Himmel weiß wohin, gerathen feyn, wenn
ung nicht glücklicher Weife ein Gentleman begegnet und
wieder zurechte geführet hätte. Seit vielen Tagen war
diefeg die erfte menfchliche Erfcheinung, welche ung auf
biefem Wege entgegen Fam. Er fam nur 2ı Meilen
weit ber, um eine Kleinigfeit bey einem Schmidt mas
P 2 chen
*
t
223 ; Wilmington.
chen zu laſſen, und reitet Morgen noch 19 Meilen wei⸗
ter, um einen Schneider zu finden — und reitet af
einer: Satteldecke. on
# TEENS *
wilmington lieget dichte. am Enpe+ Fear. Niver,
und niedriger als die allgemeine Sandflähe. Die
Stadt zählet gegen 150 bölgerne, aber doc meifteng
wohl ausfehende Käufer. Sie war auch einmal eine
Zeit lang die Hauptſtadt der Provinz, und ehemals
im Beliz eines beträchtlichen Handels nad) Weflindien
und den nördlichen Provinzen; gegenwärtig treibt fie
faſt nur allein mit Charleston Verkehr. Der Hafen
wäre gut; aber der Zugang if für gröffere Fahrzeuge
befchwerlich , wegen einer vorliegenden Barre, welche
nicht über 9 — ıo Fuß Waſſer hat, Gröffere Schiffe
müfjen fich daher erſt bey Brunſwick, einen 16 Meilen
von bier, der Mündung des Fluſſes näher gelegenen
Städtchen leichter mahen Noch 9 Meilen unterhalb
Brunſwick, auf dem von Seefahrern fo gefürchteten
Cape» Fear, liegt, oder vielmehr lag ehemals, Fort
Johnſon, welches zur Bedeckung des Eingangs vors
längft errichtet worden war, nun aber eben fo, wie
Brunſwick, faft gänzlich zerfiöret und verlaffen if.
Auf dem Wege hieher nach Wilmington, hörte ich
eines Drtes am Cape + Fear» River, unter dem Namen
Rocky⸗
Bilmingtom 2229
i Rocky⸗ point erwähnen. Dieſer Name allein mußte
Aufmerfamfeit erregen, inbem nach der allgemeinen
Beſchaffenheit dieſer Gegenden, eine felſichte Spize
etwas unerwartetes, etwas beſonderes verſprach. Zu
- Wilmington fand ich, aber bald die nähere Aufklaͤrung.
H Diefe Stadt lieget an den tiefen Bänken des genanns
ten Sluffes; hinter ihr und um fie ber ift die Landichaft
erhabener , die Fortſezung nemlich der allgemeinen Sand⸗
flähe, welche bier durch den Fluß und einige andere
Seine Waſſer, mit Vertiefungen unterbrochen iſt. Zus
naͤchſt an der Stadt, und dichte am Waſſer, zeigen
ſich verſchiedene zu Tage ausgehende Schichten von
Muſchelfels, viele Fuß dicke; von einem Bette klaren
und weiſſen Sandes, von 12 big 24 Schuh hoch, be⸗
decfet, worinnen Feine beutlichen Lagen unterfchieden
werden innen, | Die, Mufchelfelslage ſelber iſt alle
blos gegen die Slußfeite entblöffet, und beſtehet aus eis
nem meiftentheilg harten Steine, der hin und wieder
deutlihe Schichten wahrnehmen laͤſſet. Er iſt gänzlich
aus denfelben Mufchelarten und Schaalen zufammenges
ſezt, wie der ſchon erwähnte bey Vork in Virginien.
Sie. find mehe oder weniger zermalmt, beſonders in
den tieffien Lagen; an hoͤhern Stellen laſſen fich mehr
rere ganze unter den zerbrochenen ſehen und; ganz oben
bängen fie nicht mehr fo feſte zuſammen ſondern find
— P3 nur
r
-
230 Wimington
m a $ — —“
⸗ = N
nur mit Sand, rothlichtem Letten, und dann und wenn
mit kleinen abgerundeten Kieſeln vermengt. Solche
Stellen des haͤrtern Selfen, die der Luft und dem ans
fpülenden Waffer ausgefezt find, enthalten zwifchen den
Mufcheln und ihren Bruchflücken viele leere Stellen,
indem nemlich der Sand und andere anfänglich fie bin,
dende Theile ausgewaſchen wurden. In der Mitte die⸗
ſer Felsbank zeigt ſich eine Lage, welche durch Haͤrte
und reineres Weis vom übrigen ſich auszeichnet, und
einem weiffen Marmor beynahe ähnlich wäre, wenn
‚man nicht zwiſchen den bier fehr Fleinen Bruchſtuͤcken
ebenfalls fehr fleine leere Nizen entdeckte. Hin und
wieder fand man auch fehr deutliche und ganze Abdruůcke
des flachen Seeſterns (Echinus Orbiculus LE)
An den Selfen wuchs Acröflichum na
und Afplenium rhizophylium L,
Am Tage nach unferer Anfunft wohnten mir einer
öffentlichen Verfteigerung bey, welche vor dem Courts
boufe gehalten wurde. Jaͤhrliche Miethen von Häufern
wurden feilgeboten ; und fehe mitfelmäffige Häufer in
der Marftfiraffe wurden, weil fie zu Handelsgefchäften
Bortheilhaft gelegen wären, für 60, Too und 150 a
jährlichen Zins verlaffen. |
Nach
Wilmington. 37
— — Linn
Nach dieſem wurden Neger, ebenfalls durch oͤffent⸗
lichen Auseuf, auf 12 Monate, gegen das hoͤchſte Ger
bot/ vermiethet. — Eine ganze Familie, Mann, Weib
und 3 Kinder wurden für jährliche 70 Pfund vermiethet;
andere einzelne äber, für 25, 30, 35 Pfund, nach Bes
fchaffenheit ihres Alters, Stärke, Geſchicklichkeit und
Brauchbarkeit. In Nordkarolina rechnet man im Dusche
fehnitt, dag ein Neger feinem Heren jährlich" ungefähre
>35 Pfund Current (180 fl. thein.) einbringen müffe;
weil dieſes das Medium der gewoͤhnlichſten Miethpreife
iſt. In Weftindien ſchaͤgzt man den reinen Profit, -
welchen die Arbeit eines Negers feinem Herrn bringt,
auf 25 — 30 Guineen, und in Virginien nach Befchafs
fenheit des Landes, auf 10 — ı2 — 13’ Öuineen im
Sahre. — Die hieſige Unterhaltung eines Negers iſt
nicht koſtbar, denn man giebt ihnen täglich nur ein
Quart Mays, und ſelten etwas Fleiſch oder geſalzene
Fiſche. Nur die Neger, welche zur Bedienung im Haufe
gehalten: werden‘, ‘haben fich einer beffern’ Verpflegung
zu erfreuen. ° Gutgeſinnte Herren Heiden ihre Neger
jährlich einmal, und geben ihnen einen Anzug von gro⸗
bem wollenem Tuch, zweh grobe Hemden und ein paar
Schuhe, Aber die welche die groͤßten Herden davon
haben / halten fie am ſchlechteſten, laſſen ſie meiſtens
nackend oder in Lumpen laufen, imd gewoͤhnen fie fo
On B4 viel
| 1% viel möglich. zum Hungern, verlangen aber doch ſtete
Arbeit. Wer einen Neger miethet, giebt auf der Stelle
| eine Verfehreibung des Miethpreiſes, welcher nach Bere
lauf der Miethezeit bezahlet „werden. muß, ſollte auch
| unterbeffen „der. gemiethete Neger frank: geweſen oder
— weggelaufen ſeyn. Der Miethende muß ferner die
Kopfſteuer „für den Neger bez hlen „und ihm Kleidung
AR * un. ‚Nahrung . ‚geben... Ein. Reger iſt alſo ein. Kapital,
J welches man zu ſehr hohen Zinſen ausleihet, aber we⸗
gen, Entlaufens und Sterbens freylich auch. nei ſehr
Re alt. 3% A 8 na BE J
* —— nn wurden 2 _ das au. he
verfchiebenen-Preifen, von. 120 big 160 und 180 Pfund;
alſo zu 4—55 bis 6mal des mittlern jährlichen Mieth⸗
lohns. Ihren Werth beſtimmen Alter, Geſundheit und
Faͤhigkeiten. Ein Faßbinder ‚„welches unter den Pech⸗
und Therſiedern ein unentbehrliches Gewerbe ift tkam
feinenn Käufer auf 250 Pfimdas und deſſen aszzaͤhriger
zu der nemlichen Arbeit erzogener Sohn, auf 150 Pfund
i zu, fiehen. ‚ Der Vater. wurde zuerſt ausgeboten 5 die
Beforgniß,.baß fein Sohn einem andern Käufer zufal⸗
len, und von ihm getrennt werben, möchte, war ihm
ſchmet haftex „ala die, Furcht einen harten Herrn zu
bekommen. u Wer mich, kaufet, rief er unablaͤßlich,
„muß
Wilmingeon .238
nm muß ‚auch meinen Soon faufen,, — und es geſchahe
wie feine Vaterliebe ‚es; wuͤnſchte, denn fein Käufer
war, ‚wenn auch nicht: aus Bewegungsgruͤnden von
Menſchlichkeit oder Mitleiden, doch aus Nüskfichten
feines Vortheils „dazu „genöthigt.; Ein ältlicher ann
und ‚fein, Weib wurden fuͤr 200. Pfund hingegeben.
Aber nicht immer find.diefe armen Gefchöpfe ſo gluͤck⸗
lich „in, Gelellfchaft der Ihrigen verkauft zu werden;
oft. wird der Mann; feinem Weide, die Kinder ihrer
Mutter. entriffen, wenn es dem Bortheil- des Kaͤufers
oder Verkaͤufers beſſer entſpricht, und man achtet ihrer
Häglichen Bitten nicht, womit fie ihre, — zu
verhindern ſuchen. en
aklinse, ,iter ji ie re ur
Man kan nicht ohne -Mitleiden und Sheilnahme
dieſe armen Kreaturen ‚da aufieinemierhöheten: Pla; zur
Schau ausgeſtellt fehen, wo fie von den Kanflufigen
- genau, befühlt: und. befehen werben, Kummer und Vers
zweiflung blickt aus ihren Mienen, und fie müffen
änsflih erwarten, ob fie einem hartherjigen Barba⸗
zen oder einen, Menfchenfreunde zufallen werden. Vers
gerliche, und unanfländige Fragen und Scherze „erlaubt
man; fich bey dem Ausbieten ‚der, Negreſſen. Der
Yuktionnton ‚bemühet ſich, die Stärke» Schönheit, Ges
fundheit Geſchicklichkeit, Treue und: Nüchternheit, und
P5 alle
Höhe * alle Tugenden ſeiner Waare auf das BER ER
ſttreichen, um fie deſto hoͤher an" Mann zu‘ bringen
Die ausgebotenen Neger hingegen widerſprechen eben
fo eifrig jeder guten Eigenfchaft, die man’ von ihnen
ruͤhmet klagen über Alter, über ausgeſtandenes Unge⸗
mach und Krankheiten, und verſichern, man werde ſich
an ihnen verkaufen, "und: ſie waͤren Fein fo hohes Ge⸗
bot werth: weil ſie wohl wiſſen, daß je theurer fie
bezahlt werden, deſto beit und — man
er von sonen erwartet. 3 a EEE
i u EI WAR One ae IE
—
Um die Verbeſſerung des Zuſtandes dieſer Klaſſe
von Menſchen, Haben ſich beſonders die Duäfer in
Amerika ſchon lange, aber immer vergeblich, bemuͤht.
Noch kuͤrzlich hatte einer von ihnen, ein Mitglied der
virginiſchen Aſſembly, Muth und Menfchenliebe genug,
einen ‚Öffentlichen Antrag auf Freylaſſung der Neger⸗
ſclaven zu machen; es gelang ihm aber diesmal nicht (*),
NVRRT, VER TI7T —* RZ EL 7
i ) „In Virginien if nun wirklich die Sklaverey der
„, Deger "aufgehoben; es dürfen’ keine ſchwarzen Sklaven
‚mehr eingeführt werden; man hat Schulen für ihren
Anterricht, and Geſellſchaften errichtet, fie gegen die-Härs
„te ihrer Herren zu —— — Eben ſo hat man in
Be „Pen⸗
Wil mington 235
Indeſſen aber die Quaͤker erwarteten, daB Obrigkeiten gö
ihren wiederholten und menfchenfreundlichen Vorſtellun⸗ |
gen Gehoͤr geben, und durch allgemeine Verordnungen
die Leibeigenſchaft der Afrikaner gaͤnzlich aufheben folls
ten, haben einzelne Glieder diefer Gemeinden es für
Kae — andere durch Beyſpiele u
N Pe einem
„Penſylvanien allen Negerfklaven die Freyheit ertheilet,
„die feit der Iudependenz ; Erklärung in Diane ——— ge⸗
„boren wurden. —
Die — ———— guͤnſtigerer Geſinnungen gegen die
Neger bewirkten und unterſtuͤzten vorzuͤglich, ſchon vor meh⸗
reren Jahren, Anthony Benezet, durch: a fhort Re-
prefentation of the calamitous State of, the enslaved
Negroes in the British Dominions. Philadelph. 1766. 8
und D. Rusb’s, Addrefs to, the Inhabitants of the Bri-
tish Settlements in America upon Slave-keeping. Phi- |
Jadelphia 1773. 8. — Beyde fprachen laut, und waren
für die Rechte der Menfchheit, und Sreyheit der Neger; —
ihnen folgten bald mehrere Schriften und Auffäze, welche
die anfänglich angefeindeten Aeuſſerungen diefer edlen und
menfhlichgefinnten Männer noch feſter begrändeten und alls
gemeiner befantt machten. — Seit jener Seit wurde die
Verbeſſerung des Zufandes der Neger immer im Geſicht
behalten — und fcheinet nun in laͤngſtgewuůaſchte Wirkſam⸗
keit zu kommen.
236. . Bilmingtom.
4 einem, fo 1öblichen Zwecke zu — Dos, munen
gemeiniglich bee, wohlwollenden und edlen Abſichten
durch, ‚bie, Verderbtheit der Geſinnungen, welche unter
den. Negern herrſchet, (die aber nicht ‚mehr, iſt, als
man bey der rohen Erziehung und dem gänzlich, vernachlaͤſ⸗
fioten ‚Untereichte, derfelben erwarten muß,) vereitelt,
- Ein, reicher alter Quaͤker, welcher ben Richmond in
Virginien lebt ſchenkte allen feinen. Sklaven die Frey⸗
heit, unter ‚der Bedingung jedoch; daß fie bey ihm blei⸗
benz und gegen fehe billiges Tagelohn arbeiten follten.
Alle verfprachen es heilig; fo bald fie aber ihre Frey»
briefe hatten, verlieffen ipn die meiſten. Ein anderer _
reicher virginiſcher Quaͤker gab ebenfalls feinen Ne
gern. bie Freyheit, und jeder Familie ein Stüc Land,
toorauf fie ſich durch ihre Arbeit, gegen Erlegung ei⸗
nes jährfihen Grundzinſes, wie andere Miethleute
(Tenants) nähren fonnten; fie fiengen zwar an, folches
zu thım) da fie aber die gewohnte firenge Aufficht nicht
mehr über -fih fühlten, und moralifche- oder religisfe
Grandfäze, welche fie "nicht kannten, fie nicht in der
gehoften Ordnung ‚Hielten , an die fie vorber nut durch
Zwang getoshnt waten ſo entſprach auch dieſer Ver⸗
ſuch den Abſichten des guten Quaͤkers nicht, und er
ſahe ſi ch und ſeine Laͤndereyen bald von ſeinen freyge⸗
gebenen Negern verlaſſen. Mau, erzähle mehrere. der⸗
glei⸗
“u ..
ch Witmngton zer
gleichen Bepfpiele, um dadurch zit beweiſen , wie ſeht
die Neger "überhaupt unfähig” wären, gehörigen Ges
Brauch son den ihnen ingedachten” Vortheilen der Frev⸗
heit zu machen, und um die fo ganz ungegründete
Meynung von ihrer natuͤrlichen Beſtimmung zur Kucchte
Schaft zu "unterhalten. Es Tieffen fich wohl eben fo
viele Benfpiele von freyen Negern anführen, welche
fich fittlich betragen, und ordentlich und fleiffig nähren;
dag man dieſes aber freylich nicht von allen fagen und
erwarten Fönne, davon liegt der Grund einig und allein
in der aͤuſſerſten und vorfäzlihen Vernachläffigung der
Erziehung ihrer Jugend, und die Neigung zur Trägs
heit, Dieberey und Untreue, welche man den Negern
zur Laſt legt, find die unvermeidlichen Folgen der
Skiaverey. Man laͤßt fie aufwachſen, wie anderes.
Vieh; und lehrt fie feine andern Gebote fennen, ald
den ſtrengſten Willen ihres Herrn, und keine andern
Bewegungsgruͤnde ihrer Handlungen, als die Geiſſel.
Man ſagt, der Neger ſey von Natur träge zur Arbeit,
koͤnne nur durch Zwang und firenge Aufficht dazu ges
woͤhnt werden, und fen daher, fich felbft überfeffen, ein
unnuͤzes und laͤſtiges Main für die uͤbrigek buͤrger⸗
liche Gemeinheit. Es iſt ſehr mwahrfcheinlich, daß der
Afrikaner von feinem VBaterlande, wo ihm die gütige
Natur beynahe alles, mas er zu feiner Erhaltung bee
darf,
238 | EM mai.
darf, freywillig darbietet, ‚feine, groſſe Neigung zu ans
geftrengter und mühfam anhaltender Arbeit mitbringe;
es läßt fich aber auch Feine vernünftige Urfache ein⸗
ſehen/ warum der gewaltſamer Weiſe nach Amerika ver⸗
ſezte Neger das mit Eifer und Luſt thun fol, was der
amerifanifche Pflanzer ſelber nicht thun mag; warum
jener im bittern Schweiß ſeines Angeſichts, und bey
hoͤchſt ſpaͤrlicher Nahrung, das Feld bauen ſoll, damit
dieſer feine Tage in Ruhe und Wohlleben verpraffe. —
„Sollte ich die Rechte der. Europder, die Neger. zu
„ihren Sklaven zu machen, vertheibigen, fagt Montes⸗
„quieu, fo wüßte ich nur folgende Gründe: — Die
„Europaͤer, nachdem fie die eingebohrnen Amerikaner
verdrängt und ausgeroftet haben, find genöthiget, bie
„Afrikaner ind Joch zu fpannen, um fo groffe Stres
„cken Landes anzubauen. — Zuder, Indigo, Reiß ıc.
„wuͤrden zu theuer feyn, wenn fie anders, als durch
„Leibeigene, ſollten angezogen werden. — Dieſe Krea-
„turen ſind ſo ſchwarz und haben ſo flache Naſen, daß
„man ſie unmoͤglich bemitleiden kan. — Es iſt ſchwer
„zu glauben, daß der weiſe und guͤtige Schöpfer ei⸗
„nem ſo ſchwarzen und bäfßsen Koͤrper eine Seele,
„vielweniger eine gute Seele, , gegeben habe. — Die
„Neger fchäzen Glasperlen hoͤher als Gold — welches
deut⸗
\ %
Wilmington. 239
„deutlich beweiſet, daß ſie unvernuͤnftige Weſen (*)
find, — Es iſt unmoͤglich, dieſe Geſchoͤpfe für Mens
schen gelten zu laſſen, denn wir ſezen ung ſonſt dem
„Verdachte blog, daß mir feine Chriften find. — —
Montesquieu hat bier alles gefagt , was die nn
ger der Neger « Sklaverey deutlich oder undeutlich zu
a⸗ pflegen. —
Der: Cape⸗Fear⸗River heilt 6 fh. bey Wilming ·
ton in den nordoͤſtlichen und nordweſtlichen Arm,
(N: eaſt. & N. weft Branch) welche den Deep» River,
. Ham. River, und viele andere Fluͤſſe aufnehmen. Der
nordöfllihe Arm erſtrecket fich, unter veränderten Na—
men
CH) Ueber die richtige und ohne triftige Gründe bezwei—
felte Wahrheit: „daß die Neger in Rücficht ihrer natuͤrli⸗
„hen Geiſtesanlagen und Fähigkeiten gerade um nichts dem
„uͤbrigen Menfchengefchlechte nachſtehen, — fehe man
Hrn. Prof. Blnmenbachs Bemerkungen von, den Nies
gern; im Magazin zus Phyſik und Naturgeſchichte, 4ter
Band, ztes Stud, S.4. — Ein unparthepifcher und Vor—
urtheil freger Beobachter würde unter den amerifanifchen
Steserfflaven, ihrer ungünftigen Lage ungeachtet, dach zahl:
reiche Beweiſe für diefe unläusbare Wahrheit ſammlen
Eönnen. —
240 Wil mingtom
\
men; weit in dag Innere des) Landes, und Fahnbis
Eroßr Creed, 100 Meilen von bier, mit Booten befah⸗
ren werden. Die gerade Straſſe von Wilmington nach
Suͤdkarolina gehet durch eine fie Gegend; bie
darinn gelegten Brücen waren noch vom Kriege her '
ungangbar, wir mußten uns daher zu einem Ummege bes
quemen, und verſchiedene Meilen im nordweſtlichen
ahren, um hinter dem Sumpfe wegzukom⸗
men. Die flac en Ufer des Fluſſes waren zw beyden
Seiten dicht mit Rohr und Schilf bewachſen; zunaͤchſt
ſtanden die niedern Gattungen von immergruůnem Buſch⸗
werk, und hinter dieſen erſt hoͤhere immergruͤne Baͤu⸗
me: Magnolien, Lauri, Hopea, Gordonia Lafianthus,
und dergleichen, die ein angenehmes Grün unterhiel⸗
ten. Zwifchen dem grünen Gebüfche ſtanden praͤchtige
Eihen, Wafferduchen, Tupalos, Zulpenbäume, und
anderes von ihren fich weit verbreitenden Aeſten hieng
die Tillandlia in langen Stricken herab, und eine Menge
verfchiedener Rankengewaͤchſe flocht ſich überal an
Stamm und Feigen hinauf — aber leider waren ders
malen die meiften ohne Laub, und alle ohne Bluͤthe. —
Der Morgen, an dem wir dieſe Fahrt machten, war
bitter kalt, und um deſto empfindlicher, da man auf
dem kleinen und offnen Boote ſich ganz ſtille halten
mußte. Den rudernden Negern wurde zwar bey ihrer
Arbeit
Nordkarolina. 241
——
| Arbeit w — nice deffoweniger aber hatten fie etliche
mitgenommen, womit fie ein Kleines Feuer
forgfä nein das ihnen boch feinen andern
Ryan, als die Freude folches zu. ‚feben tn gewoaͤhrte.
Sie * das Feuer uͤber alles, und ſchleppen es
allen ihren "Arbeiten, auf dem Felde, im Walde,
nd * Waſſer mit ſich herum, und das auch in der
waͤrmſten Jahrszeit. — Von der Plantage wo man
uns landete, (und wo mir ſchlechten Zhee, ſchlechtern
Zucker, keine Milch, hartes Fleiſch und wenig Brod,
alles fuͤr baare zwey ſpan. Dollars hatten,) kamen wir
auf einen 10 Meilen langen labyrinthmaͤſſigen Wald
——
weg nach Town ⸗Creeck, und von da durch noch 37
Meilen einförmige Waldung, über Lockwood's-Folly
und Shallots- Bridge nah Murray's Haus an der
Gränze von Suͤdkarolina. Auf dem ganzen Wege von
Wilmington ‚ber wurden mir faum 8 oder 9 Häufer
gewahr. *
Die bisher beſchriebene Straſſe, welche uns durch
Nordkarolina fuͤhrte, gehet nahe an der Kuͤſte hin, und
wird daher die untere, the lower road, genannt.
Hier zigt ſich dag Land freylich nicht von der vortheil⸗
haftefien ‚Seite, man muß aber. auch nicht von der
Defchaffenheit diefee Gegenden, auf ‚die deg ganzen Lan⸗
Sschoͤpfs R. 1. Th. Q des
*
242 Nordkarolina.
Biden, die Rohrſumbfe (Cane- Marshes), wohin aa '
die Savannah’s zu rechnen find, unter welchen Namen
ganz niedrige, den Ueberſchwemmungen der Flüffe aus—
sefezte Gegenden verftanden werden, wo nur Schilf,
Binſen und Rietgraͤſer, und ſehr ſelten Baͤume und
Geſtraͤuche aufkommen. Weiter Landeinwaͤrts aber,
und beſonders hinter den Faͤllen des Roanote Tar⸗
und Neus-Rivers, gewinnt das ‚Sand ein. anderes Anı
fehen, ſchwillt in Hügel und Gebürge auf; hat gut
bewäflerte und grasreiche Thäler; der Boden wird
ter und ergiebiger; die Luft geſuͤnder "Eichen » Wale A
nüffe und andere Laubhoͤlzer verdrängen die Fohren,
und diefe Gegenden flehen an Schönheit und Frucht
barfeit Feiner andern in Amerika nad). Die angeneh ·
men Ufer des Dans, Padtins, Hollſteins, und ande
EEE aM)
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i Norbfatofina, 243
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> Wiedergegebene Friede wird Fr —— ef } N
nigen. Die mährifhen Brüder haben anfehnliche $
berlaffungen zu Bethania, Berhabara und Salem, und
zeichnen auch hier, durch ihren Fleiß und Betriebſam⸗
feit im Ackerbau und andern Gewerben, ſich gar. fehe
|
vor allen übrigen Einwohnern aus, — Ein Verdienſt,
welches ihnen von den meiſten ihrer Mitbuͤrger zuge⸗
ſtanden — aber doch nur wenige zur Nachahmung
a
- * > — Bas 3
5 z 5 Unter den Einmooßnern, beſonders der zuruͤckgelege⸗
en kandſhattena nd ſehr viele deutfche Familien (*);
Mi. — ER Q2 groͤß⸗
EINE
——— F m \
. ‘ en
E TR 93 x sat
Er Die. Deutſchen in Nordkarolina find größtentheils
N — lutheriſchen Religion zugethan. — „Aus oͤffentlichen
ah — Bachs
Hk
244 Nordkarolina.
groͤßtentheils Pfaͤlzer und ————— die meiſten
ihnen haben ſich nach und nach von den noͤrdlichern
Provinzen herabgezogen, und man darf glauben, daß
ſie ſich überall dag beſte Land ausgeſucht —
In der Nähe ber Gebürge, und ı von europäifch:
Niederlaſſungen a wohnen noch einige Familie te
Fr
\
„Nachrichten ift es: befannt, daß fich einige Helmfädtifche
sr Profefforen mit einander verbunden haben, nach dem
», Verlangen des evangelifchen Predigers in Nordkarolina,
„Deren Adolph Nuͤßmanns, eine Sammlung von
m £ebrbüchern für die dortige deutfche Tugend heraussuges
‚ben. Von dem daraus zu erwartenden Gewinn wollen fie
‚die Meberfahrt für 2 — 3 evangelifche Prediger mit ei:
„nem guten Vorrath gefchenkter Bücher bie Charleston ber
„jahlen. Sie find mit einander eins getworden, leben
„auf einen gemeinfchaftlichen Hauptzweck gerichtete Schrif—
‚ten auszuarbeiten — wovon die Erſte Lieferung, (Ka⸗
„techismus und Fragebuch, Leipzig 1787) bereits erfchies
„nen find. — Ag. Eitk. Seit. 17388. No. 8. — u —
Mit Schulen und Evziehungsanfalten war Nordkarolina
noch am fihlechteften verſorget; aber die Regierung ſieng
ſchon gleich nach dem Frieden au, auf Errichtung und Be—
foͤrderung guter Landſchulen ein vorzuͤgliches Augenmerk zu
haben. —
Suͤdkarolina. 245
Indianer, vom Stamme der Catawbas; ein Bezirk von
12 Quadratmeilen iſt ihnen eingeraͤumet, den ſie nicht
uͤberſchreiten, von ihren Nachbarn darinnen aber aus
nicht bedraͤngt werden duͤrfen.
uUnter den Gehirgereien, welche durch Nordfaros
Lina als, Fortſezung der groſſen nordamerikaniſchen Ge⸗
buͤrgskette ſtreichen, zeichnen ſich beſonders der Tryon⸗
Arrarat⸗ Carraway⸗ und Meoraoian- Ders aus.
Jenſeits, oder weſtlich vom Bebicge, erſtrecket fich
das Gebiet von Nordfarolina big an den Dhio und
Miſſiſſippi, und auch in diefen Gegenden entftehen alle
mählich fchon viele neue Niederlaffungen.
South ; Karolina.
Wie fanden keinesweges Urſache, unfere erſte Her
berge in Süpdfarolina, weder der Bequemlichfeit noch
der Billigfeit halber anzupreifen. Für etwas. Schinfen
und Thee, Nachtlager, Mays und Maygfteoh für une
fere Pferde, forderte die Wirthin, um gleiche Rech⸗
nung zu machen, für 3 Pferde und 3 Reuter, Kopf
fir Kopf einen Piaſter, alfo 6 fpanifche Thaler, (14 fl.
24 Er. rhein.) — Die vergangene Nacht war fehr Falt;
mit Hälfe des geſtrigen Regens und des nächtlichen
tale Schnees,
246 Südkarofin.
Schnees, war am Morgen alles, Erde und Bäume,
mit einer dünnen Eisrinde beleget. — Sand und Foh⸗
renwaldungen waren unſere einzigen Gegenſtaͤnde, bis
wir nach 16 Meilen erſt zu einigen Huͤtten, und dann
an die Plantage von Herrn Vareen kamen. Ohnge⸗
achtet wir bey guter Zeit hier anlangten, waren wir
doch, theils durch die üble Witterung , theils durch die
Hefchaffenheit des vor ung liegenden Weges, genoͤthigt,
den übrigen Tag bier zu verfveilen, denn wir batten
von bier aus 26 Meilen zu reiten, um zur mächften
menfchlichen Wohnung zu gelangen. Bey Herrn Vareen
wurde ung zum erſtenmal das füdfarolinifche Stapel
gericht, Neiß anftatt Brod, aufgetifcht; er wird zu
diefem Behuf dick und trocken eingefocht, und ein
Pfund Reiß mit nur zwey Pfund Waſſer zugefezet, fo
daß man ihn nachher in ber Schüffel fchneiden Fan.
Man fiehet gewöhnlich auf dem Lande Fein andered
Brod, und die Einwohner diefer füblichen Provinzen
find fo an Reiß gewoͤhnt, daß man ihn auch in Städten
bin und wieder in dieſer Geftale auffeget, und dem
Brode vorziehet. Zur Abwechslung werden auch aus
Heiß allein, oder mit Mays vermifchet, Eleine und
dünne Kuchen gebacken, und warm aufgetragen. Für
die Landleute in den vordern Farolinifchen Gegenden ift
Heiß die vorzüglichfte, und für ihre Neger beynahe die
ein⸗
Suͤdkarolina. 247
— Die Ländereyen unfers Wirths wa⸗
ren nicht zum Reißbau gelegen, ſondern trockner und
ſandichter Veldhaffenheit; er beſchaͤftiget ſich daher vor⸗
zuͤglich mit ae.
Man Pi en Abarten von Indigo; dies
jenige-aber, welche in diefen flachen und fandigen Ge⸗
genden am beflen und vortheilhaft gedeihet , wird öfters
zum Unterfchied von den andern, falfe guatimala ‚ober
true Bahama genannt. Er nimmt mie einem mittel«
mäfligen Boden vorlieb; doch gicht man ihm, wenn eg
die Umftände erlauben, entweder neues oder vorher ges
düngtes Land. Einige bereiten das Land für den In⸗
digo durch grüne Düngung; befüen eg nehmlich ganz
dünne mit Haber oder Weizen, und wenn diefe beynahe
reif find, werden Pferde und Nindvieh hineingetrießen,
um es abzufreſſen und zuſammenzutretten. — —
Die Pflanze wird nach dem erſten Regenwetter
im März und: April in Reihen 14 — 2 Fuß von
einander gefäet; und fie wird beynahe eben fo hoch.
Wenn die unterften Blätter im Anfang Julii anfangen
gelb zu merden und zu fallen, und bie Blüthen fich
einen, fo hält man ihn für reif zum Abfchneiden, wel⸗
ches nachher. zum zweytenmal um das Ende des Auguſts,
4 und
248 Suͤdkarolina.
und wenn der Herbſt warm bleibt, zum drittenmal um
dag Ende des Septembers wiederholet werden kan. Das
mit aber dieſe Arbeit des Schneidens gehoͤrig geſchehen,
und nicht wegen der Menge des zu gleicher Zeit dazu
geſchickt werdenden Indigos uͤbereilt werden moͤge, fo
beſaͤet man die Felder zu unterſchiedenen auf einander
folgenden Zeiten. Ueberreif darf man die Pflanze nicht
werden laſſen. Die Indigofelder erfordern viele Wars
fung, und müffen fleifig von Raupen und Unkraut ges
fäubert werden. Ungefähr 20 Neger werden erfordert,
um eine Plantage von 50 Acker Indigoland gehörig zu
beforgen , und den Indigo zu bereiten, ohne die übrigen
Arbeiten, die fie noch nebenher fir ihre eigenen Bes
dürfniffe und für die Haushaltung des Pflanzers zu
beftreiten haben. Bey dem Schneiden und Einſammlen
muß glimpflic mit dem Kraute verfahren werden, weil.
der blaulichte Duft, melcher die Blätter ‘bedeckt, zum
Reichthum und Schönheit der Farbe vieles beytragen
fol, und nicht darf abgewifcht werden; es darf bie
Pflanze auch nicht gequetfcht werden, damit nicht ihre
groben Säfte die Feinheit der Farbe verderben, welche
blos durch Gährung aus den in Waffer geweichten uns
verflümmelten Pflanzen erhalten werden muß. Zu dies
fen Endzweck werben fie behutfam in ein Gefäß (the
Steeper), von 10 — 15 Fuß Länge, und 4 Fuß Tiefe,
unges
Suͤdkarolina. 249
ungefähr 12 — ı5 Zoll hoch eingelegt, und: mit Wafs
fer übergoffen; nach Beſchaffenheit des Wetters fängt
die Pflanze nah 12 — 18 Stunden an fih zu erwaͤr⸗
men, aufzufchwellen, und zu gaͤhren; der Zeitpunft der
vollfommenften und hoͤchſten Gährung muß forgfältig
beobachtet werden; dieſes gefchiehet mirtelft einiger duͤn⸗
nen Stäbe, welche über die Maffe geleget werben,
und mit ihr fich erheben; fällt jenewieder unter ben -
Dit; wo diefe Stäbe an die Seiten des Gefäffes
ftemmend fich erhalten, fo ift ed Zeit, das Waffer in
ein anderes Gefäß, the deater genannt, abzulaffen.
Hier wird dieſes mit den im Steeper durch die Gaͤh⸗
rung ausgegogenen Farbetheilhen geſchwaͤngerte Waffer,
mittelft befonderer Vorrichtung, fo lange gepeitſchet und
gefchlagen, bis es anfängt zu ſchaͤumen und ſich über
den Nand bed Gefäfles zu erheben, welches ebenfalls
nach Beſchaffenheit der Wärme des Wetterd, in 25— 30
mehr oder weniger Minuten erfolge. Das zu heftige
Aufbraufen und ueberſtroͤmen der Materie alsdann zu
hindern, wird etwas Oel daruͤber her gegoſſen, wel⸗
ches alsbald die Ruhe wieder herſtellet. Dieſes Schlagen
des Waſſers befoͤrdert die Vereinigung der darinn ent⸗
haltenen und aufgeloͤſeten Farbetheilchen; um den Zeit⸗
punkt nicht zu uͤberſehen, wenn dieſes anfaͤngt zu ge⸗
ſchehen, werden von Zeit zu Zeit einige Tropfen des
D5 ge⸗
x
250 Sidtarolina.
— — —
geſchlagenen Waſſers auf dem Nagel. an der Hand, auf
einen sinnermen Teller, oder in: einem ©lafe beobachtet,
und fo bald ein: blauer Schimmer bdarinnen, oder fein
blaulichte Stäubchen merfbar werden, muß auch dieſer
Proceß geendigt werden. Es wird nunmehr unter ges
linden Rühren eine verhältnigmäflige Menge Kalchwaſ⸗
fer zugesoffen, und dadurch der Nliederichlag des In⸗
digos bewirfet; wenn diefer in Geftalt eines dicken
Breyes Ah gefaͤllet, wird dag darüber ſtehende nun
mehr klare Waffer abeelaffen, und der Bodenſaz in
Saͤcke gefüllt und aufgehängt, bis. die meiſte Feuchtig⸗
keit ganz abgetropfet iſt. Nachher wird dieſe Maſſe
wieder aus den Saͤcken genommen, auf Bretern mit
hoͤlzernen Spateln geknetet, in kleine Kuchen zertheilet,
und mit Vorſicht an der Morgen⸗ und Abendſonne
voͤllig getrocknet. — Die Indigo» Bereitung, welche
bie und da mit einigen Verfchiedenheiten: betrieben wird,
iſt im Öanzen ein chemifcher Prozeß, welcher bie ges
naueſte und forgfältigfie Aufmerkſamkeit durch alle Theile
erfodert, und wobey das meifte immer auf die richtige
Beurtheilung des wahren Zeitpunftg anfommt, in wel⸗
chem diefes oder jenes gefchehen foll: Von der Ges
nauigkeit im Zubereiten hängt die Güte des Indigos
eben fo fehr ab, ale von der Befchaffenheit der Pflanze,
des Rahme, und der Witterung. Die Indigo Pflanzer
haben
« Suͤdkarolina. 251
haben daher nicht immer gleich gutes Gluͤck, und ver⸗
lieren oft durch Ungeſchicklichkeit, Bosheit, und Ver⸗
wahrloſung ihrer Aufſeher und Arbeiter, den ganzen
oder viel von dem Ertrag einer Erndte. Die Aufſeher
bey dieſen Arbeiten ſind gemeiniglich Neger, und wenn
dieſe die Bereitungsart des Indigo vollkommen ver⸗
ſtehen, ſo wird ein groſſer Werth auf ſie geſezt, und
fie oft mit einer zwey ⸗ und drepfachen Summe bezahlt,
gegen dag, was fie aufferdem Foften würden.
Im Durchfchnitt erwartet man zo Pfund Indigo,
als den Ertrag eines Acker Landes; von recht gutem
Sande aber 60 — 70 Pfund, Die Güte des Indigos
wird von Kennern nach verfchiedenen Merfmalen bes
urtheilt; feine hellere oder tiefere, gleiche und reine
Sarbe, und die Zeinheit feiner Theile, beftimmen einem
geübten Auge feinen Werth nach dem äuffern Anfehen;
der beſte muß uͤberdieß auf dem Waſſer ſchwimmen; im
Waſſer ſich ganz aufloͤſen, und im Feuer ganz verbren⸗
nen; jemehr er ſich von dieſen Eigenſchaften entfernt,
deſtoweniger wird er fuͤr aͤcht oder gut gehalten. Naͤchſt
dem Reiß iſt der Indigo die vornehmſte Stapelwaare
von Karolina, und die jährliche Erzeugung und Aus,
fuhr, beträgt mehrere 100,000 Pfund am Gewicht. Der
Anden Fan und wird fich noch beträchtlich vermehren,
da -
*
zn
252 Suͤdkarolina. &
da e8 weder an ſchlicklichem Lande mangelt, noch, aud)
zur erften Anlage grofies Vermögen erfodert wird.
Das Pfund wurde dermalen in Charleston von 3 —
3 — 7 Schilling Sterling, nach feiner Befchaffenheit,
verkauft; aber weder in Güte, noch: in Preiß, kommt
ber Indigo von South» Karolina, dem von Miffiffippiz ir
von Wefindien, oder von Sübamerifa, gleich. Auſſer
dem erwähnten, am gewöhnlichften gebauten falfe Gua-
timala, wird hin und wieder in Karolina. auch franzoͤ⸗
fifchber, oder Indigo von Zifpaniola gezogen , der
aber nicht fo wohl gedeiber, weil er gegen Kälte ſchon
empfindlicher iſt, und ſeiner tiefen Wurzeln wegen, ein
fetteres und reicheres Land erheiſchet. Eine dritte Sorte
wird wilder Indigo (Amorpha fruticofa I.), genannt;
urfprüngiih ein einheimifhes Gemwächfe, über def
fen Güte man noch) nicht entfchieden ift, der aber übris
gend in Betreff der Teichtern und ergiebigern Erzielung
bie beyden erſtern uͤbertreffen fol.
In Herrn Vareen's Haufe ſahe ich bag Fell eis
nes weiblichen rothen Tygerg oder Kuguars (Telis con-
color Linn.), welcher vor. wenig Tagen in der Nach⸗
barfchaft war erlegt worden. Die Länge des abgeftreife
ten und nun eingefchrumpften Felles betrug von ber
Schnauze bis zum Anfang des Schwanzes etwas, über
fünf,
Suͤdkarolina. 253
— —
fünf, und der Schwanz felber, etwas über drey Fuß.
Der Rüden, die Seiten und der Kopf waren einförs
mig falbe, oder beynahe Rehfarben; die Weichen und
der Bauch aber weiglichtgrau. Die einzelnen Haare
x waren überall vom Grund bis zur Spize einfärbig.
Die Spize des Schwanzes ſtach etwas ins ſchwaͤrz⸗
lichte, uͤbrigens aber war er von der Farbe des Koͤr⸗
pers, Man hatte eine Taze davon aufbewahret; die
Klauen daran waren gekruͤmmt und fehr ſtark, hatten
aber feine befondere knoͤcherne Scheide, wie einige ans
dere Arten diefer Gattung, in melche fie zurück gezo⸗
gen werden Eönnten, fondern flanden frey, doc fo,
dag fie ausgeſtreckt und aufs und rückwärts gebogen
werden Fonnten. Einige von den Negern fpeißten von
dem Fleiſche des Thieres, und fanden es gar nicht
unfchmackhaft. Der Mann, weldher e8 erlegte, Fam
ihm im Walde ganz nahe, ehe er es bemerfte; eg
flohe vor ihm von Baum zu Baum, big er es zum
Schuß bringen konnte. |
x
Diefe Thiere find dieffeits der Gebürge nirgends
häufig, und faum irgendwo anzıttreffen, als in den
noch einfamften Waldungen von Virginien und Karo.
lina. Sie find überall als furchtfam befannt, und man
wi feine Beyſpiele reifen, dag fie Menfchen angefal,
en
TER Sr
254 Suͤdkarollna.
len haben. Sie wagen ſich aͤuſſerſt ſelten in die Nach⸗
barſchaft von bewohnten Gegenden; in den Waldun-⸗
gen finden ſie Raub genug unter den zahmen und wil⸗
den Herden, welche ſie von den Baͤumen aus belauren.
Kurz vorher hatte man auch einen Baͤren in dieſer
Gegend erlegt, der nicht weniger als 7 Fuß und 4 Zoll
lang war, und 500 Pfund Gewicht hatte; zum Be⸗
weiß, daß Raubthiere hier ihre reichliche Nahrung fin⸗
den; die Baͤren in den noͤrdlichen Gegenden erreichen
dieſe Groͤſſe nicht.
Von der leztgenannten Plantage aus gelanget man
nach einigen Meilen Waldweg, auf die ſogenannte
S.ange Bay (long Bay oder Beach), Hier führt die
gemeine Landſtraſſe 16 Meilen ganz; am Gefiade
des Oceans hin. So einfam und oͤde diefer Theildeg
Weges an fich felber ohne Schatten und ohne benach«
barte Wohnungen ift, fo wenig langweilig iſt er übris
gens. Der gränzgenlofe Anblick des Meeres, die un
aufpsrlih nach dem Geſtade her fich überrollenden Wo⸗
gen, die Menge verfchiedener von den Wellen ausge
worfener Mufcheln, Schwänme, Corallinen, Seegraͤ⸗
fer und Tang, Meduſen, und fo viele andere Produfte
des Meeres, welche laͤngſthin am Ufer auggefireuet
find,
gr
”
Südfarofina. 755, |
find, befchäftigen und erneuern mit jedem Schritte die
Aufmerkſamkeit des Reiſenden. Die Umſtaͤnde erlaubten
nicht, uns nach Gefallen hier zu verweilen, doch un⸗
terlieſſen wir nicht fleiſſig alles mitzunehmen, was ung
merkwuͤrdiges vorkam. Dieſer Strandweg beſtund
| groͤßtentheils aus bald groͤbern, bald feinern Muſchel⸗
ſand, der nur wenige, und oft gar feine Quarztoͤrner
untermifcht hatte. So weit der übrigens lockere Sand
| von den anfpielenden Wellen befeuchter wird, bildet er
eine überaus glatte und fefte Flaͤche, welche kaum den
Eindruck des Yufes annimmt. In einer Entfernung
von etwa 30 — 50 Schritten vom Waffer, läuft ene
parallele Reihe von niedrigen Sandwällen hin, melde
von 3 — 6 Fuß body und 8 — 10 Fuß im Durchfchnitt
ki breit find. Nach der See zu waren dieſe Wälle oder
Böfchungen beynahe fenfrecht abgefchnitten, von der
andern Seite aber fielen, fie fehräg ab, und waren
fparfam mit magerem Gras und Bufchwerf bewachfen.
Diefe Sandmwälle, welche fih das Meer felbft zur
Graͤnze gefezt zu haben fihien, waren doch hie und da
durchbrochen, und die zunaͤchſt dahinter liegende Land.
ſchaft von den zuweilen ſich ereignenden Ueberſchwem⸗
mungen mannichfaltig durchwuͤhlet.
| Bon da, wo die Strafe von biefem noch ungleich
weiter in ähnlicher Geſtalt fih fortſtreckenden Geſtabe
ab⸗
Georgetown.
abgehet, kommt man wieder durch ER und einfame
Waldungen in die Nachbarfchaft des Waccama's oder
Waggomangh's, und weiterhin auf einer fchmalen Land
zurnge zwiſchen dieſem Fluſſe md. dem Ocean an
Minguahr Bay. Der Waggomangh iſt einer der vor⸗
theilhafteſten Fluͤſſe fuͤr dieſe ſuͤdlichen Gegenden; er
durchlaͤuft eine betraͤchtliche Strecke Innlandes, und iſt
fuͤr groſſe Laſtboote ſchiffbar. Kurz vor feinem Ause
Ruf e in den Deean vereinigt er fih mit dem Pedee
und dem Black River, welche Fluͤſſe zuſammen Die ee
genannte Winguah Bay bilden, F
An dieſer Bay liegt Georgetown, und zwar an
der Mündung des Black» Riverd. Diefe Stadt ſoll
ehemals an 200 Haͤuſer gezaͤhlt haben, wovon aber
die meiſten im Kriege durch Freunde ſowohl, als Feinde,
niedergebrannt worden ſind. Ihre Lage iſt fuͤr Schif⸗
fahrt und Handel bequem, und ſie iſt daher der Sam⸗
melplaz aller der Produkte, welche die an den benach—
barten Slüffen gelegenen Plantagen liefern. Sie ift
die Hauptfladt eines mach ihren Namen genannten
Difieifteg, und ihre Entfernung von Charleston iſt
63 Meilen. Wir fahen diefe Stade nur von ferne,
denn man landete ung bey der Ueberfahrt über die
Bay, einige Meilen unterhalb derfelben, Zwoͤlf Mei⸗
len
9
r Boltons Ferry. | 27 .
len weiter hatten wie noch den North. und South⸗
Santee zu pafliren, welche nur durch ein niedriges
ſchlammichtes Eyland von anderthalb Meilen Breiter.
aber mehrere Meilen lang , in diefer Gegend getrennt find.
Diefeg Eyland, fo wie alle fumpfichte Stellen an den:
Slöffen, war ganz mit immergränem Bufchwerk bes.
deckt; doch war nirgends eine blühende Pflanze zu
ſehen. Hier fanden die fehon oben erwähnten Rohre
(Canes) von auffallender Länge; ich fahe mehrcre von
36 — 40 Fuß hoch, deren einzelne Schoſſen ober Glie⸗
der 10 — 12 — 15 Zoll lang, und verhälmigmäflig dick
waren. Der Santee ift bey feiner Mündung anfehn«
„lich breit; die Fluͤſſe Catawba, Congaree und Wateree
2 vereinigen fih in. ihm. Der übrige Weg nach Char⸗
leston enthielt eben ſo wenig, als der bisherige, etwas
merkwuͤrdiges, ſondern gieng gaͤnzlich durch trocener
flache und fandichte Fohrenwaldungen, in welchen man
nur ſelten mit dem Anblick eines einzelnen Hauſes oder
einer Huͤtte erfreuet wird, denn alles draͤngt ſich in
die Nähe und an die Ufer der Fluͤſſe und der bemwäffers
ten Ländereyen. Am ısten Jenner kamen wir endlich
zu Bolton's Ferry, Charleston gegenuͤber auz und
wurden ‘noch feldigen Abend über die 3 Meilen breite
Day nad) der Stadt felbft gebracht, Es war ung ans
genehm , bie Reife von Philadelphia "bieher nunmehr
Schoͤpfs R. 1i. Tb. R gluͤck⸗
a — Charleston
gluͤcklich geendiget zu ſehen, die Gig: ———
Verfaſſung des Landes, und in dieſer traurigen Jahrs⸗
zeit, nach gerade langweilig und unbequem zu werden
anfieng. Die Einfoͤrmigkeit der durchwanderten Gegen⸗
den hatte unterdeſſen die Wirkung, daß der gefaͤllige
und lebhafte Anblick dieſer Stadt, gleich beym Eintritte
ſchon den angenehmſten und erfreulichſten Eindruck *
uns machte. —
Charleston iſt eine der ſchoͤnſten amerikaniſchen
Staͤdte; Philadelphia ausgenommen ſtehet ſie keiner
andern nach, und ich weiß nicht, ob nad) ihrer uns
gleich heiterern und gefälligeren Anlage, fie nicht hr,
fer noch den Vorzug flreitig machen möchte, wenn fi e
ihre gleih an Gröffe und Volfemenge nicht beykommt.
Sie enthält eine Menge geſchmackvoller und niedlicher
Gebäude, die aber meiſtens nur höljerne find. Diefen
Umftand entfchuldiget zivar eines Theils der diefen Ge⸗
» genden eigene natürliche Mangel an Steinen; man
fiehet aber übrigens Feine Urfahe, warum man bier
nicht eben fo wohl Backſteine zu den Gebäuden anges
wendet hat, ale in Philadelphia und Neuyork, da die
Materialien dazu eben fo gut, und eben fo reichlich,
als an jenen Drten, zur Hand find, Die Anzahl der
Häufer wird gegen 1500 gefchäfef. DB der Anlage
ji “der
* ' 3 %
’ Charleston. er
ber Haͤuſer * ——— auf luͤftige und kuͤhle Bin
mer gefehen. Die meiften haben geräumige Hofe und
Gärten, ale aber abgefonderte Küchengebäude, wie es
durchgehends in den füblichen Provinzen, um Feuers⸗
gefahr und Hize zu vermeiden, gewöhnlich if. «Die
Hauptſtraſſen find geräumig, gerade, und durchſchnei⸗
den fih in rechten Winkeln; fie’ find ‚aber nicht ge⸗
pflaftert, und daher doppelten Unbequemlichfeiten bey
regnichtem und ben flaubichten ı Wetter unterworfen,
Die größte Länge der Stadt beträgt noch nicht voͤllig
eine Meile.
r Ihre Rage ift unter 32° 40 nördlicher: Breite und
830 40" weſtlicher Länge, auf einer Landſpize zwiſchen
| dem Cowper⸗ und dem Ashley» Fluß, und auf derfels
ben Stelle, wo Kapitain Sayle 1669 die erften Pflans
ger landete, und mit ihnen fich niederließ, weil fie aug
Zucht für den Wilden weiter Landeinwaͤrts zu drin
gen nicht wagen durften. Der Plan zur Erbauung
einer prächtigen "Stabt wurde bald nachher von den
Lords, Eigenthümern, welchen König Karl der Zweyte die
Provinz Carolina verliehen hatte, entworfen und über
fickt, aber big daher noch nicht ganz zur —
gebracht. re |
+ WEL
ae
Charleston.
—.
Benyde genannte Flüffe find zwar fchifbar, doch iſt
der Cowperfluß nur allein fuͤr Handels chiffe, bis 20
Meilen über die Stadt hinauf, zugaͤnglich. Kauffahr⸗
teyſchiffe finden zwiſchen der Stadt und einem kleinem
Eylande im Cowperfluß bequemen und ſichern Anker⸗
grund. Dieſer Theil des Fluſſes wird die Bay ger
nannt, und laͤngſt diefer Seite der Stadt find die Ufer
mie vortreflihen Werften von Kohlpalmen (Cabbage-
trees) verfehen. Den Eingang in den Hafen erfchwes
get eine vorliegende :Sendbanf (Bar) i welche Schiffe.
von mehr ald 200 Tonnen, ohne fich zu erleichtern,
nicht paſſiren koͤnnen. Die vortheilhafte Lage der _
Stadt hat man zu ihrer Befeſtigung gefchickt zu benugen
nicht unterlaffen; gegen die Landfeite ſowohl, als auf Mr
der ſuͤdweſtlichen Spize war fie fchon vor langer Zeit
mit regelmäfligen gemauerten Werfen verfehen, welde
während des Kriegs von den Amerifanern fowohl, als
den Engländern beträchtlich vermehrt umd verbeſſert
worden , nun aber auch twieder in Verfall gerathen find.
Die Stadt hat von der Landfeife nur einen Zugang,
welcher durch ein Thor, nebſt einigen Vertheidigungs⸗
werken von Auſterſchaalen und Kalch aufgemauert, ver⸗
wahret if. |
Unter den öffentlichen Gebäuden ber Stadt side
nen fih das ſchoͤne Ben die diefem gegenüber
a ; ug befind»
Charleston.
r RL — ij )
ee. — — —
befindliche Hauptwache, die Boͤrſe, und die beyden
Kirchen, St. Bpilipp und St. Michael, vorzüglich aus,
welche ſaͤmmtlich nach guten Planen errichtet find.
Zwey Reihen Barracken von Holz, fuͤr die ehemaligen
engliſchen Beſazungen — werden dermalen nicht genuͤzet.
Der Thurm der St. Michaelskirche iſt 190 Fuß hoch;
und biente von jeher den einlaufenden Schiffen zum
Wegweiſer. Er war ehedem weis angeſtrichen; der
amerikaniſche Commodore Whipple hatte aber den Ein⸗
fall, ihn auf der Seite nach der See zu, wo er ſehr
weit kan geſehen werden, ſchwarz bemahlen zu laſſen,
um ihn den brittiſchen Schiffen, deren Beſuch man
fuͤrchtete, unſichtbar zu machen. Die Abſicht wurde aber
nicht nur nicht erreicht, ſondern gerade das Gegentheil
d bewirket; denn nun unterſcheidet ſich bey hellem Wetter
die ſchwarze Seite weit deutlicher, und an truͤben und
wolkichten Tagen zeichnet ſie ſich eben ſo ferne, und an⸗
. febeinend groͤſſer aus. |
Fe 3
Es if eine deutſche lutheriſche Gemeinde bier, 2
welche ihre eigene Kirche und Prediger hat, aber an e Be
fich nicht ſehr zahlreich if. wi 2
Der Name der Stadt ift nach dem lezten Frieden
don Charlestown in Charleston umseändert, und fie
* BIS; — zu⸗
> ip J ir
Charleston.”
Vi
Teich zu einer City erhoben worden, da fie big dahin
nur den Rang einer Town hatte. Nach der englifchen
Berfaffung nemlich werden jene Städte nur Cities ges
nannt, melde einen Bifchoff haben, und inforporirt
find, oder welche eigene ihnen verliehene Privilegien
unter dem Vorſize eines Mayor's und anderer Beam⸗
‚ten ausüben, und ein eigenes Stadtfiegel führen. Eis
nen Bifchoff hat Charleston zwar nicht, aber die Würs
de eines Mayor’8, unter dem Namen eines Superine
‘tendenten, ift ihe durch diefe von der Provinzial-Affeıne
bln befchloffene Nangs » Erhöhung gegeben worden.
Die Zahl ihrer Einwohner, welche ehemals auf
30 — 12000 gefchäget twurde, wovon aber mehr als
die Haͤlfte, vielleicht zwey Drittheile, Neger waren, a
fan gegenwärtig nicht genau beftimmt werden; weil
man weder genaue Tauf» noch Tobtenliften hat. Die
Volksmenge bat fich überdies auch durch freywillige
Auswanderungen ſowohl, als durch die Verbannung vie⸗
ler ihrer angeſehenſten koͤniglichgeſinnten Bürger, bes
trächtlich vermindert. Zuverläffig aber ift die Zahl der
weiffen Einwohner ungleich geringer, als die ber
Schwarzen, Braunen und Gelben, welche fich bier
durch alle Schattirungen finden. — Die Stadt ift im
Winter weniger lebhaft, als im Sommer. Um Weyhe
nach»
Br
F : x J ii R —
Charleston. —
nachten begeben ſich die meiſten Familien auf ihre Land ⸗
fige ‚und bringen den größten Theil des übrigen Wins
ters daſelbſt zu. Eine Urfache davon iſt, weil: um. jene
Severtage den Negern auf den Plantagen etwas mehr
Freyheit geflattet wird; und aus Beforgniß „daß fie
ſich derſelben zu böfen Abſichten bedienen möchten, hal⸗
ten die Eigenthuͤmer ihre perfönliche Gegenwart für
nothwendig, und überfehen zugleich den Fortgang ihrer
wirthſchaftlichen Angelegenheiten. Mit: dem Anfange
der ſchwuͤlern Sommertage hingegen eilet wieder alleg
nach ber Stadt, was nicht durch Gefchäfte zurückges
halten. wird, Die Nachbarfchaft der See, und die das
ber fühlen wehenden Winde, machen den Sommers
Aufenthalt in ber Stadt angenehmer und gefünder, als
He Landeinwaͤrts — —— und BR
fenn * HR
=
Die, Sitten der Einwohner von Charleston find
von den ber übrigen nordamerifanifchen Städte eben fo
ſehr verfchieden, als es die Probufte ihres Bodens
find. Die einträglichen Reiß⸗ ımd Indigo⸗Plantagen f
find ergiebige Quellen des Reichthums für viele anſehn⸗ |
liche Samilien +, bie fih daher dem Genuffe aller Ver⸗
gnügungen und Bequemlichfeiten überlaffen, wozu ihr
wärmeres Klima und beffere Umſtaͤnde fie einladen. —
J R4 Durch⸗
Charleston.
Durchgehends herrſcht hier eine feinere Lebensart ;'und
‚mehr Hoͤflichkeits Bezeugungen: find im Gange, ale in
den nördlichern Städten. Man fagte mir dag bereite
in Philadelphia vorher, und ich fand es gegründet ; fo
‚wie ich. überhaupt auf der Reife bieher, jemehr ich
‚mich won Penfylvanien entfernte, und: tiefer herab in
‚füdliche ‚Gegenden: Fam, etwas gefälligere Manieren
‚amter, den. Landleuten wahrnahm; wenigſtens die uner-
trägliche Neugierde des gemeinen Volks vermißte, wel.
che in dem nördlichern Gegenden big zur Unverſchaͤmt⸗
heit gehet, und alle Geduld. ermuͤdet. Man ift bier
hoͤflich, ohne pünktlich, ſteif und formal zu feyn. Gar
nichts feltenes war es fchon lange her, daß die reichern
Einwohner ihre Kinder, beyderley Geſchlechts, zur Er⸗
ziehung nach Europa fandten. Diefes mußte auf die
Berfeinerung der Sitten um fo mehrern und allgemeis
nern Einfluß haben, da weder befondere Religions⸗
grundfäze, wie die der Presbpterianer in Neuengland,
‚oder der Duäfer in Penfplvanien, dem Genufle des
MWohllebens im Wege ftanden, noch häusliche Umſtaͤnde
fie darinn befchränften, Der Luxus hat deshalben in Ka⸗
rolina die größten Kortfehritte gemacht; und die Lebens»
ort, Kleidung, Equipagen, Hausgeräthe und alles ver -
zathen einen hoͤhern Grad von Geſchmack und Prunfe
liebe/ und weniger Sparfamfeit, als in den nördlichen
Pros
*
u
Charleston. —*
‚Provinzen. — Man hatte ein eigenes Schauſpielhaus,
in. welchem: reifende ‚Gefellfehaften von Zeit zu Zeit das
Publikum unterhielten, eg gieng aber vor einiger Zeit
im Feuer auf. Ein aͤhnliches ungluͤckliches Schickſal
wiederfuhr einem zierlichen Tanzſaale. Ein franzoͤſiſcher
Tanzmeiſter war der Errichter dieſes Gebäudes; die
dazu benoͤthigte Summe wurde ihm von dem erfien
-Beiftlichen der Stadt vorgefchoffen, der alfo nicht nur
‚fein Bedenken trug, zur Beförderung der Ergöslichfeie
ten feinee Gemeinde behülflih zu ſeyn, fondern auch
nachher, als der Franzofe den gemachten Vorfhuß ab⸗
zutragen nicht im Stande war, und ihm dag, Gebäude
wieder an Bezahlungsftatt zufiel, die davon fallenden
Renten "zu verzehren eben fo mwenig für unanftändig
hielt; da hingegen in einem der neuengländifchen Staa»
ten, der bloffe Gedanke davon, jeden Geiftlichen würde
entehrt haben. Man feunt, liebt, und genießt bier
alle Arten von Ergözlichfeiten. Man bat Sffentliche
Conzerte, welche dermalen meifteng durch deutſche und
englifche, von der Armee zurückgebliebene Muſikver⸗
ftändige, befegt find, denn unter den Eingebohrnen fins
ben ſich noch menige Liebhaber und Kunſtverſtaͤndige. —
Der Geſchmack an gefchlofienen Privat» Gefelfchaften,
oder fogenannten Clubbs, herrfchet hier ſehr ausgebrei⸗
tet. Man zählet bey zo verfchiedene Clubbs, und die
R5 mei⸗
Een ud; Glieder: # von — ——
Dieſe geſellſchaftlichen Verbindungen geben ſich zum
Theil wunderliche Namen, als: Mount Sion Society,
Hell-fire Clubb, Marine Anti - Brittanic Society, Smoa-
king Society ‚iu. dgl. .— Alle in England übliche Spiele
‚gehen auch hier. in Schwang. — In Abſicht auf Klei⸗
ding folgt man ganz dem; englifchen Geſchmack; auch
behalten bie, Geiftlichfeit und. Magiftratsperfonen ihre
im Mutterland ‚Üblihe Trachten bey. Die Damen
wenden. alle Sorgfalt auf ihrem Puz und Anzug, und
ſcheuen keine Koſten, immer ‚die neueſten Moden aug
‚Europa zu erhalten... Puzmacherinnen und Er des
finden fih bier wohl und ſammlen Reichthůmer. —
BERNER wurde zu estate bereits :
und durch entgegengefeste Elemente. mit gänzlicher. Zer⸗
ſtoͤrung bedrohet. Ein groſſer Theil der Stadt gieng
gu unterſchiedenen Zeiten, und mit Verluſt anſehnlicher
Vorraͤthe von Kaufmannsguͤtern, in Feuer auf. Zu an⸗
dern Zeiten haben aͤuſſerſt heftige und anhaltende Or⸗
kane ihren gaͤnzlichen Umſturz befuͤrchten laſſen. Die
niedrige Lage der Stadt ſezet ſie bey etwas lange an⸗
haltenden nordoͤſtlichen Stuͤrmen, den Gefahren toben
der Ueberſchwemmungen aus, indem dieſe Winde den
nordieftlichen Lauf des laͤngſt der Küfte und aus dem
Meris
Eharleston. Ar
Mexicaniſchen Meerbufen: heranffommenden Gulfſtroms
fiemmen, und ihn mit den Waſſern des übrigen beweg⸗
ten Oceaus, gegen die flache Küfte-von Karolina treibt.
Da durch diefelben Urfachen denn auch die zu beyden
Seiten der: Stadt vorbenftrömenden Fluͤſſe aufgehalten
werden ,' fo fchwellen die Wafler off zu einer, unglaub«
lichen HShe in ſehr kurzer Zeit. — ————
— In Abſicht auf Witterung if Karolina benfelßen Ber
"Anderungen unterworfen, wie die übrige oͤſtliche Kuͤſte von
Rordamerika; Waͤrme und Kälte, beitere und regneri⸗
ſche Tage ſind die Wirkungen oder Folgen der Winde.
Der Rord weſt verbreitet Kälte auch über biefe übliche
Kegion, wie über die ganze Küfe, Im Januar und
' Februar 17841 bie Zeit meines Aufenthalts au Ehar⸗
leston, war die Witterung beynahe regelmaͤſſig krais lau⸗
fend/, folgendermaſſen: Norboͤſtliche Winde brachten
truͤbes Wetter, und Regen — bis der Wind gemeinig⸗
lich ploͤzlich nach Nordiveft umfprang ‚und helles, trock⸗ »
nes Wetter herſtellte, welches, wenn der Wind aus
dieſem Quartier anhaͤlt, oder heftiger wehet, mehr
oder weniger kalt wird CH). Dem Nordweſte folgen
mels
Mi
(*) ‚‚Sür Karolina und Florida würden höhere Gebürge
„vortheilhaft und Schuz gegen die Falten Nordweſtwinde
„ſeyn.,„
4
J
weiſtens gelindere Rinde ans Weften, die ſich allmaͤh⸗
lig tiefer herab nach Suͤden neigen, bis endlich ganz
anmerkliche Suͤdwinde, oder Windſtillen eintreten, waͤh⸗
rend welcher Zeit das Wetter warm und ſchoͤn zu ſeyn
pflegt, bis ſich neuerdings der Wind aus Oſten und
Nordoſten erhebt, und auf aͤhnliche Weiſe die Witte⸗
rung ſich abaͤndert. Dieſelbe Folge von Winden und
| Witterung bält fo ziemlich durch das ganze oͤſtliche
q Nordamerifa immer dieſe Ordnung, wenn fi ie ‚nicht
durch auſſerordentliche Urſachen geſtoͤret wird. Die
Nordoſtwinde erheben fi ch immer zuerft in den ſuͤdlich⸗
ſten Gegenden, und aͤuſſern ihre Wirlungen ſpaͤter
und ſpaͤter in den noͤrdlichern Provinzen. Man kan ſich
davon durch die jedesmaligen Nachrichten in den öffent,
lichen Blättern, welche von den heftigen Stürmen aus
dieſer Ecke, und dem Schaden, den ſie an der ganzen
Kuͤſte unter den Schiffen anrichten, gegeben werben;
Überzeugen; und man wird finden, daß ein Nordofts
Sturm am früheften in Karolina oder Virginien, dann
in Penfplvanien, zunächlt in Neumorf, und oft um eis
nen
sr feyn. Molina Storia naturale del Chili. — Mehreres
über die Befchaffenheit der Luft, Winde, und des Klimats
von Suͤdkarolina, ©. Chahmers Account of the weather
& difeafes of S, Carolina; in der Vorrede. —
Br
— Sparen. 269
AT
nen Tag oder noch ſpaͤter, in Venengn bemerkt:
toird. — Um das Ende des Jenners, und im Februar,
hatten wir diesmal meiſtens ſehr kaltes Wetter; daB
Thermometer fiel oͤfters bis auf 24, 26, 28 — und
war wenigſtens beynahe alle Morgen auf 32 nach Fah⸗
renheit. — Es war dieſes aber auch ein ungewoͤhnlich
kalter Winter, der ſich eben ſo mit nicht gemeiner
Strenge in den hoͤheren mittleren Provinzen aͤuſſerte —
dahingegen die ganz noͤrdlichen Gegenden, als Neu⸗
ſchottland und Canada, eined eben fo ungewöhnlich mil⸗
den Winters ſich zu erfreuen haften. — Hier in Chars
leston erblickte man jeden Morgen überall Eis auf
feihten Waffern und Pfüzen, und in den Haͤuſern. Die
arnien Neger; die die Kälte gar nicht wohl vertragen
koͤnnen, krochen fleif und -unthätig umher, da- fie bins
gegen bey dem heiſſeſten Wetter, wenn der Europaͤer
unkraͤftig erſchlaffet iſt, munter und arbeitſam find,
Schnee ſahe man doch nicht; aber im Jahr 1776 fiel
er einen. Schuh tief, und. blieb beynahe eine ganze
Woche liegen. Chalmers, nach zojährigen Beobachtuns
gen, giebt den niedrigſten Standpunft des Dueckfilberg
auf 18 Fahrenh. und den hoͤchſten auf 101 im Schat⸗
ten; an; erwaͤhnt aber noch, daß man vorher. einmal
das Queckſilber bis auf 10 Fahrenh. habe fallen fehen;
‚welches gewiß für eine fo füdliche Lage aufferordenslich
z iſt.
Ihe
EN ,
u, —
aa Charleston.
iſt. Solche kalte umd froſtige Tage ſind aber doch in
den gewoͤhnlichen Wintern ſeltner, und halten nie we⸗
der lange noch heftig an; ohne Abwechslung von wars
men Tagen ; tvenigftens find: nur der Abend und More
gen fo Falt, und die Mittagsfonne theilet der Atmosphaͤ⸗
re bald wieder eine angenehme Waͤrme mit. — Waͤb⸗
rend dieſen kalten Tagen des Jaͤnners und Februars,
war in der Nachbarſchaft von Charleston nicht eine
einheimifche Pflanze in Blüthe zu ſehen; denn der eis
gentliche Frühling diefes Climats tritt doch nicht eher
His in die Mitte des Merjes oder zu Anfang des
Yprils ein. Hingegen Eonnte man im verfchiedenen Gaͤr⸗
ten folgende europäifche Pflanzen, grünend und bluͤ⸗
hend antreffen: — Alfıne media, — Lamium 'amplexi-
ü
Bi
caule, — Leontodon Taraxacum, — Rumex crifpus &
Acetofa, — Poa annua, — Vrtica dioica und Sonchus
arvenfis. — Von Gartenblumen blühten um dieſe Zeit die
Harciffen und Jonquillen. Auch fehienen die Dranges
Häume, welche überall an den Häufern und in Gaͤrten im
Freyen fiehen, diesmal die Strenge der Witterung noch
ziemlich zu ertragen; fie waren voll von Früchten und
Bluͤtheknoſpen. Oft aber find fie doch ſchon erfroren ;
und diefes Hat fie fogar im noch füdlichern Florida; zu
Denfacola , nicht felten betroffen. Dort hat man end»
, lich
2: a =
Ehatlsaton | am
ich aus ——— ern daß es das beſte Mittel
ſey, dieſe Baͤume gegen den ſchaͤdlichen Eindruck ſtren⸗
ger Winerkaͤlte oder nordweſtlicher Witterung zu 1a
zen, daß man ihre Wurzeln beym Eintritt des Winters
von Erde entblößte, und fo den ganzen Baum freu
ſtehen ließ, damit alle feine Theile immer in gleicher
Temperatur ſeyn möchten. Von allen ſo behandelten
Stämmen ſtarb nie einer; wohl aber plästen und ſtar⸗
"bh die, von deren Wurzeln man die Erde nicht aͤb⸗
geraͤumt "hatte. Ein Dattelbaum, welcher in einem
Garten frey fand, und {don 7— 8 Fuß hoch war,
litt bey dieſer Witterung, und ließ ſeine Blaͤtter ſchlaff
haͤngen. Fuͤr einige andere Baͤume aus waͤrmern Ge⸗
genden; ‘als Croten febiferum, Sapindus Saponaria &c.
welche Bisher im Freyen gut ausgedanert hatten, war _
man diesmal "ebenfalls beſorgt. Diefe und andere
zärtlihe Gewaͤchſe, welche Karolina entweder natürlich
mit den Weftindien gemein hat, oder welche erft hie⸗
her verpflanzt worden, gedeihen ohnehin nur an ber
Seekuͤſte, wo im Verhältniß zu den mehr innländifchen
Gegenden durchgehendg eine gemäffigtere und gelindere
Witterung herrſchet. Etwa 60 — 30 Meilen Landein⸗
waͤrts von Charleston hatte man diefe Zeit über ver.
ſchiedentlich viel Schnee fallen ſehen. |
——
N
Rt F
-
\
Die
—
272 Charleston.
Die abwechſelnden Winterwitterungen — oͤfters
Gelegenheit zu Entzündungs + Krankheiten, welche ſonſt
im Allgemeinen in dieſen Gegenden ſeltener find, und.
weder flarfe noch. oft wiederholte Aderlaͤſſen erfodern.
Karolina iſt im Fruͤhlinge ein Paradies, im Sommer
eine Hoͤlle, und im Herbſte ein Hoſpital. Die ſchwuͤ⸗
lern Monate ſind Junius, Julius, Auguſt, waͤhrend
welchen das Fahrenh. Thermometer gewoͤhnlich zwiſchen
70 und 90° ‚zu ſtehen pfleget, nicht. ſelten aber bis o6
und druͤber ſteiget. Die Sommerwaͤrme, betraͤchtlich
an und fuͤr ſich, wird beſchwerlicher wegen der dann
gewoͤhnlichern Windſtillen und Mangel des Kreislaufs
der Luft. Zwar vergehen wenige Sommertage, wo
nicht heftige Gewitter ſie in Bewegung ſezen, und fuͤr
eine kurze Zeit abkuͤhlen, ihre angenehme Wirkung iſt
aber bald vorüber, und die druͤckende und ſchwuͤle Hize
nimmt bald wieder überhand.. In Augufiine und auf
der ganzen Ditküfte von Florida hat man ungleich. we⸗
niger über diefe flille läftige Hize zu Flagen, obgleich
jene Gegenden der Sonne nad) näher liegen. Aber
die Defchaffenheit diefes Landflriches, welches niedrig
ift, und in Geftalt einer Erdzunge fich in die weſtindi⸗
ſchen Gewaͤſſer vorſtrecket, gefiattet einen freyern und
erfriſchenden Luftzug von See zu See, welcher bey der
Lage von Karolina nicht ſtatt haben kan. Hiezu kom⸗
men
Charleston. 273
men noch die unermeßlichen Waldungen, welche das
Innere des Landes bedecken, das von der Kuͤſte
abwaͤrts immer mehr ſich erhebende Land, und der
Mangel groſſer weit ins Land ſich erſtreckender Stroͤme,
durch welche Umſtaͤnde die Bewegungen der Atmosphaͤ⸗
re eben nicht ſehr beguͤnſtiget werden.
Angenehme Gegenden, oder ergoͤzende Abwechs⸗
lungen von Ausſichten, findet man eben nicht um Char⸗
leston; die ganze Landſchaft iſt flach und ſandig; die
der See und den Fluͤſſen zunaͤchſt liegenden Strecken
ſind ſumpficht. Den groͤßten Theil des vordern Land⸗
ſtriches nehmen Nadelholz⸗Walbungen ein. Unter dies
fen find folgende vier Arten die gemeinften.
1. Die Pitch-pine oder Pechkiefer (*). Sie hat
3 Nadeln in jeder Scheide, welche immer nur Bufch-
weife um die äufferfien Spizen ber Aeſte verſammlet
find, und an erwachfenen Stämmen die ganzen übrie
gen langen Zweige Fahl laffen. An jungen zwey⸗ und
drepiährigen Pflanzen find Die Nadeln 12 —ı5 Zoll
* ech lang,
— —
(*) Pinus paluſtris. Mill. Duͤroi Baumz. ater Tb.
©. 49. Rio. 8. v. Wangenb. Benträge, ©. 73.
Echoͤpfs R. I. Th. S
274 Charleston.
Yas; und fen, um die Spize bes FREE in einem
dicken Buſch gerade aufrecht, welches ihnen ein beſon⸗
deres und praͤchtiges Anſehen giebt. An den aͤltern
Stämmen bleiben ſie doch 7 — 9 Zoll lang, und jede
einzelne Nadel hat 3 fcharfe, zart gesäbnte Kanten;
die äuffere Seite iſt geründet, die zwey innern flach,
fo daß die 3 Nadeln ſich genau anpaffen, und einen
langen dünnen Cylinder bilden; fie find übrigens ge
rade, ober nur wenig gedrehet, durchaus gleich breit
und am Ende nur wenig gefpist. Die jungen Stämme
treiben feine Seitenäfte, bis fie nicht 4 — 5 Jahre
alt und 5 — 6 Schub hoch find, und behalten bis da-
bin ihren ſchoͤnen langen aufrechtfiehenden Schopf.
Die Zapfen bdiefer Art find 6 — 8 Zoll lang, und
glänzen von ihrem vielen ausſchwizendem Harze; jede
Schuppe hat ein etwas breiteres Auge mit einer Fleinen
fcharfen Spize in der Mitte. Die Stämme werden
anfehnlich hoch und ſtark, und ihre Rinde ift glatt.
2. Die Loblolly-Pine (X). Sie hat ebenfallg 3 Na⸗
deln in jeder Scheide, und von ähnlicher Bildung mit
der erftern, aber jede einzelne ift etwas gewunden. An
den jungen Schoffen ift die Länge der Nadeln nicht
tger
— — — — — — — — — — — — —
(*) Pinus Zeda. Linn. v. Wangenh. Beytr. S. ar.
—
Charleston, 275
über 5 — 8 Zoll, an erwachſenen Stämmen nicht
über 4 — 65 fie find aber nicht, wie hen der Pechfies
fer, nur auf die Endfpigen der Zweige eingefchränft,
ſondern befleiben fie größtentheils gänzlich, Die Aeſte
fieben ferner mehr aufwärts, und find Fürzer, da hin⸗
. gegen bey ber vorhergehenden Art bie halbnackten
Zweige ſich weiter ausbreiten, und etwas hängend
werden. Ihre Zapfen find den vorigen: gleich, aber
fürzer, Die Rinde am Stamm iſt rauh.
3. Die Birds-nefi-Pine, Vogelneſt⸗Kiefer. —
Man hat ihre diefen Namen gegeben, weil längft dem
ganzen Stamm eine Menge Fleine und kurze bufchichte
Speoffen durch die Rinde heroorbrechen ‚ welche ihr ein
beſonderes, und auf den erflen Anblick unterſcheiden⸗
des Anfehen geben, Sie bat auch noch dies eigene,
daß fie eine groſſe Menge Fleiner Zweige an der Suͤd⸗
feite, aber gar feine, ober doc) nur wenige, an ber
Nordfeite treibt. Sie hat zwe Nadeln in einer Scheis
de, melche nur zwifchen 2 und 4 Zoll Jang, halben
lindriſch, geſpizt, und an ben Kanten zart gezähnelt
find, Die Zapfen find oval, felten laͤnger denn 2 Zoll,
und auf jeder Schuppe mit einem fleinen Stachel bes
- set, Die Ninde iſt fehr rauh und zerriſſen.
°
’
S 2 = Die
276 Charleston. a a 5
4. Die Smooth-barked.Pine, glatte Biefer. —
Sie hat 2 Nadeln in jeder Scheide ‚von 3— 5 Zoll
Fänge, Übrigens wie die vorhergehenden gebildet. Ihre
Zapfen find ebenfalls ſehr klein, und meift ganz glatt,
unterfeheiden fih .aber noch durch einen ihnen allein
eigenen, ſehr angenehmen Geruch. Die Rinde am ums
tern Stamm iſt etwas rauh, wird aber weiter hinauf
glatt und weiß, und behaͤlt dieſe ſie auszeichnende
Farbe und Eigenſchaft durch alle Zweige, welche vor⸗
zuͤglich an den juͤngern Staͤmmen und Aeſten ſo auffal⸗
lend iſt, daß das bloſſe Anſehen der Rinde fuͤr ſich
kaum vermuthen laſſen ſollte, daß ſie von einer Kiefer⸗
art kaͤme.
Dieſes find die von mir zunaͤchſt um Charleston
beobachteten Sohrenarten, welche durch die angegebenen
Kennzeihen an Ort und Stelle fih immer leicht und
deutlich werden auffinden laffen. Uebrigens bedürfte
ed aber einer eigenen Arbeit, die fo zahlreichen und
verfchiedenen Arten und Abarten der amerifanifchen Na—
delhoͤlzer deutlich und beſtimmt auseinander zu ſezeu,
da ſie, wie es ſcheint „durch den Einfluß des Klimats
und die Befchaffenheit der Standorte fo fehr abgeändert,
und noch uͤberdies durch mehrerfen willführliche , under
ſtimmt angewandte Namen untereinander häufig vere
| wechſelt
‚Charleston. 277
ER. werden. Dieſe Namens» * Sachenverwir ·
rung aber gehörig zu berichtigen, erfordert Zeit. und
Beobachtung der Bäume in allen Lagen und Umfänden. L
In Karolina finden ſich Bd alle Arten von
Eichen, die im übrigen Nordamerifa vorfommen ; um
Charleston aber, und auf ben benachbasten Enlanden
trift man Hauptfächlich folgende an:
The Willow -Ieaved Oak, Quercus Phellos Zinn. die
Sumpfeiche mit dem Weidenblatt. Catesb. I. 16.
Sie waͤchſet zu einem ſtarken und anfehnlichen
Baum In Suͤdkarolina ift fie doch nicht ſo gemein,
als in Nordfarolina, man findet fie auch in nördlichern
Provinzen, aber nicht weiter als in Penſploanien wo
ſie aber doch kleiner bleibt, und ihre Blaͤtter nur in
gelinden Wintern behält, da foldhe hingegen hier meis
fieng, den ganzen Winter über ausdauern, obfchon ei⸗
nige fallen. Sie liebt niedrige und feuchte Stellen.
"The Zive-Oak, bie immergrüne Eiche. Quercus vir-
giniana: Mill. Quercus Phellos. 8, foliis oblon-
gis non finuatis. Z. — Cat. 17. Ä
Diefe prächtige Eiche erwaͤchſt zu ſtarken, hohen
und anſehnlichen Staͤmmen. In den Blaͤttern findet
9
—— 532 einis
— a ER BR
einige —— ſtatt, nachdem ſie an —
aͤltern Stämmen und Zweigen fiehen, welches ihnen
oft das Anſehen einer wirklich verſchiedenen Art geben.
ie Blätter ‚ber jüngeen Stämme, und ber juͤngere
zweig aͤlterer Stamme, ſind lanzettenfoͤrmig oder ab⸗
lang, und baben am Rande einige mit Fleinen Spizen
beſezte Raͤnder. Die übrigen Blätter aber find zwar
an Geftalt diefen ähnlich, aber abgeftumpft, oben etwas
runzlicht, Unten wolicht oder weiß, am Nande ganz
und umgebogen. Die Categbeifche Figure ift um des⸗
willen nicht ganz genau, weil fie diefe Biätter als volle
kommen glatt vorfiellet, wie fie doch nicht find. Nach
diefee Erinnerung der Verſchiedenheit in Blättern wird
man finden, daB der Linneiſche Charakter von ber
Quercus Tex, auch zumeilen an jungen Bäumen biefer
Art angetroffen werde. Es finden aber auch aufferbem
noch verfchiedene Abänderungen flatt; es kommen Spiel.
arten vor, mit vollfommen aͤhnlich geftalteten Hlättern,
welche aber auf der Dberfläche ganz glatt und glaͤn⸗
gend, und unten nur filberfarben find, ohne im gering»
ften wollicht zu ſeyn. Die Blätter find übrigens bey
allen ſtark und dickt, und erhalten fich das ganze Jahr
grün und lebhaft. Diefe Eiche ift nicht nur eine Zierde
der Waldungen, Tondern liefert auch das vortreflichite
und bauerhaftefte Hol; fir den Schiffsbau. Ein da⸗
von
I
4 Charleston. 279
von erbautes, und daher Live Oat benanntes Schiff/
war beynahe 40 Jahre lang und druͤber zur See und
wurde verſchiedenemal mit neuen Planken belegt. Am
ahlreichſten iſt dieſt Eiche in Georgien zu finden, aber
dort ſowohl als in den Karolinen nur an der Seekuͤſte |
und nicht weit Landeinwaͤrts; ſie erwaͤchſt zu 40⸗ 50
—* hohen Staͤmmen.
J e Highland Wille Oak, Zzwergeiche mit dem
" Weidenblatt. Quercus Phellos ‚humilis, Y. L.
— Lam na a
Diefe waͤchſt auf trockenen Stellen, und. ift bier
nicht felten; bleibt aber nur ein mittelmäffiger Baum.
Die Blätter find lanzettenfoͤrmig, aber kuͤrzer, als in
der erſten Weideneiche, und auf beyden Flaͤchen glatt;
die juͤngern Blaͤtter haben verſchiedene Einſchnitte und
Spijzen.
The Water-Oak, die Woaffereihe. — Quercus
uliginoſa Wangen, Quercus folio non ferrato,
in fummitate — triangulo. Cat. 7, 20.
Dieſe Eiche iſt ziemlich gemein in den ſuͤdlichen
Provinzen, und eben’fo Häufig anzutreffen, als irgend
eine andere. Sie waͤchſt zwar am liebſten in niedri⸗
* S 4 gem
380 Charleston.
gem, feuchtem und gutem Boden, fchränft fich aber nicht
bahin ein, fondern kommt auch‘ auf trocknen Stellen
vor. Die Blätter nähern fich der Geſtalt nach der ge
meinen fchwarzen Eiche, aber fies find Fleiner, von
dickerem Beſtandweſen, und bleiben ſo stemlich den gan⸗
zen er hindurch grün. ne
Die übrigen hier EN befindlichen Eichen find
dann: die gemeine ſchwarze Eiche die rothe Eiche,
die rothe Waſſereiche die weiſſe, und die Kaſtanien⸗
eiche. Etwas weiter im Lande kommt auch die ſchon
mehr erwaͤhnte niedrige oder Zwergeiche vor; aber
von allen dieſen leſtern erhaͤlt ſich keine den Winter
über gen. —
Yuffer den hier bemerften Fohren⸗ und Eichenar⸗
ten prangen die Gehoͤlze und Gefilde um Charleston
noch mit vielen andern ſchoͤnen immergruͤnen Bewäch-
fen, welche ben einer übrigens gemäfligten Winter.
witterung gemwiffermaffen die Reize eines fortdauernden
Fruͤhlings unterhalten. Sch Habe folgende angemerfet:
Ilex Aquifolium, llex Dahoon und Ilex Cafline L.
Alle drey Sorten erhalten ihre Blätter lebhaft grün
Olea
Charleston. 281
OJea: Atnericana L, Liguftrum lauri folio ‚&c. 7 Ca-
tesby I. 61. Die Blätter behalten ein Grün;
eben ni tie
Deapoe‘ glaber. L. Caſſine ‚vera floridanorum &c.
Catesb, Il 57. F —
Laurus indica und. Borbonia L. Bender vorzůg⸗
licher aber Iesterer, erhalten fich fehr ſchoͤn, machen
ziemlich hohe und im TE 2—3 zuß ſtarke
Staͤmme.
Kalmia latifolia, anguſtifolia und proſtrata L. Von
dieſen dauert die erſte am beſten aus.
Lonicera ſempervirens L. bleibt nicht gang grün.
Smilax laurifolia und tamnoides L. verlieren zwar
einige Blätter, behalten aber doch die meiften von gu⸗
tem Unfehen.
Bignonia fempervirens. Jasminum luteum Catesb,
I. 53..und eine andere Art, foliis conjugatis, erhalten
fih unter dem Schuze der Wälder ſehr ſchoͤn, auſſer⸗
balb aber nicht fo wohl.
Sz Magno-
’
280 Charleston.
Magnolia grandiflora, iripklara- und glaüca L.
Beyde leztere bleiben nur zum Theil: und nach Befchafe
fenheit des Winters belaubt ; die erftere -aber immer
und durchaus, und dieſe gehöret mit zu den Bäumen
vonm erften Range diefer Gegenden, ſowohl wegen ihres
ſehr anſehnlichen Wachsthums, (fie macht Stämme
40 — - zo Fuß hoch, und uͤber 2 Fuß dick,) als ihrer
prachtdollen und wohlrlechenden Bluͤthen/ und immer
di or a Anfehene. | J
* . “ ZZ — N
*
=
Gordonia Lafianthus. Alcea floridana, Catesb.
1. 44- bier gemeinhin Be genannt — Seil fich
vortreflich.
Hopea tin&oria. Arbor lauri folio. Cat. J. 34.
Behaͤlt ſeine Blaͤtter gruͤn, aber doch etwas haͤngend,
und wechſelt ſie erſt in der Bluͤthezeit. Das Rindvieh
benaget in den Waͤldern die Blaͤtter und jungen Zweige
von dieſer und der Olea americana am meiften J obgleich
beyde, und beſonders leztere, einen bitterlichen Ge⸗
ſchmack haben.
Pyrola maculata, Mitchella repens, Vinca lutea?
Caſſine Peragua, Rhododendron maximum, Andromeda-
mariana und Myrica cerifera, erhalten fich alle fehr ſchoͤn.
Cactus
Charleston. _ 283
Cadus Opuntia, ſchrumpfet etwag; aber Yucca
gloriofas Yucca filamentofa und ir virginica , blei⸗
ben
Die in Gaͤrten und an den Haͤuſern gepflanzten
Pomeranzenbaͤume, find‘ war nicht urſpruͤnglich einbei«
miſch / behalten: aber doch ihre Blaͤtter, obgleich nicht
ſehr friih. Zwanzig bis dreyſſig Meilen von der KRüfle
ab, laſſen fie die meiften oder alle Blätter im. Winter
fallen, wie es beym Zitronenbaum auch hier der Fall
iſt. Die ſich ſelbſt uͤberlaſſenen und halb verwilderten
Pomeranzenbaͤume bewaffnen ſich mit langen Dornen,
und werden hie und da als Hacken benuzt.
Zu den hieſigen immergruͤnen Gewaͤchſen (gehören
denn auch die Kohlpalme (Areca oleracea L.), und. die
hieſigen kleinen Zwergpalme (Corypha minor ?) welche
beyde nur längft der Küfte vorfommen.
Auſſer den bier verzeichneten Gewaͤchſen trifft man
zwar noch auf viele andere, welche ihre Blätter einen
Theil ded Winters hindurch behalten, aber doch mehr
ober weniger mißfärhig , oder verändert; und darum
nicht zu jenen zu rechnen find. An dem Gärten würde
ed, bey einem fo ſchoͤnen Vorrath von ausdaurenden
| Pflan⸗
>
»
284 Charleston.
N flanzen, fehr leicht ſeyn, ſich das Vergnügen einer
ſtets gruͤnen Ausficht «und ‚herrlicher Wintergärten zu
verſchaffen. Es erhalten ſich hier viele der europäi-
ſchen jährigen Pflanzen den Winter durch grün und
bluͤhend, die in der Hize des Sommers abſter⸗
ben; dahingegen alsdann, die »einheimifchen jährigen
Pflanzen anfangen zu treiben PR: und bie heiſſe Zeit. hin
buch bis in den September. ‚ausdauern. Die Gärt
nerey iſt aber nicht ſehr im Schwange, und meiſtens
nur unwiſſenden Negern uͤberlaſſen. Noch iſt es nicht
lange her, daß man allen Kohl, Kraut, Blumenkohl
‚und andere Gartengewaͤchſe von den Bermudiſchen ns
feln nach Charleston zu, Markte brachte. Ein geſchick⸗
ter englifher Gärtner, Here Squibb, bat erft den
‚Einwohnern zeigen müffen, daß fie ‚fich felber reichlich
verſehen innen, wenn fie nur nach Befchaffenbeit ih⸗
res heiſſern Klimats die noͤthige Abaͤnderung in dem
Inbau der Gemüfer machen: wollen: Dein: diefe ge
beihen nicht fowohl den Sommer hindurch , als im
Herbfte und Seüplinge; und find den ganzen Winter
durch im Freyen gruͤn und wachſend zu erhalten, Wur⸗
zelgewaͤchſe, als Rettige, gelbe und weiſſe Rüben, er
halten ſich und wachſen zwar auch im Sommer, aber
bey weitem nicht fo gut, als im Fruͤhlinge und Herbſt.
Von
\
Charleston. 389
Bon Obſtbaͤumen hat man Birnen, Aepfel, Pfir⸗
ſchen, Pflaumen und Kirſchen. Aepfel und Pfiefhen,
welche aber nicht fonderlich gut find, werden fehon im Ju⸗
nius reif. Diefe und die übrigen bieher verpflanzten Fruͤch⸗
£ te blühen und reifen fo ſchnell hintereinander, daß fie
darum vieleicht nicht den nemlichen Wohlgeſchmack ers
halten, als in den nördlichen Gegenden. Die meiſten
diefer Obftarten blühen jährlich zwenmal; die zweyte
Frucht wird aber felten reif. Vom Feigenbaum erhält
man 3 — mal Fruͤchte; im May, Junius, im
September und Dftober. — Man hat einige europaͤi⸗
ſche Oelbaͤume, die an ſich ſehr wohl gedeihen und
haͤufige Fruͤchte tragen, aber man bat ſolche gehoͤrig
einzumachen, noch nicht gelernet. — —
—
Weizen wird im September geſaͤet, und im Junius
geſchnitten. Mays, im April geſaͤet, und im Auguſt
geerndtet.
Obgleich der Boden um Charleston, der meiſtens
aus Mufchelfand beſtehet, wenig Fruchtbarfeit ver»
fpricht , fo fehlet ed doch nicht an merkwürdigen Bey»
fpielen, welche den fihnellen Fortgang der Vegetation
in demfelben beweifen. Wärme und Feuchtigfeiten en
fegen, was der bürftige Boden nicht zu geben vermag.
Man
286° Charleston.
Man zeige in einem arten aufferhalb der. Stadt
viele Citronenbäume, welche bey ber Belagerung 1780.
der Erde gleich niedergehauen waren; nun hatten fie
im Sebruse 1784 fchon wieder Stämme gegen 12 Fuß
hoch, und 3 — 4 Zoll dick, getrieben. Ein Talgbaum
(Tallowtree, Croton febiferum L.) den dag nemliche
Schickſal betroffen, ‘war ſeit der Zeit bie zu 15 Fuß
und darüber angewachſen. Die biefige Chinawurzel
(Smilax China) treibt in einem Jahre einen flarfen
Stengel von 40 — 50 Fuß lang, der fi) um Bäume
und ihre Aeſte windet. In den Wäldern fonmen meh»
rere Mebengetwächfe von aufferordentlicher Länge und
Stärfe vor, welche zwar in der Erde Wurzel fchlagen,
und fich oben irgendwo am Wipfel eines hoben Ban
mes beſchlingen, uͤbrigens aber ganz frey hin und her
ſchweben. — Ein windendes Staudengewaͤchs dieſer
Arrt iſt der ſogenannte Supple Jack, wovon ich aber
weder Blätter noch Blüthe gefehen. Es macht einen
hölzernen biegfamen Stamm, einen big zwey Finger
di, und 4o — 50 — 60 Fuß lang, welcher oft frey
von der Erde hinauf an der äuffern Spize eines ſtar⸗
fen Baumaftes hänget, daß man nicht leicht errathen
fan, wie er dahin kommen Finnen. — Einige Stengel
der Bignonia fempervirens maß ich, die ebenfalls Dau⸗
mens dick, und gegen go und 50 Fuß lang waren, und
/ ſich
Charleston. 237
fich ohne_Mühe von einem Ende zum andern fpalten,
oder ſchlizen laffen. kai ER
—* Naͤchſt dem ſchon beruͤhrten Indigo, iſt der Reiß
die vorzuͤglichſte Stapelwaare von Suͤdkarolina. Dieſe
Provinz und Georgia haben bis daher allein den Ans
bau davon ins Groffe getrieben; denn obgleich Nord⸗
Farolina und der füdliche Theil von Virginien ebenfalls
Gegenden hat, welche für diefe Getraideart fich ſchicken,
fo hat man deffen Anbau dort doch noch immer zu fehr
vernachläfliget. Der größte Antheil des in Nordamerifg
erzeugten Reiſſes wurde nach den noͤrdlichen Staaten
von Europa verführt. In den drey Jahren 17768, 69r
und 1770 betrug die fämmtliche Ausfuhr ‚don Reiß aus
den füdlichen Kolonien von Nordamerika jährlich an
140,000 Fäfler, welche zu den Mittelpreiß von 45 Shi
ling Sterl. dag Faß angefchlagen, eine Summe von
316,000 Pfund Steel, einbrachte. Don jener Anzahl
lieferte Süpfarolina allein gegen 110,000 Fäffer.
Der jährlihe Gewinn von einem Acker (166 Nuthen)
Neißlandes Fan zu 8 — 12 auch 14 Pfund Sterlingen
argenommen werden, ‚ nachdem ber Preiß tes Keiffes
hoc) oder niedrig fiehet. Es wird daher die Urbar⸗
machung der ra fich bequemenben Laͤndereyen mit dem
9 mehre⸗
288 Charleston. f
mehrefien Eifer betrieben. Dan bauer Reif, um mehr.
reger Faufen zu Einnen, und Fauft Neger, um mehr
Reiß zu gewinnen. 8
*
Man hat hin und wieder den Reiß beſchuldiget,
daß er den Augen fchäblich fey, und das Geſicht ſchwaͤ⸗
ce. Diefer Umftand, in fo ferne er in Suͤdkarolina
zutrift, koͤnnte aber eben ſo wohl eine andere Urſache
zum Grunde haben, nemlich die Zuruͤckwerfung der Son⸗
nenſtrahlen, von dem ſo blendend weiſſen Sande. Mehr
vere Beobachtungen beftätigen dieſes, weil viele Perſo⸗
nen Augenbefchwerben dulden, welche feinen oder wenig
Reiß genieffen, und Einwohner anderer Reißlaͤnder,
wo der Boden nicht den blendenden weiſſen Sand hat,
vom Genuß dieſer Frucht nicht diefe angebliche üble
Solge empfinden; dahingegen nach Boerhaave die Ein
wohner von Arabien, Verfien und Eonpten , deg dieſen
Ländern gemeinen weiſſen fandichten Bodens wegen,
vielen Augenbefchwerden unterworfen find. — — Noher
Reiß wurde dermalen der Bufchel zu 3 Schill. Sterl,
verfauft; enthülfet aber, zu 12 — 14 Schill. Sterl.
Auf Reis, Indigo, und in den hintern Gegent:n
auf Toback, haben die Einwohner von Karolina bisher
ihre hauptſaͤchlichſte Aufmerfiamfeit verwendet; es iſt
aber
Re’
Charleston. Bi 289
aber nad) Befchaffenheit der Lage und des Klimats mie
Grunde zu vermuthen, daß in der Folge, bey sunehmene
- Menfchenzahl und fich vermehrender Induſtrie, noch
rohe viele andere fchäzbare Produkte mit groſſem Vor⸗
theil hier werden erzielet werden koͤnnen. Der Oel⸗
baum, Johannisbrodbaum, Maſtixbaum, Mandeln,
Safran, Suͤßholz, Honig, Seide, feine Wolle u. dgl.
würden, nach einigen unverdroffenen Verſuchen und Bes
mühungen, von vorzügliher Site und mit groffem Vor⸗
theil zu erhalten ſtehen.
Sin einem Sande ‚ welches freymillig eine folche
Menge von milden Weinftschen und Neben hervors
bringt, als Nordamerika beynahe durchgehende von ſich
rühmen fan, folte man natürlicher Weile erwarten,
daß der Weinbau mit Leichtigkeit und Vortheil koͤnnte
betrieben werden: und doch iſt es, wenigfieng war es
bisher, der Fall nicht. Won jeher murde viel Wein
in Amerika getrunfen, und viel Geld gieng dafür in
fremde Staaten. Ob Weine überhaupt noͤthig find
oder nicht, ift hier nicht Die Srage. Genug bie Mens
fchen in Amerika, fo wie anderwaͤrts, finden Gefallen
daran, und haben ſtarkes Verlangen ihn zu genieſſen.
Die Landesprodukte von Nordamerika wuͤrden nicht
hinreichen, den Wein zu bezahlen, wenn man ihn zum
Schoͤpfs R. II. Th. 7 allge⸗
Nas
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.
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290 \ Charleston. —
allgemeinen Tranke machen wollte. Aber dann hat man
viele und fruchtbare Obſtgaͤrten, die guten Apfel» und
Birnwein in reicher Maafe liefern; man bauet Gerfie
und Hopfen ‚ und brauet Bier; man. brennt Brandter
weine, und erhält Rum wohlfeil aus ben Zucer
Inſeln, oder bereitet ihn ſelbſt aus den daher gebrach ⸗
ten Molaſſen.
—
* h
Die Sorten Beine, welche man ı ehemalg vorzuͤg⸗
lich in Amerika kannte und liebte, kamen aus Spanien
und Portugall, wegen ber Handlungsverbindungen dies
ſer Laͤnder mit England; nemlich rother, und ſeltener
weiſſer Oporto oder Portwein; dann Sherry, Lisbon,
Teneriffa, Fayal und Madeira. Vom lezten unter⸗
ſchied man eine ſogenannte Neuyorker und Londoner
Sorte (Newyork und London Quality), je nachdem er |
feiner Güte nach dem Gefchmad der einen und der
andern Stadt angemeflener war. Madeira, Wein wur.
de übrigens noch mehr gefihäzt, wenn er einmal oder
etlichemal die See pafliret hatte, befonderg, wenn er
von Weflindien zuruͤckkam; denn er verbeffert fich auf:
ber Neife in warmen Gegenden. Franzoͤſiſche Weine
famen ehedem nur felten nach Amerika, nun aber: deflo
häufiger. Die beträchtlichen Summen, welche von je
ber für Weine aus Amerifa gezogen wurden, bewogen
die
Charleston. 291
— —
die engliſche Regierung , wiederholte Preife auf die
Erzielung innlaͤndiſcher Weine zu ſezen. Es wurden,
diefen Aufräunterungen zufolge, auch in verfchiedenen
‚Meeinen Verſuche mit dem Anbau der Weinreben, und
bie und da zur Probe etwas Wein gemacht; die Ab⸗
en 27 ſicht der Negierung murdegnber nicht erfüllt; es blieb
immer nur bey den wenigen Verſuchen, welche man nicht
——— nicht aufmunternd, und wie es ſcheint,
die ganze Arbeit nicht nach dem Sehen ber Ameri⸗
faner fand. —
Ein Herr Andel, ben Braunfchweig in Jerſey, ers
hielt vor dem Kriege eine Prämie von 100 Pfund Sterl.
für eine. Pfeife rothen auf feinem Sande ‚erzielten Weis
nes. Er farb bald nachher, und nachläffige Erben
lieffen den. gut angebauten Weinberg wieder in Verfall
fommen,. weil er zu viel Arbeit erheiſchte. In Er
Suͤdkarolina wurde vor faſt 40 Jahren, duch eine
Provinzialakte, eine Belohnung von 60 Pfund jedem
verheiſſen, der eine Pfeiffe guten trinkbaren im Lande
‚erzielten Wein vorzeigen würde. Ein Franzofe, in ber
Gegend von Drangebourg anfäffig, machte diefer Auf⸗
munterung zufolge einige Säffer fehr guten Wein, und
erhielt etliche Fahre nacheinander feine Prämie dafür.
So bald man aber aufhörte dieſe zu bezahlen , gab auch
—3— T2 er
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Re AAN.
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—
292 Charleston. —
er den Weinbau auf, unter dem — 2 er konne
ſein Land beſſer Bein? en. Ein anderer Einwohner in
Sübfarolina, Namens Ihorpe, legte einen Weingar -
ten, 30 Meilen von Charleston, an, unter der Aufficht
eines Portugiefen, den er in diefer Abficht hatte kom⸗ |
men laffen. Auch er erhteite Prämien für 3 Pfeiffen
gemachten Weines; nach feinem Tode aber gaben feine
Erben ebenfalls die weitern Verſuche auf, und benuzten
das Sand auf andere Weile. Noch neuere Verſuche
wurden nad) diefen in einer Gegend, die Long Canes
genannt, 200 Meilen von Charleston, gemacht, und
gute Proben von Weinen geliefert. Alle europaͤiſche
Weinreben, welche in Gaͤrten, in und um Staͤdte, in
Philadelphia, Neuyork ꝛc. gezogen werden, gedeihen
ſehr wohl, und tragen viele und gute Trauben. Aus
allen Umſtaͤnden erhellet hinlaͤnglich, daß Amerika ein
Weinland werden koͤnne. Die Urſache aber, warum der
Weinbau noch nicht vom Landmann uͤberhaupt ange⸗
nommen, und Weingaͤrten ſind angelegt worden, iſt die
viele Arbeit, welche die Pflege des Weinſtocks erfor⸗
dert, und bie Zeit, welche vergehet, ehe er fich Des
zahle macht. Der amerifanifche Landmann ift es nun
fhon gewohnt, nach weniger und gemächlicher Arbeit
feinem unmittelbaren und jährlichen Gewinnſt entgegen
zu feben; dieſes gewaͤhret ihm fein Weizen. und feine
Vieh⸗
| | Ä Charleston. 293
he Fe a an
Viehzucht ; da Bingegen ein Weingarten, von feiner Ans
lage an, kaum in 6— 7 Jahren erſt einen ‚erträglichen
Profit abwirft. Man hat eine Menge ungulänglichee
Urfachen angegeben, warum Amerifa durchaus zum
Weinbau. ungeſchickt fenn fol; die doch mehrentheild
‚nur folche find, welche aud in andern Weinländern
fatt finden — fo wie überhaupt auch obige DVerfuche
nichts mehr beweiſen, als daß man Arbeit, vorläufigen
Aufwand und Aufficht gefcheuet habe. Ich will unters
deffen alles, was man als Hinderniffe des Weinbaueg
in Amerifa anführte, bier wiederhohlen ; fie mögen eis
tem andern zur nähern Berichtigung leiten,
Späte Nachtfroͤſte, in der Bluͤthezeit des Weinſtocks,
oder überhaupt im Frühjahr. In Penſylvanien und Neu⸗
vork blühet der wilde Weinftock zu Ende des Maps, oder
zu Anfang des Junius; und der zahme um diefelbe
Zeit, Im May, und oft im Junius, fallen noch zu⸗
teilen Falte Nächte ein. Der einheimifche fcheinet fie
ohne fonderlichen Schaden zu ertragen, blühen bey»
nahe alle Jahre uͤberſchwenglich, und tragen Fruͤchte
in Menge. Sn Karolina blühen die Reben einen Mo⸗
nat früher; man hät aber auch oft noch im April ſehr
fühle Nächte; das Thermometer fält oft von 80 Fahr.
auf 40,° Im Ganzen find aber doch diefe Nachtfröite
oe SR -% 3 ſo
—
294 Charlestom ns
ee
fo gewöhnlich nie; und ereignen fih auch in andern
Weinlaͤndera; ſcheinen auch in Amerika den Neben kei⸗
nen ſonderlichen Schaden zuzufuͤgen.
Die Mehlthaue — haben fie —— mit —
Weinlaͤndern gemein.
Die groſſe Menge Sufekten: und Bigel, welche
theils den Blaͤttern, theils den Beeren ſchaͤdlich ſind.
Dieſes laͤßt ſich aber nur von den noch am wenigſten
kultivirten Gegenden ſagen; um die Staͤdte leiden die
europaͤiſchen Reben und Trauben weniger, weder von
Inſekten noch Voͤgeln, und gegen beyde laſſen ſich
Vorſichten gebrauchen. In Karolina kennt man unter
andern eine Gattung Käfer, Cock-chafer genannt,
welche vorzüglih im May und Junius die Weinſtoͤcke
gerne beſuchen, und die Blätter abfreifen.
Die häufigen Thaue, welche in ben mittlern und
füdlichen Gegenden im Junius und Sulius fallen, und
die darauf folgende fehnelle Erhisung einer brennenden
Sonne Durch die zwiſchen den jungen Beeren fich
verhaltende und durch die Sonnenftralen ſtark erwaͤrm⸗
te Feuchtigkeit, faulen die Beeren. Man hat in Ehar-
feston Verſuche gemacht, um die Wahrſcheinlichkeit die⸗
— ſer
*
——— Charleston. 295
RT J Ro
fer Meynung zu begründen. Im Auguſt troͤpfelte man
Waſſer auf Kohl und andere Blätter, und ließ ſolches
an der brennenden Sonne abduͤnſten; uͤberall, wo Waſ⸗
fer das Blatt berührt hatte, verlohr dieſes Farbe und
Fengkeit / und ſchien brandicht zu feyn. Die Waſſer⸗
tropfen wirkten hier, wie eine Brennlinſe.
Weiter verurſachen die ploͤzlichen Abaͤnderungen von
Feuchte zu warmer Luft, die ſtarken Gewitter und Re⸗
gen, um die Zeit, wenn die Trauben bald reif find,
daß die Beeren berſten, verderben und —* und die
noch gefunden —
Endlich glaubt man en dag die Neben zu flarf
in Aeſte trieben, und daher weniger und nicht fo vol
fommene Früchte lieferten; dieß iſt der Fall wirklich
bey den wilden amerikaniſchen Reben, welche ſtarke
Aeſte treiben, und daher vielleicht weniger ſaftreiche
und milde Beeren bringen.
Allein alle die erwaͤhnten vorgeblichen Hinderniſſe
laſſen ſich zum Theil durch Arbeit und Sorgfalt heben,
‚und zum Theil werden fie bey zunehmender befferer und
allgemeiner Anbauung des Landes, und deffen Reinigung
von Wäldern, von ſelbſt wegfallen.
— 84 Wenn
RTL
7 > *F ”
296 \ Charleston. R“
Wenn auch die vordern Gegenden dem 3 W inba
aus einer oder der andern Urſache unguͤnſtig fen. folk ı
ten, fo wird man. zuverläffig, in der, Solge die hintere
Landſchaft ſehr vortheilhaft dazu benuzen fönnen, wenn
ſich nur erſt mehr.arbeitsluftige Einwohner finden. „Die
fruchtbaren Hügel tief im Lande, und ienfeitd der Ges
bürge, um Pirtsburg und anderwärtg , ſchienen mir
ſehr dazu gefchickt zu ſeyn. Auch waren daberum vers
fchiedene wilde Weine anzutreffen, welche siemlich ı wohl⸗
ſchmeckende Beeren trugen. Hier wuͤrde man zwiſchen
und an den durchaus fruchtbaren Huͤgeln bequeme und
für den falten Winden gefchüjte Weingaͤrten anlegen
koͤnnen. Man hat auch ſchon die Huͤgel in dem Lande
der Cherokees zum Weinbau fuͤr ſehr gut gelegen ge⸗
halten; die Indianer ſind aber noch im Beſize davon,
und Verſuche fanden folglich dort nicht ſtatt. Vielleicht
lenken die Einwohner der neuen Kolonien zu Kentucky
ihre Aufmerkſamkeit und Fleiß auf dieſen Gegenſtand.
Wahrſcheinlich moͤchte es auch nicht fruchtlos ſeyn,
europaͤiſche gute Reben auf die wilden amerikaniſchen zu
pfropfen, oder dieſe durch Kultur zu verbeſſern; denn
fie verdienen Aufmerkſamkeit, und man hat fie bey. ben
bisherigen Verſuchen ganz auffer Acht gelaflen.
ic Ze ' u Seutaton | 297
ji, ra 8 „Garten zu Philadelrhia eher man
mehrere, Sorten amerifanifcher Reben, welche der alte
Bartram aus unterſchiedenen Gegenden geſammlet hat⸗
te; ſie gedeihen ſehr wohl in dieſem Garten Ind ver ·
behſſern ſich wirklich durch den geringen Grab von Kul⸗
ur, d deſſen ‚fie ſich daſelbſt zu erfreuen haben. Die Bee⸗
‚sen werben, groͤſſer, ſaftreicher, und ihre Haͤute duͤnner;
und Bartram der Sohn behauptet, daß fie ungleich
mehr Fruͤchte trügen, als die, gemeine Rebe, Unter
ihnen. findet ſich die Cherofefifche ‚Rebe (Cherokee-
Grape) welches die beſte in Amerika ſeyn ſoll. Dem
Blatte nach, ſcheint fie ber europäifchen, oder dem Vitis
vinifera, am naͤchſten verwandt zu ſeyn. In den Pens
ſylvaniſchen und Neuyorkiſchen Gegenden finden ſich
nur allein die, Vitis vulpina (Fox-Grape) und Vitis
Labrufca ‘(Wild-Grape); beyde machen Stämme von
4 — 6 — 8 300 im Duechmeffer, und 20, 30 bie
40 Fuß lang, mit welchen fie fih um Aeſte und Gipfel
benachbarter Bäume binauffchlingen. Sie lieben vor⸗
zuͤglich befchattete, feuchte und fette Stellen, und man
findet ſie nicht leicht auf trocknen Huͤgeln. Die Beeren
der Fuchstraube ſind die groͤßten, aber eines herben
Geſchmacks, doch macht ſie der Froſt für Kinder, Nes
ger , und andere unleckere Mäuler, genießbar; haͤufi⸗
ger bedient. man fich ihrer zum Einmachen mit. Zucker.
Bosınn zu u» Die
ee
298 | Ehetlabn J 4
Die Beeren der andern der} find b
der ganz ertraͤgliche Srüchte ‚von beyden ‘Arten. Um
Batehtiüre , und in den übrigen ſuͤdlichern Waldungen,
kommen’ aber wilde Reben vor / welche an Groͤſſe und
Laͤnge der erſtern nichts "nachgeben, deren Kleinere
fhmwärzlichte Beeren aber von ziemlich angenehmen ſaͤuer⸗
lichem Geſchmacke find (*). Eine andere kleine und
ganz niedrige Rebenart findet ſich an den ſandichten
ufern des Ohio bey Pittsburg, welche gleichfalls ſehr
gute, * ſchwaͤrzlichte/ eßbare Beeren **
Der Markt von Charleston Fan dem von Dita
delphia bey weiten nicht gleich gefezet werden, / weder
in Abfiht auf Menge, noch Güte der Lebensmittel.
Das hiefige Rindfleifch ift weder fett noch ſchmackhaft,
weil man ſich nicht die Mühe nimmt, dag Vieh zu mäften,
fondern es von der geringen Weide, welche es in Wäl«
dern und Suͤmpfen findet, gerade wegnimmt und fchlach«
RC tet,
CH) Ich babe diefe Trauben gekoitet, aber die Reber
nicht ſelbſt geſehen; mwahrfcheinlich ift es die Vitis vinifera
americana Marsh. Americ. Grove, pP. 165. und fo wie
die Cherokeſiſche Rebe, eine Abart der Vitis vinifera L., welche
aber nördlicher nicht vorkommt.
-
nahe — —
als die der erſtern; aber doch finden ſich Hin und wie⸗
*
Cparleec, : | 299
tet. Ueberhaupt * das Rindoieh in den ſuͤdlichen Ko⸗
lonien nicht von der guten und groſſen Art, wie in den
noͤrblichen man tft weniger ſorgfaͤltig für die Erhal⸗
tung einer guten Zucht und ihre Fütterung , "weil man
Vieh in Menge hat. Gefluͤgel aber iſt im Ueberfluß
da, und um deswillen gut, weil es mit Reiß und Mays
gefuͤttert wird. Auch if an Mildpret Fein Mangel;
ein ganzes Reh von 60 — go Pfund fchwer, wird ges
mieiniglich mit 7 8 fpan. Thalern bezahlet. Wilde
Enten und andere Waſſervoͤgel werden haͤufig hinge⸗
bracht; ſie empfehlen ſich aber nicht alle durch ihren
Geſchmack; unter dieſen find viele. Arten, welche Ame⸗
ke mit Eiropa um ee
"Garten Gemüfer fangen almählih erft an, in
gröfferer Menge gezogen zu werden; doch wird noch
jegt ein Kohl» oder Krautkopf mit 6 d. Sterl. bezah⸗
let. — Erdäpfel werden von ben nördlichen Rolonien
und von Europa zugeführt; bier merden wenige ger
bauet, aber deſto mehr Battaten (Convolv, Battat.) und
Tan» yards (Arum efeulentum) , Kuͤrbiſſe, Cashaws,
Squashes, Melonen, Erbſen und Bohnen, von mans
cherlen Arten. Die Nähe von Weſtindien verfchaffet
diefer Stadt auch” den’ mannichfaltigen Genuß der
Früchte jener Gegenden. Endlich liefern auch die Fluͤſſe
— und
300 Eparfeston,
und bag Meer nach. ber; er. Sabresgeit ER —
Ueberfluß von Fiſchen. Um dieſe Jahreszeit aber, wa⸗
ren beynahe keine andern zu ſehen, als —— ‚(Mu-
gil ‚Albula Linie dene hi
Mit Fiſchen -follen ſich auch bien En *
ſeltener, aͤhnliche unangenehme Zufaͤlle zugetragen ha⸗
ben,. als man bie und ‚da in andern Gegenden von
Nordamerika bemerkt hat. Es fcheinen nemlich einzelne
Fiſche, von einer übrigeng ‚eßbaren und gefunden Gat⸗
tung , durch unbekannte Umfändez zumeilen eine (chäd«
liche und beynahe giftige Eigenfchaft zu erlangen. ... Eis
nige Vorfälle diefer Art ereigneten fich während meis
nes Aufenthalts zu Rhode» Eyland. im Sommer 1779.
In der Familie eines Sjuden, Namens Meyer, wurde
ein Sea⸗barsh (Percae Species) zur Mahlzeit bereitet,
welches einer der beſten und. wohlſchmeckendſten Fiſche
der daſigen Gewaͤſſer zu ſeyn pfleget. Kurze Zeit nach
der Mahlzeit wurden die mehreften von ber Familie,
befonders aber diejenigen , fo von der Leber des Fiſches
genoffen hatten, ploͤzlich mit Schwindel, Ropfmeh,
Uebelfeyn, Neigung zum Brechen und Grimmen. befals
len, wobey fich einige fieberifche Umftände einftellten.
Eine Art von Ausfchlag fand fich auf der Haut ein, .
und das Dberhäutchen fchuppte fih ab. Es wurden
—— gegeben, und die Kranken genaſſen nach
einem
‘
Charleston. 301
— N
einem ober jiveen‘ Tagen. Das en geſchah einer
Diſchgeſellſchaft einiger deutſchen Officiere, zu einer an⸗
dern Zeit, nach dem Genuſſe derſelben Gattung Fiſche;
die Zufaͤlle waren gelinder, weil man weniger davon
genoſſen hatte, doch aber wurden auch hier diejenigen
ſtaͤrker angegriffen, welche von der Leber gegeſſen hat
ten. Den Einwohnern von N5od » Eyland find mehrere
dergleichen zufäle befannt. Da aber jährlih Taufens
de von ber nemlichen Gattung Fifche , ohne alle üble
Folgen verzehrt, und ihrer befondern Güte willen,
vorzüglich gefücht werden, fo wiſſen fie nicht, worinn
fie die Urfache dieſer einzelnen Ereigniſſe ſuchen ſollen.
Am gemeinſten iſt die Meyhnung, daß ſolche Fiſche von
den Seepflanzen, welche am Grund der See, oder an
den Ufern auf Kupferhaltiger Erde (Copper-bottom),
wuͤchſen, gefreſſen haͤtten. Es iſt aber dies auch eis.
ter nichts als eine Meynung; denn man weiß uͤbri⸗
gens gar nicht fuͤr gewiß, daß dieſe Fiſche ſich von
Seepflanzen naͤhren, oder daß der Boden der daſigen
Gewaͤſſer kupferhaltig ſey. Wahrſcheinlich iſt es aber
freylich immer, daß ſolche Fiſche aus einer beſondern
Urſache kraͤnklich geworden em” und daß ihre Leber
unter
Eee
(*) „Bon dem befondern Fraaß, welchen die Fifche zu
befondern Sabrsieiten, und an befondern Gegenden has
„ben,
unter ſolchen Umſtaͤnden vorzüglich, fhäbliche Eigenfaf,
ten erhalte. Daß diefed Eingeweide bey mehr ‚andern
Sifchen ‚einer ſolchen befondern Verderbniß fähig fed,
wenn auch das übrige Fleiſch gefund und genießbat
| —
„ben, erhalten fie zu einer Zeit ſchaͤdliche Eigenſchaften,
„welche ſie zu einer andern nicht haben. Es giebt koral⸗
„lenfreſſende Fiſche in den oſtindiſchen Gewaͤſſern, welche
„traurige Zufaͤlle erregen, wenn ſie in der Jahrszeit ge⸗
„fangen und genoſſen werden, wo die in den Madreporen
» Y
„verborgenen Polypen zu arbeiten anfangen, welche fie
„nemlich überaus, begierig verzehren. Diefe Zeit iſt im
„Jenner, Sebruar und Merz., Diefe Beobachtung des
Herrn Sonnerats beftätiget auch Herr Meunier;
gesterer fügt noch hinzu: daß, da dieſe Polnpen von eben
der Natur, wie einige Gattungen der Meerneffeln (Medufae
Holothuriae &c.) find, welche auf der Haut ein Brennen m
verurfachen, wenn man fie in die Hand nimmt; fo Lieffe
fich Leicht erachten, daß folche ſcharfe Säfte gedachter Pos
Inpen die Fifche, die fich ihrer zur Nahrung bedienen, mit
einer ähnlichen brennenden Schärfe anſtecken. Rozier
Sammlung. ıı Bd. Nro. 22 und 23. Dieſer Meduſen und
Holothurien giebt es eine Menge in den amerikaniſchen Ge⸗
waͤſſern, und es verdient daher eine genauere Beſtaͤtigung,
ob ſie Gelegenheit zu den ſchaͤdlichen Veraͤnderungen bey
den Fiſchen geben. |
\
3
Charleston. 303
bleibt, beſtaͤtiget ſich durch einen ziemlich allgemein ges
wordenen Verdacht, welcher die allermeifien Seefahrer
gegen bie Lebern ber mehreften Fiſche eingenommen hat,
und unter andern auch durch. die Gefchichte , weiche fich
auf Coocks Schiffe in der Südfee mit der Leber eines
Tetraodon zugetragen hat. Anmerfenswerih bleibt es
übrigens noch, daß mehrentheils nach dem Genuß -fols
cher ungefunder Fiſche auch die Haut mit. angegriffen
wird, und faft immer. eine Art Ausichlag mit Abs
fhuppung erfolgt, welches unter —— auch der Ge⸗
nuß einer an der hollaͤndiſchen Kuͤſte befindlichen Art
ungeſunder Muſcheln zu bewirken pflegt. —
Da die Gegend von Charleston, und viele Mei⸗
len umher gaͤnzlich von Steinen entbloͤſet iſt, ſo muͤſſen
die benoͤthigten von ferne her gebracht werden. Am
gewoͤhnlichſten bedient man ſich zum Grundgebaͤude der
Haͤuſer, oder auch zum ganzen Hauſe, eines Muſchel⸗
ſandſteines von Bermuda. Er beſtehet gaͤnzlich aus
zermalmten Muſcheltheilen, welche gewoͤhnlich nicht
viel groͤſſer als Hirſe oder Mohnkoͤrner ſind; er iſt
weiß und zerreiblich, wird aber an der Luft, indem
er Seuchtigfeiten an fich ziebet, fefler und dauerhaft;
welches noch mehr dadurch befördert wird, dag man
ihn mit einem Heberzug von Sand und Kalch beleget. Diefe
e F Stei⸗
304 Gharleston.
Steine werden in Stücken von 18 Zoll —— und 6 doll
dicke bieher gebracht; davon 100 St. 12 — ı3 fpanis
fehe Thaler (à 4 Sh. 6.d, Sterl.) foften. Enropäifche,
befonders jest die holländifchen Schiffer, bringen Back⸗
feine als Ballaft mit, und verfaufen fie mit Vortheil.
Man hätte nahe bey Charleston alle bensthigte Mas
terialien zu Backfleinen; bis daher aber hat fich noch -
niemand mit ihrer Fertigung abgeben mögen, weil man
fie wohlfeil genug erhält, und die dazu bensthigten Ara
beiter anderwärts mit mehr Nuzen Eönnen angeftellt
werden. Die hintern hügelichten und gebürgichten Ges
genden liefern Steine genug, umd man bat auch die
Hoffnungsvolleften Anzeigen von andern nüzlihen Schaͤ⸗
| zen der Erde. Eiſen hat man bereits in Menge ge
finden, und auch Bley; aber noch Feines fonderlich
benuzt. Sumpferz findet fich Häufig in den Slüffen
und andern uͤberſchwemmten Gegenden des Hinter⸗
Landes. Don mineralifihen Quellen fennt man big
daher nur ein fihmwefelhaltiges Waſſer, melches ſich
irgendivo an der Graͤnze von Suͤdkarolina findet.
Zwiſchen Charleston und der See liegen verfchie«
dene Eylande, welche die Bay und den Hafen bilden
helfen: Die durch den leztern Kriege anrmeiften befannt
gewordenen, find: Long Sullivan's⸗ und James ⸗Ey⸗
land.
Zanes / kaland | „ws
Umfang if, — des Hafens Fort Sala
fon’ angelegt ; die unzegelmäffigen Merfe, welche eben:
auch von feiner befondern Stärfe oder Umfang waren,
find von Auſterſchaalen und Kalch aufgemauert. Sie
wurden zum Theil von den Amerikanern ſelbſt, als ſie
dieſes Fort 1780 verlieffen, geſprengt, und das uͤbrige
haben Stuͤrme und Wellen zerſtoͤret. Es waren gegen⸗
waͤrtig auch nur 3 Kanonen und eine Wache von zwoͤlf
Invaliden daſelbſt, welche bie ein ⸗ und auslaufenden
Schiffe anrufen, ihre Paͤſſe unterſuchen, und Signale
nach der Stadt’ geben, wenn ſich Schiffe ferne in der
See fehen laffen; denn da diefeg Fort auf einer hohen
Bank Tieget, fo bat: man eine freye Ausficht über Die
3 Dieilen-davon entfernte Stadt fowohl, als über den
Deean. Gleich vom Fort aus erſtrecket ſich laͤngſt dem
Strande eine lange Hanf, oder Wall, welche aus
Auſtern⸗ und andern Muſchelſchaalen beſtehet, die von
den Fluthen dahin aufgehaͤuft ſind. Zunaͤchſt am Fort
iſt ſie wenigſtens 4 — Fuß hoch, und beynahe eben
fo. breit; ‚weiter bin nimmt fie almählih ab. Ich
Eonnte nicht erfahren, ob man auch unter der Dbers
fläche der Erde Muſcheln/ oder ihre Ueberbleibſel, fin⸗
de; denn man hat keine Gelegenheit tief zu graben,
wenn es nicht Wafferg halber gefchieherz mens man
Sen. a. u in
200
in geringer Tiefe antrift, — One 1
ziemlich gut aha wird. LT DR
N NERZET Bot. 2"; ER DE Ey 9
aaa In der Mitte des Februars war, ein einziges fleis
nes Pflaͤnzchen (*) ausgenommen, noch gar feine Blume
REHR Houfionia puſilla = Rudi brot; tenuis,
; Canlis pollicaris , acute tetragonus, ſetulis paueis (mero ·
ſcopio tantum ob ervandis) fcaber, fimpiex — ———
moſus, terminatus ramis duobus et pedunculo inter
medio, aut hoc tantum. "Folid oppofita, petiolata,
ovata, 'bafi apiceque acuta, glabriufcula, ee
flexo ciliata. Petioli longitudine fere foliorum‘ y iem-
brana laxa coadunati. Pedunculus em eu p
et quod excurrit longior, medio —
tubo brevior, quadripartitus: laciniis ovatis, acutis,.
w Stamina 4 in medio tubi corolle; Anther® Have.
— Germen compreſſum. Stigma bifidum. € ip det Hou⸗
N Whlatcafuleh im! naditus und der Blume ſo aͤhunlich, daß
ich es fuͤr eine Art ee halte/ ob ich ſchon die drucht
nicht Ben babe. PS. wer ra
Samen Eyland. 307
— ——
auf dieſem — zu finden, obgleich in andern Wine
tern, welche eben fo gelinde, als dieſer firenge mar,
fhon ein und andere Pflanzen um diefe Jahreszeit. in
Bluͤthe ſtehen. Vergebens ſahe ich mich auf demfelben
nach ber Kohlpalme (Cabbage-tree) um, welche ehe⸗
mals häufig da war, num aber fo gut als ausgerottet
ife, weil man fie im Kriege zum Behuf der Feſtungs⸗
‚werte und Schanzen überall niederhieb. Doch find
noch ‚einige auf Morris» und andern. benachbarten Ey⸗
} landen, wohin ich aber. nicht zu fommen Gelegenheit
‚hatte, Die Stämme diefed Palmbaums find zu Ver
ſchanzungen vortreflich ; ihre, Fafern und ihr ganzes
Gewebe iſt fo biegfam und zähe, daß Feine Kugeln hin⸗
durch bringen, und ſie fplittern auch nicht. Aber fie
dauern in der Luft nur wenige Jahre, und ſind daher
Bi für den. gegenwaͤrtigen Gebrauch. Die Werke auf
bat N » Jeland, an welchen fich die englifchen Kriegs⸗
ee ven der exfien Unternehmung gegen Charleston
1776. müde feuerten, find groͤßtentheils davon errichtet;
ſo auch die meiſten Werke in ber, Stadt nach der Bay
m Auffer mencherlen andern Nuzungsarten, zu mel
chen dieſe Palme noch dienet, ald Taumerfen, Nezen ıc.
‚bie man aus den zaͤhen Faͤden ihrer Blaͤtter fertiget,
iſt es bekannt, daß ihre oberſte gruͤne und koniſche
Spize, welche aus den. noch zarten unentwickelten Blaͤt⸗
A " N 2 sa "ale 7°»
i ‚Br ‘ er
308 — Ehatleston
—
tern beſtehet/ eßbar if; — Name dee! äh
baume. Roh hat dieſe Subſtam etwas bitterliches,
mandelaͤhnliches; gekocht ſoll ſie einem Kohl gleichen;
am meiften aber wird fie mit Eſſig — ober
wie Salat zn"
ann
*
—5 —
«
Nirgends fichet man die Bitzzards in fo groſſer
Anzahl, als in und um die Stadt Charleston. Da fie
ſich blos von Aeſern nähren, fo wird ihnen Fein Leib
zugefüget; fie verzehren, was man zu faul iſt wegjiie
ſchaffen, und tragen daher viel zur Erhaltung ber Nein.
lichkeit, und Verhuͤtung ungeſunder Ausduͤnſtung von fau⸗
lenden Thieren und Unrath, bey. Ihr Geruch iſt ſcharf,
fo wie ihr Geſicht; es bleibt ihnen daher nichts unbe⸗
merkt, was zu ihrer Nahrung dienen Fan; und fie find
überall in allen Straffen anzutreffen. Hingegen find
einige von dem Worurtheile eingenommen zu glauben,
daß wenn fich ein Buzzard auf irgend einem Hauſe nie⸗
derlaſſe, in welchem ein Kranker liegt, es dieſem eine
toͤdtliche Vorbedeutung ſey; denn man bildet ſich ein,
daß ihr feiner Geruch ſie ſchon die kuͤnftige Bee wit
tern laſſe.
9)
sn
Die Martind (Hirundo purpurea L, Cat. I. 51.)
teafen bier ſchon zu Ende des Februars ein; da fie
” fich
Charleston.
Sa. |
BEE k
ſich in Venſyloanien und. Hort felten ‚vor ‚dem Anfang:
oder in der Mitte des Aprilg zeigen. Die Landleute
haben fie gern un ihre Höfe. In den nördlichen.
Gegenden bauet man ihnen kleine Häuschen vor
die Scheunen, ober. auf eine eigene. Stange, worein fie
niſten; Hier aber, begnuͤgt man ſich einen ‚auggehölten
Calebash (Flafhenkürbis). an eine hohe Stange aufzu⸗
hängen, ‚in welchem fie dann auch ihre Wohnung aufs
fehlagen, und gleichfam Wacht gegen Raubvoͤgel hals
ten; fo baid fie einen: biefer Art erblicten, warnen fie
die Huͤner und anderes zahme Gefluͤgel, durch das Ge⸗
ſchrey fo. fie echeben.
Bon den Cherofees, welche weſtlich von Suͤbd⸗
4 Nordkarolina wohnen, kamen um dieſe Zeit einige
Maͤnner, Weiber und Jungen nach Charleston, in
Angelegenheiten ihrer Nationen. Zween Knaben von
— 15 Jahren zeigten auf den Straſſen ihre Ge—⸗
ſchicklichkeit in Bogenſchieſſen. Auf 16 — 18 Schritte
fehlten fie beynahe niemalg einen Fupfernen Penny , die
von den Zufchauern ihnen als Prämie, häufig vorgen
edit wurden. Ihre Pfeile waren von Rohr, am Ende
im. Feuer gehärtet oder halbgebrannt, und. der Schwung
daran von, den Federn des. wilden türfifchen. Hahns.
Die Bogen gan einfach, mit einer Sehne von Buͤffel⸗
— an aa? rg ar
1} — u 3 In
J
—
Aha Sn Süpkarolina, am ‚ Warereefih, binter —
wohnen noch einige Familien von dem Stamme der
Eatambas; fie zeblen etwa 70 — 80 Krieger oder
ſtreitbare Maͤnner. Durch Vertraͤge ſind ſie auf einen
Bezirk von 12 Quadratmeilen zu ihrem Jagd» Revier,
mitten in einer übrigeng bewohnteit und bebauten Ge⸗
gend eingefchränkt. Mit ihren Nachbarn leben fie ges
gegenwärtig friedlich und ruhig; ehe aber die erwähnte
Gegend, für welche: fie eine farfe Vorliebe aͤuſſerten,
ihnen durch ausdrückliche Gefeze des Staats zugefichert
war, fielen beftändige Streitigkeiten vor, wozu die bes
nachbarten Pflanzer die meilte Gelegenheit gaben, ine
dem fie in dem Bezirk der Indianer jagten, filchten,
oder gar Land anbauen wollten. Vor etwa 15 Jahren
lieferten dieſe Catawbas, fo wenige ihrer auch waren,
den Karolinern eine foͤrmliche Schlacht, und fochten
mit vieler Ordnung und Entfchloffenheit, Die karolini⸗
ſche Miliz, welche gegen fie gezogen war, konnte kaum
durch die eifrigſten Ermahnungen ihrer Officiers in uns
gebrochner Linie erhalten werden, und erft nach einem
langen und hartnaͤckigen Gefechte wurden die Catawbas
geſchlagen. Ein gewiſſer Williamſon kommandirte bey
dieſem Vorfall. Die Indianer hatten beſondere Furcht
dor ihm, und nannten ihm, nach ihrer Gewohnheit,
ke eigene Beynamen zu geben, den Cowdriver
(Kühe
: Shaslräfen Ä ar /
— e —
(Ripteeiber), Die, Cherotees. feffen. nach. ber u:
‚den Catawbas ſagen: Ihr habt nicht wie Männer
gefochten! „und ihre Antwort war; „hr möget re⸗
mben ,. wie ihrs verſtehet; aber wartet nur, bis der
Cowdriver unter euch koͤmmt. n— e
re der. Mitte des Februars eroͤffnete in Char⸗
leston bie Aſſembly von Suͤdkarolina ihre Winterfizun.
gen... Der Zutritt zu dieſer Verfammlung ift jeden. bes
fcheidenen Manne offen; und man wird fie.felten ohne
Iheilnehmung, und; nie ohne Unterricht verlaffen. Hier
fprechen Männer. ohne Menfchenfurcht, ohne Ruͤckhal⸗
tung, und mit. fühlbarem Eifer für. das Beſte ihres
DVaterlandes und ihrer ; Mitbürger. „Die Regierungs⸗
form des Staatd von. Sübfarolina ift, big auf einige
Kleinigkeiten, der Verfaſſung der Übrigen Staaten
gleich Die ausuͤbende Verwaltung der Geſeze iſt in
ben; Händen eineg Gouverneurs , dem ‚ein Gouvernore
Lieutenant und ein ‚geheimer. Kath beyſtehen, welche
ſaͤmmtlich um das andere Jahr von den Aſſemblys ge⸗
waͤhlt werden. Die geſezgebende Macht beſtehet im
Senate und dem Hauſe der Repraͤſentanten welche
alle zwey Jahre von dem Volke erwaͤhlet werden. Der
Gouvernor, Gouvernor· Lieutenant, muͤſſen sehen Jah⸗
re im Staate gewohnt haben, und, die geheimen Raͤthe
wis — la fünf
Charleston. e
fünf Jahre. Jeder muß wenigſtens ein Vermoͤgen von
zoooo Pfund beſizen. Ein Senator muß 30 Jahr alt,
und fuͤnf Jahre ein Buͤrger des Staats geweſen ſeyn,
und wenigſtens 2000 Pfund im Vermoͤgen haben. Ein
Repraͤſentant im Unterhauſe muß 3 Jahr im Lande ge⸗
wohnt, und ebenfalls ein. beſtimmtes Vermögen ber
ſizen. Wahlfähig, zur Ernennung diefer Mitglieder
der Regierung, iſt jeder freye-weiffe Mann, der ein
Jahr im Staate gewohnt hat, und deffen Abgaben ber
Landtaxe von zo Acer Landes gleich find. Die vers
fehiedenen Kirchfpiele und Graficjaften von Suͤdkaro⸗
lina ftellen ungefähr 170 Mitglieder zur Affembiy , die
Stadt Charleston allein aber noch 30 mehr. Leztere
‚Anzahl ift zwar ungleich groß, im Verhaͤltniß der Volks⸗
menge in der Stadt und im Lande; auch wußte man
diefes wohl, wählte aber doch im Anfange des Krieges
diefe gröffete Zahl, um deſto ficherer eine Ueberzahl fuͤr
den Krieg flimmender Mitglieder zu erhalten, weil bie
h Einwohner der Stadt, aus befannten Urfachen, mehr
als die Landleute für den Krieg und deſſen Fortfezung
geneigt waren. Die Mitglieder der Stadt find größten,
heils Rechtsgelehrte, anfehnliche Kaufleute oder andere
wohl unterrichtete und verffändige Männer, fie find
daher beredt, unternehmend, und erhalten leicht bag
Uebergetvicht über die Abgeordneten des übrigen Landes,
wo
v2
N
a
Ehatlesten. 313
—
wo es auf Vortrag und ein wenig Kabale ankommt;
Die vötige Anzahl der Abgeordneten ift niemals. bev⸗
ſammen; die hinterſten und aͤrmeren Diſtrikte ſcheuen
die Unkoſten, ihre ſaͤmmtliche Abgeordnete nach Char⸗
leston zu ſchicken. Die aber, welche erſcheinen, wenn fie
auch nicht Muth oder Beredfamfeit genug haben; ſich
den Vorſchlaͤgen oͤffentlich zu widerſezen, welche ihnen
nach ihrer Lage unangenehm oder laͤſtig ſeyn moͤchten,
verſtehen dennoch ihr Intereſſe hinlaͤnglich, um we⸗
nigſtens bey der Stimmenſammlung ihre Einwilligung
ſtille zu verweigern Daher verwundert man fich oft,
daß Vorſchlaͤge durchfallen, deren mahrfcheinlicher Nuzen
und Nothwendigkeit von einigen Mitgliedern ber. Stadt,
ober ber vordern Diſtritte, mit allem Schmuck der
Rednerkunſt find dargeſtellet worden, und wogegen von
den Abgeordneten des Hinterlandes nichts öffentlich ein⸗
gewendet worden iſt. Oft ſind ſie doch ein wenig hart⸗
naͤckig, oder auch argwoͤhniſch, und es wird daher
manchmal zum Beſten einer guten Sache nothwendig,
ſie durch unſchuldige Nebenwege zu lenken. Zuweilen
haben fie aber auch gegründete Urſache, ſich zu wider⸗
ſezen; dies war bey gegenwaͤrtiger Verſammlung ein⸗
mal der Fall. Es ſollte die Landtaxe erhoͤhet, und
durch den ganzen Staat gleichmaͤſſig erhoben werden.
Die Reiß⸗ und Indigo⸗ Plantagen der vordern Gegen⸗
u 5 den
—* *
— —— AA
sr Sharfestom
RR
.
— — —
ben: warfen mn ungleich. böhern. Grivag: ab, als die
Weizen · und tuͤrliſchen Kornfelder des Innlandes — die
Beſiger Der: erſtern würden alſo jene Erhoͤhung gar
nicht , oder kaum gefühlt haben, wenn fie fie die lege |
tern eine unerträgliche Laſt würde geworden ſeyn. *
Sie verlangten daher, und mit allem Rechte daß dieſe
Tarerhöhuing nicht nach. dem Umfange des Landes, ſon⸗
dern nach der Guͤte und dem deſſelben angeleget
werden ſollte ⸗ Say aha Ar gi
"Die Sinfünfte des Staats von n Ebtarolkna hat
ten fuͤr bas Jahr 1783 folgende Quellen:
EC; procent Abgabe von dent Erloͤß aller in oͤffentli—
ia den Verſteigerimgen derfauften Kaufmannsgůu⸗
ter, N anderer Waaren, Neger, Pferde ıc. Der
Betrag davon wurde auf 10 — 12000 Pfund
., Stenting —— *
IR
Ra — —— von allen in das Land
gebrachten Kaufmannsguͤtern, bie nicht beſonders
ſchon enumerirt, oder angelegt waren. — Der
Betrag aller im vorigen Jahre nach Karolina
eingefuͤhrter Waaren ſoll gegen 7 — 800,000
Pfund geweſen ſeyn; dieſer Zoll koͤnnte alſo im⸗
mer auf 15 — 16000 Pfund geſchaͤzt werden.
Extra
Ertra Eingangs» Zoll, für verfchiedene beſonders bes
ſtimmte europäifche und weitindifche —
artilel. With RR
bg Dollar, ober 4 Shill 6 d. —— don jet
100 Acker Lands.
1 Dollar Kopfſteuer für jeden Neger, ohne Unter
ſchied des. Alters. " Die Anzahl der Neger wurde
fur; vor dem Kriege auf 93000 Köpfe geſchaͤzet. —
Durch’ den Krieg hat diefe Zahl ſich zwar vers
"mindert; wird aber immer noch eine: —
—— er *
Eine Art von ———— * — Pen
für den Betrag aller Waarenläger — (oder Stock
‚in Trade) und eine Art ————— fuͤr Pro⸗
eſſenſea
„Die, Einfänfte dieſer Taxen, welche betraͤchtlich
find, waren, zum Schulden, und Intereſſen » Abtrag,
und andern Beduͤrfniſſen des Staats gewidmet. Der
24 Procent Eingangs⸗Zoll ſollte eigentlich dem Kongreß
beſtimmt ſeyn; und wurde in Karolina auch wirklich er⸗
hoben, zur Zeit nahm man aber noch Anſtand, den
Ertrag davon an den Kongreß abzuliefern, weil noch
kei⸗
216 x a
keiner der übrigen Staaten es gethan, und einige ſich
befien gänzlich geweigert, auch dieſen Zoll — einmal
erhoben hatten. dat
Far das laufende Jahr 1734 ‚Sat, die, dermalige
Afembtp Anſialten und Wege (Ways & Mean) getrofs
‘ fen, um bie Summe von 104000 Pfund Sterl. durch
Auflagen ‚erheben zu koͤngen wenn es noͤthig ſeyn ſoll⸗
te; vorläufig aber bat man nur auf 79400. Pfund die
Anlage gemacht. Die, Negertare wurde von einem auf
zween Dollars erhöhet,. und: noch war es in Betrach⸗
tung Nob nicht 3 Dollar noch zutraͤglicher waͤren; zu⸗
mal, da die gleichmaͤſſige Erhoͤhung der Landtaxe von
x auf 2 Dollar, für 100 Meder, noch ſtarkem Wis
derſpruche der Einwohner des Hinterlandes unterwor⸗
fen war. Gegen eine gröffere Auflage auf Neger wuͤr⸗
den diefe weniger’ Einwendung machen, weil in den
bintern und innern Gegenden des Landes wenige oder
gar feine Neger gebraucht werden. Ungefaͤhr 40000
Mund Sterl. betragen die Civil» Ausgaben des Staa
tes. Der Gouverneur bat allein 1000 Pfund an Bes
foldung ; und die übrigen Bediente des aa find ale
verhältnigmäflig bezahlet.
Auſſer dieſen in die oͤffentlichen Staatöfaffen fief-
fenden Abgaben, waren noch andere Auflagen zur line
terhal»
Kur
* N
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Charter. Be |
—* per —— Stabewaͤcheer Lam⸗
pen ꝛc.· Hiezu waren beſonders und eigentlich die Ein⸗
| * beſtimmt ‚welche von den in der Stadt arbeiten,
den Negern eingiengen. Es mußte nemlich jeder Herr
fuͤr ſeine Sklaven, oder jeder freye Neger fuͤr ſich
ſelbſt, ein Erlaubnißzeichen (a Badge) für ſeine Hands
thierung Iöfen. Diele betraf aber nur die Neger, wels
che fich ſelbſt vermietheten, oder von ihren Herren ver
miethet wurden. Für einen Mesger wurden jährlich
40 Schill, Steck bezahlt. Fuͤr einen Zimmermann
Maurer, Grobfehmidt, Goldſchmidt, Wagner, Anitreis
‚her, Fiſcher rc. jährlih 20 Shill. Für einen Schneis
"der, Gerber, Riemſchneider, Flaſchner zc. 15 Sh. Für
einen Mateofen, Büttner, Schuhmacher, Hutmacher,
Seiler ꝛc. 10 Sh. Für jeden andern, nicht eigentlich
beftinmten, dermietheten Neger — 5 Shill. Zur Er,
klaͤrung diefer von Mieth + Negern erhobenen Tore muß
man wiſſen, dag in Virginien, in Karolina ; Georgia,
fo wie in Weſtindien, diefe Menfchenklaffe ein wuchern⸗
des Kapital für ihre Eigenthümer find, die, wenn fie
nicht ſelber Befchäftigung für fie "Haben, ſolche ver.
miethen, und von dem Mierhlohne leben, wie man an⸗
derwaͤrts von Lehnpferden lebt. Der geringſte Neger,
wenn er fein eigentliches Handwerk, oder irgend eine
OR Beſchaͤftigung treiben fan, muß mit anderer
grober
*
ri Charfestom.
w. * *
— DT ee
grober Arbeit FR Taglohn feinen —
und davon ſeinem Eigenthuͤmer einen beſtimmten Theil
abgeben. Das wenigſte iſt, daß er taͤglich einen Schil⸗
ling Sterling überliefert, er mag. uͤbrigens viel oder
wenig verdient haben, und dabey bat er für feine Nah⸗
rung undestleidung zu forgen. Diefe Bedingungen find zwar
verfchieden, nach der Güte des Eigenthuͤmers, und der
‚Gefchieklichfeit des Negers ; im. Durchſchnitt aber Fan
‚man annehmen, daß ſich ein Mieth⸗ Neger jaͤhrlich auf
15 — 20 Procent. verintereflire. Daher legen viele
Muͤſſiggaͤnger ihr Vermögen in Negern an, und laffen
ſich von ihnen, im eigentlichen. Verſtande, ernähren,
und leben forgenlo8 von ihrem fauern, vermietheten
Schweiſſe. Ws MıpIliy a
Koch hat man eine ——— welche auch im
vorigen Jahre auf 12 Schillinge vom Pfunde des Bes
trags der Land. und Negertare gefeget war. Das ift,
weiten Land » und: Negertare 5 Pfund: Steriing, beträgt,
bezahlt noch: aufferdem fünfmal 12; Schilinge, oder
3 andere Pfund zur Armenfaffe; und eine Auflage» für
Hageftolje, oder unverheurathete- Männer, ‚über 25
Jahr alt, (Batchelor’s Tax) mar man eben jezt im Be⸗
griffe einzufuͤhren.
Die
— | — Bu As #, i “ 0
- Die Gefege "von Karolina find: mild den
Sig, Es gilt aber diefes auch von allensübrigen nord»
amerikaniſchen Staaten; uͤberall ſcheinen die Geſeze blos
von und fuͤr rechtſchaffene Buͤrger abgefaſſet zu ſeyn;
und fo kommen fie denn öfters den Abſichten der Uebel⸗
geſinntern auf eine befondere Art zu ffatten. Um die ges
ſchwindere Beoslferung des Staates zw bewirken, md
anfangenden Pflanzern deſto weniger in ihrer Aufnahme
hinderlich su feyn, wurden fehr gelinde Schuldengeiee 5
entworfen. Nun aber bebienen ſich muthwillige Schuld⸗
ner der nemlichen Vortheile. Ein Schuldner in Koro⸗
lina, ſtatt daß er ſich fuͤr ſeinem Glaͤubiger zu fuͤrch⸗
ten haͤtte, drohet dieſem vielmehr mit dem Geſeze, wel⸗
ches ihm, nach angebrachter Klage, erſt ch Donate,
und dann wieder 6 Monate gewiffe Friſt gewaͤhret.
Der Schuldner alſo, der ſeinem Gläubiger erſt durch
Verträge, gute Worte, Vorſpiegelungen ‚die Zahlung
fhon Jahre lang vorzuenthalten mußte, läßt biefenn,
wenn er mit ‚gerichtlicher Klage drohet, immer. noch
merken » daß er ſich jener Vortheile der Gefeje zu er⸗
freuen babe, und ihm noch viele Monate bie Zahlung
und zwar vechtmäffig / vorenthalten und denn doch erſt
wieder neue Bedingungen machen könne, Daher ges
ſchiehet es denn, daß der Kredit, den man jemanden
giebt, ſehr hoch angerechnet wird. Laͤnderehen werden
auf
Br
s
i
—* 5 10 so Kredit. ‚zum Berfauf, augen s.
boten / und denn 3 — 4 und zmal fo theuer am RN
bracht, als man fie für baares Geld (welches ſeltener —
und eine andere Urfache bes hohen Kredite: iſt) erhal
ten würde. Ein Neger, den man für 40 baare Gui⸗
nees haben Fonnte, wurde in meinem Beyſeyn für 150
A Pfund Sterling, auf 7 Jahre Kredit und jährliche Sins
“ tereſſen, geſteiget .·. en
OO
Da bie engliſchen Kaufleute, ‚längern unb ungleich
geöffern Kredit zu geben geneigt und im Stande find,
alg weder die Frangofen und Holländer koͤnnen noch
wollen, fo iſt ſchon dag eine ſehr wichtige Urſache,
welche den beſten Theil des karoliniſchen Handels nach
Grosbrittannien leiten und unterhalten wird, wenn
auch nicht die allgemeine Vorliebe und Ueberzeugung
der groͤſſern Guͤte engliſcher Atwrwpoaczy noch
dazu kaͤme. ar — *
Ungeachtet des erheblichen Nachtheils, welchen
Suͤdkarolina durch den Krieg erlitten hat, erholet es
ſich doch ſchneller wieder, als einer der andern Staa⸗
ten; fein Handel iſt beynahe fo bluͤhend und ausge⸗
breitet, als er es vor jenen Unruhen war, und man hat
alle Urfache deffen ferneres Wachsthum zu hoffen.
Daß
3 4 * TR
— u 6 *
ar 4 A,
e Be *
— —* intern " —* Ya ⸗ er
7 f are Tr u ’ .
Das feinere Sitten und geſchmackvollere Lebensart 5—
in Charleston nicht zu verfennen, und für jeden neu⸗ *
antommenden Europäer uͤberraſchend find, iſt — —
zugeſtanden, und würde, wäre ed nöthigr durch eine 8
Reihe von Bemerkungen leicht zu beweiſen ſeyn. Daß —
aber dieſe Verfeinerung ber Sitten und des Geſchmacks Ak | “
auch einen unverfenubaren Einfluß auf die Gefinmungen , a
derer hat, welche fie üben, und fie bey mancherley Ge⸗ —
— Aa edler und großmuͤthiger denken und han-
bein läffet, ift eben fo gewiß. Die Affembly hatte 2
iv nen Yuefhuß niedergefest, um die Lifte der verbannten
Buͤrger und ihres eingezogenen Vermoͤgens genau zu
prüfen, um ſolche nach Maasgabe ihrer angeſchuld eten
Verbrechen gegen den Staat, entweber zuruͤckko mmen
zu laffen, oder noch weiter entfernt zu halten. Auch
dieſe Unterſuchung geſchah bey offenen Thuͤren. Die
Geſinnungen der wuͤrdigſten und angeſehenſten Buͤrger
„and Gentlemen von Charleston giengen dahin, alle dies
jenigen, welche ſich nicht ſehr grober Vergehungen ge⸗
gen den Staat ſchuldig gemacht hatten, ſo glimpflich
als moͤglich zu behandeln, und ihnen gegen Erlegung
von 10 — 15 — 20 Procent ihres Vermögens die Ruͤck⸗
kehr zu erlauben, und die Sünde ihrer Anhänglichkeit
an Grosbrittannien zu verzeihen." Herr Burke, Herr
Hutſon, Herr Vanhorsh und viele andere ebeldenkende
Schoͤpfs R. 11.Tp. F und
A — *
Ein
ar # x M Cha Er ER wi F
und geſchaͤzte Männer bemuͤhten ſich nach allen ihren
Kräften unabläßlich , gelinde Maasregeln, Nachſicht und.
Ueberfiht zu empfeblen; fie wollten, daß nur jene,
welche in ihrem Eifer für die Sache des Königs, fich
7
eines erwieſenen Mords ſchuldig gemacht, oder me |
wichtige Verlesungen der Amerifanifchgefinnten , durch *
Feuer, Verwuͤſtungen u. dgl. veranlaßt hatten, der
| - gänzlichen Hofnung einer Widerfehr in ihre Heimarh
beraubt feyn follten — und diefeg würde von mehr ale
anderthald hundert Perſonen, welche auf ber fihmarzen
Liſte kunden, nicht über 15 Perfonen betroffen haben.
Dieſen großmüthigen Gefinnungen fo vieler wuͤrdiger
Männer widerſezten fih aber andere, aus der niederen
- und roheren Volksklaſſe, mit einer wahrhaft wuͤthenden
Hartnädigfeit; fie athmeten nichts alg bittere Rache,
und wollten von Feiner Verzeihung hören, ohne doch
sulängliche oder. auch nur anſtaͤndige Gruͤnde dafür auf⸗
bringen zu koͤnnen. So war iche ein andermal ebent falls
Zeuge einer edlen Antwort, welche bey einem oͤffent⸗
lichen Gerichte einer der Nichter dem Kläger gab, als
diefer die Vertheidigungsgruͤnde feines Gegners dadurch
nachdrücklich zu entkräften hoffte, daß er von ihm füge
te, cr babe auf die Parthey des Königes gehangen,
und verdiente, wie "mehrere andere, des Landes ver⸗
wieſen zu werden. Hier vor Gericht, antwortete ber
! Rich⸗
! Richter iſt nicht die RP von fig md: Tor. Br
bat euren Gegner nicht verbannt; er bat alio Erlaude
niß hier zu wohnen; und muß folglich vor Gericht die⸗ —
ſelben Anſpruͤche mit euch “auf unpartheyiſche Unter⸗
ſuchung / und unbefangene Entfcheidungen haben. De ..
— Geſinnungen ſind um deſto verdienſtlicher, da —9—
wirklich rechtſchaffene Maͤnner ſie zu einer Zeit, und
wiederholt, oͤffeutlich äufferten, als der blinde Eifer deg a:
Volks noch uͤberall laut nach) Rache fchrie, und es füe
unverzeihliches Verbrechen hielt, anders als der =
Kaufe gedacht zu haben. — X
Die Gefege von Suͤdkarolina, Begünftigen ober er⸗ —
kennen ſo wenig als die der uͤbrigen Staaten, einen Une
teeſchied der Stände, Wenn aber a nament⸗
ugen dtangordaungen eingeführt find, fo bemerft man
denn doch, daß manche ley Umſtaͤnde und Verhältniffe
bevnahe das nemli je ewirken, und einige Glieder der
Geſellſchaften naͤher und enger an einander reihen, und
da man biefen ſtillſchweigend mehr oder weniger Vor⸗
zug zuerkennet. Amerika kennet keinen Adel, ſondern
haſſet den Gedanken davon, und verweigert bie gefor⸗
derte Achtung denen, bie keinen qudern Anſpruch darauf
haben, als den ihrer Herkunft und Geburt. Es giedt
aber eine Maffe son Bürgern, welche durch natürliche
€ 2 Gei⸗
Er
Fi
’
}
=.
ee‘ Charleston. En
Geiftesgaben , durch brauchbare Kenntniſſe, durch Reichs
wWon/ſich cwer die aber dennuch genng "erbebei Ag
groͤſſeren Einfluß und Anſehen in mancherley Lagen zu
verſchaffen, und darinne zu behaupten wiſſen, und in
manchen Betracht gerade ſo denken und ——
der Adel in andern rern
Mißvergnuͤgte Officiers traf man dermalen hier in
groſſer Menge an. Ihre Beweggruͤnde unzufrieden zu
ſeyn, waren triftig genug. Viele von ihnen hatten
mehrere Jahre lang, Geſundheit und Vermoͤgen im
Dienſte ihres Vaterlandes zugeſezt, und ſahen ſich nun
‚ihrem Schickſale uͤberlaſſen. Ein Major der Suͤdkaro⸗
liniſchen Truppen verſicherte, daß er den ganzen Krieg
hindurch, mehr nicht als 70 Pfund baare Bezahlung
erhalten, und, um feinem Poſten und feiner Ehre ges
maͤß leben zu fönnen, genoͤthiget geweſen ſey, viele
Neger, und ſogar Laͤnderehen ‚und diefe nad) der Lage,
der Umfiände, meit unter ihrem Merth zu verkaufen.
Diele Officiers befamen für 2 und 3 Jahre nacheinane
der nicht einen blanfen Schiliing in ihre Tafche, und
noc gegenwärtig ift die Bezahlung ihrer Forderungen
an den Staat, weit ausfehend, Man muß fich daher
nicht wundern, wenn man Urtheile und Worte ihnen
ertfallen hörer, welhe man von Männern nicht er⸗
wars
; * ud u
Zr
> Wartet, bon denen ‚man geneigt war zu glauben, daß
fie aus lauter Patriotismus fochten. Wäre es Patrio⸗
tismus allein, was ihnen. die Waffen in die Hand
gab, fo hätten fie binlängliche Urfache zufrieden zu feun,
und mit der Selbfigenägfamfeit, ‚mit welcher fie von
dem glüdlihen Ausgange ihres Krieges einfeitig urtheis
len, Eonnten- fie fich für veichlich bezahlt achten. Allein
auffer ber Ehre, die Befreyer ihres Vaterlandes zu
heiſſen, verlangen fie doch auch Bezahlung, und murren
laut ‚über. beren Verzögerung. Mas haben fie num
um Voraus für denen, welche fie mit dem beleidigen x
den Namen der Miethlinge zu entehren dachten — —
In ſolchen Aeuſſerungen von Unwillen, welche die Bots
enthaltung ihrer Belohnungen ihnen entlocet, ſchwoͤ⸗
sen fie, dad weder fie noch jemand anders jemals the
richt genug fenn mürde, (ich dem Dienfte des Staates
zu widmen; uud für — mu fechten,
und daß, wenn nach re Ind mehr Jahren ein anderer
Krieg ausbrechen fol
f man es unmöglich finden würs
de, eine. zwehte Armee zu verſammlen, weil die wenige
Aufmerkſamkeit und Dankbarkeit, welche diefe erſtere
zu erfahren hat, fo bald nicht Hergeffen werben würde,
Auſſerdem glaube und behauptet man noch ziemlich all⸗
gemeis daß ohnehin den Amerikanern nicht der natuͤr⸗
liche Hang und Gefallen am Kriege und Kriegsdienſte
—— eigen
326 * RX Charleston.
*
eigen ſey, der bev andern Nationen bemerkt wird.
Liebe zur Weichlichkeit, und Begierde nah Neichthür
mern, macht fie geneigter zu den friedlichen und eine
förmigen Befchäftigungen des Ackerbaues und Hatte
dels. Nichts als ein mürflicher feindlicher Ueberfall
würde in der Zufunft fie bemegen Fönnen, von neuen
bie Waffen zu ergreifen. Wahrſcheinlich aber ivret
man fich fehr in diefer Meynung. Amerika hat Mens
fen genug, die aus natürlicher Anlage Gefallen am
Kriege, als Krieg, haben, fo wohl ale jede andere
Nation; und zum Theil laͤſſet fi das ſchon allein aus
dem fo ganz allgemeinen Hang zum Fauſtkampf vers
muthen. Es mögen aber Übrigens bie vom Kriege uns
zertrennlichen Jachtheile und Beſchwerden den einem
Theil noch fo ſehr abſchrecken, To findet ſich doch auf
der andern Seite wieder eben ſo vieles anziehendes und
blendendes, welches nie ermangeln wird, Menſchen zu
kriegeriſchen und ruhmverſprechenden Unternehmungen
zu reisen, und in Kriegsdienſte zu locken. Ohne dar
ber meitläuftig zu ſeyn, fo erwaͤhne ich blog den in dies
fer Ruͤckſicht geringfügigen und kleinen Umſtand, daß
es immer auffallend war, dieſelben Officiere, welche
mit ſo vieler Bitterkeit ſich uͤber die Nachtheile beklag⸗
ten, welche ihre Kriegsdienſte ihnen zugezogen hatten,
dennoch den größten Wohlgefallen an ührer Militaͤr⸗
Anis
Charles. 987
Uniform, ihrer Cockarde, ihrem Degen behielten. Viele
die fich nunmehr dem Handel gewidmet hatten, behiels
ten fo gerne das Aufferlihe Anfehen seines Officiers
und ihren Titel bey. Auch aͤltere und geſezte Perſonen
aͤuſſerten dieſe Vorliebe. Ein hieſiger wuͤrdiger Rechts⸗
gelehrter erſchien oͤffentlich immer in ſchwarzſammtner
Kleidung, aber mit weiſſer Cockarde auf dem Hut, und
der Quaſte am Degen, denn er war General geweſen,
fuͤhrte aber jezt wieder Prozeſſe. Dieſes Wohlgefallen
an militaͤriſchen Prunk iſt uͤberall verfuͤhreriſch, aber
in Amerika, und von Amerikanern, welche bey allen
Gelegenheiten Soldatenhaß aͤuſſern, oder zu aͤuſſern
ſcheinen wollen, deſto auffallender. Es mag ſeyn, daß
man von der Schwierigkeit, die amerikaniſche Armee zu
rekrutiren, auf bie Abneigung des Volks zu Kriegs⸗
dienten ſchlieſſet; da bie Volksmenge überhaupt noch)
gering ift, fo find auch die Mittel zu Erwerbung eines
bequemen Unterhalts leicht, und weniger mühfelig, ald
die der Dienft eines Soldaten verfchaffe. Wird aber
einſt die Vollsmenge zunehmen und Veberfluß —
ſo wird man es auch leicht genug finden, Soldaten
ohne groffe Zwangsmittel zu verſammlen. *
Auſſer der Klage non numeratae pecuniae, waren
die Officiers dieſes Staats, und mit ihnen alle übrige,
4 noch
*
— —
ed
328 Charleston.
noch ferner über den Widerſtand unzufrieden, welchen
man von Seiten der füdfarolinifchen Negierung, der
Befeſtigung und Ausbreitung des netten Ordens der Cin-
einnati entgegen fezte. Denn es hatte nicht nur Herr
Aedanus Burke, einer ber Dberrichter diefed Staates, in
einer Fleinen Schrift an das Volk, zu beweifen ich nicht
*
ganz fruchtlos bemuͤhet, daB wo nicht die Abficht, wer |
nigftens die gewiffe Folge diefer Ordensgeſellſchaft, die
Entſtehung einer Raſſe von erblichen Patriciern, oder
Adel ſeyn wuͤrde — ſondern es hat ach nachher Gou⸗
vernor Guerard, in feiner Rede an. die Aſſembly, mie
vieler Bitterfeit und NHeftiafeit gegen den Orden gefpro»
en, und ihn ale boͤchſtſchaͤdlich, den Geſezen und re⸗
publifanifcher DOrbnung und Denfungsart fchnurgerade
zuwider, geſchildert. Man war aber doch nicht im
Stande, den Fortgang des Ordens im Ganzen zu hem⸗
men, ob man gleich den fübfarolinifchen Officiers ei⸗
nige Einſchraͤnkungen auflegen konnte.
Der Orden der Cincinnati wurde frühe im Jahre
1783 errichtet, und wuchs bald zu einer groſſen Anzahl
und Staͤrke. Die Generals, Brigadiers, und ſaͤmmt⸗
lichen amerikaniſchen Officiers find Glieder dieſer Geſell⸗
ſchaft. Sie nannten ſich eigentlich nur „the Sociery of
the Cincinnati „, und die Gefellfchaft beſtehet aus einer
allges
Charleston. 329 Fr
——— 9
allgemeinen (the Grand or General Society) und den E
ihe untergeordneten Provinzial⸗Geſellſchaften (Stare- |
Societies), welche in jedem ber einzelnen Staaten er ⸗ 5
sichtet, und nach Erforderniß wieder in Diſtrikte im *—
nen eingetheilet werden. Der General» Major, Baron
von Steuben, wurde zum erſten Großmeiſter, unter
dem Namen eines Präfidenten, ernennt. Die Pros |
vinnal⸗ Geſellſchaften ſowohl, als die Allgemeine, hats m
ze ihren Präfidenten, Vice» Präfidenten, Sekretair, —
Schazmeiſter und Vice⸗Schazmeiſter. Jaͤhrliche Cor⸗ m
zefpondenzen, durch Cirfulars Briefe, waren angeords Ä
net. Die groffe oder allgemeine Verſammlung (General
Meeting of the Society) fol aus ben dazu ernannten
Dfficierd umd den Abgeordneten der Provinzial» Gefell» di
fchaften, deren aber fein Staat mehr als fünfe ſchicken 4
darf, beftehen. Das: Drdengeichen wird an einem
dunkelblauen zwey Finger breiten und weißgerandeten 4J
Bande getragen; und beſtehet in einer goldenen Medaille,
mit der Figur eines Adlers, und mit Inſchriften, die
ſich auf die Zeit der Stiftung, und die Verdienſte des Dr
dens um die Rettung des Landes beziehen. Der Name iſt
vom L. Quinctius Cincinnatus, einem roͤmiſchen ‚General
entichnet, welcher vom Landbau zur Dictatur berufen wurde,
nach erworbenen Lorbeeren aber ſich aller Ehrenſtellen be⸗
nn und zus Landwirthſchaft zurückkehrte, Der Zweck ber
*5 Geſell⸗
ar,
AR
230 Charleston.
Geſellſchaft ſoll nach ihrer eigenen Angabe nichts mehr
ſeyn/ als eine Vereinigung und Verbindung der Generale
r u giderer Dfficiere, (welche 3 Sahre gedient Haben,) in
eine € eſellſchaft von Freunden, zu Erhaltung des An⸗
denens der Revolution, und ihrer eigenen wechſelſeiti⸗
gen Freundſchaft. Und dieſe Verbindung ſoll beſtehen,
ſo lange als 1) die einzelnen urfprünglichen Glieder ders
ſelben, oder 2) jemand von ihrer männlichen Nachs
kommenſchaft, am Leben feyn wird, ober auch, im Ers
manglungsfall diefer leztern, fo lange ald 3) einige ih⸗
rer Collsteral» Verwandten übrig. feyn werden, welche
Glieder und Unterfiüger der Geſellſchaft zu ſeyn, moͤch⸗
ten fuͤr wuͤrdig gehalten werden. Die Mitglieder ſollen
ein beſtaͤndiges und wachſames Auge auf die unverleste
Erhaltung der Rechte und Stenheiten des Menfchen
haben, für weldhe fie — (oder ihre Vorfahren) — foch⸗
ten und bluteten; ferner folen fie bedacht feyn auf
Erhaltung und Verbreitung der Eintracht und des
Nationalruhms in und unter den Vverfchiedenen Stans
ten; auf. Erhaltung von bruͤderlicher Zuneigung und
Achtung unter den Officiers; auf mwohlthätigen Bey⸗
ftand gegen folde Dfiiciers und ihre Familien, melde
durch Ungluͤcksfaͤlle deffen beduͤrftig ſeyn möchten, Je⸗
des Mitglied unterzeichnet eine Monatsgage zur Ans
legung eines diefen Abſichten entfprechenden Fonds;
milse
a .
EZ
Charleston. 331
milde Schenkungen, von andern wicht: zur Gefellfchaft
gehörenden Patrioten, werden ebenfalls angenommen.
Da übrigens im Bezirke der verfchiebenen Staaten fi ich
zu jeder Zeit Maͤnner finden werden, welche ſi ch durch ED;
Zalente und Vaterlandsliebe auszeichnen, und deren
Geſinnungen den Abſichten des Ordens entſprechen md.
gen, fo iſt gefezlich befchloffen, auch ſolche verdienſt⸗
volle und wuͤrdige Charaktere, als Ehrenmitglieder, aber
nur für ihre eigene Perſonen, aufzunehmen; mit der
Dedingung jedoch, daß bie Anzahl der Ehrenmitglieder
das Verhaͤltniß des vierten Theils der Officiere, oder
ihrer Nachkommen, Han er —9*—
Die Sortflanung des orwens 4 maͤnnliche Er⸗
ben, und die eigenm ei e Verbindung ber Dfficierg
zu einer Gefellfchaft, die einen fiehenden erblichen und
verdienftlichen Vorzug und Hang für den übrigen Buͤr⸗
gern des Staats haben ſollte, Fonnte nicht anders alg
ſehr beunzubigend feyn, inden folche die Einführung
eines Unterſchieds der Stände allerdings zum Zweck zu
haben ſchien. Es iſt zu bewundern, daß in Amerika,
wo man feine Ehrentitel duldet, und den Bürgern
verboten bet, Nangserhöhungen von fremden Staus
ten anzunehmen r daB bier ein Inſtitut, wie Diefeg,
fonns
ae
x
—
—
332 Charleston.
Tonnte entworfen werben, und fo lange ungerägt Bei
ben A). —
— Man kannte Amerika bisher blos als ein den Ges
ſchaͤften der Handlung beſtimmtes Land; bald aber wird
man ſehen, daß auch Wiſſenſchaften und ſchoͤne Kuͤnſte
hier einen gedeihlichen Fortgang machen werden. Der
num eben. geendigte Krieg hat bereits verſchiedene Maͤn-
ner von Wichtigkeit, und von fo entſchiedenen Talenten,
in Thätigfeit gefezet, daß Amerika gewiſſermaſſen auch
von
CH) Nachdem Herrn Burke's kleine aber maͤnnliche Schrift
die Aufmerkſamkeit und Eiferſucht der amerikaniſchen Staa⸗
ten nur einmal erregt hatte, fo eilte man auch, durch pafs
fende Vorkehrungen den Beſtand und die Ausbreitung des
Drdens zu hindern. Verſchiedene Staaten erklärten, alle
Mitglieder dieſes Ordens unfähig für irgend einen Poften
unter der Regierung; man nannte es ein unrechtmäfliges
Sufitute, weldes man nun und nimmermehr billigen wer⸗
de umd Eönne. Die Cincinnati fahen fich daher gemöthiget,
ihrem Inſtitut eine veränderte Einrichtung zu geben; man
lieg den Artifel vom erblichen Range und einige andere ers
dacht erregende fahren, und verſprach, daß künftig blos
yerfönliche Freundfchaft das Band der Geſellſchaft ſeyn folls
tes; anterdeffen aber twerden die anberaumten Verfammluns
gen, eine Ordensklaſſe und Ordenszeichen, fort beybehalten.
0
u
x
Charleston. 333
von der Seite der Gelehrſamkeit gewonnen hat, ob⸗
gleich der Krieg ſelber die Kultivirung der Wiſſenſchaf⸗
ten eine Zeit lang unterbrach. Vor jener Periode
konnten die zur Ruhe und Bequemlichkeit geneigten
Soͤhne Amerikas, der Mühe des Studirens ſich übers
heben; weil Europa beynahe alle für Sifentliche Aem⸗
ter und Gefchäfte erforderliche Männer ſtellte. Im
Kriege felöft waren feine Juͤnglinge auf andere Weife
beſchaͤftiget, und indem man für Freyheit fochte,
konnte die Erziehung der Jugend/ und gelehrte Anſtal⸗
ten, nicht die ganze Aufmerkſamkeit der Regierungen be⸗
ſchaͤftigen — und doch hat man verſchiedenes zur Bes
foͤrderung der Wiſſen ſchaften in dieſen unruhigen Zeiten
gethan. In Philadelphia wurde noch vor dem Frieden
die daſige Univerſitaͤt auf einen verbeſſerten Fuß geſezt,
und die philoſophiſche Geſellſchaft mit einem neuen Ber
Rätigungsbrief verfehen, welcher ihr neue Betriebſam⸗
keit gab; und noch andere Staaten mehr machten une
ter dem Geräufche der Waffen Einrichtungen zu Schu⸗
len und Erziehungsanftalten.
Seitdem Amerifa von Europäern bevslfert wor
den, welche Künfte und Wiffenfchaften mit heruͤber⸗
brachten, hat Amerifa felber wenig zu Erweiterung und
| Verſchoͤnerung derfelben beygetragen. Es batte fich bis
daher
> .
—
a Eee
—
—
hs. Bi —
334 Charleston. ER ne
daher. nur eines Pilofophen, nur eines Mathemati⸗
kers, und nur eines Mahler ‚ von anerfanntem und
entſchiedenen Rufe zu ruͤhmen CH. Ich weiß nicht, ob
es je einen ertraͤglichen Dichter aufzuweiſen hatte, aber
unter allen Ziveigen von Wiſſenſchaften zeichneten ſich
vielleicht einige gute politiſche Redner und Schriftſteller
am beſten aus (**), Die vormalige Gleichguͤltigkeit
gegen Wiſſenſchaften war um fo befremdender, da die
Muffe und der Wohlſtand, in welchen fo viele Amerie
faner Tebten, ihnen zu geleheten Befhäftigungen die
hüifzeichlte Hand bot. Im Ganzen genommen, muß \
man zwar aufrichtig geftehen, daß die Bewohner von
Amerifa einen anfehrlihen Theil guten natürlichen
Verſtandes beſizen, und ihn beſſer ausbilden, als Leute
von ähnlichem Stande und Beſchaͤftigungen in Europa
thun wuͤrden. Dazu trugen aber bey, bie geringe An⸗
firengung in harten Arbeiten, und die Leichtigfeit, mit
der man fein mäffiges und -zufriedenes Auskommen ſich
erwarb; die Gleichheit der Staͤnde, und groſſer Hang
zu Geſellſchaften, in welchen Maͤnner von allerley Be⸗
ſchaͤftigungen und Namen, ohne Aüskaltuny und
freymuͤthig ihre Gedanken, Kenntriffe und site |
einan ⸗
NN
——
CH Nemlich Franklin, Nittenhoufe, und Peal.
(**) Dickinſon, Panne, Ieferfon, Burke u. q. m.
—
‚
+
u
K * Charleston. ẽ ans
einander mittheilen. Die Freyheit der Preſſe, und der
Sprache überhaupt, famen ferner auch bierinnen vor
züglich zu flatten; und endlich wurden im Durchichnitte
doch viele nüzliche Unterhaltungsiäriften , "Zeitungen
und- Journale von allen Volksklaſſen gelefen, viele
SKenntniffe dadurch verbreitet, und noch mehr Vorur⸗
theile verfcheuchet. Diefe und mehr andere guͤnſtige Um⸗
fände zufammengenommen, verbreitet fih zwar mehr
h % allgemeine Aufklärung und freyer Gebrauch des ſchlich⸗
ten Menfchenverfiandes über das Volk im Ganzen; zur
Betriebfamfeit aber von wahrer Gelehrſamkeit fchienen
ſie nichts beyzutragen. Der Amerifaner, ber feine Ges
fohäfte, feine Sorgen fannte, bielt es für zu unbe⸗
quem, mit Anftvengung und Mühe, Wiſſenſchaften zu
ſtudieren, die ihm nichts einbrachten, oder nicht gerade⸗
zu ergözlich waren. . Zum Zeitvertreibe theilg, und theilg
als unmittelbar nüzlich und nothiwendig in einer Negies
zungsberfaffung, an welcher jeder mehr oder weniger
$
Antheil Hat, war noch die Gefchichtsfunde dag belieb⸗
teſte Studium derer, fo fich etwa durch anmwendbare
Kenntniffe e auszeichnen wollten. So hatte Amerika, we⸗
gen des allgemeinen Mohlffandes, daher entſtehender
Indolenz, und Mangel von zur Nacheiferung reisenden
Urfachen, bey übrigens gleichgünftigen Umftänden, ims
mer menigere gelehrte Männer aufzumeifen, als andere
Län.
336 % este.
Sänder, wo doch Senes oͤfters mehrere drüs
ckende Hinderniſſe zuruͤckgehalten werden, oder eine
Menge Nebenbuhler zu uͤberwinden haben.
———
Genies ſind in Amerika ſo gut zu Hauſe, ls. in
der alten Welt, und fie werden mit der Zeit ſihe 9“
a a ee ö
EN
J a Eifer für Wiſſenſchaften und gruͤnd⸗
liche Gelehrfamfeit allgemeiner werden, und Amerifa
von biefer Seite auf Gleichfielung mil der alten Welt
Anſpruch machen darf, muß diefe neue Welt im Gans
sen erft noch durch verfchiedene Stuffen von Gefchmad
und Verfeinerung gehen. Ein mäffigee Theil von Ge "
lehrfamfeit Fan eben ſowohl, als bisher, noch für ges
zaume Zeit, die Amerikaner glücklich und zufrieden triae
chen und erhalten, und fie twerben noch lange das Ders
gnuͤgen einer litferarifchen Unterhaltung aus europaͤi⸗
fhen Schriftfielern fchöpfen.
Unterbeffen aber, da diefer Welttheil nunmehr das
Ziel ſeiner Wuͤnſche, Unabhaͤngigkeit, beſizet, ſo muß
es kuͤnftig die zur Erhaltung des Staatsgebaͤudes, und
der Wohlfahrt des Ganzen, erforderlichen gelehrten Glie⸗
der aus feinen eigenen Bürgern wählen. Die Revo⸗
lution
** hat —* — Duellen — am
* — und⸗ dem rate a
aufgefordert. Amerika Suche von nun an —
Staatsmaͤnner, Schriftgelehrte, Aerzte und When,
dige / welche alle die -nöthigen Vorbereitungen in⸗ Schu⸗
len und Akademien erhalten muͤſſen. Amerika m
ſchichtſchreiber haben, um die Thaten ſeiner Söhne auf
die Nachwelt zu bringen; es muß unterrichtete und ein⸗
ſichts volle Maͤnner Haben; wenn feine Rathsverſamm⸗
lungen Achtung, und ſeine Waffen Nachdruck haben
ſollen. Es würde Unehre für fo viele Staaten ſeyn,
wenn ſie noch lange unthaͤtig zufehen wollten, daß’
Fremdlinge fie in jeder Wilfenfhaft belehren und une
terrichten „ daß Fremdlinge die Befchaffenheit ihres Va⸗
terlandeg erklären, und ihre natürlichen Seltenheiten
für fie aufſuchen ſollten. So viele verfchiedene , noch
wenig befannte Gegenden, enthalten ficher noch Gegen⸗
fände genug, den’ fleiffigen Naturforfcher zu reizen.
Die Gebürge und Ersgänge find noch wenig bekannt.
Die Kräfte fo mancher’ vielverfprechender Pflanzen’ une
geprüft. Warum follte, wie bisher, der amerikanifche
Gelehrte ſich blos auf die Erfahrungen anderer ſtuͤzen,
und nicht die Natur ſeines eigenen Vaterlandes ſtudi⸗
Schoͤpfs R. 11. Th. 9 ren?
ven? ‚Die Einrichtung der. —— dieſer frepen
Staaten, ‚und. ihre Preßfreyheit, oͤffnet für Nebner, für
Keitifer , und für das Stubium der — —
ein weites Geld. — * —X
RR € ER - x F *8 J
Kuͤnſte und en Fee sisher.e einen see
fern Fortgang: und fruchtbarern Boden in den noͤrd⸗
lichen. ‚Gegenden von Amerifa gefunden. - Unter den
nenenglänbifchen Presbpterianern fanden fie vormals, und.
noch izt, viele eifrige Verehrer ; Bofton und Cambridge
hatten immer fich mehrerer gelehrter Männer zu ruͤh⸗
men, Auch ſoll Gefchmad an Mufif, Mahlerey und
ſchoͤnen Wiſſenſchaften überhaupt, ſchon lange her dort:
allgemeiner ſeyn. Die naͤchſten in der Zeitfolge waren
die Penſyloanier. Noch im Jahr 1760 ſagt Burnaby,
dag Kuͤnſte und Wiſſenſchaſten noch in ihrer. Kindheit
unter ihnen waͤren; geſtand ihnen aber damals ſchon Ge⸗
ſchmack an Mufik-und Malerey zu. — In den ſuͤdli⸗
chen Provinzen haben die Wiſſenſchaften die langſamſten
Fortſchritte gemacht. In Virginien hatte man zwar
ſeit vielen Jahren ein Kollegium zu Williamsburg; die
Lehranſtalten wurden aber vormals ſehr ſchlaͤfrig ber
trieben. In den Karolinen ſind auſſer den gewoͤhn⸗
lichſten niedern Schulen bisher noch Feine hoͤhern Schu⸗
len zum Unterricht der Jugend angeordnet geweſen
Aber
£ * —
Charleston. 339
36 Ms A
um
Aber: man fuͤhlet auch: nunmehr die Nothwendigkeit da⸗
von und es wurde in der diesmaligen Sizung der
Aſſembly ein Vorſchlag, zur Errichtung einer Akademie
fuͤr hoͤhere Wiſſenſchaften, gemacht. Viele angeſehene
Mitglieder unterſtuͤzten dieſen Entwurf mit allem Eifer,
konnten ihn aber nicht durchſezen. Die Mehrheit der
Stimmen neigte ſich auf die Seite einiger andern Glie⸗
ber; welche der Meynung waren, daß dag warme
Klima von Karolina: dem Studiren unguͤnſtig fen; und
es für beffer hielten,’ ſtudirende -Jünglinge nach aus⸗
wärtigen Akademien zu fchicken. Die Vertheidiger dies
fer leztern Meynung wären nicht Gelehrte von Pros
feffion, wie jene, welche den Vorfchlag machten; das
Ungereimte jenes Entwurfd, von der Wärme des Kli⸗
mats, liegt zu klar am Tage, als daß es einer Eroͤr⸗
terung beduͤrfte. Man hielt es nicht für unfchicklich,
oder für vergeblich, die zaͤrtere Jugend in den erſten
Anfangsgründen menfchlicher Kenntniffe und der Reli⸗
gion zu unterrichten. Wenn Kinder in diefem warmen
Lande Fähigkeit haben, ihrem Alter und Kräften ange,
meffene Begriffe faflen zu Eönnen, welches ihnen nies
mand abfpricht, warum nicht auch Juͤnglinge bey reis
fern Kräften der Seele und des Körpers, und eines
Körpers, der ale eingebohren der Wärme und ihrer
Wirfungen ſchon gewiſſermaſſen gewohnt iſt. Es wuͤr⸗
it Y2 be
de. übel für. die, Wifenfchaften geſtanden haben went
man von jeher. in andern warmen ‚Ländern eben fo ges
dacht hätte, als man in Karolina. denkt. Haben nit
alle Wiſſenſchaften, zu einer oder der andern: Zeit, im
andern Weltgegenden: gebluͤhet, wo man einer eben ſo
brennenden Sonne ausgefezt war? Und es war gewiß
nicht immer die Schuld des Klimats ; wenn Gelehrſam⸗
feit in folchen Ländern in Verfall gerieth, ober unters‘
druͤckt wurde — Politifche und: religioͤſe Urſachen tru⸗
gen mehr dazu bey. — Wer beweiſen wollte, daß
es ſchwer oder unmoͤglich ſey, in Karolina ſich Begriffe
und Kenntniſſe zu erwerben, der muͤßte auch beweiſen,
daß es eben ſo ſchwer oder unmoͤglich ſey, die ander⸗
waͤrts erworbenen Kenntniſſe daſelbſt in Uebung zu
bringen. Aber niemand in Karolina traͤgt Bedenken,
auch an dem heiſſeſten Sommertage ſeinen Arzt um
Rath zu fragen, oder rechtlichen Ausſpruch von dem
Richter zu erbitten. — Wenn auch, was ich gar gerne
zugebe, zu anhaltendem und tiefem Nachdenken die er⸗
ſchlaffende Hize der eigentlichern Sommermonate "uns!
guͤnſtig iſt, ſo folget doch noch nicht, daß, was fuͤr
einen oder etliche Monate Hinderniſſe machet, fuͤr das
ganze Jahr Entſchuldigung ſey. Man hat noch keine
Unbequemlichkeit davon gefunden, daß man in Williams⸗
burg eine hohe Schule errichtet, wo der Grad der
Waͤr⸗
Wärme im‘ Sram wenig inter "der Satofnifihen 5
ſeyn lan · — —— ———
— 222 ER * *
uUnm etwas zur Ermunterung der 4 m
gen, haben die Richter und der Intendant von Char⸗
leston unterdeſſen den Unterricht einiger Juͤnglinge
uͤbernommen; und dieſe uͤben ſich auch woͤchentlich ein⸗
‚mal; unter den Augen jener verbienftvollen Männer, im
Reden aus dem Ötegreife, und im -Difputiren über
allerley Rechtsfragen. Juͤnglinge, die fi) den Gerich,
ten widmen wollen, haben aufferdem feinen andern
Meg, als fih bey einem der Nechtdfundigen für eis
nige Sahre in die Lehre zu begeben; wo fie aber ihre
meiſte Zeit mit unnüzem Kopiren zubringen müffen, und
wenig mehr ale Formalien erlernen; fo werben fie zwar
zu erträglichen Advofaten (Attorney’s), aber nicht: zu
eigentlichen: Nechtsverftändigen (Lawyer) gebildet. —
‚Eine Lefebibliothef ,„ welche fchon vormals hier war, im
‚Kriege aber zerfireuet wurde, errichtet man or“
mit —— Eifer, —
a re A
Die Einwohner von. Charleston eben geſchwind,
M en nicht gerne irgend eines der Vergnuͤgungen
dieſes Lebens ungenoſſen. Wenige ‚gelangen daher zu
‚einem | boden. Alter. Auf, ‚ber Liſte ber verbannten Koͤ⸗
* 33 nige
es grauen Alters willen allein ihm die Ruͤckkehr
wurde, obgleich er übrigens viele Klagen und
Kläger gegen fih hatte. mv m m
Die häufigen Sieber, welche jeden Sommer und
Herbft fo allgemein besrfchen, und nur wenige verſcho⸗
nen, find allein hinlänglih , die dauerhafteften Konſti⸗
tutionen durch Öftere Wiederholungen zu zermalmen;
wahrfcheinlich trägt aber auch der etwas freye Gebrauch
ſtarker Getränfe, zumal unter der geringern und arbei⸗
tenden Volksklaſſe, viel zur Verkuͤrzung des Lebens
bey. Diele der hieſigen Einwohner werden beynahe
jährlich von Wechfelfiebern befalen, und andere ent
‚gehen ihnen nur durch die Menge von China, welche
fie Vorbauungsweiſe dagegen nehmen, Es ift faſt zur
Mode geworden, in den Fiebermonaten immer Chi⸗
narinde zu fauen, oder wenigſtens täglich einige Prifen
davon zu ſchlucken. Anſteckende Krankheiten find dahin
‚gegen defto feltener; eine Vet oder peftähnliche Krank.
heit kennt ın man in Amerifa noch gar nicht CH). „Bir
! | EEE 7,75
—
Ddie V erchen, als Folge des müthenden Hundebils
tes ſcheint ebe ſau⸗ in Karolina noch ünberännt u fm;
wenls⸗
—
fuͤ eine ſo en Erſcheicung gelten, —* |
—8 ‚ale * und fuͤr —
wahre, well unfere Haͤuſer einzeln
mit Bäumen umgeben find. Das
ſchlecht iſt unter diefem Himmelsſtriche im G
rern und gefahrvollern Krankheiten Aã —9*—
weibliche, oder vielmehr ſezen fie ſich denſelben ſelbſt
aus, weil fie ſich ungleich mehr Ausſchweifungen aller
Arten erlauben: und ihrem’ Leidenfchaften frevere Zügel
laffen. Männer ſterben daher Häufig in der Bluͤthe ih⸗
ver Jahre, und binterlaffen junge und reiche Wittwen
für andere. Die meiften befördern ihren Tod durch une
vorfichtigen ‚Gebrauch geifiger Getränke, in welchen
ee er und —*2 gegen die Ah
a 0 An ev gi (HA Wir⸗
7
menigfiens. mar fe u, von einem, der Kerite,, die ih
darüber ſorach, bemerkt worden; doch behaupteten andere
Perfonen, dag man einen oder wen Fälle davon im Lande
gehabt babe. Nach Eoudamine iſt diefe traurige Krank⸗
beit in Südamerifa ebenfalls unbekannt, — und im uͤbri⸗
gen ahedlichen Amertka it fie wenigfiens auſſerordentlich
felten. — Umfändlichere Nachrichten von den Krankheiten
biefiger Gegend giebt Ehalmers, und eine andere Schrift x
A fhort defcription of Soüth- Carolina, ‘with an Account
‚ofithe Air, Weather &'Difeafes in RP: "Löd-
don 1763. 8.
= des seien Slate Anhen.. ——
be Ban fin; —* * man lehret
— ee — von Be
und geiſtigen Getränken! ſcheinet allerdings in heiſſen
Gegenden zur Unterſtuͤzung der natürlichen Kräfte er⸗
ſprießlich und erforderlich zu ſeyn. Ungluͤcklich aber iſt
das hier uud anderwaͤrts in Amerika herrſchende Vor⸗
urtheil daß ein freyer «Genuß derſelben der Entkraͤf⸗
tung in warmen Wetter vorbeuge, und den Koͤrper
durch vermehrte Ausduͤnſtung kuͤhle; da ſie im Gegen⸗
theil die aͤuſſere brennende Hize der Sonne durch inne⸗
res unnatuͤrliches Feuer vermehren, zu gefaͤhrlichen
Fiebern und Entzuͤndungen Veranlaſſung geben, und
durch uͤbermaͤſſige Schweiſſe die beſten Saͤfte des Kir
pers verzehren. Patriotiſche Nerfte in Amerika eifern
gegen dieſe ſchaͤdliche Gewohndeit und es iſt zu wuͤn⸗
ſchen, daß ihre menfchenfreundlichen Vorſtellungen Ein⸗
druck machen, und den, töblichen Mißbrauch dieſer un⸗
ter gehoͤriger Einſchraͤnkung und Vorſicht nüslichen Ge
tränfe Einhalt thun mögen, D. Ruſch in Philadelphia
verſichert, daß die Hälfte der. Krankheiten , deren Ur⸗
ſache in ber heiffen Witterung gefucht wird, vielmehr
im Mißbrauch ſtarker -Getränfe zu finden fen „ ‚wel
che
che um diele. Zeit ——————
Werden m Hal eu
wu An a
in den u ae —* man fein. einhei-
mifches Getränfe bereitet. Cyder ift unter. den. Landleus
ten der mittlern und nördlichen Gegenden dag gemeinere
Getraͤnke. Der Gebrauch) des Biers ift größtentheilg
noch. auf die Städteseingeichränft, und nur in Penfpls
vanien und Maryland trift man in den Landftädfen, de⸗
sen Bewohner größtentHeild Deutfche find, gutes ein⸗
heimifches Bier an." Nirgendwo aber fehlt ed an Rum
und Whiskey oder» Obſtbrandtwein. Der Rum wird
theils unmittelbar aus Weftindien: gebracht, theild auch
in Amerika, befonders in Neuengland , erſt aus den
dorther geholten Molaſſes gebrannt; lejterer aber ſtehet
dem erſtern an Guͤte ſehr weit nach. Die Einfuhr von
weſtindiſchem Rum allein, nach dem ſaͤmmtlichen Nord⸗
amerika, wird auf nahe an 3,000,000 Gallons gerechnet,
welches, neben dem Gebrauch des im Lande verfertigten
Rums und des einheimifchen Whiskey, bie groſſe Con⸗
dumtion dieſes Artikels beweiſet, von welchem nur wenig
‚wieder nach andern Gegenden ausgeführt wird. Diefe
farfe Conſumtion vom Rum wird veranlaſſet: durch den
95 habe niedris
- N
2
EW
wur De en bon Rum ach, a fer eb t er ini
346 Charleston. —
niedrigen Preiß deſſelben; durch den Mangel anderer ſtaͤr⸗
kender Getraͤnke, die man dann durch Rum und: Waſ⸗
ſer erſezet, durch Gewohnheit und Vorliebe, die leicht
und leider allzuhaͤufig zum Schaden der Geſundheit aus⸗
artet, und endlich durch das Vorurtheil, daß man bey
groſſer Hize, bey geoffer Kälte und harter Arbeit: dies
fer ———— nicht ** koͤnnte.
Die Sanmichfaligeit von — —
der Rum Gelegenheit giebt, iſt groß, und es wuͤrde ein
langes Verzeichniß erfordern, ſie alle herzuzaͤhlen. Ich
erwaͤhne nur der gangbarſten. AZ Dram — iſt ein
Schluck Rum oder anderer Brandtewein; a Sing —
gleiche Theile Rum und Waſſer; Grogg — Waffer mit
dem vierten, fünften oder fechffen Theil Rum; dag
gemeinfte Getränfe; — Toddy — Waffer mit Rum
und Zuder; Punch — Waffer, Rum, Zucker und: Eiteos
nenfaureg; a Flipp — ein warmes Getränfe aus ſtar⸗
fem Dier, mit Rum und Zucker; a Doßlor — friſchge⸗
molfene Milch mit Rum; .Zgg - dram, Egg- Toddy —
Eyerdotter mit Zucker und Rum abgerühret, und nach
Gefallen mit Waffer verdinnet, und dergl. Rechnet
man zu diefer Lifte noch die verfchiedenen einheimifchen
und fremden Brandfeweine, einheimifchen und freniben
Diere, den Cyder, Cyderoͤl, und die mancherley frem⸗
den
Charleston. un. BR
den Weme, welche verbraucht ’tverden, neh. Theer
Koffee und Cpofolate, ſo ſiehet man leicht ; daß Ab⸗
wechslung an Getränfen bier zu Lande auch den luͤſtern⸗
ſten Gaumen nicht in Verlegenheit fegen fans" Die
Weine geben wieder zu verfchiebenen andern Miſchun⸗
gen Gelegenheit; aus Wein, Zuder, Waſſer und et⸗
was Musfatennuß entfiehet Sangry; aus Wein und
BE mit PAIN —* „der beliebte Silla-
bub ꝛc. ⸗ — sk
Der Zuſtand der caroliiſchen ae - im
allgemeinen bedraͤngter und haͤrter, als ihrer noͤrdlichen
Bruͤder. In den Reisplantagen wird ihnen bey kuͤm⸗
merlicher Nahrung ſchon laͤſtigere und mehr Arbeit zu⸗
gemeſſen; und die Behandlung, die ſie von ihren Auf⸗
ſehern und Eigenthuͤmern erfahren, iſt willkuͤhrlich und
oft tyranniſch. In Karolina (und in keinem andern
der nordamerikaniſchen Staaten): hat die harte Begeg⸗
nung vormals fchon verfchiedene Aufftände unter ihnen
veranlagt. Man ift Hier weniger um ihre fittlihe Vers
befierung, "Erziehung und Unterricht: befümmert, ‚und
Suͤdkarolina ſcheinet noch wenig geneigt, die loͤblichen
und wohlthätigen Verordnungen. ihrer Schtefler-Staa-
ten, in — auf die * nachzuahmen di Es
J Sat 83 1 — ar * iſt
————— — ſelber hat I eine edit für
Y MN i ; den
FR
Yr
iſt ein Ginlänglicher Beweis von der nachtheiligen Lage,
in welcher ſich diefe Sefchöpfe hier befinden, daß fie
fich nicht: in derſelben Proportion, als die weiſſen Ein»
wohner des Landes vermehren ; ob ihnensigleich dag
Klima angemeſſener «und natürlicher iſt ** Anzahl
muß beftändig durch neue. Nefrutirungen erfegt werden;
* zwar erfordert der immer ‚zunehmende Anbau von
neuem: Lande’ auch mehrere arbeitende Hände, und die
vorgebliche Nothwendigkeit der Einfuhr friſcher Sfla-
ven könnte zum Theil dahin: gerechnet "werden; bey ges
nauerer Unterfuchung beftätiget: eg ſich aber doch, daß
die Fortpflanzung und Vermehrung der Neger in ben
nördlichen Staaten; wo fie. glimpflicher behandelt wer»
den, ungleich beträchtlicher if. — Die Öentlemen auf
dem Lande haben unter ihren Negern, tie die ruffie
ſchen Edelleute unter ihren Leibeigenen, ihre meift bes
nöthigten Handwerker , Schuſter, Schneider, Zimmer
leute, Schmidte u. dgl. — deren Arbeiten fie alfo um
den moͤglichſt geringſten Preiß, oder beynahe um nichts
BR — Es ift beynahe feine Handthierung und Ger
u hr werbs⸗
den Sklavenhandel nach der Kuͤſte von — riet, und
es find in Zeit von zwey Fahren nach dem Friedensfchluß
bey 3000 Neger, (zur groſſen Betrübnif der übrigen Stans
ten) auf dem dafigen Markte öffentlich eingebracht und wers
Tauft worden.
F | Eharleeton· 349
—— Fun‘ EEE teils feeyen,
theils Leibeigenen, erlernet und betrieben würde; aa
lejtern werden von ihren Eigenthümern fürs Ta
vermiethet. : Charleston wimmelt von Negern / Milatı
ten und Meſtizen; ihre Anzahl uͤberſteigt die der: weiſ⸗
ſen Einwohner um vieles, ſie werden aber unter ſchar⸗
fer Zucht und Ordnung gehalten) und: die Polizey Hat
ein wachſames Auge über ſie. Es dürfen ſich nirgend«
wo mehr als 7 männliche Negerfelaven beyſammen Ans
treffen laffen; ihre Zange mund andere Geſellſchaften
müffen um ro Uhr Abends aufbrechen; ohne Erlaubnig
ihrer igenthünier darf ihnen niemand beder Bier,
noch Wein, ı oder Vrandiewein verkaufen. — Es find
viele freyhe Neger und Diulatten bier. Ihre: Frehheit
erhalten ſie / wenn fie durch eigenen Fleis ſich fo viel
erwerben, um ſich loskaufen zu koͤnnen, oder es wird
ihnen die Freoheit bey dem Abſterben ihrer. Herren,
ober bey andern Gelegenheiten geſchenkt. Stiche alle
wiffen fi ch ihrer Freyheit zu ihrem Vortheil zu bebier
nen; viele überlaffen fi ‚dem Müffiggang und Auge
fehtweifungen ,. welche fie endlich zu liſtigen Betrügerepen
und ‚zum. Stehlen ve eiten. Sie find auſſerdem der
Eitelfeit, auſſerordentlich ergeben, und lieben ſich ſo viel
als moͤglich zu aaa u gar * vor⸗
nehm zu geberden.
Die
350 Charleston.
¶ Die Feyer des Sonntage wird in Charleston ſtrenge
— Kein Kaufladen darf geoͤfnet werden; keine
Yet von Spiel oder Muſik if erlaubt, und waͤhrendem
Gottesdienſt geben Wächter umher, welche jedermann
(der nicht etwa in den dringendften Geſchaͤften oder
Krankenbeſuchen begriffen iſt,) den fie muͤſſig in der
Strafe: wandeln antreffen, ‚anhalten, und ihn nöthis
gen, in: irgend eine Kirche zu gehen, oder 2 Schillinge
und 4 Pence zu begahlen; feinem Sflaven — die⸗
ver — * Arbeit aufgelegt werdhen.
| — Solfsmenge hat in den hinten Gegenden von
Suͤdkarolina, feit einiger, Zeit, durch Auswandernde
von ben nördlichen Staaten ebenfals beträchtlich zuge⸗
nommen (#). Die binterfien Gränzbewohner ‚welche
Er: eh ' ‘# u ee — Am in
——
/
© Die fehnele Zunahme der Bolfsmenge in dieſem
Staat hat die Reierung er eine neue ue Gtabt, un uns
im Lande anzulegen, wohin die Aſſembly and die Gerichtss
böfe gegen Ende des Jahre 1789 ſollen verlegt werden.
Die oͤffentlichen Gebaͤude ſind bereits ange gen, Und die
Abtheilungen zu Wohnplaͤgen (Town · lots) wurden im lez⸗
ten April, bey einer oͤffentlichen Verſteigerung zu 20 — 25
Pfund Sterling verkauft. — Auszug eines Briefes von
Charleston 1737. |
4 Eharleston. 351
in Penfoloanien und Virginien Back-Wood-Men genennt
werden, heiſſen hier Crackers — (von dem Geräufche,
wie: ‚man fagt, welches fie, wenn fie mit ihren: Fuhr⸗
werfen nach der Stadt fommen, mit ihren Peitſchen
machen) — Leute, von welchen das nicht gilt, was
ich von ben Einwohnern der Hauptſtadt gerühmt habe.
Südfarolina ift nicht, wie die übrigen Provinzen,
in Graffchaften (Counties), fondern in Kirchfpiele und
Bezirke (Parishes and Diftris) abgetheilt. Diefer Abthei⸗
lungen ſi nd dermalen 31; aber fie find noch nicht alle
durch belimmte Namen bezeichnet.
Der Geldcours dieſer Provinz war ehemalg von
dem der übrigen Provingen ſehr verfchieden ; e galt
nemlich ein Schiling Sterling, 7 Schilinge ſuͤdkarol.
Währung, die Guinee folglich 7 Pfund und 7 Schile
linge; der fpan. Dollar ı Pfund 12 Schillinge. Das
von bem Staate mwährendes Krieges verfertigte Papier
geid war nad) demfelben Werth berechnet. Durch die
brittifchen Beſazungen eghe der Sterlingfuß im Gang,
und hatte — genwaͤrtig noch, in der Haupte
35%, OR
— ſt Storfd 4. — ——
E⸗ war meine Ash St, a "bevor ich nach Eropa og
— noch einen Shall wentgf ng von —
zu beſehen, dem ich gegentodrtig näher ‚war, ale
ihm wohl jemals wieder zu "fommen | hoffen durfte. 2 2
Handlungsverbot welches, zufolge eines ——— Wars
lamentsſchluſſes Fr zwiſchen den weſtindiſchen Eylanden
und den vereinigten Staaten "bon Amerika dermalen
alles Verkehr unterfagte / oder wenoſtens einfhränfee ter
machte, es ſchwierig eine Paſſage nach jenen Infeln von
Charleston auszufinden; denn obdleich ein oder anderes
Fahrzeug ſich von hier aus dorthin ſchlich eſchahe
es doch unter dem Vorwand ac) andern Gegenden zu
ſegeln, und es war nicht rachſam, auf dieſe Art die
Reiſe zu wagen, weil es zum wenigſten Zeitverluſt, wo
nicht andere Unbequemlichteiten , nach fich stehen tonn⸗
te. Nach Providence ſogar, einem der nahgelegenſten
Bahamiſchen Eylande, hatte ſich ſchon fuͤr eine geraume
Zeit keine Gelegenheit gefunden, Meine Abſi cht zu er⸗
reichen, mußte ich mir dader ſchlechterdiugs gefallen
laſſen, einen Umweg über St. Auguſtm in Offfiorida
zu nehmen , in der Hoffn ung von dort aus nach den
Inſeln unter dem Winde, oder tenigfteng® nach den
Bahamiſchen, uͤberzuſezen. Der Fruͤhling fieng eben
allge⸗
Dfbs Florida, A
DD is
allgemach any in Karolina fih zu nähern; es war nie
leid, feine. — nieht abwarten zu he
RT H 1,
„Am, Borde ing Schonners von 25 Aa, vers
lieg. id um Mit:ag am gten Merz den Hafen von Char⸗
leston; um ee Uhr paſſirten wir glücklich die Barre,
unb flachen ‚mit einen glimpflichen Nordweſtwinde friſch
in See &), Unfer Schiffer wollte ſichs nicht nachre⸗
den laffen, daß er furchtſam am. Ufer hinſchliche, wie
verfchiedene andere. ähnlich - Kleine Fahrzeuge, die wir
' k
ü im
2 Kg
AH Bon Charleston, wenn man einmal aufferhalb der
Barre iſt, kann man zwiſchen dem feſten Lande und dem
aͤngſt der Kuͤſte hin liegenden kleinern und groͤſſern Eylan⸗
den, ganz gemaͤchlich und ſicher gegen alle Gefahren der
See nach Georgia reiſen, und das zwar in kleinen und
offnen Booten; von Georgia kan man auf aͤhnliche Weiſe
bis nach Florida ſeinen Weg fortſezen. Dieſes wird die
Innland-Paſſage genennt. Es koͤnnen fogar betraͤchtliche
Schaluppen dieſen Weg nehmen, wenn fie bey ſchlimmer
Jahrszeit das Meer meiden wollen, und alle Yacht an Land
treten. Langſamer ‚scher freylich die Fahrt wegen der dies
aaſigen Winde, aber ficherer.
Auch von. Sid, nach Nordkarolina hat man für eine gute
‚Strede diefelbe Bequemlichkeit. — |
Schoͤpfs R.1.Tp, 3
“ ;
)
ve = a + 1 —
— Oſt / glorida.
im Geſicht hatten. Der Bequemlichfeiten auf folchen
fleinen Fahrzeugen: find wenige oder gar feine; nur
ſchoͤnes Wetter und eine kurze Neife koͤnnen fie ertraͤg⸗
lich machen. Da wir zwar auſſerhalb Geſicht, aber
doch nicht über 15 — 20 Seemeilen vom ande ab war
ven, fo haften wir eine Menge Waſſervoͤgel Delphine
und Meduſen, zur ine
in
» 2 44
Wir fuhren an der Kuͤſte von Georgien Gin, ohne
etwas mehr als den über dem Lande ſtehenden Dampf!
(oder was bie Schiffer the loom of the land nennen,)
zu fehen. Am sten Tage, (den ııten Merz,) näherten wir
uns der Küfte von Florida, und fanden uns Abende
dem St. Johns Fluffe gegen über, 30 Meilen nstd»
lih von Auguftin. Es war Ebbe, und man fahe bag
aus der Mündung des Fluffes kommende Waffer, auf
verfchiedene Meilen, die ihm eigene trübere dunklere
Farbe verbreiten; es ſcheidet ſich beynahe in einer ge»
raden Linie vom gruͤnern und hellern Gewaͤſſer des
Oceans. Dieſes iſt der einzige betraͤchtliche Fluß in
Oſtflorida, wenn er anders ein Fluß genennt werden
kann, denn er hat ſo wenig Fall in ſeinem Lauf, daß
bey ſtarken Fluthen (Spring-tides) und oͤſtlichen Wins
ben, feine Waffer bis nahe an feinen Urfprung falzig,
oft aber auch unter entgegengefezten Umftänden wieder
bie
4
— I
br
Oſt Slorlda. | 353
bis an die See füß find; überhaupt aber hat er
nur etwas Zug gegen feine Mündung, und man bemerft
weiter hin kaum eine Bewegung. Er erfireckt ſich tief
in das Land, iſt mehrentheils bey einer engliſchen Mei⸗
le breit, und winden ch von hier ſuͤdwaͤrts, ſo daß er
innerhalb 14 Meilen Weſt von Auguftin zu flieffen
fommt. An feiner Wundung haben ſich, ſeitdem Karo⸗
lina und Georgia von den Englaͤndern verlaſſen wor⸗
den, ſehr viele Refugids niedergelaſſen, und einen weit⸗
läuftigen Drt, auch St. John genannt, erbauet. Eine
Barre liegt zwar vor feinee Mündung, hat aber 15 —
17 Fuß Waffer ; geöffere Schiffe laufen daher entwe⸗
der hier, oder in St. Mary's Zluffe, der die Gränze
von Georgia und Florida macht, leichter und ficherer
ein, als irgendwo anderwaͤrts in dieſer Kolonie,
Nach noch einer unruhigen Nacht, in welcher eine
hohle See bey Windftile unfern Fleinen Schooner uns
barmherzig von „einer zue andern Seite fchleuderte,
brachte uns ein günfiiger Wind am Morgen bey guter
Zeit, auf die Höhe vor Auguftin. — Es ift fhwer;
wegen ber fehr laden Küfte, die Lage von Auguſtin
zus finden; oft füchen Schiffe mehrere Tage darnach.
> Die Nacht war warm, der Morgen aber kuͤhle und
brachte einen ſtarken Landthau. Vor der Barre ſtunden
32 wir
8 vn 1
ni
356 BURN of SHorida —
ab und zu/ und warteten auf den —
das Zeichen gemacht war, der auch bald: über die für
genannte Swash, und um 9 Uhr an Bord kam. Mit
Hülfe- dee eben eintretenden Fluth und eines friſchen
Nordoſtwindes dem guͤnſtigſten zur Einfahrt, geleitete
er ung glücklich we diefe fürchterliche Barre, welche |
unferm jungen Schiffer, den ‚ganzen Weg von Char⸗
leston her, manchen angſt vollen Seufzer ausgepreßt
hatte. Der Steuermann hingegen unterhielt die kleine
Geſellſchaft am Bord die nemliche Zeit uͤber, ganz mit
der gleichguͤltigen Miene eines alten Seefahrers, mit
manchen Gefchichfchen von Schiffbrůchen und Todes⸗
faͤllen, und immer beſchloß er damit, dag man die vor
8 liegenden Barre nicht ohne Lebensgefahr paſſiren
könne, welches denen freylich nicht ganz angenehm zu
hoͤren ſeyn konnte, die aus bloſer Neugierde wach St.
Auguſtin kamen. Unter den Barren (Bars), welde
an den füpligen K uͤſten von Norbamerifa fo gemein
find, ifi die vor St. Auguſtin aber auch gewiß die ges
fahrvolleſte ,* weil fie die feichtefte, und zugleich der
ganzen Gewalt des anfpielenden Oceans ausgeſezt iſt.
Es find. gewoͤhnlich nur 3, oft nur 2 Kandler wo fie
pajliret werden kann, und diefe haben’ bey. Ebbjeit nur
4 — 41, und bey hoher Fluth nicht über 8 — 9 Fuß
Waſſer. Diefe Kandle, welche an fi) nur Eleine und
leich»
Oſt · Florida. a: 357
leichte Schiffe eins und zulaflı Ten; find aberdies noch
enge und gekruͤmmt, und was das ſchlimmſte iſt, ſo
verändern fie fi mehrentheils nach ſtuͤrmiſchen Wetter,
wegen des lockern Triebſandes der die Barre macht,
in der Lage fowohl, als in der Tiefe, fo daß ein Schifs
fer, der auch genam mit ihnen befannt war, nach einer
kurzen Abwefenheit von Auguſtin, bey feiner Zurück
funft e8 nicht ohne Gefahr wagen darf, den alten Weg
zu fuchen, den er bey feiner Abfahrt genommen hatte.
Daher muͤſſen die Lootſen, fo oft fie herausfommen,
um ein Schiff einzubringen, immer ihren Weg vom
neuen unterfüchen. Auch führen fie fein Fahrzeug Mes
der herein, noch heraus, als allein bey Fluthzeit, und
zwar ehe fie ihre größte: Höhe erreichet; denn im Fall,
daß ein Fahrzeug verungluͤcken follte, fo würde die noch
wachſende Fluth das Schiff, wenn es nicht durch die
unvermeidlichen harten Stoͤſſe bald berſtet, entweder
wieder flott machen; oder doch die, darauf befindlichen
Derfonen, mit Hülfe von Brettern ıu an das gegen,
feitige Ufer ſchwemmen, welches beynahe ber einzige
„au hoffende Nettungsweg iſt, denn Boote Finnen hier
keinen Beyſtand leiten. Es iſt in der That fürchters
li), das wilde Geröfe der Wellen zu hören, die ſich
bier brechen, und ihr Schäumen, ihr Prallen und Wie
derprallen von allen Seiten ber zu ſehen, und nicht
33 Ds the
}
*
358 Oſt Florida
troͤſtlich, wenn man dem Ziele feiner Reiſe bis auf
eine oder zwey Meilen nahe gekommen, dann erſt ſich
noch der groͤßten Gefahr ausgeſezt zu ſehen, um die
Stadt, welche man fehon deutlich vor Augen hat, vol:
lends zu erreichen. Es iſt fo etwas gewoͤhnliches in
St. Augufine, Schiffe auf diefer Barre, und über
haupt an diefen Geſtaden verungluͤcken zu fehen, daß
es kaum mehr weder Mitleiden noch Bewunderung -
erreget. Nach der Verlaffung von Charleston 1782;
giengen binnen zwey Tagen nicht weniger als 16 Fahr⸗
zeuge, welche Refugies und ihre Effekten fuͤhrten, bier
zu Stücken, und fehr vieler Menfihen Leben veriorem,
Beym Ein« und Ausfahren bebiene man fih des Bor
theils der Wellen (Seas), und 3 — 4 Wogen heben
gemeiniglich das Fahrzeug über die feichteften Stellen,
die es fonft nicht paffiren koͤnnte. Hier aber muͤſſen
fcharfe Aufmerkfamfeit , groſſe Gefchicklichfeit und gur
tes Gluͤck fich vereinigen. Die Woge, welche dag Schiff
heben fol, muß folches gerade paden, und ed muß
feine andere zu gleicher Zeit etwa von der Seite her
fommen, in melden Fall das Schiff fonft gleich aus.
dem engen Kanal, morein es gelenft worden, auf.
eine Bank gedrängt wird, und durch die ſtete Bes
wegung bald in Truͤmmer gebt, oder fid) auf die Seite
legt. Eine grofe Menge trauriger Ueberrefie won
Schif⸗
Oſt Florlda. 359
— —
Schiffen ragen auf allen Seiten aus dem Sande und
Waſſer hervor. Kurz. vor unſerer Ankunft gieng ein
Pilote, welcher bey 20 Jahre lang dieſe Barre bedient
hatte, ‚einem kommenden Schiffe über folhe bey ſtuͤr⸗
miſcher Witterung mit Lebensgefahr entgegen. Der eis
gennuͤzige Schiffer weigerte ſich dem Piloten den ge⸗ 4
woͤhnlichen Lohn zuzuſagen; indem dieſer in ſeinem
Boote uͤber die Barre zuruͤckkehrte, wurde dieſes von
ben Wellen. umgeſchlagen, und der dienffertige Mann
nebfi 4 Negern in der See begraben. Der Schiffer
mar kaum glücklicher; er flrandete auf der Barre, ver
lor fein Schiff, und rettete mit Mühe fein Leben. Die
Spanier, da fie Auguftin befaffen, haften die Einrich,
tung, daß fo oft ein Schiff fich der Barre näherte, -
um einzulaufen, eine Glocke geläutet wurde; auf dieſes
Zeichen mußten einige-der Einwohner nach der Ordnung,
die fie. traf, mit Booten dem fommenden Schiffe ent
gegen geben, um im Falle eines Ungluͤcks auf der
Barre, die mögliäfte Rettung und Hülfe leiften zu
fönnen.
Es war ſpaniſche Sorgfalt, den Hauptplaz einer
. Kolonie hinter einer Sandbank anzulegen, die nur mit
groffer Gefahr paſſiret werden Fan. Innſeits der Barre
bat man fogleich guten ‚Anfergeumd. Hier lag eine für
34 Neu⸗
— Ka ! “ /
‚360 | St. Auguſtin.
’
Neuſchottland beſtimmte Brigantine ſchon feit fünf Bor |
chen, wartend auf guten Wind, und Gelegenheit über
bie Darre zu fommen; fie braucht fo viel Waſſerhoͤhe,
als nur bey den allerhoͤchſten Fluthen auf die Barre
kommen kan; aber dann iſt auch nicht immer zu glei⸗
cher Zeit der zur Ausfahrt guͤnſtige Wind da. — RN
St. Auguflin (od eine der Älteflem von den. Spas
niern in- Stordamerifa angelegten: Staͤdte ſeyn. Es find
auch die Haͤuſer ganz im ſpaniſchen Geſchmack erbaut,
mit platten Daͤchern und ſparſamen Fenſtern; die Enge
laͤnder haben erſt hie und da mehr Fenſter, beſonders
nach den Straſſen zu, angebracht. Auch legten ſie erſt
Kamine an, denn die Spanier begnuͤgten ſich ehemals
blos mit Kohlfeuer, welches unter "den mit Teppichen
behangenen Tiſch gefezt wurde. — Die Stadt! war eis
gentlih mit 4 Hauptfiraffen Nord» und Säüdwärts ans ⸗
gelegt; aber nur zwey davon find vorzüglich bebauet, —
und. diefe find zwar gerade, aber enge. Dex beftbes
baute Theil der Stadt ift gegen das Fort zu, an dem noͤrd⸗
lichen Ende. Beynahe jedes Haus hat fein Öärtchen,
in welchem fiattliche: Citronen und Pomeranzenbäume
nicht die geringfie, Zierde find. Die Wohnung des
Gouverneurs hatten die, Spanier, aus. Furcht für den.
Indiauern, mit hoben Mauern, und den anſtoſſenden
Gars
4 *
2
*
St. Auguſtin. 361
— * 2 R N ER
Garten’ mit Baſtehen befefiget: "Das am Südende und
auſſerhalb der Stadt gelegene ehemals ſpaniſche Augu⸗
ſtinerlloſter / (denn auf Kloͤſter nehmen die Spanier —
Bexoͤlterung neuangelegter Kolonien am erſten Bedacht,) |
‘Haben’ die Engländer in’ Officierswohnungen umgewan⸗
delt. Nebenbey find groſſe weitlaͤuftige und gut einge⸗
richtete" Barracken für die Garniſon. Das Zimmerholz
zu dieſem lezten Gebäude brachte man von Neuyort.
welches eben fo weislich gethan war, als daß man die
fichtene Flaggenſtange auf dem Fort, aus Norwegen
uͤber England nach Florida holte, wo man das beſte
Holz kaum anders zu benuzen weiß; als es zu brennen.
Dieſe Flaggenſtange ſoll der Regierung gegen 30 Pfund
Sterling, bis an Ort und Stelle, gekoſtet haben, und
re der Stadt hatte man eben’ ſo ſchoͤne und noch
ſchoͤnere Baͤume in Menge. Wirthshaͤuſer hat man hier
nicht. Ein deutſcher Becker gab ung Wohnung; und
ah der Frau eines ehemaligen Serjeanten vom 6often
” Regiment fanden wir —— für rägtih einen *
— Thaler.
ae Es ſind — Kirchen in —— aber faſt
er Nuinen. Eine vor dem Nordende der Stadt, in
eine Gegend, mo ehehin gemeiniglich einige indianifche
Familien fich niedergelaſſen hatten, zu deren Gebrauch
35 und
—
362 DR Auguftin.
——
en Unterricht fie befttmmf war. Von einer deutſchen
Kirche ſtehet nur noch die eine Wand; und die eigent ⸗
Uuche ſpaniſche Hauptkirche des heil. Auguſtinus , die
auch die Hauptkirche der engliſchen Beſazung und Ein⸗
wohner war, iſt gleichfalls auf dem Punkte einzuſtuͤr⸗
zen. Die Spanier werden ben ihrer Wiederbeſizneh⸗
mung genug zu tbun finden, fie zu reinigen und zu hei⸗
ligen, und alle die Keger zu verbrennen, welche um fie
ber begraben liegen. Unweit davon hat eine Genof
fenfchaft von Negern eine Hütte, in welcher ihnen eis
ner ihrer Landsleute, welcher fich zu ihrem Lehrer aufs
geworfen: hat, Öottesdienft halt: : Sie find von ber
Sekte der Wiedertäufer. —J— 2
Eine eigene Fleinere, aber doch gut unterhaltene
und aufgepuzte Kapelle, haben die Minorfaner, welche,
nachdem Slorida an Grosbrittannien Fam, zur Bevdl-
ferung und beffern Anbau des Landes, auf Unfoften der
Regierung , hieher gebracht worden. Obgleich die mei⸗
ſten von ihnen, oder faſt alle, ihr Vaterland in groͤßter
Armuth verlieſſen, ſo hat ſich doch der groͤſſere Theil
durch Sparſamkeit und Fleiß, welche Eigenfchaften fie
im hohen Grad. befizen follen, in gute Umftände ver,
ſezet. Die Männer unter den Minorfanern Fleiden ſich
nach englifher Sitte, ihre Weiber aber haben noch
ihren
.
ſollte; die Minorkaner ſchienen aber nicht groſſe Luſt zu
haben, ſich mit Urbarmachung wuͤſter Laͤndereyen ab⸗
zugeben, und naͤhrten ſich lieber in der Stadt. Sie
machen beynahe den groͤßten Theil der Stadteinwohner
aus — der uͤbrige Theil beſtehet aus wenigen ehemals
zuruͤckgebliebenen Spaniern, aus Franzoſen, Englaͤn⸗
dern, Amerikanern, und — mo. wären die nicht anzu⸗
treffen? — Deutfhen. — Nah der Verlaffung von
Georgien und Karolina hat die Stadt, und das Land
umher, durch die auswandernden Königlichgefinnten eine
beträchtliche Anzahl neuer Einwohner erhalten, die aber
hier noch keine bleibende Stätte gefunden haben, ſon⸗
bern fich bequemen müflen wieder weiter zu | jiehen,
wenn fie fich nicht dem fpanifchen Joche unteriverfen
wollen. Um die Stadt herum fliehen die eilfertigen
Huͤtten dieſer armen Fluͤchtlinge mit Valmetto⸗Blãttern
(Xucca) gemauert und geziegelt.
Die Stadt Kal unter dem 299 so! nördlicher
Breite, aufreiner fehr engen Landzunge, die von dem
North⸗ River ‚ der Bay, und dem St. Sebaſtians⸗
Creeck hinter der Stadt gebildet wird: Der einzige und
ſchma⸗
Auf
s St. Auguftin. v 363 7
-i | a
ihren eigenen Kopfpuz und ihre geflochtenen Zöpfe bey⸗
behalten, "Man hofte, daß durch fie der Wein» und Sei⸗ BR
denbau in dieſer Provinz in Aufnahme gebracht werden s
aa | Saga.
r ſchmale neng von ver Nord⸗ und Lendſeite if Such
Auſſenwerke fowohl, als durch das Sort St. John
bedecket, welches zugleich auch den Eingang in den
Hafen vollkommen vertheidiget. Dieſes Fort iſt ein
hohes und regulaires Viereck, welches einen geraͤumi
gen Hof umſchlieſſet, mit 4 Baſtionen, gemauertem Gra⸗
ben und ebenfalls geraͤumigen Caſematten. Es iſt ganz
von dem hier gewöhnlichen ſchoͤnen Muſchelſtein er⸗
bauet, von dem alle uͤbrigen ſteinernen Gebaͤude der
Stast ſind. Zu Befeſtigungswerken ſchickt ſich dieſer
Stein vortreflich „mei er nicht gang hart iſt , und Ku⸗
gelu ſo gut oder beſſer, als gebrannte Ziegeln begraͤbt.
Man zeiget einige Loͤcher von Kugeln an der Oſtſeite,
die bey General Oglethorpe's Belagerung von Fiſchers
Eyland uͤber die ſehr breite Bay heruͤber gefeuert wor⸗
den. Die Mauern des Parapets gegen die Waſſer⸗
ſeite ſind 5 Fuß und gegen die Landſeite 4 Fuß dich
und mit 64 Schieffiharten für Kanonen verfehen.
ICRE FIN EN \
Unter brittifcher Nesgierung wurde die. Stadt noch
mit einem Verſammlungshaus (State-houfe) für die
Gerichte und Landſtaͤnde verſchoͤnert, deſſen Plan zwar
ſchoͤn, aber noch nicht völlig beendiget worden. Es
diente zu gleicher Zeit zum: Comoͤdienhauſe, und ift num
ſchon wieder halb baufaͤllig.
Die
St. Auguſtin. 365
—* ak a WR PRESTIGE? 208 -
Die Spanier waren von Florida aus ehehin den _
füplichen amerikaniſchen Kolonien oͤfters beſchwerlich,
und. verüßtengamter andern allerley Feindfeligkeiten, zu s
der Zeit, als General Dglethorpe die benachbarte
Provin; Georgia zu befegen unternahm, welches ihre
Eiferficht befonders vege machte. Diefer General fand
es für nöthig, einen Zug gegen Florida zu unternehe
men, und kam zwar ohne Hinderniffe bis vor Auguſtin,
fand aber, daf er die vortheilhafteſte Zeit verſaͤumet,
und zu ſchwach war, dieſen Plaz mit Gewalt zu neh⸗
men. Zur Vergeltung machten bald darauf die Spa⸗
nier eine Landung auf St. Simons in Georgia, und
zu einer Zeit, da die dafige neue Kolonie gar nicht im
gehoͤrigen DVertheidigungsfiande war. General Ogle⸗
thorpe rettete fih und die neue Kolonie, durch. eine
glückliche FKriegelift. Ein Franzoſe ventlief von feinem
feht Fleinen Haufen, und gieng zu den Spanien uͤber,
die an Mannſchaft und Kriegszuruͤſtungen ihm weit
überlegen. waren. . General Oglethorpe schrieb einen
Brief, und fandte folhen jenem Heberläufer nach, trug
‚ober Sorge, daß folcher dem fpaniichen Befehlshaber
in die Hände fallen mußte, In dieſem Briefe ermahnte
er den Ueberlaͤufer, die Mannfchaft der Engländer
ja recht Elein und fchwacd bey den Spaniern anzuges
ben. Die gift Hatte die verlangte Wirkung; die Spas
nier
äh
366 St. Auguftin.
nier ‚glaubten nım bie mahre Yusfage des Franzofen
nicht mehr ; beforgten eine gefährliche Falle und zogen
des andern Tages —— Sachen so
8 ift hinlaͤnglich bekannt, daß beydes Oſten und
——— im Frieden von Verſailles 1762, von Spa⸗
nien an Grosbrittannien abgetreten wurden; leztere
Macht hielt den Beſiz dieſer beyden Provinzen fuͤr
nothwendig, um ſeinen uͤbrigen Kolonien in Amerika
alle mögliche Sicherheit in Norden und Suͤden zu ver⸗
ſchaffen. So lange die Spanier im Beſiz von Florida
waren, wurde beynahe gar nicht an Urbarmachung des
innern Landes gedacht. Sie unterhielten blos die Be⸗
ſazung von St. Auguſtin, um Befiz von dem Lande zu
behalten, ohne vom lejtern den geringfien Vortheil zu
jiehen. Aus Furcht für den benachbarten Indianern,
welche den Spaniern von jeher befonders gehäffig find,
wagte eg fein Spanier in einiger Entfernung von Aus
guftin, fich mit dem Landbau abzugeben. Die Englaͤnder
machten von jeher Anſpruch auf Florida, weil Sebaſtian
Cabot es zuerſt, und bevor es den Spaniern bekannt
worden, entdeckt hatte. So bald England zu den Be—
ſiz davon gelangte, wurden alle noͤthige Anſtalten und
anlockende Aufmunterungen zu deſſen Bevoͤllerung und
Urbarmachung getroffen. Von allen Gegenden aus
Nord⸗
St. Auguſtin. 367
Nordamerika fanden ſich Anfiedler in Menge ein. —
Die füdliche Lage des Landes gab aber vorzügliche Hofe
nung zum vortheilhaften Betrieb des Seiden» und Wein⸗
baues. In biefer Abſicht wandte eine Gefelfchaft ber
mittelter Perfonen in England groffe Summen auf, um
eine Kolonie von Nationalgriechen aus dem Archivelagug,
und von auswanderungsluftiigen Minorfanern, herüber
beingen zu laffen (X). D. Turnbull, welcher durch einen
langen Aufenthalt in Smyrna die- Neigungen und Ges
wohnheiten der Griechen hatte fennen lernen , und ſelbſt
eine Griechin zur Frau hatte, war bey biefer Unter
nehmung vorzüglich chätig. Er brachte bey 500 Fami⸗
lien, ober an 1500 Seelen Griechen aus dem Archipe⸗
lagus zufommen, und führte fie nach Oſtflorida. Etwa
70— go Meilen ſuͤdwaͤrts von Auguftin, am Mosquitos
River, wurde ihnen Land angemiefen, und ber Nieder.
laffung
CH Die Regierung ſchickte damals auch den ruͤhmlichſt
befannten und fleiffigen Sammler, Bartram den Xeltern,
nach Florida, um die Ddafigen Gegenden zu durchfuchen.
Sein Tagebuch ift, aber gegen feinen Willen, gedruckt. —
Beſchreibungen des Landes lieferten, Milliam Roberts: —
Account of. the firft discovery & natural hiftory of Eaft-
fiorida, London 1763.,8. und D. Will. Storck: — He⸗
feription of Eaftflorida. London 1769. 4. —
ee
1 3 St. Aug
Kafung der Name REN —
lonie erſtreckte ſich auf 7 engliſche Meilen in die Laͤnge z
es wurde nemlich in abgemeſſenen Entfernungen jeder
Familie ein eigenes Haus gebauet, und das daru e
hoͤrige Land angewieſen. me Wr
N IE m
Die —— der Unterhale und Transport —8
ſer griechiſchen Familien, koſtete den Unternehmern
groſſe Summen; man hatte ſie aber ſich verpflichten laſ⸗
fen, 7— 8 Jahre lang zum Beſten und für Rechnung ber
Unternehmer das Land zu bearbeiten, um die Koflen, ſo
auf fie gewendet worden, einigermeffen zu verguͤten.
Nach jener Zeit ſollte jede Familie dag bis dahin bes
arbeitete und verbeſſerte Land zu Lehen haben. Bey
ihrer Ankunft konnte man nicht ſogleich den Bein »-und
Geidenbau, welches die Hauptgegenſtaͤnde des Plans
waren, ins Groſſe treiben; weil die Erzielung von bey⸗
den niehrere Jahre erfprdert, ehe Nuzen davon zu er⸗
warten iſt. Es mußte zufoͤrderſt für den nothwendigen
Unterhalt: diefee Leute, und. für den Vortheil der. Uns
ternehmer geforgt werden. Mays und Indigo waren
alfo die erfien Produkte, auf deren Erzielung man zu
benfen hatte, nachdem das Land gerodet war. Den
mweichlihen Griechen wollten aber die Beſchwerden, bie
be der Urbarmachung eines wuͤſten Landes unvermeid⸗
lich
S Auguſin u 369
| fie find, Fine Gin‘ Zu ihrer Grteigrenmg
hatte: zwar die Gefelfchaft auch für Neger geforgt,
welche unter die Griechen follten ausgelehnet werden;
ungluͤcklicher Weiſe aber ſcheiterte das erſte Schiff,
welches 500 Neger von Afrika brachte, an der Kuͤſte
von Florida, mit Verluſt der Mannſchaft. Dennoch
war ſchon eine groſſe Strecke Landes gereiniget, und
‚bie ‚Kolonie fieng eben an in Flor zu fommen, und für
die‘ Griechen ſowohl, als für die Unternehmer vor⸗
theilhaft zu werden, als die Unruhen zwiſchen England
und feinen Kolonien ausbrachen. Es gab Mißverfiänd
niſſe zwifchen den Griechen und den Unternehmern;
einige Griechen entliefen von Smyrna nad Auguſtin,
und’ der Gouverneur von Florida hielt fich auf ihre bey
ihm angebrachten Beſchwerden für berechtigt, die ganze
Niederlaffung der Griechen ihrer Verdindlichkeiten gegen
die Unternehmer loszuſprechen, und verfagte den Uns
ternehmern feinen Beyſtand, durch Zwangsmittel die
griechiſchen Koloniften zur Ordnung, und, ihrem einge⸗
gangenen Vertrage gemäß, zur ferneen Bearbeitung
des ihnen zugerheilten Landes anzuhalten. Vielmehr
begünftigte der Gonvernene den Aufbruch der Kolonie,
weil er des Krieges wegen um Soldaten verlegen war,
und viele von den Griechen ſich dazu anwerben lieffen.
Undere begaben fich nad der Stadt, im der Abficht
SchöpfsR. 1. Th. J— Han⸗
379 Se Auguſtin·
—* * Gewerbe zu — nachdem fe einmal
Freyheit dazu erhalten hatten; ‚wenige «nur ‚blieben in
New» Smyena, und die ganze Kolonie mar fo gut, als
zerſtoͤrt. D. Turnbull, der bis um dieſe Zeit als Aufe
feher in Smyrna unter den Griechen gewohnt. hatte,
und nebft den übrigen Unternehmern, als Theilhaber,
einen beträchtlichen Verluſt daher erlitte, begab ſich
nachher aus Verdruß nach ‚Charleston, wo ‚ich; feine
Befanntfchaft machte, Er drohete den Gouverneur vom
Florida, Heren Zonyn, feines Verfahrens halber, noch)
in England zur. Rechenſchaft zu fordern. Die Neben
und Maulbeerbäume, welche won ‚den Griechen waren.
gepflanzt worden, lieffen fich unvergleichlih an. Da
man fand, daß die Trauben, wenn: fie dem Boden zu
nahe hiengen , und zu faftig wurden, geneigt waren
zu beriten, fo ließ D. Turnbull die Reben, fo wie es
in Madeira gewoͤhnlich, auf hohen Eſpaliers anziehen,
und die Früchte beſſerten ſich ungemin.
Auſſer St Auguſtin iſt St. Sohn vielleicht ber
einzige Ort in Oftflorida , der. den Namen einer, Stadt
verdient; denn das eben erwähnte Smyrna mar mehr
eine ländliche Kolonie, und die. alte fpanifche Stadt
St. Marc de Apalache 9), im Merikanifchen ‚Gulf,
f iſt
— —
CH Eine Geſellſchaft Auguſtiniſcher Kaufleute iſt geſon⸗—
nen,
Slim 9m
(ebemabeserfaten. &ie liegt: 183 Meilen weft don
Augufin; und wird, als ein zum Handel mit den ne
Beten: Plaz/ von einigen Kaufleuten bewohnt
ind beſucht. — Ein‘ Kleines Fort iſt noch einige Meis
len ſuͤdlich von Auguſtin, am Matanza, wo einige
Mann Wacht halten, weil dieſer Fluß Verbindung mit
dem Hafen hat; ein anderes kleines Fort, Muha ger
naunt / war vier Meilen noͤrdlich von Mesh J
aber nun verfallen. Betr ;
PN A rauch — * — vi j i Ah
A Die übrigen Pflanzungen * nd — und ſparſam
zerſtreuet umher im Sander erſtrecken fi aber kaum
weiter. ald 60 — 70 Meilen mefilih von der Stadt.
Bis „auf diefe Entfernung, ‚und noch weiter iſt die
ganze dandſchaft flach und ſandig. Weiter im Lande,
und norbwärtd, fängt ed an etwas unebener und hüs
gelicht zu werden , aber. doch ohne beträchtliche Berge
zu haben; denn die, Yaupfgebürge vom oͤſtlichen Nord»
| amerifa verlieren ſich ſchon in Georgia. Das hintere
Land iſt ungleich beſer und fruchtbarer, in Vergleich mit
AA 2 a DE
Ai
u 7°
Bat J
nin auch nach der Beuonependen Veränderung, den ad
del mit den Floridaniſchen Indianern, welche durchaus
nichts mit den Spaniern wollen zu ſchaffen haben, in Apa⸗
lache fortzuſezen; fie hoffen Erlaubniß dazu vom ſpaniſchen
Hufe au erbalten-
*
372 &. Auguſtin
[m ——
—
dem an der Küfte, welches hauptſaͤchlich in einem ofen,
tiefen und weiſſen Sande beſtehet, und vorzüglich. mit
Nadelpolze und Palmen bewachfen if. Hin und wien |
ber finden ih Streden, die unter den Namen ba ·
Be),
mockland bekannt ſind. Es ſind ſolches niedrigere
Stellen, mit dicken Waldungen von hohen immergruͤnen
Eichen, und andern Laubgehoͤlze und Buſchwerk, bedeckt;
welche Plaͤze in dieſem ihren natuͤrlichen und wilden
Zuſtande auſſerordentlich fett und fruchtbar au ſeyn
ſcheinen; Baͤume und Stauden draͤngen ſich ſo enge zu⸗
ſammen, daß fie Wärme und Schuz gegen die rauhen
nördlichen Winde verfchaffen, und daher ſchoͤnen in
mergrünen. und andern zarten Gemwächfen zum Aufent-
Halt dienen. Aber nicht geſchwinder ift das Hol; nie⸗
dergehauen, als Winde und Regen die duͤnne Lage von
ſchwarzer Erde wegwaͤſchet, die Sonne das uͤbrige ver⸗
brennet, und dann den allgemeinen weiſſen trockenen
Sand zuräcläffet. Das Land erhebt ſich gleich hinter
Auguſtin um etwas weniges uͤber die vorliegende ei⸗
gentlichere Kuͤſte, bleibt aber doch noch Sandflähe. —
Im Ganzen uͤbertrift aber Weſtflorida das Oeſtliche an
Guͤte und Fruchtbarkeit des Landes; um welcher urſa·
chen willen auch viele der hieſigen Be fich dorthin
gewendet haben. —
Die
—
———— 373
Die Spanier — in Florida wenig oder‘ nichts
urba gemacht; die nachkommenden brittiſchen Kolonie
ſten fanden daher mit Aufr aͤumung der Waldungen noch
— 5* ſie konnten ſich aber auch durch die Be⸗
4 —
-
zuzung diefer Waldungen, befonders des Nadelholzeg,
reichlich für ihre Mühe bezahlt machen. Bretter, Vech,
Ther/ alle Schiffsgeraͤthſchaften und Baumaterialien *
wurden vor und waͤhrend des Krieges in groſſer Menge,
und mit groſſem Vortheile, nach dem nahen Weſtindien
abgeſezt. Dieſe Artickel moͤchten wahrſcheinlich auch
den groͤßten Vortheil gewaͤhren, welchen Grosbrittan⸗
nien von dieſer Kolonie erwarten koͤnnte, wenn es in
deſſen Beſiz bliebe. Florida hat auſſer der gemeinen
Pechkiefer noch mancherley nuzbare Holzarten: Cypreſ⸗
ſen (Cupreſſus diſticha), und immergruͤne Eichen in
groſſer Vollkommenheit und Menge, rothe und weiſſe
Cedern, Saſſafras, und weiter ſuͤdwaͤrts nach dem Cap
Florida zu, wird eine groͤbere Gattung Mahogany, und
einige andere Holzarten/ die zum Handel tauglich find,
angetroffen.
Man hat bie und da angefangen Reiß zu baten,
deſſen Güte zwar nicht zu tadeln war, bie Erndten aber
fielen unentiprechend aus, Die Landfchaft ift im Gans
sen nicht abhängig genug, und nicht hinlaͤnglich mit
e a3 fri⸗
Tl
=
A ‘ St. Pers
feifchen ET 2 ENTE um deffen Anbau vor
theilhaft zu machen. Beſſer gedeihet Indigo „der
mit trockenen und duͤrren Boden vorlieb nimmt; man
hat es aber auch in deſſen Bereitung noch nicht ſehr
weit gebracht. . Doch wurde ziemlich allgemein a
nommen, daß die Arbeit eines einzigen Negerſtlaven
gegen zoo Pfund Indigo, und darüber, liefern könne,
welches, das Pfund zu 5 Schill. Sterl. berechnet , feis
nen Erwerb in diefem Artickel auf 25 Pfund Sterl.
braͤchte; auſſerdem, was er noch nebenher arbeiten und
verdienen muß.
* * ern — AR
Mit Zucker hat man am Mosquito + Niver einige
Derfiche gemacht, aber defien Anbau zur Zeit auch
noch nicht vortheilhaft und ermunternd genug gefunden,
Die Falten Nordweftwinde, die zumeilen hier frenge
wehen, hindern dag Gedeyhen dieſer weichlichen Plans
je, und verurfachen wenigſtens, wenn fie auch nicht
die Pflanzen felber töbten, daß der Zucker weder an
Menge, noch Güte, der darauf zu wendenden Mühe
eutſpricht, und folalich nicht mit gleichem Nuzen, als
in dem nahen MWeitindien, betrieben merben Fann.
Kalte Winde und Witterung find hier nicht ungewoͤhn⸗
lich, ungeachtet der ſehr füdlichen Rage des Landes,
Here Bartram, welcher 1765 biefe neuerworbene Pro-
ping
Sing ‚auf. Königlichen U TEE in feinem
Tagebuch, daß am z3ten Januar. des gedachten Jahrs
eine fo. auſſerordentliche Kaͤlte in St. Auguſtin einfiel,
daß in einer Nacht der Boden, laͤngſt der Fluͤſſe, ei⸗
nen. Zoll dic gefroren war, und alle Citronen ⸗ und
Bananasbaͤume durch die Kaͤlte umkamen. — Gegen
mwärtig, im Merz, hatten wie einige fo fühle Tage,
daß man gerne bey dem Feuer in den Zimmern ſizen
mochte. Sn des «Gouverneurs Garten waren verfchier
dentlich DVerfuche mit: Ananas» und Pifang » "Pflanzen:
gemacht worden, man fand aber immer, daß ihnen dog)
die meiſten Winter, welche in ihrer Temperatur eben
fo-unbeftimmt, als. im übrigen Amerika find, zu raub
waren. — ‚ie —
In Kriegszeiten war Auguſtin ein vortheilhafter
und ſicherer Schlupfwinkel fuͤr die engliſchen Kaper;
hier konnten ſie mit aller Bequemlichkeit auf die reichen
ſpaniſchen Schiffe lauren, welche von der Havannah
aus durch den Gulf von Florida kommen. In Frie⸗
denß;eiten befchäftigen ſich mehrere fleinere Fahrzeuge
mit Auffuchung geftrandeter‘ Schiffe, längft diefer ger
fahroollen. Küfte, fo wie e8 auch die Einwohner, von
ben Bahamifchen Inſeln zu treiben pflegen. Sie haben
aefchickte Taucher am Bord, digch deren Bemühung fie
Aa 4 nicht
%
13
376
nicht felten anfehnfiche Schäze an Silber und ander
Handelswaaren ſelbſt aus geſunkenen Schiffen herauf⸗
holen. Von dem, was auf dieſe Weiſe von seta, hi
ten Schiffen ‚gerettet, wird, muß Eon den Gouver⸗
neur abgegeben werden. Wird noch eine lebendige
Seele am Bord des verunglückten Schiffes gefunden,
fo bleibt dag Gerettete dem wahren Eigenthümer , und
es wird nur ein gewilfer Antheil, Salvage genannt, an
diefe Leute bezaple. Iſt alles todt, fo eignen fich
die Finder alles zu, bis auf des Gouverneurs Zehn⸗
theile, mit welchen man aber freylich nicht ſehr ger
wiffenhaft in der Angabe des ganzen Fundes iſt.
Die Spanier koͤnnen ſich keinen groſſen Nuzen
von Wiedererlangung der beyden Floridas verſprechen.
Wie vorher werden die benachbarten Indianer, die
Musquitoes, Cherofees, beſonders die Lower Creecks,
welche am Apalichichola und Flintriver wohnen, und
die zahlreichſten dieſer Gegend find, ihre unverſoͤhnli⸗
hen Feinde bleiben, und fie ganz auf die Garnifon
einfchräufen,, fo daß mahrfcheinlich die mit gutem Forts
gange angefangene Bepflanzung des Landes wieder vers,
oͤdet werden, und Auguſtin Fünftig mieder, wie che
dem, nur Soldaten und Mönche zu Einwohnern haben
wird. Nachdem Penfagpla in Mefifloride den Englän-
N dern’
— und zwangen ei inuerbalß ihrer nn J
bleiben, und. das nemliche haben fie auch ſchon mit
Augufin zu thun beichloffen. Die Indianer find gänz-
lich mit der Abtretung des. Landes an Spanien unzu⸗
frieden. Der Cowdriver, ein alter Krieger von den
Cherolees, hat ſogar dem Gouverneur Tonyn verſichert,
daß wenn ihnen der groſſe Mann jenſeits des
Waſſers groſſe Canoes und Land zum jagen ges
ben wollte, die meiften Männer feiner Nation mit
ihm zu ziehen bereit wären.
& feheint auch gar nicht, daß bie Spanier in ir⸗
gend einer Eile waͤren, Beſij; von Auguſtin zu nehmen;
w nigſtens haben fi ie e8 noch gar nicht wiſſen laſſen,
wenn ſie kommen wollen (x). Es werden unterdeſſen
alle Anſtalten zur Uebergabe gemacht, und es gehen be⸗
ſtaͤndig Schiffe mit Waaren und Perfonen, theild nach
Weſtindien, theils neh Neuſchottland ab. Die uns
glücdlihen Refugies, welche ihre Zuflucht aus den ver
einigten Staaten nach Slorida genommen haben, find das
ben am ‚übelften darın. Die meiften haben das wenige
Aa 5 „Eigen
*
RE
fi 4?
CI Die endliche nebergabe an Spanien erfolgte erſt im
Herbſt 1785.
378
Eigenthum ,ſo fie von dortherüretten konnten
zue Einrichtung ihrer Laͤndereyen und Haushalting an ⸗
gelegt/ welche ſie mm wieder aufs nee verlaffen me
fen 9.) Denn von allen bieſigen Einwohnern werden
wahrſcheinlich wenige ſich bequemen, eine brittiſche ge
linde Regierung, ‚gegen das fpanifche Joch zu vertau⸗
ſchen, wenn auch nicht die Religion im Wege ſtuͤnde.
Die oberwaͤhnten Minorkaner allein ſcheinen aus Ne
ligions verwandtſchaft meiſtens geneigt zu ſeyn / zu blei⸗
ben, wo ſie ſind; und ag
von den Griehen Br
Die — Lage der Provinz, und ‚feiner
meiſt über die unvermeidliche Veränderung unzufeieber
ner Einwohner, machte e8 unficher, ſich weit von ber
Stadt zu entfernen. Der Gouverneur ſelber warnte
dafür.
— — —
() Den Einwohnern des an Spanien abgetretenen Oſt⸗
florida wurde für den Verluſt, den fie dadurch erlitten has
ben, vom briteifchen Parlament eine Sunme von 13000
Pfund Sterling zugefanden. Den Einwopnern von Wefis
florida aber wurde Feine ähnliche unterſtuͤzung gewaͤhret,
weil lezteres von Spanien erobert, erſteres aber ihm in
Frieden abgetreten worden. — Hamb, polit. Journ. 1787.
&. 580.
-
—— weiche — ——
der wohnern — und ſelbſt beh der Obrigkeit ver⸗
— und raubten u und plunderten auf den Straſſen
und in den Sie, of ) N daß man ihnen Einhalt thun
konnte. Meine Ercurſtonen w waren alſo auch ſchlechter⸗
dinge auf die der Stadt unaͤchſt gelegenen Gegenden
eingeſchraͤntt, von welcher ich mich auch ‘wicht weit ent⸗
fernen durfte, um nicht die Gelegenheit eines nach den
Bahama- Inſeln beſtimmten und fertig Sahrı
zeuges zu verſaumen. *
In allen Gegenden um die Stadt bi war bet
fandige Boden ganz dichte mit einer niedrigen kriechen⸗
den Palme — minor L.2), beſezt. Ihre Stämme
ſchleppten ſich auf der Erde hin ‚ und erhoben fih nur
wenig mit ihrem Gipfel aus dem Sande, trieben aber
anſehnliche und aufrecht. ſtehende Blätter. Aus jeder
alten Wurzel entſproſſen mehrere Staͤmme nach ver⸗
ſchiedenen Richtungen; und Pre wieder neue Wur ⸗
zeln. Ganze Gefilde waren damit bedeckt. Hin. und
wieder kamen einige aufrecht ſtehende Staͤmme dor,
bie etwa 4 — 5 — 6 Fuß hoch, und von der Dicke
eines Mannsſchenkels waren; dem Blatt nach ſchienen
ſie dieſelbe Art mit den vorigen zu ſeyn; da aber keine
der
er — und weiffen Slätter an er ( Spize
he Baums ‚fin, Diefe Art Palmen wird boch. Der
— ebbare Theil davon wird von Negern nach de x Stadt
IM gebracht, und für 6 Pence — ı Schilling © erlin
bderkauft. ar
— Der Froͤhling fängt in dieſer füdlichen Gegend doch
— % eigentlich Faum vor Mitte des Monat März an. Nun
erſt bekommen einige Bäume und Geſtraͤuche Blätter;
Ich die immergeine Eiche, die Caffine, und andere Winter.
gruͤne Gemwächfe laffen um dieſe Zeit ihre vorjährigen
aber noch grünen Blätter fallen, inden die. neuen fi
RER ‚enttwieln. | *
I»
—9* In den Waͤldern und ſumpfichten Stellen
dermalen von kleinern Pflanzen: Orontium aquaticum,
Dro-
St. Auguftin. 381
Drofera rotundifolia, Hypoxis ere&a, Viola lanceolata,
palmata und primulifolia, Rhexia virginica, Hydroco-
tyle umbellata, Utricularia fübulata und gibba &ec. Lau⸗
ter Pflanzen, welche auch in den noͤrdlichern Provin⸗
zen zu Hauſe ſind, dort aber ungleich ſpaͤter hervor⸗
kommen. Acorus Calamus ſtund Häufig in den Suͤmpfen,
bluͤhte aber noch nicht. Auf trocknerem ſandichten Boden,
und unter dem Schuze von Palmgebüfchen, oder Um—
zaͤunungen der Gärten, fanden fich blühend ;; Jatropha
urens, Houftonia caerulea, Ciftus canadenfis, Veronica
marilandica, Rhexia marilandica, Plantago vVirginica,
Lobelia inflata, Antirrhinum canadenfe, Tradefcantia vir-
ginica, 'Commelina communis, Oxalis ſtricta, ‘Veronica
ferpillifolia, Verbena Aubletia, Argemone mexicana,
Salvia urticifolia.. —
Unter dem Fleineen Gebüfhe in. der: Nähe der
Stadt, fiengen verfchiedene Arten des Gefchlechts An-
dromeda, Vaccinium, die Myrica cerifera , Bignonia fem«
pervirens, Rubus hifpidus, Mefpilus arbutifolia &e. am,
ihre Bluͤthen zu entwideln, oder bluͤhten ſchon wirklich.
Prunus iufitanica, welcher hier ſehr gemein ift,
hatte abgefonderte männliche und Zwitterblumen.
Xanthoxylum Clava Herculis macht bier fiarfe und hohe
Baus
x
a a =
en’um Gärten und, Geb J
ei at —— &
Ihre. ſchone Dice —* überdies d dem, 4 Auge
prachtvollen Anblick, und ihre ſuͤßlicht⸗ſchlei
Fruͤchte/ ſollen ein gelindes Abführungsmnttel abgeben.
Die Baumgärten enthalten faft einzig und: ‚allein Citro⸗
nen und Pomeranzen. Leztere, die ſuͤſſen fowohl, als
die fauren ‚werden für, vorzüglich. gut, und ſogar für
beſſer als die weſtindiſchen, geachtet» Saure werben
doch haͤufiger gezogen. Der ausgepreßte Saft wird
das Gallon für 1 fpan. Dollar verkauft. Es giebt von
beyden,, Arten. ſehr ſtarke und anſehnliche Staͤmme
die jaͤhrlich 3 — 4 — 500 Fruͤchte liefern. Aepfel
ans Birnen habe ich nicht, «nur: wenige Pferfiche und
einige DpRugEaSÄRer geſehen. —— AL —— Sn
IL ET BU RUS., RR
St: Auguftin. 383
Der. Sloridanife.-Stern» Anisbaum ; Allieium-ho-
ridanum L.) ift in der Nachbarſchaft zu Haufe, aber
u; fo —— als er in — if.
——V ER [2
MER
Sm — Gesenen von, lorida satt ‚man ben
men ' * ie nes v * ee Bufel englifceg Mans
über 25 Pfund, Del lieferte, welches nicht nur anger
nehm zum Genuß, fonbern ‚auch. um deswillen fchäzbar
it, weil es nicht leicht, ranzigt wird.
Die einigen Sifche, fo während meines kurzen Auf⸗
enthalts in Auguſtin auf dem Markte anzutreffen ge⸗
weſen/ waren: Mullets, Whitings, und Drum - fish (*),
Der Whiting baͤlt ſich an den Boden des Waſſers, und
beißt nur um die Zeit any. wenn die Fluth oder Ebbe
bald verfloffen if. Wenn ee. aus dem Baer fommt,
bat er eine roͤthlichte Forbe die ſich aber mit dem
Tode
on Alr
— *4
u Mullet, ‚Mugil Albula L. — Whiting , Perca Al-
burnus, L, — Kau aber Eaum den, Percis zugefellet werden.
Radii branchiar. numero ‚variant, 3. 4. 5. Cisthus, bre-
vis ſub Mento. ‚, Labium, fuperius protralium. Striae
obliquae vix difcernendae, Habitus a Percis diverfus.
Drum-fsh, Labrus Cronüs L.
* des ses, . Poren —*— r
dere — —— J “a
iR ER ai‘ a 3 ven } 2
Der — hat ſeinen Namen von Ds J
zenden Tone, den er auf irgend eine unbekannte Art
Hervorbringt. Sie halten ſich in den füdlichen Gemäß
fern gerne um und an ben Schiffen anf, und Iaffen
ſich beſonders des Nachts mie ihrer Muſik Hören. Als
ich vor meiner Abreife von Augufin einige Räte gi
Schiffe vor Anker Tiegen mußte, hatten wir jede: en d
ihre zahlreiche Geſellſchaft unter dem Schiffe, deſſen
Boden erſt kuͤrzlich betalget worden, und es, mar des
Schiffers Meynung, daß biefer unſtand 1” baͤuf ige
anlockte. Das Getoͤſe, ſo ſie machten, dauerte u a
hoͤrlich, als ob einer dem andern von ben Wehfähtendten
Seiten des Schiffes antwortete. Es Iaufete hohl und
kurz, wie das dumpfe Grunzen eines Schweines, oder
der Lauf, den der amerifanifche Bullfrog (Rana ocel-
lata) hervorbringt. So bald die Fluth anfieng flärfer
zu firdmen, fo murben fie file. Nach dem Laut zu
urtheilen, ift es faſt unwahrſcheinlich, daß fie folchen,
wie die gemeinere Meynung davon iſt, dutch Anreiben
ihres Körperd an des Schiffes Boden hervorbringen
koͤnnten. Was aa * für Werkzeuge ihres Koͤr⸗
pers
w
FR
Av
4A Si se, melde in * a, und gun heil, in. den’
* vorlommen ; * teblt
benachbarten Sabamar 3 :
es nicht an Aligators, |
x —
Der virginiſche Hirſch if in den — ba
fo und herdenweiſe zu finden. Florida ſcheinet übrie
gens nichts a an — Zen por Karolina vors
f 7— 0 der er Groͤſſe einer ſtarken Ratte ſeyn, ſich
die Erde gr graben, und man will es oͤfters mit at.
gepfropften Backen gefehen haben. Man teift es in
den inulaͤndiſchen Gegenden an; und wahrſcheinlich iſt
es eine noch unbelannte Art dieſes Geſchlechts.
Von Schlangen kennt man hier beynahe alle karo⸗
uiniſchen Sarkpngen 5 — und fie find, wie es in einem
noch wenig bebauten Lande zu erwarten iſt, ziemlich
zahlreich.
An Voͤgeln verſchiedener Arten iſt Ueberfluß. Vie⸗
le der noͤrdlichen Zugvoͤgel uͤberwintern hier. In den
ShöpfsR. 11.2. Sb Waͤl⸗
| — und unzutangliche Nachricht.
386 | St. Auguftin.
Waͤldern find sie Minen —— Pfier ttacus Cara,
Iinus) zahlreich. Nothes oder Kardinalsvoͤgel (Loxia
Cardinalis L.) fi nd häufig; es fommen deswegen fpanie
fihe Boote von der Havana an die ‚Rüften von Slo.
rida, und geben ſich mit dem Fange dieſer Voͤgel ab,
von welchen ſie in Havanah, und anderwaͤrts das
Stuͤck für 3 — 6 ſpaniſche Thaler verkaufen. — Um
die Sümpfe und den Meeresfirand halten fich eine
Menge von Enten und andern Wafferosgeln auf. Der
Alcedo Alcyon, Ardea caerulea und americana L.
auch Falco palumbarius famen mir. zu Geſicht. Auf den
Sandbaͤnken, laͤngſt der Kuͤſte und im Hafen / ſaſſen
groſſe Schaaren von Pelecans (Pelecanus Fiber. L.)
und andern Waſſervoͤgeln. Erſtere fifchen gemeiniglich
nur des Morgens und Abends, und ſizen den übrigen
Tag file. — Buzzards fahe man wenigere bier, als
in Karolina.
Das Rindvieh in Florida iſt nicht von der beſten
Beſchaffenheit; doch iſt das Rindfleiſch, ſo in Auguſtin
zu Markte gebracht wird, um etwas beſſer, als zu
Charleston. Man iſt hier eben auch nicht ſehr fuͤr
deſſen Unterhalt beſorgt. Wieſen hat man nicht; das
Vieh muß entweder fein Futter ſelber, von dem duͤrf⸗
tigen und fparfamen Grafe zwifchen den Palmen , oder
AN in
Sr. Kugufln _ 39
in den. —E ober i ger muß tagtäglich
einen Vorrath von Rohe und anderes. rauhes Gras
in den Suͤmpfen mſanmenſchneiden, und nach Haufe
Bringen , wenn dag Vieh der. Milch wegen im. Haufe
for behalten werden. So wird auch fuͤr Pferde ges
forgt. ‚Aufferdem bienen die Maysſtengel und Blätter
zum Wintervorrath. In einigen Gegenden um den St.
Zohns River, ſagt man, daß keine Kuh viel langer
als 12 Monate geſund oder lebend bleibe. Man hat
noch nicht die eigentliche Urfache davon aussefunden,
man glaubt aber, dag der Genuß irgend einer fchädlis
hen Pflanze Schuld daran habe. Schweine, da fie
am wenigſten Aufficht und Wattung erfodern , gedeiheh
bier am beſten / und maͤſten ſich von den Fruͤchten der
Eichen und Kaſtanien, und von Wurzeln in den Waͤldern.
Auf dem Hofe des Gouverneurs, und nur da, hatte man
ein chineſiſches Schwein (Sus Scrofa chinenfis L.), wel.
ches fich durch feine kurzen Fuͤſſe, hängenden ımd
fchleppenden Bauch, und fchwächern Borſten, von ber
europäifchen Zucht auszeichnete; es Fam durch ein aus
Dfindien ——— Schiff bieher.
Die ſogenannte Nord⸗Beach iſt eine Halbinſel,
noͤrdlich von Auguſtin, 4 — 5 Meilen gelegen. Der
Nord» River trennt fie vom feften Sande; fie iſt aber
BD a lang,
ET St. ugufin.
lang, und iſt ein trockener unfruchtbarer Sandı die
meift mit jungen immergrünen Eichen und friechenden
Palmen bedeckt if. Der Sand, längf dem Strande,
iſt vom Waſſer und der Sonne fo blendend weiß ges
bleichet , daß dem Auge wehe geſchiehet, lange darau
zu ſehen. Der geringſte Hauch vom Wind hebt ihn,
und mwehet ihn umber wie Schnee. Laͤngſt des See⸗
ſtrandes hinauf, haben die Wellen einen Wall von
6 — 9 Fuß hoch aufgeworfen, welcher wie eine fünfts
liche Wand da ſtehet, und von Süden nad) Norden
läuft. Hinter diefem Walle ift niedriges und gebroche-
nes Land, in. welchen ſich aber viele niedrige und
ſchmale Wälle oder Hügel auszeichnen, welche queers
durch von Oft nach Weft fchneiden , und gleichfam ver,
fehiedene Abtheilungen bilden An den Flüffen und
Baͤchen, fo. weit die Fluch fich Landeinwärts erſtrecket,
finden fi) meitläuftige Aufterbetten, die bie unb da,
bey der Ebbe, gang im trocknen zu ſtehen kommen.
Man fiehet bey der Gelegenheit, daß fie meift alle aufs
zecht in dicken Haufen übereinander fich anfezen. Wo
Baͤume nahe am Waffer fichen, oder ihre Wurzeln an
tem Rand der Flüffe blog gefpület werden, gefchiehet
es fehr haufig, daß man diefe mit Auftern dick befezet
findet; denn der Aufter iſt jeder feſte Körper gleiche
gültig, fich daran zu befeſtigen. Sie felber ſizen fo
! feſt
———
389
fe * — der andern, * * wi unterfen und ine
neeften nicht oͤffnen koͤnnen, obne die andern mit in.
Bewegung gu fegen. Um diefe Seid, Ri und falzichten
Sümpfe, halten fich immen bie Rakoons ſehr gerne
ar, und naͤhten fich von Slfden, Srebfen —
ap Strand —— am Deean, Sue —*
ee, mit ſehr Elein zermalmten Mufcheln vera
menge; durch das beſtaͤndige Anſpuͤlen der See wird
ſeine Oherflaͤche ſo feſt und glatt, wie der Boden einer
geſchlagenen Tenne, nur daß ſie abhaͤngig iſt. Wird
durch Länge der Zeit, und durch ſolche Bindungsmittel,
als dieſe Miſchung wahrſcheinlich aus dem Seewaſſer
erhält, die ganze Maſſe hart, fo hat man fodann den
fogenannten Mufchelftein (Shell-ftone), wie man ihn
gegenwärtig auf Sifchers ⸗Island graͤtt, und zu Ge⸗
baͤuden verwendet.
Dieſe Nord · Beach erſtrecket ſich mit einer langen
Spize gegen Süden; mo dieſe aufhört über dem Wale
fer zu ſeyn, ſezen die Untiefen oder ſeichten Baͤnke fort,
wodurch die Brecher (Breakers) gebildet werden, zwi⸗
ſchen welchen der mühfame Eingang in den Hafen gea
ſucht werden muß. — Varallel mit jener Spije aber,
von Suͤden nach Norden, läuft in mäffiger Entfernung
86F3 die
die nörkliche Spize von Fiſchers⸗Island (oder Anaſtaſia⸗
Island bey den Spaniern,) und zwiſchen beyden ent⸗
ſtehet ein Kanal von tiefem und ruhigem Waſſer. Dieſe
Spizen ſind ſo niedrig, Ba man von der ‚Stadt aus
über die Bay, dieſe Spizen, den Kanal, und über: die
Brecher wegſehen kan, und freye Ausſicht auf den
Ocean gegen Oſten bat. Doch fiehet man von der
Stadt aus die Brecher in befländiger Bewegung, ober .
bie fchäumenden, groffen, langen und meilfen Wellen
von der Ferne her fich nad) und nach erheben ‚ bis fie
füdlih auf den feichteften Stellen ſich anftoffen und
boch fpringen. Mit Oſtwinden und Fluthzeit iſt dieſes
Waſſer am unruhigften und fürchterlichften, ımd man
hoͤrt dann dag ununterbrochene Getöfe in groffer Ferne.
Auguftin ift fo gut wie eine Mäufefalle ; wenn man
deinnen iſt, melches noch obendrein Schtwierigfeiten‘
£oftet, fo weiß man nicht wenn und tie man wieder
berausfommen fan. Schiffe liegen oft 8 — 14 Tage,
bevor Wind und Wetter bie Barre u paſſiren erlau⸗
ben. Am 24. Merz = gieng ich an Bord einer Sloop,
und am 29. Merz erſt, konnten wir einen guͤnſtigen
Augenblick finden, den Hafen zu verlaſſen. — Unſer
kleines Fahrzeug war mit abgehenden Menſchen und
Vieh, und anderem Gepaͤcke und Hausgeraͤthe vollge⸗
pfropft.
ET a — — ———
pfropft. Unfere paar Matofen waren, Neger; und
dann ‚hatten wir. noch. einen Pack ſchwarzer Weiber
‚und- Kinder , welche nach Providence zu Markt gefchickt
wurden. Wir lagen dem Leudhtthurm, auf Anaflafias
Island, gegenüber vor Anker. Es if ein. ſteinernes |
„feites Gebaͤude, im Gefchmad eines alten mohrifchen
ECaſtells, ‚mit Schießloͤchern und Zinnen. Der Leuchte
thurm ſelber aber iſt ber obere Theil nur von Holz⸗
und fo baufaͤllig, daß er bey dem geringſten Winde
zittert. J De SER ni EL 3
* — u,
Wahrend unſerm Harren auf Wind und Wetter,
beluchte ich einigemal dieſe Inſel. Laͤngſt des Strandes
(Beach) hat man einen ſehr ſchoͤnen breiten und ebenen
Spaziergang, welcher: mit gleichem Anfehen und Bes
ſchaffenheit als bier, fich beynahe ganz hinab bis nach
Eape Florida erſtrecken fol, deſſen ſuͤdlichſte Spize
300 Meilen von Auguſtin geſchaͤzt wird. Die Einwoh⸗
ner marſchiren auf dieſem Strande nach Mattanzas,
Musquetoes, Cape Canaveral, und wo ſie bin wollen,
mit der groͤſten Bequemlichkeit; nur wo eine Bucht,
oder ein Fleiner ‚Strom ift, giebt es Schwierigkeiten,
wenn man nicht eine Plantage, eine Fiſcherhuͤtte, oder
andere Gelegenheit zum uͤberſezen findet, oder ſelbſt
ſchwimmen kan. Solch ein Strand iſt ein herrlicher
Bb a An⸗
39% Augufin.
Anblick — * — — Sand Er * *
Ausſicht davon wie ein Schneefeld erſcheinen; der
Sand iſt ſehr fein, daß ein Hauch vom Winde Furchen
darinn ziehet, glatt und ſanft nach dem Waſſer hin
abhaͤngend; nahe am Waſſer hart, wie eine Tenne;
das Geraͤuſch der anſpielenden Wogen, und der freye
offne Ocean — alles traͤgt dazu bey, den Anblickzan⸗
genehm zu machen, den auf der einen Seite eine Wand
von ſchoͤnem gruͤnen Gebuͤſche beſchraͤnket — Die Wo⸗
gen des Meeres kommen gemeiniglich in drey Schichten J
auf und hintereinander nach dem Ufer zugerollt; jede
ſolche Schichte iſt einen halben bis 1 Fuß hoch, und
ſcheint ganz ſenkrecht abgeſchnitten zu ſeyn. Die lezte
prallt immer mit den ſtaͤrkſten Stoß an. Bon Mus
fcheln fand fich wenig oder nichts an diefem Strande;
wenigftens felten. Hingegen erblictt man die trauris
gen Ueberbleibfel von defto mehr Schiffen. — Ohne
im mindeften dee Wahrheit zu nahe zu treten, darf ich
fagen, daß beynahe alle ıco Schritte das Gerippe ei“
nes gefcheiterten Schiffes, oder deffen Truͤmmer, anzu⸗
-treffen find. Wer könnte da ohne Nührung vorbey⸗
gehen — wenn man bie Schrecden ſich mahlet, die ſo
viele Seelen hier erlitten haben, und die Leben, welche
hier verlohren worden. Man nimmt an, daß ein
Fahrzeug gewoͤhnlich alle 14 Tage, oder jeden Monat,
an
an dieſer —— ſolche —
ſahe ich weit vom Waſſer ab, am. böchflen Theile
des Strandes, und ſchon tief im ‚Sande begraben. —
Es brauchte wicht viel mehr, daß fie völlig bedeckt
wurden. — Sollte dann einft nah Jahrhunderten die
See ſich weiter. zurückziehen / fo «würde: man mit Er,
ſtaunen die Reliquien diefer Fahrzeuge zwiſchen erhärte,
ten Mufchelfteinen wahrfcheinlich vorfinden, in welchen,
BE. wie ich ſchon erinnert habe, der Sand diefer Ufer all⸗
maͤhlich Übergehet. Auf diefem Eylande trift man meh ·
rere Stellen nahe am Strande an, mo man biefe Mu
fchel« Sanditeine für Gebäude ausgegraben. An der
Luft wird er in der Folge noch) härter. Er fieht fehe
niedlich aus, und man fan beynahe noch an den Eleis
nen Trümmern entdecken, zu welder Art Mufcheln fie
gehörten. "In den’ Brüchen fiehet man, daß er Schich»
tenmweife angeleget if. In der Tiefe ift er am fefteften;
dahingegen- die oberfien Lagen noch fo mürbe find, dag
man fie mit Fingern zu Sande gerreiben kan. Hier fine
det er ſich beynahe überall nur einige Fuß tief unter
der Oberfläche; wie weit er fich aber in die Teufe er»
ſtrecke, bat noch niemand erforſchet. Sm Reuchthaufe
bat mameinen Brunnen durch diefen Mufchelfels ge⸗
graben, der ſehr gutes Waſſer in geringer Tiefe lies
fert ; obgleich nicht 100 Schritte vom Salzwaſſer ent⸗
db | fernt.
TIEFEN
fernt. Ich konnte nicht erfahren, ob man irgendwo
tiefer im: Sande auf denfelben Mufchelftein trift. Vers
muthlich ‘aber müßte er dann — unter der DR
flaͤche liegen. — · * — clan Se
ae ran er N
-” Ueber‘ Dfiflorida Hat man ERNEST in abs
ficht auf Kräntlichkeit dag nemliche ungünftige urtheil
gefaͤllet, welches die Erfahrung in den uͤbrigen ſuͤdlichen
Gegenden von Nordamerika beſtaͤtigte; aber mit Une
recht. Auguſtin an fich felber, ift allgemein als ein fehr
geſunder Drt bekannt, fo daß Schmächlinge und Schwind«
füchtige von den nördlichern Propinzen ſich immer mit
Vortheil Hieher begeben haben. Die Befazungsteuppen,
welche vorhin vom 6oſten Negiment hier waren, bes
ſtaͤtigten diefe8 noch mehr durch ihre fehr geringen
Keankenliften. Die Lage der Stadt, fo nahe an der
See, verfchaft ihe waͤhrendes Sommers die erfris
fehendem Seewinde, welche zwifchen 8 — 9 Uhr des
Morgens eintreffen, die Luft reinigen, und bie Hise
mäfligen. Den nemlichen Vortheil genieffet aber auch
gemwiffermaffen die ganze Provinz von Oſtflorida, weil
fie nur eine niedrige Landſpize, zwifchen bem Gulf und
dem Merifanifchen Bufen ausmacht, und daher ber
Zug der fühlern Morgenmwinde über das ganze, Land,
deifen'mittlere Breite nicht viel über go englifche Mei⸗
X len
—
len betraͤgt, hinweg zu ſtreichen , nicht behindert if.
Und ungeachtet das Land von vielen Buchten und Kriks
durchſchnitten wird, fo find, doch dieſe meiſtens mit
Salzwaſſer gefuͤllt, deren Ausduͤnſtungen weniger ſchaͤd ⸗
lich find. Der Winter iſt nach bisheriger Erfahrung,
wegen ploͤzlich und ungeſtuͤm einfallender Nordweſt⸗
winde, und der dadurch veranlaßten häufigen katarrhali⸗
ſchen und Entzuͤndungskrantheiten, eine kraͤnklichere
Jahrszeit, als die uͤbrigzgigen. dr
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Von — a a ‚ bitte
ich / daß im vorigen Jahre, ein Mann hier, nad) dem
Biſſe von einem tollen Hunde, mit allen Zufaͤllen der
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— von St. Auguſtin nach den
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Ge fand ſich am: m Merz der guͤnſtige und
laͤngſt erwartete Zeitpunkt, den Hafen von St
Auguſtin zu verlaſſen. Der Pilote wählte zur Ausfahrt
den fogenännten Swash, einen Kanal, der. näher.
nad) der Nord» Beach zu liegt. Unfer Fahrzeug gieng a
nur 6 Fuß tief im Waffer, dennoch erhielt es, indem
es von den Wellen über die feichtefte Bank gehoben
wurde , drey ſehr erſchuͤtternde Stöffe hintereinander,
zum groſſen Schrecken unſers Schiffers. So bald wir
auſſerhalb der Barre waren, wurden die Pumpen pro⸗
biret, und alles unterſucht, es fand ſich aber, daß
dieſe heftigen Erſchuͤtterungen dennoch das Schiffchen
nicht beſchaͤdiget hatten. Mit einem maͤſſigen Nordweſt⸗
winde richteten wir unſern Lauf nach Suͤdoſten, und
des naͤchſten Tages (Dienſtag, den 30. Merz) befanden
wir uns bereits im Gulfſtrome. Die Schiffer erkennen,
daß ſie ſich in dieſem maͤchtigen Meeresſtrome befinden,
theils aus dem zuruͤckgelegten Wege, wenn ſie nemlich
70 — 80 Meilen vom Lande abgekommen ſind, theils
aus der ſchoͤnern blauen Farbe des Meeres, welche
naͤher nach der Kuͤſte immer gruͤner iſt. Der Gulfſtrom
nimmt
nimmt feine —* meiſt * —*—* und
bleibt alſo, nach den Kruͤmmungen der Kuͤſte von
Nordamerika, in verſchiedener Entfernung von derſel⸗
ben. Er iſt den Schiffern merkbar, bis beynahe auf
die Höhe von den Neufundlaͤndiſchen Baͤnken; je wei⸗
ter noͤrdlich er aber kommt, deſto mehr breitet er ſich
aus / und ſeine Gewalt nimmt ab, aber dennoch behaͤlt
Stärke genug, ihm entgegen kommende Schiffe in
i ‚ihrem Laufe zu verzögern, wenn fie nicht zuͤnſtige
Winde haben, die feine Gegenwirkung überwiegen.
Alle von Europa nad) den füdlichen Gegenden von
Nordamerika fegelnden Schiffe müffen ihn an einer
oder der andern Stelle durchfchneiden. Mit frifchen
öftlichen Winden geſchiehet diefes leicht; find aber die
Winde nur ſchwach, ober fallen gar Windſtillen ein,
wenn die Schiffe fih in diefem Strom befinden, fo
werben fie durch deffen Gewalt, auf eine ihnen ſelbſt
beynahe unbemerfbare Weife, mit dem Strome von
ihrem wahren: Wege ab» oder rückwärts getrieben,
oder wenigſtens in ihrem Laufe aufgehalten, und ſie
kommen nicht ſo ſchnell von der Stelle, als ſie ſonſt
nach der Staͤrke des wehenden Windes gekommen ſeyn
würden, oder gekommen zu ſeyn, urtheilen. Daher
entfiehen fehr häufige Sjerungen in der Schäzung des
gemachten Laufes des Schiffes, und die Schiffer finden
ſich
ſich in iheen — m wenn fie oft —
erwuͤnſchten Lande ſchon nahe zu ſeyn, nach ihren Beob⸗
achtungen ſich ſchmeicheln. Der Gulfſtrom behält in
der Mitte und Hoͤhe des atlantiſchen Oceans nicht im⸗
mer genau dieſelbe Breite, Richtung und Gewalt; denn
es verſtehet ſich, daß die Macht ſtarker Winde und
Stuͤrme, auch aus entfernten und entgegengeſezten Ge⸗
genden, durch ihre Wirkung auf den Ocean, auch auf
diefen Strom wirken und zufällige Veränderungen hervors
bringen müffen. Unter getviffen Umftänden wird er zumeis
len äufferft befchwerlich. Es hat fich im leztern Krieg eis
nigemal ereignet, daß Schiffe, die von Neuyorf aug
nach füdlichen Häfen fegeln ſollten, und um feindlichen
Kapern augzumeichen, die hohe See fuchten, in- den
ftärkften Zug des Gulfſtroms geriethen, und in Er
mangelung frifcher und günfliger Winde ſich nicht er
wehren fonnten , von des Stromes Gewalt in einer ihrer
Beftimmung ganz entgegengefejfen Richtung geſchleppt
zu werden; fo daß fie zulezt froh feyn mußten, nur
wieder den Hafen erreichen zu Eönnen, von welchem vi
h fie auggefegelt waren. Rn Wr
Die Entſtehung des Gulfſtroms gruͤndet ſich haupt⸗
ſaͤchlich auf die zwiſchen den Wendezirkeln beſtaͤndig
wehenden Oſtwinde, und auf den Schwung der Erde
von
.
„som Abend. ee — Urfachen , bes
ſonders aber durch erflere, werden unabläffig die Waſ⸗
fer des Oceans zwifchen den meflindifchen Inſeln hits
duch in ben Merifanifchen Gulf getrieben und ange -⸗
haͤuft. Da dem. Wafler ‚bier. von allen Seiten dag
fefte Laub entgegen ſtehet, deſſen weiteres Fortfirdmen
gegen Werften verhindert, und das zunächft am Lande
befindliche doch immer von dem nachfolgenden gewalt⸗
ſam gedrängt wird, fo bleibt Fein anderer Ausweg übrig,
wodurch ber Mexikaniſche Meerbufen ſich bes in ihm
immer anhäufenden Waflers entladen fönnte, als der
enge Kanal zwifchen der öftlichen Küfte vo, Florida
und den nördlichen Bahama » Infeln, welcher im Durch ⸗ A
fehnitt nirgends über 30 Seemeilen breit if. Indem
nun durch diefen im Verhältniß engen Kanal, fich die
geoffe Menge des unabläflig angedraͤngten Waſſers
ausleeren muß, fo erhält der Strom eine beträchtliche
Geſchwindigkeit und Staͤrke, welche er noch hoch in
den weſtlichen und 2 *) Dcean hinauf äuffert.
2 Aus
CH) Die Wirkung des Gulfftroms erſtrecket ſich ſogar bis
in die noͤrdlichſten Gegenden von Europa, durch fremde dort
angeſpuͤlte Koͤrper. — S. Hans Sioane de frudtibus In-
dicis, qui folent ad Orcadum littora ‚adpellere. Phil,
Tranf,
ne... 4
—
400 Der Gulfſtrom.
a
‚Aus den nemlichen Urfachen entſtehen zwiſchen eis
nigen andern der weſtindiſchen und bahamiſchen Inſeln
Tranſ. n. 222. — Und Pennants Nachticht, vom den
in den Hebriden, oder weſtlichen Inſeln Schottlands, ze
genannten Moluckiſchen Bohnen. ,, Es find diefes die Sir
men der Mimofa fcandens, Dolithos urens, Guilandina
„Bonduc, Bonducella &c. welche an den Ufern der Flüffe
‚von Jamaika häufig wachſen, und mit den Fluͤſſen in die
See getrieben werden. Durch die Ströme und den herr;
„ſchenden Oftwind Fommen fie in den Meerbufen von Flo⸗
„rida, und aus diefem im den nordamerifanifchen Deean.
„In dem Deean wehen zwey Drittheile des Jahrs bins
„durch Weſtwinde, welche die gedachten Saamen endlich
„an die Uter der Hebriden werfen. Man faͤngt hier zu⸗
weilen amerikaniſche Schildkroͤten; ja man fiſchte fogar
„ein Stüc des Mafbaums von dem Kriegsſchiff Tilbury/
„welches im vorigen Krieg in Jamaika verbrannte, an
„der Schottifchen Küfte auf, wodurch obige Meynung noch
„mehr beftätiget wird.,, Pennant’s voyage to tbe Hebri-
des 1772. Chefter 1774. P. 232. 233. Vermiſchte Bepträge
zur phyſikaliſchen Erdbefchreibung, 6.8.2. &.- — Hier hätte ,
vorzüglich des durch den ganzen weſtlichen Deean teirkfamen
Gulffiroms, als des sorzüglichiten Beforderungemittels der
weiten Reiſe dieſer weſtindiſchen Produkte über den Orean,
gedacht
Der Gulfftrom. 401
noch mehr. andere, aber minder. beträchtliche Waſſer⸗
zuͤge, oder Strömungen, die ihre Nichtung noͤrdlich
nehmen‘, aber abänderlih und weniger verrufen find,
Man bemerfet dieſe nur dann vorzüglich, wenn wegen
ſtaͤrkerer Oſtwinde der gewoͤhnliche Kanal nicht alles
Waſſer allein fördern fan. Dem eigentlichen Gulffirom
Fan. fein Schiff entgegen fireben; es fan daher Feines
zwiſchen Florida und den Bahama » Infeln hindurch nach
Süden ſegeln. Nur ganz Fleine Fahrzeuge können dicht
an den Ufern binfchleichen „wo das Waffer feicht, und
die Gewalt des die Mitte haltenden Sure unmerfs
bar ift, oder fich ganz verliert.
Auf
gedacht werden füllen. — Man bat ähnliche Sachen, noch weis
tet noͤrdlich, an den Küften von Norwegen und dem nördlichen
Afien worgefunden. S. Linne amoen. acadi vol.7. p. 477.
So. weit erſtreckt fich freylich der eigentliche Gulfſtrom nicht ;
a dere Meeresftröme aber und Winde befördern fie, wo
—* nen verlaſſen, weiter. Merkwuͤrdig iſt es aber doch,
n. redender Beweis des ſtaͤrkern und gewaltſamern
—— Zuges des Gulfſtromes, daß von dem, der
nordamerikaniſchen Kuͤſte ungleich naͤhern Welnadien, keine
aͤhnlichen vrodukte an dieſe geworfen werden. —
Schöpfs R. n. Th. Ce
402 Der Gulfſtrom.
Auf der hohen See, oder in der Mitte des atlan⸗
tifchen Meeres, ift es zuweilen ſchwer zu beflimnien,
0b man ſich im: Gulfficom befinde, oder nicht. "Um
dieſes zu erfahren, pfleget man wohl zuweilen einen
leichten Körper über Bord zu werfen; wenn diefer bey
Windſtille, oder auch ben leichten nördlichen und oͤſtli⸗
chen Winden , doch vom Schiffe ab nordweſtlich bewegt
wird, fo nimmt man dieſes für einen, aber freylich
nicht durchaus zulänglichen Beweis, dag das Schiff im
„Strom ſey. Neuerlih hat Herr D. Blagden in’ den
philofoph.. Transact. durch thermometrifhe Beobachtun.
gen gezeigt, daß die Wärme des Waffers ein doch nicht
ganz untrügliches Erforfchungsmittel für die nemliche
Abſicht an die Hand gebe. Das Waffer des Gulfſtroms
kommt fchnell, -und beynahe in gerader Linie, aus Ge⸗
genden, wo es, burch einen laͤngern Aufenthalt unter
heiffer Luft und Sonne, Zeit hatte ſtark erwaͤrmt zu werden;
es behaͤlt daher einen hoͤhern Grad von Waͤrme fuͤr den
groͤßten Theil ſeines Laufes ſelbſt in den Wintermona⸗
ten, und unterſcheidet ſich dadurch von den Gewaͤſſern
des uͤbrigen Oceans welches in den Gegenden noͤrt —
lich vom Wendezirkel aus mehrern Urſachen immer
weniger erwaͤrmt feyn fan. Er fand, wenn ich mich
recht erinnere die Zemperatur des Waſſers im Gulf⸗
ſtrom
—
Der Gulfſttom. 403
— — — —
ſtrom gegen 70 Fahr. Grade, Wei fie auſſerhalb um
10 und “m mehr Grade geringer war.
Merkwuͤrdig iſt die Beobachtung und Verſicherung
der Seefahrenden, daß der Gulfſtrom, wenn der Wind
von Nordoft, und alfo ihm gerade entgegen, wehet,
dennoch ſtaͤrker und geſchwinder ſtroͤme. Um einen Kno⸗
ten (one Knor faſter) d.i. eine Meile in ber Stunde
geſchwinder, fagt unfer Schiffer, der dieſe Gegenden
genau kennet. Wahrſcheinlich liegt die Urſache darinn,
daß durch Nordoſtwinde auch der Paſſatwind zwiſchen
den Wendezirkeln verſtaͤrkt, und folglich eine geöffere
Menge Wafler in den Gulf ein» und durch den Kanal
mit vermehrter Stärke ausgetrieben wird.
Die Bewegung des Waſſers ift übrigens, wenn
ber Wind von irgend einer nördlichen Nichtung wehet,
im Gulffirom aͤuſſerſt widrig und beſchwerlich, und
wirft die Fahrzeuge unbarmherzig umher. Es iſt dieſer
Umſtand ſogar gefaͤhrlich; denn es geſchiehet nicht ſel⸗
* ten, dag Schiffe von den ganz entgegengeſezten Be⸗
wegungen des Windes und des Siromes und den da⸗
her entſtehenden unordentlichen und heftigen fh durch⸗
kreuzenden Wogen (Croſſ-Seas), ganz ı unb gar umge»
worfen werden, und dann entweder auf der Sielle
Cc 2 finfen,
ee
104. Der Gulfſtrom.
finfen, ober flartliegend (on the Beam- Ends) fortges
trieben werden. Aus biefer Urfache haben bie See⸗
leute, befonders in diefen Gegenden , wo fo oft pls
liche ‚Stürme fih erheben, eine nicht ungegruͤndete
Furcht vor dem Gulfſtrome, und find immer froh/
wenn ſie ihn paſſirt haben.
fi
— —
l
Im Gulfſtrome dieſes Bezirke findet man nad) ge⸗
meiner Sage mit dem Senkbley keinen Grund; es
mag hieran zum Theil die Staͤrke des Stromes, zum
Theil aber auch bie dadurch verurſachte tiefere Auge
waſchung des Meeresgrundes Urfache fenn, welche doch
da, wo der Strom am eingefepränfteften if, am wahr⸗
ſcheinlichſten zu vermuthen waͤre.
"Segen Mitternacht (den ar. Merz) nahm der Wind
aus Nordweſten zu, und wurde bald ziemlich heftig;
wir mußten das Hauptſegel enge einziehen (clofe reefe),
Nachdem er fich gelegt hatte, ſprang er nach Suͤdoſten
um, unferer Fahrt gerade entgegen; und blieb fo bis
zum zten April, während welcher Zeit wir nur wenig
fortruůckten/ unerachtet wir durch den vorigen günftigen
Wind einen guten Theil unſers Weges, und mit den
vorhin erwähnten Nordweſt allein, in einer Nacht
115 engl. Meilen, nach der Rechnung unſers Schiffers,
A zurück
—
*
Der Gulfſtrom. 405
—
zuruͤckgelegt hatten. Der whhrige Wind erhielte unſer
kleines Schiffchen in einer unaufhoͤrlichen heftigen Be⸗
wegung. Wir hatten zwiſchen her Windſtillen; am
zten April Abends gegen 7 Uhr Fam. eine fuͤrchterliche
Gewitterwolke schnell über ung her, In ber höchften
Eile wurden unfere wenigen Segel eingejogen. Das
Gewitter zog geichwinde, und ließ ung nicht feine ganze
Wuth empfinden. Solche Gemitterftürme (Thunder-
Squalls) pflegen in dieſen Gegenden fehr fürchterlich,
und für Eleine Fahrzeuge oft gefährlih zu feyn. Sie
blaſen und toben ‚eine viertel oder halbe Stunde lang,
als ob fie Schiffe aus dem Waffer heben wollten; und
übereilen fie zuweilen fo plözlich, daß die nöthigen
Sicherheits + Anftalten nicht Fönnen getroffen werben.
Nach dem Gewitter legte fih der Wind gänzlich, und
fam nachher zu unferer Freube wieder aus Nordweſten,
fo dag wir um ei 3 Knoten (oder fo viele Meilen)
in der Stunde, auf unfern rechten Lauf fegeln konnten.
Am Sonntag, ben aten April, Morgens um 10
Uhr, konnte man ſchon vom Maſte das nordoͤſtliche
Ende von ber Inſel Abaco entdecken; Nachmittage ka⸗
men wir dem Eylande naͤher, und ſegelten nun in ei⸗
niger Entfernung davon ſuͤdoͤſtlich. Unſer Schiffer blieb
beynahe den ganzen Nachmittag oben anf dem Mafl,
Cc3 um
*
ep
406 Der Guffftrom.
um ben ficherften Weg zu erforfchen. Dem indem man
fih den bahamifchen Infeln nähert, nähert man fich
auch neuen Gefahren, wegen der vielen , dieſe Inſeln
umgebenden fcharfen Klippen und Untiefen Es ift
dann gut mit einem Providenzer Schiffer die Reife zu
machen, welche genau mit allen Gegenden befannt find.
Gegen Abend umfuhren wir noch die sftlichfte Spize
von Abaco, und legten unter dem DVorfeegel bey. Der
Wind war noch immer aus Nordweften, dennoch fans
den wir mit Verwunderung am nächften Morgen, daß
unfer Schiffchen weit von feiner geſtrigen Stelle abge
fommen, und beynahe dem Wind entgegen wieder um
jene öftliche Spize getrieben war. Die Uefache bievon
war einer von ben nordiveftlich fegenden Strömen, bie,
wie ich vorhin erinnerte, fich bie und da zmifchen den
weſtindiſchen Inſeln verfpüren laffen, aber vielen
Abänderimgen unterworfen find, Wenn die Waffer
des merikanifchen Buſens, auffer der gewöhnlichen von
den Winden bemwirften Anhäufung, noch durch die von
Regen angefchwollenen Flüffen vermehrt werden, und
ſich des Ueberfluffes durch den Gulfſtrom nicht entladen
fönnen, dann geſchiehet es vorzüglich, daß man dieſe
Ströme zwiſchen den übrigen, und beſonders den bas
bamifchen Epländern, mehr als gewöhnlich bemerft.
Mir
Bir harten lange zu thun, ebe wir zum zweyten
mal um die Spize kommen konnten; der Wind blies
gerade darauf hin, und wir mußten hart gegen den
Wind arbeiten, um herum zu kommen. Eine Felsreihe
laͤuft gerade und nach der ganzen Laͤnge von Abaco
hin; zwiſchen ihr und dem Eylande bleibt ein fuͤr
Boote fahrbarer Kanal, von ungefaͤhr einer halben
Meile breit.
Abaco iſt das noͤrdlichſte aller bahamiſchen Ey⸗
lande, von betraͤchtlicher Länge, aber: geringer Breite,
Nördlich von diefem Eylande Hegen verfchiedene Gruppen,
von theils ganz Eleinen, und wegen Waffermangel uns
bewohnbaren Eylanden, theils bloffen rauhen, mehr
oder weniger aus dem Waſſer ragenden Felſen. Felſen
diefer BefchaffenHeit werden in Weftindien Keys ges
nannt, und erhalten ihre unterfcheidenden Beynamen,
alg Man of War Keys » Guiana Keys &c. Sie find
ei Schreden ber Schiffer. - Abaco war big daher ganz
unbewohnt ; gegenwaͤrtig aber haben ſich viele Familien
von norbamerifanifchen Refugies daſelbſt niedergelaffen,
und die Anlage zu zwey Städtchen, Carleton und
Marspes. Harbour, gemaht. Das Eyland iſt frucht⸗
bar, und man hofft, daß ſeine neuen Bewohner ſich
wohl da befinden follen, wenn fie erſt die Muͤhſelig⸗
&c4 | feiten;
408 Peovidenee.
keiten, welche die Näumung und Vorrichtung des wuͤ⸗
fien Bodens’ erfordern, überflanden haben. Sie ers
balten für die erfte Zeit Provifion und andere Beduͤrf⸗
niffe Die Menge Fifche, welche um fie her ſchwim⸗
men, find allein hinreichend, fie zu ernähren, wenn fie
ſich auf den Fifchfang werden eingerichtet haben.
Gegen Abend verloren wir Abaco aus dem Ger
fiht, und famen nach 3 Stunden an (Egg-Island) die
Eyer⸗Inſel. Sie ift-Elein und unbewohnt, aber ebene
falls mit Klippen umgeben. DBerfchiedene Waſſervoͤgel,
befonders aber der Booby, halten ſich in unbefchreibs
liher Menge da auf; ihre Eyer find eine gute Speife, und
werden fleiffig von da mweggeholet. Vor Nachts Famen
wir noch bis 6 Meilen vor Providence, und des näch«
fien Morgens, (den 6ten April,) gluͤcklich über die
Barre, welche vor dem Eingang des Hafens liegt, und
dichte vor die Stadt vor Anker. Die Einfahrt in den
Hafen ift auch hier nicht die angenehmfte; eine Reihe
von ſchwarzen fehroffen und fpizigen Felſen, welche von
Hog⸗Island ausgehen, und von fehäumenden und fs
benden Wellen unabläglich beſtuͤrmt werden , laffen eie
ven nicht fehr breiten Weg zue Durchfahrt, welcher
‚mit DVorficht muß gefucht werden. Kurz nach unferer
Ankunft hatte ein groffes engliſches Provifion- Schiff,
David,
Proben. | 4609
David, dag Ungluͤck, beym ae auf dieſe Felſen
iu —* und ſank — Isa vr aan
Z u > Diefe acht Tage: hindurch, welche wir auf ber
Fahrt von Florida hieher zubrachten, hatten wir doch
dann und wann einige Gegenftände, welche die tödtende
Langeweile einer langſamen und unbequemen — —
* PO ig unterbrachen.
unge Dorner — Phocaena L.) rn
men jeden Abend in faumelnden Schaaren um unfer
Schiffchen. Bey fliller und heller See konnte man fie
auf einige Tiefe fehen, und die Gefchwindigfeit bewun⸗
dern, mit welcher fie die Fluthen durchſchnitten. Zus
weilen folgten uns ein oder etliche Yayfifhe. Grame
puſſe (Delphinus Orca L.) lieffen ſich ebenfalls oͤfters
fehen, aber feine andere Wallfiſchart ließ fich blicken,
ob fich gleich deren verfchiedene im dieſen Gewaͤſſern
aufbalten, und deshalben auch neuenglaͤndiſche Schiffe
ihren Fang hier nachgeben. Einige Schildkroͤten, treis
bendes Seegras (Gulfweed, Fucus natans L.) Medus
fen und Holothurien würden häufig bemerft. Man of
War Birds (Peiecanus Aquilus L.) — Bootswains (Lari
Spec. —) — sSheerwaters (Rhynchops nigra L.) und
viele andere Seevoͤgel, kamen ung bald auf ten Wels
€c5z fen
410 Probibene
— ————— ——— — — — =
len treibend, tald im. Flug zu Geſicht. Der Tropie
Bird (Phaöthon aethereus L.) erfchien zumeilen, aber
immer hoch in ber Luft. Boobies (Pelecanus Sula L.)
trafen wir in geoffer Anzahl an, .ald wie ung den In⸗
feln näherten , ohne doch noch Laud zu bemerken.
Eine andere Art: von Unterhaltung gewährten ung
einige unter den Negern, die an Bord waren, befind«
liche gebohrne Afrifaner. Einer von ihnen ergöste feine
Kameraden oͤfters mit. vaterländifcher Muſik und Ger
fang. Das Inſtrument, deffen ee fich dazu bediente,
nannte. er Gambee; es war ein hölgerner eingekerb⸗
‚ter Stab, welchen er mit dem einen Enbe gegen ein
leeres Faß, oder einen andern hohlen und wiederhal⸗
lenden Körper, und mit dem andern gegen feine Bruft
ſtemmte. In die rechte Hand nahm er ein anderes
ſchmales Stück Holz; melches der Länge nach in vers
fchiedene flappernde Stäbe gefpalten mar, (ungefähre
nach der Art einer Harlequinspritſche,) in die linfe
gleichfalls ein ungeſpaltenes fehmales duͤnnes Stüd
Hol. Mit beiden leztern erregte er, inden er folche
heftig und taftmaffig über die Kerben des erſten Stocks
rieb und fchlug, ein hohles rumpelndes Getsfe, mel
ches er mit feinem Gefang, in Guineifcher Sprache,
begleitete. Seine Gebesden und Stimme waren bey
dem
Providence. 414
dem Anfange des Geſangs ganz ruhig, ſanft und lang
fant; nach und nach aber. verflärkte er die Stimme,
verzerrte feine Mienen, verfezte fih in einen glühenden
Enthuſiasmus, bag ihm der Mund geiferte, und end»
lich die Augen unbändig umher rollten. Die Guinei⸗
ihen Neger find für biefe rohe und barbarifche Mufif
äufferft eingenommen, und fingen oder hoͤren ' ihre
Volkslieder nie ohne die hoͤchſte Anſpannung ihrer Lei⸗
denſchaften; und find dann fähig, alles zu unterneh⸗
men. Diefe Art von Duff und Gefang fol daher in
Jamaika, und, anderwaͤrts, wo viele Guineiſche Stla⸗ |
‚ven beyfammen find, aus berfelben Urfache, ale der |
Kuhreihen bey ben aufjer ihrem Vaterlande dienenden
Schiveigern verboten fen
ER
*
Ein anderes Muſikal⸗Inſtrument der wahren Ne⸗
ger, iſt das Banjah. Ueber einen ausgehoͤhlten Kala⸗
‚bafch. » (Cucurb. lagenaria L.) wird ein Schaafsfell ge⸗
fpannt, das Inſtrument mit einem Halje verlängert,
mit 4 Saiten bezogen, und affordmäflig geſtimmt. Es
giebt einen rohen Ton; ein anderer begleitet gewoͤhn⸗
lich diefes Inſtrument mit Trommeln, ober in Er⸗
mangelung diefer, auf einer eifernen Pfanney leerem
Saffe, ober was fonft zur Hand ſeyn mag. Dieſes
Inſtrumentes bedienen fie fich in Anerıfa und: auf den
| Inſeln
—
412 \ Providence.
Inſeln vielfältig zum Tanz. Ihre Melodien find faſt
immer diefelben, mit weniger Abänderung. Die Täns
ger, Mufifanten, und oft auch Zuſchauer ſingen abs
wechſelnd dazu. Ihre National» Tänze beſtehen in wun⸗
derlichen Sprüngen und üppigen Beugungen und Vers
— des Koͤrpers.
a “
Den Hafen von Providence bildet und ſchuͤzet ein
kleines Eyland, Hog⸗Island genannt, welches an der
Nordfeite vor jenem her lieget. Man hat daher zwey
Zugänge gu den Hafen; eine von ber Off» und die an⸗
dere von der Weftfeite; deren fich die Schiffe bedienen,
je nachdem fie von einer Gegend fommen, oder in eine
sehen wollen.
Der Hauptort der Inſel Providence, und zugleich
ber gefammten übrigen bahamifchen Enlande, iſt die
Fleine Stadt Naſſau, welche dicht an dem hügelichten
‘Ufer liegt. Die Häufer find ganz leicht und einfach
von Holz erbaut; nah den Zedürfniffen des hiefigen
Klimats hat man nur auf Dbdach, Schatten, Naum
und Luft Nücfiht genommen. Kamine findet man nicht,
und Glasfenſter nur felten. Sie fliehen entfernt von
einander, und find mit Bäumen, Hecken und Gärten
umgeben, Die meiften und gewöhnlichfien Häufer ba
ben
—— 13,
ben auffer dem Gebäffe nur eine 'einfache bretterne
Verkleidung ; die beffern haben eine doppelte, aber auch
leichte Verkleidung, und find innwendig geſchmackvoll
ausgeziert. Jedes unferer europäifchen leichten. Soms
merhäufer koͤnnte in Providence'ein bequemes Wohns
haus für alle Zahrgzeiten abgeben. Man findet eigente
lih nur eine etwas regelmäffige Straffe, oder Reihe
von Gebäuden, längft des Waffers hin. An dem oͤſt⸗
lichen Ende der Stadt flehet ein viereckichtes gemäuers
tes Fort, von welchem dermalen ein Detachement des
37ſten Regiments die Beſazung ausmachte. Es vertheidi«
get den Eingang des Hafens von diefer Seite; fowie
dag fleine Fort Montagu, zwey Meilen von der eg
den Eingang von der N u J
Der — Obern Maxwell (*),
bewohnt ein fuͤr ihn gemiethetes Privathaus, welches
eine ſchoͤne Lage auf dem Ruͤcken eines hohen Huͤgels
hat, und daher den einlaufenden Schiffen als eine Land⸗
marke dienet. Der ſpaniſche Gouverneur, ſo lange er
nach der im leztern Kriege erſolgten Wegnahme dieſer
Inſeln
(*) Seit dem Detober 1797 hat Se. Excellen; der Earl uf
Dunmore, (der Teste brittifche Gpuverneur von Virgi⸗
nien —) das Gouvernement der babamifchen Inſeln angetreten.
a e.. "Su
—-
Inſeln im Beſiz davon war, ie einen Wall u um n fol
ches ber aufführen, und pflangte ‚Kanonen auf. ‚bie
Zeraffen bes Gartens, welche nach dem Haufe hinauf
führen; denn ein. fpanifcher Gouverneur fcheint fich
anders nicht, als mit Kanonen umzingelt, in GUN
zu důnken
3
Eine Kirche, ein Gefaͤngniß und Aſſemblyhaus,
die oͤffentlichen Gebaͤude der Stadt aus. Un⸗
ter dem prächtigen Namen von Boͤrſe (Exchange),
Wird an der Wafferfeite ein ganz offneg, nur mit eis
nem Dache verfchenes Gebäude beſuchet, mo öffentliche
Veriteigerungen eingebrachter Waaren gehalten, und
alle Anzeigen und Verordnungen angelchlagen werben;
hier pflegen fi) den ganzen Tag lang Käufer und Bere
kaͤufer, Schiffer, und andere beichäftigte und unbeſchaͤf⸗
tigte Perfonen einzufinden, um Neuigfeiten zu hören,
oder auszuframen. Die. Stadt iſt mit feinem Pflafter
verſehen; fie bedarf ed aber auch in der That nicht,
da die Straffen, fo wie das ganze Eyland, beynahe lau-
ter Zels find.
Die Einwohner der Stade Naffau find einige koͤ—
nigliche Officianten, mehrere Kaufleute, Schiffsbau⸗
meifter und Zimmerleute, Schiffer, Lotfen, Fiſcher,
IE die
Naſſau. — 15
die norhbäftigfien Pi und ‚einige Samilien,,
die blog von dem Ertrage ihrer Ländereyen, und ber
Arbeit ihrer Sklaven leben. Die eigentlichen und ger
ringern Pflanzer wohnen in der Nähe der Stadt auf
ihren Laͤndereyen. Deflich von der Stadt, am Waffer
hin, find eine gute Anzahl Häufer, die größtentheilg
von Seefahrenden und Fiſchern bewohnt werden; und
noch einige engiifche Meilen weiter hin if ein kleines
Doͤrfchen, dem man den Namen Neu + Guinea gegeben
‚hat, weil die meiften feiner Einwohner free Neger und
Mulatten find. |
Sn der Stadt felber war dermalen fein Quartier
au befommen , weil ale Wohnungen mit den von Nord»
amerifa hieher ſich wendenden Refugies angefült wa⸗
ren, und auſſerdem auch noch mehrere Amerikaner ſich
hier befanden, welche die Staaten von Georgia und
Suͤdkarolina, als Koͤniglichgeſinnte, des Landes verwie⸗
ſen hatten, und die nun hier auf den Ausgang ihres
Prozeſſes, oder ihre Erlaubniß zur Ruͤckkehr harrten.
Eine halbe Meile vor der Stadt, auf dem ſogenannten
Whiteground, fand ſich Quartier, bey einem Zimmer
mann, der felbft ein Refugie war, und ein Haug für
ſich gemiethet hatte, welches ganz einer Scheune aͤhn⸗
F WA: übrigens aber eine angenehme Lage am
Waffer
2
indiani⸗
*
Waſſer hatte. Einer der cchonſten und e
fchen Feigenbaͤume (Ficus benghaleni 15 ur Trew. Plant,
fel. Tab. L.) fund Dichte vor dieſer Wohnung. Nicht
allein feine ausgezeichnete Groͤſſe, (denn er beſchattete
mit feinen ausgebreiteten Neften einen Zirkel von —
ſes Eylandes macht dieſen Baum ehrwuͤrdig und be⸗
— 100 Schritten,) ſondern auch die Geſchichte die
ruͤhmt. Blackbeard, einer der angefehenften Seeräuber, ,
welche im vorigen und zu Anfang dieſes Jahrhunderts
ihren Siz in Providence aufgeſchlagen hatten, pflegte
unter dieſem Baume feine Beute zu vertheilen, und
Gericht über feine Mitgenoffenfchaft zu halten; nach.
ihm wird er noch jest Black-beard’s Tree genannt.
Diefe Feigenbäume, deren noch mehrere auf Providence,
und den übrigen mweftindifchen Inſeln vorfommen, vers
mehren fid) durch Wurzeln, welche aus dem Aeften des
Baumes, wie geflochtene Zoͤpfe berabhangen, und ſo
bald fie den Boden erreichen, einen neuen, mit den
alten verbundenen Stamm treiben. Sie vergeöffern fich
daher, too fie nicht geflört werden, auf eine wunder⸗
bare Art, und der Urſtamm eines folhen Baumes, mit
feinen Abfömmlingen um fich ber verfammlet, bildet
bie und da fchattichte Fauben und bedeckte Gaͤnge von
ſehr groſſem Umfange. Seine Frůchte ſind klein und
unanſebnlich, und werden weder von Menſchen oh
Thieren
©
2 a
Drostene | Pe
u; auch — * ſein Dr *— beſonders
bekannten Nugen. ET . 2
—
le
Die Felsart, aus welcher die PORN dieles unde
ber fämmtlichen bahamifchen , fo wie wahrſcheinlich auch
anderer weſtindiſchen Eylande (*) beſtehen, iſt ein aus *
3 malmten Muſchelſchaalen und andern harten Pros
ten des Meers entflandener Kalchflein. Dieſer Urs
ſprung iſt ſichtbar und unlaͤugbar; in den Steinen ſelbſt
laſſen ſich noch die Bruchſtuͤcke von mancherley Schaa⸗
len deutlich genug entdecken; ja, man trift ſogar auf
erhoͤheten und von der See abgelegenen Orten, ganze
und unverkennbare Stuͤcke von Madreporen, Millepo⸗
sen,
*
CH Der Verfaffer der Voyage d’un Suiffe dans different.
Colon. de l’Amerique &e. — fagt von Curacao: Le fol
’
—
y eft tr&s inegal, maigre, fterile; à peine y trouve-t-on
ſept 2 huit pouces de terre.: Au deflous eft une efpece
de roc calcaire, form& par des debris de corps marins
petrifies, au milieu desquels jai vu plufieurs madrepo-
res extremement fains. — Und von den Bergen an der
See auf St. Chrifioph erwähnt Iſert Cin feiner Reife
nach Guinen und den Caribifchen Infeln,) daß fie aus ver⸗
Reinersten Madreporen beflünden. —
Echoͤpfa R.n. Th. 9)
Ca
v RT,
‘
*
in Providence.
zen, Korallen und andern Lithophyten an, welche dem
felfichten Boden fefte einverleibet und fo mit ihm vere
einiget find, daß über die angegebene Entftehungsart
fein Zweifel bleibt. Kalch wird aus dieſen Steinen
gebrannt, der aber wegen der hin und wieder einge»
mifchten quarzichten Sandtheile nicht durchgehends von
gleicher Güte ausfält. Zu Gebäuden dienen biefe
Steine vortreflich; fie find, wenn fie aus dem Bruce:
genommen werden, fo weich, daß man iknen mit wer
niger Mühe alle beliebige Formen geben fan, und ers
langen nachher an der Luft eine beträchtlihe Härte.
Zu Befeſtigungswerken ſind ſie noch uͤberdies ſchaͤzbar,
weil ſie die dagegen gefeuerten Kugeln in fi ch as
ohne zu fplittern.
Die Auffere Kruſte aller diefer Selfen, wo fie auf
erhöheten und entblößten Stellen der Luft ausgefezt if,
ober längit dem Ufer von der See angefpület werden
Fan, iſt ſchwarz, ſchmuzig und hart; unter diefer Krufte
aber groͤßtentheils weiß, weich, kleinkoͤrnicht und leicht
zerreiblich. Dieſer ihr lockerer Zuſammenhang geſtat⸗
tet, daß die an die felſichten Ufer anprellenden Wellen
dieſelben auf eine oft wunderbare Weiſe aushoͤhlen
und durchloͤchern. Daher entſtehet eine ſcharfe und
zackichte, mit tauſend Spizen und ſchneidenden Kanten
ver⸗
”
Providence, 419
verfehene Einfaſſung des ufers “über welche Unge⸗
wohnte nur mit Muͤhe und Beſchwerde ſich hinhelfen,
dahingegen Fiſcher und andere bieſge Einwohner, die
keit und fogar baarfuß darüber hinlaufen, ohne ihrer
fonderlih zu achten. Diefe auffiehenden Zacken und
Spizen geben, wenn man daran fchlägt, einen klingen⸗
Ton. |
Die ſchwarze äuffere Krufte, und. bie vielen groͤſ⸗
fern und kleinern blafenähnlichen Löcher, welche fich
zwiſchen diefen Kanten und Zacken befinden, geben dem
Ganzen ein etwas Schlackenaͤhnliches Anfehen, und
man koͤnnte ſich leicht verführen laſſen, Spuren eines
vulkaniſchen Feuers da zu fuchen, wo gerade ein ent»
gegengefegtes Element wirkſam gemwefen ifi, wenn man
nicht durch den innern Anblit und Beſchaffenheit dies
ſer Zelfen zurecht gewieſen würde.
Die Einwohner vergleichen diefe Beſchaffenheit der
Selfen mit einem Honigfuchen (honeycomb’d rocks nen⸗
nen fie folhe); und gemwiffermaffen ift das ganze Eyr
land. von Providence ein folcher loͤcherichter und hoͤckich⸗
ter Fels. Geſtehen aber muß man, daß es nirgends
leicht einen fruchtbarern Fels geben kan. Das ganze
Od 2 Eyland
ſich oft an den Ufern beſchaͤftigen, mit groſſer Leichtig⸗
wo. Providence.
Eyland iſt mit Pflanzen und Geſtraͤuchen auf das dich⸗
teſte bekleidet, deren Wurzeln ſich alle nur aus dem
wenigen und ſparſamen Erdreiche naͤhren, welches ſich
zwiſchen den Loͤchern, Spalten und Vertiefungen des
Felſen befindet. Man kan nirgends auf dem ganzen
Eylande einen Fleck einer Ruthe groß finden, der eis
gentlich mit bloſſer Erde bedeckt wäre, ald da, wo
ehemals, oder noch, Suͤmpfe zu ihrer Anfammlung
Gelegenheit gegeben haben, oder an einigen niedrigen
Stellen längft der Ufer, die mit lockern Sand ange
fuͤllt find.
Der erfie Anbli des allenthalben felfige und ſtei⸗
nichten Bodens, oder des weiſſen und blendenden San⸗
des an den Ufern, ſcheint zwar jedem Gedanken von
Anpflanzung zu widerſprechen, und alle Hoffnung von
Erzielung irgend eines Pflanzen-Produkts gaͤnzlich zu
unterdrücken; unterdeſſen ift diefer felfichte Boden bey
guter Behandlung nichts weniger als undankbar. —
Hier würde allzuſtarkes Abtreiben des Gebuͤſches fchäd-
lich ſeyn; meil Regen und Winde dann die wenige
gute Erde bald zerfidren, und die Sonne die kahlen
Felſen ausbrenht ; wie man die traurige Erfahrung auf
Barbadoes, und auf den Sinfeln des grünen Borges
bürges, durch unvorfichfiges Ausroften der Wälder ge⸗
macht
es —
——
amt;
macht hat. Ein —*— Ader, ‚oder Sid urbares
Landes, ſiehet in der That. fürchterlich aus, denn man
wird beynahe nichts als felfichten Boden gewahr, in
welchem fid) blog eine Menge geöfferer oder kleinerer
Gruben und Loͤcher Befinden, die eine etwas ſtark ing roch⸗
lichte fallende Erde enthalten. An Graben oder VPfla
gen iſt daher gar nicht zu gedenken — ſolche Stellen
koͤnnen blos mit’ einer Spizhacke aufgelocert werden;
was aber irgend darein gefäct ober gepflanzget wird,
gebeihet gewiß. Es iſt nicht übertrieben, wenn ich fage,
daß vielleicht nicht der fechfte, oder nur der achte Theil
der Dberfläche des Eylandes mit Erde gedeckt, und
dag übrige nackter Selsgrund if. Dennoch aber ift im
wilden Zuftande jedes Fleckchen bewachſen ; die Wur⸗
zeln der Baͤume und Pflanzen kriechen über die Felſen
und Steine, und zwingen ſich in jede Spalte und jede
Vertiefung, um ſich zu befefligen und zu nähren. Man
Fan fih deutlich überzeugen, daß die einheimifchen. Ge⸗
ſtraͤuche beynahe nichts als bloſſe Befeſtigung fuͤr ihre
Wurzeln auf den Felſen finden , und ihre Nahrung
vorzüglich aus der Luft erwarten müffe en. Am Strande
finden ſich freylich groffe felfenleere Streden;. ‚aber
denn nimmt dürrer Mufchelfard ihre Stelle ein, in
weichem die Hi nicht gedeihen Be:
Dv 3 Dies
i ———
—
*
422 Drovibenee.
‘ Mi
Diefe Defsafenbeit der Oberflaͤche macht num
mohl die Bearbeitung des Bodens etwas befchwerlich,
und daher mag. ed auch gekommen ſeyn, daß auf dem
Eylande fo viele. Pflanzftädte oͤde liegen, und fo manche
Wohnungen verfallen find. Die Lage biefer Inſeln,
und die Menge der noch ganz unbewohnten, aber mit
verſchiedenen Holze bewachſenen Eylande, oͤffnete den
Einwohnern verſchiedene andere minder beſchwerliche
und einträglichere Rahrungswege als das einfache und
muͤhſame Pflanzerleben gewaͤhret. Unterdeſſen erwaͤhne
ich hier aller der Produkte, mit welchen man hier
Verſuche gemacht bat,
Coffee gedeihet vortreflich ; einige > beträchtliche Gar⸗
ten voll dieſer Baͤume findet man in und um die Stadt;
fie fommen gut fort, tragen reichlich, und die Bohnen
find vom beiten Geſchmack. Es iſt baher zu bewundern,
daß man den Anbau davon nicht allgemeiner gemacht,
da der Baum, nachdem er einmal gepflanzet ift, wenige
Wartung mehr erfodert. Die einzige Urſache biefer
Vernachlaͤſſigung mag ſeyn, daß einige Jahre vergehen,
bevor man von einer angelegten Pflanzung Nuzen zu
erwarten bat.
Das Zuckerrohr waͤchſet ſowohl hier, als in den
rigen babamifchen Eylanden, wo nemlich Verſuche
damit
Peooldenee. 3.
RE
⸗
damit wurden; recht —— Einige Mei⸗
len von der Stadt hatte jemand bereits eine anſehn⸗
liche Pflanzung davon angelegt, ein Deſtillirhaus ers
richtet und Rum verfertiget; da der Unternehmer —
ſtarb, ſo gerieth dieſe Anlage wieder ins Stecken. An
der Güte und dem Fortkommen ‚des Rohrs wäre über:
haupt fein Zweifel, nur verurfacht die felfi chte Beſchaf⸗
fenheit des Bodens, daß man nicht hinlaͤngliche groſſe
Strecken zu deſſen Anbau widmen kan; die Bearbeitung
iſt daher mit zu vielen Koſten und Schwierigkeiten ver⸗
knuͤpft, und der Zucker kan alſo nicht fuͤr denſelben
Preis, als in den uͤbrigen benachbarten Zucker⸗Inſeln,
gewonnen werden. Auf den andern bewohnten ba»
hamiſchen Eylanden, erzielen die Leute juft etwa fo viel
Zucer, als fie für ihre Haushaltungen brauchen; fie
begnügen fich aber, den Saft, des Rohrs blos zu einen
dicken Syrup einzuſieden.
Indigo ſiehet man hin und wieder in Gaͤrten,
und um ſelbige, wachſen, wo ſich der Saame zufaͤllig
verbreitet hat, und reichlich wuchert. Kenner vers
ſichern, daß ber feinfte und beſte Indigo von den hie⸗
figen Pflanzern zu erhalten ſtuͤnde; aber geoffe Anlagen
davon zu machen , verbietet die Eigenſchaft der hiefigen
| Dd4 20 Waffen
———
—
1% ey und der Mangel ‚ber zur Searbeitung des. ui
digo Be ie Menge davon. —
en oder Baumwolle (Gofyrium arboreum
1); der, Anbau diefer Staude wird allmählich, nicht
ſowohl auf Providence, als auf. den übrigen Enlanden
vervielfältiget; weil die Erfahrung lehret, daß fie die
Mühe des Pflanzers am beften und fiherfien bes
lohnet. Sie wählt zu allen Jahrszeiten fort, haͤnget
nicht fo fehr vom Regen ab, wie andere Produkte, und
befefiiger fi) bald und N in. den felfichten Boden,
Yams (Diofcorea alata a werben überall hätte
fig gezogen; theils zum Gebrauch der Familien felber
angewendet, theild auch, aber doch nicht in geoffer
Menge, nach Nordamerika ausgeführt. Die zerfchnit-
tenen Knollen werden jährlich einmal in die Erde ges
legt, und vermehren fich aufferordentlich.
Maxys giebt jährlich nur eine Erndte; denn bie
Befchaffenheit der Jahrszeiten erlaubet Feine zweyfache
Saat. Er fan nicht in die Erde gebracht werben, bi
die Regenzeit eingetreten iſt, welches im Junius oder
Julius gefchiehet, und dann reifet es doch nicht bie _
im November oder December. Es mwächfet bier folge
lich
wird. Die Trodenheit der übeigen Donate geft attet
eine zweyte Ausſaat nicht. Dieſes it die einige Ges
traideart, welche auf diefen Inſeln gezogen wird , aber
bey weitem nicht in der erforderlichen Menge ' Ames
rika fendet viele — hieher, um den Abgang zu
erfezen.
Die Tamarinde; (Tamarindus indica L.) ift bier
nicht einheimifch gewefen, aber bie und da angepflanzt
worden. Die Bäume werben groß und anfehnlich, mas
chen flarfe Stämme, und breiten ihre Aeſte meit aus,
Die Hlätter diefed Baumes falten fich bekanntlich des _
‚Abende. Sie tragen viele Früchte, welches 4— 5 *
Zoll lange Schoten, mit einer harten, aber zerbrechli»
hen braunen Schaale find; in ihnen liegt zwiſchen
bolzigten zähen Fafern das fehr faure Mark, welches
die Saamen umgiebt. Die Schaalen werden abgelöfet,
und der innere Theil in irdene Töpfe lagenweife mit
braunem Zucker feſte eingedrücket, und fo verfendet,
Mit Wein hat man zwar noch feine groffen Ber
füche gemacht; man behauptet aber, daß die hier wild⸗
wachfenden Trauben den Trauben von Madeira fehr
Dd5 gleich
nen: Bee man ſchon einigen und
ein Dar gerieben
er Erz & —
Pomeranz * ee * anfänge
ich vor Baron, bieher gepflanzt, find nun aber ganz
inheimiſch geworden ; bennahe alle befannte Arten und
Bu laſſen ſich bier-antrefien. Die befle Erndte
der Pomeranzen fällt um Weihnachten; die Augufts
Erndte liefert nicht fo ſchmackhafte Früchte. , Die füllen
Drangen tragen eigentlich nur einmal im Jahr; die
gewöhnlihern fauera aber, und. die bitterfüffen, ‚haben _
reife Früchte meift durch das ganze Jahr, doc pflückt
man um die erwähnte Zeit die, größte Menge davon.
Seltener find die Sourfoops, (Pumpelmus, Citrus de-
cumana L.) Am häufigften aber werden die in Ems
zopa weniger befannte Art: Limes (*) , gezogen, welche
gewöhnlich nicht, viel gröffer, als ein Taubenen, rund»
lich, glatt, blaffer Sarbe, ohne Geruch, aber von fehe
ſaurem Geſchmack find. Diefe Limes werden in groſſer
Menge von hier, und den übrigen weſtindiſchen Eylan-
der,
”
ER;
(*) Citrus fru&u fpherico-ovato pundato lævi mi-
nori acido. Brown, nat. 'hift. of ‘Jamaica p. 308. n. 1.
Malus aurantia frutu limonis pufllo acidifimo. Sloam.
voy:2. P. 182%
R *
den, nach dem ganzen noͤrdlichen Amerika verführen
mo man ſich ihrer zum Punſch am liebſten naht
fie faftreicher und fäurer find, als * Citronen Ah
wird der ausgepreßte Saft in Fäffern ver ii il
find nur niebrige und bufchichte Bäume,’ welc he bi
Früchte tragen, und gemeiniglich fich unter ihre -M
beugen. "Man wendet wenig oder gar feine Sorgfalt
auf fie, und da, wo ehedem Gärten davon angelegt
waren , frift man num ganze verwilderte Gebuͤſche an.
Ananas, oder Pine -apples. Man hat verſchie⸗
dene Gattungen davon. Die hier allgemeiner gebaute
fcheint Ananas aculentus fructu pyramidato, carne au-
rea T. zu ſeyn. Diele Morgen Landes werden jährlich
mit, diefer wortreflihen Frucht bepflanzet; und viele
Schiffsladungen davon nach allen Theilen von Amerika;
und felbft nach Europa verführt. Zum Verführen wer⸗
den fie abgefchnitten , wenn fie ganz vollgewachſen, aber
äufferlih noch grün find. Die erftern reifen zwar bes
reits im May, aber zum Verfenden erhält man fie
nicht leicht in einiger Menge vor Ende des Maneg,
oder zu Anfang des Zunius. Wenn fie auf Schiffen
gut und trocken gepackt werden, und fo bleiben, fo
balten fie eine Neife von vier bie fechs und mehr
Wochen aus. Das Schiff, mit welchem ich nach Eng⸗
land
428 NProvldence.
land im Junius zuruͤck gieng, hatte verſchiedene tau⸗
ſende davon an Bord, und brachte fie wohlbehalten
nad) London, wo dag Stüd, nach der Gröffe md Schöne
heit ‚ber Frucht, zu 4— N Schillinge Sterling
verkauft wurde. Im Ankauf wurde das Duzend mit
4 — 5 Sciling Sterling bezahlet. “Sie werden auch
in Zucker oder Brandtwein eingemacht. Schon: bie
Schaalen der Frucht geben: dem Rum, einen fehr anges
nehmen —*—— —XR ———
Schon zu Anfang des Mayes aber ſegelte ein
Schooner, mit einer Ladung von Ananas und Limes,
nach Amerika ab; man ſahe damals noch keine von den
erſtern Fruͤchten in der Stadt; ſondern jenes Fahrzeug
hatte ſich hie und da auf den entlegenern Eylanden eine
Ladung der reifeſten, oder Reife naͤheſten Fruͤchte zu⸗
ſammengeſucht, um das erſte damit in Amerika zu ſeyn.
Sie dieſe ihre Produkte beziehen fie aus dem nmoͤrdli—
chen Amerika, und aus Europa, frifches und gefalzes
nes Sleifh, Butter, Reiß, Korn, Weisen ꝛc. Werk
zeuge und Kleidungsſtuͤcke von allen Rubrifen.
Yin
Don dieſen verfchiebenen Erzeugniffen und der Ars
beit der Neger, erhalten denn doch die Plantagen»
Beſizer anfehnlihe Einkünfte. Man verficherte, daß
blog
Providence. 429
blos mit Ananas, Dans, Limonen, und Koffer, eine
freylich groſſe Plantage, in einem Jahr — *
von sera * een un
7 | Ger We
on einigen Gärten um bie Stadt RE
bene europäifche Gemüßarten gezogen; dieſes Fan aber
auch nur während der Negenmonate gefcheben; in den
übrigen gedeihen fie wegen der groffen und trocknen
Hize fat niemals. Doch hat man Waffer» Melonen,
und einige andere Früchte beynahe dag ganze Jahr
duch. — Gärtner und Pflanger finden, wegen Befchafs
fenheit de8 Bodens und Witterung, bier nicht hinrei⸗
chende Befchäftigung und Unterhalt; man mußte fich
daher nach andern Nahrungszweigen umfehen, und das
von find die vorzüglichfien und gemeinften ; dag Faͤllen
von allerley Holz; Fiſchen; der Schildkroͤtenfang, und
das ſogenannte Wraͤken, ober Aufſuchen und Aufbrin⸗
gen ſolcher Schiffe und ihrer Ladungen, welche das
Ungluͤck haben, in der Straſſe von Bahama, oder
zwiſchen ben übrigen Inſeln zu ſcheitern, oder zu finfen.
Bon den bahamifchen Inſeln find faft alle, was
nicht bloſſe dürre Klippen, oder fogenannte Keys find,
mit Gefträuche dicht überwachfen. Obgleich die meiſten
aa diefer Sinfeln niedrig und unanſehnlich find , fo
finden
430. Providence.
finden fih doch auch ‚auf einigen der. groͤſſern Inſeln
ſtarke und hohe Staͤmme. — Jedermann fan Holz fäls
len, mo es ihm beliebt, und wo er eg findet; es if
diefes ein beträchtlicher Gewinnſt für die meiften hieſi⸗
gen Familien, welche ihre Neger beftändig dazu an.
halten, und fie bald hier bald dorthin ſchicken. Man
mwunbert fih, wenn man die meiften meiffen Einwoh⸗
ner von Providence wohl leben, und doch muͤſſig gehen
fiehet; aber fie leben von dem Schweiffe ihrer Skla⸗
ven. Das Holzfällen wird nach und nach beſchwerli⸗
cher, und weniger einträglich. In den nächften um
Providence liegenden Inſeln ift das beite Holz; fchon
ausgehauen, man muß alfo theild auf weiter entlegene
Eylande, theild auch tiefer in die Waldungen hinein
geben, welches bevdes die Fortſchaffung des gefällten
Holzes erſchweret. Auch verlieren diejenigen, fo Holz
fällen laflen, wenn fie nicht eigene Fahrzeuge und
Boote befizen, um ihe Holz nach Providence zu Marke
gu Bringen; denn fie müffen aufferdem, nach Umſtaͤn⸗
den rt; des Holzes für die Fracht abgeben.
Mahagony wird wohl am häufigften gefucht und
gefält. Die bahamifchen Inſeln liefern aber Feine ſo
groſſe und dicke Stämme davon, als einige der übrigen
weftindifchen Inſeln, und befonders Euba, von woher
) Bret⸗
wi | 43 ;
Bretter von — * Laͤnge und Brehna
werden. Die hiefigen Stämme ſchicken ſich beſſer zu
Pfoſten, Geſtellarbeiten und andern kleinern Geräthen.
Alles Mahagonyholg, welches nach Europa von
bier und den übrigen weftindifchen Inſeln geholet
wird, fommt bey weiten nicht von einer und derſelben
Gattung Bäume. Auſſer der Swietenia Mahagony L. (2)
werden noch einige Arten von Mimoſa, und vielleicht
noch andere verwandte Baͤume, unter dieſem Namen in
den Handel gebracht. Daher kommt es, daß man ſo
vielerley einander unaͤhnliches Mahagonyholz, in den
Lagern der Kaufleute, und den Werkſtaͤtten der Kuͤnſt⸗
ler antrift. Eine nicht gemeine Art nennen fie hier,
wegen der gröbern Holzfaſern und feiner Farbe, Horfe-
flesh, Pferdefleiſch Mahagony. Eine andere bläffere
rt ift das fogenannte Madeirawood, welches aber in
Europa auch für Mahagony gehet. Es laͤſſet fich Teich“
ter bearbeiten, und Eommt von der Cedrela odorata L.
Verſchiedene Gattungen Bäume, die man ung in den
Mäldern um die Stadt, unter dem Namen Mahagony
anzeigte, waren immer nicht die Swietenia, welche,
wie es fcheint, vieleicht nicht mehr in der Nähe anzu⸗
ar. iſt. Viel Mahagony wird in Weftindien zum
Schiffs⸗
— —
(*) Catesb. Carol. 2. p. $r- 8
432 Providence.
Schiffsbau verwandt. Ela gegenwärtig: bier eine
Srigg auf den Stods, deren ganzes Unterteil J
Mahagony gebauet wurde. Mahagony dauert im Wa
ſer laͤnger als jedes andere Holz, und Wuͤrmer greie
fen es nicht ‚leicht an; feiner geöffern Schwere wegen
darf es aber nur zum unteren Theil der Schiffe ange⸗
wandt werden, und der obere Bau muß von leichte⸗
rem Holze ſeyn. Mahagony ⸗Bloͤcke ſinken ſelbſt im
Salzwaſſer. 7—
Die naͤchſte Holzart, welche in betraͤchtlicher Menge
gehauen und ausgefuͤhrt wird, iſt Braſiletto (Caeſalpinia
braſilienſis L.) (x). Seine Stämme bleiben Elein, un⸗
anfehnlich und meiſtens krumm. Dieſes Hol; wächfet
feinesweges in Karolina, fondern erft in Weflindien;
doch möchte es auch auf der Spize von Florida vor
kommen. Zu jenem Irrthum verleitete Catesby, der
es in feinem Werke anfuͤhrt, melches er Hiftory of
Carolina nennt, da es doc eben fo viele Gegenflände
der. bahamifchen Inſeln enthält, bey welchen er jedoch
nicht innmer den Geburtsort angemerkt, und daher Anlaß
gegeben bat, daß verfchiedene Bäume und Pflanzen für,
Produkte von Karolina genommen werden, welche es
nicht
— —
(*) Pſeudo Santalum eroceum. Catesb. Carol, 2, t. 51⸗
Prerchente He 433
wicht find: ‚Der‘ Gebe vis —2 iſt *X
ha
2" Lignum Vitae: unter diefem sähe wird theils
. iacum officinale, theils Guaiacum fandum L. ausge⸗
führt; doch iſt die leztere Art ungleich feltener als die
erſtere. Die Bäume find nicht fehr Hoch, und werden
nicht dicker als eines Mannes Arm oder Schenkel,
Das meifte Holz, welches von hier geholt wird, wird
wegen feiner vorzüglichen Härte, zu mechanifchen Ge
räthfchaften verarbeiter. Befonders befördert ven groſ⸗
fen Abſaz deffelden der allgemeine Gebraud), den man
davon auf Schiffen machet, wo alle Rollen und Kloben,
in welchen das Taumert fäuft, einzig von diefem Holze
gefertiget werden. Hin und mieder wird auch etwas
Gummi von den Stämmen gefammlet. Dermebicinifche
Gebrauch des Guaiacholjes und feiner Theile find der
kannt; aber hier bedienet man ſich auch noch der inne⸗
ren Ninde als eines Brechmittels. Man zerquetſcht
ober ſtoͤßt etwas davon in einem Moͤrſer, uͤbergießt
es mit kaltem Waſſer, und laͤſſet es eine Nacht ſtehen
Es wirkt heftig, und iſt ein gewoͤhnliches Hausmittel
der Landleute dieſer Gegenden. Der blühende Strauch
a
Logwood, oder Campefcheholz (Haemaroxylon Cam-
pechianum L.) ift nicht ee bier zu Haufe,
Schoͤpfs R. II. Th. Ee Da
434 Maſſau.
Da aber ehemals viele der Einwohner von hier nach
der Hondurasbay giengen, um dieſes Holz dort zu fäls
len, fo braten fie Saamen mit und fäeten ihn
bier aus. Es fchlug gut an, und bat fih bier und
| da vermehrer, man forgt auch für die weitere Ausbrei⸗
tung dieſes fo müzlichen Handelsartickels. Zur Zeit iſt
aber die Ausfuhr davon noch unbeträchtlich.
Weiffer Zimmt, wilder Zimmt, Eluther + Ninde,
wild Cinnamom , liefert die Winterania Canella L.
Catesb. 2. t. 50. welche häufig auf verfchiedenen Eylan⸗
den, befonders aber auf Eluthera wächfet; auffer der
Menge, welche nach Europa gehet, werden noch viele
Sonnen davon nach Curacao und andern holländifchen
Kolonien verführt, und dafelbft Zimmtwaſſer, ‚vieleicht
auch Zimmtoͤl, daraus defliliret,
Caskarill⸗Rinde, Crotos CascarillaL. Catesb.2.
t. 46. wird desgleichen auf verfchiedenen Eylanden ger
fammlet.
Unter dem Samen Squills, (auch Sea- Onions),
wird eine der Squilla ähnliche groffe Zwiebel an den
fandichten Ufern geſammlet, getrocknet, und nach Nord»
amerifa verführe. Das Auffere Anfehen ift gleich;
auch
Providence. 435
FERIEN AD —— *
auch ſoll ſie die a Kräfte bey allen Gelegenheis
ten äuffern, welche die gewöhnliche officinelle Scilla ma-
sitima beſtzet. Ste war um diefe Zeit nicht in Bluͤthe;
ich Fan daher nicht entfcheiden, ob es eine ‚Species
der Scilla, (oder vieleicht En ein Pan-
eratium ſey.
Das Fifchen iſt eine” gemeine Belchäftigung der
ärmern weiffen Einwohner fowohl, als vieler Neger;
dennoch „aber find nicht immer Fiſche zu Haben, wert
man fie verlange. Nach einem einträglichen oder reis
ben Fang fegen ſich die Fiſcher hin, ihren Verdienft
gu vertrinfen, ehe fie wieder daran venfen, für ihe
eignes, Loder dag Beduͤrfniß deg Markts zu ſorgen.
Einen ordentlichen Fiſchmarkt hat man ohnehin nicht,
fondern die Fifcher ſchicken ihren Fang von Haus zu
Haufe, oder man muß bey ihnen Nachfrage halten.
Die Verſchiedenheit der Fifche if groß. Die ſchoͤnſten
und merkwuͤrdigſten hat Catesby ſehr gut gezeichnet
und ausgemalet. Die hohen vortreflichen und abſtechen⸗
den Farben, mit welchen die meiſten der Fiſche der
hieſigen und der uͤbrigen weſtindiſchen Gewaͤſſern pran⸗
gen, ſind gewiß ſehr auffallend. Das brennendſte
Roth, dag reinſte Blau, Grin und Geld, find eben fo
gemein unter ihnen, als ſolche hohe Farben unter den.
Cea euro⸗
N
436 Provldence.
7 ES
———
europäifchen Sifchen felten find. Sch war, ehe ih
hieher Fam, geneigt zu glauben, daß Catesby in den
Vorſtellungen feiner Fifche der Natur Gewalt anges
than habe; ich überzeugte mich aber von dem Gegen⸗ |
theil und der Wahrheit feiner Farbenmiſchung; die ges
fiederten Einwohner der Südamerifanifchen Wälder
prangen faum mit gröfferer Abwechslung von buntern
und reinern Sarben, als diefe ſtummen PIC | des
Oceans.
Ein Verzeichniß der Fiſche, welche in den bahami⸗
ſchen Gewaͤſſern vorkommen, zu geben, wuͤrde blos
eine Wiederholung der Namen derjenigen Fiſche erfor⸗
dern, 'welche in den übrigen weftindifchen Gemwäffern,
und zum Theil -auch, wenigſtens den Sommer über, an
der Kuͤſte des Continents anzutreffen find. Der genieß
baren Fiſche find eine groffe Menge, aber fie alle zu
fehen , fehlte die Gelegenheit. Man nannte unter an
dern den Rockfiſch, Cuckoldfiſch, Jewfiſch, Albecore,
. Rainbow, Sailors Choice, Schoolmafter, blue Fiſch,
Mullets, Stinges, Squirrels, Ten Younders,; Trums
perfifch , und viele andere, ald gute eßbare Fifche. Eis
nige andere Famen auf unfern Tiſch; der Maggorfilch
(Sparus Chryfops L.) — Puddingfifch (Sparus radiatus
L.); — ein blauer Tetrodon; — die Murcaͤna; — Perca
chry-
—
39
| Providence. 437.
— — : 5 Kun ET Te ET TREE FEHE 67.031753 17 TASTE TAT, Bröhee
chryfoptera L,) — der Sewetfiſch (Oftracion triqueter
L.) — Dibwife (Balites VetulaL.) — der Turbot; —
Baliftes Monoceros L.; &c,
Die meiften find von gutem Geſchmack; gegen eis
nige heget man aber doch auch ungünftige Mennungen
wegen ihrer Schädlichfeit; dee Barracudafiſch z. B.,
welcher auf Cuba zu den beſten Sifchen gerechnet ‚wird,
ift bier im Merdacht, nicht blos ungeſund, ſondern fo
gar giftig zu feyn. Die fehon oben erwähnte Meynung,
daß die Fiſche, welche fich auf Ceingebildeten) Kupfer
bänfen aufhalten, giftige Eigenfchaften erhalten, herr
fhet auch hier. Die Erfahrung if richtig, aber die
Alsfarbe noch su erweiſen. — * Fiſche erregen zu
ve Schmerzen in der Haut, —— vorü
ben Ausſchlag. Um diefe Fiſche zu vermeiden, wird
bier gerathen ein Stüc blanfes. Silber in bag Waſſer
zu werfen, worinn der Fiſch geſotten wird, welches,
wenn der Fifch giftig iſt, ſchwarz werden ſoll. Diefer
Beweis möchte Eh ſehr — ſeyn.
Die zaͤhe Por eineg Turbots —J— ih ar —
a fie zum Trocknen auf; als ich. bey Ne ch jeit von
ungefähr an den Det fan, mo fi ie bien, ı wurde ich
| Ce nicht
END
\ ah
Kae] J
438 Providence.
|
—
nicht wenig durch den feurigen Umriß meines Fiſches
überrafcht. Alle fnorpelichte Theile des Kopfeg,
Ruͤckgrades, die Stralen im Schwange und in den
Stoffen gaben ein ſchoͤnes und helles phosphorifches
Licht. — Daß man aus faulen Fiſchen Phosphorus
befomme, ift bekannt, und man bat daher dag Leuchten
des Seewaſſers mit erklaͤrt. — Diefe Fiſchhaut gab
aber noch Feine Merkmale von Fäulnig, und es leuch⸗
teten gerade nur die fefleften Theile daran, welche
wahrſcheinlich am Testen faulen würden.
An gefährlichen und ſchaͤdlichen Naubfifchen mangelt ee
auch bier nicht; der Shark, ober Hay, iſt der Schreden
der bahamifchen Taucher und Schwimmer, Die weftindie
ſchen Gewaͤſſer, in welchen eine fo unbegreifliche Menge
von Fiſchen lebet, nähren dieſe gefraͤſſigen Ungeheuer
in geoffer Anzahl, Nicht weniger auffallend, als wahr,
find die Bemerkungen, welche man im lezten Kriege ges
macht bat. Man verfichert nemlich, dag drey Tage
vor der zwiſchen Lord Rodney und Comte de Graffe
gelieferten Seeſchlacht, ganze Schaaren von Hayfiſchen
den beyden Slotten gefolgt fenen, und daß fie damalg
in fo ungewöhnlicher Anzahl in der See, und zwifchen
den Inſeln fih haben blicken laſſen, daß niemand es
Wagen durfte, in ber Fleinften Entfernung vom Ufer zu
baden. Es iſt wahrſcheinlich, daß die gröffere Anzahl
von
N
Providence. 439.
von Peichnamen, melde von zwo fo beträchtlichen
Flotten von Zeit zu Zeit über Borb geworfen wurden,
dieſe Raubfiſche anlockten; denn mehrere Menſchen ſtar⸗
ben doch in dieſem Klimat an Krankheiten noch vor der
Schlacht. In der Schlacht ſelber aber vergroͤſſerte
ihre damalige ungeheure Anzahl das Schrecken und das
Ungluͤck der Beſazung des franzoͤſiſchen Linienſchiffes,
Caͤſar. Als dieſes Schiff ſeinem Untergang ſchon nahe
war, und die Mannſchaft, in der Hoffnung ſich zu ret⸗
ten, oder gerettet zu werden, in bie See fprang, wur⸗
den viele diefer Ungluͤcklichen von den Taurenden und
gierigen Hayfiſchen verfhlungen, und es fo ſich öfters
ereignet haben, daß einer zu gleicher Zeit von zweyen
Fiſchen angefallen wurde. Ale Bemühungen, diefe
elenden und huͤlfloſen Menfchen zu retten, waren ver,
geblih, deren ſchmerzliches Geſchrey zwifchen der fort.
daurenden Kanonade mit Entfezen und Bedauren ges
hört wurde, | *
Den verſchiedenen Wallfiſchen, Nordcapers, Nur⸗
ſers ꝛc. welche ſich um die Eylande aufhalten ſtellet
von den hieſigen Einwohnern niemand, oder ſelten je⸗
mand nach; aber bie Neuenglaͤnder (die wahren alles
unternehmenden amerifanifhen Hollaͤnder) fommen auf
den Wahfifchfang hieher, fo wie fie nach der Küfte von
Ee 4 Afrika
Afrita und bis nach den Falklands + Inſeln gehen, und
bis in die oſtindiſchen Gewaͤſſer die Walfifche verfolgen
würden, Henn andere Nationen ihnen folches geſtat⸗
teten. — |
» Der Schildfrötenfang iſt ein einträglicheres Ger
werbe, und für dieſe Infulaner ein twichtiger Hands
lungszweig. Es find drey Gattungen von Schildfrd,
den „auf welche man theils ihres Fleiſches, theils der
SEchaale wegen, Jagd machet: .
Teftudo imbricata, Hawksbill, oder der Habicht⸗
fchnabel. R
Teftudo Mydas. Green Turtle, und
Teftudo Caretta, Loggerhead,
Die SchildErstenfchalen , deren fih bie Kuͤnſtler bes
bienen, fommen allein von der erſtern Art. Das ganze
Schild wird, nochden die fleifchichten Theile berausges
nommen worden, über, ein fchwaches Kohlfeuer gehal⸗
ten; durch bie Hize trennen fich die obern durchſichtigen
Hlätter von dem Fnöchernen Panzer.
Das Fleiſch aller drey Arten wird bier fomohl, als
überall in Weftindien, ohne Unterfchied gefpeifer. Faͤr
auswaͤrtige Maͤrlte wird aber vorzuͤglich nur die gruͤne
Schild⸗
Providence. | ER...
Schildfeste gemwäßlet;, und. waͤhrend ben, Sommermonate
nad) allen Gegenden von Nordamerika und nach Eu⸗
ropa verfahren. a it
Alle diefe Schildkroͤten halten fich „eigentlich nur
in ben waͤrmern Gewaͤſſern des atlantifchen Meers auf;
aber Stürme, der Gulfſtrom, und andere Ereigniffe
führen zumeilen einzelne weit hinauf in die nördlihen
Gegenden. Die Schildkröten, welche zwiſchen den ba-
hamifchen Inſeln, und ‚an der Küfte von Florida ger.
funden werden, find felten fo groß, ald_biejenigen,
welche um, Cuba, an den Küften von Sübamerifa, im
Gulf von Mexiko, in Campefche- und Honduras» Bay,
und um die Spize von Catoche angetroffen. werben.
Da fle in diefen Gegenden zugleich zahlreicher find, fo
wenden fich die Fahrzeuge, welche auf diefe Jagd aus—
sehen, gemeiniglich dorthin; fie müffen aber fehr auf
ihrer Hut feyn, um nicht von den fpanifchen Kuͤſten⸗
bewahrern (Guarda -coftas) uͤberraſcht zu werden, welche
äufferft firenge gegen alle ‚fremde ihren Küften ſich
naͤhernde Fahrzeuge verfahren. Die Spanier felber
machen ſich wenig aus den Schildkroͤten, ihre Beſorg⸗
niß gehet gegen den Schleichhandel, der. gemeinig:ich
zu ‚gleicher Zeit von den Schildfrötenfängern getrieben
wird, — Man bemächtiget fih der Schildkroͤten auf
Ee 5 ver⸗
verfchiedene Art. Sie werden belauert, wenn fie, bes
fonders in den Monaten May, Junius und Suliug, |
Abends an den Strand gehen, um ihre Eyer in den.
Sand zu legen. Einige Perfonen werden in der Abs
fiht gegen Abend ans Fand geſezt, wo fie nur auf und |
ab gehen, und die Schildfrsten, welche fie antreffen,
auf den Ruͤcken umlegen. Aus biefer Lage Finnen fie
ER ſich nicht wieder auf den Bauch helfen, und man holet
fie dann zuſammen, und bringt fie an Bord, Wenn
man den Drt findet, mo fie ihre Eyer in den Sand
hingelegt und vergraben haben, fo werden auch diefe
mitgenommen, umd dienen dem Schiffsvolke zur Speife.
Man findet ihrer gemeiniglich eine zroffe Menge bey⸗
fanmen; fie find nur mit einee weichen häufigen
Schaale überzogen, und enthalten wenig Weiſſes.
Anderwärtd werden an ben Eingängen von Kriks
und fchmalen Buchten, welche die Schildkroͤten zu ber
ſuchen pflegen, Neze ausgeftellt, die ſehr mweitläuftig,
und nur von ganz ſchwachen Fäden geftricket find.
Dennoh aber, wenn auch die größten Scildfröten
mit dem Kopfe, oder nur mit einem ihrer Füffe, fich
barinn verwiceln, fo wenden fie weiter feine Gewalt
an, fich loszureiſſen, fondern bleiben ruhig hängen, big
fie abgeholt werden.
Zu
Providence. 443
Zu andern Zeiten wird ihnen in lleinen offnen
Booten aufgelauert, und ſie vermittelſt eines ganz ein⸗
fachen Wurfeiſens gefangen. Eine 4 — 5 Zoll langer
eiferne Pfrieme, mit einer daran befeftigten Schnur,
ſtecket am Ende eines hölzernen Stabes ; damit wer»
den fie, wenn: fie auf der Oberfläche des Waſſers
ſchwimmen mit einem eigenen Schwunge auf ziemliche
Enifernungen getroffen. Die eiferne Pfrieme bleibe in
der nachgebenden und biegſamen Schale feſt ſtecken,
und durch die daran befeſtigte Schnur werden * BR ’
weitern Widerſtand herbeygezogen.
Wenn eines dieſer Fahrzeuge fo viele Schildkroͤten
beyſammen hat, als es laden kan, ſo kehret es damit
zurück nach Providence. Hier werben fie in eigenen
Behältern (Turtle- Crawis): aufbewahrt, welche von
Pfaͤhlen aus dem Holze einer Art Lorbeerbaͤume, Stopper-
wood (Laurus Borbonia L.) genennt, zunaͤchſt ber Werfte
in der Stadt ſo angelegt ſind, daß ſie immer friſches
Waſſer genieſſen Finnen. Man waͤhlet dag fo eben
genannte Stopperholz zu diefem Gebrauch, weil es flarf
if, und lange unter dem Waffer dauert, Für Fleine
und kurze Mifen werden die zu verfendenden Schild«
fröten blogs in den Schiffgraum auf den Ruͤcken neben
einander gelegt, und ihnen ein Bette von Schilf, oder
fonft
28 8 Ich
—B 2 =
N
444 Arovldence.
ſonſt etwas gemacht, damit ſie bey den Bewegun⸗
gen des Schiffes einander nicht Schaden zufuͤgen moͤ⸗
gen. Wo ſie ſodann in einem andern Hafen anlangen,
werden ſie ſogleich in groſſen Tonnen fleiſſig mit fri⸗
ſchem Seewaſſer verſehen. Fuͤr laͤngere Reiſen, zum
Beyſpiel nach Europa, muͤſſen ſie in groſſen Faͤſſern
aufbewahrt, und taͤglich mit neuem Waſſer aus der
See verſorgt werden. Sie freſſen gewöhnlich, nichte
waͤhrend ihrer Gefangenſchaft, wenigſtens nicht viel;
daher kommen ſie auch immer in einem abgezehrten Zu⸗
a fiande an; viele aber kommen unterwegens ganz um;
befonders wenn flarfe Gemitter einfallen. Es nehmen
aber doch die Schiffer, welche fie verfahren, immer eis
nen Vorrath von einer Pflanze mit, welche an den
felfichten Geftaden biefer Eylande waͤchſet, und ben
Schildkroͤten fonf zur. Nahrung dienen ſoll. Dieſe
Pflanze wird hier Samphire genannt. (Batis maritima
1.9 Man trift Schildkroͤten von erſtaunlicher
Groͤſſe an; ich habe einige von 800 und mehreren
Pfunden geſehen. Auf Providence wird durch ſie der
dangel des friſchen Rindfleiſches, welches hier eine
uͤberaus groſſe Seltenheit iſt, erſezet. Taͤglich wer⸗
den einige geſchlachtet, und fuͤr ſehr billigen Preiß
ausgepfuͤndet. —
Das
ET!
— 145.
Das Aufſuchen geſtrandeter Schiffe Wi re noch
eineg der michtigften Gewerbe der Bahamenſer. Die
Schiffahrt durch den Gulf ſowohl, als zwiſchen den
übrigen bahamifchen Eylauden, iſt, wegen der vielen
verborgenen Klippen. und der ſtarken Ströme, aͤuſſerſt
verwickelt und gefährlich, und es verungluͤcken auch
immer mehrere und mancherley Fahrzeuge in biefen 3
Gegenden. Wird ein Schiff durch irgend einen Zufall
zwiſchen die bahamiſchen Inſeln und Felſen geführt, a
gehört viel Glie und Gefchicklichfeit datır, es wieder
hinaus zu fleuren; ein Unfundiger darf fich deffen gar
nicht fchmeicheln. " Die Fahrzeuge, welche auf biefes
fogenannte Wräfen (Wraking) (#) ausgehen, find nur
Elein; fie bleiben viele Wochen aus, und durchkreuzen
alle Winfel, wo fie Hoffnung haben koͤnnen, verlohtne
Schiffe, befonderd wenn kurz vorher ſtarke Stürme
dortherum gewuͤthet Haben, anzutreffen. Jedes Fahre
zeug, welches auf folche Unternehmung ausgehet, muß .
fi) mit einem Paſſe vom Gouverneur verſorgen, in
welchem er ſich den gewoͤhnlichen fuͤnften und zehnten
Theil des Fundes, für ſich und den Koͤnig vorbehaͤlt.
Ein
— 4 EN
— — un — — —
ee 2
OH Einige nennen e8 going a raking, von to rake,
etwas mit Fleiß und Genauigkeit auffuchens andere going
a wracking, yon Wrack, ein gefcheitertes Schiff.
4
4 N
446 Mlorldenee.
Ein Theil des Gehalts des Gouverneurs entſpringt
auch lediglich von dieſen Abgaben; welche aber ſelten
richtig abgetragen werden, weil die unternehmer nur
von demjenigen, was fie anzugeben belieben, den be⸗
flimmten Antheil abteagen. Im Paſſe wird das Schifs⸗
volk ermahnet: im Fall fie ein geſtrandetes Schiff an
träfen, niemanden abzuhalten, den Verunglücten allen
geitigen Beyſtand zu leiften; denn die Bahamenfer follen
unter dem Vorwande, mit der Befazung des verun.
gluͤckten Schiffes bereitd einen Vertrag, die Nettung
des Schiffes oder feiner Ladung betreffend, gemacht zu
haben, oͤfters aus eigennuͤzigen Abfichten jeden andern
Beyſtand gemwaltfam verdrängt haben.
Wenn ein Wräfer (daß ich der Kürze wegen mich
diefes Ausdrucks bediene) ein gefcheitertes Schiff am
trift, und es findet fih von der Schiffsbefazung nur
noch eine lebendige Seele darauf, fo wird dadurch den
Eigenthümern des verunglücdten Schiffes deffen ganze
Ladung, oder mas noch davon zu retten iſt, gelichert;
die zu Hülfe Eommenden bahamifchen Schiffsleute ers
halten dann für ihre dabey anzumendende Mühe, nach
ben Umſtaͤnden, einen gröffern oder kleinern Theil des
Geretteten, oder deffen Vergütung, unter dem Titel
Salvage. Sinden fie aber das Schiff gänzlich verlaffen,
ober
— *
3
*
Providence. 447
oder die dazugehoͤrige Beſazung todt, ſo gehoͤret alles,
was gerettet werden kan, oder gerettet wird, den Zins
dern. Diefe feſtgeſezten Bedingniſſe, ſagt man, ver
— manchesmal ſolche unmenſchlichen Gemuͤther, als
ie oͤfters ſind, oder werden, welche ſich von dem Uns
lucke ihrer Nebenmenſchen naͤhren, daß ſie ohne groſ⸗
ſes Bedenken einen oder etliche Menſchen todtmachen,
wenn ſie ſolche auf einem reichen geſtrandeten Schiffe
alleine und huͤlflos finden, um ſich dadurch das Recht
des Anſpruchs auf das ganze Wraͤk zu begründen.
Solche Fälle mögen freylic ich ereignet haben; ſchwer⸗
lih aber hat man neuere Benfpiele davon; hingegen
aber fan auch nicht geläugnet werden, daß dieſe beftäns
dig umher fchwimmenden Wräfer vieler Leute Leben ret⸗
ten, die ohne fie unvermeidlich verloren feyn wuͤrden.
ie oft haben fie nicht fehon viele Menfchen auf ein
famen, nackten Felsklippen gefunden, die, nachdem fie
der einen Todesgefahr entsonnen Maren, bier aug
Mangel an Speife und Tranf, einer weit langfamern
und quaalvollern Todesart entgegen ſahen. Diefe In.
ſulaner finden überall, und wo niemand ſonſt etwas
finden fan, die nothdürftigfte Nahrung ; fie wiſſe ſen we⸗
nigſtens Krabben und eßbare Muſcheln auf den mil
deſten Felſen zu ſuchen, und bie und ba ſuͤſſes
Waſſer zu finden, um ſolchen Ungluͤcklichen, big wei⸗
tere
AN
#
a
448 Provldence.
tere Huͤlfe geſchaffet werden kan, das Leben zu erhal⸗
ten. Am Ufer der See finden ſich uͤberall wenigſtens
einige Nahrungsmittel. Auf den meiſten, beſonders den
kleinern dieſer Eylande, würde man vergeblich nach fris
ſchen Wafferguiellen fuhen Die Einwohner aber wife
fen im Nothfalle fih zu helfen. Sie graben, wenn es
sich nur mit den Händen ift, in den Sand am Ufer,
und erhalten da meiſtens ein von dem Seefalse etwas
gereinigtereds Waſſer. Auſſerdem fehen fie fich aber
auch auf den Bäumen darnach um. Eine Schmarozer⸗
Pflanze (Tillandfia polyftachya L.), bier Wild-pine ges
nannt, ; toächfet auf den Aeſten und Stämmen verſchie⸗
dener Baͤume. Sn den Höhlen, welche zwifchen den
Hlättern dieſer Pflanze entſtehen, pfleget fih Regen»
waſſer lange aufzuhalten; womit fih Neifende, oder bie
im Walde arbeitenden Neger, oft zu erauicken pflegen.
Sie haben es den Voͤgeln abgelernt, welche ſich immer
um diefe überirrdifchen Quellen aufzuhalten gewohnt find.
Manchmal ift der Fund, den diefe Leute machen,
fehr anfehnlich, und man Fennt verfchiedene Familien,
die auf einmal zu groffem Neichthum auf biefen Weg
gelangt find. Eben jezt erzählte man fich einander im
Mrovidence, dag ein- ſolches Boot an bie 60,000 Pins
ſters aus einem ſpaniſchen geſunkenen Schiffe gerettet
habe.
Prooibener. —4
— —
habe. Allgemein —7 es geglaubt, Fr bie Sache
ihre Nichtigkeit "habe, obgleich die Binder foldjes Läuge
| weten, um nicht den beilimmten fünften und zehnten
Theil abgeben zu muͤſſen.
Sie Haben immer die geuͤbteſten Taucher an Bordy
welche manche Kofibarfeiten und Kaufmannsguͤter von
Werth aus dem Waffer herauf holen. Es find auch
die bahamifhen Inſeln, naͤchſt den dermubifchen , im
allgemeinen Ruf in Amerifa, die beften und geſchickte⸗
fien Taucher zu Hefern. Wenn fie zwiſchen den Juſeln
herumſegeln, um gefünfene Güter aufzuſpuͤren, ſo be⸗
dienen ſie ſich, um deſto deutlicher durch das Waſſer
hinab ſehen zu koͤnnen, eines viereckichten Gehaͤuſes,
welches am Boden mit einer gemeinen Glasſcheibe ver⸗
ſehen iſt. Dieſer Apparat dienet blos dazu, die Licht⸗
ſtralen von der Seite her abzuhalten, damit das Auge
die aus der Tiefe heraufkommenden deſto ungehinderter
empfangen moͤge. Ich trage aber Bedenken, die Tiefe
zu erwaͤhnen, zu welcher hinab man ſagt daß einige
dieſer Leute ſehen koͤnnten, weil mir die Angabe un⸗
wahrſcheinlich iſt, und ich leinem Verſuche dieſer ar
beygewohnt habe,
En In dei Kriegen, welche England mit Spanien und
Frankreich führe, Haben die Bahamenfer gemeiniglih
SchöpfsR, I. Th. Sf usch
*
450 Providence.
—
noch veichere Erndten. Sie rüften viele groſſe und
kleine Kaper aus, und haben durch ihre genaue Ber
Fanntfchaft mit den weſtindiſchen Gewaͤſſern, und ihren
mancherley Schlupfwinkeln, groſſe Vortheile im Ueber⸗
raſchen, Einholen, und Ausweichen feindlicher Schiffe.
Dann giebt es aber auch mehrere Schiffbruͤche, und
die Beſazungen verungluͤckter Schiffe, dann weniger
fuͤr die Rettung ihrer Ladungen, als ihre eigene Frey⸗
heit beſorgt, laſſen oͤfter betraͤchtliche Reichthuͤmer im
Stiche, die ſie in Friedenszeiten bequem retten koͤnnten,
und welche dann den emſigen Bahamenſern in die Haͤn⸗
de fallen.
Die auſſerordentliche Klarheit des Seewaſſers,
welche man aller Orten um dieſe und die uͤbrigen
weſtindiſchen Eylande wahrnimmt, wo das Waſſer nicht
durch Landſtroͤme getruͤbet wird, und die Tiefe deſſelben
nicht beträchtlich iſt, erleichtert freylich dieſes Auffuchen
um fehr vieles. Wenn man in einem Boote zwifchen
ven fleinen Inſeln herumfährt, fo genieffet man. ben
berrlichften und feltenfien Anblick. Das Boot ſchwimmt
auf einer kryſtallnen Fluͤſſigkeit, in welcher es, wie in
der Luft zu hängen fcheinet. Ungewoͤhnte find geneigt
von diefem Anbliche fchwindlicht zu merden. Unter fich
fichet und bemerfet man auf dem reinen weiſſen Sande,
der
Providence. 451
der den Boden decket, jede Kleinigkeit, tauſenderley
Gewürme, Seeigel und Seefterne, Schneden und
Muſcheln, und bunte Fiſche; man ſchwebet uͤber ganzen
Waldungen von herrlichen Seepflanzen, von Gorgonien,
Korallen, Alcyonien, Flabellen, und mancherley bu⸗
ſchichten Schwammgewaͤchſen hinweg, die durch vieler⸗
ley Farben dag Auge nicht minder ergoͤzen, und von
den Wellen fo fanft hin und her beweget werden, als
eines der blumenreichſten Gefilde Über. der Erde, Das
Auge taͤuſcht fich in Deurtheilung der Tiefe, in wel.
cher man dieſe Gegenffände anfichtig wird. Man glaubt
mit der Hand Pflanzen pflücen zu Eönnen, melde, bey
genauerer Unterfuchung, mit einem 6 — 8 und 10 Fuß
langem Ruder kaum zu erreichen find.
Pur zwifchen den enger beyſammen liegenden Ey»
T
a5
landen, und naͤchſt um die groͤſſern Evlande herum,
finden ſich dieſe unterſeeiſchen Gaͤrten, oder werden
wenigſtens da nur dem Auge ſichtbar, wo die Tiefe
des Waſſers nicht groͤſſer iſt, als daß die Stralen des
Lichtes den Grund erreichen; welches bis auf 60 Fuß
und druͤber noch geſchehen kan. Wenn man ſich dieſe
Inſelgruppen als einzelne in dem Schooſſe des Meeres
gegruͤndete Berge vorſtellet, ſo ſind dieſe ſeichtern
Paſſagen zwiſchen ihren trocken liegenden Spizen nur
ER als
452 Ptrovidenee.
als ſo viele von dem Meer uͤberfloſſene Thaͤler zu bes
trachten. Denn ganz andere verhält es ſich im Groſ⸗
ſen. Ganz nahe um Providence» Eyland, auſſer dem
Hafen, und fo zwiſchen ben übrigen groͤſſern Eylanden,
findet man gemeiniglich ſchon gleich in ſehr geringer
A Entfernung dom Ufer, mit 100 und mehr Lachtern kei⸗
nen Grund, und die See bat über diefen Tiefen von
ferne ein. finſteres und ſchwarzes Anfehen. Die baha⸗
miſchen Eylande find daher mit Recht ale hohe und
fieil auS dem Abgrunde des Meeres herauf auffteigende
Felsſpizen anzufehen. Wenn man biernächit die Id
cherichte und mit vielen Höhlungen durchbrochene Ber
ſchaffenheit diefer Felsmaſſen erwaͤget, wie ſie wenig⸗
ſtens zu Tage und im Trocknen erſcheinen ſo möchte
man befuͤrchten, daß ihre Grundfeſten leicht beweglich
wären, und eine unterirrdiſche Erſchuͤtterung ſchreckliche
Verwuͤſtungen unter ihnen anrichten wuͤrde. Gluͤckli⸗
cher Weiſe aber ſcheinen dieſe Eylande dafuͤr geſichert
zu ſeyn; wenigſtens hat man hier noch niemals die
geringſten Spuren von einer Erſchuͤtterung empfunden;
auch dann nicht, wenn in den nahe gelegenen andern
weſtindiſchen Eylanden, oder ſelbſt auf dem feſten Lan⸗
de, Erdbebungen mit allgerfiörender Gewalt tobten.
Auch ift es wahrſcheinlich, daß der zu Erzeugung uns
terirgdifcher Teuer, oder zur Entwickelung elajtischer
Dim
*
Providence. A
Dämpfe nöthige mineralifche Stoff, in dem Innern die⸗
ſer felſichten Eylande mangele; wenigſtens hat man
noch bis daher auch nicht die mindeſte Spur irgend
eines er;haltigen — angetroffen. %
Die Zucht, daß dieſe voleln einmal ganz *
ſchwinden möchten, fcheint mir daher eben fo wen
gegründet zu feyn, als die Bemerkung, dag man auf
ihnen aller Orten nur einreiffende Gewalt und ſicht⸗
bare Verminderung, nirgends aber die geringſten Merk⸗
male einer kennbaren Vergroͤſſerung antreffe. Denn es
iſt bekannt genug, daß die weſtlichen Spizen aller
weſtindiſchen Ehlande gerade dag Gegentheil von den
Sfilichen find. Jene find, es iſt wahr, feil, zerbro—
den, und_von einem unläugbar zerſtoͤrten Anſehen, in⸗
dem ſie der unaufhoͤrlich von Oſten her anvrallenden
Gewalt des Oceans ausgeſezt find; dieſe hingegen,
welche eine ruhigere See um ſich her haben, find flaͤ⸗
der, ımd nehmen, nach den Erfahrungen der Fa
eher zu, als ab .
Probidence ⸗Eyland hat vielerlen gröffere und Fleis
nere Kluͤfte und Höfen. Die meiften find um und an
der See, und haben mwahrfcheinlich dem Waſſer ihre
Entſtehung zu danken. Man erwähnte einer ſehr grofe
are fen
Bi
454 Providence.
ſen Hoͤle, welche am Weſtende des Eylandes, 10 —ı2
Meilen von der Stadt, befindlich, und geraͤumig genug
iſt, daß man mit einer Chaiſe hineinfahren kan. In
der Mitte des Ehlandes, hie und da zwiſchen den Huͤ⸗
deln, finden fich viele groſſe und tiefe Löcher von 6 — 10
und mehr Fuß im Durchſchnitt und big 20 — 30 tief.
Sie enthalten nicht die mindeften Spuren von Vulka⸗
nen, wie einige Einwohner glaubten, ſondern es laffen
fih in ihnen die Lagen der allgemeinen Felsart. deut,
lich bemerken. In dieſen Höhlen haben ehemals die
urfprünglichen indianifchen Einwohner ihren Aufenthalt
gehabt; und es werden noch manchmal indianifc;e Ger
räthfchaften und Alterthiimer barinnen gefunden, Sezt
füllen fie fih nach und nach mit Pfianzenerde an, und
zumeilen fliehen Bäume barinnen, die, ob fie gleich
hoch find, doch nur mit der Spije herausragen. Eis
nen andermweitigen Beweis bes burchlöcherten Zuftans
bes biefes und mehrerer Eylande, gaben die auf: dem
Eylande, weit von der See ab, befindliche Lachen und
Teiche vol Salzwaſſers. Diefe, ob fie fchon ganz mit
Hügeln umgeben find, und Feine überirrdifche fichtbare
Verbindung mit dem Meere haben, nehmen doch mit
ber Fluth⸗ und Ebbezeit zu und ab.
Aus derſelben Urfache bemerfet man auch win
gleichzeitige8 periodifches Steigen und Fallen des Waſ⸗
fers
Providenee.
458
ferd in den Brummen, melde in der Stadt, nahe am .
Geftade, aus dem weichen Fels gehauen find. Das
Waſſer in diefen niedrig gelegenen Brunnen ſtehet dem⸗
nach nie hoͤher, als das Waſſer im Hafen, und fie
liefern ſehr ‚gutes ſuͤſſes Waffer — je meiter von der
See ab, deſto beſſer. Man kan überall, auch auf den
böser gelegenen Huͤgeln, darauf rechnen, ſuͤſſes Waffer -
zu finden, wenn man nue fo tief gräbt, daß man dem
Seewaſſer gleih kommt, welches alfo durch die hieſige
GSelsart fehr gufsgereiniget wird. Man bereitet daher
auch zutveilen aug diefen Steinen Filtrirſteine, zum Ges
brauch der Seefahrenden. Diefe gegrabenen Brunnen
vertrocknen niemals — und ihr Waſſer io PR auf
Geereifen vortreflich. ni
Die Eigenſcheft der Felſen dieſer Eylande, Feuch—⸗
tigkeiten einzuſaugen und zu behalten, macht es daher
doch auch wahrſcheinlich, daß ſie dadurch etwas zur
Nehrung und Erhaltung der auf ihnen wachſenden
Dfianzen beytragen. Man Fan fich häufig davon übers
zeugen, daß unter-der äuffern trocknen und ſchwaͤrzlich⸗
ten. Krufte, die zerfchlagenen Felsſtuͤcke oft merklich
feucht find, und dieſes an Stellen, wo fein Waſſer in
der Naͤhe iſt; merklicher aber iſt es nach vorherge⸗
gangenen Regentagen. Ganz trockne Felsſtuͤcke ge⸗
Ff4 ben
wo ; En
un — —
* Zesfällagen einen ſchwachen Seen
von fi R |
Von wilden vierfuͤſſigen Thieren find: nur zwey,
eigentlicher aber nur eine Art, auf dieſen Inſeln ein⸗
heimiſch. Der Racoon (Urfus Lotor L.), findet ſich
nur auf Prodidence»Eyland, wo er aber eben ſo we⸗
nig urfprünglich zu Haufe iſt, als die duch Schiffe
hieher gebrachten Ratten und Mäufe Don einem, oder
einigen zahmen Paaren biefer drollichten Thiere, welche
durch Liebhaber vom feſten Lande herüber gebracht
worden, und nachher zufälig in die Wälder gerathen
find, haben ‚fie fich auſſerordentlich vermehret, zum
groſſen Verdruß und Rachtheil der. Einwohner die ihr
Hausgefluͤgel fuͤr dieſen ſchleichenden Raͤubern kaum ver⸗
wahren koͤnnen. F
Das amerikaniſche Murmelthier hingegen,
(Ar&omys Monax Schreb.) ward von jeher auf den
meiften gröffern bahamifchen Sjuieln angetroffen. ' Hier
nennt man es Rabbet, ein Kaninchen; in Nordamerika
aber ben Wood» jack, Es wohnt in den Höhlen der Stein
klippen, und erreicht bie Gröffe eines Kaninchen Faum,
wenigſtens twaren bie, fo ich auf Providence ſah, uns
gleich kleiner. Wer Gelegenheit hat, biefe gegen bie
i nord»
Providenee. 457
nordamerikaniſchen genau zu vergleichen, wird fie an
Gröffe fomohl, ald an Farbe, um etwas verfchieden
finden. Man genieße fie theils friſch, theils eingefals
zen und gedoͤrret; lezteres beforgen die Neger, wenn
fie auf entlegenen Eylanden welche fangen , und fe
gm Verkauf auffparen wollen. ' Sie können zahm gr
macht, und mit allerley Wurzelwerk, auch Brod und
Zucker, erhalten werden. Don ihrer Lebensart, im wils
den Zuffande, Eonnte ich nichts beflimmtes erfahren;
auch nicht, od fie in, den hiefigen Gegenden, wie in
Nordamerika, einen Theil des Jahres ſchlafend zubrin⸗
gen. Kaum aber ſollte ich dieſes in dieſem Klimate
vermuthen, wo niemals weder Mangel an Nahrung
* ſttenge erg fie dazu Be 2
Die hiefige Viehzucht (chränft fich blos auf einige
ber Milch wegen gehaltene Kühe und Ziegen, und auf
wenige Schaafe und Schweine ein. Mangel an gehoͤ⸗
tiger Weide, und auch Mangel an Waffer, (denn ob
man gleich ausgehauene Brunnen hat, und haben Fan,
fo find ihrer doch noch wenige,) verhindert die Vermeh⸗
rung des DViehflandes, weswegen man 'aber auch we⸗
nig bekuͤmmert iſt, indem von Nordamerika aus öfters
Schlachtvieh zugefuͤhrt wird. Ziegen wurden bier, mes
gen ber Concurrenz ber Seefahrenden im Kriege, mit
Sfs 20,
Be
x 4
ER
E N
er
458 Providence.
20, 30 bis 40 Piaſtern bezahlt. Don den hier ange,
zogenen Schweinen ſind welche in die Waͤlder gerathen,
und pflanzen fih dafelbfi fort; auch find diefe Thiere
durch Zufall, oder durch verunglückte Schiffe, auf eis
nige dee. noch. unbewohnten Enlande gefommen, und
allda verwildert, fo dag ſich ihr Fleiſch an Farbe ſo⸗
wohl, als an Geſchmack, von dem * der zahmen
unterſcheidet.
Auſſer dem zahmen und zahlreichen Hausgefluͤgel
von allen Arten, hat man verſchiedene Gattungen von
wildem Geflügel, welche zum Theil zur Nahrung dienen; a
wilde Gänfe und Enten, unter andern die bahamifche
Ente (Anas bahamenfis L.), die nordamerifanifche Blue
wing’d Tail und die whißling Duck, Der Booby (Pe-
lecanus Sula L.), wenn er von etwas befferm Geſchmack
waͤre, wuͤrde fich nicht fo zahlreich erhalten. Auf eis
nigen fleinern Eylanden wohnen fie in Schaaren zu
hunderten beyfammen, unb machen ihre Nefter aus
Sand und trocknen Seepflangen enge aneinander, h Shre
Eyer werden genoffen und von den Fifchen fleiffig aufe
geſucht, welches gar feine Mühe macht, denn diefe
Voͤgel find fo dumm, daß fie fih auf dem Neſte mit
Händen ‚greifen und ihrer Ener berauben lafien. Sie
legen das ganze Jahr durch, den Monat May allein
aus⸗
“
Providence. 459
—r — — — — —
ap .
ausgenommen; aber immer nur ein Ey, und fo oft
dieſes weggenommen wird, ein anderes. Ihre Gefells
ſchafter pflegen gemeiniglich die Noddy’s (Sterra ftolida
L.) zu ſeyn. Die prächtigen Flamingo (Phoenicopterus
uber L.) ſpazieren reihenweife und mit gravitätifchen
Schritten an den fandigen Ufern von Abaco und alte
derer weniger befuchten Eylande, Sie follen ein gu⸗
tes Gericht ſeyn; die Spanier aber tragen Bedenken
davon zu eſſen, und zwar aus dem. ehrfurchtövollen
Grunde, teil der fliegende Flamingo, mit feinen aus⸗
geſtreckten langen Kragen und Füffen, und den beyden
Flügeln, die Geſtalt eines in der Luft ſchwebenden
Crucifixes hat. Der oft erwähnte Umftand, daß der
Flamingo mit nach hinten zu gewendetem und verdrehe⸗
tem Halſe ſeine Nahrung nehme, iſt ungegruͤndet.
In den Waͤldern auf Providence halten ſich zwo
Arten wilder Tauben (Columba montana und leucoce-
phala 3) auf, denen aber beftändig nachgeſtellt wird.
Ihre liebfle Koſt iſt eine kleine etwas herbe Frucht,
die Taubenpflaume, Pidgeon-Plumb, genannt. Auſſer
dieſen kamen mir auch die Fringilla montana und Ardea
violacea L. vor. Der amerikaniſche Spottvogel / und
eine andere Art —— gruͤne a © ind C
’
460 | Provldence.
Mehrere und leichter zu erhaltende ——eS
liefern die Klaſſen der Amphibien, der Fiſche, der In⸗
feften, und der Gewuͤrme. Es ſcheinet, daß die Ein,
wohner diefer Eyländer fein lebendiges Thier unver
ſucht gelaffen baden. Der Scilöfröten, welche insge⸗
mein bie Stelle des frifchen Fleiſches erfegen muͤſſen,
babe ich bereits erwaͤhnet. Zunaͤchſt diefer find bie
Guana’s, eine groffe Art Eydechſen (Lacerta Iguana L.),
ein vorzuͤglicher Leckerbiſſen. Man findet fie von
1-2 3 Fuß lang, und bi zu 10 — m — 15
Pfund ſchwer. Ihre Farbe ift ein fehmusiges Braun;
die jüngern find gemeiniglich bläffer. Den gezaͤhnten
Kamm unter dem Halſe (gula pendula, antice dentata),
Habe ich an den hiefigen nicht bemerft; und es ſcheint
mir faft, daß die bahamifchen Guanas, bey genauerer
Mergleihung, eine Abart von denen ſeyen, Die im uͤbri⸗
gen Weftindien und in Gübamerifa vorkommen , mit
welchen fie übrigens einerley Lebensart und Eigene
{haften baten. Die größte Menge von ihnen findet
ſich dermalen noch) auf Andros Enland, umd einigen
andern Infeln; auf Providence find fie bereits felten
geworden. Die Neger geben ſich mit ihren Fang aby
und verkaufen fie für ı — 15 — 2 Dit, das Pfund.
Sie bedienen fich zu diefer Jagd eigends abgerichteter
Hunde, Die Guana kommt aus ihren Schlupfmwinfeln,
um
h Providence. 461
um auf Felſen und am Strande ſich an der Sonne zu
waͤrmen; wo ſie von den Hunden aufgeſucht werben,
Sie fluͤchten mit groſſer Geſchwindigkeit, und ſuchen
ſich in Felſenloͤcher, oder Hole Bäume, . Jam verbergen.
Der Hund verfolgt fie, und, ſtehet bellend ſo lange vor
ihrem Aufenthalte, bis fein Herr ihm nachkommt, und
Anftalt macht, fie entweder mit Gemalt bey dem
Schwanze herauszuziehen, ober. auszugraben. Man
ſagt, daß ſie unter dieſen Umſtaͤnden, ihre ganze ſonſt
ſchlapp über den Koͤrper haͤngende Haut aufblafen kon⸗
nen, um ſich in ihren Loͤchern deſto feſter zu halten,
und das Herausziehen zu verhindern. Gewiß iſt
es, daß wenn man eine Guana zornig macht, bie
Haut unter dem Hals ſtark anſchwelle. Sie Finnen
aber auch auſſerdem mit. ihren furzen, aber ſtarken
Fuͤſſen und Klauen, ſich uͤberall genugſam anklammern.
Wenn der Neger das Thier aus ſeinem Loche heraus
hat, fo druͤckt er ihm mit einem frummen hoͤlzernen
Stocke den mit, ‚vielen. ſcharfen und fpizen Zaͤhnen be⸗
wafneten Rachen an die Erde, und ſogleich nehet er
ihm mit einer ſtarken Nadel und Faden den Kochen gt
indem er ihm dieſelbe durch die Naſenloͤcher hinein, und
“N neben dem Unterkiefer wieder heransfticht, und dieſes
einigemal wiederholet,. dann bindet er — bie Vor⸗
der» und Hinterfuͤſſe ebenfalls ſehr fefle, Ihre Zähne
find
462 Providence.
ſind zwar nicht groß, aber ſehr ſcharf; wenn ſie, wie
es zuweilen geſchiehet, die Hand eines Menſchen er»
ſchnappen, fo halten fie fo feite, dag Haut und Fleiſch
mit einander losgehen. In diefem gebundenen Zuftande
leben fie viele Wochen lang ohne Nahrung. Sie hr
ben ein ſehr zähes Leben, wie mehrere Thiere diefer
Klaffe. Eine Guana, melde ich ausflopfen mollte,
gab noch Zeichen der Empfindung von fih, nachdem
ihr ſchon alle Eingeweide ausgenommen waren, und fie
fih völlig verblutet hatte, Sie Flettern auf die hoͤch⸗
fien Bäume, und nähren fich vorzüglich von Früchten;
befonders follen fie die Frucht des Sapadillı Bang
lieben; auch find fie fertige Schwimmer, Ihr Fleiſch
iſt nicht unfchmackhaft, und fehr weiß; es hat Aehn⸗
Jichfeit mit Fiſch⸗ und Hünerfleifch.
Der biefige Lobfler oder Hummer (Cancer Homa-
us L.) unterfcheidet fich vom nordamerikanifchen Lobſter
auf den erfien Anblick ſchon durch feine fehe langen,
dicken und rauhen Fuͤhlhoͤrner, welche er anftatt der
Scheren hat, und ferner noch durch feine Farbe. Er
wird beynahe eben fo groß, als jener, und hat ein
weiſſes, hartes, aber doch angenehmes Fleiſch. Sie
Halten ſich gerne auf fellichten Boden auf, und in dem
fehr Hasen Waſſer fan man fie in beträchtlicher Tiefe
berum
Providence. 463
*
mug
herum kriechen eben; ihr Gang iſt vormärtd. Cie
werden mit langen, am Ende mit einer eifernen Spige
bewaffneten Stöden unter dem Waffer geftoffen , und
fo gefangen. Bon einigen Einwohnern werden auch die
Land» Krabben , die blaue Krabbe (blue Crabbs), und
die fogenannten Soldaten (Soldiers), nebſt mehr andern
Krebsarten genoffen. Die Land» Krabbe (Cancer ruri-
cola L.) ſchien mir ein fehr wiberliches Gericht zu
feyn. Sie halten fich in tiefen Löchern auf, welche fie |
fih im Sande und in den Gebüfchen in der Nähe des
Strandes graben. Dft find ſolche einige Hundert Schritte
vom Waſſer ad. Am Tage halten fie fi) verborgen,
des Abends aber verlaffen fie ihre Hoͤlen und ſuchen
ihre Nabrung. | Ihr Körper iſt gemeiniglih 3
Zoll ins Gevierdte. Wie fie ihre tiefen Löcher graben,
it zu bewundern; ihre Scheren fiheinen nicht dazu
gebaut zu ſeyn. Wo fie ımter einen Garten, oder at
deres bepflanztes Land kommen, verurfachen fie groffen
Schaden, indem fie die Wurzeln der Gemächfe abna⸗
gen. Eine ihrer Scheren, bald die rechte, bald die
linfe, iſt immer gröffer, als die andere; und dieſe Hals
ten fie in "einer drohenden und vertheidigenden Stellung
vor fih bin; was fie damit packen, pflegen fie wiche
leicht los w laſſen; * ſelber tragen aber auch kein
Beden⸗
Bedenken, ihre
464 Providence.
Scheren fahren zu laſſen, wenn ſie
dabey feſt gehalten werden.
Die Soldaten (Soldiers, Cancer Diogenes L.),
find kleine fchlaufe Krebſe, welche in Teimmern von
Schneckenſchalen wohnen, und dieſe ihre Wohnung
uͤberall mit ſich herum ſchleppen. Wenn ſie ihre Woh⸗
nung uͤberwachſen, fo ſuchen fie ſich eine neue geraͤumi⸗
gere. Um deswillen halten fie fih in der Nähe des
Seeftrandes auf, obgleich fie uͤbrigens auf dem Trock⸗
nen, zwifchen Felsloͤchern und unter Steinhaufen, le
ben... Eine andere, von diefer ganz verfchiedene Art
fleiner Krebſe, wohnt ebenfalg in Schnedenhäufern,
aber hält fich im Waſſer auf. Don benden find bie
Hintertheile, oder Schwänze, mit feiner harten Schafe
bedeckt, fondern weich und biegfam, damit fie folche
befto bequemer in die Kruͤmmungen des Schneckenge⸗
häufes bringen, und diefes feft halten, und nach ſich
ziehen mögen. Die eine ihrer Scheren, welche groͤſ⸗
fee iſt, ald die andere, lieget vor der Oeffnung des
Gehaͤuſes zur Vertheidigung bereit.
. Die Fidlerd und Land » Turtles (Cancer vocans L.),
find andere ganz fleine Krabben, die fi) im Sande
an den Küften aufhalten. Ueberhaupt giebt es viele
| verſchie⸗
Providence. 54 5
verfchiedene Arten von Krebfen und Krabben: in ben
biefigen Gemäffern, wovon mehrere zur Speife ge
braucht werden.
F Auch einige Gattungen von Echinis (Sea-eggs)y .
verfchiedene Gattungen von gröfferen Schnecken (Conchs
und Welks, Strombus Gigas und Turbo margaritaceus
L.), werden von den weniger zärtlihen Einwohnern
genoffen; eine Art Kaͤfermuſcheln (Chiton fquamofus ?
L.), die überall auf den Felfen am Meere feft fizen,
fiechen die Fifcher und Neger aug ihren Schalen, und
efien fie roh wie Auſtern.
Die vorzüglichften Nahrungsmittel des gröffern
und armern Theils diefer Inſulaner find nun entweder
Fiſche oder Amphibien, ober Schaalthiere, und folglich
beynahe durchgehends von einer fchleimicht ⸗ zaͤhen Bes
ſchaffenheit. Nebenher genieſſen ſie viel eingeſalzenes
Fleiſch, welches ihnen von Europa und Amerika zuge⸗
fuͤhret wird. Die hieſigen Praktiker erklären auch bie
gewoͤhnlichſten Krankheiten, die ſich auf Verſtopfungen
der Eingeweide und Cacochymie gruͤnden, von dieſer
Nahrungsart der Einwohner. In verſchiedenen engli⸗
ſchen mediciniſchen Schriftſtellern, wird eine Arthritis
bahamenfis aufgefuͤhret; ich konnte aber während mei⸗
Schoͤpfs N. 11T. Gg nes
A
Er
TIER
Dr A SR
, Be
= R Providence.
ger Ve; * ———— — hat man
die Bemerkung gemacht, daß gallichte Krankheiten feit
7— 8 Jahren gewöhnlicher und befchwerlicher find,
als ehemals, ungeachtet man auf denfelben Fuß leder,
als vorhin, ausgenommen daß während des amerifanis
fchen Krieges die Zufuhr von friſchen Nahrungsmits
teln, von Schlachte und Federvieh nenlic-, entbehrer
twerden mußte.
In den bahamifchen Inſeln wird nach Stuͤcken
von Achten (Pieces of eight) gerechnet, welches eine
eingebildete Münze iſt, und act fogenannte Bits gilt.
Die Bits find theils eine alte fpanifche runde Muͤnz⸗
forte, theild auch nur Fleine Lichte unfoͤrmliche, mit
TE einem
CH) Die Erklärung darüber wußte mir wenigſtens nie⸗
mand auf dem Eylande zn geben. Sie ift aber in den Lond⸗
ner philoſ. Abhandl. von 1675 anzutreffen, welche eine
Rachricht von giftigen Fifchen giebt, welche in den babaz
miſchen Sewäffern fich befinden, und welche nach ihren Ges
nuß überaus heitige Schmerzen, befonders. in
dew Gelenken verurfachen, die einige Tage anhalten,
zulezt aber mit einem Jucken vergeben.
8 & Sterling. — und N 101 Bi |
Währung. Diefe fpaniichen ober merifanifchen Thaler
find die Perzi d’otto ber Spanier. Jene in den bahas
nifchen Inſeln gangbare Bits haben gemeiniglich nicht
den wahren Werth, wofür fie curfiren. Da ihrer
aber eine fehr groffe Menge unter den Einwohnern ver
breitet find, fo hat man bisher unterlaſſen, einen an⸗
dern Currentfuß einzufuͤhren weil jedermann viel da⸗
bey zu verlieren haͤtte. Man ſchaͤzet, daß gegen 2500
Pfund san Gewicht, von ſolchen doppelten, einfachen
und halben Bit» Städen, in diefen Inſeln im Ums
lauf find. |
Die gegenmärtigen Preiffe ver gewoͤhnlichſten, von
bier augzuführenden Waaren, waren folgende:
rc
Cascarill/ Rinde — 100 Pf. — 3&t. 9. 8. oder 10Ch. 6d. Sterl.
Canella alba die dio — u nn
Gummi Guaiacum — — 5 Pfund Stes.
Getrocknete Squille — — 3 Mund Sterl.
Bejahlt aber noch .z des Werths Ansfuhrzoll.
Ambra grifea. — Davon Foet die Unze, nach Beſchaſſenheit,
- einen halben oder ganzen fpanifchen Thaler. Eben fo
sieh wird aber auch Fo dafür betahlet; Eoflek alfo bie
93 Unze,
«
468 Providence.
me, dem der fie ansführet, — bis Bari N
Thaler. SER
Baumwolle, das eYfund, 2 Bits; oder 150 Bf. 5 Pfund Start. ar
Lignum Vitae, die Tonne, — - ungefähr 8 fpan. Thaler. ü
Brafiletto, dito — nr "25 ‚dito, "
Eampefchehols,, — — um
Mahagony, in Brettern, 100 Fuß — 8 dito.
die Bretter muͤſſen aber ungefähr -
einen Fuß breit, und 3 —4 Zoll
tie fon. — _
Mahagony und Madeira, in Klösen,
die Tonne, — — ———
Ananas, das Duzend, ı Stuͤck von Achten, 1 —
Limes, das Tauſend, mach der Jahrszeit, 172 —
Orangen, das Hundert, — 1 —
Schildkroͤten, das Pfund, ungefähr ı Bit, oder s Pence Sterl.
Schildfsötenfchalen — das Pd — 10512 Bite.
Eoffee, hiefiges Gewaͤchs, das Pfund, 2 Bit.
Eeder s Pfoten, das Stück, ı2 Fuß lang, r
und 3 Zoll ins Genierte. 3:4 Bits.
Die graue Ambra wird nur zufälig an den Ufern
und zmwifchen den Selfen gefunden. Ihren Urfprung
bat Here Schmediauer in den philof. Trangactioflen
mit groſſer Wahrfcheinlichkeit entwickelt , und gezeigt,
daß eg ein Auswurf einer oder der andern Art Wall«
fiſche
sn u ¶ Prooldenet 169.
fe fa "Eine Frau fand noch ganz Hs ein ſehr
a groſſes Stuͤck, welches die Wellen ihr in die Haͤnde
ſpielten, als fie am Ufer des Meers beſchaͤftiget war;
ſie kannte die Waare nicht, und weil es nach ihrer
Empfindung ſo garſtig ſtank, warf fie es weg. Es
war vor einigen Jahren ein Mann hier, der eine groſſe
Menge grauen Amber, aus Wachs, Salz und Pfeffer,
und andern Dingen, nachkuͤnſtelte; und einen Theil da⸗
von fuͤr etliche 100 Pfund Sterling verkaufte; der Be⸗
trug wurde aber noch zu rechter Zeit entdeckt.
An den Ufern ſiehet man zuweilen einzelne Stuͤcke
von wahrem Bimsſtein liegen. Vermuthlich kommen
ſolche von einigen der mit Vulkanen verſehenen weſtin⸗
diſchen Eylande.
Auf einer der mittaͤglichen bahamiſchen Inſeln
findet ſich an den felſichten Ufern ein groffer Vorrath
von erhärtetem Erdpeh. Man hat fich deſſen allhier,
währendes Krieges, verſchiedentlich bebienet, die Schiffe,
wie gewoͤhnlich, damit zu beſchlagen, und fand es
zu dieſem Endzwecke ſehr bequem; auch glaubte man be⸗
merkt zu haben, daß es die Schiffe reiner von Wuͤr⸗
mern bielte, als das gemeine Pech. Da man lezteres
aber jezo wieder wohlfeil genug aus Nordamerika er⸗
693 hält,
470 ge N 9.
er N N v FR
hält, fo wird nicht — an jenes gedacht. Aehnlis
des Erdpech kommt auch in —— weſtindiſchen Ey⸗ $
landen oft in meicherer Befchaffenheit, oder noch) sähe
und biegſam vor, und iſt unter dem Namen —“
“
Zar befannt,
Die Böden der Schiffe werden in den weſtindi⸗
fchen Gewaͤſſern bald unrein, indem allerley Muſcheln,
Schnecken, und anderes Gewuͤrme, ſich ſowohl aͤuſſer⸗
lich anſezen, und das geſchwindere Durchſchneiden des
Schiffskiels durch das Waſſer verhindern, als auch
verſchiedene Gattungen Wuͤrmer die Planken felber
durchbohren, und ſchadhaft machen. Ein Schiff, wel
ches 6 Monat im Hafen von Havanah gelegen hatte,
brachte eine Rinde von etlichen Zollen dick mit, aus
allerley Gewuͤrmen beſtehend, welches ſich um den
ganzen Boden deſſelben angeſezt hatte. Es waren
darunter kleine Auſtern, und die ſogenannte Mangrove⸗
Auſter; Lepades; Actiniae; Aſcidiae; Nereides &c.
Dieſes zu verhindern, bedienten ſich vormals die baha⸗
miſchen Buccaneers, einer beſondern Gattung von
Ameiſenhaufen, welche ſich in den hieſigen Waͤldern
antreffen laſſen; und vermiſchten die Aſche von 40 — 50,
oder mehr dieſer verbrannten Haufen, mit dem Pech
und Ther, womit der Schiffsboden aͤuſſerlich über
ſtrichen
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Brote 2 471
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Karen
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ſtrichen wurde Da man ve saeumärtg w unterläßt,
fo vermuthe ich, daß die Erfahrung der Erwartung in
der Beſchͤzung gegen den Wurm nicht entſprochen has
be. Diefe Ameifenhaufen find von koniſcher Geftalt,
und ziemlicher Gröffe; ih habe welche bis zu vier und
einen halben Fuß hoch, und über zwey Fuß im Durch»
meffer gefehen. Sie beftehen aug einer braunen leicht
zerbrechlichen erdigten, oder — Subfan;,
Die AR find weiß. !
Ein Verfüch, in einem eigends gemietheten Boote
die oͤſtlichen Eylande, und vorzuͤglich Rxuma zu beſu⸗
chen, wurde durch unguͤnſtige Winde vereitelt.
Ein andermal beſuchte ich Roſe-Island; wohin
wir vier Stunden, von Providence aus, unterweges
waren. Auf dem Wege dahin faͤhret man viele ſoge⸗
nannte Keys, oder einzelne trockne und unfruchtbare
Felſen, vorbey. Ihr pittoreskes Anſehen , und dag
tobende Geraͤuſch der unaufhoͤrlich gegen fie anprel—
lenden und hoch aufſpruͤzenden und ſchaͤumenden Wellen,
gewaͤhren ein praͤchtiges und ſeltenes Schauſpiel.
Dieſe Keys ſind beynahe alle mit ſteilen und ſcharfen
Felſenraͤndern umgeben, ſo daß man an den wenigſten
nur, und da nicht ohne Mühe und Gefahr, landen
69 4 koͤnn⸗
ef
ua 3 3 x
472 . Rofes Eyfand.
—
koͤnnte. Kurz vor dem Untergange ber Sonne kamen wir
vor Rofe» Eyland in einer engen felfichten Bucht an, wo
man eine ſteile Wand hinanzuflimmen hatte. Dieſes
Eyland iſt ſehr Hein. Ein Fifcher wohnte zwiſchen
| Seifen in einer Hütte von Walmelto, Blättern, und
macht: mit feiner Familie die ganze Befazung des Eylan⸗
des aus. Eine wahre Einfiedley im Dcean; er hat feine
andere Nachbarn, als hie und da zerſtreute, ſhwarze
traurig aus der See hervorragende Felskuppen. Das
Eyland ift ganz mit Geſtraͤuch überwachen, und bat
in der Mitte einen Brunnen von ſuͤſſem Waffer, ohne
welchen es unmsglich ſeyn würde hier zu wohnen. Bey
einbrechender Nacht vertraten Späne vom Torch⸗
wood (Amyris fylvatica L.), die Stelle der Lichter.
Es ift dieſes Torch» wood (Lichthol;) ein fchlanfer Baum,
befien Holz fehe Harzicht, fett und ſchwer iſt; feine
Hlätter find eyfoͤrmig, zugefpist, immer 3 und 3
beyfammen, und haben einen. fcharfen Pier
Geſchmack.
Die Frau und Kinder des Fiſchers waren beſchaͤf⸗
tiget, in einem groſſen eiſernen Keſſel die Fruͤchte eines
Baumes, die fie Majlick-tree (Ximenia inermis 1.)
nennen, zu fochen. Es waͤchſet diefee Baum auch haͤu⸗
fig auf den übrigen Inſeln zu einer groffen Stärfe.
Die
*
er
Rofes Eyfand. ' 473
Die —— — —— haben
die Geſtalt und Groͤſſe einer groſſen Olive, find aͤuſ⸗
ſerlich glatt und gelblichtgruͤn, und enthalten einen har,
ten glatten eyfoͤrmigen Kern. Ihr Geſchmack iſt ſchlei⸗
micht und etwas zaͤhe; der Genuß der rohen Fruͤchte
iſt weder angenehm, noch ſoll er der Geſundheit zur
teäglich feyn. Gekocht aber werden fie theild als
Speife genoffen , theils auch mit Zucker eingemacht.
Zu lezterer Abficht wurden fie von diefer Familie ge,
ſammlet, vorbereitet, und nach ber Stadt, das Quart
‚zu anderthalb Bit, verkauft. ® 8 Die Mühe des Saum»
lens zu erleichtern, wurden immer die ganzen Bäume
niebergehauen. Das Holz der Maftirbäume dient vors
züglich zu Palifaden und Pfählen, weil es auſſerordent⸗
lich) lang dauert; es ift fo bart und fchwer, daß man
es faft nur, fo lange es noch grün ift, bearbeiten fan. —
Sie
+ Bir fihliefen des Rache auf ber ⸗ auf einer
von Palmblaͤttern geflochtenen Decke. Die ganze Huͤtte
war mit Palmblaͤttern, Dach und Wände, gededr:;
und das von dem geringften Winde unter diefen dürs
sen Blättern erregte Geraͤuſch ahmt vollfommen das
Geräufh eines fallenden Regens nah, und fehrecket
Ungewöhnte mit der Furcht, naß zu werden, aus dem
Schlaf. Aber die Blätter werden auf eine fo Fünftliche
9.5 Art
474 Hofes Eyland. N
F Art in einander geflochten, daß, wenn es mit dem ges
börigen Zieiffe gefcheben, fie auch den flärkften Regen
abhalten. So baten fih die ärmern Einwohner diefer
Eylande ohne, Unfoften und mit geringer Mühe ihre
Wohnungen felbft, welche unter diefem warmen Hims
mel eben nicht fehr dichte zu feyn brauchen. Da fie
nicht aͤnglich für Wintervorrath zu forgen haben, its
dem Erbe und Meer dag ganze Fahr hindurch ein oder
andere Nahrungsmittel liefern, und das Klima wenige
- Kleibung erfobert, fo fofter es nicht viel, die nöthigften
Bedürfuiffe des Lebens zu befriedigen, und fie Ichen fo
einfach und mäffig, ald ber vornehmere Theil üppig
und praffend iſt. Ihre Armurh hindert fie nicht, herz
lich vergnügt zu feyn. Die fogenannten Pflanzer arbeis
ten vieleicht, alled zufammen gerechnet, nicht über
zwey, hoͤchſtens drey Monat, im Jahr. Sie hauen
etwas Holz, fangen Fifche, verfaufen was fie erzie⸗
fen — und vertrinfen ihren Erwerb, und vertanzen
ihre Zeit, denn auch dag heiffeſte Wetter hält fie nicht
vn dieſer Ergszlichfeit zuruͤck. Sie find freundlich,
höflich, und nach ihren Umftänden gaſtfrey — aber
von anſtrengender Arbeit wilfen fie nichts, und mögen das
von nichts wilfen. Wenn ed demnach wahr ift, daß je härs
ger und muͤhſamer die Lebensart eines Landes ift, deſto
geringer die Bevdlferungs » Zunahme fey , fo müffen der
ent⸗
Roſe ⸗Eyland. 4 75
entgegengefesten guͤnſtigen Umſtaͤnde wegen, die baha⸗
miſchen Eylande bald und ſtark an ren Du
nehmen.
Auch die hieſigen Neger nehmen Theil an der all
gemeinen Behaglichkeit. Sie find durchgehende von eis
nem beffern und Zufriedenheit athmenden Anblick; find
ſtark, gut gemäßer, und betragen ſich anftändig: Diele
von ihnen find Freye, und nähren fich ruhig und ges
maͤchlich von allerley Geweben, oder wenn fie Leibeie
gene find, bezahlen fie eine wöchentliche erträgliche Abe
gabe, und genieffen der Früchte ihrer übrigen Arbeit
ohne Störung. Einige von ihnen befiien Häufer und
Plantagen, und andern wird fogar das Kommando Fleis
ner Fahrzeuge anvertraut. Die Leibeigenen erfahren
bier nie die unmenjchlichen und graufanen Begegnuns
sen, die ihren unglüdlichern Brüdern auf den benachbars
ten Zuckerinfeln, oder in den Reißplantagen des feften
Landes, fo viele Seufzer abbringen.
Auf dem Ruͤckweg von Roſe⸗Island befahen wir
noch einige andere Eleine Eyländer, und fanden fie alle
aus der fihon mehrmals erwähnten Felsart beſtehen.
Hin und wieder lagen groffe und zertrümmerte Felſen⸗
platten, noch Schichten» und Blätterweife auf einans
der;
476 Hog + Aland. $
der; anderwärts aber in groffer Zerrütfung durch eins
ander. An mehr als einem Orte aber lieffen ſich
Korallen, Madreporen, und ähnliche Körper, in ber
Subſtaͤnz der Telfen wahrnehmen Auf Hog + Seland
fahen wir, als eine groffe Seltenheit , einige Stellen,
vom Umfange eines oder etlicher Morgen Landes, wel⸗
die ganz frey von Felfen waren, und gutes ſchwarzes
Erdreich enthielten. Obgleich ähnliche, aber Kleinere
folhe Flecke, fih noch bie und da finden Faffen, ſo
läßt ſich doch kein Gebrauch davon machen, weil
fie überall die miedrigfte Lage, und keinen Abflug
für. das Kegenwafler haben, noch haben koͤnnen,
welches fih darinnen fanımler. Auſſerdem würden fie
von unendlichen: Werthe ſeyn. Diefe Flecke auf Hog«
Eyland find noch uͤberdies megen der Land» Krabben
unbrauchbar , welche die Wurzein von allen, was man
Merfuchsweife dahin pflanzet, abfreſſen.
NEE ic
Salz wird auf.einigen der Eleinen Auffen« Eylanbe,
duch Abduͤnſtung des Meerwaſſers an der Sonne, in
flachen Gruben bereitet. Warum vdiefes nicht häufiger
gefchiehet, it eine. Frage. Der größte Theil von
Nordamerika verfieher fih mit Salz von Türks, und
andern kleinen weftindifchen Eyländern. Cine Sage
trägt fich herum, daß es niemalen auf jene zum Ans
fchiefe
Providence. 477:
%
*
ſchieſſen des Salzes vorgerichtete Gruben regne —
einige gehen in der wunderlichen Behauptung ſogar ſo
weit, daß fie vorgeben, eine Regenwolke theile ſich,
wenn fie über Salzgruben zu fiehen Fomme.
Die Winde dieſes Erdfiriches wehen vom März
bis zum September, meiſt beftändig aus Offen, und
werden dann von den nemlichen- lirfachen, wie ber
Handelswind (Trade wind), zwifchen den Wende
zirfeln, im allgemeinen beflimmt, nur daß die Nähe
des Eontinents Gelegenheit giebt, daß zuweilen ein
kurzer Weſtwind jenen unterbriöt. Es fallen denn
auch leichte Suͤdwinde mit abwechſelnden Windſtillen
ein, während welchen die flärkfite Dize empfunden wir.
Die Wintermonate hindurch wehen die Winde abwech
felnd von allen Gegenden. Die Regenzeit fallt im
May, Junius und Julius ein. Am Ende diefeg Aprilg,
md im May, liefien für langer Duͤrre alle Bäume
ihre Blätter mwelf und trocden hängen. Naͤchtliche
Thaue ereignen fich felten. Die bahamifchen Eylande
find nicht, wie oft behauptet wird, auffer dem Gebiete
der Drfane; erſt vor drey Sahren waren fie ber
Muth von einem ausgefest, ber an Schiffen und Ge«
bäuden vielen Schaden anrichtete. Der hoͤchſte beob-
achtete Standpunft des Thermometers if, nach den Be⸗
mer⸗
8 Providence.
merkungen eines Herrn Roſe, 93 — 96 Fahr. und der
niedtigſte 45. Im Durchſchnitt iſt das hieſige ein
wuͤnſchenswerthes Klima; man hat nur etwa 2 — 3
heifie Donate, und für das übrige Jahr einen immer,
mwährenden Srühling, mit heiterer und gemäffigter Luft.
Viele Kranke und Schwädliche nehmen daher mit gu⸗
tem Erfolg ihre Zuflucht hieher. |
Aligators halten ſich im groffer Menge zwiſchen
tiefen Enlanden auf; an Gröffe follen fie aber denen
am Continent nachſtehen.
Verſchiedene andere, um Theil von Catesby ge
mahlte Eyderen, find überall häufig anzutreffen. Die
ſchoͤnſte darımter ift die mit dem himmelblauen Schwan⸗
ge. (Lacerta ſtriata L.) Sie find äufferft behend und
ſchwer zu erhaſchen; ihr Schwanz iſt zerbrechlih wie
Glas: wern man auch ſchnell genug ift, fie dabey zu
ergreifen, fo behält man ihm allein in der Hand. —
Eine andere kleine Eydere war auf einem Cactus fizend
gen, murde, nachdem fie gefangen umd in eine Schach⸗
tel gethan mar, braun, und nach ihren Tod wieder
grün. — Wieder eine andere, mit einem am Halſe lang
und flach Herabhängenden und ſchoͤn fpiegelnden Kopfe,
mar erſt braun, und wurde, indem lie farb, weißlicht
und
Providence. | 479
r m Te Ser [
und nachher grau. — Auf Rofe» Eyland hält ſich eine
Eydexe, von etwa 6 Zoll Länge, auf; die Einwohner
nennen fie Buans » Kizzard; fie. if von einer grau⸗
bräunlichten Farbe, hält fih am Tage am Strande
des Meeres auf, gehet aber nicht ins Waffer, den
Schwanz tragen fie, wenn fie laufen, in die Höhe
gerichtet.
An ſeichten und felnchten Stellen der Ufer finden
ſich ſchwarze und weiſſe Seei— sel (E chinus), verfchiedene 1
Seefterne (Afterias) ; Sprüjlinge (Terhys) ; und weyer⸗
ley Arten von Fluͤgelwuͤrmern (Clio), die eine mit
ſchwarzen Tigerflecken, die andere ohne Flecken; beyde
laſſen, wenn man nach ihnen greift, einen dunfeln
purpurrothen Saft fahren. Unter den mancherley Dual
Ien (Medufa) kam auch eine grüne, und verfchiebene
tofenfarbichte vor.
s Es waren hier leider weder Gläfer,, ncch andere
ſchickliche Gefälle aufzutreiben, um ſolche Kreaturen
zu genauerer Unterſuchung aufzubewahren; eben ſo we⸗
nig, als man damals in Providence Papier, um Pilan-
zen einzulegen, haben Fonnte.
*
Unter den Inſekten ſind die Chiggers (Pulex pe-
netrans L.), feine geringe Plage der hieſigen Einwoh ·
ner.
—
480 Providence.
ner. Sie ſind nicht auf die bahamiſchen Inſeln einge» 9
ſchraͤnkt, ſondern über alle weſtindiſchen Eylande, und
auch die waͤrmern Gegenden von Nordamerika, bis
Karolina, und ſelbſt Virginien, verbreitet. Dieſes ber
ſchwerliche Thierchen haͤlt ſich im Sande, und auf den
Fuͤhßboͤden der Wohnungen auf. Es iſt ſchwer, ſein
Eindringen in die Haut zu vermeiden. Am gewoͤhnlich ·
ſten ſezet es ſich an die Fußſohlen, und andere Theile
der untern Gliedmaſſen, es verſchonet aber auch ch
dere Theile des Körpers nicht. Des anfänglichen Eine
gangs wird man faum gewahr, nach kurzer Zeit ver-
raͤth fich aber der befchmwerliche Gaft durch ein hoͤchſt
unangenehme Suchen, und an der Stelle, wo ber
Chigger lieget, entſtehet eine kleine mit der Haut: gleich
färbige, anfangs kaum bemerfbare Erhabenheit, in des
ren Mitte ein kleines braunes Pünktchen ven Siz des
Thiers bezeichnet. Hat er ſich einmal ganz unter die
Haut eingegraben, fo fängt er alsbald an, feine Eyer
zu legen, welche in einem befondern weiſſen Balg eins
gefchloffen find; mit, der Hälfte des Hinterleibes trift
man dann den Chigger in dieſem Eyerſacke an, und
nur mit dem Kopfe, Ruͤſſel und einigen Vorderfuͤſſen
aus dem Sacke hervorragend, aber boch ganz von der
Haut bedecket. Ein ſolcher Eyerſack kan theils durch
die Menge der darinn nach und nad) gelegten Ever,
theils
Providenee. 481
a ne
theild durch das Wahsthum der in den Eyern enthal-
tenen Brut, bie zue Gröffe einer Erbfe anfchmwellen,
und heftigen Schmerz ertegen. Wird num durch
Sorglofigkeit, Faulheit, und Mangel an Pflege feiner
ſelbſt, diefer Eyerſack nicht in Zeiten herausgeſchaft,
ſo zeitigen die jungen Chiggers, kriechen aus, freſſen |
ſich unter dee Haut weiter fort, fegen neue Neſter an,
— und durchwuͤhlln den ganzen Fuß. In einem ſo heiſſen
Klima ; und in Körpern von unreinen Saͤften, wird
dadurch vielfältig Gelegenheit zu boͤſen Geſchwuͤren, zu
heftigen Entzündungen, und nicht felten zum Brand
gegeben , fo daß das Abnehmen des Gliedes zumeilen
nothwendig wurde, Man hat fein bewaͤhrtes Mittel
fih) gegen die Chiggers zu bewahren; Leute, welche viel
baarfuß geben, geben ihnen zwar mehr Blöffe, aber eg
fügen auch weder Strümpfe noch Schuhe. Einige
Perfonen find gang frey von biefer Plage, weil viel
leicht die Chiggers auch nach ihrem Geſchmack wählen.
SE man einmal mit ihnen geplaget, oder hat man es
nur zu beforgen, fo muß man täglich die Fußſohlen,
wohin fie fich am erſten und liebſten fegen, befichtigen
laſſen. Die Negerinnen haben hierin eine eigene Fer⸗
tigkeit ; mit einer Nadel, oder einem ſcharf geſpizten Meffer,
graben fie das Inſekt entweder, oder wenn es fihon
einen Sack gebildet hat, auch viefen, forgfältig heraus.
Schoͤpfs R. 1. Th. Hh Man
nt — — — — —— — —
a8: Providence.
Man muß Sorge tragen, den ganzen Sad, und zwar ſo
viel moͤglich unzerbrochen, heraus zu ſchaͤlen; denn zuruͤck⸗
bleibende Eyer unterhalten Schmerz und Entzündung,
und man bat auch zu beforgen, daß die etwa ſchon
reifen Eyer vollends möchten ausgebrütet werden. Ges
meiniglich flreuet man ein wenig Schnupftoback in die.
leere Wunde. Ein Europäer hatte fich einft vorgenoms
men, dieſe abendländifche Plage als ein®Seltenheit in
feinen Züffen lebendig mit nach feinem Vaterlande hine
über zu bringen; aber der immermährende Schmerz
auf der Reife nöthigte den wunderlichen Sammler, fich
feiner Seltenheiten zu entladen. Auf meiner Rück
reife, nachdem wir fehon eine Woche zur See waren,
bemerkte ich eine Fleine harte Geſchwulſt zwifchen dem
Zeige und Mittelfinger der rechten Hand, ohne im
geringften zu vermuthen, daß ein Chigger fich bier eine
geniftelt Haben koͤnnte; das befländige Jucken und die
beträchtliche zunehmende Gefchwulfi eriveckten diefe Bes
forgniß erft viele Tage fpäter , und bey vorgenommener
Unterfuchung wurde auch wirklich ein Chiggerneft mit
dem darinn fisenden Floh, und wenigſtens 70 — 80
Eyern, berausgeholet.
Centepees und Ground⸗Spiders, vor denen man
ſich ebenfalls fuͤrchtet, bekam ich nicht zu Geſicht.
Eine
Providence. 483
Eine andere hiefige Plage find die Fleinen Ameifen,
welche Millionentveife alles anfüllen, wo Eßwaaren,
Zucker, und dergleichen, verwahrt wird. Im Gebifche
endlich find die groffe Menge von allerlen Mücken
und Sandfliegen beſchwerlich, * darinnen umher
ſchwaͤrmen.
Ser größte Theil hiefiger Gemwächfe, find immer
daurende und immer grüne. Wenn daher auch biefe
Gruppe von Eplanden an eigentlich urbarem und
leicht zu ‚bearbeitendem Boden Mangel hat, fo gewaͤh⸗
ren fie nichts deſtoweniger einen angenehmen und froͤh⸗
lichen Wohnplaz. Die Hayne, mit vielerley Pfaden
und Wegen durchſchnitten, bilden einen ſchoͤnen immer⸗
gruͤnen Garten, in welchem Bluͤthe und Fruͤchte un⸗
aufhoͤrlich abwechſeln. Die meiſten einheimiſchen Pflan⸗
zen bluͤhen zweymal im Jahr; vorzuͤglich waͤhrender und
nach vorhergegangener Regenzeit, im Junius und Ju⸗
lius, und in den gemaͤſſigtern Herbfimonaten. Die
Monate April und May, die Zeit meines Aufenthalts,
find. unfruchtbare und duͤrre Monate, in welchen bie
biefige Flora ihre Schönheiten und Seltenbeiten am
ſparſamſten zeiget.
Straͤuche und Bäume finden ſich hier in weit über»
legenem Berhältuiß zu den weichern und jährlichen ver
— ..»b2 gäng-
434 Providenee
gänglichen Pflanzen, von welchen nur gar wenige vor⸗
fommen. Dabey find die Blätter der meiſten hiefigen
Bäume und Geſtraͤuche von einem feftern und perga«
mentartigen Bellandwefen, und ihe Holz dicht und
ſchwer. Obgleich Gewächfe von: diefer Beſchaffenheit
eine ſtarke Hize beffer zu ertragen gefchickt find, ſo
waren doch dermalen, nach lange anhaltender Trockniß,
die mit lorbeeraͤhnlichem feſtern ſowohl, als die mit
ſchwaͤcherem Laube bekleideten Geſtraͤuche, meiſtens er⸗
ſchlaffet und haͤngend, wenn ſie nicht dann und wann ein
naͤchtlicher Thau anfriſchte, und mit eralheuneh Nah⸗
* fuͤllte.
Unter den theils urſpruͤnglich einheimiſchen, theils
hieher verpflanzten Baumarten, ſind folgende noch,
auſſer den ſchon vorhin erwaͤhnten, als merkwuͤrdige
und gemeinnůzliche hier anzumerken.
Der Papaw, oder Melonenbaum; Carica Papaya L.
(Trew. Ehret. Tab, VII.) wird in Gärten "und um die
Plantagen, feiner Früchte wegen, angezogen, melde,
ehe fie ganz reif find, gefocht, ein nicht unangeneh⸗
mes Gericht geben. Man glaubt hier, dag wenn fie
mit hartem sähem Fleifche sugefegt werben, biefed das
dusch weicher und verdaulicher werde. Die Fleinen
Saas
Provldence. 4898
Saamen haben einen feharfen gewürzhaften Geſchmack.
Die Bäume werden nicht ſehr hoch, find fparfam bes
laubt, und haben weiches fhmammichtes Holz.
‚Die Guava, Pfidium pyriferum L. (Guiava Trew.
ehret. 1.43.) und Pfidium pomiferum L. find ebenfalls
hieher verpflanzt; auf Hifpaniola find fie einheimifch.
Aus den Früchten werden Confituren gemacht, fo wie
von der Mammee, Mammea americana L. * {
Der Avogado⸗Baum, Laurus Perfea L. — Das
von flehen auf einer verlaffenen Plantage, hinter der
Stadt, einige groffe und anfehnlihe Bäume Die
birnföemigen Früchte, welche im September reifen, find
vom vortreflichften Geſchmack.
Der Piſang⸗ oder Banınas - Baum ; Mufa paradi-
fiaca L. ift häufig in allen Gärten anzutreffen.
Der gemeine Feigenbaum, Ficus Carica L., trägt
dreymal im Sahre reichlich und gute Früchte, und vers
diente häufiger gezogen zu werden; denn bie Fruͤchte
des einheimiſchen Feigenbaums, Ficus benghalenfis L
ſind ch, trocken und ungenießbar. Der Granatbaum
bringt gleichfalls wohlſchmeckende Früchte — Als bier
253 ber
436 Provldence.
—
her verpflanzte Fremdlinge finden ſich auch) der Pater
nofterdaum Melia Azedarach L., der Seifenbaum Sa-
pindus Saponäria L., Nerium Oleander ‘und Magnolia
2
grandillora L. Ferner der Silk -Cotton -tree (Bombax
„pentandrum L.), deſſen Kapfeln eine fehr feine licht
braune Wolle enthalten. Der Baum wird anfehnlich,
groß und ſtark; die Aeſte degjenigen, welchen ich bier
fahe, und der vielleicht der einzige auf dem Eylande
ift, überfchatteten einen Umfreis von wenigſtens hun⸗
dert Schritten. Die Hura crepitans L. (Trew. ehret.
1t.35.), vom Gebrauch ihrer Saamenfapfeln Sand-
box genannt. Die reifen und trocknenden Kapfeln zer⸗
ſpringen mit einem lauten Knall; die unreifen werden
ausgebohret und zu Streuſandbuͤchſen gebraucht, wozu
ihre ſternfoͤrmigen Oefnungen ſie ſehr geſchickt machen.
Die den Mandeln an Geſtalt und Geſchmack faſt gleich
kommenden Saamen find draſtiſch. Der ſchoͤſe Wuchs
des Baums macht ihn zur Anlegung ſchattichter Alleen
* geſchickt und beliebt, und der Stamm liefert vortrefliche
Bretter. Aeſchynomene grandiflora L. Chiken-peas,
ein ſehr ſchnell und bosch) wachfender Baum, empfichlt
fih wegen feiner groſſen vortrefiihen Blumen, und die
Saamen find ein angenehmes Futter für Federvieh.
Die Cashew oder Acajou, Anacardium occidenta-
le L. ift auf verſchiedenen Plantagen anzutreffen. Die
Cocos
Providenee. 487
Cocos· und Dattelpalme, ſind beyde hieher verpflanzt;
beyde, fommen gut fort, und tragen viele Fruͤchte.
Die biefigen Datteln find aber doch nur flein , und
von berben Geſchmack.
Bon den n einheimiſchen Palmen unterſcheiden die
Einwohner vier verſchiedene Arten, und bezeichnen ſie,
nach dem Gebrauch, welchen ſie davon machen, eh
folgende Namen:
Great - Thatch - und
Brittle. Thatch -Palmetto — deren Blätter zum Bes
decken der Hütten angewendet werden.
Silver- Thatch; — wegen der unten mit filberfarbes
nen Wolle befleideten Blätter. Die jüngern
Blätter dienen vorzüglich zur Verfertigung von
groben Stricken und Tauwerken für bie hiefigen
Tifcher. Die Spize des Baumes wird segeifen,
eben fo als die des
Cabbage tree’s, oder der gemeinen Kohlpalme. Den
weichen Strunk dieſer Palme freſſen die Schweine.
J
Ich habe von den erſtern weder Bluͤthe noch
Fruͤchte geſehen. Vielleicht ſind es noch unbeſtimmte
Arten. Sämmtlih wachſen fie gerne an den Ufern,
und machen bie und da Fleine angenehme Waldungen;
264 doch
*
483 Providence.
mn
doch gelangen die. biefigen Palmen zu feiner groffen
Höhe; man findet fie mwenigftens nicht häufig über
12 — 15 Fuß hoch.
Zu den einheimiſchen genießbaren Fruͤchten gehoͤ⸗
ren: die verſchiedenen Arten des Flaſchenbaumes, An-
nona glabra, paluftris, triloba und muricata L.; bie
Jamaica oder Wild Cherries , Malpighia elabra und
urens, welche angenehme fäugrliche, einer Kirſche nicht
unaͤhnliche Beere liefern. Die Sapadille, Achras Sa-
pota L. eine Fleine runde mildichte Frucht, welche,
wenn fie recht überreif ift, von einigen für eine beſon⸗
dere Delifateffe gehalten, und zu Torten verwandt
wird. Die Cocopflaumen, Chryfobalanus Icaco L. —
Die Saffrong; Früchfe eines Strauchs, mit enförmis
gen unten braunmollichten Blättern; fie gleichen an Ger
ftalt den Kornelkirſchen, haben einen länglichten harten
Kern, find purpurfarbicht oder blau, und von füßfchleis
michtem Geſchmack.
Die Pidgeon Plumbs (Cerafus latiore folio, fructu
racemoſo purpureo majore. Catesb. T. 2. tab. 94.), dies
nen den wilden Tauben, und die gelblichten trocknen
Srüchte deg Hog-plumtrees (Spondias Mombin L.)d den
Schweinen zur Nahrung. M
Die
Provldence. 489
— N — — —
Die giftige Manci elle, Hippomane Mancinella L.
kommt auf Andros Eyland vor. Der Manglebaum,
Rhizophora Mangle L. ſtehet überall an den Ufern.
In den Gebuͤſchen und Waͤldern finden ſich end⸗
lich eine groſſe Verſchiedenheit herrlicher Pflanzen, von
welchen aber in gegenwaͤrtiger Jahrszeit nur wenige
bluͤheten. Einige davon. find den bahamiſchen Eylan⸗
den ausfchlieffend eigen, andere haben fie mit den übris
gen weſtindiſchen Eylanden und ben wärmern Regionen
des feften Landes gemein. Ohne die ſchon in meiner
vorhergehenden Erzählung ermähnten Pflanzen alle zu
wiederholen, und ohne ein vollffändiges Verzeichniß der
Pflanzen auf Providence liefern zu wollen, (welches
weder die Kuͤrze meines Aufenthalts noch andere Be—
ſchraͤnkungen erlauben,) begnüge ich mich nur einige ber
gemeinern im April und May blühenden Piianzen an»
zuzeigen:
Boerhaavia ſcandens.
Juſticia ſpinoſa.
Verbena lappulacea, cugalfavica und nodiflora. |
Salvia ferotina. Der Aufguß wird bey Fiebern ges
braucht.
Proferpinaca paluftris.
*
Commelina communis.
DE xyl
490 i —
Kyllingia monocephala.
Paſpalum diſtichum. — ia
Br
Agroſtis indica. J
— — tenaciſſima Jacq. ic. tab. 16. colledt. 1.Pp. 85.
Catesbxa fpinofa.
Petefia ftipularis.
-Ciffus ficyoides.
— — trifoliata. (Faſt glatt, und ohne beträchtliche
Flügel an dem Stängel. Minirraupen in den
Blättern.)
Fagara Pterota.
®
Rivina humilis und levis.
Ilex cuneata.
Heliotropium parviflorum, curaflavicum und gna-
phalodes.
Tournefortia volubilis. |
Convolvuli fpec. (Salve - leaf.)ı
Ipomeea triloba. u, a.
Conocarpus ere&ta (Button. —— und racemoſa.
Pſychotria aſiatica.
Chiococca racemoſa.
Scævola Lobelia,
Erithalis fruticoſa.
Phyfalis curaſſavico.
Solanum verbaſcifollum, racemofum, bahamenfe.
Cordia
| Providence. 401
Cordia Sebeftena.
Ehretia tinifolia u
Ceftrum Ba:
Chryfoplıyllum Cafhito,
Hedera quinquefolia. or
Be eria.
Illecebrum vermiculatum.
Vinca lutea.
Piumeria rubra.
Echites umbellata, biflora und andere.
».... Arbor jasmini folio, floribus albis, fru&tu
ovali, feminibus parvis nigris mucilagine in-
volutis. Catesb. 1. t. 59. Seligm. Voͤg. 3-
t. 18. (Seven years Appel.)
Afclepias euraflavica und andere.
Turnera ulmifolia.
Xylophylia latifolia.
Tillandfia polyftachya, lingulata und andere.
Tradefcantia virginica.
Pancratium caribeum ?
Orontium aquaticum,
Achras falicifolia,
Burfera gummifera, Terebinthus major &e, Ca-
tesb. 1. t. 30.
Amyris filvatica (Torch - oder Light-wood.) — toxi-
fera
49% Providence.
7 . n — > —— — 3 8 *
fera (Poyfon. wood.) Gns I. * 40. —
Voͤg. 2. t. 80.
Amyris Elemifera, und bijuga.
Ximenia inermis. (Maftick-- tee.) Ryzt
Coccoloba Uvifera, BER Fre
Paullinia Seriana.
Cafiytha ſiliformis.
Caſſia emarginata, obtufifolia, aceidentalis, biflora,
(Pocke-root.) DIR : — Fuͤhrt
ab.) u. a.
Poinciana pulcherrima.
Guilandina Benducella (Nickers.)
Melaftoma discolor.
⸗
Banifteria angulofa.
Suriana maritima,
Euphorbia hyffopifofia? heterophy!!a ımd andere,
Cactus Tuna.
Eugenia Pfeudopfidium.
Seſuvium Portulacaftrum.
Argemone mexicana.
Corchorus hirſutus.
Bignonia pentaphylla, und cerules.
Lantana Camara und involucrata.
Capraria biflora.
Stemodia maritima.
Duran-
Providence. 493
-Duranta Ellifia, >.
Cleome pentaphylla..
Sida erifpa u. a.
Hibifcus tiliaceus.
Abrus precatorius.
Erythrina Corallodendron. Trew. t.&
Cytifus Cajan.
Hedyfarum canefcens.
Indigofera argentea.
Dolichos verſchiedene Arten.
Bidens nivea. yi
Ageratum conyzoides,'
Amellus. mbellatus ?
Buphthalmum frütefcens.
Serapias und Limodorum; verſchiedene Arten:
Pafliflora cuprea, rubra, Vefpertilio u, a.
‚Helieteres jamaicenfis Jacg.
Arum fagittefolium,
Parthenium Hyfterophorus.,
. Kauettarda fpeciofa.
Croton 'Cafcarilla, glabellum, argenteumn
Smilax verſchiedene Arten.
Juniperus bermudiana,
Andropogon repens. Gramen daftylon america-
num eruciatum, barbadenſibus noftraüibus-Dutch-
gras
494 Providence.
graſs — Pluck. phyt. tab. or ig, * a
tab. 245. fig. 1.
Clufia rofea, flava.
Gouana domingenfis.
Mimofa eircinalis Cat. 2. t.97. pernambucana, Un-
guis cati, farnefiana, arborea, glauca u.a
Pifonia aculeata.
Acroftichum aureum, polypodioides.
Afplenium rhizophyllum, marinum,
Polypodium phyllitidis, pubefcens.
Adiantum clavatum.
Zamia pumila. Trew. t.26.
Bon der fämtlichen Anzahl der bewohnten, bewohn⸗
baren und unbewohnbaren bahamifchen Inſeln, bat
man noch eben fo wenig genaue und zureichende Kennts
niffe, als von ihrer Lage, Umfange, Ausdehnung und
andern twiffensmwerthen Merkwürdigkeiten. Mit: Inbe⸗
griff aller Keys, groffer und kleiner Inſeln, wird ihre
Zahl auf einige hunderte gefchäzef. Auch mangelt es
noch an einer richtigen und zuverläffigen Karte diefer
Inſeln; denn die vom SKapitain Romans entworfene
fol fich mehr auf die ihm von andern Perfonen er»
theilten Berichte, als auf feine eigene Weberficht grüne
den. Es mangelt daber noch an einem fichern und bes
ftimme
Providence. | 495
nn
flimmten Leitfaden für Seefahrende durch das Laby⸗
rinth von Eylanden, und die Piloten, deren ſich groſſe
und kleine Fahrzeuge bedienen muͤſſen, koͤnnen ſich blos
auf ihre eigene, aber leider! oft unzulaͤngliche, durch
Erfahrung erworbene, und ihrem Gedaͤchtniß anver⸗
traute Kenntniſſe der fahrbaren Kanaͤle verlaſſen.
Providence ⸗ Eyland ſelbſt iſt noch nicht ganz genau
und durchaus bekannt; man ſchaͤtet deſſen Laͤnge auf
25 — 30, und die Breite auf6—9 Meilen. Die
übrigen beträchtlichern, und zum Theil, oder meift
fhon, mit mehr oder menigern Einwohnern befesten
Eylande find:
Harbour» Island, Abbaco, Long- Island, Cate
Island, Lucaya, Androß, Eleuthera, Mayayıanay
Eruma, Nnagua, Great»-Bahama x. Die meiſten,
wenigſtens fehr viele, find fchmal und lang, und hal
ten nach ihrer Länge eine Richtung von Nordweſt nad)
Sid und Suͤdoſt. Provibence liegt mehr Oſt und. Weſt.
Cat⸗Island, eineg der Eleinern, ift merkwürdig,
weil diefes das erfle wefilihe Land war, welches
Chriftoph Colon im Jahr 1493 auf feiner Entdeckungs⸗
veife betrat; er gab ihm den Namen St, Salvadore.
" Androße
496 Providence.
Androß⸗Island iſt, der Sage mach, eines der
ſchaͤzbarſten bahamifchen Eylande; es fol viel ſchoͤnes
und gutes Land, Mmeitläuftige Savannen, vortreflichen
und nuzbaren Holzvorrath, viel friſches Waſſer, und
viele zur bequemern Anfahrt gut gelegene, und zum
Theil ſich weit ins Land erſtreckende Buchten und
Bahyen haben.
Die bahamiſchen Inſe In wurden im Jahr 1607.
zum zweytenmal vom Kapitain William Sayle entbeckt,
und im Namen Englands in Beliz genonmen, Saͤmt⸗
liche Eylande wurden von dieſer Krone an die damali⸗
gen Beſijer von Karolina, die Lords Albemarle, Cra⸗
ven, Carteret ꝛc. verſchenket, welche ihr Recht erſt zu
Anfang dieſes Jahrhunderts wieder an die Krone abs
traten, nachdem fie aus Erfahrung gefunden hatten, daß
biefe Eylande, welche von uneuhigen, wiberfpenfligen, und. _
meift vom Seeraub lebenden Einwohnern beſezt waren,
unter ihnen mehr und mehr in Verfall geriethen. Das
ganze vorige Jahrhundert hindurch waren dieſe Inſeln,
befonders aber Providence, ein Aufenthalt von Mens
fchen (*), die ohne Gelee lebten, und in ben weſtindi⸗
ſchen
— — — — — — —
(*) Hiftoire des Pirates Anglois depuis leur établiſ-
fenıent dans l’isle de 1a Providence jusqu’a prefent,
avec
Providenee. 497
ſchen Gewaͤſſern, und an den Kuͤſten der benachbatten
ſpaniſchen Inſeln, Raͤuberey trieben, welches ſie Buc⸗
caniren nannten. Den ihnen, von obenerwaͤhnten Ei⸗
genthuͤmern, zugeſandten Gouderneuren verſagten fie je⸗
desmal allen Gehorſam, und noͤthigten ſie zuweilen
wieder abzuziehen. Im Succeſſionskriege zu Anfang die⸗
ſes Jahrhunderts, uͤberfielen die Spanier dieſe fein,
serftörten und plünderten alle, und führten den größs
ten Theil der Einwohner gefangen hinweg; der übrige
Theil verbarg fich in Wäldern, oder zerfireute fich ſonſt.
Bald nach diefem Ueberfalle begaben fich die Eigenthuͤ⸗
mer ihres Nechts auf diefe Inſeln, welche fie weder in
Flor bringen, und in Ordnung halten, noch gegen
feindliche Anfälle vertheidigen Eonnten. Im Jahr 1717,
inter Georg dem J., wurde Woodes Mogerg, als der erfte
fönigliche Gouverneur, mit einer hinlänglichen Befasung
nach Providence gefchieft. An ihn ergaben fich die noch
da vorgefundenen Buccaneers, zum Theil freywillig; die
zerfireuten Einwohner fammleten fich mieder; neue Ans
— —* fanden ſich ein — und ſeit der Zeit begann
Ord⸗
a ni
avec la vie & les avantures des deux femmes Pirates
Marie Read & Anne Bonny; traduit de Panglois du
Capitdine Charles Johmſon. Utrecht 1725 8.
“
Schoͤpfs R. I. Th. Ji
498 Providence.
Ordnung und Ruhe auf dieſen Inſeln, und die ehemas
ligen Seeräuber wurden nachher angefehene Einwohner,
und verzehrten ihren Erwerb in Friede. — Gegenwärs
tig wird die Regierung. diefer Infeln im Namen des
Königs durch einen Gouverneur verwaltet; bie Eins
wohner ſaͤmtlicher Inſeln aber erwählen unter fich eine
Aſſembly welche dermalen aus 21 Mitgliedern beſtehet,
und bey ihren jaͤhrlichen Zuſammenkuͤnften die Anges
legenheiten und Nechte der meitzerfireuten Landleute in
Erwaͤgung nehmen.
Providence, und mit ihm ſaͤmtliche Bahama ⸗Ey⸗
lande, wurden im lezten Kriege von den Spaniern, in
Vereinigung mit den Amerikanern, erobert. Eine fuͤrch⸗
terliche groſſe Flotte ward gegen dieſes kleine und da-
mals wehrloſe Eyland gebracht. Die Erobering davon,
war daher eben fo wenig glorreich, als das Betragen
der Spanier, mährend ihres Beſizthums davon, edel
und großmuͤthig. Die Wiedereroberung. für England
gefchahe im Srühlinge 1783. Der fpanifche Gouverneur
Don Caracca, mit einer - Befazung von beynahe 5300
Mann, ließ ſich durch ein Fleines und ſchlecht bewaff⸗
netes Korps von go Frepmwilligen und 3 Indianern,
welche der unternehmende Major Devaux, theils in
Florida, theils auf einigen, der Inſeln, muͤhſam zu⸗
ſam⸗
Meer zwifchen Amerika und Europa. 499
ſammenbrachte, durch neberreſchung zur Uebergabe
ſchrecken. —
Um nach Europa zuruͤckzukehren, bediente ich mich
‘der erften fich barbietenden Gelegenheit, und begab mich
an Bord des Schiffes Hero, welches vom Kapitain
Bryan, einem Bermudianer, geführt wurde. Es mar
ein kleines, leicht gebauteg, aber fehnellfegelndes Schi,
und gieng mit feiner Ladung tief im Waſſer; die La⸗
dung beflund aus Mahagony, Brafiletto, Lignum Vitae,
einige saufend Stück Ananas und lebendigen Schild»
fröten. Leztere, die zuſammen an 2400 Pfund Gewicht
hatten, waren in 64 groſſe Oxhofte vertheilet. Dieſe
groſſen Faͤſſer, welche auſſer dem Gewichte der Schild»
kroͤten noch mit Seewaſſer angefuͤllt waren, nahmen
das ganze Verdeck ein, und beſchwerten es auſſer⸗
ordentlich, zumal da noch eine Menge andere Geräths
fchaften, Anfer, Srennholt , unfer zur Reife beſtimm⸗
tes Trinkwaſſer u. dgl. das im vollgeladenen Raume
nicht mehr Plaz hatte, oben zu liegen kam. Das kleine
Schiff trug demnach gegen 30 Tonnen Gewicht auf dem
Verdeck, und war daher, nad der Seeſprache top-
heavy, ioder übermichtig, (im Verhältnig oben ſchwerer
als umten,) welches unvorfichtige Laden und beynabe
den Ametgang zugezogen "hätte,
Ji 2 Wir
106 Meer zwiſchen Amerlka und Europa.
Wir verlieſſen am ten Junius 1784 den Hafen
von Providence, hatten die erſten ſieben Tage guͤnſti⸗
gen Wind und Wetter, paſſirten die Summer» oder
Bermuden · Inſeln glücklich, und hielten ung dann ges
gen die Küfte von Amerifa, um in den Zug der dort
gewöhnlichern weſtlichen Winde zu fommen. Diefe
Strecke ift wegen der häufigen und ploͤzlichen Stürme
verruffen, fo daß eg zur gemeinen Sage worden:
If the Bermudas let You paßs, RR
You’ll get it at Cape Hatteras.
An uns gieng dieſes Spruͤchwort in Erfuͤllung. Am
ı5ten Junius, da wir eben mit einem leichten Winde
und dem Schönften Sonnenfchein zwifchen den Bermuden,
md dem Cap Hatteras bahin fegelten, übereilte ung
ein Windftoß Ca Squall) fo urploͤzlich, und mir fo uns
getvöhnliher Wuth, daß alle am Bord unfere dennoch
erfolgte glücklihe Rettung, nah der Lage aller Ums
ftände, für aufferordentlich Fielten. Die ganze Schiffer
befazung, welche in Weftindien wohl befannt war, und vers
ſchiedene Orkane da erfahren hatte, bezeugte einmüthig,
daß fie doch einen fo ſchnell anprallenden und fo tobens
den Wind noch mie erlebt hätte, Er hielt zwar nue
etwa ı2 — ı5 Minuten an, aber er vackte dag
Schiffchen mit Ungeflümm, daß es nicht geſchwind ges
nug das Waffer durchfehneiden konnte, und die Wellen
firoms
Meer zwiſchen Amerifa und Europa. 501
firommeife über den Vordertheil hereinſtuͤrzten. Die
Maften bogen fich vor dem Winde; die Segel, wel
che einzuholen der unvorgeſehene Sturin nicht geflate
-tete, waren alfogleich zerfejet, und die Truͤnmg flat⸗
terten mit fuͤrchterlichem Getoͤſe in der Luft. Um das
Gewicht, auf dem Verdeck zu erleichtern, wurden bie
Schidtrotenlaͤſſer eingeſtoſſen, Brennholz, mehrere
Kiſten, und allerley Geraͤthſchaften uͤber Bord gewor⸗
fen. Die Matroſen wadeten Knie tief im Waſſer auf
dem Verdeck, wo alles in augenfcheinlicher Verwirrung
war, Zwifchen dem betäubenden Geräufche des Wins
des und der Wogen, und dem Tumulte des mit ängfle
licher Zerſtreuung arbeitenden Schiffgvolfes , hörte man
bald Klagen und Seufje®; bald Fluͤche und Verwuͤn⸗
ſchungen. Unfere Rettung hatten wir zunaͤchſt der goͤtt⸗
lichen Vorſehung dem feſten Muthe des Kapitains zu
danken, dem es, aber nicht ohne harte Arbeit und
dem kraͤftigen Beyſtand einiger ſtarken Gehuͤlfen am
Ruder gelang, das Schiffchen gerade vor dem Winde zu
halten; der erſte Windſtoß, oder die erſte ſchiefe Welle,
welche dieſes von der Seite gepackt haͤtten, wuͤrden es
nach der erwaͤhnten Beſchaffenheit der Ladung unvermeid⸗
lich umgeſtuůͤrzt und geſenkt haben. Kaum war die Ge⸗
fahr voruͤber, ſo war auch, nach Art der Seefah—⸗
ver, alles vergeſſen. Man theikte einander feine Ber
} | Ji 3 | ſorg⸗
J———
502 Meer zwiſchen Amerifa und Europa. 5
a
ar br — ———
forgniffe mit; die Matrofen erbolten fich in —
ſcherzten einer uͤber des andern bezeigtes aͤngſtliches Be⸗
tragen und Fuͤrcht, und legten ſogleich Hand an zur
Aushgfferung der ſehr beſchaͤdigten Segel und anderer
Notwendigkeiten. Wir ‚verloren bey biefer Gelegen«
beit. aud einen Theil unfe 13 frifchen Waſſervorraths,
und es wurde von dem Tage an der Mann auf an⸗
derthalb, und weiter hin auf nur ein Quart Waſſer
geſezt. Ob wir des Waſſers gleich wenig hatten, ſo
hatten wir doch das Angenehme, ſehr gutes zu haben;
es war von den oben erwähnten gegrabenen Probi⸗
dencer⸗Brunnen genommen, und hielt ſich die ganze
Reiſe über durchaus helle, rein, und vom beften Ge⸗
ruch und Geſchmack.
Auf der uͤbrigen Fahrt begegnete uns kein weiterer
Unfall; am zoften Tage nach unſerer Abreiſe erblickten
wir Start» point am Eingange bes Kanald, und lang»
ten nach ein paar Tagen glücklich in der Themfe an.
Bey:
Bepylasen
betreffend die Errichtung der deutfchen
hoben Schule zu Lancaf er in Penfylvanien,
‚und andere zum Unterricht der Jugend und
ur Befoͤrderung der Wiſſenſchaften
4 abzweckende Anſtalten.
Nro. IV.
$ (S. oben ©. 18.)
Am ııten December 1786 überreichte der Obriſte
Hubley nahfölgende Bittfchrift dem Haufe der Affembly :
Denen Achtbaren Repräfentanten der freyen Leute
von Penſylvanien, in dem Hauſe der Aſſembly
verſammlet, ſtellen die Truſties der deutſchen
hohen Schule (College) und Freyſchule, welche
in Lancafler errichtet werden fol, in gegenwaͤr⸗
tiger Bittfchrift ehrerbietigft vor;
Dæe ſie die Bittende zur Unternehmung der Vorſorge
vor dieſe Stiftung, durch die Ueberzeugung der
Noth wendigkeit, die Wiſſenſchaften durch alle Theile
des Staats augzubreiten, fowohl um unfer gegenwaͤr⸗
| FR Sig tigeg
N.
2 N.
tiges republifanifches Regierungsſyſtem zu erhalten, als
auch den Wachsthum der Künfte und Wiſſenſchaften zů
befoͤrdern, welche allein ein Volk anſehnlich, groß und
glücich machen, find bewogen worden.
Daß ‚ ohnerachtet die Ausſichten, fo die Bittenden —
haben, Funds, zur Ausfuͤhrung ihres Unternehmens,
durch private Beytraͤge zu erhalten, groß ſind, ſie doch
nicht haben unterlaſſen koͤnnen, ſich an das Achtbar
Haus mit der Bitte zu wenden, ihnen ein si
ges Theil des Landes, welches eine vorhergehende |
Aſſembly zur Erhaltung öffentliher Schulen beſtimmt
bat, zu geben, damit fie im Stande ſeyn mögen, ihre
groffen und milden Ausfihten in Errichtung biefer Pflanze |
fhule auf einen defio dauerhaftern Grund zu fezen.
Die Unterfchriebenen bitten zugleich um einen Frey⸗
heitsbrief, oder Inforporation, die Gewalt und Wors
rechte in fich haltend, weiche gewöhnlich hohen Sch
len gegeben. werden, und welche fo nuͤzlich und noth»
wendig zur Beförderung des Sleiffes, des Nacheiferg,
und eines lobenswürdigen Ehrgeizes, in der Gelehrfams
feit immer hoͤher zu ſteigen, geweſen find.
zugleich haben die Bittenden ſich die Freyheit ge⸗
nommen, ihrer Bittſchrift eine Liſte ber Truſties, welche
er⸗
e lagen, we
erwählt worden, und cinen Plan, fo wie er zur Er⸗
richtung dieſer Stiftung yorgefchlagen worden , behzu⸗
legen.
Unterzeichnet, Thomas Mac Kean.
5.9. Cheiftion Hellmuth.
Caſpar Weiberg.
Peter Müplenberg.
Ludwig Farmer.
Denjamin Ruſch.
Philipp Wäger.
William Bingham.
William Rawle.
William Schäff.
Allgemeiner Pan der hohen Schufe.
« Nachdem eine Anzahl Herren dieſer Republik die
Nothwendigkeit und den Vortheil, die Gelehrſamkeit
unter ihren deutſchen Mitbuͤrgern auszubreiten, in Er⸗
waͤgung gezogen haben, fo find fie zu dem Entſchluß
gekommen, Eine deutſche hohe Schule und Frey⸗
ſchule in Lancaſter zu errichten. Sie find zur Wahl
Diefes Orts durch folgende Umftände bewogen worden ;
Naͤmlich, weil er faft in der Mitte dieſes Staats und
in einer fehr gefunden Gegend liegt, wegen des Char
rakters der Cinwohner, wegen der Bequenlichfeit,
welche Lehrlinge von allen Drten in Anſehung des Ti⸗
fees und der Wohnung dafeldft werden haben Finnen,
iz und
06 EN e ai
und befonderd wegen ber Maprheintich
nöthigen Gebäude fogleih, und’ Ku, erden
fönnen angefchaft werben.
Die Abficht diefer Stiftung iſt: ine forgfältige Er
lernung ber deutfchen und englifchen Sprache — fo auch
der gelehrten Sprachen — Diathematif — Moral und
aturkunde — Theologie und aller andern Zweige ber
Gelehrfamfeit, welche zue Bildung guter und nuͤzlicher
Sürger dienen, zu befördern.
x Ara
Es iſt vorgeſchlagen worden, daß dieſe Pflanz⸗
ſchule unter der Aufſicht von 40 Truſties ſtehen ſoll,
von welchen 14 aus den Lutheriſchen, und 14 aus ben
Keformirten Gemeinen ſeyn follen. Die übrigen Trus
flieg mögen von einer jeden andern chriftlichen Relis
gionsverbindung ohne Unterfchied feyn. Und damit biefe
Pflanzſchule vor immer für einer Abweichung von ihren
urfprünglichen Grundfäzen gefichert fey,. fo ift es als
ein Hauptartifel mit feffgefezt worden, daß der Neftor
diefer hohen Schule, oder der, fo die erſte Stelle in
berfelben befleidet, abwechfeind von denen Sliedern ber
Keformirten Gemeinen fol erwählt werden, auffer die
Truſties diefer beyden Religionen wären einſtimmig,
zwey, oder mehr, von einer Religion auf einander
fols
x
* Bm
folgend, ober — ſicllichen Mann oder Maͤnner
irgend einer andern chriſtlichen Religionsverbindung zu
waͤhlen.
Zur Bezeugung ber roͤßten Ehrfurcht vor Seine
Ercelleng, den Praͤſidenten dieſes Staats, ſoll dieſe
Stiftung Franklins hohe Schule genannt werden.
Folgende fi * die Namen derer Truſties, welche vor⸗
geſchlagen ſind, die Sorge vor dieſe Pflanzſchule
uͤber ſich zu nehmen; neune derſelben ſollen als
ein Quorum angeſehen werden. Ma
Der Hochw. J. H. Chriſtian Helmuth,
Caſpar Weiberg.
Heinrich Muͤhlenberg.
Wilhelm Haͤndel.
Nikolaus Kurz.
— — — der reformirte
Prediger zu Yorktaun.
G W. Ingold.
Bußkirck.
Blumer.
Schulz.
— — der katholiſche
Prediger zu Lancafter.
Thomas Mifflin. Peter Mühlenberg.
Thomas Mac Kean. Johann Hubley.
Joſeph Hieſter. Michael Croll.
⸗ C. Schaff⸗
508
€ Schaffner. Billianı Hamilton.
P. Hufnagel. 2 illiam Schaͤff.
€. Graffert. Winliam Bingham.
Paul Zwanziger. Daniel Hiefter.
Adam Hubley. Benjamin Ruſch.
Jaſper Deates. Ludwig Farmer.
Stephen Chambers. William Rawle.
Johann Luther. Chriſtoph Kucher.
Adam Reichard. P. Gruͤnwald.
Robert Morris, Michael Hahn.
Georg Clymer. Georg Sa, |
. Philipp Waͤger.
(Ausʒug der gemeinnuͤzigen Noiladelhiſchen
ul Nro.205. 1786.)
Eine Akte zur Inkorporirung und Stiftung einer
deutſchen hohen Schule (College) und Frey,
ſchule, in Der Stadt und Caunty Laneaſter,
in Penſylvanien.
achdem bie Einwohner dieſes Staats, gebshrne oder
bier erzogene Deutfche, fowohl durch ihren Zleiß,
Hauswirthſchaft, und andere im Dienſte und zum ges
meinen Beſten verwandten Gefchicdlichfeiten, ſich be
fonder8 auggezeichnet, und vieles beygetragen haben,
biefen Staat in feine jezige glüclihe Lage zu verfegen;
und nachdem eine Anzahl ebenbefchriebener Einwohner,
in Verbindung mit andern, aus Verlangen biefen Se⸗
gen,
Beylagen. U
gen, welcher ihnen durch) den freyen Beſiz ihres Eis
genthumg, und unter einer freyen Regierung zugefloſ⸗
fen, zu vermehren, und auf beftändig fich zu vergemife
fern, an biefed Haus um einen Freyheitsbrief, In⸗
korporirung, ımd Schenkung eines Stüd Landes, zur
Errihtung und Stiftung einer hohen Schule und Frey⸗
ſchule in der Stadt Lancaſter, fich gewendet; umd nach⸗
dem bie reine Aufrechthaltung -der Grundfäze, ſowohl
der chriſtlichen Religion, als auch unſerer republikani⸗
ſchen Regierungsform, unter Gottes Beyſt and größe |
tentheils von der Einrichtung ſchicklicher Anſtalten zur
Erziehung unſerer Nachkommen, welche geſchickt werden
ſollen, die Wichtigkeit ebenbeſagter beyden Size nicht
nur deutlich einzufehen, fondern auch den erfiern eifrig
ausjuüben, und den andern ſtandhaft vertheibigen,
abhaͤngt. - a
So iſt durch die Kepräfentanten der Sreyleute des
Staats von Penfploanien, in der General. Affembly,
vermöge ihrer habenden Gemalt, zum Gefez gemacht,
daß in der Stadt Lancafier, in ber Caunty Lancaſter,
in diefem Staate, eine hohe Schule und Freyſchule
zue Untermeifung der Tugend in ber bochdeutfchen, enge
Eichen, lateinifchen, griechiichen und andern gelehrten
Sprachen, Gottesgelahrtheit, und andern nuͤzlichen
und
2 Beylagen.
und gelehrten Wiſſenſchaften und Kuͤnſten, errichtet
werden ſoll. ;
Die gänzliche Einrichtung , Benennung. und Form
dieſer hoben Schule, fol folgende ſeyn:
3 Aus effer. Hochachtung gegen die groffen Tas
lente, ſchaͤbare Tugenden, und wichtige, sowohl allen
vereinigten. amerifanifchen Staaten f vorzüglich. aber.
dieſem Staate ‚von Seiner. Ercellenz, Benjamin Frank⸗
lin, Eſq., Praͤſident des hohen Raths, geleiſtete
Dienſte, ſoll dieſe hohe Sale hiemit Sranflins hohe
Schule genannt werden.
2. Diefe Bi Schute ſoll unter Einrichtung , Auf⸗
ſicht und Verwaltung einer gewiſſen Anzahl Truſties,
die ſi ch nicht uͤber vierzig erſtrecken fol, oder einem
bierinn hernach beflimmten Quorum ftehen.
3. Die erſten Truſties dieſer hohen Schule ſollen
folgende Herren ſeyn:
Thomas Mifflin, Thomas Mac Kean, J.L. D.
Der Ehrw. Doctor J. H. Chriſtian Helmuth,
Ms Caſpar Meiberg.
Heinrih Müplenberg.
Wilhelm Händel.
Michael
Beylagen. | 51 1
Michael Kurz.
— — — Prediger der reſormirt en
au - Kirche in Yorftaun.
Indgold.
Jakob Bußekirck.
Blumer.
Dalliker.
Emanuel Schulz. Sr a |
J. B. Kauf. Fr
Friederich Valentin ie.
Herr Peter Müplenberg. Bhilipp Waͤger.
—*
Johann Hubley. William Bingham. Allein
Joſeph Hiefter. ” William Hamilton.
Caſpar Schaffner. Wilhelm Schaͤf.
Peter Hufnagel. Benjamin Ruſch, —
Chriſtoph Graffert. Daniel Hieſter.
Paul Zwanziger. William Rawle.
Adam Hubley. Ludwig Farmer.
Adam Reichard. Chriſtoph Kucher.
Caſpar Neates. Philipp Gruͤnwald.
Stephan Chambers. Michael Hahn.
Robert Morris. Georg Steg, Aeltere.
Georg Clymer. ”
Diefe vorfiehende Trufties, und ihre Nachfolger,
follen auf nachfiehende Art ermählet werden, und find
biemit als ein gemeinfchaftlih handelnd politifcher
Staatsförper anzufehen, mit befländiger Nachfolge in
aben nad) Vorſchrift und Gelesen laufenden Verbind⸗
liche
se. Beylagen.
lichfeiten und Vorſchlaͤgen, unter der Rubrik der Tru⸗
ſties der Franklinſchen hohen in der Stadt und
— Lancaſter.
unter dieſem Namen und Titel ſollen beſagte Tru⸗
ſties und ihre Nachfolger hiemit freye Vollmacht und
Gewalt haben, denen Geſezen und der Billigkeit ge⸗
mäßs zum Nugen der benannten hohen Schule, einiges
Vermoͤgen, es beſtehe in liegenden Gründen, Erbgů⸗
tern, Vieh, Gelde, oder ſonſtigen Effekten, bey Ge⸗
ſchenke, Gabe, Contrakt, oder Verkauf, Abtretung,
Bürgfhaft, Vermaͤchtniß, oder Legat, von irgend ei—
ner Perfon, oder Perfonen, zu empfangen und anzu⸗
nehmen, vorausgefest, daß beffelben jährliche Ertraͤg⸗
niß fih im Ganzen nicht über Pfunde, den
Yortugiefifchen halben Johannes, neun Pfennig Ges
wicht , ober dren Pfund im Werthe, überfieige. Und
daß fie folen bevollmächtiget feyn, ebenbefagte liegende
Gründe, Erbguͤter, Vermaͤchtniſſe, ſowohl unbeweg⸗
liche als bewegliche, zu verkaufen, zu uͤbergeben, zu
verſichern, auf Zinſen, oder ſonſtige Art auszulehnen,
fo wie es mit dem Nuzen benannter hohen Schule bes
fiehen fan, und fo wie es bie Truſties, oder wenige
ſtens fieben derfelben an der jährlich oder fonft beſtimm⸗
sen Zuſammenkunft für gut erachten. Desgleichen alle
Zinfen,
| Beylagen. - ———
Zinſen, Ertraͤgniſſe, und alles uͤbrige Einkommen von
obbeſagten Sachen, einzunehmen, und zum Nuzen, Une
serhalt und Erhaltung diefer hohen Schule anzuwen⸗
den, ſo ſollen ſie auch berechtiget ſeyn, alle gerichtliche
und auſſer gerichtliche Handlungen, im Namen mehr
— RR Schule, in biefer — * vorzu⸗
per
4. Die Truſties werden fih wegen eines gemeins
fhaftlihen Siegels "und der zu felbigen nöthigen Um⸗
ſchrift befprechen, unter welchem alle diefes Inſtitut be⸗
treffende Eontracte, Diplomate, Certificate, und ſonſti⸗
ge Acten ausgefertiget und beftätiget werben ſollen;
auch ſollen ſie bevollmaͤchtiget ſeyn, das alte Siegel
zu verändern, abzunehmen und ein neues zu machen,
5. Befagte Truſties, oder auch nur neune von ih⸗
nen, follen fi in der Stadt Lancafler, am
verfammlen,. um wegen der nöthigen Gefchäfte, in des
folg dieſer Acte, fich mit einander zu berathſchlagen und
zu beſprechen, wobey es denenſelben frey ſtehet, ſo
wie es die Geſchaͤfte und Umſtaͤnde der Sachen erfor⸗
dern und erlauben, andere Zuſammenkuͤnfte zu beſtim⸗
men, und alles zur —— Bu Inſtituts
zu beforgen.. a Fr
Schoͤpfs R.II. Th. Kt 6. Wer
514. Deylagent,
6. Wenigſtens einmal des Jahrs fol in: der Stadt
Lancaſter eine Zuſammenkunft der Truſties gehalten
‚werden n welche von denen vorher benamten Truſties
oder. ein. Quorum derfelben fol. beſtimmt werden, und
entweder durch ‚eine Sffentliche Anzeige in zweyen Zei⸗
tungen diefes Staats, oder durch eine von bem Sectes
tair dieſes Inflituts, oder einem hiezu beſonders be⸗
ſtimmten Beamten der Truſties unterzeichnete Privat
Anzeige, wenigſtens zwanzig Tage vor der Zeit jeder
Sizung, ſaͤmmtlichen Truſties bekannt gemacht: werden.
Solten ben einer ſolchen Zufammenfunft die Ans
zahl der Truſties nicht auf neune ſich belaufen , ſo ſol⸗
len demohnerachtet bie gegenwärtigen berechtiget ſeyn,
eine Sizung auf eine andere Zeit zu beflimmen und.
feſtzuſezen, und foll diefes fo gültig feun, als wenn
alle Truſties wären gegenwärtig geweſen.
Wenn aber neune oder mehrere, Trufties. in diefer
erftern oder in der. weiterhin ausgeſezten Zuſammen⸗
funft gegenwärtig ſind, follen felbige ein Quorum aus⸗
- machen, und volle Gewalt haben, durch die Mehrheit
der Stimmen, Verordnungen, die Regierung und Ver⸗
maltung diefer hohen Schule. betreffend, zumachen,
ſtatt derer auf einige Art und Weiſe abgegangenen
Tru⸗
| Beylagen. * J 515
Truſties, andere zu erwählen; ta Wetncipal, Lie
Principal und Profeſſores zu beſtinmen und wegen
ihrer Beſoldungen und ſonſtigen Zulagen zu handeln;
ſelbige wegen ihres ungleichen, oder ſonſt wider die
Geſeze dieſes Inſticuts laufenden Betragens abzufegen ;
Bevollmächtigte zu erwaͤhlen, alles dasjenige in Dolls
ziehung zu bringen, was von ihnen beſchloſſen worden;
einen Zahlmeiſter, Rechnungsfuͤhrer Secretair, Hause
hofmeifter, und andere nothwendige/ und bev einent
folchen Inſtitut ‚getoshnliche Beamte anzuftellen, welche
zu Beforgung und Derwaltung des Eigenthums und
allem, was dieſer Geſellſchaft betrift, erfordert wer⸗
den; und überhaupt follen in der alljährlich , wie oben.
geſagt, allezeit vorher au beſtimmenden Zuſammenkunft
durch die Mehrheit der Stimmen, derer Truſties alle
Borfälle und fonflige in diefer Acte nicht beſtimmte oder
unentſchieden gelaſſene Ereigniſſe beygelegt, und auf |
Fünftighin fefgefest, und entſchieden werden; nur darf.
fein Geſez oder Verordnung derer Truſties denen Ges
fesen dieſes Staats entgegegen feon..
” 7. Weber ber Principl, Dice» Principal, noch ei⸗
niger Profeffor diefer ‚hohen Schule, follen , fo lange
fie in ſolchem Amte eben , fähig en, die Stelle ei⸗
nes Truſties anzunehmen, und ſollte einer derer Teu⸗
Kk2 ſties
6 Benlagem:
ſties dieſer hohen Schule ‚gegenwärtig. dag Amt. ober,
die Stelle des Vrincipals, Vice» Principals oder die
nes Profeſſors an mehr befagtem Inſtitute annehmen /
ſo fol diefe Handlung als eine Bericht auf die Zeufliee,
ſtelle angeſehen und auf nachfolgende feſtzuſe zende Art
und Vorſchrift ein neues Mitglied ermäßlt werben.
8. Der Principal, Bice- Principal und bie Pro⸗
feſſores dieſer hohen Schule ſollen genannt werden der
Principal, Dice: Principal und Profeffores ber Zrante
uͤnſchen hoben Schule in der Stadt und Caunty Lane
caſter, und der Name, Styl und Titel dieſes ganzen
Koͤrpers oder Facultaͤt, beſtehend aus dem beſagten
Principal, Vice⸗ Principal und Profeſſoren ſoll die
Sacultät der Franklinfchen Hohen Säule, in der Stade
und Caunty Lancaſter feyn, welche Facultaͤt die Gewalt
haben ſoll, die von denen Truſties genehmigten Geſeze
und Maafregeln, welche die Zucht der. Zoͤglinge diefes.
Inſtituts, deren Belohnung oder Beſtrafung betreffen,
auszuführen; fie folen auch berechtiget ſeyn, diejeni⸗
gen, welche der oͤfters an ſie ergangenen Ermahnung
und Warnungen ohnerachtet, ungehorſam und wider⸗
ſpenſtig bleiben, zulezt auszufchlieflen, bis durch ein
Quorum derer Truſties das weitere verordnet wird;
auch follen fie denen in Wifenfehaften, Künften, und
fonft
Bertagen. hi s17
fonft er fernen ſich B — Böglingen, nach
einem von denen Truſties an ſie ergangenen Manda⸗
mus, Beweiſe ihrer Zufriedenheit durch ausgezeichnete
Belohnungen , ſo wie es auf andern hohen Schulen in
America und Europa uͤblich iſt, durch deshalb auszu
fertigende Diplomata, Certificate, unter dem gemein⸗
ſchaftlichen Inſiegel und Unterſchrift der Facultaͤt, zu
vollkommenen und beſtaͤndigen Andenken folcher Aus⸗
zeichnung —* —— ausfertigen.
— Vierjehn Truſties dieſer hohen Schule ſollen
allezeit aus denen Mitgliedern der Deutfehlutherifchen,
die nämliche Anzahl aus ber Dentfchreformirten , bie
übrigen aber fönnen aus irgend einer andern chriſtli⸗
chen Geſellſchaft erwaͤhlet werden, vorausgeſezt/ daß
jeder wahlfaͤhige Truſtie ein Einwohner dieſes Staats
ſeyn muß; und ſollte ja einer der Truſties aus dieſem
Staate ziehen und ſich anderswo niederlaſſen, ſo ſoll
nach Jahresfriſt dieſes als ein Verzicht ſeines Amtes
angeſehen, und an deſſen Stelle nach denen kuͤnftig
erſcheinenden Vorſchriften dieſer hohen Schule ein an⸗
deres Mitglied erwaͤblet werden.
10. Der Principal dieſer Hohen Schule fol allegeit
Ben: dag einemal aus denen Mitgliedern bee
Kk3 luthe⸗
518 Beylagen.
lutheriſchen, das anderemal aus der reformirten Ger
meinſchaft erwaͤhlet werden; es ſey dann, daß fämmts
liche an dem jährlichen Zuſammenkunftstage verſamm⸗
lete Mitglieder dieſer beyden Gemeinſchaften einſtim⸗
mig, zwey oder mehrere von eben der Benennung nad)
einander ober ſonſt eine taugliche Verfon aus einer
anbern cheiftlichen Gefelfchaft wählen wollten.
ır. Um diefem Inſtituto des ſegensvollen Nuzend
zu verfihern, welchen im allgemeinen genommen, ben
Erziehung junger Leute die eifrigen und fleiffigen Bes
mühungen der Geiftlichen hervorgebracht haben; fo foll,
wenn unter denen zu Truſties an diefem Inſtitut ere
waͤhlten Herren Geiflichen einer abgehen folte, an
befien Stelle ein anderer Truſtie aus dem geiftlichen
Stande erwählet werben, wobey aber die vorbemerfte
Anzahl derer Herren Geiftlihen dee, Intherifhen und,
teformirten Gemeinſchaften ohmveränderlich beyzube⸗
halten. F
12. Daß die beſagten Truſties an der jaͤhrlich oder
weiter feſtgeſezten Zuſammentunft Gewalt haben ſollen,
Beamte an dieſer hohen Schule, deren hierinn noch
nicht gedacht worden, anzuſtellen, oder ſolche Gewalt
denen hierinn ſchon gedachten Beamten zu geben, auch
Beſol⸗
#
IJ
Beylagen. n 519
Befoldungen und Erforderniffe zuzugeftehen , und zu er⸗
lauben, als kuͤnftighin von Zeit zu Ze dieſe hohe
—* erfordern wird,
412. Um allen Ständen die Erlernung ber Wiffens
fchaften und Kuͤnſte durch Errichtung einer Freyſchule
leicht zu machen, befonders da dieſes ber erfie und
Haupt;z weck diefes Inftituts iſt; fo fol ein ſechſter Theil
des liegenden ımd perfsnlichen Eigenthums diefer hohen
Schule, (die einkommenden Schulgelder ausgenommen,)
unmieberruffich, mit allen noch zu dieſem rühmlichen
Endzweck befonders Hinzugeftiften Schenfungen und
Vermaͤchtniſſen, zur Erhaltung und Erziehung Kinder
beyderley Geſchlechts und aller Neligionen auf den
sühmlihften Fuß, der denen Kräften biefer hoben
Schule angemeffen, angewendet werden.
14. Keiner dieſer Geſellſchaft fol einiges biefer Ger
ſellſchaft gegebenes Vermaͤchtniß ‘oder ererbtes Grſchenk
null und nichtig machen, noch ſoll einiger, der einen
Mißbrauch oder gar keinen Gebrauch der Rechte, Pri⸗
vilegien, Freyheiten, Gerechtſamen, und dieſer Geſell⸗
ſchaft zugeſtandenen Bewilligung machet, dadurch Ge⸗
legenheit oder Urſache zum Verluſt derſelben geben.
ER
St 4 Fer⸗
>
520 Beylagen.
ss : —N N En **
Fernerhin ſey es auch durch vborbeſagle Gewalt
En Gele gemacht, daß bie hiemit fefigefegte Einfezung
diefee hohen Schule uniiederruflich. für diefes Inſtitut jr
ſeyn fol; nur allein durch eine von der geſejgebenden
Macht dieſes Staats kommende Acte ſoll felbige f koͤn⸗
‚nen abgeändert werben.
Fernerhin fen es zum. Geſez nacht, a
taufend Acker Landes mit ſechs vom Hundert gewoͤhn⸗
liche ———— ausgeſezt und ausgemeſſen werden ſol⸗
len, von dem dieſem Staate zugehörigen freyen Lande,
und diefeg foll denen Truſties ber. Sranklinfchen hoben -
Schule in der Stadt und Caunty Lancafter für ſich,
ihre Nachfolger und Gevollmaͤchtigte hiemit auf immer
gegeben und zuerkannt ſeyn.
Ferner ſey es hiemit zum Geſez ae daß wo
Anlangen der Beamten, Truſties, odet eines von ihnen
hiezu gehoͤrigermaſſen Bevollmächtigten Beamten ben
dem Secretair des Landamts biefes Staats, felbigem
biemit aufgegeben wird, folche ımd ſo viele Befehle an
ben General» Lanbmefjer auszufertigen, ihm auftragendy
daß er vor die Zrufiies diefer hohen Schule fo und fo
viele Stüce Land mit einer folden Anzahl Acer in je⸗
der Vollmacht, auf Anfrage derfelben ausmeffen oder
ausmeſſen laſſen fol, und zwar in ſolchen Drten, die
nicht Schon vorher durch Acten ber Affembly diefer Res
publif
* 4
Beylagen. J Ri
publik andern jzuertannt worden, und 00 1) das —
auf tauſend "ae und denen gewoͤhnlichen Bes
dingungen belaufen, und fol der General» Landmeffer
alle diefe Vollmachten in feinem Amte annehmen und
Abſchriften davon an feine Deputirten in benen verſchie⸗
denen Diſtricten dieſes Staats ergehen laſſen, und die
beſagten Deputirten follen dieſelbigen pflichtmaͤſſig be⸗
ſorgen, und dieſer ihrer Proceduren halben ſchuldige
Ruͤckanzeige machen, auch ſollen die Truſties dieſer
hohen Schule daruͤber Patente und Beſtaͤtigungsſchrei⸗
ben erhalten, in ſolcher Art und Form, und eben der
Kraft, als es zwiſchen Privatperſonen bey Uebernahme
liegender Guͤter nach denen Geſezen dieſer Republik
rechtsbeſtaͤndig und der genauefien Vorſicht nad) üblich
und herfömmlich if.
Ferner fen es zum Geſez gemacht, u alles und
jedes Stück Land, fo nach diefer Acte zum Nuzen der
benamten hohen Schule ausgemeſſen wird, auf Koſten
dieſes Staats geſcheben fol, und wird der hohe Rath
hiedurch bevollmächtiget, nöthige Befehle an den Schaz«
meifter dieſes Staats ergehen zu laffen, alle daher ent⸗
ſtehende Koſten zu bezahlen und zu berichtigen.
(Gemeinnuͤtige Philadelph. Correſpondenz,
Nro. 299. 1787.)
J
— —— —— —
Ks Nro. V
Nto. V w ; ci . J
An die lieben Deutſchen.
un denn, ihr lieben deutſchen Mitbruͤder! da iſt
eich fo ein ganzer Bogen mit der Zeitung vor
einigen Wochen gefchenft worden, der euch gar erſtau⸗
nend viel von einer deutſchen hohen Schule geſagt hat.
Ich habe ihn ſelber mehr als einmal durchgeleſen, und
ich will euch kurz ſagen, was ich davon denke: Das
Ding im Ganzen gefaͤllt mir, ich haͤtte zwar manches,
inſonderheit gegen die Anrede an eich, einzuwenden ,
aber ſeht, weil der Mann, ber fie geſchrieben hat, euer
guter Freund zu feyn fcheint, und es doch herzlich guf
mit euch mennt, fo will ichs ihm nicht zu Leide thun,
daß ich das, mas er fo gut gemeynt hat, tabeln woll⸗
te; ja ich will euch vielmehr. bekennen, daß ich auch
fehr vieles in diefer Anrede gefunden habe, das wirke
lich wahr iſt, und daß ich mich recht ſehr darüber
freuete, daB fich einmal einer das Herz genommen,
euch die Wahrheit zu ſagen. — Ich machte mir denn
auch groffe Poffnung, daß diefer Bogen rechte Wunder
unter den Deurfchen thun RUM ich wartete einige
Tage,
— — J jeder: daB. Blatt möchte gelefen *
und nun fieng ich begierig zu werden, was doch
die Deutſchen von der geraden Anrede denken würden.
Ich frug einen nach dem andern, wo ich Gelegenheit
hatte, was fie vom dem Bogen daͤchten ? Aber hoͤrt
e
nur einmal / unter zwoͤlf fand ich; faum wen, die ihn
nur. gelefen / geſchweige weiter darüber nachgedacht hats
ten. Heh da, dachte ich, an denen Leuten iſt ja Hopfen
und Malz verloren! Was wird: doch in aller Welt aus
unfern penfploanifhen Deutfchen werden? Es Fribbelte
mir gewaltig ſo ums Herz, daß ichs euch nicht fagen
fan; denn feht, da hatte ich fo etwag von einem Volks⸗
lehrer in Deutfchland gehört, wie der infonderheit vor
bie gemeinen Leute fehrieb, und ihnen allerlen gute Leh⸗
zen gäbe; ich dachte fo darüber nach, und da ich die
Anrede auf dem Bogen lag, der von ber deutſchen Unis
verfität handelte, fo fezte ich mir gleich vor, auszu⸗
forſchen, wer doch der Verfafler davon ſeyn ‚möchte,
denn ich fan nicht bergen, der Mann gefiel mir in ſei⸗
nen Ausdruͤcken, und feht, mit diefem Mann wollte ich
mich verabreden, daß er mit mir einen Volfslehrer vor
die Penfplvanier fchreiben folte; denn ihr müßt wiſſen,
ich hätte euch von hundert Dingen recht viel zu fagen,
das euch auch recht nuͤzlich ſeyn follte, und darum
lribbelte es mir, wie ich vorher ſagte, ſo um mein
Herr
*
*
rt
524 Beylagen.
on base e — —
Heryy da ich vernahm , daß ihr arößtentheils ſogar
nichts leſet. Ich gab nun alle Hoffnung auf, ein pem
ſylvaniſcher Volkslehrer zu werden. Doch dachte ich
wieder dabey du haſt ja auch Leute‘ gefragt, die in
der Stadt wohnen, und diefe haben ja zum Theil 0
abfcheulich viel vor den Leib zu thun, daß fie an die
Ausbefferung des Gemuͤths nicht denfen Finnen; dabey
muͤſſen fie auch’ mehr Zeit zum Puz, zum Effen und
Zeinken haben, wie die Bauersleute, und theils iſt
ihnen das Deutſche viel zu fchlecht, das leſen fie nicht,
ja wenns Tnglifh wäre, dann hätte es auch Hand
und Fuß; die deutfche Sprache iſt euch für manche
Stadtleute fo plump, fo grob, daß fie fich derfelben
fhämen, und hundertmal lieber ſchlecht Engliſch ſpre⸗
chen, als daß fie bie grobe deutfche Sprache über ihre
fanfte Zunge folten gehen laſſen; ja ich will euch Lande
leute im Vertrauen geftehen, wir Stadtleute ſchaͤmen
und zum Theil unferer deutſchen Nation, es thut eis
nigen nur gar zu wohl, wenn fie ein Engländer nur ſo
Halb anfchielt, und deffen Bekanntſchaft und Verbin.
dung fücht man, und meynt, es fen eine eben fo groffe
Ehre, wenn man bey dem Engländer hinter der Thüre
fire, ald wenn man mit einem ehrlichen Deutfchen am
Tiſche fich aufhalten dürfe. — Nun über das Ding
habe ich mich ſchon manchmal geärgert. — Doc wenn
die
*
Beylagen. *
die Stadt Deuiſchen nur leſen wollten, ic. Bächte, man
koͤnnte fie doch noch wohl von dieſer Thorheit kuriren.
Und ſeht, da dachte ich denn, mit den Landleuten iſt
es ganz anders, die haben den Bogen gewiß geleſen,
und haben ihn reiflich uͤberdacht, und tag gilts, es
wird derſelbe einen groſſen Nuzen vor fie haben, —
Nun ſollte das ſo ſeyn, und ſollte ich davon etwas
bören, ſo ſeze mein erſtes Vorhaben doch noch: ins
Werk; denn, lieben Freunde, wenn wir kluͤger wer⸗
den wollen, wenn uns die Englaͤnder nicht immer vor
dumm halten follen, fo iſt es Zeit, dag wir anfangen
zu leſen, und zwar deutſch zu leſen; denn die deutfche,
Sprache iſt eine eben ſo ſchoͤne Sprache, wie die eng⸗
liſche, und wir haben auch eben ſo ſchoͤne deutſche Bis
cher, wie die Englaͤnder engliſche haben. Fangt denn
alle doch nur erſt einmal mit dem Bogen von der deut⸗
ſchen hohen Schule an, leſet ihn mit Aufmerkſamkeit
noch einmal durch. — Findet ihr manches darinnen,
das euch nicht Aaut, je nun denn, laßts ſeyn, der
Mann ‚hats doch gut gemeynt, und folge ihm nur fein)
huͤbſch, in dem was euch einleuchtend iſt, und wovon ihr
denkt, daß es recht iſt. Lebet unterdeſſen wohl, wir hoͤ⸗
ren doch bald wieder von einander. AT
(Gemeinmäsige — ——
Nro. 304. ———
Ant ⸗
526 Beylagen.
Antwort auf regen Chr; *
— Steiner, den Drucker der 9 eeinni, Bei,
am Correfp: Neo: gıo. 1787.)
A" Sie werden mich Ihnen ſehr verbindlich machen,
wenn Sie durch Ihre Correſpondenz dem Herrn A. Mi
ſagen, daß er die Hoffnung , ein penſylvaniſcher Volks⸗
lehrer mit dem Herrn Verfaſſer der Anrede an die
Deutſchen dieſes Staats zu werden / beyleibe nicht auf⸗
geben folle: Denn obſchon die in einigen Städten Pens
ſylvaniens wohnenden Deutfchen oft aus dummen Hoch⸗
much ihre Nation) verfennen; ihre Mutterſprache, ohne
diefelbe recht zit verſtehen, grob nennen, und in ders
felben nichts leſen; fo kan doch diefe Schande denen
Landleuten wicht gerade fo nächgefagt werben. Diefe
verleugnen felten ihre Herkunft — Sie reden deutſch,
freylich für zaͤrtliche und gefittete Ohren manchmal ets
was grob. — Sie lefen zuweilen auch gern fo etwas
deuitfches ; befonders wenns nicht viel koſtet, oder ihnen
geſchenkt wird / oder das Vorurtheil nicht herrſcht, daß
die Zeitung lauter Luͤgen berichtet; ſo reden und leſen
unſre Landleute noch deutſch, daher nicht mit Grunde
au vermuthen, daß an ihnen, wie an den Stadtleuten,
Hopfen und Malz gänzlich verloren ſey, ſondern daß
es wohl die Mühe belohnen möchte, ein Vollkslehrer
unter ihnen zu werden
er
Da
— 527
- Da meine Gefchäfte und Befanntfchaft mir zuwei ·
len Gelegenheit geben, die Aufnahme; Urtheile und
Wirkung dieſer oder jener herausfommenden Stüce zu
erfahren; fo will ich, um die Wißbegierde des Herrn
A M. zu'befriedigen, und den Herrn Verfaſſer der
Anrede zu erfreuen, ihnen, den lieben Männern bes
richten: Daß, als ich neulich mich auch um dag Schicke
fol des gefchenften Bogens befümmerte, fo Hirte ih
von einem glaubmürdigen Freund mit fonderbarem Vers
gnuͤgen/ daß einem wohlhabenden Landmann in Nr
Eaunty; welcher die Anrede gelefen, der Inhalte ber⸗
felben ſo nahe gegangen fen, daß er fogleich zween
feiner Soͤhne, um fie nicht als Knechte der Unwiſſen⸗
beit aufzuziehen und zu Tagloͤhnern heran wachſen zu
laſſen, in ein benachbarted angenehmes ganz Kleines
Städtchen geſchickt hat, in melchem vor einiger Zeit
eine Schule angelegt worden, darinn Kinder die deut⸗
ſche, lateiniſche, griechiſche und engliſche Sprache, nebſt
Mathematik, Hiſtorie, Muſik u. dgl, lernen, auch was
das Hefte mitunter iſt, am ihrem ſittlichen Zuſtand eher
gebeffert als verfchlimmert werden Einnen, teil ohne
dem aller Wahsthum in der Gelehrſamkeit ohne gute
Sitten und Auffuͤhrung mehr Verluſt als Gewinn zu
ſeyn beweißt. Dieſer wahre Freund ſeiner Kinder hat
ſich * nicht lang beſonnen, ſondern nach dem Kath
des
528 DBeylagen.
des Hexen Verfaſſers gleich — r — Ss
nen eine, beffere Erziehung zu geben, welche, wenn die
hohe Schule in Lancaſter ihr Daſeyn haben wird, wohl
zubereitete Studenten auf derſelben abgeben mögen. —
Er fol e8 auch befannt haben, diefe fo wichtige Sache
bisher noch niemals fo überlegt gehabt zu Haben, bis
er durchs Lefen der Anrede wäre zum Nachdenken ges
—* worden. ** 72. REN
ur BT
& iſt N wuͤnſchen, daß dieſe in unſerm |
felten gewordene aͤchte väterliche Gefinnung: in. dem
Herzen dieſes Vaters ununterbrochen und unverändert
erhalten werde, und berfelbe feiner hierinn —
Erkenntniß treu bleiben möge.
Zugleich fi follte der. Bericht dieſer Thatſache nicht:
alfein noch mehrere Vaͤter aufmuntern , biefem ruhm⸗
würdigen Bepfpiel zu folgen, und nach ihrem Vermoͤ⸗
gen ihre Kinder etwas grünbliches lernen zu laſſen, ſon⸗
dern. derfelbe foll auch Diejenigen Herren ‚unter den
Deutfhen, welche Geſchick, Zeit. und Kräfte haben,
zur Bolfsbelehrung etwas beyzutragen, aufnumtern,
ihren deutſchen Mitbruͤdern den Nuzen der Wiſſenſchaf-
ten ſowohl uͤberhaupt, als auch der lateiniſchen und
griechiſchen Sprache inſonderheit, in ein helles Licht zu
F fegen,
n | Verlagen. 529
fegen, damit fie vors erſte die Umentbehrlichfeit derſel⸗
ben zum gruͤndlichern Verſtand der deutſchen und eng⸗
liſchen Sprache einſehen; zum andern nicht noͤthig haͤt⸗
ten, ſich ein mit lateiniſchen Worten geſchriebenes Pa⸗
pier ‚ toorauf wohl gar etliche Siegel gedruckt find, ſtatt
eines Schulmeiſters Zeugniß, oder Predigers Ordi⸗
nationsſchein vorlegen und damit hintergehen zu laſſen
als waͤren es wirklich gute Zeugniſſe, ſie wuͤrden als⸗
denn ſelbſt ſehen, und das Wahre von dem Falſchen
unterſcheiden fönnen. |
Philomathes.
Schoͤpfs R. II. Th. 81 Nro. VI,
FB
Nro. VI.
Plan zur Errichtung von Freyſchulen
in Philadelphia.
An die Einwohner von Philadelphia und dem
Bezirk von Sudwark und der Nordern
Freyheit. | —
Ein jeder Freund der Wohlfahrt Penſylvaniens muß
mit Vergnuͤgen die Errichtung und den gluͤcklichen
Fortgang derer Pflanzſchulen, welche zur Ausbreitung
der Gelehrſamkeit in dieſem Staate errichtet werden,
anſehen. Allein ſo nuͤzlich auch dieſe Univerſitaͤten und
Akademien ſind, ſo reichen ihre Einrichtungen doch nicht
genug dahin, um denen niederen und unvermoͤgenden
Klaſſen derer Einwohner Gelegenheit zur Erlernung der
Wiſſenſchaften zu geben. Blos wohlhabende Leute koͤn⸗
nen der Koſten halber, ſo dazu erfodert werden, eini⸗
gen Nuzen davon ziehen.
An denen Wohlthaten und dem Nuzen einer gruͤnd⸗
lichen Erlernung koͤnnen Arme und Handarbeiter nur
Theil nehmen durch
Frey⸗Schulen.
Beylagen. 531
| Die tweitläuftige und ungebundene Lage derer. Ans
bauungen diefer neuen Staaten wird bie — ———
ſolcher Schulen durch ein allgemeines Geſez noch vor
einige Jahre verhindern, allein nichts kan hinderlich
ſeyn, dergleichen in Philadelphia und in denen ſchon
lang und ſtark angebaueten Gegenden dieſes Staats ſo⸗
gleich anzulegen. Man lebt der Hoffnung, daß es um
nöthig fenn wird, ein Volf, welches von denen Grunds
fäzen von Freyheit umd Chriſtenthum unterrichtet fl,
durch Demeife zu überreden, ſolche nöthige und- nuͤz⸗
liche Einrichtungen zu treffen. Die Kinder armer Leute
machen einen groſſen Theil des gemeinen Weſens aus.
Ihre Unwiſſenheit und Laſter, wenn fie vernachläffiget
werden, mirfen nicht allein auf fie felbfi. Sie breiten
fih auch dadurch auf die Kinder der vornehmſten aus.
Sie find berechtiget, warn fie ihre Jahre erlangt has
ben, zu denen Wahlen der Beamten des Landes ihre
Stimmen zu geben. Gie haben an dem guten Namen
und denen Sitten eines ganzen Volks einen Antheil.
Mit einem Wort, wann der gemeine Mann unwiffend
und lafterhaft ift, fo Fan eine Nation, und befonders
ein freyer Staat, nicht lange frey und glücklich ſeyn.
Es ift daher unfere Pflicht und Schuldigfeit, mann wir
unfere Jugend lieben, und unfere Freyheit und das
Wohl unferes Landes zu ſchaͤzen willen, ſogleich Ans
8la ſtalten
#
552 Beylagen. a
—
— —
ſtalten zur Erziehung der Kinder der Armen, —
in denen dick angebauefen Gegenden diefeg Staats eine
fo groſſe Menge ift, zu treffen.
Solgender Plan, diefes hoͤchſtnoͤthige Werk in der
Hauptitadt biefes Staats anzufangen, wird hiemit den
Einwohnern von Philadelphia und denen Bezirken von
Sudwark und denen Nordern Frepheiten, zu Fugen
Nachdenken vorgelegt.
Erftend. Laßt ung der gefesgebenden Macht eine
Bittfchrift vorlegen, um durch ein Geſez 1000 Pfund
durch eine Schägung aller Eigenthümer in Philadelphia
aufzubringen, zur Erhaltung der Schulmeiſter, Miethe
vor Schulhäufer und anderen Ausgaben, fo diefes Un
ternehmen erfordert. Diefe Art Freyſchulen zu errich,
ten, ift mit vielen Vortheilen verfnüpft, die man nicht
hat, wann man fih auf einen freymwilligen Beytrag
dazu verläßt. In Schottland und Neuengland werden
die Freyfchulen durch ein gemaͤchtes Gefez erhalten
daher gute Erziehung und Wiffenfchaften in diefen Läns
dern allgemein find. In England werden die Sreys
ſchulen faft durchgängig durch Allmofenpredigten erhal
ten, daher ift Erziehung und Wiffenfchaft fo partheyifch.
gertheilt in dem Lande, und das ift auch der Grund zu
benen
” Beylagen. 533
*
denen unzaͤhlbaren Hinrichtungen, md Erfindungen
Nebelthäter zu beftrafen und auszurotten, wovon wir
täglih in denen Zeitungen von England fo traurige
- Erzählungen finden. Freywillige Gaben treffen die vers
ſchiedene Glieder einer Geſellſchaft ungleich. Zu einer
Tax träge ein jeder bey, und diefe Tare wird fo ges
ring feyn, daß fie niemand befchwerlich fallen wird.
Der Preis einer Flaſche Wein, oder einer einzigen neu⸗
modifchen Feder, wird vor einen ordinairen Rehnbefizer
vor ein ganzes Jahr binlänglich zur Bezahlung feiner
Taxe zu den Sreyfchulen fenn. Diejenigen, deren ges
ringere Umftände obige Ausgaben ohne dig ohnmoͤglich
machen, die belieben —* — *— N
en) Da ed bey manchen von diefen der Preis von
zwey oder drey Pfund Fleiſch, und bey andern noch
weniger ſeyn würde, was fie dazu alg einen ——
Tax zu zahlen haben wuͤrden.
2) Und viele von ihnen wuͤrden dadurch mit zwey
Schilling die Summe von mehr ald 20 Schilinge abe
tragen fönnen, welches die Summe des Schulgeldes
wäre, daß fie nur bey einem Kinde erfparen Fönnten,
geſchweige wenn fie bey ihrer Armuth noch mehrere
derfelben haben folten.
213 Ueber⸗
534 Deyfagen.
Ueberdem wird man bey Bezahlung dieſer Tare
gewinnen. Durch Ausbreitung und Vermehrung guter
Sitten in denen Schulen, und duch Gemwöhnung der
Kinder zum Fleiß und Arbeit, wird bie Anzahl der Ars
men, und folglich auch die Taxe, fo zur Erhaltung ders
felben eingefobert wird, geringer. werden. Ben Abs
nahme der Lafer werben die Koſten der Gefängniffe
geringer, und vieles Geld, welches die ‚daher ent-
fiehenden Proceſſe Eoften, erſparet. DBefonders aber: |
werden wir dem Allerhöchften einen angenehmen und -
ihm wohlgefaͤlligen Dienft leiften, wann wir für den
Theil unferer Mitmenfchen forgen, welche die Hauptge⸗
genftände feiner Gnade und Zuneigung zu ſeyn feheinen«:
Zweytens. Laſſet die Kinder, fo in diefe Schulen
gefchickt werden ‚im Englifchen lefen und fchreiben, (und
wann es die Eltern verlangen) auch in der deutfchen
Sprache unterrichtet werden. Desgleihen auch in des
nen Grundftäcken der Nechenfunft. Die Mädchens im.
Neben, Stricken und Spinnen, dabey aber auch in des
nen vorher angeführten Künften. Hauptfächlich aber
forget auch dafür, daß alle, fowohl Knaben als Mäds
chens, mit allem Fleiß in denen Grundſtuͤcken und
lichten der chriftlichen Neligion unterrichtet werben.
Diefes ift das noͤthigſte Stück zu einer guten Erziehung.
Diefes wird fie zu gehorfamen Kindern und lehrbegie⸗
. rigen
Beylagen. 535
zigen Schülern machen, und fie werden bereinft gute
Lehrlinge, rechtfchaffene Ehemänner, redliche Weiber,
ehrliche Arbeiter, fleiffige Ackersleute, friedfertige Schiff
leute, und in allen zum Beſten des Landes erforderlis
chen Stücken, gute und nüzliche Bürger werden. Um
diefen fo hoͤchſt nüzlichen Endzweck zu erreichen, wird
noͤthig ſeyn,
Drittens. Daß die Kinder derer Eltern, dh au
Ä einerley Religion fich befennen, auch zufammen erzogen
‚Würden, damit fie defio leichter in denen Grundfägen
der Kiechen, zu welchen fie gehören , Finnen unterrich-
tet werden. Hiedurch werden auch dieſe Schulen be⸗
ſonders der Aufſicht der Prediger der Stadt anheim
geſtellt, und Religion und Lernen deſto genauer mit
einander verbunden. Wir wiſſen aus der Erfahrung,
was fuͤr groſſen Nuzen die Freunde (Quaͤker) durch
Verbindung ihrer Schulen und Kirchen gehabt, wie gut
ſie ihre Jugend dadurch gebildet haben, ſo daß es alſo
nicht noͤthig iſt, zum Beſten dieſes Plans ein mehre⸗
res zu ſagen.
Viertens. Laßt das Geld, ſo zur Erhaltung die⸗
ſer Schulen zuſammen gebracht wird, denen Haͤnden
des Schazmeiſters der Stadt uͤbergeben, und auf fol⸗
gende Art angewendet werden. Laßt eine gewiſſe Ans
zahl Truſties dieſer Freyfchulen von einer jeden Reli⸗
14 gion
%
536 % Beylagen.
— —
gion vor ſich erwaͤhlet werden; und laßt einen von dem
von denen Truſties unter ſich ernannten Praͤſidenten
unterzeichneten Auszug, dem Zahlmeifter zuſtellen, wele
cher dann bevollmächtiget wird, vor einen jeden Schuͤ⸗
ler, fo in einer folchen Schule fich befindet, drey oder
vier Pfund jährlich auszuzahlen. So bald bie Anzahl
der Kinder gehörig über 15 iſt, fo befiimmt 30 Pfund a
jährlich für fie, vor die Miethe einer Schulfube, und
vor Papier, Dinte, Federn,- Bücher und Holz, und _
60 Pfund, wann die Anzahk fo angewachſen, daß zwey
Schulfuben für fie erfordert werden. Solte eine den
chriſtlichen Gefellfchaften von dem zufammengebrachten :
Gelde nichts verlangen, indem. fie duch privat Zufame
menlagen ihre Schulen erhalten, fo laßt ihr Theil in
die Armencaffe der Stadt gelegt werden, wann. ee an⸗
derſt nicht vor die armen Kinder anderer wicht fo wohl
habenden Gefellichaften gebraucht wird. Und endlich
laßt von dem Geſez Auffeher ernennen, und jährlich
öffentlich befannt machen, welchen diefe Schulen for
wohl als auch die über Einnahme und Ausgabe. ges
führte Rechnungen , jederzeit offen fiehen.
Einwohner von Philadelphia! erwacht endlich ein.
mal, fezet denen Laftern Grenzen. Welche Schand»
flecke unſerer Stadt find das ruchlo® und unanftändige
Schwören; die Ihändliche Ausdrüce, welche öfters in
denen
Beylagen. —* 537
denen Straſſen in unſere Ohren gellen, werden blos
dadurch verringert werden, wann man vor die Erziehung
der Kinder der Armen ſorgt. Es herrſcht gegenmärtig
je ein glücklicher. Eifer. unter uns. Das Difpenfary und
- Humane Gefellfchaft werden unverloͤſchliche Denkmale
der Menſchenliebe der gegenwärtigen Bürger von Phi⸗
ladelphia bleiben. Aber laßt eure Wohlthaten nicht
blos bey der Geſundheit und dem Leben der Armen
ſtehen bleiben. Ihre Sitten haben mehr Einfluß auf
dag ganze, als ihre Geſundheit und Leben, und ihre
Seele bleibt vor immer. Geſegnet iſt der Mann, der
den Armen Gutes thut, der Herr wird ihm in der
Noth beyſtehen; der Herr wird ihn behuͤten, daß ihm
kein Ungluͤck treffe, er wird ihn nicht in die Hände
feiner Feinde fallen laſſen. | |
(Gemeinnuͤzige Philadelph. ERTL,
Nro. 310. 1787.)
Plan der Uranien Acadenie,
Welche in Philadelphia zur Verbeſſerung des
Singens in denen Kirchen full angelegt, und
den dritten Mittwoch des Monats Septem⸗
ber .diefes Jahrs eröfinet werden. .
St" ift von alten Zeiten ber beym Gottesbienſt
gebräuchlich ‚gewefen. In denen erſtern Zeiten
£ls . Wurde
338. h J Beylagen. |
wurde es ſchon im denen chriftlichen Gemeinen einges
führt; und in denen meiften Kirchen macht es noch jezt
einen Theil des Gottesdienſtes aus. Damit es aber
feinen wahren Gndzwec erreichen möchte, fo follte es
mit Ordnung und Andacht gefchehen. Diefes if aber
eine Kunſt, welche, gleich andern, Zeit und Mühe zu
ihrer Erlernung erfodert; und von welcher man ohne
Hülfe eines Lehrers Feine Erkenntniß befommen fan.
Nichts deftoweniger haben die meiften Leute fich mit
dem begnüget, ' was fie durch Mitfingen in benen Kir⸗
chen haben erlernen Fönnen. ar"
| Allein das Singen ſollte entweder in denen Kirchen
ganz umterlaffen werben, ober auf eine Art geſchehen,
daß unſere Aufmerkſamkeit dadurch gereiget , und wir
zum Lobe Gottes ermuntert würden. Um das Singen
zu verbeffern, und nuͤzlich und angenehm zu machen, fo
ſollte es einen Theil der Erziehung ausmachen; dann
Kinder koͤnnen eben fo wenig recht fingen als lefen ler.
nen, ohne einen Unterricht darinn zu haben. Diefen
Vegriffen gemäß hat man ſich vorgenommen: 8
1. Daß eine Stiftung, zu Erlernung des Singens
in denen Kirchen errichtet werde, in welcher 300 Schuͤ⸗
ler koͤnnen, und wann ſich ſo viele anzeigen, moͤgen
frey von allen Koſten unterwieſen werden.
2. Der
—
Beylagen.
2. Der Name dieſer Stiftung ſoll ſeyn/ Die
Uranien Academie in Philadelphia. 2
3. Daß niemanden bie Aufnahme in diefer Acade⸗
mie, in Betracht der Religion oder Provinz, zu wel⸗
‚her er gehoͤrt, ſoll unterfage werden; fie fleht offen
und frey für ale Religions» Verwandten.
4: Zue Bequemlichkeit der Schüler, follen drey
Plaͤze zum Unterricht befiimmt werden, naͤmlich einer
in der Mitte der, Stadt, ein anderer in oder nahe bey
der Norder Frepheit, und ein dritter in oder nahe bey
dem Sudwark Diſtrict.
5. Daß um dieſer Stiftung einen feſten Su zu’
geben, ein Capital fol gefammilet werden, wovon nicht
ehe etwas foll gezogen werden als bis das jaͤhrliche
Einkommen deſſelben mit der garen zum Unterricht
von 300 Schuͤlern, welches nach dem eriten Artikel die
beftimmte Anzahl ift, nöthigen Ausgabe überein kommt.
6. Um die Grundlage zu diefem Capital zu erlan⸗
gen, fo fol in diefem Frühjahre ein groſſes Concert,
und in der Folge, um das Capital zu vermehren, we⸗
nigfteng jährlich ein folches veranftaltet werden.
7, Sin eben biefer Abficht follen auch Subferiptionen
von denen, fo gefonnen find, diefe Stiftung zu ermuns
tern, angenommen werben, und ein jeder, fo. acht
Thaler oder mehr fubferibirt, fol ein Necht zu einer.
Stim⸗
—*
Stimme —— der KEuſtes u Patronen
- haben. BEST
8. Um den Nuzen, fo man von: diefer Stiftung ers.
wartet, auf die Folge fefisufegen,, und das Eigenthum:
derſelben zu vergewiſſern, follen die Truftees um einen
Freyheitsbrief für dieſelbige zu erlangen, ſich an die
Landesregierung wenden.
9. Die Academie fol unter der Verwaltung von
zwoͤlf Truſtees ſtehen, welche, vor das erſte Jahr die
Verwaltung derſelben vor ſich uͤber ſich nehmen; in der
Folge aber durch die, ſo zu der Academie ſubſcribirt
haben, jaͤhrlich erwaͤhlet werden ſollen.
10. Es ſollen auſſer denen Truſtees wenigſtens 20
Patronen der Stiftung ſeyn, welche auf eine gleiche
Art als die Truſties erwaͤhlt werden, und mit denen⸗
felben verbunden, bey der vierteljaͤhrigen Prüfungen
der Schüler, richten, und ben denen jährlichen Con⸗
certs DVermalter abgeben, und überhaupt vor das Befle
und. die Erhaltung der Academie forgen follen.
11: Sol der erſte Lehrer dieſer Academie, fowohl ale
auch deffen Gehuͤlfen, von denen Truſtees angeftellet und
auch die Beſoldungen berfelben feſtgeſezt werden.
Nachdem wir die Gruͤnde zu Errichtung einer Stife
| tung. zur Verbeſſerung bes Singens in denen Kirchen
genau unterfuchet haben, To find wir der Meynung, da
es
a
*
Beylagen
es einen groſſen Einfluß auf das gemeine Beſte haben,
und ein groſſes zur Verbeſſerung dieſes Theils des Got⸗
tesdienſtes beytragen wird. Von dem Nuzen davon alſo
voͤllig uͤberzeugt, geben wir demſelben unſern voͤlligen
Beyfall; und uͤbernehmen mit Vergnuͤgen die Verwal⸗
tung und Befoͤrderung dieſer Stiftung bey ihrem Anfang,
werden auch dem zufolge bey dem erſten vorgeſchlagenen
AUranien Concert als Verwalter zu Werke gehen.
Das Concert wird den zafen April, in der deut⸗
ſchen reformirten Kirche , in der Rees⸗ſtraſſe, aufgefuͤh⸗
vet werben; nähere Nachricht davon wird dem Publico
einige Tage vorher gegeben werden. Dem gemachten
Ueberfchlag nach werden auffer denen Sängern ohmges
fehr 1200 Menfchen in der Kirche Plaz haben; diefe
Anzahl von Tickets werden daher auch nur ausgegeben
werben. Scheine vor Tickets find bey Deren Young,
an der Ede von der Zweyten⸗ und Chefnut-firaffe, des⸗
gleichen bey allen Verwalteen, zu einem Thaler das
Stüd, zu haben, Einige Tage vor der Aufführung
müffen dieſe Scheine wieder abgegeben werden, da
dann Tickets dafür werden ertheilet werben.
Verwelter
Patronen: Nobert Blackwell, Tafpar Weiberg,
James Sproat, John Emwing, Sammel Magaw, Els
hanen Winchefter, Joſeph Pilmore, Robert Molineur,
Ben⸗
542 Beylagen.
—
Benjamin Ruf, Sohn Meder, Francis Hopfinfen,
Iſaac/ Snowden, Georg Duffield, Sohn Fromberger,
Johann Becker, Thomas uſtick, William Young, Wil⸗
liam Schäf, Joſeph Turner, Charles Pettit, Abra⸗
ham Collings, Sohn . , Sohn Sacob
L. Swyler.
Truſtees: Asarich — John Andrews, *
rich Helmuth, Joſeph Ker, J. Swanwick, Samuel
Duffield, Nathanael Falconer, eher Miles, Jacob Ä
| Becker, Gerardus Clarkſon, William W. Smith,
Alexander Fullerton.
Bey einer am 2zſten Maͤrz gehabten Zuſammen⸗
kunft der Truſtees der Uranien Academie, wurden nach»
folgende Herren zu Beamten dieſer Stiftung erwaͤhlt:
Der Hochwuͤrd. Doctor John Andrews, Praͤſident.
Der Hochw. Doct. Heinrich Helmuth, Vice-Präfident.
Herr John Swanwick, Sekretair. |
Herr Azariah Horton, Schagmeifter.
(Gemeinnuͤz. Philadelph. Eorrefpondens,
Nro. 311. 1787.)
Nro. VII.
—
a‘
ALLIED TE
Nro. VI.
%: n
An das Bublicum
Ein Liebhaber nuͤtzlicher Wiſſenſchaften in London, hat
vor einiger Zeit der Amerikaniſchen Philoſophiſchen
Geſellſchaft, welche zu Philadelphia, zur Befoͤrderung
nuͤtzlicher Wiſſenſchaften, gehalten wird, zweyhundert
Guineen, als ein Geſchenk angeboten, welche ſicher aus⸗
gethan werden ſollen, fo daß die Intereſſen davon jaͤhr⸗
lih alg ein Preis, nah dem Urtheil der Geſellſchaft,
dem DVerfaffer der beſten Entdeckung, oder der mügliche
ſten Erfindung die Schiffarth, Afironomie oder Naturs
funde betreffend „ (blos die Naturgefchichte ausgenom⸗
men) zuerfannt werden follen, und da die Geſellſchaft dag
obenbenannte Geſchenk angenommen, fo macht fie bie
durch die Bedingungen befannt, welche der Geber vorge,
ſchrieben, und die Geſelſſchaft gebilliget Hat, nach welchen
der angeführte Preis jäyrlich wird zuerkannt werden.
1. Der Candidat ſoll ſeine Entdeckung, Erfindung
oder Verbeſſerung, unter der Addreſſe an den Praͤſi⸗
denten oder einen der Dice » Präfidenten der Gefells
fchaft CH) Poſt und Koflen frey, einſchicken, und fein
Werk dur) einen Wahlfpruch, Beyſchrift oder fonflis
ges Zeichen unterfcheiden, fo wie es ihm gefällig. ifk.
Zus
ar Y
*
544 ug Beylagen.
Zugleich ſoll er. auch mit feiner Entdestung, Erfindung
oder Verbeſſerung einen verſiegelten Brief einſchicken,
welcher eben denſelben Wahlſpruch, Beyſchrift oder
Zeichen in ſi ſi ch haͤlt, und auch den wahren Namen und
den Ort des Aufenthalts des Autors anzeigt.
2. Leute. von irgend einer Nation, Secte oder Des
nennung, follen ale Candidaten um dieſen Preis ange⸗
nommen werden. G ii ke 7
3. Reine Entdefung , Erfindung ober Verbeſſe un
ſoll ein Recht zu dieſem Preis haben, welche ſchon bee
Fonnt gemacht worden, oder vor welche der Autor fchon
fonften wo eine öffentliche Belohnung "erhalten hat.
4. Der Bewerber fol feine Entdeckung, Erfindung
oder Verbefferung, entweber in der Englifchen, Franzoͤſi⸗
fchen, Deutfchen oder Lateinifchen Sprache mitteilen.
5 Ale ſolche Mittheilungen follen bey einer dazu
beffimmten Zuſammenkunft öffentlich gelefen, oder der
Gefellfchaft vorgelegt werden, und zwar nicht fpäter
als einen Monat vor dem Tag der Zuerkanntniß, auch
ſollen fie allezeit der Durchficht derer Glieder nach ih⸗
rem Verlangen offen ſtehe Aber kein Glied ſoll die
Erlaubniß haben, eine ſolche Mittheilung , Befchreisung
oder Abrig mit fih nad) Haufe zu nehmen, auffer dem
Beamten, welchem felbiges iſt anvertrauer worden;
auch fol ein folher Beamter es nicht aus feiner Ver⸗
wahrung
Ra
2 c
n — N
Beylagen, 345
wahrung laſſen, ohne dazu eſſten beſondern Befehl von
der Geſellſchaft zu haben.
6. Nachdem die Gefellfchaft vorgängig (äntliche
Mittheilingen der Kandidaten, um den dagmal feſtge⸗
ſetzten Preis, der Ueberlegung von zwoͤlf Raͤthen und
anderer Beamten der Geſellſchaft uͤbergeben, und ihren
Bericht daruͤber erhalten, fo fol, bey einer. ihrer bes
ſtimmten Zufammenkünfte ‚, im Monat December, jähts
li nad dem, Verlauf diefes Jahrs (von der Zeit, Ort
und befondern Gelegenheit diefer Zufammenkunft, fol
vorher durch befondere Bekanntmachung Nachricht, ger
geben werben) zu der zu biefem Endzweck gehörigen Zus
erfanntniß des beflimmten Preifes gefchritten werden;
und nad gehoͤriger Veberlegung ; ſollen erſt die Stim⸗
men uͤber nachfolgende Frage geſammiet werden, naͤml.
Iſt eine derer Mittheilungen fo eingegangen und bes
fichtiget worden, des vorgefchlagenen Preiſes wirdig ?
Faͤllt dieſe Trage verneinend aus, ſo fol das game
Gefchäfte bis auf dag andere Jaht verfüoben werben;
wird fie aber beiahet, fo fol die ( heſellſchaft durch Looſe
von allen Mitgliedern zur Beflimmung der nuͤtzlichſten
und mohlverdienteflen Entdeckung, Erfindung oder Ver⸗
befferung, ſchreiten; und die Enldeckung, Erfindung
oder Verbefferung, welche dann die größte Anzahl über
einflimmender Stimmen babend, wird gefunden wer⸗
SchöpfsR. 11 Th. Mm den,
546 Beyfagen.
| — *
den, ſoll gut ſeyn; — und nicht ehe, fon det
verfiegelte Brief, welcher dent ‚gefrönten Werke beyges
legt war, geöffnet, und der Namen des Verfaſſers, ale
‚diejenige Perfon, fo diefer Preig —5 bekannt ge⸗
macht werden.
>. Rein Mitglied der Geſellſchaft, fo J
vor den dann beſtimmten Preis iſt, oder der nicht vor⸗
her der Geſellſchaft entweder muͤndlich oder ſchriftlich
hat angezeigt, daß er die vergleichungsmaͤſſige Ver⸗
dienſte aller Anſpruͤche, ſo dann in Betrachtung nach
ſeinen beſten Beurtheilungskraͤften betrachtet und beur⸗
theilet bat, ſoll weder ein Recht feine Meinung roch
feine Stimme bey dem Zuerfennen des beftimmten Prei-
ſes zu geben haben. s a:
3. Eine vollffändige Nachricht von dem gekroͤnten
. Subiect fol von der Gefellfchaft fo bald als möglich, nad)
der Zuerfanntniß, entweder in einer beſondern Bekannt⸗
machung oder in dem naͤchſten Bande ihrer Verrichtun⸗
gen, oder in beyden / oͤfentlich bekannt gemacht werden.
9, Die nicht glücklich ausgefallene Werfe follen un.
ter fernerer Betrachtung bleiben, und die Verfaſſer ders
felben follen vor fünf folgende Jahre, von der Zeit ihr
rer Einſendung angerechnet, alg Candidaten um den
Preis angefehen werden, es fen dann dag folhe Vers
faſſer ihre Werfe während der Zeit Wieder zurück zu
fobern,
———
Beylagen BR,
fodern, für gut halten möchten, Die Geſellſchaft ſoll
auch jaͤhrlich einen Auszug de er 1 lieberfchriften ber vor
genommenen oder vorhabenden Stäte derer Mittheie
lungen, fo unter Erwegung find, betannt machen; nur Ä
‚bie ausgenommen ; Welche. die Geſellſchaft Sfentlicher
Bekanntmachung nicht werth hält. |
10. Die Briefe, welhe die Namen derer WVerfafs
fer enthalten, deren Werke verworfen oder nad) einer
fünfjährigen Prüfung nicht glücklich, ausgefallen , follen
vor der Gefellfchaft unerbrochen verbrannt werden.
11. Sollte in einem Jahre Feine Mittheilung bes
beftimmten Preifes werth gefunden, fo follen in dem
naͤchſten Jahre zwey Preife zuerfannt werben. Aber
feine gefanmlete Preife follen einen Verfaſſer ein Recht
zu mehr als einer; Preis für eine Entdeckung/ Erfin⸗
dung oder Verbeſſerung geben.
12. Der Preis ſoll in einer laͤnglich runden maſſiv
goldenen Medaille zehn Guineen an Werth beſtehen.
Auf der einen Seite derſelben ſoll ein zierlich geſtoche⸗
ner Lateiniſcher auf die Gelegenheit paſſender Wahl—
fpruch, nebft diefen Worten fih befinden: "Der Preis
des Heren — zu London, eingefebt im Jahr 1786.
Und auf. der anderen Seite ber Mebaille follen diefe
orte eingeftochen fen: Zuerkannt bey ber A. P. ©.
den — vor feine Entdefung in — A. D.
Präfident.
Mm2 | Und
548 | —— | .
Und bag Siegel ber Gelelſchaft ſoll an n obenbename
ter goldenen Medaille ‚mit einem Bande, welches durch
ein Fleineg Loch nahe an dem unterſten Runde derſelben
gehet, beveſtiget werden.
Bekannt gemacht auf Verordnung der Geſellſchaft
zu Philadelphia, den ıgten November, 1786.
James Hutchinſon, ]
Robert Patterſon, *
Samuel Magaw, Secretairs.
John Foulke,
t Gegenwärtig find Seine Excellenz Doctor Ben
jamin Franklin, Peäfident der Gefellfchaft.
Der Hohm. Dr. John Ewing, 7
Der Hochw. Dr. William White, « Sn benten.
Und Samuel Vaughan, Efquire, ]
%,%* Die fämtlichen Druckers in denen vereinigten
Staaten und in Europa werben erfuchet, obenbenann-
tes befannt zu machen; damit gefchickte Männer aller
Nationen eine Gelegenheit haben mögen be ai des
obengemeldeten Preifes zu werden.
(Gemeinnüsige Philadelph. Correſpondenz,
Nro. 294. 1786.)
Nro. VIII.
ER 349
enenanenaraszananas
Nro. VIII.
Medie iniſche Waſſer für zu trinken
und zu baden, zu Harrowgate
Innerhalb ohngefaͤhr vier Meilen von Philadelphia,
nahe an der Frankfurther Straſſe.
era der weiſe und gütige Urheber ber Natur dem
obengemelbdeten Plag mit drey verfchiedenen mine⸗
ralifchen Waffern verfehen, fo hat der Unterfchriebene
mit beträchtlichen Koſten folche Gebäude darüber erriche
tet, als noͤthig war, diefe Waffer zum innerlihen und
äufferlichen Gebrauch, je nachdem es die Kranfheiten
der Säfte erfordern, gefchickt zu machen.
Diefe Waffer find von Herrn Doctor Ruſch und
Herrn Doctoe Moyes unterfüchet, und deren Gebrauch
empfohlen worden. |
Die erfte Duelle enthält eine Quantität ſchwefel⸗
artiger, oder wie es dieſe Herren nannten, hepatifcher
Luft, und eine Fleine Quantität Eifen, und ift in feinen
Beftandtheilen und mebicinifchen Eigenfchaften dem bes
sühmten Harromgate Waffer in England ähnlich.
Die zweyte Duelle enthält eine Quantität Kalchs
fein « Luft, mit einer Kleinen Quantität Eifen und Kalch⸗
Mmg ſtein⸗
“ —
44
550 | Beylagen.
*—
un”
f u
ſtein · Erde, und befiget viele von. vöhen Eigenfehaften
des Pormonter Waffer , Er fo hoch gepriefen ft
durch alle Theile der Welt.
Die dritte Duelle iſt ein — Stahtmafer,
und ift dem Briſtoler Waſſer in diefem Staat gleid).
Der Unterfihriebene überläffet es dem Urtheil der
Aerzte in der Stadt Philadelphia, wenn, in was für
Kranfheiten und in welchem Maaffe ber Gebrauch die
fer mineralifchen Waffer zu empfehlen ifl. Er will nur
berühren, daß das Harrowgate Waſſer folchen Perſo⸗
nen hülfreiche Dienſte geleiſtet bat, welche mit Krank⸗
heiten und Verſtopfungen des Magens, der Eingeweide
und der Nieren behaftet waren. Es hat Würmer vers
trieben, und die mandernden und veftfizenden harte
näcigen Gliederſchmerzen geheilet.
Aeuſſerlich gebrauchet, haben dieſe Waſſer in alten
Schaͤden, und allerley Ausbrechen der Haut gute
Dienſte gethan.
Koſt und Wohnung iſt zu haben in dem Wohn⸗
hauſe nächft denen Quellen; und zur Bequemlichkeit ber
Gehrechlichen, wird ein leichter Neifewagen alle Mor»
gen (Sonntags ausgenommen) um Sechs Uhr vom Ane
fang des Monats Junii bis Anfang Octobers, vom
Wirthshauſe zum Grünen Baum, in der Need - frafie,
dahin abfeten, |
Man
Beylagen. —
Man kan verſichert ſeyn, daß weder Koſten noch
Muͤhe geſparet werden ſollen, dieſe Waſſer und Baͤder
bequem und brauchbar zu machen, von ihrem unterthaͤ⸗
nigffen Diener,
Georg Eſterly.
P. ©. Der Preis für den Gebrauch der Bäder
für den ganzen Sommer ift Vier Thaler; für einen
Monat Zwey Thaler; für eine Woche Fünf Schillinge;
und für jebes einzelne Bad einen Schilling. Nichts
wird verlangt von denen, welche nur das Waffer trine -
fen. Der Preis vor jeden Sig im Magen bin und
ber zu fahren iſt Zwey Schilling und Sechs Pens.
(Gemeinnüzige Philadelph. Correſpondenz,
Nro. 265. 1786.)
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458.
508.
—* Pi
* A *
eh *
Bu Er * |
> 2 w 4
Drudfebler.
Seile. 2. del. aber.
8. 13. fi. boashing . 1. boaking,
3. 6. fl. welches, I. welche.
3.9 f.fe. Lek.
11. fi. ware, I. warm.
3. ft. treibt. I. treiben.
ı2. fi. Haden, I. Hekken.
Note lest. 3. ft. Ordensklaſſe I. Ordeuskaſſe.
3.7. ft. Muha [, Muſa.
3.20. ft. Fiſchen. I. Fifchern.
sorleste 3. ſt. Kopfe, I. Kropfe.
3. 13. R. Auszug, I. Aus.
n m) wm ©
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Deacidified using the Bookkeeper Process.
Neutralizing agent: Magnesium Oxide
Treatment Date: Jan. 2003
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111 Thomson Park Drive
Cranberry Township, PA 16066 .
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